Practica des Steins.

[562] 1. Nimm in dem Namen Gottes von dem besten Saturno oder Erde, scheide und siebe sie sauber von allem Unflath, Wurzeln, Steinen oder sonst, was die Natur zu formiren angefangen hat; setze diesen Saturnum in einen Kolben mit einem blinden Helm wohl verwahrt und thue ihn in einen Pferdebauch 40 Tage lang, darnach extrahire seinen Geist 3mal davon und der letzte ist der wahre philosophische und mineralische Mercurius.

2. Verwahre eine Hälfte zur Conjunction und mit der andern procedire weiter zur Putrefaction 40 Tage lang im Pferdsmist.

3. Alsdann extrahire deine multiplicirende Mercurios und bewahre sie absonderlich in zwei Gläsern bis zur Zeit der Multiplikation.

4. Alsdann nimm das Salz der Natur, so am Boden des Kolbens geblieben, und setze ihn[562] zu 2mal so schwer des erst aufgehobenen Mercurii, und nach 3 Stunden sigillire es in einer Viol, wie eine Eigestalt, und laß es in Pferdemist stehen, bis daß das weiße Werk geendigt seyn wird.

5. Welches wird seyn in 7 Monat Zeit, in welcher Zeit es wird weiß werden.

6. Alsdann nimm ihn aus und multiplicire ihn mit dem weißen Mercurio. In kurzer Zeit wird der Stein hoch multiplicirt werden und getrieben zu durchleuchtiger Röthe.


Multiplikation oder Vermehrung des Steins.

1. Nimm deinen weißen Stein und solvire ihn in deinem weißen Mercurio, welchen du zu diesem Werk bewahrt hast, setze ihn in den Ofen oder Athanor einen Monat lang, wie du in der Practica gelehrt bist, in welcher Zeit du deinen Stein wirst roth gemacht haben.

2. Dann nimm deinen rothen Mercurium oder Oel, darein solvire deinen rothen Stein und laß ihn wiederum einen Monat stehen, so wird deine Medicin vermehrt werden von 10 bis 166.

3. Dieses kannst du zu viermal repetiren, aber hüte dich vor dem fünftenmale, aus Furcht, daß du wirst ein gebrochenes Glas finden, wie ich durch mein unglückliches Experiment gefunden habe.[563]

4. Hievor warne ich dich, und wäre ich unterrichtet gewesen, ich hätte nicht geirrt. Viermal kannst du dann multipliciren und mit nichten mehr; alsdann ist es fähig zu dreierlei Werken, nämlich die Transmutation der Metalle, die magischen Operationen und Medicin.


Corollarium Philosophicum.

Limbus Angelicus Putissimus Iliaster Salinus est.

Lumen Artis Prudentiae, Intelligentiae, Sapientiae.

Calcinet in cinerum res ignis quaslibet inde

Junctus aquae cinis est nobile Lixivium.

Lixivium bene coctum Sal fiet et nic Sal

Si dissolvatur, mox oleosus erit.

Hocce oleum recte si consolitabitur Arte,

Laudatus Sophiae nascitur inde Lapis.


Philosophische Zugabe.

Der Englische Limbus, ein sehr reiner Salz-Iliaster, das ist: Das Licht der Kunst, Klugheit, Verstand und Weisheit.

Das Feuer macht ein jedes Ding zu Asche. Aus der Asche wird mit Wasser eine edle Lauge. Diese Lauge wohl gelind eingekocht wird zu Salz; und das Salz aufgelöst wird zum Oel.[564]

Aus diesem Oel, wenn es durch Kunst recht hart gemacht ist, wird der viel berühmte Stein der Weisen.


Hochheiliger Geist!

Hallelujah! Hallelujah!

Pfui dem Teufel!

Rede ohne Licht nicht

von Gott.

Amen!


Practica des Steins

Wunderbar ist GOTT,

die Natur und

die spagyrische Kunst

macht nichts

umsonst.

Quelle:
Glorez, Andreas: Des Mährischen Albertus Magnus, Andreas Glorez, Klostergeistlicher und Naturkundiger. Regensburg und Stadtamhof: 1700 [Nachdruck Freiburg am Breisgau 1979], S. 562-565.
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