Erster Auftritt.

[73] Der Hausvater sitzt an einem Tisch und macht einen Brief zu, wie Dromer herein kömmt.


HAUSVATER. Gut, Baron, daß Sie da sind.

DROMER. Was steht zu Ihrem Befehl?

HAUSVATER. Beinahe hätten Sie mich vorher aus meiner Fassung gebracht.

DROMER. Sind Sie itzt ruhig?

HAUSVATER. Ruhig nicht; aber gesetzter. Ruhig sein? Gott weiß, ob ich das je noch werde sein können.

DROMER. Wir wollen das Beste hoffen.

HAUSVATER. Es ist viel für einen Mann zu ertragen: eine Tochter veruneinigt mit ihrem Gatten, der Trennung nahe; einen Sohn im äußersten Labyrinth, in den je ein Jüngling durch Liebe geführt ward; einen andern Sohn soviel als tot, schlimmer als tot, verunehrt, ein schlechter Kerl.

DROMER. Vielleicht ist alles das nicht so arg.

HAUSVATER. Will's wünschen, Gott inbrünstig dafür danken, wenn es nicht so ist: aber durch eitle Hoffnung räumt man das gegenwärtige Übel so wenig aus dem Weg, als durch leere Klagen. Dem Unglück standhaft entgegen gesehen und, soviel der arme Sterbliche anders kann, sich einen Plan gemacht, nach welchem man ihm abhelfen will: das ist's allein, was dem Manne geziemt und frommet.

DROMER. Aber was wollen Sie itzt thun?

HAUSVATER. Handeln, nicht die Hände im Schoß legen und wimmern. Wie, sagen Sie, heißt der, welcher meinen Sohn soll gefordert haben?

DROMER. Nechrostfeld.

HAUSVATER. Sind Sie zuverlässig benachrichtiget, daß er das vom Ferdinand sagt.

DROMER. Ich hört' es aus seinem eignen Munde.

HAUSVATER. Ist er Soldat?

DROMER. Er trägt Uniform.[73]

HAUSVATER. Nun dann, so sein Sie so gut und als Edelmann bringen Sie ihm diesen Brief.

DROMER. Was wollen Sie thun?


Quelle:
Das Drama der klassischen Periode. Herausgegeben von Dr. Adolf Hauffen, Band 2, Stuttgart [o.J.], S. 73-74.
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