Vorrede dieses Traktats.

I.

[535] Ich habe mir vorgenommen zu beschreiben diesen kleinen Traktat, dessen ich nicht allein ein augenscheinlicher Zeuge, sondern auch selbst ein Macher solcher natürlichen Mysteria gewesen bin, deren die Welt unwürdig ist und das kaum die Weisesten der Welt glauben können.


II.

Welcher Diskurs sonderlich denen nützen kann, welchen Gott nach seiner unendlichen Barmherzigkeit wird zu erkennen geben die[535] Wissenschaft, zu machen den Stein der Weisen; ja er wird denen auch nützen können, die noch nicht geschickt sind, dazu zu kommen. Darum wird er den Verstand erklären denen, die ihn lesen werden, mehr als andere Bücher.


III.

Denn er wird den Grund legen, auf welchem die ganze Weisheit der Philosophen besteht, keinen ausgeschlossen; aber dennoch nicht also zu nennen, daß keiner von den Weisen jemals mit so klaren Worten hat nennen dürfen, daß auch jeder Idiot hätte verstehen können als sein A B C, denn es würde nur zum ewigen Fluch gedeihen.


IV.

Deßhalb lieber Leser, wer du auch bist, sey ermahnt, richte dein Herz und deine Gedanken mehr zu Gott, denn zu dieser Kunst, wiewohl derselbe der einzige Weg zu der ganzen Weisheit dieser Welt ist; jedoch nicht zu vergleichen der göttlichen Weisheit der Seelen, welche ist die Liebe Gottes zu halten seine Gebote.


V.

Das sage ich dir aber, daß diejenigen, welche den Segen Gottes erhalten werden, zu machen[536] den Stein und zugleich dieses Trakätlein, werden solche Mysteria der Natur schauen, daß sie aus bösen nun fromme Menschen werden, oder gar eingeleibte Teufel, wiewohl ich mir einbilde, daß Gott nicht zulassen wird, daß dieses in Hände kommen möge, als derer, die Er kennt, tüchtig und geschickt zu seyn, die es auch nicht mißbrauchen würden.


VI.

Bist du nun geizig und eitel gewesen, so werde fromm und heilig, und diene deinem herrlichen Schöpfer in aller Demuth. Wo du dich aber dessen nicht zu entschließen gedenkst, wirst du vergebliche Hoffnung haben, zu dieser Kunst zu kommen.


VII.

Denn es ist kein Verstand noch Kunst, solches aus der Hand des Höchsten zu reißen und glaube fest, daß es niemals Jemand ist gegeben gewesen, als den aufrichtigen Herzen.


VIII.

Erinnere dich, was der Prophet David sagt: Die Furcht des Herrn ist der Weisheit Anfang (Ps. 3, V. 10), die haben nun einen Verstand,[537] die sich darnach richten. Und so du gedenkst zu dieser Weisheit zu kommen (welche ist die höchste Weisheit dieser Welt, ja eine Englische Weisheit), und doch den Herrn nicht fürchtest, so mache du den königlichen Propheten und in ihm den heil. Geist, zum Lügner, welches ferne sey von allen christlichen Herzen.


IX.

Hiemit will ich meine Vorrede schließen, daß so dich Gott segnen wird und den Stein verleihen, und daß du dieses Traktätlein haben wirst und ins Werk richten, was hierin enthalten, so wirst du das sehen, was sich zu schreiben nicht geziemt. Doch habe ich geschrieben, was du wirst sehen, damit sey es geschlossen.


X.

Bete und studiere fleißig aus treuem aufrichtigen Herzen, womit genug zur Vorrede, deinen Verstand zu schärfen auf das Nachfolgende.


Gott allein die Ehre!

Quelle:
Glorez, Andreas: Des Mährischen Albertus Magnus, Andreas Glorez, Klostergeistlicher und Naturkundiger. Regensburg und Stadtamhof: 1700 [Nachdruck Freiburg am Breisgau 1979], S. 535-538.
Lizenz:
Kategorien: