XLV
DES LEBENS URNE

[22] Um lebens urne nicht mit schwachem schritt

Wie ihr schlich er – er schob sie mit der hand

Bis er nach allen seiten sie verstand:

Dort rüstet einer frisch zu grossem ritt ·


Sein weg führt wüsten ihm und gärten mit ·

Er lacht der nie in frohem schwarm sich sezt ·

Er weint der doch nie stillsteht und zulezt ·

Ein jüngling kronetragend · schweigsam tritt.


Die urne füllte er mit wein für blut ·

Mit blut für tränen · duft für heiss gebet

Mit laub das für der liebe grabmal passt


Und wollte sie zerbrechen bei der flut ·

Doch hielt in schicksals namen ein. Sie steht

Nun leer bis einst sie seine asche fasst.

Quelle:
George, Stefan: Zeitgenössische Dichter. Erster Teil, Gesamt-Ausgabe der Werke, Band 15, Berlin 1929, S. 22-23.
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