1796

11/3250.


An Friedrich Schiller

Nur soviel will ich in der Kürze melden: daß endlich die Möglichkeit erscheint mich von hier los zu machen, und daß ich morgen, zwischen drey und vier, bey Ihnen einzutreffen hoffe. Ich freue mich sehr Sie wieder zu sehen.

W. d. 2. Jan. 96.

G.


11/3251.


An Christian Gottlob Voigt

Der Beckerische Brief ist bey mir liegen geblieben. Wenn Sie ihm schreiben, so haben Sie ja wohl die Güte ihm zu sagen: daß ich selbst antworten und wo nicht gleich zu dem nächsten doch gewiß zu dem folgenden Taschenbuch etwas beytragen werde.

Freytags wird bey mir alles bereit seyn die Gesellschaft zu empfangen, Sie haben ja wohl die Güte meine Stelle zu vertreten. Ich wünsche recht wohl zu leben. W. d. 3. Jan. 1796.

G.[1]


11/3252.


An Carl Ludwig von Knebel

Da ich auf einige Zeit nach Jena gehe, wünsche ich dir wohl zu leben in deiner einsamen Hütte. Hiebei schicke ich eine Rolle Geld; es ist das Ordinarium von der Herzogin. Die 600 Rthlr. werden auch halb anlangen. Danke Herder für seinen Besuch am Neujahrstag, bitte ihn, uns doch auch bald etwas vorzulesen. Ich hoffe in Jena fleißig zu sein. Lebe wohl.

3. Januar 96.

G.


11/3253.


An August Wilhelm Iffland

[Concept.]

Unsere Hoffnung Sie hier zu sehen ist auf eine zu empfindliche Weise getäuscht worden, als daß ich nicht wünschen sollte Sie möchten, zu irgend einer andern Zeit, die Reise zu uns unternehmen. Vor oder nach Ostern würde ein günstiger Zeitpunct seyn, selbst wenn Sie in der Charwoche kämen, in welcher wir nicht spielen, man könnte sich durch Proben auf die Osterfeyertage vorbereiten. Möchten Sie doch, wenn auch nur kurze Zeit, bey uns die traurigen Scenen vergessen, von denen Sie nun schon so lange Zeuge sind. Wollten Sie mir gelegentlich die Rollen nennen, in denen Sie aufzutreten wünschen, so könnte ich, wenn sie noch nicht einstudirt sind, darauf einige Vorbereitung machen. Ich wünsche recht wohl zu leben.

W. d. 4. Jan. 1796.[2]


11/3254.


An Johann Gottfried Herder

[Anfang Januar.]

Der Herzog hat mir vor seiner Abreise gesagt, daß man mir 600 Rthlr. von der Kammer auszahlen werde, über welche ich, als über eine mir von Serenissimo aufgetragne Ausgabe, quittiren und dir sie einhändigen solle. Welches ich auch zu thun bereit bin, obgleich es ebenso gut durch eine Quittung des Herrn Geheimerath Schmidts, aus dessen Händen du nachher das Geld erhalten kannst, abgethan werden kann.


11/3255.


An Carl Ludwig von Knebel

... Aus meinem Hause wird man dir melden wenn die 600 rh. für Herder anlangen. Es wäre mir lieb wenn du sie alsdann eines Abends selbst abholen und an die Behörde schaffen wolltest, ohne Aufsehen und damit man selbst bey mir nicht wüßte wo sie eigentlich hinkommen. Lebe recht wohl in deiner Einsamkeit, ich befinde mich vergnügt und meine Arbeit geht von Statten.

Jena d. 6. Jan. 96.

G.

Ich habe Ordre gestellt, daß das Geld entweder dir selbst oder deinem Bedienten gegen Quittung soll verabfolgt werden.[3]


11/3256.


An Christiane Vulpius

Ich muß dir nur sagen, meine liebe, daß es mir ganz wohl geht. In acht Tagen hoffe ich mit dem siebenten Buche zu Stande zu seyn, und dann werde ich vergnügt zurück kehren. Alle Morgen gehe ich spazieren und die Abende war ich bey Schiller. Nun bin ich auf drey Abende in die Stadt geladen und damit geht die Zeit so hin. Das Wetter begünstigt mich sehr und in allem befinde ich mich leidlich. Die Götzen kocht nicht übel, nur, weil sie im Ofen kocht, sind die Sachen wohl einmal rauchrigt. Vor einigen Tagen hatte ich Gäste die mir meinen Keller ziemlich aufräumten. Dagegen hat Herr v. Milkau mir wieder Engl. Bier zukommen lassen. Lebe recht wohl. Der Presskopf und das Leberwürstchen dauert noch. Von Wein schicke mir etwas Werthheimer, aber kein Bier. Lebe wohl grüße Gusteln und behalte mich lieb.

Jena d. 8. Jan 1796.

G.


11/3257.


An Christiane Vulpius

Du besorgst, mein liebes Kind, die inliegenden Packete nach den Aufschriften.

Mir geht es recht wohl und ich werde wohl mein siebentes Buch zu Ende bringen.

[4] Wenn du auf den Sonntag, wird seyn der 17te, wohl bist und es hübsch Wetter ist; so könntest du mich abholen. Du müßtest aber unsern gewöhnlichen Kutscher nehmen, denn der letzte Wagen stieß abscheulich.

Du kämst morgens bey Zeiten und äßest mit mir und wir führen etwa um drey Uhr wieder ab.

Schreibe mir gleich Antwort ob du kommen willst, damit ich mich darauf einrichte.

Auf alle Fälle schickst du mir den Wagen; aber, wie schon gesagt, den gewöhnlichen. Wenn du kommst bringst du das Bübchen mit. Grüße es recht schön, und behalte mich lieb, ich freue mich dich hier zu sehen.

Jena d. 12. Jan. 1796.

G.


11/3258.


An Christiane Vulpius

Ich erwarte dich mit Freuden, mein liebes Herz, auf den nächsten Sonntag früh. Das Wetter wird hoffentlich gut bleiben, nimm aber doch meinen Pelz mit und wickle dich und das Kind recht ein. Mein siebentes Buch ist fertig und das achte wird auch bald nachfolgen. Wie angenehm ist mirs daß ich dencken kann dich bald in meiner Stube zu sehen. Du fährst nur gleich im Schloße an und ich will bestellen daß das Bübchen aufs Kabinet kann. Lebe recht wohl und liebe mich. Jena d. 15. Jan. 96.

G.[5]


11/3259.


An Carl Ludwig von Knebel

[18. Januar.]

Hierbey der versprochne Almanach. Das Geld ist bey mir angelangt. Ich wollte du möchtest es heute Abend selbst bey mir abholen. Es ist meist in Golde und nicht schwer zu tragen, damit es nicht durch viele Hände gehe. Lebe recht wohl.

G.


11/3260.


An Friedrich Schiller

Vielen Danck für die schönen Exemplare, hier kommt ein geringeres zurück. Jedermann spricht gut von dem Almanach. Es ist eine allgemeine Nachfrage darnach.

Die Epigramme sind noch nicht abgeschrieben, auch fürchte ich Sie werden mir so vorauslaufen daß ich Sie nicht einhohlen kann. Die nächsten vierzehn Tage seh ich wie schon verschwunden an. Die neue Oper wird uns noch viel zu schaffen machen, es wird aber auch ein lustiges und erbauliches Werck. Leben Sie recht wohl und haben noch tausend Danck für alles Gute und Liebe. Sobald als möglich besuche ich Sie wieder.

W. d. 20. Jan. 96.

G.[6]


11/3261.


An Johann Heinrich Meyer

Weimar den 22. Januar 1796.

Es ist recht schön, daß gleich anfangs unsere Briefe im Wechsel gegangen sind, auf diese Weise können wir öfter Nachricht von einander haben.

Ihren Brief vom 12. Dec. habe ich in Jena erhalten, wo ich mich aufhielt um das siebente Buch meines Romans in Ruhe zu schreiben. Schiller grüßt Sie bestens. Wir sind jetzt im Gusto Disticha, zu Ehren unserer Freunde, zu machen, wovon ich Ihnen einige beylegen werde. Sie sollen bald die Briefe für Neapel haben, um sich solcher nöthigenfalls bedienen zu können, ich hoffe auch bis dahin eine Auszahlung an Heigelein zu bewirken. Über Ihre Entdeckung freue ich mich sehr, und ich bin überzeugt daß Sie nach und nach eine reiche Erndte finden werden und danke für die Nachrichten, ob sie gleich nicht alle tröstlich lauten. Ich wünsche Glück zu den Spaziergängen auf Piazza Navonna.

Geben Sie doch auf die letzten Stücke der Horen acht, worin vielsagende Abhandlungen Schillers über die naiven und sentimentalen Dichter stehn, auch werden Sie, in den ersten Stücken der Litteraturzeitung dieses Jahres, das Elogium des poetischen Theils der Horen lesen, worüber sich die Widersacher männiglich erzürnen werden.

[7] Wenn Ihnen ein kleines Buch begegnet: Le Antichita di Roma per Lucio Mauro Appresso le statue antiche per Ulisse Aldrovandi, so sehen Sie doch hinein. Es ist merkwürdig, wegen des Anhanges, in welchem Aldrovandi die Antiken recensirt, wie sie zu seiner Zeit in öffentlichen und Privatgebäuden zu Rom standen. Auch habe ich eine kleine Schrift gefunden die sehr interessant ist, sie führt den Titel: Quaestiones Forcianae und ist ein Dialog in gutem Latein, in welchem die Sitten und Arten der verschiedenen Bewohner Italiens, mit großer Freymüthigkeit, gegen einander gestellt werden. Es mag in der Hälfte des 16. Jahrhunderts geschrieben seyn, ging lange im Manuscript herum und ward zuletzt, nicht ohne Verdruß des Herausgebers, gedruckt. Ich will sehen, daß ich einen tabellarischen Auszug daraus mache, um den Überblick der Verhältnisse zu erleichtern, und Sie sollen alsdenn eine Abschrift erhalten, die Ihnen gewiß Vergnügen machen wird. Sie sehen, daß ich, indem Sie aus den lebendigen Quellen schöpfen, fortfahre, mich aus Büchern vorzubereiten, wodurch wir denn doch, wie Sie auch bey Ihren perusinischen Nachrichten bemerken, im Suchen und Untersuchen sehr gefördert werden müssen. Auch fahre ich fort, indem Sie der heiligen Form huldigen, dem Element, der Masse, und den geringeren Organisationen nachzuspüren. In alle die Fächer, deren Liebhaberey Sie mir kennen, wird täglich etwas neues eingebracht.

[8] Wir haben hier unglaublich schönes Wetter, meist heitern Himmel und oft wahre Sommertage, wie sieht es damit in Rom aus?

Was Sie zu den Horen schicken, wird sehr willkommen seyn. Suchen Sie ja auch etwas brauchbares von andern zu erlangen. Schiller wünscht selbst einige Zeit pausiren zu können und ich kann ihm, wegen des Romans und wegen anderer Umstände, nicht so wie ich wünschte beystehen.

Ich habe den Brief von Uden an Böttiger gesehen, der mir recht wohlgefällt. Beobachten Sie doch diesen Mann und sehen Sie in wie fern es räthlich wäre sich mit ihm einzulassen? worauf er gesammelt und was er vorzüglich beobachtet hat? Wir können ihm aus alle Fälle seine Arbeiten besser bezahlen als ein Buchhändler thun würde (siehe Böttchers Brief). Sehen Sie doch auch, was Hirt etwa besitzt und was man dem abnehmen könnte. Wir brauchen und dürfen uns ja im Anfang nicht merken zu lassen wo wir hinaus wollen.

Die acht großen Poussins wovon ich schon zwey besaß, habe ich durch die Aufmerksamkeit und Vorsorge der regierenden Herzogin, aus der Frauenholzischen Auction bekommen, leider sind 4 davon sehr ausgedruckt und 4 aufgestochen, so daß man nur die Ideen davon noch sehen kann. Wenn Ihnen alte Abdrücke begegnen, so versäumen Sie ja nicht sie einzukaufen, hier ist das Verzeichniß.[9]


Dedicirt an den König Ludwig XIV.

1. Gegend am Ätna. Polyphem sitzt auf dem Gipfel des Felsens, unten Feldarbeiter, ein Flußgott und Nymphen.

2. Diogenes und der Jüngling der aus der Hand trinkt.

3. Der Mann von der Wasserschlange umwunden, die verschiedenen Stufen des Schreckens und der Furcht.

4. Orpheus und Euridice, der Hintergrund dem Kastel St. Angelo ähnlich.


Dedicirt an den Herzog von Bourbon.

1. Phocions Begräbniß (besitz ich).

2. Eine Heerstraße, ein Mann der Wasser schöpft, ein Mann und Weib ruhend.

3. Phocions Grab (besitz ich).

4. Ländliche Gegend, großer Wassernapf im Vordergrund, ein Alter wäscht die Füße, gegenüber, an einem Monument, ein Jüngling und ein Mädchen sitzend. Was Sie von den Pfuschereyen in der Villa Borghese schreiben ist freilich traurig, doch geht es bey uns nicht besser und wir können also von dort her Trost schöpfen. Des Bauens und Anlegens aus dem Stegereife und ohne Riß und Plan ist kein Ende, man fürchtet sich vor einer großen Idee, die auszuführen und vor einer großen Summe, die auszugeben ist; aber eben diese Summe nach und nach für Anstalten[10] zu verzetteln die man am Ende gern wieder wegkaufte, muß unglaublich reizend seyn. So will es das unerbittliche Schicksal der Menschen und dabey mags denn auch bleiben. Leben Sie recht wohl. Hier noch einige Disticha und ein Blat von Böttcher.

d. 25. Jan. 1796.

G.


Der Teleolog.

Welche Verehrung verdient der Weltschöpfer, der gnädig,

Als er den Korkbaum erschuf, gleich auch die Stöpsel erfand.


Der Antiquar.

Was ein christliches Auge nur sieht erblickt ich im Marmor:

Zeus und sein ganzes Geschlecht grämt sich und fürchtet den Tod.


Der Kenner.

Alte Vasen und Urnen! Das Zeug wohl könnt ich entbehren,

Doch ein Majolica-Topf machte mich glücklich und reich.


11/3262.


An Friedrich Schiller

Die nächsten acht Tage werde ich ein sehr buntes Leben führen. Heute kommt die Darmstädter Herrschaft, morgen ist Cour, Diné, Concert, Soupé und Redoute. Montag Don Juan. Die übrige Woche geht auf Proben hin, denn den 30. sind die Advokaten[11] von Iffland und den 2. die neue Oper. Dann will ich aber auch mich wieder sobald als möglich sammeln und sehen was ich leisten kann. Das achte Buch erscheint mir indessen oft zwischen allen diesen fremden Gestalten durch und ich hoffe, es soll sich nun bey der ersten Gelegenheit auch fertig machen.

In den letzten Epigrammen die Sie mir senden ist ein herrlicher Humor, und ich werde sie deßhalb alle abschreiben lassen, was am Ende nicht in der Gesellschaft bleiben kann, wird sich wie ein fremder Körper schon separiren.

Sie verlangten Papiertapeten, so wie die Bordüren sind hier, fertig, nicht zu haben, ich schicke hier Muster von beyden aus Franckfurt. Das Stück Tapete ist eine Elle breit und hält zwanzig Ellen. Sie müßten also zu 63 Ellen 4 Stück nehmen und behielten so viel übrig. Das Stück kostete vor einem Jahre 1 Gulden 20 Kreuzer. Von der beykommenden Bordüre hält das Stück 40 Ellen und kostet 3 1/2 Gulden, Sie brauchten also davon 2 Stück. Sie steht auf grün sehr gut, wollte man sie lebhafter haben, so giebt es auch schöne Rosenbordüren von derselben Breite. Wenn Sie mir die Muster geschwind zurückschicken, so könnte ich Montag Abends nach Frankfurt schreiben, und Sie würden das verlangte doch ziemlich bald erhalten, mehr Umstände macht es wenn man hier die Papiere wollte färben lassen, besonders da[12] Eckebrecht gegenwärtig sehr mit den Decorationen beschäftigt ist.

Leben Sie recht wohl und genießen des schönen Wetters. d. 23. Jan. 96.

G.


11/3263.


An Paul Wranitzky

[24. Januar.]

Aus beiliegendem Aufsatz werden Sie sehen, was von dem Texte der Oper, wonach Sie sich erkundigen, erwartet werden kann. Ich wünsche bald Nachricht von Ihnen zu hören, ob der Theaterdirektion meine Bedingungen angenehm sind? Da ich denn bald Anstalt machen würde, meine Arbeit zu vollenden. Es sollte mir sehr angenehm sein, dadurch mit einem so geschickten Manne in Konnexion zu kommen. Ich habe gesucht, für den Komponisten das weiteste Feld zu eröffnen, und von der höchsten Empfindung bis zum leichtesten Scherz mich durch alle Dichtungsarten durchzuwinden. Ich wünsche indessen recht wohl zu leben.

P. M.

Der große Beyfall, den die Zauberflöte erhielt, und die Schwierigkeit ein Stück zu schreiben das mit ihr wetteifern könnte, hat mich auf den Gedanken gebracht aus ihr selbst die Motive zu einer neuen Arbeit zu nehmen, um sowohl dem Publiko auf dem[13] Wege seiner Liebhaberey zu begegnen, als auch den Schauspielern und Teather-Directionen die Aufführung eines neuen und complicirten Stücks zu erleichtern. Ich glaube meine Absicht am besten erreichen zu können indem ich einen zweyten Theil der Zaubertflöte schriebe, die Personen sind alle bekannt, die Schauspieler auf diese Charaktere geübt und man kann ohne Übertreibung, da man das erste Stück schon vor sich hat, die Situationen und Verhältnisse steigern und einem solchen Stücke viel Leben und Interesse geben. In wie fern ich meine Absicht erreicht habe, muß die Wirkung zeigen.

Damit dieses Stück sogleich durch ganz Deutschland ausgebreitet werden könnte, habe ich es so eingerichtet, daß die Decorationen und Kleider der ersten Zauberflöte beynahe hinreichen um auch den zweyten Theil zu geben. Wollte eine Direction mehr darauf verwenden, und ganz neue dazu anschaffen; so würde der Effect noch größer seyn, ob ich gleich wünsche daß, selbst durch die Decorationen, die Erinnerung an die erste Zauberflöte immer angefesselt bliebe.

J. W. v. Goethe.


[Concept.]

Meine Bedingungen sind: Einhundert Dukaten und eine vollständige Partitur für das hiesige Theater welche jedoch nicht weiter communicirt werden soll. Ich verspreche dagegen den Text selbst binnen einigen Jahren nicht wieder abdrucken zu lassen, und wünschte[14] bald zu erfahren ob man das Stück unter diesen Bedingungen zu acquitiren denckt, ich würde alsdann sobald als möglich die letzte Hand daran legen und die Zeit näher bestimmen in welcher ich es übersenden kann.

Sollten sich bey der Composition und Aufführung in einem oder dem andern Punkte Schwierigkeiten finden; so erbiete ich mich auf geschehene Anzeige die Stellen...


11/3264.


An Friedrich Schiller

Mit der ganzen Sammlung unserer kleinen Gedichte bin ich noch nicht zu stande, hier kommt einstweilen mein Beytrag von dieser Woche. Wenn wir unsere vorgesetzte Zahl ausfüllen wollen, so werden wir noch einige unserer nächsten Angelegenheiten behandeln müssen, denn wo das Herz voll ist, geht der Mund über, und dann ist es eine herrliche Gelegenheit die Sachen aus der Studierstube und Recensentenwelt in das weitere Publicum hinaus zu spielen, wo dann einer oder der andere gewiß Feuer fängt, der sonst die Sache hätte vor sich vorbeystreichen lassen.

Mir fangen diese Tage nun an recht bunt zu werden, man übernimmt immer mehr als man ausführen kann. Leben Sie wohl und grüßen Sie Ihre liebe Frau. Weimar den 27. Januar 1796.

G.[15]


11/3265.


An Friedrich Schiller

Der erste Act wäre überstanden! ein Aufzug, den ich zur gestrigen Redoute arrangiren half, es ging alles gut ab, obgleich der Saal übermäßig voll war. Da man jetzt bloß in Distichen spricht, so mußte der türkische Hof selbst sein Compliment an die Herzogin in dieser Versart darbringen, wie Sie aus der Beylage sehen werden. Eine andere Gesellschaft hatte einen Zug von gemischten Masten aufgeführt, unter welchen sich ein paar Irrlichter sehr zu ihrem Vortheil ausnahmen, sie waren sehr artig gemacht und streuten, indem sie sich drehten und schüttelten, Goldblättchen und Gedichte aus.

Die Disticha nehmen täglich zu, sie steigen nun mehr gegen zweyhundert. Ich lege das neuste Modenjournal bey wegen der Abhandlung pag. 18 über die Xenien. Der Verfasser denkt wohl nicht daß ihm auch eins fürs nächste Jahr zubereitet werde. Wie arm und ungeschickt doch im Grund diese Menschen sind! nur zwey solcher Gedichtchen, und noch dazu so schlecht übersetzt, zur Probe zu geben! Es ist aber als wenn alles geistreiche diesen feuerfarbenen Einband flöhe.

Ich habe die Abhandlung Cellini's über die Gold schmiedts- und Bildhauerarbeit von Göttingen erhalten. Da ich ihn nun doch geschwind lesen und[16] ausziehen muß; so wird die kleine Biographie wahrscheinlich dadurch befördert werden. Leben Sie recht wohl und grüßen Sie Ihre liebe Frau.

Fast hätte ich das beste vergessen. Ich habe einen gar schönen und guten Brief von Meyer erhalten der seinen Zustand recht deutlich darstellt. Seine unwiderstehliche Neigung gründlich zu seyn und etwas ausführliches zu arbeiten, kommt bey der ungeheuern Menge von Gegenstände die er beschreibt und beurtheilt und bey dem Reize anderer die er nachbilden möchte sehr ins Gedränge. Er fragt mich um Rath und ich werde ihn an seinen Genius zurückweisen.

In einem Brief an die Herzogin Mutter steht eine lustige Stelle über die Künstler, welche jetzt Kantische Ideen in allegorischen Bildern darstellen. Wenn es nicht bloß Persiflage ist, so haben wir da die tollste Erscheinung die vor dem jüngsten Tage der Kunst vorhergehen kann.

Aus Ihrem Briefe seh ich erst daß die Monatschriften Deutschland und Frankreich Einen Verfasser haben. Hat er sich emancipiret, so soll er dagegen mit Karneval-Gips-Drageen aus seinen Büffelrock begrüßt werden, daß man ihn für einen Perückenmacher halten soll. Wir kennen diesen falschen Freund schon lange und haben ihm bloß seine allgemeine Unarten nachgesehen, weil er seinen besondern Tribut regelmäßig abtrug, sobald er aber Miene macht diesen zu versagen so wollen wir ihm gleich einen Bassa[17] von drey brennenden Fuchsschwänzen zuschicken. Ein Dutzend Disticha sind ihm schon gewidmet, welche künftigen Mittewoch, geliebt es Gott, anlangen werden. Indessen nochmals ein Lebewohl.

Weimar den 30. Januar 1796.

G.


11/3266.


An Carl Ludwig von Knebel

[Anfang Februar.]

Da Schiller in diesen Tagen die zweyte Sendung der Elegien wünscht, so sende ich hier das Packet mit Bitte sie auszusuchen, deine bisherigen Correkturen dazu zu schreiben und sie mir zu zu schicken. Ich wünsche guten Besuch der Musen in der Einsamkeit.

Ich habe die Aussicht daß mein Roman vor Ende dieses Monats fertig seyn wird worüber ich eine große Freude empfinde. Vale.

G.


11/3267.


An Friedrich Schiller

Die erste Abschrift der Xenien ist endlich fertig geworden und ich schicke sie sogleich um so mehr, da ich vor dem 14ten dieses nicht nach Jena kommen kann. Sie sehen zusammen schon ganz lustig aus, nur wird es ganz gut seyn, wenn wieder einmal eine poetische Ader durch die Sammlung durchfließt, meine[18] letzten sind, wie Sie finden werden, ganz prosaisch, welches, da ihnen keine Anschauung zum Grunde liegt, bey meiner Art wohl nicht anders seyn kann.

Vielleicht schicke ich Ihnen das siebente Buch meines Romans in kurzer Zeit, ich arbeite es jetzt nur aus dem Gusse des Dictirens ins Reine. Was weiter daran zu thun ist wird sich finden, wenn das achte Buch eben so weit ist und wir das ganze recht lebhaft und ernsthaft durchgesprochen haben.

Ich habe diese Tage das Werk des Cellini über das mechanische verschiedener Künste von Göttingen erhalten. Es ist trefflich geschrieben und sowohl die Vorrede als das Werk selbst giebt über den wunderbaren Mann schöne Aufschlüsse. Ich habe mich daher gleich wieder an sein Leben gemacht, allein die Schwierigkeiten der Behandlung bleiben immer die selben. Ich will nur anfangen einige interessante Stellen zu übersetzen und erwarten was sich weiter macht. An einem Leben ist ohnedem weiter nichts, nach meiner realistischen Vorstellungsart, als das Detail, besonders nun gar bey einem Particulier, wo keine Resultate zu denken sind, deren Weite und Breite uns allenfalls imponiren könnten, und bey einem Künstler, dessen Werke, die bleibenden Wirkungen seines Daseyns, nicht vor unsern Augen stehen. Vielleicht bringe ich noch, ehe ich zu Ihnen komme, ein hübsches Pensum zusammen, und es wird sich alsdenn näher ergeben was zu thun ist.

[19] Wie kommt es, daß das neue Stück der Horen so lange außen bleibt?

Die erste Repräsentation der neuen Oper ist glücklich vorbey und wir haben den Beyfall der Masse; sie nimmt sich auch wirklich zusammen recht artig aus. Die Musik ist nicht tief, aber angenehm, die Kleider und Decorationen thaten gute Wirkung. Ich werde Ihnen ehestertags das Buch schicken, damit Sie doch sehen was das deutsche Theater für einen wunderlichen und erzdeutschen Sang nimmt. Leben Sie recht wohl, und grüßen Ihre liebe Frau, ich hoffe bald aus meiner, für den stärcksten Realisten zu starcken, Lebensart zu Ihnen in den Hafen zu gelangen.

W. d. 4. Febr. 96.

G.


11/3268.


An Carl Ludwig von Knebel

[8. Februar.]

Mit dem ersten Stück der Horen begrüße ich dich am frühen Morgen, ich hoffe deine Elegien sollen dich freundlich ansehen. Zugleich folgen 15 Louisd. auf Abschlag des Honorars, wenn das Ganze beysammen ist wird berechnet. Lebe wohl und laß dich bald in unsern Mauern sehen.

G.[20]


11/3269.


An Johann Heinrich Meyer

Auf Ihren lieben Brief vom 8. Januar will ich sogleich einiges erwiedern um den guten Gang unserer Correspondenz zu erhalten. Ich freue mich zu sehen wie es Ihnen geht und das nur wie vorauszusehen war, des guten zu viel ist. Sobald man die Dinge nicht nur eben nehmen will, wie sie sich uns zeigen und sie etwa nach seiner Art genießen oder verarbeiten will, wenn man tiefer in die Werke der Natur und Kunst einzudringen, wenn man seine Kenntnisse auf das innigste und beste auszubilden gedenkt, dann sieht man erst die Unzulänglichkeit unserer Kräfte, und die Eingeschränktheit der Zeit die uns gegeben ist.

Wir haben uns, mein lieber Freund, freylich ein sehr weites und breites Pensum vorgesteckt und das war, der Übersicht wegen, sehr gut; aber ich bin doch immer davor, daß wir beym einzelnen gründlich sind und weder Ihre noch meine Natur wird in einer gewissen Allgemeinheit ein Vergnügen finden, in der man je weiter man vorrückt immer deutlicher sieht daß man anders hätte anfangen sollen. Gehen Sie so genau zu Werke als es Ihre Natur heischt, seyn Sie in dem was Sie nachbilden so ausführlich um sich selbst genug zu thun, wählen Sie nach eigenem Gefühle, wenden Sie die nöthige Zeit auf und denken Sie immer: daß wir nur eigentlich für uns selbst[21] arbeiten. Kann das jemand in der Folge gefallen oder dienen, so ist es auch gut. Der Zweck des Lebens ist das Leben selbst und so lassen Sie auch Ihren Aufenthalt in Rom Ihren Zweck seyn. In diesem Sinne bereit ich mich auch vor, und wenn wir nach innen das unsrige gethan haben, so wird sich das nach außen von selbst geben.

Das Werk des Cellini über die Goldschmiede- und Bildhauerkunst habe ich von Göttingen erhalten und zu lesen angefangen. Die Vorrede enthält noch recht hübsche Nachrichten von ihm, und in dem Werke selbst finden sich die bestimmtesten mechanischen Anweisungen. Vielleicht findet sich in der Folge Gelegenheit den Zustand der jetzigen Künste und Handwerke was das mechanische betrifft mit jenen Zeiten zu vergleichen.

Es ist mir dabey eine Bemerkung aufgefallen die ich Ihnen mittheilen will. Italien lag in dem 15. Jahrhundert mit der übrigen Welt noch in der Barbarey. Der Barbar weiß die Kunst nicht zu schätzen, als in so fern sie ihm unmittelbar zur Zierde dient, daher war die Goldschmiedearbeit in jenen Zeiten schon so weit getrieben, als man mit den übrigen noch so sehr zurück war und aus den Werkstätten der Goldschmiede gingen durch äußere Anlässe und Aufmunterung die ersten trefflichen Meister anderer Künste hervor. Donatello, Brunellesco, Ghiberti, waren sämmtlich zuerst Goldschmiede. Es wird dieses zu guten Betrachtungen Anlaß geben. Und sind wir[22] nicht auch wieder als Barbaren anzusehen? da nun alle unsere Kunst sich wieder auf Zierrath bezieht.

Ich bin bey dieser Gelegenheit auch wieder an des Cellini Lebensbeischreibung gerathen, es scheint mir unmöglich einen Auszug daraus zu machen, denn was ist das menschliche Leben im Auszuge? alle pragmatische biographische Charakteristik muß sich vor dem naiven Detail eines bedeutenden Lebens verkriechen. Ich will nun den Versuch einer Übersetzung machen, die aber schwerer ist als man glaubt.

Sobald mein Roman fertig ist, will ich sehen was mir sonst noch zu thun übrig bleibt und näher an meine Reise denken. Alles kommt darauf an was für Beschäftigung Sie in Rom finden und in wie fern sich Ihr Aufenthalt daselbst verlängern wird. Lassen Sie uns nur fleißig schreiben und es wird bis in den Juni schon klar werden was zu thun ist.

Schreiben Sie mir doch etwas näheres über die Gegenstände der Kunst aus der Kantischen Philosophie, wir wollen dieser und anderer Späße in unsern Distichen nicht vergessen.

Fräulein Imhof hat das Portrait eines ihrer Geschwister mit Farbe gezeichnet, worüber ich erstaunen mußte. Hätte sie mir es nicht selbst zugeschickt, so hätte ich nicht gewußt wem ichs zuschreiben sollte.

Was den Auftrag Durchl. des Herzogs betrifft so sehen Sie nur eben sachte zu ob sich etwas finden sollte, man ist weder sehr pressiert noch sehr entschieden.[23] Gore hat schon wieder einen andern Vorschlag gethan: durch einen gewissen Schneider von Mainz, einen Mann der ganz geschickt ist, ein paar Claude in Cassel copiren zu lassen, was daraus werden kann oder wird, läßt sich schwerlich sagen.

Schiller ist sehr fleißig und Sie werden gute Sachen von ihm in den Horen finden. Er hat sich in dem ästethischen Fache zu einer großen Consequenz durchgedacht und ich bin neugierig, wie es mit dieser gleichsam neuen Lehre gehen wird, wenn sie im Publiko zur Contestation kömmt. Da sie mit unserer Denkungsart homogen ist; so wird uns auch auf unserm Wege dadurch großer Vortheil gebracht.

Ich habe zu einer neuen Oper 3 Decorationen oder vielmehr nur 3 Hintergründe erfunden, womit ich im Ganzen leidlich zufrieden bin, um so mehr als sie auch ihre Wirkung gethan und Beyfall erhalten haben. Die erste ist ein Bauernhof, in edlerm Style, wo ich das was man vom Ursprung der Baukunst zu sagen pflegt, angebracht habe. Die zweyte eine Gegend mit Felsen und Palmen, in dem Sinne wie Ihre Landschaft mit dem Altar. Es ist merkwürdig daß Eckebrecht den Hauptpunct worauf es ankommt bey dieser Gelegenheit recht gut gefaßt hat. Die Absonderung und Entgegenstellung der Farben ist ihm recht gut gerathen, sogar die farbigen Schatten hat er, wiewohl etwas outrirt, angebracht. Ich erwartete gar nicht daß er meine Anweisungen als Prinzip[24] fassen sollte, denn ich gab sie nur als Lehre für den gegenwärtigen Fall. Ich werde künftig keine Gelegenheit vorüber lassen um eben auf dem Theater im großen die Effecte zu sehen. Zur dritten Decoration hatte ich solche gewundene und gezierte Säulen componirt und transparent mahlen lassen wie sie in den Raphaelischen Cartons, bey der Heilung des Lahmen, in einer Vorhalle des Tempels stehn, diese haben, weil sie die brillantesten und reichsten am Schlusse des Stückes sind, natürlich den meisten Beyfall erhalten. So hilft man sich auf Leinwand und Pappe, um in dieser kunstlosen, höchst alltäglichen Welt wenigstens einigen Sinn und Interesse und Ahndung von einer künstlichen und harmonischen Darstellung zu erhalten.

abgegangen d. 8. Febr. 1796.

G.


11/3270.


An Friedrich Schiller

Nachdem uns die Redoute eine Nacht weggenommen, und wir ziemlich spät aufgestanden sind, will ich, um das angekommene Paket nicht aufzuhalten, nur mit wenig Worten anzeigen: daß die Horen in ihrem neuen Gewande und etwas modernerm Putze, der sie recht gut kleidet, nebst dem beyliegenden Gelde bey mir angekommen sind. Die Elegien hoff ich auf den Sonnabend wenn gleich nicht abgeschrieben zu schicken[25] und denke den Montag darauf selbst zu kommen, wo wir denn unsere Zustände und Plane durchdenken und durchsprechen werden. Leben Sie recht wohl. Den Beschluß der Abhandlung über die naiven und sentimentalischen Dichter und Menschen habe ich mit großem Vergnügen wieder gelesen, auch höre ich von auswärts daß die ersten Abschnitte sehr gut aufgenommen sind. Es kommt nur jetzt darauf an, immer dieselbe Stelle zu treffen, und die Wirkung wird wohl nicht ausbleiben.

Weimar den 10. Febr. 1796.

G.


Die Bordüren, hoff ich, werden Ihnen gefallen, nur muß man Acht haben, daß sie nicht falsch aufgeklebt werden; sie haben zweyerley Lichtseiten, um sie rechts und links gegen die Fenster wenden zu können, auch ist zu bemerken daß die Boukets fallen. Die Leute geben nicht immer acht auf diese Hauptpuncte, sie haben mir in meinem Hause eine solche Bordüre ganz falsch aufgeklebt, deßwegen ich dieses zur Warnung melde. Ich will das Paket auch von hier frankiren und den Betrag zusammennotiren.


11/3271.


An Friedrich Schiller

Wenn Sie nur die versprochene Elegien nicht so nothwendig brauchen! denn ich weiß nicht wie ich[26] damit einhalten soll. Schon seit 8 Tagen bin ich darüber und mit Knebel in Conferenz, dadurch ist die Abschrift wieder unrein geworden und muß noch einmal gemacht werden. Wenn es möglich wäre noch acht Tage Aufschub zu geben, so sollte alles in der Ordnung seyn. Ich leide noch immer unsäglich am Carneval, und durch die abermalige Ankunft von fremden Prinzen werden unsere Theater- und Tanzlustbarkeiten verruckt und gehäuft.

Da ich zum dritten Stücke noch nichts zu liefern weiß; habe ich meine alten Papiere durchgesehen, und darinne wunderliches Zeug, aber meist individuelles und momentanes gefunden, daß es nicht zu brauchen ist. Um wenigstens meinen guten Willen zu zeigen, schicke ich hier eine sehr subjective Schweizerreise. Urtheilen Sie in wiefern etwas zu brauchen ist, vielleicht wenn man noch irgend ein leidenschaftliches Märchen dazu erfände, so könnte es gehen. Die Gegenden sind hundertmal betreten und beschrieben, doch betritt man sie wieder und liest die Beschreibungen noch einmal. Sagen Sie mir Ihre Gedanken darüber. Es versteht sich von selbst, daß alles was die Personen bezeichnet, müßte vertilget werden.

Leben Sie recht wohl! Mit großer Sehnsucht hoff ich auf den Augenblick Sie wieder zu sehen.

Meyer hat wieder geschrieben, er negotiirt die Aldobrandinische Hochzeit copiren zu dürfen. Wie sehr wünscht ich dieses herrliche Werk in unserm Besitz[27] zu sehen. Die Nachricht von den Kantischen Gemälden ist wahr, es steht auch schon eine Nachricht im Merkur, die ich aber leider übersehen habe.

Weimar den 12. Febr. 1796.

G.


11/3272.


An Friedrich Schiller

Da ich doch nicht wissen kann, ob Sie nicht die Elegien nöthig brauchen; so will ich sie lieber heute schicken, obgleich nur drey davon abgeschrieben sind. Die übrigen sind lesbar und Sie würden nicht gehindert seyn. Können und wollen Sie solche aufheben bis ich hinüber komme, so läßt sich vielleicht über eins und das andere noch sprechen.

Für die überschickten 15 Louisd'or dankt der Autor aufs beste.

Der Medailleur Abramson in Berlin ist geschickt, wenn Sie ihm gönnen wollen daß er Ihre Medaille macht, so würde ich rathen sich von unserm Klauer en Medaillon, erst bossiren zu lassen und einen Gipsabguß nach Berlin zu schicken. Hiernach kann er besser arbeiten als nach irgend einer Zeichnung, und wer sollte die bey uns auch machen? Schade daß Meyer nicht da ist, so könnte man auch gleich etwas vernünftiges zur Gegenseite erfinden. Der Medailleur müßte Klauern bezahlen.

Bey dem Briefe vom 7. Febr. sollen ein Dutzend[28] Xenien liegen, ich habe sie aber nicht gefunden, ob ich gleich die beyliegenden Horenexemplare auf das sorgfältigste durchgeblättert habe. Leider hat mich auch in diesen Tagen weder etwas Xenialisches noch Genialisches angewandelt, ich hoffe mehr als jemals auf eine Ortveränderung, um zu mir selbst zu kommen, leider weiß ich noch nicht, ob ich Montags kommen kann.

Es ist mir herzlich leid daß Sie wieder so viel gelitten haben und daß Ihre Einsamkeit Ihnen nicht zu gute kommt, indeß mich die Zerstreuung von einer wünschenswerthen Thäthigkeit abhält. Ich freue mich auch wieder einmal einige Worte von Humbold zu hören, er hat wohlgethan bey diesem weichen Wetter keinen Caviar zu schicken.

Vielleicht könnte man aus der Schweizerreise, die ich Ihnen gestern schickte, die einzelnen ausführlichen Tableaus, zum Beyspiel das Münsterthal, die Aussicht vom Jura pp herausziehen und ohne Zusammenhang hinstellen. Doch das werden Sie am besten beurtheilen, ich hatte nicht Zeit die Hefte, die ich Ihnen schickte durchzulesen und kann über ihren Werth und Unwerth nicht urtheilen.

Meyer hat wieder geschrieben, wahrscheinlich ist er jetzt über der Aldobrandinischen Hochzeit. Er hat die Art, die Antiken zu beobachten, die er in Dresden angefangen hatte, fortgesetzt; er schreibt: Nun kommt es auf zarte Bemerkungen an der Zeichnung der[29] Augen, der Art, wie die Linien sich schwingen und sich begegnen, wie der Mund gezeichnet und gearbeitet ist, wie die Haare angesetzt sind, was für Kenntnisse der Künstler gehabt, welcher Theorie er gefolgt sey.

Er hofft auch dem Raphael noch eine neue Seite abzugewinnen.

W. d. 13. Febr. 96.

G.


11/3273.


An Henriette Beck

[Concept.]

Mad. Beck hat sogleich, bey der Oberdirection des Theaters, eine genaue und umständliche Erzählung des gestrigen Vorfalls auf dem Theater schriftlich, und zwar dergestalt einzureichen, wie sie allenfalls ihre Angabe eidlich zu erhärten bereit seyn möchte.

Weimar den 14. Febr. 1796.


11/3274.


An Henriette Beck

[Concept.]

Da aus dem gestrigen Exhibito der Mad. Beck nicht zu ersehen ist, welcher Worte sie sich gegen Dem. Malkolmi bedienet, deren Deutung der Schauspieler Herr Becker auf sich gezogen; so sind solche umständlich und genau schriftlich anher anzuzeigen.

Weimar den 15. Febr. 1796.[30]


11/3275.


An Heinrich Becker

[Concept.]

Der Schauspieler Herr Becker hat sogleich, bey der Oberdirection, genau die Umstände des Vorfalls von vorgestern und was ihn zu seiner ungebührlichen Handlung veranlaßt umständlich und genau anzuzeigen, so wie er dasselbe allenfalls eidlich zu bekräftigen bereit ist.

Weimar den 15. Febr. 1796.


11/3276.


An Franz Kirms

[16 Februar.]

Aus beyliegendem kleinen Actenstück werden Ew. Wohlgeb. ersehen, was Mad. Beck wegen des letzten Vorfalls gemeldet hat und wie ich vor nöthig gefunden habe auf eine nähere Anzeige Ihrer Äußerungen zu bestehen.

Herr Oberstlieutenant von Germar wäre zu ersuchen, den Schauspieler Becker Nachmittag um 3. Uhr seines Arrestes zu entlassen, ich lege die zweyte Verordnung an Mad. Beck, ingleichen eine an Herrn Beckern in mundo bey, jene wäre sogleich, diese nach seiner Loslassung zu insinuiren.

Morgen früh denke ich nach Jena zu gehn, sollte noch etwas zu bereden seyn, so bin ich um 10 Uhr noch zu finden.

G.[31]


11/3277.


An Carl Ludwig von Knebel

[15. Februar.]

Ich habe meine Einrichtung gemacht morgen nach Jena zu gehen, Mittwochs kommt Dumanoir mit noch einigen der Colonie, und Milkauf bewohnt die Zimmer nach dem Graben, ich weiß also nicht was ich dir rathen oder wozu ich dich einladen soll. Wäre dirs nicht zuwieder; so könntest du im Bären logiren, wo ich oft war und wo man ganz sauber und leidlich ist. Ginge ich nicht hinüber um zu arbeiten, so könnten wir uns wohl in den vordern Zimmern zusammenthun, dadurch käme aber keiner zur Ruhe.

Möchtest du im Bären logiren, so könnten wir morgen zusammen fahren, du könntest Mittwochs nach Belieben dich sehen lassen oder nicht und man hätte dann doch manche Stunde zusammen. Sage mir Antwort wegen des Packens, ich nehme einen Coffre und könnte also auch deine Sachen einpacken.

G.


11/3278.


An Henriette Beck und Heinrich Becker

[Concept.]

Da der Schauspieler Herr Becker, wegen des während der Vorstellung begangenen Excesses, durch seinen Arrest aus der Hauptwache, die verdiente Correction[32] erlitten hat; so ist nunmehr der Schauspielerin Mad. Beck, wegen der geständigen Schimpfrede, wodurch sie den Ausbruch der Thathandlung verursacht hat, eine wöchentliche Gage inne zu behalten, wodurch der Vorhang, so weit er in die Aussicht der Oberdirection des Theaters einschlägt, erledigt wird.

Sollte übrigens Mad. Beck, wegen allenfallsiger Privatsatisfaction, Herrn Becker in Anspruch nehmen wollen; so wird sie damit an die ordentliche Obrigkeit verweisen.

Weimar den 16. Febr. 1796.


11/3279.


An Charlotte von Kalb

[16. Februar.]

Darf ich Ihnen, werthe Freundinn, im Begriff nach Jena zu gehen, ein Fäßchen Caviar zuschicken. Sollten Sie mit Ihrem Herrn Gemahl diese wunderliche Speise nicht selbst lieben, so finden wohl Ihre Gäste Geschmack daran, denen Sie so manche freundliche Aufnahme bereiten. Leben Sie recht wohl, ich grüße Schillern in Ihrem Nahmen.

G.


11/3280.


An Christiane Vulpius

Ich habe dir gestern gleich wegen des Krautlandes geschrieben. Wie gesagt wenn es dir gefällt so kaufe[33] es, denn diese Fleckchen werden täglich theurer werden. Liegt es denn am Bache oder wo? beschreibe mir es doch genauer.

Mit dem Essen geht es mir wieder recht schlecht, schicke mir einige Flaschen oberweim. Bier.

Das beykommende Packet schickst du an Graf Dumanoir wie die Adresse ausweist. Lebe recht wohl und behalte mich lieb.

Jena d. 19. Febr. 1796.

G.


Sage deinem Bruder daß ich das für Böttcher bald schicken werde.

Du bist doch die Abende besonders wenn du in die Commödie gehst hübsch besorgt daß das Haus nicht allein steht.

Nimm den eingesiegelten Schlüssel hervor in dein Schreibepult.

G.


Blos meldet sich wegen seines Aufwandes bey der Frl. v. Göchhausen.


11/3281.


An Christiane Vulpius

Ich habe beym Einpacken das beste vergessen, nehmlich das siebente Buch meines Romans und die Papiere, die sich aufs achte beziehen. Es liegt alles beysammen in dem Schreibtische an der Thüre, in der untersten[34] Schublade nach dem Ofen zu. Packe nur alles, was in dieser Schublade liegt, wohl zusammen und schicke mirs durch August Herder, der dir diesen Brief überbringt. Wenn der Schlüssel, wie ich vermuthe, eingeschlossen ist, so kannst du mit dem Schlüssel, den ich hier überschicke, das erste Schränkchen Schreibetisches aufmachen, wo du ihn bald erkennen wirst. Schicke mir den Schlüssel mit den Papieren wieder zurück und lebe recht wohl.

Jena. Sonnabend den 20. Febr. 1796.

G.


11/3282.


An Christian Gottlob Voigt

Für die Nachrichten, die Sie einigemal mir zu geben die Güte gehabt, danke ich aufs verbindlichste, ich habe hier meine Zeit nach meiner Art fleißig zugebracht und bin in meinen Arbeiten so ziemlich vorgerückt.

Um Beantwortung beyliegender, das Bergwerk betreffender Anfragen bitte gehorsamst, leider sieht die Unternehmung einer auslöschenden Lampe immer ähnlicher.

Auf beyliegendes Communicat von der Cammer antwortete man ja wohl einmal zwischen Oftern und Pfingsten.

In Beziehung aus beyliegendes Communicat von Fürstl. Regierung könnte man ja wohl, sogleich, an[35] den hiesigen Stadt-Rath eine Verordnung erlassen, und ihm aufgeben die 200 rh. Quaest: an den Conducteur Götze, gegen Quittung, verabfolgen zu lasssen, so wie eine Verordnung gleichfalls an diesen letztern zur Einnahme und Betreibung nöthig wäre; wenn Sie die Güte haben wollen mir die munda mit Ihrer und des Herrn Geheimen Raths Unterschrift zuzuschicken; so wollte ich das übrige besorgen. Wenn wir diese Beyträge bald kriegen, so können wir einstweilen damit unsere Arbeit anfangen, und die Cammerbeyträge später erheben.

Unter die Schlevoigtische Anzeige habe ich gleich die Resolution gesetzt, mit welcher sie denn Venten übergeben werden könnte.

Daß die Sache mit dem bewußten Freunde eine, wo nicht ungünstige, doch gewissermaßen unangenehme Wendung genommen, hat mir leid gethan, in solchen außerordentlichen Fällen bin ich, für meine Person, wie ich gern gestehe, immer geneigt den zu entschuldigen, der nicht ganz den rechte Weg und die rechten Weise trifft, so wenig ich von der andern Seite gegen die Beharrlichkeit Serenissimi etwas zu sagen weiß. Der Partikulier, der sich in der Stille immer selbst helfen muß, kann freylich nur bey außerordentlichen Gelegenheiten seine Lage entschieden verbessern.

Aus einem Briefe, den Loder aus Salzburg erhalten hat, ist deutlich, daß man in Wien wirklich Ernst macht und es ist nicht zu leugnen, daß die[36] Akademie in mehr als Einem Sinne bey jenem Abgang leiden würde.

Daß Sie die Freytagsgesellschaft aufrecht zu erhalten die Güte haben ist Ihrer edlen Neigung gemäß, das was einmal lebt und webt, für das, was es ist, zu schätzen und nach Möglichkeit zu befördern und zu erhalten; da leider so viele Menschen etwas das sich regt nur mit dem Auge des Jägers ansehen, der sogleich darhinter her ist um es zu zerstören.

Sie empfehlen mich ja wohl gelegentlich Serenissimo zu Gnaden.

Leben Sie recht wohl und behalten mich in freundschaftlichem Andenken. Jena den 3. März 1796.

G.


11/3283.


An Johann Heinrich Meyer

Jena den 3. März 1796.

Die erste Hälfte des vergangenen Monats hab' ich in Theater und Carnevals-Anstalten zugebracht, in der zweyten ging ich hierher, und bin nun schon über 14 Tage hier. Außerdem daß mein Roman ziemlich vorruckt, so habe ich auch in dem Cellini ein gutes Stück hineinübersetzt, davon die erste Abtheilung in den April der Horen kommen wird.

Es geht mit der Übersetzung eines Buchs wie Sie von dem Copieren eines Gemäldes sagen, man lernt beyde, durch die Nachbildung erst recht kennen. Cellini,[37] mit seiner Kunst und mit seinem Lebenswandel, ist für uns ein trefflicher Standpunct, von dem man, in Absicht auf neue Kunst vorwärts und rückwärts sehen kann. So wie uns das Leben eines einzelnen Menschen zu einem zwar beschränkten aber desto lebhaften Mitgenossen vergangener Zeiten macht. Es ist außerordentlich hübsch, wie sein Werk über die Kunst und seine Lebensbeschreibung auf einander hinweisen.

Ich habe indessen zwey Briefe von Ihnen erhalten, Nr. 6 und 7. Bey dem letztern wünsche ich uns Glück daß Sie die Erlaubniß erhalten haben das alte Bild zu copiren.

Ihre neue Versicherung daß unsere Farbenstudien nachhaltig sind, und zum Schlüssel der alten Werke dienen werden, ist mir aufs neue tröstlich und erfreulich, und muntert mich auf, in dieser und andern Elementarlehren recht sorgfältig und fleißig zu seyn. So schwer es hält sich daran fest zu halten, und sich der Allgemeinheit zu überlassen, so vielen Nutzen findet man nachher wenn man einmal in die Anwendung kommt.

Ich bin überzeugt daß alles, was Sie arbeiten und schreiben den Schatz unserer geistigen Besitzungen vermehren wird, und wir renunciiren deswegen lieber zuerst auf Ihre Beyträge zu den Horen. Schiller ist durch verschiedne Mitarbeiter und Beyträge gedeckt, und der Cellini geht auch schon ein wenig in die Breite. Schiller grüßt schönstens und wird uns gewiß[38] immer wenn wir auch entfernt sind entgegen arbeiten.

Wenn ich so bedenke daß mir der große Weth der Kunstwerke jetzt doch nur wie in einer Art von Tradition erscheinet und alle Erinnerung dieser Art mehr oder weniger stumpf ist, so wird mir der Gedanke so angenehm als wunderbar: daß ich in Ihrer Gesellschaft wieder zum lebhaften Anschauen gelangen soll.

Wegen des Neapolitanischen Aufenthalts denke ich soll es gut gehen. Wie Sie schon an dem Grafen Münster einen gefälligen Mann gefunden haben, so bringt immer das gegenwärtige Leben mit sich, was zum gegenwärtigen Leben am besten taugt. Wenn ich wieder nach Weimar komme, so will ich alles, was von unserer Seite thulich ist, betreiben; Bertuch wird nun auch bald aus Franken zurückkehren, wo sein berühmtes Salzgeschäft sehr gut zu gehen scheint. Hier indessen ein Blättchen von der Herzogin Mutter.

Daß Sie durch genaue Beobachtungen des Sinnes, in welchem die Kunstwerke gemacht sind, die Art wie? und der Mittel wodurch sie gemacht sind? neue und sichre Quellen des Beschauens und der Erkenntnis eröffnen würden, war ich durch Ihre Versuche in Dresden und durch Ihr ganzes Leben und Wesen überzeugt. Wer in dem immerfort dauernden Streben begriffen ist die Sachen in sich und nicht, wie unsere lieben Landsleute, sich nur in den Sachen zu sehen, der muß immer vorwärts kommen, indem er seine[39] Kenntnißfähigkeit vermehrt und mehrere und bessere Dinge in sich aufnehmen kann. Daß wir uns gefunden haben ist eines von den glücklichsten Ereignissen meines Lebens, ich wünsche nur daß wir lange zusammen auf diesem Erdenrunde bleiben mögen, wie ich auch hoffe, daß Schiller ohngeachtet seiner anscheinenden Kränklichkeit mit uns ausdauern wird.

Die fixen Ideen, welche der gute Hirt schon so ein Dutzend Jahre nährt, mögen denn freylich etwas steif und trocken geworden seyn, Mannigfaltigkeit des eignen Geistes und Biegsamkeit gegen fremde Gegenstände sind niemals seine Eigenschaften gewesen.

Über folgende Puncte bitte ich gelegentlich um Antwort.

1) Haben Sie den Perseus in Florenz näher angesehen? und was ist davon zu halten?

2) Vielleicht, da es gewiß auch Sammlungen neuerer Münzen in Rom giebt, kommt Ihnen von Cellinischen Münzen etwas unter die Augen. Außer einigen größeren Stücken hat er auch die gewöhnlichen Münzen für Clemens VII meist geschnitten. Es sind auch Münzen von Herzog Alexander von Florenz von ihm da.

3) Könnten Sie mir nicht näher anzeigen, worinn die Versündigung unserer Landsleute gegen Raphael und andere Heiligthümer eigentlich bestehe, damit das heimliche Gericht aus ihre Bestrafung bey Zeiten denken könne.

[40] 4) Wo steht jetzt der porphyrne Sarg der ehemals vor der Rotonde gestanden hat?

Leben Sie recht wohl, nächstens etwas über das Parthenon und überhaupt über die Atheniensische Architektur, ich muß diesen Brief heute fortschicken, der sich ohnedies einge Posttage verspätet hat.

Jena den 9. März 1796.

G.


Viel Grüße aus dem Hause. Die Genoßen sind in diesem Augenblicke zum Besuche bey mir.


11/3284.


An Johann Friedrich Unger

[Concept.]

[Jena, etwa 7. März.]

Es war mir angenehm, werther Herr Unger, wieder einmal etwas von Ihnen zu hören. Ich kann denken daß Sie das Manuscript zu dem letzten Band des Romans bald zu erhalten wünschen, und ich kann dagegen versichern: daß es mir eine sehr vergnügte Stunde seyn wird, in der ich ihn abschicken werde. Ihre und des Publikums Erwartung ist gewiß nicht größer als mein Wunsch, meine Sache gut zu machen und in diesem Falle keinen Fleiß zu sparen. Es ist unter allen meinen Arbeiten, die ich jemals gemacht habe, die obligateste und in mehr als Einem Sinn die schwerste, und doch muß sie, wenn sie gelingen soll, mit der größten Freyheit und Leichtigkeit gemacht werden. Dazu bedarf es denn freylich Zeit und Stimmung. Noch ein Umstand kommt dazu, der die[41] Aufgabe künstlicher macht: mehrere Personen, und sogar genaue Freunde und Bekannte, schwören und wetten, daß ich das Werk nach seiner Anlage mit Einem Bande nicht endigen könne. Ich habe dieses Jahr schon 5 Wochen in Jena zugebracht um in der nöthigen Ruhe und Sammlung an dieses Werk die letzte Hand legen zu können, erlauben Sie mir, daß ich es nicht eher absende, als bis ich für dießmal, weiter nichts daran zu machen weiß.

