LXXV

[81] So bist du meinem sinn wie brot dem leibe ·

Wie süss gewürzter regen ist fürs feld.

Ich der ums glück in dir in kämpfen treibe ·

Wie es dem geizhals geht mit seinem geld ·


Bin bald wie ein geniesser stolz · bald bang

Dass diebisches alter seine schätze raube.

Bald wünsch ich dich mir zum allein-empfang ·

Bald möcht ich dass die welt mein glück auch glaube.


Oft schwelg ich voll in deinem angesicht

Und dann verhungr ich rein um einen blick.

Und andre lust besitz und such ich nicht

Als mich aus dir heisst nehmen das geschick.


So bin ich täglich trunken und verdorrt ·

An allem schlemmend oder alles fort.[81]


Quelle:
George, Stefan: Shakespeare. Gesamt-Ausgabe der Werke, Band 12, Berlin 1931, S. 81-82.
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