STIMMEN DER WOLKEN-TOECHTER

[141] Wir aus den dünneren lüften

Gehn bei euch um insgeheim ·

Euch aus den buschigen schlüften

Euch mit dem volleren seim.


Ob auch uns leichten uns schnellen

Raunet ein warnen: »entfleuch«

Zieht doch ein drängen ein schwellen

Stetig hinunter zu euch.


Die ihr mit grausamem rucke

Unsere kränze zerknüllt

Rufend mit schmerzhaftem zucke:

»Spiel das nicht fasst und nicht füllt«[142]


Ihr die ihr rauh seid und stählern

Reisst aus der hand uns das heft:

Und wir vergeben den quälern

Wenn ihr auch tödlich uns trefft.


Anmutig ist unser reihen ·

Lasset uns liebend euch nahn:

Können wir ganz auch nicht weihen –

Ganz wie ihr wollt euch umfahn!


Wir ein feinblütig gezüchte

Neigen uns schmeichelnd euch dar:

»Zähmt eure gier! mehr der früchte

Wehrt euer jahr und dies jahr«.

Quelle:
Stefan George: Der siebente Ring. Gesamt-Ausgabe der Werke, Band 6 / 7, Berlin 1931, S. 141-143.
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