Es war voraus zu sehen, daß das sechste Buch, das dem begierigen Leser des Romans sich auf eine sonderbare Weise in den Weg stellt, dem Roman dagegen einen andern Kreis von Lesern verschaffen würde; so hat auch ein Emigrirter bey uns dieses Buch ins Französische übersetzt. Die erste Anlage ist ganz gut und wenn ich die Arbeit mit ihm durchgehen wollte, so würde sie sich allenfalls produciren lassen. Sollten Sie geneigt seyn diese Übersetzung zu drucken, so würde ich mich derselben etwas näher annehmen. Es käme darauf an, daß Sie mir ohne Umschweif sagten, was Sie allenfalls an's Honorar wenden wollten? Sie können, am besten beurtheilen in wie fern diese Übersetzung und der Umstand: daß dadurch die Ungelegenheit des Romans selbst mehr zur Sprache gebracht, und das Verlangen darnach, da und dort, erregt wird, einiges Interesse für Sie haben könnte.

Geben Sie mir darüber einige Nachricht und leben recht wohl.[42]


11/3285.


An Christian Gottlob Voigt

[Jena, etwa 7. März.]

Da ich noch einige Zeit hier zu bleiben gedenke, so bitte ich nachstehende Fragen, das Bergwerk betreffend, gefällig zu beantworten, und mich dadurch einigermaßen zu beruhigen.

1) Die viel Kuxe haben bezahlt, und wieviel Geld ist also eingekommen?

2) Was sind für sonstige Aussichten, und scheint die Gewerkschaft sehr ins kleine zusammen zu schwinden?

3) Da die Summe, so viel ich vermuthe, noch nicht so stark ist, daß man die Gewältigung hat verordnen können; so fragt sich, ob man nicht solle einstweilen das Ort aus der Radstube forttreiben, oder ist vielleicht deßhalb schon Verfügung geschehen?

4) Da man keinen Vorrath zum Pochen mehr hat; so müssen also wohl die großen ehemals als Vorrath angegebenen Haufen gänzlich vor unnütz erklärt worden seyn.

5) Ist außer der Fristzugestehung noch eine andere Resolution, die auf Bertuchs Rückkunft wartet?


11/3286.


An Christiane Vulpius

Da das Wetter so hübsch und leiblich ist, und ich noch einige Zeit hier verweilen werde, so wünsche ich[43] dich mit dem kleinen einmal bey mir zu sehen. Du kannst deinen Bruder und Ernestinen mitnehmen, ihr steigt im Bären ab, wo ich eine warme Stube bestellen werde, du kommst zu mir herüber und die andern können drüben zu Mittage essen. Sorge dafür, daß du Abends den Kleinen gut einpacken kannst.

Ich habe soviel gearbeitet daß ich es ganz satt habe und mir auch wieder einmal mit dir und dem Kleinen was zu Gute thun mögte. Ich freue mich sehr dich wieder zu sehen. Du mußt mir aber Geld mitbringen. Nimm nur den eingesiegelten Schlüssel und bringe mir das Silbergeld das in der kleinen Schublade linckerhand aus meinem Schreibtische sich befindet.

Lebe wohl. Ich muß dich einmal wieder an mein Herz drücken und dir sagen daß ich dich recht lieb habe.

Jena d. 7. März 1796.

G.


Da der Bote nicht wieder zurück geht, so brauche ich auch keine Antwort, du kannst nun Dienstags oder Mittwochs, morgen oder übermorgen kommen, so ist es mir ganz recht, ich bestelle nur im Bären nichts und ihr könnt immer da abtreten, eine Stube ist bald geheizt.[44]


11/3287.


An Christian Gottlob Voigt

Ew. Hochwohlgeb.

erhalten durch die Gefälligkeit des Herrn Professor Hufeland ein kleines Packet.

Was Sie über die Nothwendigkeit der gründlichsten Rechtskenntniß, bey Cammerangelegenheiten, sagen ist so gründlich und gut und fließt so aus der Sache selber, daß man sich wundert, wenn es nicht allgemein anerkannt wird.

Bey der Beylage sub A wünsche ich, wenn ich das Vergnügen habe Sie wieder zu sprechen, das Rescript vom 30. October zu sehen, in demselben möchte denn dochwohl das Regulativ für das nächste räthliche Benehmen enthalten seyn.

In der Steuersache benimmt sich der Amtmann gut genug, und da wir völlig seiner Meinung sind, die Steuererhebung nach dem neuen Fuß, auf das strengste einführen und aller allgemeinen und besondern Beschwerden ungeachtet, welche besonders zu untersuchen sind, durchsetzen zu lassen; so kann es an einem glücklichen Erfolg nicht fehlen.

Ist der Fall näher zur Sprache gekommen, wo man neulich bey der Fränkischen Conferenz des Ilmenauer Amtmann Betragen tadelhaft fand?

Mich verlangt sehr zu sehen, was wir beym Bergwerke unter den gegebenen Umständen werden vornehmen können.

[45] Das Concept an Gern mit dem angehängten pro Memoria haben Sie nur die Güte dem Herrn Hofkammerrath gleich zuzuschicken. So stark ich mich ausgedrückt habe hilft das doch, wie ich schon im voraus weiß, alles nichts, und ich muß mir in der nächsten Woche wieder einen solchen Fall gewärtigen. Doch scheinen solche Menschen dazu in der Welt zu seyn um uns recht lebhaft fühlen zu lassen welch ein Glück es ist mit so gewandten als partheylosen Männern in Geschäftsverbindung zu stehn.

Am Sonntage Palmarum denke ich wieder in Weimar einzutreffen und freue mich auf einige vertrauliche Stunden. Unser Contingent treffe ich ja wohl nicht mehr an. Leben Sie recht wohl und behalten mich in freundschaftlichem Andenken.

Jena den 12. März 1796.

G.


11/3288.


An Christian Gottlob Voigt

Der in dem botanischen Garten angestellte Gottlieb Wagner überbringt mir so eben die Ordre die er erhalten hat sich in Weimar zu stellen. Ew. Hochwohlgeb. wissen daß wir demselben, mit Vorbewußt des Herrn Oberst Lieutenants v. Germans, und in Hoffnung seiner Entbindung vom Militär hier angestellt haben. Er hat sich nunmehr mit dem hiesigen Geschäft bekannt gemacht, Professor Batsch ist sehr[46] wohl mit ihm zufrieden und da seine Abrufung gerade in den Moment fällt, wo die Gartenarbeit angeht; so würde, bey denen übrigens bekannten Verhältnissen, eine fast unüberwindliche Stockung in die Behandlung dieses schönen und mit ansehlichen Kosten angelegten Instituts kommen. Ich schicke einen expressen Boten, damit, wenn auch nicht gleich seine Entlassung zu bewirken wäre, wenigstens sein Urlaub verlängert würde, da er sich nicht von Jena entfernen kann, ohne daß den sämmtlichen Pflanzen des Gewächshauses, besonders bey der jetzigen Witterung ein großer Schade bevorstehe.

Der Bauverwalter Steffani, durch den damals die Sache gegangen, wird den nöthigen Aufschluß geben können.

Ich wünsche recht wohl zu leben und empfehle mich zu geneigtem Andenken.

Jena den 13. März 1796.

Goethe.


11/3289.


An Friedrich Constantin von Stein

[15. März.]

Ich habe nunmehr deine zwei Briefe erhalten und freue mich zu hören, daß es dir auf deinen Wegen glückt. Die vielen neuen Gegenstände und Verhältnisse, welche du siehst, vermehren deine Kenntnisse, sichern deine Urtheile und werden deiner Thätigkeit die zweckmäßigste Richtung geben. Auf[47] eine Beschreibung, wie es in Warschau gegangen, bin ich äußerst neugierig. Indem ich dir aber dieses Glück gönne, so ist es mir von der andern Seite doch betrübt, daß unser anderer Plan dadurch wahrscheinlich gehindert werden wird. Denn wenn ich dieses Jahr noch meine Reise antreten sollte, so könnte ich dir nicht rathen, jene Gegenden, in die du jetzo eingeführt bist, zu verlassen. Was man unterbricht, kann man so leicht nicht wieder anknüpfen, und in einer so bedeutenden Schule, als die ist, in der du dich befindest, gewinnt man durch Zeit und Folge am meisten. Auch würde der Herzog nicht gern sehen, wenn du deinen Gang unterbrächst. Ich verliere dabei sehr viel: denn ba ich schon in früherer Zeit so gern und mit so vielem Nutzen durch dein Organ sah, so würde es mir jetzt auf alle Weise wünschenswerther sein, da du gebildet und in Vergleichung der Dinge durch viele Kenntnisse geübt bist, ich hingegen älter und einseitiger werde, und also bei mancherlei Gegenständen das Interesse bei mir nicht so lebhaft sein kann, als es bei dir sein würde. Indessen da ich selbst noch nicht ganz feste entschlossen bin, so wollen wir noch einige Monate hingehen lassen und sehen, was die Zeit allenfalls bringt.

Was die Mineralien betrifft, von denen dein zweiter Brief meldet, so bin ich nur allenfalls im Stand, dir mit einem Stücke Jungstein zu dienen, das ich diesen Sommer aus Carlsbad mitgebracht[48] habe und das deßhalb interessant ist, weil das Mineral mit einem Quarzkristall verwachsen ist. Ich gebe diese Doublette selbst nicht gern heraus. Wegen des krystallisirten Specksteins will ich aufstellen; ich habe selbst nur ein einziges Stück, das so schön ist, da ich mich nicht davon trennen kann.

Wo dich auch dieser Brief antrifft, wünsche ich, daß er dich bei guter Gesundheit treffe. Antworte mir bald, damit ich wisse, wie du dich befindest.

G.


11/3290.


An Henriette Beck und Heinrich Becker

[Concept.]

Es hat der Schauspieler Herr Becker bey der Oberdirection des Theaters angezeigt daß er nichts sehnlicher wünsche als sich mit Mad. Beck, welche wegen der erlittenen Beleidigung noch immer gegen ihn aufgebracht seyn müsse, bald möglichst zu versöhnen und die dadurch auf dem Theater so nöthige Harmonie wieder herzustellen; es bezeuge, daß ihm seine Übereilung äußerst leid thue, daß er wünsche, diesen unangenehmen Vorgang völlig aus dem Gedächtniß der Beleidigten zu vertilgen, und sie deßhalb mit aufrichtigem Herzen um Verzeihung bitte, zugleich verspreche, in der Folge niemals Anlaß zum Verdruß und Mißhelligkeit zu geben. Dagegen hat Mad. Beck gleichfalls bey der Oberdirection erklärt: daß sie sich[49] bey dieser Abbitte beruhigen, das Geschehene vergeben und vergessen und mit Herrn Becker künstig in guter Einstimmung leben wolle.

Wie man nun beyderseits dieses hierdurch bekannt macht, so erwartet man, daß sie bey der nächsten Gelegenheit diese Erklärung öffentlich gegen einander wiederholen und künftighin ein gutes Vernehmen fort setzen werden.

Weimar den 23. März 1796.


11/3291.


An Vohs

[Concept.]

Was der Schauspieler Herr Becker und die Schauspielerin Mad. Beck gegen die Oberdirection erklärt, wird der Regisseur Herr Vohs aus beyliegender Copie ersehen können und hat derselbe Herrn Beckern zu veranlassen, daß er bey der heutigen Probe der Strelitzen der Mad. Beck die schuldige Genugthuung gebe. Wie solches geschehen, hat Herr Vohs sogleich anher anzuzeigen.

Weimar den 24. März 1796.


11/3292.


An Johann Christian Lindenzweig

[Concept.]

Der Cassier Herr Lindenzweig hat sowohl die schon vormals der Dem. Matizek inne behaltne halbe Gage[50] als die von Mad. Beck neuerlich verwirkte ganze Gage sogleich, gegen Quittung, an die Hofwittwen-Casse, als wohin man sie, in wohlthätiger Absicht, bestimmt auszuzahlen.

Weimar den 24. März 1796.


11/3293.


An August Johann Georg Carl Batsch

[Concept.]

Ew. Wohlgeb.

erhalten hiebey die halbjährigen hundert Thaler zur Bestreitung der Kosten beym Botanischen Institute, worüber ich mir eine Quittung erbitte.

Für Wagnern hat das gute Zeugniß, das ich ihm geben konnte, wenigstens vorerst einen längern Urlaub bewirkt.

Ich freue mich schon im voraus aus den Zustand in welchem wir diesen Sommer den Garten zu sehen hoffen können und wünsche indessen recht wohl zu leben.

Weimar, den 24. März 96.[51]


11/3293a.


An August Wilhelm Iffland

Weimar, 30. März 1796.

. . . Ich vernehme, daß Sie die Gefälligkeit haben wollen den Posert zu spielen, wofür ich Ihnen ganz besonders danke, denn ich bin äußerst neugierig, wie Sie mit so vielen andern Problemen auch dieses auflösen werden. . . Mit dem größten Vergnügen sehe ich dann der Bearbeitung und Aufführung Egmonts entgegen. Es ist das Eigenste was mir hätte begegnen können, daß ein Stück, auf daß ich in mehr als einer Hinsicht längst Verzicht gethan habe, mir durch Schillern und so unerwartet wiedergeschenkt wird. . . .


11/3293b.


An Georg Christoph Lichtenberg

Wohlgebohrner,

Insonders hochgeehrtester Herr!

Ew. Wohlgeb. erhalten das mir übersendete Buch, mit vielem Danke, zurück, ich bitte um Vergebung, wenn es etwas länger als es sollte, ausgeblieben ist und zugleich um Erlaubniß in ähnlichen Fällen künftig wieder Anspruch an Ihre Gefälligkeit machen zu dürfen.

Der ich mich aller Hochachtung unterzeichne

Ew. Wohlgeb.

ergebenster Diener

J. W. v. Goethe.

Weimar den 30. März 1796.[59]


11/3294.


An Christian Gottlob Voigt

[März oder April.]

Sie haben ja wohl die Güte eine Bergwercks Besprechung vorzubereiten, und einen neueren Auszug[51] des eingekommenen Geldes machen zu lassen. Ich sehe, bey meinen Theatralischen Abentheuern, in den nächsten drey Wochen keine Ruhe vor mir.

Leben Sie recht wohl.

G.


11/3295.


An Christian Gottlob Voigt

[März oder April.]

Heute geht meine Theatralische Noth ziemlich, für diesmal, zu Ende, Sie haben ja wohl die Güte eine Stunde zu bestimmen in welcher wir uns sprechen können.

Es wäre vor allem nöthig zu wissen wie unsre Bergwercks Kaffe beschaffen ist und ob wir anfangen könnten zu gewältigen. Vielleicht sprächen wir Freytag vor der Gesellschaft mit unsern Freunden und Deputirten.

G.


11/3296.


An Johann Heinrich Meyer

Weimar den 18. April. 96.

Seit meinem letzen Brief, abgesandt Jena den 9. März, habe ich zwey Briefe von Ihnen erhalten, davon der eine mit Nr. 8 bezeichnet, der andere vom 19. März datirt war. Auf beyde habe ich Ihnen verschiedenes zu erwiedern, wenn ich Ihnen vorher von unserm Theatralischen Jubiläum werde erzählt haben.

[52] Iffland spielt schon seit drey Wochen hier, und durch ihn wird der gleichsam verlorne Begriff von dramatischer Kunst wieder lebendig, es ist das an ihm zu rühmen was einen ächten Künstler eigentlich bezeichnet: er sondert seine Rollen so von einander ab, daß in der folgenden kein Zug von der vorhergehenden erscheint. Dieses Absondern ist der Grund von allem übrigen, eine jede Figur erhält durch diesen scharfen Umriß ihren Charakter, und eben so wie es dadurch dem Schauspieler gelingt bey der einen Rolle die andere völlig vergessen zu machen, so gelingt es ihm auch sich von seiner eigenen Individualität, so oft er will, zu separiren und sie nur da, wo ihn die Nachahmung verläßt, bey gemüthlichen, herzlichen und würdigen Stellen hervortreten zu lassen. Der Vortheil durch die schwächsten Nuancen bedeutend und mannigfaltig zu werden, liegt auch gleich zur Hand, und alles übrige was zur Erscheinung kommt entspringt aus dieser tiefen Quelle. Er hat eine große Gewandtheit seines Körpers und ist Herr über alle seine Organe, deren Unvollkommenheiten er zu verbergen, ja sogar zu benutzen weiß.

Die große Fähigkeit seines Geistes auf die Eigenheiten der Menschen aufzumerken und sie in ihren charakteristischen Zügen wieder darzustellen, erregt Bewunderung, so wie die Weite seiner Vorstellungskraft, und die Geschmeidigkeit seiner Darstellungsgabe.

Schließlich aber, so wie anfänglich, ist mir der[53] große Verstand bewunderungswerth, durch den er die einzelnen Kennzeichen des charakteristischen auffaßt und so zusammenstellt, daß sie ein, von allen andern unterschiedenes Ganze ausmachen.

Er wird noch eine Woche bleiben und zuletzt Egmont aufführen. Schiller, der auch schon diese Zeit hier ist, hat das Stück dergestalt bearbeitet, daß die Vorstellung möglich wird. Es freut mich sehr, daß ich vor unserer großen Expedition, wo wir doch auch manches Theater sehen werden, einen solchen Mann, als Typus, wornach man das übrige beurtheilen kann, mit den Augen des Geistes und Leibes gesehen habe.

Nun zu Ihren Briefen! Da Sie Anfang des May nach Neapel zu gehen gedenken, so wird der beyliegende Brief von der Herzogin an Heigelein Ihnen wohl den nöthigen Paß verschaffen, wenn Sie ihn nicht etwa schon, wie ich vermuthen kann, durch Ihre Römischen Gönner und Freunde erlangt haben. Ich lege auch einen Brief an Hackert bey, den Sie nach Gutbefinden überschicken oder überbringen können.

Das unendliche unserer Unternehmung macht mir manchmal bange, doch öfters giebt mir's Freunde und Zutrauen, da man in dem hohen Grade vorbereitet ist, so weiß man wenigstens alles zudringende geschwind aufzufassen und zurecht zu stellen. Schon bemerk ich es beym Lesen Italienischer Bücher, wie sehr sich alles wiederholt und auf einander hindeutet. Die Bearbeitung des Cellini in der ich schon ziemlich weit[54] vorgerückt bin, ist für mich, der ich ohne unmittelbares Anschauen gar nichts begreife, vom größten Nutzen, ich sehe das ganze Jahrhundert viel deutlicher durch die Augen dieses confusen Individui als im Vortrage des klärsten Geschichtschreibers. Sollte Ihnen irgend etwas von dieser Art ferner aufstoßen; so haben Sie ja besondere Acht darauf.

Das Winklerische Kabinet ist nach dem Tode des Besitzers feil. Der Herzog hat Lust etwas daraus zu kaufen, ich wünsche daß die Wahl aufs Beste fallen möge.

Zu der Vollendung Ihrer Copie wünsche ich Glück! Sagen Sie mir doch, wie groß das Bild und die Figuren des Originals sind, und in welcher Größe Sie es copirt haben?

