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TRAUM EINES NEUGIERIGEN

[184] Kennst du wie ich den wolgeschmack der schmerzen

Und sagt man auch von dir: der sonderling!

Ich lag im tod: im liebevollen herzen

War gier und schreck gemischt · ein seltsam ding.


Nur angst und hoffnung ohne groll und klage –

Und schnell und schneller rann die schlimme uhr

Und herber köstlicher ward meine plage ·

Mein sinn enteilte dieser erden spur.


Ich war ein kind das nach dem schauspiel lüstet

Und ob des vorhangs · der verhüllt · entrüstet

Bis endlich sich die nackte wahrheit wies:


Ich war gestorben ohne staunen. Schimmer

Des grausen tags ging auf. Was · nichts als dies!

Das stück war an – ich wartete noch immer.

Quelle:
George, Stefan: Baudelaire. Gesamt-Ausgabe der Werke, Band 13/14, Berlin 1930, S. 184-185.
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