Neuntes Kapitel.

Von der hochlöbl. Signatur oder Bezeichnung der Erdgewächsen und Kräuter, die ihren Nutzen und Gebrauch durch ihre Gestalt ausbilden. Wie man aus den Zeichen und Zügen der äußerlichen Gestalt die innerliche Kraft und Beschaffenheit der geschaffenen Dinge erkennen solle?

[161] An einem andern Ort haben wir aus dem Buch der Natur einigermaßen die himmlischen Signaturen oder Bildnisse mit ihrer Bedeutung und Wirkung untersucht; gegenwärtig wollen wir von den irdischen Signaturen auch etwas melden, und zwar erstlich, woher es doch komme, daß die Kräuter oder Gewächse, welche mit des Menschen Gliedern, als Ohren, Nasen, Augen, Leber, Lungen etc., eine gleiche Bildniß (Signaturam) haben, zu derselben Heilung dienen, und diejenigen Krankheiten, womit solche Glieder behaftet, am besten vertreiben.

Bei Erschaffung Himmel und Erden hat der allmächtige Gott auch alle sichtbare, lebendige, regende, wachsende und unbewegliche Dinge mit gewissen Buchstaben und Merkzeichen innerlich und äußerlich bezeichnet, in die Wage, Maß und Zahl gerichtet, übereinander in eine Zusammenstimmung gebracht, und solches alles mit überleichtem[161] Schein erleuchtet, dem Menschen ein weises, verständiges Herz mitten in den Leib gesetzt, und darin den Geist seines göttlichen Glanzes eingesellet, mit ihm geredet, und ihm alle seine neugeschaffene, überschriebene und gezeichnete Werke vor Augen gestellet, daraus der erste Mann Gottes, als eine erleuchtete Person, die Überschrift und Merkzeichen lesen lernen, auch aus dem Munde Gottes die Sprach- und Redekunst begriffen, also, daß er die vorgestellten Geschöpfe Gottes alle von innen gekennet, und in dem Angesicht des allmächtigen Schöpfers ein jegliches bei seinem rechten Namen genennet, gezählet, auch aller Dinge Zusammenfügung, Länge, Breite, Tiefe und Höhe gefasset, derselben Eigenschaft, Tugend, Natur, Kraft und Wirkung gemußt, und also alle Sachen von dem Werkmeister aller Dinge gründlich begriffen hat. Mir verstehen allhier nicht die Kräuter, welche Gift bei sich führen, als da ist das Kraut Napellus, welches einigermaßen der Hirnschale gleichet, aber sehr schädlich ist.

Wir stellen in diesem Kräutergärtlein einige Kräuter gleichsam mit lebendigen Buchstaben vor, welche ihre Kraft und Wirkung fast mit einer gewissen Überschrift in der Bezeichnung klar von sich geben, haben gleichsam ein Leben bei sich und reden mit uns. Indem ein Kraut oder Blume die Gestalt eines Haupts, ein anders der Augen, das dritte der Zähne, das vierte der Zungen, das fünfte der Hände und Füße, das sechste des Herzens, der Leber, Blasen und Nieren,[162] der Wunden und dergleichen hat und repräsentiret. Dabei dann dieses wunderwürdig ist, was einander in der Gestalt und Wesen gleichet, hat mit demselben eine gleiche Wirkung, zu erweisen, daß in den leblosen Dingen eine Sympathie oder Antipathie zu finden sey. Das vornehmste Gesetz der Natur ist, sich selbst erhalten und handhaben, wie alle Sachen sich zu erhalten suchen, als suchet man billig auch Hülfe bei seines Gleichen, denn Gleiches hält, verbindet und neiget sich zu seines Gleichen dem Wesen und der Wirkung nach: Ungleiches fliehet von einander.

Welche Wissenschaft und Kraft der Kräuter herkommt von dem Schöpfer selbst, der einem jeden Gewächs zur Ergötzlichkeit der Augen seine Farbe, seinen Geruch zur Lieblichkeit, seinen Geschmack dem Mund zur Annehmlichkeit und dem Leib zum Nutzen und Lust der Menschen gegeben. Nichts ist so klein und unachtsam in der Natur zu finden, welches nicht von Gott seinem Schöpfer zu einem gewissen und verordneten Zweck und Nutzen hervorgebracht wäre.

Allerlei Gewächse, Kräuter und Blumen wachsen und kommen wieder aus der Erden hervor, dazu erschaffen, daß sie des Menschen Augen belustigen mit ihren mancherlei Farben und herrlichen Zierde, des Menschen Zunge und Gehirn mit ihrem lieblichen Geruch, des Menschen Gliedmaßen mit dem Fühlen und Antasten, des Menschen ganzen Leib mit ihrer herrlichen Kraft und Wirkung erfreuen, und aus ihrer bei sich habenden[163] Signatur und Bezeichnung erkennen solle, welches Ophthalmica, welches Cordiaca, welches Epatica, welches Stomachia, welches Arthritica wären, ob sie zum Haupt oder Augen, zur Lungen oder Leber, zum Herzen oder Magen dienlich seyn können?

Die weisen Rabbinen bejahen, daß keine Pflanze oder Kraut seye, welchem nicht ein Stern gleichsam zurufe und sage: Cresce, wachse. H. Harsdörffer sagt, es seyen die Glieder des Menschen gleichsam die Sterne in der kleinern Welt, müßten aber von der äußerlichen Nahrung erhalten werden, und hatte die Natur gleichsam auch derselben Gleichheit auf die Erdgewächse gedeutet, wozu eines und das andere diene. Die Ursache könnte nirgendswo, als von den gewissen Graden oder Stufen der überirdischen oder himmlischen Wärme hergenommen werden, nach Erforderung eines jeden Eigenschaft, wie aus folgenden Anmerkungen und Exempeln klarer wird und soll dargestellt werden.


Was die Bildniß einer Krankheit hat, das ist auch nützlich, solche Krankheiten zu vertreiben.

Der vorige Discours gibt wegen der Materie Ähnlichkeit Anlaß, zur Praxis zu schreiten und solches mit Exempeln zu erweisen. Etliche Medicamenten sind durch die Gleichheit dienlich, und befreien auf wunderbare Weise von der Krankheit, wie es die tägliche Erfahrung bezeuget, und zwar aus keiner andern Ursache, als daß[164] eines des andern Signatur, Bildung und Gleichheit hat, wodurch der Schöpfer aller Dinge göttliche und verborgene Sachen offenbaret, alle Kräuter, Blumen, Bäume und andere Erdgewächse sind magische, von Gott verordnete Zeichen, durch deren Bildungswissenschaft man zur rechten Medicin gelangen kann. Denn die äußerlichen natürlichen Zeichen sind der innerlichen verborgenen Kräfte gewisse Anzeige, also daß der innerliche Kern durch das äußerliche Ansehen bedeutet wird; daher entstehen so herrliche Heilungen vieler Krankheiten, herfließend aus dem gestirnten Einfluß der großen Welt, als darin die rechte magnetische Kraft des Firmaments und der himmlische Eindruck, den Krankheiten zu widerstehen. Als Huflattich ist wegen der Gleichbildung ein Mittel vor die verstopfte Lunge; Hirschzunge oder Milzkraut vor die geschwollene Milz. Die Steinlein in den Hagenbutten gepülvert und mit Wein eingenommen, sollen den Stein hinwegtreiben. Um den Augapfel gehet das erste Häutlein herum von Wasserfeuchtigkeit, gleich dem Weißen im Ei, damit es den ganzen Augapfel befeuchtet, daher gibt auch das Weiße im Ei den Augen eine gute Arznei in Erhitzung. Die Krebsaugen und die Steinlein in den Köpfen der Barschen sind gut wider den Stein.

Das Würmlein, so in Schlafeuntzen gefunden wird, gebraucht man gepülvert wider die Würm im Leib.

I. A. Weber handelt hievon und sagt, daß das Maienblümlein das Zeichen eines Tropfens hätte,[165] weil es wie ein Tropf herab hänget, daher hätte es im Schlag einen sehr großen Nutzen. Das Zeichen des Steins haben der Krystall, Kieselstein, Steinbrechwurzel, Meerhirse oder Steinsaam, die Kerne der Kirschen, Pfirsiche, Mespeln, ingleichem die Zwiebeln, die rothen Früchte des Rosenstrauchs und mehr andere an Dornbüschen wachsende rothe Früchte, welche im Herbst zur Zeitigung gelangen. Welche insgesammt zu Zerreibung des Steins dienlich sind.

