DER GOLDMACHER

[101] Unsere kunst lernt sich auf zwei arten · will sagen durch den mündlichen unterricht eines meisters oder durch göttliche eingebung und offenbarung oder endlich durch die bücher welche gar dunkel und verwickelt sind · und um in selben sinn und wahrheit zu finden heisst es klug geduldig fleissig und wachsam sein.

(Der schlüssel zu den geheimnissen der weisheit von

PETER VICOT)


Noch nichts! und vergebens habe ich drei tage und drei nächte lang bei dem bleichen scheine meiner lampe die versiegelten bücher des Raymund Lulle durchblättert.

Gar nichts – ausser zum pfeifen der kolbenflasche das spöttische gelächter eines molches der sich ein vergnügen daraus macht meine betrachtungen zu stören.[101] Bald hängt er an ein haar meines bartes einen funken bald schiesst er aus seiner armbrust einen feuerstreifen auf meinen mantel.

Oder er puzt seine rüstung · und dann bläst er die herdasche auf mein papier und in mein tintenfass.

Aber noch nichts! und drei weitere tage und nächte werde ich bei dem bleichen scheine meiner lampe die versiegelten bücher des Raymund Lulle durchblättern.

Quelle:
Stefan George: Tage und Taten. Gesamt-Ausgabe der Werke, Band 17, Berlin 1933, S. 101-102.
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Tage und Taten. Aufzeichnungen und Skizzen
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