LXXVII
TRÜBSINN

[98] Der regen-mond scheint alle welt zu hassen ·

Aus seiner urne giesst er kalten graus

Auf eines nahen friedhofs bleiche sassen

Und sterben auf die nasse vorstadt aus.


Mein magres tier mit ruheloser posse

Am estrich hin nach einem lager sieht ·

Mit trüber stimme fröstelnd in der gosse

Die seele eines toten dichters flieht.


Der brummbass klagt mit den verkohlten scheiten

Die fistelnd die verschnupfte uhr begleiten

Und im gemisch von schmutzigen parfümen


– Die überbleibsel einer krankenstube –

Pikdame und der schöne karobube

Sich toter liebestage düster rühmen.

Quelle:
George, Stefan: Baudelaire. Gesamt-Ausgabe der Werke, Band 13/14, Berlin 1930, S. 98-99.
Lizenz:
Kategorien: