FRANKEN

[17] Es war am schlimmsten kreuzweg meiner fahrt:

Dort aus dem abgrund züngelnd giftige flammen ·

Hier die gemiednen gaue wo der ekel

Mir schwoll vor allem was man pries und übte ·

Ich ihrer und sie meiner götter lachten.

Wo ist dein dichter · arm und prahlend volk?

Nicht einer ist hier: Dieser lebt verwiesen

Und Jenem weht schon frost ums wirre haupt.


Da lud von Westen märchenruf .. so klang

Das lob des ahnen seiner ewig jungen

Grossmütigen erde deren ruhm ihn glühen

Und not auch fern ihn weinen liess · der mutter

Der fremden unerkannten und verjagten ..

Ein rauschen bot dem erben gruss als lockend

In freundlichkeit und fülle sich die ebnen

Der Maas und Marne unterm fruhlicht dehnten.[18]


Und in der heitren anmut stadt · der gärten

Wehmütigem reiz · bei nachtbestrahlten türmen

Verzauberten gewölbs umgab mich jugend

Im taumel aller dinge die mir teuer –

Da schirmten held und sänger das Geheimnis:

VILLIERS sich hoch genug für einen thron ·

VERLAINE in fall und busse fromm und kindlich

Und für sein denkbild blutend: MALLARMÉ.


Mag traum und ferne uns als speise stärken –

Luft die wir atmen bringt nur der Lebendige.

So dank ich freunde euch die dort noch singen

Und väter die ich seit zur gruft geleitet ...

Wie oft noch spät da ich schon grund gewonnen

In trüber heimat streitend und des sieges

Noch ungewiss · lieh neue kraft dies flüstern:

RETURNENT FRANC EN FRANCE DULCE TERRE.

Quelle:
Stefan George: Der siebente Ring. Gesamt-Ausgabe der Werke, Band 6 / 7, Berlin 1931, S. 17-19.
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