An den Herrn von S. in B., als ich auf der Reise bei ihm logirte

[103] Nein, Freund! ich mag nicht vorgestellt

Bei deinem Fürsten seyn,

Weil er's für große Gnade hält,

In hohen Augenschein,

Gleich einem Thier' der neuen Welt,

Von ihm genommen seyn.

Auch geh' ich morgen nicht zu Gast

Bei deinem reichen Mann',

Der bloß aus Eitelkeit verpraßt,

Was er durch Trug gewann;

Denn wer, wie ich, die Schurken haßt,

Dem stinkt ihr Wein auch an.[104]

Dein großer Autor bleibt für mich

Wohl auch in guter Ruh'.

Streust du ihm Weihrauch, hält er sich

Die Nase höhnisch zu;

Streust keinen? so besieht er dich

Vom Kopf' bis auf die Schuh'.

Drum bitte, Freund, auf ein Gericht

Von Tauben und Salat,

Den Kantor her, der weiser spricht,

Als dein Geheimerrath.

Denn, siehst du, eitel bin ich nicht,

Doch stolz in hohem Grad'.

Quelle:
Leopold Friedrich Günther von Goeckingk: Gedichte. Teil 1–4, Teil 4, Frankfurt a.M. 1821, S. 103-105.
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