[Ich wandelte auf öden düstren bahnen]

[13] Ich wandelte auf öden düstren bahnen

Und planlos floss dahin mein leben.

In meinem herzen war kein hohes streben

Es schien mich nichts an schönheit zu gemahnen.


Da plötzlich sah ich – o wer sollt es ahnen –

Ein himmelsbild an mir vorüberschweben ..

In meinem innern fühlte ich ein beben

Und Liebe pflanzte ihre siegesfahnen.


Ist mir auch täuschung nur und schmerz geblieben

Und kann ich Dich von glorienschein umwoben

Anbetend und begeistert still nur lieben:


So muss ich doch das gütige schicksal loben

Das mich durch Deine hand zur tat getrieben

Und zu den sternen mich emporgehoben.

Quelle:
Stefan George: Die Fibel. Gesamt-Ausgabe der Werke, Band 1, Berlin 1927, S. 13.
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