AN EINEN IN BEDLAM

[47] Mit zarter hand des Irren hinter rostigen stäben

Hat er gewiss auch seine kränze die er reisst und flicht –

Duftlose halme stroh · armselige · sie kreuzen

Sein enges kerker-weltall wo das dumpfe volk hinstarrt


Mitleidig überlegen. O wie sein verzückter blick

Mit ihrer stumpfheit eifert! Welcher göttertraum berauscht

Sein lang und lächelnd sinnen wie ein zauberwein

Und macht dass seine schwermut ist wie die der sterne!


Beklagenswerter bruder! ob dich dies ihr mitleid trifft –

Bin ich nicht freund von allem was dein hohler blick verspricht?

Ein halbes toren-königtum fern denen die da sän und ernten


Lebenlang eitelkeit. Besser als erdenblumen

Sind deine mondgeküssten rosen · besser als schlaf · als liebe

Sternkronige einsamkeit deiner vergessens-stunden.

Quelle:
George, Stefan: Zeitgenössische Dichter. Erster Teil, Gesamt-Ausgabe der Werke, Band 15, Berlin 1929, S. 47.
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