ERSTER FRÜHLINGSTAG

[81] Schon hab ich seine nähe gefühlt

Schon seinen zauber empfunden

Doch das war im süden drunten

Wo die sinne nichts andres ahnen

Als wärme schönheit und licht.


Es schwand der duftige traum ..

Ich ward in den norden entrückt

Wo grade der kampf begann

Des jugendlich schönen gottes

Mit dem alten finsteren mann.[82]


Der sieg scheint entschieden zu sein.

Heut bricht zum erstenmal

Des frühlings gewalt auf mich ein

Unter dem grünenden dache

Im weiten sonnigen park.


Heut ist mein erster lenzestag.

Gierig trinkt seine wonnen ein herz

Das starker regungen bar

Zu kleinen lieben sich zwingt

Und nach einer grossen vergebens ringt.

Quelle:
Stefan George: Die Fibel. Gesamt-Ausgabe der Werke, Band 1, Berlin 1927, S. 81-83.
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