Dritte Szene.

[45] Es dämmert. Roter Abendhimmel, golden leuchtende See. – Wolf steigt mit einigen Getreuen hastig und vorsichtig die Klippen herunter.


WOLF.

Wißt ihr's nun?

EIN KRIEGER.

Das darf nicht sein!

EIN ANDERER.

Wer hilft da? Der König ist uns fern!

WOLF.

Not gibt Recht und bricht die Schranken,

Für ihn zu handeln heischt die Pflicht.


Er zieht das Wehrgehenk des Königs aus dem Gürtel.
[45]

Des Königs Wehrgehenk, hier nimm es,

Schick's aus, was treu ist, nah zu rufen!


Er gibt es einem Krieger, der davoneilend sagt:


EIN KRIEGER.

Den letzten, der es bringt, trifft Tod!

WOLF.

Die Heimat sollten sie verlassen?

Noch segelt ihr nicht auf den Fluten!

Die Hirten steigen vom Berg mit Waffen,

Die Jäger lassen Wald und Wild –

Thule, Thule in Gefahr!

KRIEGER wiederholen den Ruf.

Thule, Thule in Gefahr!

WOLF.

Den Schrecken ruft dem Echo zu,

Daß es den fernsten Schläfer weckt,

Und zu des Königs Herzen dringt.

Thule, Thule in Gefahr!

Blutrot geht die Sonne unter –

Den Morgen netzet blut'ger Tau!


Mit dem Rufe: »Thule, Thule in Gefahr!« eilen sie davon.


Quelle:
Max von Schillings: Der Moloch. Dichtung frei nach Fr. Hebbels »Moloch-Fragment« von Emil Gerhäuser, Berlin [1906], S. 45-46.
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