Als der erste Schnee fiel

[104] Gleich einem König', der in seine Staaten

Zurück als Sieger kehrt, empfängt ein Jubel dich!

Der Knabe balgt um deine Pflocken sich,

Wie bei der Krönung um Dukaten.

Selbst mir, obschon ein Mädchen, und der Ruthe

Lang' nicht mehr unterthan, bist du ein lieber Gast;

Denn siehst du nicht, seit du die Erde hast

So weich belegt, wie ich mich spute?

Zu fahren, ohne Segel, ohne Räder,

Auf einer Muschel, hin durch deinen weißen Flor,

So sanft, und doch so leicht, so schnell, wie vor

Dem Westwind' eine Pflaumenfeder.[105]

Aus allen Fenstern, und allen Thüren,

Sieht mir der bleiche Neid aus hohlen Augen nach,

Selbst die Matrone wird ein leises Ach!

Und einen Wunsch um mich verlieren.

Denn der, um den wir Mädchen oft uns stritten,

Wird hinter mir, so schlank wie eine Tanne, stehn,

Und sonst auf nichts mit seinen Augen sehn,

Als auf das Mädchen in dem Schlitten.

Quelle:
Leopold Friedrich Günther von Goeckingk: Gedichte. Teil 1–4, Teil 3, Frankfurt a.M. 1821, S. 104-106.
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