Der Luchsharn wird endlich zum Stein gebraucht, daher ist solcher Harn vor das Tropfen der Blasen dienlich.

Der Lerchenschwamm und was sonst vor Schwämme aus den Bäumen oder den Aesten und Zweigen, wider die Ordnung der Natur, herauswachsen, sind gut vor allerhand Gewächse, so sich an den menschlichen Gliedern ereignen.

Die Erdbeere sind den Kupfrigen sehr ähnlich, deren Wasser getrunken und früh die erröthete Kupfergegend damit gewaschen und von sich selbst trocknen lassen, kühlt nicht allein, sondern zieht das Rothe zugleich aus. Sie sind auch ein Zeichen des Aussatzes, daher Raimundus Lullius die in Branntwein geweichten Erdbeere in der Kur des Aussatzes trefflich herausstreicht. Ein gleiches Zeichen haben die Ottern, deren präparirtes Fleisch den Aussätzigen nützlich gereicht wird. Vor die Gelbsucht nehme Safran 3 Unzen, theile es in 3 Theile, trinke es mit Süßmilch oder Frauenmilch Abends und Morgens.

Alle fleckigen Pflanzen vertreiben die Flecken[166] am menschlichen Leib. Cardobenedict mit seinen Stacheln deutet auf die Kur des Seitenstechens, wie auch Mariendistel das rothe Mark, welches in den Zusammensetzungen der Steinbrüche gefunden und ausgegraben wird (insgemein die Leber der Steine genannt), hat das Zeichen der rothen Ruhr; wird daher in solcher Krankheit mit großem Nutzen gebraucht.

Das Windenkraut, so in den besäeten Aeckern hervorkommt, stellt die Därme vor, daher ist sein gesottenes Wasser in der Kolik ein sonderbares Mittel.

Das Mohnkraut hat das Zeichen eines Krebses. Daher rühmte sich jener Arzt, er habe vermittelst des selben alle Krebse der Brüste geheilet.

Der blaue Saphir hat eine magnetische Kraft das ganze Gift aus dem von der Pest angesteckten Patienten zu ziehen, wenn man die Beule, dadurch die Pest ausbricht, sobald im Anfang, wenn der Patient noch Kräfte hat, damit berührt und eine Zeitlang damit bestreicht, hinwegnimmt, so zieht er auch abwesend das Gift aus.

Wer den Krebs hat, der nehme lebendige Krebse, wenn die Sonne und Mond in dem Krebs laufen, thue sie in einen Hafen, vermache ihn wohl mit Leimen und brenne sie im Ofen bis sie ganz weiß werden, alsdann streue das Pulver in die Wunden.

Die Augen der Krähen an den Hals gehängt, haben die sonderbare Natur, daß sie dem Menschen[167] nicht allein sein gutes Gesicht erhalten, sondern auch das blöde gewaltig stärken und alle Gebrechen vertreiben, dergleichen soll König Pyrrhus stets hinten an seinem Hals gebunden, zu seinem großen Nutzen getragen haben.

Wider den Wurm am Finger und wenn einem der Nagel abschwärt, so nimm einen Regenwurm, sonderlich von denen, so unter der Dachtraufe gefunden werden, denselben wickle lebendig um den Finger, so lange bis er stirbt. Alsbald wird der Schmerzen aufhören, der Eiter wird sich finden und der Finger in Kurzem heilen.

Die kastanienbraunen großen Käfer oder Schröter (Scarabei cornuti) sind wegen ihrer beiden zackigen Hörner, so gleich den Hirschgeweihen, bekannt, damit sie hart pfetzen, ernähren sich aus dem Saft und weichen Harz, so aus den Steinfrucht tragenden Bäumen, als Nuß-, Kirschen-, Pflaumen-, Pfirsich- und dergleichen Steinbäumen herausfließt und ist ein rechtes martialisches Thier, gleichsam von Natur geharnischt und mit Gewehr versehen. Daher brechen einige diese Hörner ab, tragen sie bei sich und halten dafür, es könne ihnen kein wildes Thier Schaden zufügen. Einige pulverisiren die Hörner und harte Flügel, nehmen es ein gegen innerliche Schmerzen und Stechen des Leibs, befindens auch gut vor das viertägige Fieber, hängen es auch gegen alle Fieber an Hals.