Ich bin toll Verlangen dieses merkwürdige Werk von Ihrer Hand zu sehen. Dem Freund der Geschmäcke in Dresden glückt es, daß diejenigen, die dem Kindlein nach dem Leben strebten, über die Alpen gezogen sind, denn er ist vor kurzem mit einer Rezension in der Litteraturzeitung beseeligt worden, die denn freylich auf einige Jahre hinaus wirken und die deutsche Bereitwilligkeit ihr Geld für nichts hinzugeben, noch vermehren kann. Wenn sie Ihnen zu Gesichte kömmt, werden Sie den Verfasser an den Katzenbuckeln und spanischen Reverenzen nicht verkennen, so wenig als an dem antiquarischen Nota bene womit sich die Lobeserhebung schließt. Es bleibt also vor dießmal[55] nichts übrig als das Unkraut noch einige Zeit wachsen zu lassen, bis das Schreckensystem gegen alle die Pfuschereyen mit Nachdruck durchgesetzt werden kann.

So eben erhalte ich Ihren Brief Nr. 10 und will nur geschwind schließen, damit dieses Blatt noch heute abgehen kann. Was Sie mir von der Aldobrandinischen Hochzeit sagen, giebt mir auf einmal einen Begriff von diesem wichtigen Werke: fahren Sie in allen Ihren Wesen und Arbeiten nur immer nach Ihrer eigensten Überzeugung fort, und alles wird zum besten gehen.

Die confuse Kennerschaft der Liebhaber, die doch aus der Reise für ihr Geld, wie die Zuschauer in der Komödie, auch mitklatschen oder zischen wollen, bitte ich ja in ihren Details zu merken, damit sie künftig, unter Rubriken gebracht, entweder Stoff zu einem Kapitel oder zu einer Epistel liefern; alles ist uns werth und wichtig zu beobachten, das was und hindert, so gut als was uns fördert. Ich habe mit Schiller über die Art, wie unser Feldzug zu eröffnen und zu führen seyn möchte, eine umständliche Conferenz gehabt.

Die Angelegenheit mit Heigelin, wegen des Gemähldes, ist auf dem Wege abgethan zu werden, man ist überhaupt gegen ihn noch in einem kleinen Reste, Ludekus hat an ihn geschrieben, um seine Rechnung zu verlangen und ist alsdann geneigt alles auf Einmal zu bezahlen. Was ich von Heigelins Antwort[56] höre, und von dem Fortgang der Sache erfahre, schreibe ich gleich.

Das Recept zu Glaspasten erbitte ich mir aufs baldigste, damit ich erfahre wie die Abdrücke am schicklichsten zu machen sind, denn ich werde denn doch vor meiner Abreise der Fürstin die Sammlung zurückgeben. – Den Brief an Hackert schicke nächstens und lege sodann auch einen an Angelika bey.

Bertuch verspricht mir nach der Messe eine Anweisung auf etwas Geld nach Neapel die ich dann sogleich senden will.

Leben Sie recht wohl. Ich endige nur meinen Roman, dann mach ich mich auf.

G.


11/3297.


An Friedrich Schiller

Cellini wartet hier auf, ehe Sie zurückkommen hoffe ich einen guten Anfang zu der folgenden Lieferung gemacht zu haben.

Auch liegt die Anzeige zu Egmont bey, wozu ich, nach Standes Gebühr, die Titulaturen zu setzen bitte. Ich wünsche das Blatt durch den Boten wieder zurück zu erhalten.

Die guten Wirkungen unserer vierwöchentlichen Abentheuer werden wir erst nach einiger Zeit der Ruhe und Sammlung empfinden.

Leben Sie recht wohl und haben Sie nochmals Dank für den treuen Beystand. Weimar den 21. April 1796.

G.[57]


11/3298.


An Charlotte von Kalb

[26. April.]

Von Ihrem herzlichen Antheil an der gestrigen Aufführung war ich überzeugt und ich freute mich, Sie gegenwärtig zu wissen. Warum kann man doch nicht oft solche ernsthafte Versuche machen? und wie weit würde man durch Wiederholung, Übung, Urtheil und Empfindung geleitet werden!

Wie gern trüge ich manchmal etwas von meinen frühren Werken vor, wie gern etwas von dem was mich gegenwärtig beschäftigt, denn was bildet schneller, was muntert reiner und lebhafter auf als freundschaftliche Theilnahme und daß es nicht geschah, nicht geschieht, sollte die Ursache blos in einer trüben Vorstellungsart über gewisse Verhältnisse liegen? da ich andre so hell und heiter sehe. Ich darf nicht umwenden, denn sonst sagte ich vielleicht was besser in der Feder bleibt. Leben Sie recht wohl und haben Sie tausend Danck für Ihr freundliches Wort.

G.


11/3299.


An Christian Gottlob Voigt

[28. April.]

Hierbey die Papiere über die Steuerangelegenheit, Sie haben die Güte der Sache den letzten Anstos zu geben.

[58] Auch die Bergwerckskonzepte. Schraters Gutachten will ich mit nach Jena nehmen und es durchgehen.

Die Wasserbau Sachen will ich nach meiner Rückkunft sämtlich berichtigen.

Beym Schloßbau wäre erst zu bestimmen was man aufwenden will. Mir scheint denn doch daß der Arbeit zu viel ist, und daß man, selbst wenn man den Aufwand machen wollte, nicht damit durch kann. Zu (18-20)rh/m würde ich aber doch rathen.

Sie haben ja wohl die Güte wenn irgend etwas vorfällt mir einige Nachricht nach Jena zu geben.


11/3300.


An Christiane Vulpius

Ich habe Götzen aufgetragen dir einige Schock Kohlrabipflanzen zu schicken, damit wir doch einen Anfang machen. Versäume ja nicht sogleich Spinat zu säen.

Noch kann ich nicht viel sagen. Meine Sachen sind im Werden. Ich hoffe es wird gut gehen.

Lebe recht wohl und liebe mich.

Jena d. 29. Apr. 96.

G.


11/3301.


An Christiane Vulpius

Ich bitte dich recht herzlich, mein liebes Kind, die schönen, guten Tage zu genießen, die du vor so vielen[59] andern haben kannst und dir das Leben nicht zu verderben, noch verderben zu lassen. Du weißt daß ich zu Hause nicht zur Sammlung kommen kann meine schwere Arbeit zu endigen, vielleicht gelingt mir es auch hier nicht und ich muß doch nach Ilmenau. Lebe recht wohl, grüße und küsse das Bübchen, ihr sollt mich bald besuchen.

Sonntag d. 1. May 96.

G.


11/3302.


An Charlotte von Kalb

Hier ist das Buch zurück, ich hoffte es in Ruhe hier, auch als eine Gabe von Ihnen zu genießen, wie ich Ihren Brief oft wiederlese in stillen Stunden. Es verfliegt so viel in der Lust, warum sollen auch solche Worte im Feuer ausgehen. Lassen Sie mich Ihnen sagen, daß ich ihn zu kurz fand und daß ich immer so fortgelesen hätte und nun immer wieder von vorn anfange. Sie irren sich nicht so ganz, wenn Sie mir schreiben. Leben Sie recht wohl.

[Jena] d. 1. May 96.

G.


11/3303.


An Friedrich Schiller

[Jena, Anfang Mai.]

Ich will mich heute Abend, und vielleicht morgen den ganzen Tag in der künstlichen Wüste halten, um[60] zu sehen wie es geht und ob ich vielleicht in Ihrer Nähe bleiben kann, welches ich so sehr wünschte. Grüßen Sie die Freunde schönstens. Könnte Körner nicht bald nach Dresden schreiben und die Victoria kommen lassen? er könnte den Besitzer ersuchen, den genauesten Preis anzuzeigen, und zusichern, daß er entweder die Statue oder das Geld selbst mit zurückbringen wolle. Nur wäre zu bitten, daß sie recht gut eingepackt würde. Leben Sie recht wohl.

G.


11/3304.


An Christiane Vulpius

So mag ich es gerne sehen wenn du vergnügt bist in guter Gesellschaft und dann wieder zu Hause fleißig und sorgfältig bist. Genieße ja der guten Tage und behalte mich lieb.

Da Herr Cotta sich in verschiedenen Geldsorten wohl gehalten hat, so schicke ich dir auch etwas davon. Lebe wohl! Grüße und küsse den Kleinen. Carl läßt ihn schön grüßen.

Mir geht es auch recht gut nur daß der Roman so nicht rücken will. Jena d. 4. May 96.

G.


11/3305.


An Christiane Vulpius

Hier schicke ich dir eine gute Art Brezeln, die sich lange halten und die, von Zeit zu Zeit, mit einem[61] Gläßchen rothen Wein, genossen, dir und dem Kleinen wohl schmecken und bekommen werden. Das abwechselnde Wetter hindert mich sehr am spazieren gehen, und mit dem Roman will es auch nicht recht fort, hoffentlich kommt es mit dem bessern Wetter aus einmal. Lebe recht wohl, grüße den Kleinen und schreibe mir wie Ihr Euch befindet.

Jena den 10. May 96.

G.


11/3306.


An Christian Gottlob Voigt

Mit vieler Freude habe ich die verschiedenen Briefe empfangen die Sie die Güte hatten mir hierher zu schreiben; heute erhalte ich die Bergwerks-Acten und werde nächstens über diese Angelegenheit etwas umständlicher meine Gedanken eröffnen und berühre heute nur verschiedene andere Puncte und Gegenstände.

Daß, unter den gegenwärtigen Umständen, 15000 rh. zum Schloßbau verwilligt worden, ist mit Danke anzunehmen. Wir können damit schon gute Fortschritte thun, die Treppengewölbe und Hauptmauern aufführen. Sie haben die Güte sich wegen dem Wochenextract an den Bauverwalter zu halten und den Baumeister zu bedeuten, daß er sich nur an die Hauptarbeiten hält und nichts kleines und einzelnes unternimmt.

Ich bin sehr neugierig wo noch unser Contingent[62] hin verschlagen wird und ob sie endlich noch zur Ehre gelangen einen Feind zu sehen?

Am Wasserbau sind wir indessen fleißig gewesen, der Durchstich der Mühllache ist fertig, ich hoffe er soll sich gut halten, vielleicht besuchen Sie uns ein mal nach dem Feste und sehen diese kleine Arbeit an. Schillern wird es auch sehr freuen Sie einmal wieder zu sehen.

Körners und Graf Geßler sind noch hier, und wir haben dadurch eine sehr angenehme Unterhaltung, übrigens geht alles seinen ruhigen Gang hier fort und wenn man gute äußere Polizen unterhält, so wird die innere Disciplin nicht viel zu schaffen machen.

Es sind mehrere Schweizer hier angekommen, die Jura studiren und sehr artige und wohlbehabende Leute zu seyn scheinen.

Leben Sie recht wohl, und versäumen Sie ja nicht, so bald es Ihnen möglich ist, wäre es auch nur aus kurze Zeit, herüber zu kommen, gönnen Sie sich bey so vielen Geschäften diese Erholung und uns diese Freunde und leben indessen recht wohl.

Jena den 10. May 1796.

G.[63]


11/3307.


An Carl Ludwig von Knebel

[Jena, 14. Mai.]

Hier, mein lieber, einige Blätchen von Meyer, die sich wohl eine gute Ausnahme versprechen dürfen; er ist fleißig und es läßt sich von seinen stillen Bemühungen viel hoffen.

Sie vierzehn Tage meines hießigen Aufenthaltens habe ich mehr gesellig als fleißig zugebracht. Wir hofften dich auch zu sehen.

Noch ist eine Idylle zu Stande gekommen, die ich dir bald vorzutragen hoffe.

Lebe recht wohl und liebe mich.

G.


11/3308.


An Friedrich Schiller

[Jena, 20. Mai.]

Ich werde durch einen Boten nach Weimar berufen und gehe sogleich dahin ab. Heute Abend bin ich wieder da und sehe Sie Morgen. Diese Fahrt mache ich gern nach unsrer gestrigen Lecktüre, denn wie sehr diese mich vorwärts gebracht hat ist nicht auszudrücken. Schicken Sie doch das Manuscript mit diesem Billet an die kleine Frau, wir wollen hoffen daß diese Erweiterung des Publici uns auch etwas fördern werde. Hier einige Xenien und tausend Danck für alles gute. Viel Grüße der Frauen. August freut sich auf Carlen.

G.[64]


11/3309.


An Christian Gottlob Voigt

[20. Mai.]

Mit dem schönsten Lebewohl hier:

1) Die Verordnung an den Untersteuerdirector.

2) Das Verzeichniß wegen Rosla. ich habe durch den Bauverwalter besichtigen und bieten lassen.

3) Ein Supplicat das einige Zeit bey mir lag.

Können Sie es möglich machen, so kommen Sie einen Tag zu uns nach Jena. Auf alle Fälle komme ich bald zurück.

G.


11/3310.


An Johann Heinrich Meyer

Jena den 20. May 1796.

Ihr Brief mein Werthester vom 24. April, der eigentlich Nr. 11 ist, hat mich in Jena angetroffen, wo es mir seit 14 Tagen ganz gut geht. Körners und Graf Geßler waren hier, der letzte ist den 16. dieses Monats, und zwar geradesweges, nach Italien abgereist, Sie werden ihn bald sehen, denn er denkt geschwind zu gehen. Leider ist seine Gesundheit nicht die beste. Körners sind den 17. fort, es ist Ihrer in dieser Gesellschaft oft genug gedacht worden. Auch hab' ich durch die Negotiation dieser Freunde die Wackerische Victorie für einen leidlichen Preis erhalten, sie steht[65] wirklich vor mir und ich bin sehr zufrieden dieses Kunstwerk zu besitzen vielleicht kann ich Ihnen ehe dieser Brief noch abgeht eine kleine Rezension derselben vorlegen.

Aus alles was Sie nachbilden und notiren freue ich mich herzlich, es geht nichts über den Genuß würdiger Kunstwerke wenn er nicht auf Vorurtheil sondern aus wahrer Kenntniß ruht.

Das Hirtische Manuscript hab' ich erhalten, es betrifft einen interessanten Gegenstand, ist aber weitläufig und, unter uns gesagt, ungeschickt geschrieben, so daß es beynah noth thäte, man redigirte das Ganze. In einem beygelegten Briefe hat er auch solche miserable Fragen an mich gethan, worüber ich ihm nächstens eine Auskunft, die keine Auskunft ist, zu geben gedenke.

Zu der Endeckung des jungen Mannes wünsche ich Ihnen Glück, wenn er sich nur erst durch Sie und nach Ihnen gebildet hat, so kann er uns gewiß großen Vortheil bringen, denn freylich auf junge Leute müssen wir denken mit denen man sich in Rapport und Harmonie setzen kann, von älteren, bey denen sich die Ideen schon fixirt und die sich schon eine eigene Lebensweise vorgesetzt haben, ist nichts zu hoffen.

Wilhelm Schlegel ist nun hier und es ist zu hoffen daß er einschlägt. So viel ich habe vernehmen können ist er in ästhetischen Haupt und Grundideen mit uns einig, ein sehr guter Kopf, lebhaft thätig[66] und gewandt. Leider ist freylich schon bemerklich, daß er einige demokratische Tendenz haben mag, wodurch denn manche Gesichtspuncte sogleich verrückt und die Übersicht über gewisse Dinge eben so schlimm als durch die eingefleischt aristokratische Vorstellungsart verhindert wird. Doch mehr von ihm wenn ich ihn näher kenne.

Was die Bilder in dem Pallast Lancelotti betrifft, so wollen wir sie doch im Auge behalten, der Herzog hat keins von den Winklerischen Bildern acquirirt, man denkt die Sammlung im Genzen zu verkaufen. Horchen Sie doch gelegentlich wegen des Guercin und der Carrache und schreiben mir die Größe und etwas Detailliertes über den Werth der Stücke und über den Preis, vielleicht entschließt sich der Herzog zu einem oder dem andern. Ich habe unter den in Kupfer gestochnen merkwürdigen Gemählden, wenn ich nicht irre, auch die im Pallast Lancelotti befindlichen von Guercin und Carrache und kann also, wenn davon die Rede ist, sogleich den anschaulichen Begriff geben, es kommt nur darauf an, daß Sie die Größe, die Erhaltung und was sonst aus dem Kupfer nicht ersichtlich seyn kann, bemerken.

Es ist löblich an die Dauer der Kunstwerke zu denken, wenn nur auch viel entstünde was zu dauern verdiente.

Nachfolgende Fragen wünscht der Herr Coadjutor beantwortet.

[67] 1) Aus welchen verschiedenen Mischungen die Farbenmassen der Römischen Mosaik bestehen?

2) Wie Sie verfertigt werden?

3) Ob irgend in einem gedruckten Werk davon vollständige Nachrichten enthalten sind?

4) Ob und wie theuer man dergleichen Glasfarben in Rom kaufen kann?

Was Sie hierüber dem Herrn Coadjutor für Zukunft geben könnten, schrieben Sie ja wohl demselben gleich nach Mörsburg am Kostnitzer See und behalten eine Abschrift für unsern Entzweck bey Ihren Papieren.

Sie schreiben daß Sie die Aldobrandinische Hochzeit bald schicken wollen. Sollte es aber nicht besser seyn sie dort zu behalten und sie zuletzt mit dem ganzen Transporte abgehen zu lassen? denn da ich noch im August abzugehen hoffe, so könnte es leicht seyn daß, wenn Sie solche mit Gelegenheit schicken sie mich nicht mehr anträfe, welches ich für einen sehr großen Verlust halten würde.

So eben erhalte ich Ihren Brief Nr. 12. Der vorhergehende ist, wie Sie aus dem Anfange dieses Blattes sehen, glücklich angekommen, mit diesem überschicke ich die Briefe und die Anweisung, von der letzten unten mehr.

Wenn Sie über das was Sie in Ihrem Fach aufzeichnen und leisten sorglich sind, so habe ich bey meiner Natur noch viel mehr Ursache es zu seyn, da ich weit mehr als Sie von der Stimmung abhänge[68] und so selten gerade eben das thun kann, was ich mir vornehme. So geht es mir eben jetzt mit dem Roman, den zu endigen ich abermals hierher gegangen bin, und in 14 Tagen allerley löbliche und erfreuliche Dinge zu Stande gebracht habe, nur gerade das nicht was ich mir vorgenommen hatte. Auch weiß ich recht gut, daß die sammlende Aufmerksamkeit auf äußere Gegenstände bey mir nur eine gewisse Zeit lang dauert und daß die verbindende und wenn Sie wollen poetische Tendenz alsdann desto lebhafter und unaufhaltsamer sich in Bewegung setzt. Wir wollen von der Selbstkenntniß und von der Übung unsere geistigen und leiblichen Kräfte zu leiten und zu nutzen das beste hoffen.

Für die Zeichnungen zu dem Monumente danke zum voraus, ich werde sie gleich copiren lassen, damit sie uns doch auch bleiben. Haben Sie Gelegenheit einige Zeichnungen zu freystehenden ländlichen Brunnen zu finden, so wünschte ich auch daß Sie mir solche zuschickten, es wird einer dergleichen nach Wilhelmsthal gesucht.

