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[30] Ihr ist als ob bei jeder zeitenkehr

Sie mehr nur hungre nach der heiligen zehr

Verstossen von dem flor der ufer-bänke

Im strom des grams nur immer tiefer sänke


Verlassen von den leitern ihrer bahn

Der Venus heller fackel und dem Schwan

Gefährdet gar vom glanzumflossenen gotte

Und taumelnd wie die licht-versengte motte.


Da sinnt sie nach: wenn ein verglühter kien

Der tag ein end und ein begräbnis schien

In immer schwärzere nebel sich verdichtend:

Noch niemals blieb der morgen aus der lichtend


Das tal ihr wieder wies das duftig bläut

Wo heimlich singen und ein tief geläut

Und ein gesicht aus maienbüschen lugend

Ihr riefen: sieh dich noch mit deiner jugend!

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Stefan George: Der Teppich des Lebens und die Lieder von Traum und Tod. Gesamt-Ausgabe der Werke, Band 5, Berlin 1932, S. 30-31.
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