Einmal ist gewiß, daß hierin eine heilsame Kraft gegen allerhand innerliche und äußerliche[168] Schäden verborgen seyn müsse, weil dieses Thier von nichts anders als von solchen besagten Harzen oder Rosinosischen Säften sich nährt, daher sein ganzer Leib balsamischer Natur ist, wie aus dessen Signatur zu urtheilen ist. Die schwarzen Roßkäfer sind gleichfalls martialisch, die grauen saturninisch, die grünen venerisch, die rothen kleinen solarisch, wie sie auch Goldkäfer und Herrgottsvögel genannt werden, darin ein herrliches Cordiale verborgen liegt. Die schwarzen Käfer sind nach Anzeige ihrer Signatur saturninisch, kriechen im Mai und Juni ohne Flügel auf dem Gras langsam herum, wenn man sie in die Hände nimmt, lassen sie einen starkriechenden gelben Liquorem von sich, daher sie Mai- oder Schmalzwürmer, Scarabei fructuosi, genennt werden, so wegen ihrer herrlichen Kraft und vielen gegen die allerschwersten Krankheiten, Podagram, Calculum, Lepram, morbum Gallicum et Hydropem gebraucht werden. Denn nur gepulvert zu 1, 2, 3 oder mehr Granen eingegeben, treibt sehr stark durch das Brechen, Stuhlgang und Urin aus. Wegen solcher starken Wirkung, sagt Glauber, müßte man gar behutsam gehen. Wie viel sind durch die ausgetrockneten Mai- oder Schmalzwürmer am Podagra und Calculo kurirt worden?

Wenn bei Grassirung der Pest einen die Pest mit einem rothen Strich an dem Arm ankommt, welches ein Zeichen ist, daß das pestilenzische Gift von den Armen nach dem Herzen dringt, so soll man die grünen Beere von uva inversa[169] (Wolfbeere) nehmen, und deren soviel auf einmal saftig zerstoßen, daß es ein Pflästerlein gibt, solches auf den Arm bei der Hand gelegt, wo der rothe Strich anhebt, so zieht es das Gift wieder zurück heraus, wenn schon der Patient todtkrank und den Todesschweiß bereits hat. Wird auch gerühmt zu den Pest-Apostemen oder Beulen, daraus zieht es alles Gift, gleich den aufgelegten gedörrten Kröten, welche mit einem spitzigen Holz durch den Kopf gespießt und an der Luft gedörrt, hernach mit einem Hammer breit geschlagen, mit warmem Rosenessig genetzt und auf die Pestbeulen gelegt, eine nach der andern, bis alles Gift heraus ist. Jedoch werden die Wolfbeere noch darüber gerühmt, daß sie das Gift und Geschwulst noch geschwinder auszieht.

Lychen, so man Lungenkraut nennt, hat die Gestalt der Lunge und ist dessen Gliedmaßen eine auserlesene Arznei. Wie auch das Leberkraut vor die Leber, was köpfig ist, ist gut vor den Kopf.

Das Kraut Alkengi ist ein kräftiges Mittel zu der Nieren- und Blasenkrankheit.

Das Farrenkraut dient zu dem Rückgrath und hilft für die Schmerzen der Lenden.

Der Durchwachs ist mit solchen Zeichen und Figur erschaffen, daß solche anzeigt, es sey ein heilsames Mittel den Leib zu eröffnen und die Wunden zu heilen.

Die Altlica ist ein solches von der Natur präsentirtes Gewächs, das nach seiner Coleur in[170] der schmerzhaften Geburt der Mutter ungezweifelt hilft.

Der Leber Hitze gleicht den Leberkräutern mit dem innerlichen Ansehen der durchlöcherten Lebern, so dient die innerliche Kraft auch dem Leib innerlich.

