XII

[18] Zähl ich im glockenschlag den schritt der zeit ·

Seh ich in grausige nacht den heitren tag

Versenkt · und veilchen wenn der frühling weit ·

Und silbrig weiss wo dunkle locke lag ..


Seh ich den stolzen baum dess blätter starben ·

Der herden jüngst vor sonnenglut bewahrt ·

Des sommers ganzes grün gehäuft in garben

Hinausgeführt in weissem struppigem bart:


Dann denk ich wie's mit deiner schönheit ist ·

Dass sie im trümmerwerk der zeit vergeht ·

Da süss- und schönes selber sich vergisst

Und stirbt so schnell als andres vor ihm steht.


Vor Zeit mit ihrer sense ist kein schutz

Als same – ihr wenn sie dich holt zum trutz.[18]


Quelle:
George, Stefan: Shakespeare. Gesamt-Ausgabe der Werke, Band 12, Berlin 1931, S. 18-19.
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