An L.G.H.

[331] Wo so leicht in sonnenklaren

Tagen einst der Herbst uns floß,

Hell dort wieder, wie vor Jahren,

Blüht der Garten, glänzt das Schloß.[331]


Wieder blauend mir zu Füßen

Wallt im Grund der Strom entlang,

Und vom Forst herüber grüßen

Büchsenknall und Waldhornklang.


Doch wie mir ein reich Erinnern

All die Lust erst voll beseelt,

Fühl' ich tief zugleich im Innern,

Fühl' ich schmerzlich, wer uns fehlt.


Ach, und wenn ich dann die Blicke

Nach dem Landhaus dort am Hang,

Nach den lichten Fenstern schicke,

Schwillt das Herz mir wehmutbang;


Immer mein' ich, plötzlich wieder

Müsse dort die Pforte gehn

Und dein liebes Bild hernieder

Vom Altan zum Strome sehn.

Quelle:
Emanuel Geibel: Werke, Band 2, Leipzig und Wien 1918, S. 331-332.
Lizenz:
Kategorien:
Ausgewählte Ausgaben von
Spätherbstblätter
Spaetherbstblaetter
Spätherbstblätter
Spaetherbstblaetter