Die rothen Corallen den Blutenden; die Senetblätter zu dem schwarzen melancholischen und die gelbe Rhabarbara zu dem galligen Geblüt. Es ist schier nicht zu beschreiben, wie nützlich die rechte frische Rhabarbara zu Erhaltung menschlicher Gesundheit sey. Die Natur zeigt den Augen, daß die Muskatnuß dem Haupt sehr gut sey, indem sie eine sonderbare Verwandtschaft mit dem Haupt hat und ist nicht allein des Haupts, sondern auch des Hirns Signatur, daher sie auch dasselbe sehr stärkt.

Welche sich des Schlags befürchten, sollen nicht leicht ohne gute frische Muskatnuß seyn und sonderlich bei feuchter und nebeliger Luft den halben oder dritten Theil im Munde zerkäuen und hinunterschlucken. Die Muskate hält mit dem Menschen eine sonderbare natürliche Freundschaft, wenn sie ein Mann bei sich trägt, so erhält sie nicht nur ihre vorige Kraft, sondern wird noch besser, kräftiger und saftiger, besonders bei jungen erwachsenen Menschen. Merklich ist es, daß eine Welschnuß die vollkommene Gleichheit eines Haupts darstellt, deren äußerliche Rinde oder grüne Schälfe der Hirnschalenhaut gleicht, daher auch das Salz von Welschnußschälfen zum verwundeten Hirnschalenhäutlein[171] sonderlich dienlich ist. Die innere Rinde oder hölzerne Schale hat die Gestalt der Hirnschale, das Häutlein, so den Kern umgibt, ist dem Hirnhäutlein gleich. Der Nußkern bildet das Hirn selbst und ist dem nützlich und stärkt dasselbe.

Augentrost (Euphragia) ist gut vor die Augenflüsse, stärkt sehr und gibt den Augen neue Kraft.

Das Scorpionkraut (Heliotropium) gleicht den Krebsscheeren, derselben Blättersaft dienet wider den Krebs und andere kriechende Geschwüre.

Knabenwurzel stellt die Gestalt der Geburtsgeilen vor, befördert durch ihre verborgene Kraft die Empfängniß und macht unfruchtbare Frauen, ein Knäblein zu gebären, fruchtbar.

Herzwurz wird von ihrer Gestalt und Wirkung in den Herzkrankheiten also genannt.

Zahnkraut hat den Namen von seiner Kraft, die Zähne gut und vor Wehthun zu bewahren.

Die Bohnen haben eine Vergleichung und Gestalt wie die Nieren und reizen zur fleischlichen Luft.

Die Theile derjenigen Thiere, deren Balsam zu Verrichtung einiger Geschäfte treulich kräftig ist, ertheilen gleichen Theilen des menschlichen Leibs eine gleiche Kraft, daß sie viel besser dasjenige verrichten, wozu sie gewidmet.

Das Kraut Cordiaca gibt eine Herzstärkung.

Das gepulverte Geburtsglied von einer Henne, wenn mans in der Mutter Mund streut, trocknet[172] derselben Fluß, vertreibt die daher entstandene Unfruchtbarkeit und befördert die Empfängniß. Die präparirte Essenz von dem Herz eines Hirsch stärkt das Herz eines Menschen in Herzweh und Engbrüstigkeit.

Die Fuchslunge dient trefflich wohl zu den Gebrechen der menschlichen Lungen. Also werden die offenen Brüste der Weibspersonen am besten mit einer Salbe, von Küheyter zubereitet, geheilt.

Großschlangenkraut (welches eine Schlange vorstellt), wie auch Stegdorn oder weißer Bergdistel, woran die spitzigen Dornen eine Gleichheit mit den Schlangenzähnen haben, heilen den Schlangenbiß trefflich. Psyllium oder Flöhsamen sieht aus wie die Flöh und vertreibt sie auch. Von dergleichen Signaturen haben Crollius, Wolfgang, Fabricius und Andere weitläufig geschrieben. Weber stellt etliche Signaturen oder Zeichen derjenigen Dinge vor, welche zu Vertreibung der Krankheiten dienlich sind und sagt, daß die Haselwurz das Zeichen der Ohren hätte, deßhalb wurde aus ihren Blumen eine Conserve oder Latwerge bereitet, welche, wenn man sie fleißig gebrauche, die Ohren trefflich stärkte.