Von unsern Anlagen überhaupt kann ich nichts sagen, alles was dabey geschieht, ist dem Zufall unterworfen. Ich hatte noch gestern Gelegenheit mich über die wunderliche und unsichere Art, wie diese Gegenstände behandelt werden, zu verwundern und zu betrüben. Es will kein Mensch die gesetzgebende Gewalt des guten Geschmacks anerkennen und weil er freylich nur durch Individuen spricht und diese auch durch die[69] Eigenheit und Beschränktheit ihrer Natur nicht immer das letzte vollkommene und ausschließlich nothwendige hervorbringen, so verliert man sich in einer Breite und Weite des Zweifels, leugnet die Regel weil man sie nicht findet oder nicht einsieht, geht von den Umständen aus anstatt ihnen zu gebieten, läßt sich vom Material Gesetze vorschreiben anstatt sie ihm zu geben.

Bald will man abstracte Ideen darstellen und bald bleibt man hinter dem gemeinsten zurück, was sogar das Handwerk schon möglich macht. Bringt man ungeschickte und widerliche Dinge hervor, so sollen sie sogar als Symbol verehrt werden, man arbeitet blos, nach dunkeln Vorstellungen, auf unbestimmte Ideen loß, und weil das was daraus entspringt niemand befriedigen kann, so nimmt man seine Zuflucht zum ändern und abermals zum ändern und so kommt alles zum schwanken, daß man immer von einem Erdbeben geschaukelt zu werden glaubt. Die ewige Lüge von Verbindung der Natur und Kunst macht alle Menschen irre, und die falsche Verbindung der Künste unter einander, wo eine bald oben bald unten steht, bald herschen will bald dienen soll, macht die Confusion vollkommen, besonders wenn die bestimmtesten Künste der Imagination, oder der Empfindung und wills Gott gar am Ende einer sittlichen Cultur unmittelbar zu Hülfe kommen sollen.

Leider wird es Ihnen nicht an Beyspielen zu den verschiedenen Strophen dieser extemporirten Litaney[70] fehlen, diese Klagelieder erstrecken sich freylich, genau besehen über das Gebiet der Kunst weit hinaus und können also an verschiedenen Festen abgefunden werden.

Ich will suchen von denen Steinen, die in meinen Händen sind, wenigstens noch doppelte Abdrücke von dem Gemisch von Trippel und Gips machen zu lassen, sie können alsdann bis zu unserer Rückkunft liegen, und zu gelegener Zeit in Glas ausgedruckt werden.

Hierbey fällt mir ein, daß Facius eine seiner Landsmänninnen aus Gaiz und Horny Mamsel Ortelli geheirathet hat. Ob die Kunst mit der Bevölkerung in gleichem Grade zunehmen werde, daran ist sehr zu zweifeln, indessen ist Horny fleißig und seine radirten Landschaften werden immer besser, so daß er künftig in unsern Plan recht gut eingreifen kann.

Die Krausischen Landschaften von den Boromeischen Inseln sind sehr gut und glücklich gezeichnet, bey der Illumination hingegen der gestochenen Umrisse haben sie viel verloren und wie mich dünkt, weil die Massen, welche die Natur beym ersten Entwurf angab, hier durch kleine Gegenstände und Staffagen, wodurch man das Ganze interessant machen wollte, zerschnitten und zerhackt sind.

Der arme Waitz wird wohl nicht lange mehr leben, ich hoffte ihn diesen Sommer in ein Bad zu bringen, allein ich höre er ist sehr schlecht. So auch scheint Eckebrecht nicht lange mehr zu laufen, ich will sehen, daß er gegen eine Remuneration das mechanische, was[71] er weiß etwa an Horny nach und nach offenbart und überträgt.

Der Herr Geheimde Rath Schnauß leidet auch wieder sehr an seinem Fuße und es ist zu befürchten, daß endlich einmal seine gute Natur unterliegt.

Da noch einiger Platz übrig ist, will ich eine Recension der neu acquirirten Statue versuchen. Sie ist mit der Wackerischen Sammlung an einen Herrn von Eckendorf in Dresden verkauft worden, der, weil er nur ein Liebhaber von Münzen ist, sie an mich überlassen hat. Es ist eine Figur von Bronze, 7 Zoll hoch, mit der Kugel aber worauf sie steht und der kleinen Platte in welcher die Kugel eingelassen ist, mit den Flügeln, die in die Höhe gerichtet sind, ist sie accurat einen Leipziger Fuß hoch. Eine weibliche bekleidete Figur steht mit dem Vordertheil des linken Fußes auf einer Kugel und trägt den rechten frey und ein wenig hinterwärts, die Linie des Körpers neigt sich ein wenig zur linken Seite, und so steht das Ganze im schönsten Gleichgewicht. Die beyden nackten Arme hält sie gebogen über den Kopf erhoben, so daß die linke Hand etwas höher als die rechte steht, die Flügel sind gerade in die Höhe gerichtet. Die Figur ist sehr gut gezeichnet und das nackte vollkommen verstanden, die Kniescheiden und Muskeln der Schenkel und Füße besonders fürtrefflich ausgedruckt. Von der Drapperie ist vorzüglich zu reden. Die Figur hat eigentlich ein langes Gewand an, das, wenn es nicht[72] zweymal gegürtet wäre, ihr weit über die Füße herabfallen müßte, unter der Brust ist es mit einer Binde zum erstenmal gegürtet, der zweyte Gürtel über der Hüfte ist durch die herabfallenden, schwankenden, in der Mitte bis an den Nabel reichenden, an der Seite aber weiter herunterfallenden Falten bedeckt, die Schenkel sind durch das bis zu den Füßen herabfallende, durch den Wind aber angetriebene Kleid, so wie die Knie, Schienbeine und Waden sichtbar. Dieser dreyfache Faltenwurf ist jeder in seiner Art vortrefflich und mit dem größten Verstande gedacht, an der Brust sind sie fest angeschlossen, um den Leib schwanken sie und um die Füße sind sie in Bewegung. Ohngefähr wie bey meiner Diana, nur daß bey dieser der untere Theil des Gewands viel kürzer ist. Das Gewand selbst scheint als das einfachste von der Welt gedacht zu seyn, es ist auf der einen Seite in seiner ganzen Länge zu und auf der andern offen und wird durch nichts, als durch ein paar Knöpfe auf den Schultern, durch den sichtbaren und den unsichtbaren Gürtel fest und zusammen gehalten. Der beste Standpunct die Figur zu sehen ist, wenn das Auge gerade mit der Kugel in gleicher Höhe steht, das ganze zeigt sich mit der größten Leichtigkeit, ganz en face außerordentlich schön und wenn man sich ein wenig hin und wider bewegt, entsteht eine unglaublich anmuthige Bewegung in allen Theilen der Figur, besonders zeichnen sich die äußern Umrisse aus einer weißen Wand mit der größten[73] Mannigfaltigkeit und Zierlichkeit. Das Oval des Kopfes ist rundlich und wird durch den Haarputz ganz rund, der Ausdruck des Gesichts ist sehr still und edel, die Ecken des halboffnen Mundes ein wenig herunter gezogen. Der als steht mit außerordentlicher Freyheit und Feinheit aus dem Körper, durch ein sonderbares listiges Kunststück siehst man den Hals immer frey, obgleich die Flügel sich von der Seite und von hinten dem Kopfe sehr nähern. Die Flügel sind überhaupt mit der größten Zierlichkeit angesetzt, sie gehen von den Schultern bis in die Weichen, erstrecken sich ein wenig über den Gürtel, und lassen alsdann einen kleinen Raum zwischen sich und den schwankenden Falten der Hüfte. Erhalten sind sehr gut der Kopf und die Brust, welche der edle Grünspan zart überzieht, ingleichen die Flügel, welche in allen ihren Theilen mit großer Eleganz ausgestochen sind. Das untere Gewand tat sowohl als die freyen Arme durch Abblätterung der gesäuerten Metallrinde etwas weniges Epidermis verloren, doch thut sowohl das Ganze in gehöriger Entfernung seine vollkommene Wirkung, als man in der Nähe die feinsten und zartesten Theile noch entdecken kann. Es gehört mit zu den vorzüglichsten Kunstwerken die wir besitzen und ich wünsche daß es auf gute Nachfolge deuten möge. Die Rückseite, qua Rückseite, ist nur im Großen bearbeitet, in so fern sie aber die Conture der Vorderseite enthält und die Leichtigkeit des Hinwegschwebens vielleicht noch[74] mehr als die Vorderseite des Heranschwebens vors Auge bringt, außerordentlich interessant. Soll ich eine Vermuthung angeben, so könnte es eine Victorie seyn, deren Original eine berühmte Gottheit auf der Hand getragen und die nun in dieser Copie als Zierde einer Fahne oder eines andern militarischen Vereinigungszeichen gedient haben mochte.

Abgeg. d. 22ten May.


11/3311.


An Charlotte von Kalb

Den Brief vor 14 Tagen habe ich erhalten und in Hofnung Sie bald zu sehen bißher nichts erwiedert. Körners sind fort und ich muß gestehen daß es mir leid that Ihr Verhältniß gegen diese Societät so wunderlich verrückt zu sehen. Vorgestern war ich auf einige Stunden in Weimar nun bin ich etwa noch acht Tage hier. Ich werde von Ihrem Briefe nichts erwähnen, allein von Ihrer Eröffnung den Gebrauch machen den Sie wünschen. Möchte daraus eine gute Wirckung entstehen! Das Leben geht hin und die Lust daran will sich so selten einstellen. Leben Sie recht wohl.

Jena d. 22. May 96.

Goethe.[75]


11/3312.


An Wilhelm von Humboldt

[Jena, 27. Mai.]

Sie haben, verehrtester Freund, die Güte gehabt, mir auf eine durch Schiller gethane Anfrage eine so umständliche und befriedigende Antwort zu geben, daß ich um Verzeihung bitten muß, wenn ich dagegen erst so spät etwas erwidere. Der junge Mann, von dem Sie mir schreiben, gefällt mir nach Ihrer Schilderung sehr wohl, und nach meiner Überzeugung würde er sich auch zu dem neuen Institute recht gut schicken; unsere Franzosen aber, die, nach dem beiliegenden Prospectus, ihren Eleven eine ziemliche Summe abzunehmen gedenken, glauben auch womöglich gemachte Männer und Männer von Namen herbei und in ihr Interesse ziehen zu müssen, um so mehr, als sie solche wirklich wenn das Institut zusammenkommt, gut bezahlen können. Ich wartete bisher ab, ob allenfalls von denen Personen, auf die man Absicht hatte, Antwort zurückkäme, und ob sich die Unternehmer zu etwas bestimmten. Da es aber bisher noch nicht geschehen ist, und ich befürchte, Sie möchten von Berlin abreisen, so eile ich mit dieser Vorantwort, um Ihnen für diese Bemühungen den besten Dank zu sagen. Ehe Sie von Berlin weggehen, vertrauen Sie mir ja wohl den Namen des jungen Mannes, den Sie vorschlugen, an? damit ich, im Falle, wenn man aus ihn noch in[76] reflectiren gedächte, an ihn schreiben könnte; es soll niemand von mich außerdem erfahren, wie er heiße und wer er sei.

Wenn wir Sie oft vermißt haben, so ist es auch diesmal bei der Unwesenheit des Grafen Geßler und Körner's geschehen. Wir haben sehr angenehme Tage zugebracht, auch war Funk hier, und die Gegenwart Schlegel's trägt nicht wenig bei, die Gesellschaft unterhaltend und lebhaft zu machen.

Ich danke Ihnen für den Antheil, den Sie fortgesetzt an meinen Arbeiten nehmen. Was Sie über das Märchen sagen, hat mich unendlich gefreut. Es war freilich eine schwere Ausgabe, zugleich bedeutend und deutungslos zu sein. Ich habe noch ein anderes im Sinne, das aber, gerade umgekehrt, ganz allegorisch werden soll, und das also ein sehr subordonirtes Kunstwerk geben müßte, wenn ich nicht hoffte, durch eine sehr lebhafte Darstellung die Erinnerung an die Allegorie in jedem Augenblick zu tilgen. Ich lege die Abschrift einer Idylle bei, ich bitte, sie nicht aus Händen zu geben, und wünsche dieser Production, zu der ich selbst einige Neigung habe, eine gute Aufnahme.

Daß Sie meine Schöne Seele nicht in den Kreis Ihrer Affection einschließen würden, konnte ich ungefähr voraussehen, bleiben Sie ihren Vettern und Nichten desto gewogener, wenn das siebente und achte Buch, das wol bald vom Stapel laufen wird, sie zu Ihnen hinbringt.

[77] Schiller hat ja wol von Iffland's Besuch bei uns etwas gesagt, es war wirklich ein interessanter Moment. Schiller blieb über drei Wochen bei uns, jetzt aber setzt er sein altes Leben wieder fort und verläßt beim schönsten Wetter seine Stube nie.

Meinen Cellini darf ich Ihnen ja wol nicht empfehlen; ich hoffe, dieser sonderbare Mann soll Ihnen in der Übersetzung, wenn Sie das Original nicht kennen, noch manches Vergnügen machen.

Meyer, der im Begriff ist, nach Neapel abzugehen, grüßt auf das schönste, er fährt fort, sowol in Arbeit als in Betrachtung äußerst fleißig zu sein. Die neuesten Fortschritte der Franzosen in Italien machen mich, wegen meiner Nachfahrt nicht wenig besorgt. Da sie den 11. dieses in Mailand und Parma waren, so können sie heute in Italien, ich möchte beinahe sagen, sein wo sie wollen, wenn sie nur stark genug sind. Die modenesische Galerie und der schöne Corrége von Parma sollten die nicht auch eine Reise nach Paris antreten? und was können sie nicht aufpacken, wenn sie nach Bologna kommen! Wir müssen das erwarten, was wir nicht denken mögen; in wenig Posttagen wird die Sache entschieden sein.


11/3313.


An Christian Gottlob Voigt

Es geht ein Erpresser nach Weimar den der Provisions Collecteur an den Forstmeister Cotta schickt[78] um sich zum künftigen Sonntagsclub etwas Wildpret auszubitten und ich ergreife die Gelegenheit mich nach Ihrem Befinden zu erkundigen um zugleich zu berichten, daß es mir nach meiner Art und Weise ganz wohl geht. Wäre es zu thun daß man dem Manne, der freylich bey so viel Gästen wohl wegen seines Bratens in Verlegenheit ist, diesmal auszuhülfe, so hätten Sie ja wohl die Güte beym Forstmeister ein Vorwort einzulegen, der auf einen schon vor acht Tagen an ihn deßhalb erlassenen Brief nicht geantwortet hat. Verzeihen Sie auch diese Zudringlichkeit und behalten mich in freundschaftlichem Andenken.

Jena den 29. May 1796.

Goethe


11/3314.


An Christian Gottlob Voigt

Jena d. 31. May 96.

Für die gütige Verwendung, das Wildpret betreffend, danke in meinem und der künftig schmausenden Gesellschaft Nahmen aufs allerbeste. Künftigen Sonntag ist Frohleichnam und wird also das Clubbfest erst Sonntag in 8 Tagen seyn.

Heute haben die Soldaten auf der Landfeste gefeuert, wenn man so fortfährt und die kleine hiesige Garnison nur in einer Art von Ansehn erhält, so wird man nicht zu befürchten haben, daß künftig jemals ein Schwärmer zum Trutz, oder eine Pistole zum Ernst hier wieder abgefeuert werde.

[79] In der Beylage erscheint abermals ein kleines Ansuchen, Sie werden, nach Ihrer gewohnten Güte, entweder der Sache irgend eine günstige Wendung geben, oder mich deßhalb belehren.

Für den armen Mediciner Eichelberg in Lobeda, der sich sauerer, als ein Mensch werden ließ und läßt um etwas zu lernen und zu leisten, wünschte ich, daß eine Kleinigkeit geschähe. Glauben Sie, daß ich etwa bey Serenissimo oder bey Fürstl. Cammer irgend einen Schritt thun ober begünstigen sollte? so will ich mich dessen nicht entziehen.

Übrigens ist hier unter Bürgern und Bürgergenossen eine unglaubliche Thäthigkeit und ich glaube daß es der Moment wäre Liederlichkeit und Unart aus ewig von hier zu verbannen, wenn man von oben herein, gerade jetzt, eingreifen wollte; jeder fängt an den Werth des Besitzthums zu fühlen, mancher wendet Geld und Kräfte hierher, weil er Geld und Kräfte findet, und es wäre doch schön wenn wir noch manches mit offnen Augen sehen könnten, was wir der Nachwelt vielleicht hinterlassen müssen zu thun, wenn wir sie zuschließen.

Sie sehen auch hieraus daß eine gewisse Kraft und Neigung nicht müssig seyn kann, und daß ich da mir die Franzosen den Weg nach Italien abschneiden, zu Hause im kleinen nützlich zu seyn wünschte. Sie wohl es mir thut mich auch hierinn an Sie wenden zu können, sagt Ihnen unser alt Verhältniß. Erhalten[80] Sie sich den guten Muth und Ihre Gesundheit die mir vor allen unschätzbare sind.

In Frankfurth hab ich wegen der Lotterie eine recht gute Addresse, nur muß ich um eine Art von kleinem pro memoria bitten, das ich dahin schicken kann. Von diesen, überhaupt unseligen, Dingen, die den gemeinen Geist des Menschen noch gemeiner, den verworrenen noch verworrener machen, hab ich keinen Begriff, ich würde sie abkaufen, denn dabey zu gewinnen ist nichts.

G.


Gehorsamstes pro Memoria.

Der Gerber Eckardt hat einen sehr wichtigen Bau unternommen, indem er ein altes, zwischen seinem Wohnhaus und dem Bären gelegenes, Gebäude niedergerissen hat und nunmehr ein anderes, in gleicher Flucht mit seinem bestehenden Hause aufführt, ein Unternehmen, das alle Aufmunterung verdient. Es ist ihm dabey folgender Umstand vorgekommen:

Er hat einige lange, zu Thürsturzen und ähnlichen überbindenden Bedürfnissen nöthige Steine, die so haltbar und vollkommen in hiesigen Gegenden nicht gebrochen werden, in Zwätzen, und zwar um des Transports willen behauen angeschafft. Über diese hat ihm das hiesige Mauerhandwerk Streit erregt, hat den Wagen einige Tage nicht in die Stadt gelassen, und was dergleichen mehr ist. Die Sache ist, wie ich höre, an Fürstl. Regierung.

[81] Ich zweifle nicht an einer Resolution, die den Umständen gemäß ist und die Frage für jetzt und künftig entscheidet. Der Gerechtsame des Maurerhandwerks unbeschadet (denn daran ist in einzelnen Fällen nicht zu rühren) kommt mir ein solcher Fall höchst zufällig vor. Es ist offenbar, daß ein Bauherr keine Steine von Zwätzen hierher schleppen wird, wenn er sie näher haben kann, es ist ungeschickt von ihm zu fordern, daß er die ganze rohe Masse über die Hügel schleppen soll, es ist unleidlich von ihm zu fordern, daß er statt tüchtiger, in einer gewissen Länge, die Last haltender und tragender Steine, wider besser Wissen und Gewissen, bey seinem kostbaren Bau, schlechtere nehmen soll. Möchte doch in diesem, so wie in vielen anderen Fällen, auf eine gelinde Weise, das Hinderniß weggehoben werden, das den eizelnen hindert, dem ganzen schadet und nicht dem einzelnen nützt, weil es das ganze lähmt.


Gefällig zu gedenken.

1) Der hiesige Gastwirth zum Bären wünscht bey sich ein Billard aufzustellen, ich weiß nicht ob so etwas zulässig ist und von wem die Vergünstigung abhängt; Sie haben ja wohl die Güte mir gelegentlich ein Wörtchen darüber zu sagen.

2) Ein jungen Mediciner von Lobeda, namens Eichelberg, der über seinen besondern Fleiß und guten Charakter die besten Zeugnisse hat, nährt[82] sich aus eine kümmerliche und wirklich erbarmenswürdige Weise. Sollte man nicht zu seiner Unterstützung und wäre es nur ein geringes augenblickliches Gnadengeschenk, erlangen können? irre ich mich nicht so hat er oder seine Mutter schon irgend ein unerhörtes Schreiben eingereicht.


11/3315.


An Friedrich Schiller

[Jena, Ende Mai.]

Eine nicht hält mich zurück, gar zwey find's die mir gebieten.


Die schöne Übung in Distichen wird uns, wie ich hoffe, endlich dahin führen daß wir uns in einzelnen Hexametern bedeutend ausdrücken. Lassen Sie mich fragen: wann Sie Ihre Villegiatur antreten? und ob ich Sie heute nach Tische zu Hause antreffe? Ich bitte um den Glas Cubus und das große hohle Prisma.

Der Roman rückt gut von der Stelle. Ich befinde mich in einer wahrhaft poetischen Stimmung, denn ich weiß, in mehr als Einem Sinne nicht recht was ich will noch soll.

So geht es auch mit meiner Rückkehr nach Weimar. Zur nächsten Lieferung Cellini habe ich einen Stammbaum der Medicis aufgesetzt, insofern sie in dieser Lebensbeschreibung genannt werden.

[83] Was macht das Frauchen? Leben Sie recht wohl und lieben mich. Auf Hero und Leander habe ich große Hoffnung, wenn mir nur der Schatz nicht wieder versinckt.

G.[84]


11/3315a.


An den Prinzen August von Sachsen-Gotha

[Concept.]

[Sommer 1796.]

Alle helfenden Wesen und Kräfte seyen uns gepriesen, da Sie, bester Fürst, noch mit so frohem und heiterem Muthe unter den Lebenden an die Schatten fingen und nicht, wie wir vor kurzem noch befürchten mußten, sich mit den Schatten unterhalten. Ich erfuhr ihre gefährliche Krankheit zu einer Zeit, da ich mich zu einer Reise von ganz anderer Art vorbereitete, und empfand zum voraus recht lebhaft, wie hart es sey, sich von denen zu trennen, mit denen uns ein altes gutes Verhältniß so nahe verbindet. Nun sind wie beyde, Sie , Gott sey Dank, und ich, daß sich Gott erbarmen möge, von unsren Wallfahrten abgehalten worden, und ich wünschte nun nichts sehnlicher, da wir auf dem glücklichen Thüringischen Boden so nahe zusammen leben, als Sie sobald als möglich wieder zu sehen und mich Ihres Daseyns und Ihrer Lieder zu freuen. Der Beweis, daß Sie den deutschen Musen manchmal auch noch ein Ohr gönnen, hat mich als einen, der nichts anders als deutsch seyn kann, herzlich gefreut. Leben Sie recht wohl, und sammeln Sie bey der schönen Witterung recht viel Kräfte für Herbst und Winter.[73]


11/3316.


An Charlotte von Kalb

Meine eigne Absicht trifft mit Ihren Wünschen, wertheste Freundin, recht gut überein. Zu Ende dieser Woche wollte ich so von hier abreisen und ich werde meine Abfahrt beschleunigen, um durch diese kleine Aufmerksamkeit zu zeigen wie sehr ich Ihnen und Ihrer würdigen Frau Tante gefällig zu sein wünsche.

Leben Sie recht wohl. Ich hoffe Sie bald wieder zu sehen und werde dem Schloßvoigt anzeigen daß er sich auf einen neuen Besuch vorzubereiten hat.

Jena d. 7. Juni 1796.

Goethe.


11/3317.


An Friedrich Schiller

Nachdem ich glücklich in Weimar angekommen bin, habe ich mich sogleich dem strengsten Fleiß ergeben; Cellini, und ich hoffe der Roman, sollen bald davon zeugen. Haben Sie die Güte mir das siebente Buch nächstens zurückzuschicken. Hier folgen die versprochenen[84] Epigramme, es sind doch dreyßig an der Zahl! leider ist auch hier der Haß doppelt so stark als die Liebe. Sobald Sie mit der Zusammenstellung fertig sind, so schicken Sie mir das Ganze, ja gleich. Dadurch wird manches Xenion, das noch unvollendet da liegt, gewiß, völlig, fertig, und zu neuen giebt es wieder Anlaß.

Das eine, der Gefährliche, habe ich nach Ihrer Idee gemacht, vielleicht nehmen Sie die Veränderung auf. Überhaupt wird mich beim Durchgehen der übrigen, im allgemeinen, der Gedanke leiten, daß wir bey aller Bitterkeit uns vor criminellen Inkulpationen hüten.

Die Idylle und noch sonst irgend ein Gedicht sollen bald auch kommen. Ich genieße nun in meinem Hause den völligsten Urlaub, und erfreue mich über die ungeheuern Pensa die ich vor mir sehe. Haben Sie nochmals Dank für alles gute. Leben Sie recht wohl und lassen mir ja von Sich und von den Ihrigen bald etwas hören. Weimar den 10. Junius 1796.

G.


Der Roman ist heute früh angekommen, in wenig Tagen hören Sie und erhalten Sie mehr. Die Zeichnungen zu Hirts Manuscript lagen nicht bey, es war wie es scheint eine Göpfersche Papierprobe.[85]


11/3318.


An Friedrich Heinrich Jacobi

Mein Verlangen auch wieder etwas von dir zu hören ist denn endlich heute auch befriedigt worden, wofür ich dir den besten Dank sage und sogleich auch einige Worte erwiedere.

Möchtest du dich ja in der schönen Jahreszeit vollkommen wieder erholen und auch um deinetwillen der Friede bald die Welt beglücken, daß du in deine schöne Heimath wieder zurückkehren könnest, ich traue denen nordischen Sumpf und Wassernestern, in denen du diese paar Jahre zugebracht hast, gar nichts gutes zu.

Im August gedacht ich Meyern nach Italien zu folgen, nun bin ich abgeschnitten und muß abwarten, was es werden kann, indessen gehe ich in meinem Wesen und in meinem Plan gelassen fort. Ich habe so viel vor mir auch nur auszuarbeiten, daß es mir vor einem halbjährigen Gefängniß nicht bange wäre, wenn man mir nur Dinte, Feder, Papier und einen Schreiber lassen wollte. Der letzte Band meines Romans kommt auf Michael, ich hoffe er soll dir auch manches erfreuliche bringen, der zweyte und dritte steht eingepackt schon ein halbes Jahr hier auf dem Repositorio, der Unglaube tat sie zurück gehalten, so wie der Unglaube dich auch die Zueignung von Woldemar wegstreichen ließ, mit der nächsten fahrenden Post sollen sie nun abgehen.

[86] Sage mir doch gelegentlich an wen und wohin Clärchen verheirathet ist? Grüße Lenchen vielmals, auch Schlossers wenn sie kommen. Sage mir, was du von Max weißt? und laß mit wissen, daß deine Gesundheit immer zunimmt.

W. d. 12. Juni 96.

G.


Dieser Brief war schon gesiegelt als mir die Abschrift einer meiner neuesten Arbeiten in die Hände fällt; ich schicke sie hiermit und ersuche dich nur sie nicht aus Händen zu geben.


11/3319.


An Johann Heinrich Meyer

Am 22. May schickte ich noch einen recht langen und ruhigen Brief an Sie fort und den 25. die Anweisung auf Neapel, seit der Zeit haben sich die Aussichten sehr geändert, Italien ist von den Franzosen überschwemmt und mir der Weg zu Ihnen abgeschnitten. Wahrscheinlich trifft Sie dieser Brief nicht mehr in Rom, ich will die alte Adresse darauf setzen und man wird ihn Ihnen nachschicken. In welches Unglück ist das schöne Land gerathen! wie unübersehlich sind die Folgen! Hier wissen wir noch nicht einmal gewiß ob die Franzosen in Bologna sind, aber das ist leider nur zu deutlich: daß sie um den Lago di Garda herum in Tirol, durch Graubündten in[87] Deutschland einzudringen gedenken, vom Oberrheine muß man daher Verstärkungen in jene Gegenden schicken und in kurzem wird man alles was Clairfait über den Rhein wieder erobert hatte, verlassen und sich auf Mainz und Manheim zurückziehen müssen. Auf dem rechten Ufer haben die Franzosen auch schon wieder Glück gehabt und von Düsseldorf bis an die Lahn ist schon alles wieder in ihren Händen. Es läßt sich nicht voraussehen was zwischen heut und dem Tage da dieser Brief zu Ihnen gelangen kann für ungeheure Begebenheiten möglich sind.

Fahren Sie fort wo Sie auch sind nach unsern Zwecken zu arbeiten und schreiben Sie mir nur oft, ich billige sehr, daß Sie nach Neapel gehen, Sie finden dort eine reiche Erndte, es ist nicht wahrscheinlich, daß die Franzosen dort hinkommen, die Italienischen Staaten müssen sämmtlich wie der König von Sardinien ungesäumt Friede machen.

Ich habe bisher fortgearbeitet, eben als wollte ich im August meine Reise antreten. Mein Roman wird bald fertig seyn, für Schiller ist auch gesorgt und in meinem Hause ist alles in Ordnung, nun kann ich weiter nichts thun als irgend eine andere Arbeit vornehmen, meine Collectaneen zur Kenntniß von Italien zu vermehren und Ihnen von Hause aus entgegen zu arbeiten. Sehen Sie sich indessen in Neapel und in der Gegend um, wie Sie es in Rom gethan haben, ich fürchte nicht, daß Sie etwas zu einem Rückzuge[88] nöthigen soll. In kurzer Zeit muß sich vieles aufklären und ich werde nichts vornehmen, was von innen unserm Plane widerstreben könnte.

Schreiben Sie mir doch ob Sie etwas von den beyden jungen Gutenhovens wissen? der jüngere ist nun auch nach Italien um als Maltheser seine Ritterzüge anzutreten, die Mutter hat lange nichts von beyden gehört.

Alles grüßt Sie und erkundigt sich nach Ihnen. Leben Sie recht wohl. Hier liegt denn auch ein Brief an Hackert bey, lassen Sie mich ja bald etwas von Sich hören.

Für die beyden kleinen Monumente danke ich recht sehr. Wir wollen es wohl bey dem Italienischen lassen, indessen ist doch auch das andere in seiner Art eine recht freundliche Idee.

Ich will Ihnen künftig alle 8 Tage schreiben und wenn es nur wäre Sie von der Lage der Sachen in Deutschland zu benachrichtigen, dem eine sonderbare Revolution bevorsteht. Leben Sie recht wohl und lassen Sie uns in unsern Wesen beharren, das Ganze kümmert sich nicht um uns, warum sollten wir uns mehr als billig um das Ganze bekümmern.

Weimar den 13. Junius 1796.

G.[89]


11/3320.


An Jakob Philipp Hackert

[Concept.]

[1. Juni]

Wohlgebohrner! insonders Hochgeehrtester Herr.

Ew. Wohlgeb. haben mir bey meinem Aufenthalte zu Neapel und Rom so viele Gefälligkeiten erzeigt, und mir durch Ihre Belehrung so viel Nutzen als Vergnügen verschafft, daß das Andenken daran bey mir niemals verlöschen wird. Durch Herrn Professor Meyer, dessen Talent und Charakter Ihnen schon bekannt sind, ergreife ich die Gelegenheit, mich Ihrem freundschaftlichen Andenken zu empfehlen. Ich lasse diesen braven Mann, der sich schon mehrere Jahre bey uns aushält, um so lieber wieder in das schöne Land reisen, weil ich Hoffnung habe, bald nachzufolgen. Wenn mich nicht alle Hoffnung täuscht, so habe ich Anfangs November die Ehre, Ihnen wieder aufzuwarten. Ich hoffe Ew. Wohlgeb. in der besten Gesundheit zu finden und abermals Zeuge des Glückes zu seyn, mit welchem ein günstiges Geschick so seltene Verdienste auf eine seltne Art, in Ihnen belohnt hat. Empfehlen Sie mich Ihrem Herrn Bruder auf das beste, haben Sie einige Güte für meinen Freund Meyer und erhalten Ihre Gewogenheit demjenigen, der sich mit vollkommenen Hochachtung unterzeichnet.[90]


11/3321.


An Angelika Kauffmann

[Concept.]

[13. Juni.]

Mein Freund Meyer, dessen Talent und Charakter Sie, wertheste Freundin schon bey seinem ersten Aufenthalte in Rom zu schätzen wußten, hat Ihnen meine beste Empfehlungen überbracht und Sie meines fortdauernden Andenkens versichert. Ehe er nach Neapel geht, soll er Ihnen diesen Brief überbringen, den ich um so freudiger schreibe, als ich hoffen kann ihm bald nachzufolgen. Wenn Sie überzeugt sind daß die Dankbarkeit für Ihre Güte und Freundschaft in meinem Herzen sich immer gleich blieb, daß die Verehrung Ihres Charakters und Ihres Talentes, lebhaft wie sie war, sich immer bey mir erhalten hat; so werden Sie sich auch die Freude denken können die ich empfinden muß Sie wieder zu sehen, und der Erfüllung eines Wunsches zu genießen die ich kaum hoffen konnte. Möge ich Sie gesund und glücklich antreten! und so die Lücke weniger empfinden, welche durch den Verlußt zwey so geprüfter Freunde neben Ihnen entstanden ist. Wie schön wäre es wenn wir, da ich im October einzutreffen gedenke, uns wieder auf dem Lande der vorigen Zeiten erinnern und jenes seelige Glück nochmals genießen könnten. Sollten Herr Abbate Spina, Herr Ricci und seine Schwester noch manchmal von Ihnen gesehen werden so bitte ich mich ihnen zu empfehlen.[91]


11/3322.


An Friederike Helene Unger

Sie haben mir, wertheste Frau, durch Ihren Brief und die überschickten Lieder sehr viel Freude gemacht. Die trefflichen Compositionen des Herrn Zelter haben mich in einer Gesellschaft angetroffen, die mich zuerst mit seinen Arbeiten bekannt machte. Seine Melodie des Liedes: ich denke dein hatte einen unglaublichen Reitz für mich, und ich konnte nicht unterlassen selbst das Lied dazu zu dichten, das in dem Schillerschen Musenalmanach steht.

Musik kann ich nicht beurtheilen, denn es fehlt mir an Kenntniß der Mittel deren sie sich zu ihren Zwecken bedient; ich kann nur von der Wirkung sprechen, die sie auf mich macht, wenn ich mich ihr rein und wiederholt überlasse; und so kann ich von Herrn Zelters Compositionen meiner Lieder sagen: daß ich der Musik kaum solche herzliche Töne zugetraut hätte.

Danken Sie ihm vielmals und sagen Sie ihm daß ich sehr wünschte ihn persönlich zu kennen, um mich mit ihm über manches zu unterhalten. In dem achten Bande meines Romans wird zwar kein Raum für Gesänge bleiben, doch ist der Nachlaß Mignons und des alten Harfenspielers noch nicht erschöpft, und ich werde alles was davon das Licht erblicken kann Herrn Zelter am liebsten vertrauen.

[92] Indessen schick' ich vielleicht bald einige andere Lieder mit der Bitte sie für den Schiller'schen Musenalmanach zu componiren, die ich dieser Antwort beyzufügen hatte, deswegen sie auch länger als billig zurückgeblieben ist.

Haben Sie Dank, wertheste Frau, für Ihre Bemühung und glauben Sie daß ich den Antheil zu schätzen weiß, den gute und gebildete Seelen an mir und an den Arbeiten nehmen, durch die ich einen Theil meiner Existenz auch entferntern mir unbekannten Gemüthern nahe bringen kann.

Herrn Ungern sagen Sie auf seinen letzten Brief: daß ich nicht aus Deutschland gegangen seyn würde, ohne den vierten Band in seine Hände zu liefern. Jetzt, da mir, wenigstens für den Augenblick, der Weg nach Italien abgeschnitten ist, so soll er ihn auch nicht später erhalten. Es kommt nur darauf an, daß ich Muth fasse und das siebente Buch abschicke. Ich muß dabey wie bey den vorigen Bänden immer denken: daß nicht aller Tage Abend sey, und daß an einer solchen Arbeit, wenn man sie erst einmal, im Ganzen, mit fremden Augen gesehen hat, künftig doch noch manches nachzuholen seyn wird. Leben Sie recht wohl und gedenken Sie meiner in Ihrem Kreise.

Weimar am 13ten Junius 1796.[93]


11/3323.


An Friedrich Schiller

Hier kommt, mein Bester! eine ziemliche Sendung. Das Stück Cellini ist um fünf geschriebene Bogen kürzer geworden, die ich überhaupt auslassen will, sie enthalten die weitere Reife nach Frankreich und, weil er diesmal keine Arbeit findet, feine Rückkehr nach Rom. Ich werde davon nur einen kleinen Auszug geben, und so kann das nächste Stück seine Gefangenschaft in der Engelsburg enthalten, deren umständliche Erzählung ich auch abkürzen und etwa wieder 14 bis 15 geschriebene Bogen liefern will.

Zugleich kommt auch die Idylle und die Parodie, nicht weniger die Schriftprobe zurück.

Das Gedicht ist gar schön gerathen, die Gegenwart und die Allegorie, die Einbildungskraft und Empfindung, das Bedeutende und die Deutung schlingen sich gar schön in einander, ich wünschte es bald zu besitzen.

Die große Schrift gefällt mir ganz wohl. Wenn Sie einen Corrector finden, der vor dem Abdruck nicht allein die falschen, sondern auch die schlechten, ausgedruckten, ungleichen Buchstaben ausmärzt, und man sich beym Druck mit der Schwärze und sonst alle Mühe giebt, so wird kein großer Unterschied gegen den vorigen Almanach bemerklich werden. Es wäre recht gut wenn Sie sich auch wegen dem Papiere und sonst bald entschieden und sodann anfangen ließen zu drucken. Ich[94] will meine kleinen Beyträge aufs möglichste beschleunigen. Das Gedicht des Cellini auf seine Gefangenschaft werden Sie und Herr Schlegel beurtheilen, ob es der Mühe einer Übersetzung werth ist. Das Sonett habe ich schon neulich geschickt, Sie werden es allenfalls an dem bezeichneten Orte einrücken, so wie ich bitte die beykommende Sendung Cellini mit der Feder in der Hand zu lesen, ich habe es nur ein einzigmal durchgehen können.

