LXIII

[69] Einst geht es meinem liebsten wie mir jezt.

Ihn drückt und schwächt die Zeit mit rohem schlag.

Wenn sie sein blut verdünnt · die stirn verlezt

Mit strich und runzel · wenn sein jugendtag


Gewandert ist nach alters jäher nacht –

Und alle schönheit der er nun befiehlt

Entschwindende und schon geschwundne pracht ·

Wenn sie ihm seines frühlings schätze stiehlt:


Für solche zeiten sammle ich nun kraft

Dass Alters grimmes schwert ihm ferne bleibt ·

Dass es der welt die schönheit nicht entrafft

Der süssen lieb · ob auch des liebsten leib.


Von seiner schönheit zeugen schwarze reihn:

Sie werden leben und er jung drin sein.[69]


Quelle:
George, Stefan: Shakespeare. Gesamt-Ausgabe der Werke, Band 12, Berlin 1931, S. 69-70.
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