Ein Mensch wirst öfters mit einem Stein eine Kuh, da jener mehr werth ist als diese. Obwohl ein Stern mit einem Stein keine Gleichheit hat, so hat doch desselben Figur, als der Löwe, die Sonne, das Gold etc. eine genaue Gesippschaft und sind die himmlischen Zeichen keineswegs ungefähr erfunden worden, sondern[173] haben ihre guten Ursachen und Vergleichung mit ihrer Deutung. Es weist die Erfahrung, daß die Schlangensteine (Ophites genannt), kleine Aederlein haben, die den Schlangen gleichen, deßwegen auch glücklich wider den Gift gebraucht werden..

Rosäus schreibt, daß die Schalmeyen, wegen ihrer Gleichheit mit den Rippen, derselben Schmerzen mildern. Woraus kurz abzunehmen, daß die Natur mannigfaltig zu erkennen gebe, denen die sie betrachten, wenn man nur ihren Werken und Wirkungen fleißig nachsinnt. Und eben aus diesem Grund ist herfür geflossen die Physiognomia und Chiromantia, davon anderswo.

Vorhin ist gesagt worden, daß die Hagen- oder Hanbutten, so auf den Rosenhecken wachsen und im Herbstmonat zeitig werden, wider den Stein gut seyen, gestalt sie eine sonderliche Kraft haben, den harten Stein in den Nieren zu vertreiben, wenn man deren ein Quintlein schwer mit weißem Wein Morgens Früh einnimmt. Die Steinlein in den Hagenbutten gepulvert und mit Wein eingenommen, vertreibt auch den Stein.

Die Natur zeigt den Augen, daß das Rosengewächs dem Haupt sehr gut sey, denn bevor der Knopf die Rose herausstößt, sieht man gleichsam einen Abriß der menschlichen Hirnschale mit ihren Fugen, darin dunkelroth hervorblickt wie ein Strahl und die fallende Sucht als ein Donnerstrahl bedeutet. Jener Medikus schreibt, daß[174] ein Knabe diese Wurzel am Hals getragen und sey dadurch von der fallenden Sucht befreit worden. Nach abgelegter Wurzel sey sie wieder kommen und nach wieder angehängter Wurzel ausgeblieben.

Quelle:
Glorez, Andreas: Des Mährischen Albertus Magnus, Andreas Glorez, Klostergeistlicher und Naturkundiger. Regensburg und Stadtamhof: 1700 [Nachdruck Freiburg am Breisgau 1979], S. 161-175.
Lizenz:
Kategorien:

Buchempfehlung

Grabbe, Christian Dietrich

Hannibal

Hannibal

Grabbe zeigt Hannibal nicht als großen Helden, der im sinnhaften Verlauf der Geschichte eine höhere Bestimmung erfüllt, sondern als einfachen Menschen, der Gegenstand der Geschehnisse ist und ihnen schließlich zum Opfer fällt. »Der Dichter ist vorzugsweise verpflichtet, den wahren Geist der Geschichte zu enträtseln. Solange er diesen nicht verletzt, kommt es bei ihm auf eine wörtliche historische Treue nicht an.« C.D.G.

68 Seiten, 4.80 Euro

Im Buch blättern
Ansehen bei Amazon

Buchempfehlung

Geschichten aus dem Biedermeier II. Sieben Erzählungen

Geschichten aus dem Biedermeier II. Sieben Erzählungen

Biedermeier - das klingt in heutigen Ohren nach langweiligem Spießertum, nach geschmacklosen rosa Teetässchen in Wohnzimmern, die aussehen wie Puppenstuben und in denen es irgendwie nach »Omma« riecht. Zu Recht. Aber nicht nur. Biedermeier ist auch die Zeit einer zarten Literatur der Flucht ins Idyll, des Rückzuges ins private Glück und der Tugenden. Die Menschen im Europa nach Napoleon hatten die Nase voll von großen neuen Ideen, das aufstrebende Bürgertum forderte und entwickelte eine eigene Kunst und Kultur für sich, die unabhängig von feudaler Großmannssucht bestehen sollte. Michael Holzinger hat für den zweiten Band sieben weitere Meistererzählungen ausgewählt.

432 Seiten, 19.80 Euro

Ansehen bei Amazon