CIX

[115] O sag nicht dass ich falsch von herzen sei ·

Schien ferne auch zu dämpfen meine glut:

So leicht macht ich des eignen Ichs mich frei

Als meiner seele die im herz dir ruht.


Dort ist mein haus der liebe. Wie der wandrer

Kehr ich dorthin zurück nach weiter strecke ·

Recht zu der zeit und mit der zeit kein andrer –

So bring ich wasser selbst für meine flecke.


Glaub nimmermehr wenn auch mein wesen steckt

Voll schwächen – sie befallen jeglich blut –

Dass es sich so unsinnigerweis befleckt

Und für ein nichts lässt sein gesamtes gut.


Mir giltst allein auf weitem erdenball

Du · meine rose · du bist drin mein all.[115]


Quelle:
George, Stefan: Shakespeare. Gesamt-Ausgabe der Werke, Band 12, Berlin 1931, S. 115-116.
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