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[7] Von schönsten wesen wünscht man einen spross

Dass dadurch nie der schönheit rose sterbe:

Und wenn die reifere mit der zeit verschoss

Ihr angedenken trag ein zarter erbe.


Doch der sein eignes helles auge freit

Du nährst dein licht mit eignen wesens loh ·

Machst aus dem überfluss die teure-zeit ·

Dir feind und für dein süsses selbst zu roh.


Du für die welt jezt eine frische zier

Und erst der herold vor des frühlings reiz:

In eigner knospe gräbst ein grab du dir

Und · zarter neider · schleuderst weg im geiz.


Gönn dich der welt! Nicht wie ein schlemmer tu:

Esst nicht der welt behör · das grab und du![7]

Quelle:
George, Stefan: Shakespeare. Gesamt-Ausgabe der Werke, Band 12, Berlin 1931, S. 7-8.
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