[Ich lehre dich den sanften reiz des zimmers]

[28] Ich lehre dich den sanften reiz des zimmers

Empfinden und der trauten winkel raunen ·

Des feuers und des stummen lampen-flimmers ·

Du hast dafür das gleiche müde staunen.


Aus deiner blässe fach ich keinen funken ·

Ich ziehe mich zurück zum beigemache

Und sinne schweigsam in das knie gesunken:

Ob jemals du erwachen wirst? erwache


So oft ich zagend mich zum vorhang kehre:

Du sitzest noch wie anfangs in gedanken ·

Dein auge hängt noch immer an der leere ·

Dein schatten kreuzt des teppichs selbe ranken.


Was hindert dann noch dass das ungeübte

Vertrauenslose flehen mir entfliesse:

O gib dass – grosse mutter und betrübte!

In dieser seele wieder trost entspriesse.

Quelle:
Stefan George: Das Jahr der Seele. Gesamt-Ausgabe der Werke, Band 4, Berlin 1928, S. 28-29.
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