Die Kupfer will ich sogleich besorgen. Wenn ich erst weiß wer sie macht und was sie kosten sollen, schreibe ich das weitere.

Das siebente Buch des Romans geh ich nochmals durch und hoffe es Donnerstag abzuschicken. Es fehlt nur ein äußeres Compelle, so ist das achte Buch fertig und dann können wir uns doch auf manche Weise extendiren. Ich habe einen Brief von Meyer der die gegenwärtige Angst und Confusion in Rom nicht genug beschreiben kann, er selbst wird nun wohl nach Neapel seyn.

Körnern danken Sie recht sehr für die Bemühung wegen der Victorie. Das Kunstwerk wird mir immer werther, es ist wirklich unschätzbar.

Herders zwey neue Bände habe ich auch mit großem Antheil gelesen. Der siebente besonders scheint mir vortrefflich gesehen, gedacht und geschrieben, der achte so viel treffliches er enthält macht einem nicht wohl und es ist dem Verfasser auch nicht wohl gewesen, da[95] er ihn schrieb. Eine gewisse Zurückhaltung, eine gewisse Vorsicht, ein Drehen und Wenden, ein Ignoriren, ein kärgliches Vertheilen von Lob und Tadel macht besonders das was er von deutscher Litteratur sagt äußerst mager. Es kann auch an meiner augenblicklichen Stimmung liegen, mir kommt aber immer vor, wenn man von Schriften, wie von Handlungen, nicht mit einer liebevollen Theilnahme nicht mit einem gewissen parteiischen Enthusiasmus spricht, so bleibt so wenig daran daß es der Rede gar nicht wert ist. Lust, Freude, Theilnahme an den Dingen ist das einzige reelle, und was wieder Realität hervorbringt, alles andere ist eitel und vereitelt nur.

Weimar den 14. Junius 96.

G.


11/3324.


An Christian Gottlob Voigt

Schon einige Tage bin ich hier und habe noch nicht das Vergnügen gehabt Sie zu sehen. Auch bey mir häufen sich eine Menge Dinge, und, man mag noch so haushältlich werden, so übernimmt man mehr als man ausführen kann. Als Vortrab schicke ich hier verschiedene Kleinigkeiten, die ich, der bequemen Übersicht willen, sogleich in verschiedene Päktchen separirt habe.

No. 1. zu dem Crusischen Aufsatze über die Weiden Ansaat, ein kleines Gutachten von Batsch, das mit[96] jenem völlig übereinkommt und die Nothwendigkeit der unmittelbaren Aussaat des Weidensaamens noch mehr zu bekräftigen scheint. Wäre das nicht eine Frage die in dem unendlich abgeschmackt-nutzbaren Reichsanzeiger ventilirt werden sollte, es wäre eben noch Zeit um eine Menge Menschen mit einer solchen Anfrage in Bewegung zu setzen.

No. 2. Ein Brief eines Grafs Hatzfeld. Sie haben ja wohl die Güte mir die Materialien zu einer Antwort zu verschaffen.

No. 3. Ein Brief des Herrn Köchy und ein Empfehlungsschreiber dazu, worüber mündlich mehr.

No. 4. Ein Monstrum absurditates, woran Sie wohl den jüngern Göchhausen erkennen werden. Das schlimmste ist, daß in der Idee etwas wahres liegt.

So viel zur Eröffnung unserer fernern Unterhaltung. Da ich durch die sonderbaren und schrecklichen Kriegsbegebenheiten wahrscheinlich für dieses Jahr von dem schönen Lande abgeschnitten bin, so ist eine meiner angenehmsten Ausschichten, daß ich Ihnen um so näher bleibe und daß wir so manche gute Stunde nach alter Art und Weise hoffen können. Ich hoffe Sie bald zu sehen. Weimar den 14. Junius 1796.

G.


11/3325.


An Samuel Thomas von Sömmerring

Ich muß mich nur entschließen Ihnen mit dem heutigen Posttage zu sagen, daß ich sowohl die Eingeweidelehre[97] als die Schrift über das Organ der Seele zur rechten Zeit erhalten habe, die erste hat mir zum sehr erfreulichen Unterricht gedient, und über die zweite ist, bei meinem sechswöchentlichen Aufenthalt in Jena, so viel disputirt worden, daß ich genug zu referiren hätte. Haben Sie Dank für beides und gönnen Sie mir nur noch eine kurze Frist, um Ihnen einen längern Brief schreiben zu können, als ich gegenwärtig im Stande bin. Bisher hatte ich so manches Rückständige wegzuarbeiten gesucht, indem ich mich zu einer Reise nach Italien vorbereitete, die ich im August unternehmen wollte, und da ich nunmehr, durch die sonderbaren Kriegsbegebenheiten, gehindert werde, entsteht wieder eine neue Verwicklung in meinen Arbeiten und Vorsätzen. Möchten Sie doch nicht auch am Rhein und Main aufs neue leiden. Leben Sie recht wohl und erhalten mir Ihr Andenken.

Weimar den 15. Juni 1796.

Goethe.


11/3326.


An Friedrich Schiller

Es thut mir recht leid, daß ich Voß nicht sehe; gute persönliche Verhältnisse sollte man ja nicht versäumen von Zeit zu Zeit durch die Gegenwart wieder zu erneuern. Leider darf ich mich gegenwärtig nicht einen Augenblick zerstreuen, der Roman ist so gut und glücklich im Gange, daß Sie, wenn es so fort geht,[98] heute über acht Tage das achte Buch erhalten können, und da hätten wir denn doch eine sonderbare Epoche unter sonderbaren Aspecten geschlossen.

Grüßen Sie Voßen recht sehr und erneuern auch in meinem Nahmen ein Verhältniß, das seiner Natur nach immer besser werden kann.

Sollten noch andere Gäste, wie ich nicht hoffe, gegenwärtig seyn, so will ich für dieselben gleich ein Gastgeschenk eingelegt haben

Komm nur von Giebichenstein, von Malepartus! Du bist doch

Reineke nicht, du bist doch nur halb Bär und halb Wolf.


Leben Sie recht wohl, grüßen Sie Ihre liebe Frau und Schlegeln. Ich habe Ihnen viel Buch sagen und werde es, wenn das Glück gut ist, gleich in solche Formen bringen daß Sie es zu den Horen und Almanach brauchen können. Adieu.

Weimar den 18. Jun. 96.

G.


Fast hätte ich vergessen zu sagen, daß Richter hier ist. Er wird Sie mit Knebeln besuchen und Ihnen gewiß recht wohl gefallen.


11/3327.


An Johann Heinrich Meyer

Weimar den 20. Junius 1796.

Ihren Brief vom 4. Junius habe ich wieder, nach der alten Art, heute und also in 16 Tagen erhalten,[99] wenn die meinigen auch so gegangen sind, so haben Sie zwischen dem 5. und 11. meinen langen Brief, und sodann die Anweisung erhalten. Bertuch, der jetzt nur seine Fränkischen Eisenwerke im Sinne hat, hatte seinem Industrie-Comptoir dazu Befehl gegeben, von dem ich sie erst so spät in Jena erhielt. Lassen Sie sich indessen nicht reuen auch einmal ausgeruht zu haben, Sie haben anhaltend und genugsam gearbeitet, wenn Sie nur glücklich und gesund durch die pontinischen Sümpfe kommen. Sonst ist aber, ich möchte wohl sagen, die Erde überall des Herrn, und wenn Sie sich ja entschließen sollten nach Florenz zu gehen, wie Sie in Ihrem Briefe einige Neigung zeigen, so würde auch da für Sie genug Gewinnst seyn.

Am meisten betrübt mich bey der gegenwärtigen Lage der Sache, daß, indem ich länger Ihres Umgangs entbehre, Sie auch nun länger für sich bleiben und einer freundschaftlichen Theilnahme ermangeln. Es geht uns der ganze Gewinn des Lebens verlohren, wenn wir uns nicht mittheilen können, und eben in den zartesten Sachen, an denen man so selten Theilnehmer findet, wünscht man sie am lebhaftesten.

Bey Ihrer Abwesenheit und bey der ganzen jetzigen Lage tröstet mich das am meisten, daß wir, die mir nun einmal verbunden sind, einander so rein und sicher entgegen arbeiten. Von Schillern bin ich gewiß daß er nicht rückwärts geht, dagegen hat Freund Humanus, in dem achten Bande der Briefe über Humanität, vor[100] kurzem, noch ein böses Beyspiel gegeben was Willkürlichkeit im Urtheil, wenn man sie sich einmal erlaubt, bey dem größten Verstande für traurige Folgen nach sich zieht. Eine Parentation kann nicht lahmer seyn als das, was über deutsche Litteratur in gedachter Schrift gesagt wird. Eine unglaubliche Duldung gegen das Mittelmäßige, eine rednerische Vermischung des Guten und des Unbedeutenden, eine Verehrung des Abgestorbenen und Vermoderten, eine Gleichgültigkeit gegen das Lebendige und Strebende, daß man den Zustand des Verfassers recht bedauern muß, aus dem eine so traurige Composition entspringen konnte. Und so schnurrt auch wieder durch das Ganze die alte, halbwahre Philisterleyer: daß die Künste das Sittengesetz anerkennen und sich ihm unterordnen sollen. Das erste haben sie immer gethan und müssen es thun, weil ihre Gesetze so gut als das Sittengesetz aus der Vernunft entspringen, thäten sie aber das zweyte, so wären sie verloren und es wäre besser daß man ihnen gleich einen Mühlstein an den Hals hinge und sie ersäufte, als daß man sie nach und nach ins nützlich-platte absterben ließe.

Auf die Aldobrandinische Hochzeit freue ich mich unendlich. Es wird mir die Anschauung von Ihrem Thun und Wesen geben und den Vorschmack von so manchem Guten das ich jetzt vielleicht nur später genieße. Der jetzige Moment ist sehr bedeutend und lange kann das Schicksal von Europa nicht unentschieden bleiben.

[101] Ein Theil dessen, was ich in meinem vorigen Briefe geweissaget, ist geschehen, was Clarfait zuletzt wieder erobert hatte ist alles wieder verloren. Die Franzosen sind, Meister vom ganzen linken Ufer des Rheins, bis aus ein paar Stellungen nahe bey Mainz und Manheim, die Kaiserlichen haben ihre mögliche Gewalt an die Lahn gezogen und wehren sich von Wetzlar bis an den Rhein hinunter was sie können. Den 16. dieses war eine allgemeine Attaque, welche zuletzt günstig für sie ausfiel. Die Chursachsen und unser kleines Contingent stehen auch jetzt in dieser Gegend. Das Preußische und Niedersächsische Observationscorps zieht sich in Westphalen zusammen und jene Gegenden sind also gedeckt. Sollten die Österreicher aber, entweder durch die Übermacht der Franzosen am Niederrhein, oder durch ihr Glück in Tirol genöthigt wer den diese letzte Stellung an der Lahn zu verlassen; so ist das übrige Deutschland im Fall von Unteritalien. Wie hartnäckig sich bis jetzt die kaiserlichen in Tirol gewehrt haben, werden Sie jetzt schon wissen. Leider streiten wir diesseits aus der letzten Linie.

Wir wollen nur sehen aus welche Bedingungen und Kosten Italien zum Frieden gelangt und da wird sich ja wohl eine Lücke finden durch die ich zu Ihnen durchdringen kann.

Für das neue Project zum Grabmale danke ich recht sehr.

Wenn Sie sonst zu nichts besserm aufgelegt sind,[102] so notiren Sie doch auch gelegentlich etwas über Clima, Sitten und Gebräuche, augenblickliche Zustände und was sonst allenfalls wäre, auch etwas von Preisen. Alte solche Notizen haben in der Folge vielen Weth.

Der prismatische Streif unter dem alten Bild ist äußerst bedeutend. Es ist der entgegengesetzte vom Regenbogen, gelb und blau nähmlich stehen außen, und das gelbrothe und blaurothe trifft in der Mitte zusammen und bildet den Purpur. Da nun auch von außen eine gelbrothe Linie das Ganze von beyden Seiten einfaßt, und eine gelbe Schattirung von derselben wieder nach innen geht, so erhält das Ganze dadurch eine besondere Anmuth und Lebhaftigkeit, indem es zugleich das möglichste reine Farbenspiel enthält. Ich will, wenn ich erst Ihre Copie erhalte, den Versuch machen und einen solchen Streifen so rein als möglich auf ein besonderes Papier ziehen lassen und darunter halten, auch dasselbe mit dem umgekehrten eigentlichen Regenbogenstreifen versuchen, auch dasselbe, oder was ähnliches, bey verschiedenen colorirten Zeichnungen anbringen und Ihnen sodann meine Meinung darüber vermelden.

Richter aus Hof, der allzubekannte Verfasser des Hesperus ist hier. Es ist ein sehr guter und vorzüglicher Mensch, dem eine frühere Ausbildung wäre zu gönnen gewesen, ich mußte mich sehr irren, wenn er nicht noch könnte zu den unsrigen gerechnet werden.

[103] Heute über acht Tage schreibe ich wieder und hoffe auch bald von Ihnen zu hören.

Da noch Platz ist, lasse ich Ihnen eine Stelle aus Kant abschreiben, sie schließt den Pharagraph, der überschrieben ist von der Schönheit als Symbol der Sittlichkeit.

Die Rücksicht auf diese Analogie ist, aus dem gemeinen Verstand gewöhnlich und wir benennen schöne Gegenstände der Natur ober der Kunst oft mit Nahmen, die eine sittliche Beurtheilung zum Grunde zu legen scheinen. Wir nennen Gebäude ober Bäume majestätisch und prächtig oder Gefilde lachend und fröhlich; selbst Farben werden unschuldig, bescheiden, zärtlich genannt, weil sie Empfindungen erregen, die etwas mit dem Bewußtseyn eines durch moralische Urtheile bewirkten Gemüthszustandes Analogisches enthalten. Der Geschmack macht gleichsam dem Übergang vom Sinnenreiz zum habituellen moralischen Interesse, ohne einen zu gewaltsamen Sprung, möglich, indem er die Einbildungskraft aus in ihrer Freyzeit als zweckmäßig für den Verstand bestimmbar vorstellt, und sogar an Gegenständen der Sinne auch ohne Sinnenreiz ein freyes Wohlgefallen zu finden lehrt.

G.


11/3328.


An Friedrich Schiller

Ihre zwey lieben und werthen Briefe, nebst dem Zwieback, habe ich erhalten und da heute früh das Pensum am Romane geschrieben ist, will ich diese Blatt für morgen voraus dictiren.

[104] Noch rückt das achte Buch ununterbrochen fort, und trenn ich die zusammentreffenden Umstände bedenke, wodurch etwas beynahe unmögliches, aus einem ganz natürlichen Wege, noch endlich wirklich wird, so möchte man beynahe abergläubisch werden. So viel ist gewiß, daß mir gegenwärtig die lange Gewohnheit, Kräfte, zufällige Ereignisse, Stimmungen und wie sich uns angenehmes und unangenehmes aufdringen mag, im Augenblicke zu nutzen, sehr zu statten kommt; doch scheint meine Hoffnung es schon künftigen Sonnabend zu schicken voreilig gewesen zu seyn.

Ihr Gedicht die Klage der Ceres, hat mich wieder an verschiedene Versuche erinnert, die ich mir vorgenommen hatte, um jene Idee, die Sie so freundlich ausgenommen und behandelt haben, noch weiter zu begründen. Einige sind mir auch ganz unvermuthet geglückt, und da ich eben voraussehen kann in diesen schönen Sommermonaten einige Zeit zu Hause zu bleiben, so habe ich gleich Anstatt gemacht eine Anzahl Pflanzen im Finstern zu erziehen, und alsdann meine Erfahrungen mit denen, die schon bekannt sind, zu vergleichen.

Daß Voß nicht gekommen ist, gefällt mir nicht an ihm, besonders da Sie sich, wie ich erst aus Ihrem Briefe sehe, noch einander nicht persönlich kennen. Es ist das eine Art von Schluderey und Unattention, deren man sich wohl in jüngern Jahren leider schuldig macht, vor der man sich aber, wenn man einmal[105] Menschen schätzen lernt, so sehr als möglich hüten sollte. Am Ende hat ihn doch Reichardt abgehalten, denn daß diesem bey seinem Kalbverhältniß zu uns nicht wohl seyn kann ist nur zu deutlich.

Zelter in Berlin ist präparirt. Es wäre gut, wenn Sie nun auch gleich an ihn schrieben. Ich habe ein Lied Mignons das ich gerne in Ihren Almanach setzen möchte, im Roman wird es nur erwähnt. Es wäre die Frage ob man Ungern selbst darüber nicht ein vertraulich Wort sagen sollte. Wenn auch eine solche Erklärung auskäme, so wäre doch die Kriegs Erklärung geschehen, zu der wir je eher je lieber schreiten sollten.

Xenien habe ich wieder einige Dutzend, nur gerade nicht von der nothwendigsten Gattung.

Daß die Idylle bey näherer Betrachtung Stand und Stich hält, freut mich sehr. Für die Eifersucht am Ende habe ich zwey Gründe. Einen aus der Natur weil wirklich jedes unerwartete und unverdiente Liebesglück die Furcht des Verlustes unmittelbar auf der Ferse nach sich führt, und einen aus der Kunst weil die Idylle durchaus einen pathetischen Gang hat und also das leidenschaftliche bis gegen das Ende gesteigert werden mußte, da sie denn durch die Abschiedsverbeugung des Dichters wieder ins leidliche und heitere zurückgeführt wird. Soviel zur Rechtfertigung des unerklärlichen Instinctes, durch welchen solche Dinge hervorgebracht werden.

[106] Richter ist ein so complicirtes Wesen, daß ich mir die Zeit nicht nehmen kann Ihnen meine Meinung über ihn zu sagen, Sie müssen und werden ihn sehen und wir werden uns gern über ihn unterhalten. Hier scheint es ihm übrigens wie seinen Schriften zu gehn, man schätzt ihn bald zu hoch, bald zu tief und niemand weiß das wunderliche Wesen recht anzufassen.

Mit Cellini glückt es uns durchaus und da es auch unsere Convenienz ist, so lassen Sie uns das Eisen schmieden, so lange es warm bleibt. Sagen Sie mir wann Sie wieder eine Lieferung brauchen.

Hier lege ich Ihnen ein Pasquill bey, das Sie in eine ganz eigene Welt führen wird, und das, ob es schon sehr ungleich ist, doch einige Capitalspäße enthält und gewisse Hasenfüße, Heuchler, Philister und Pedanten toll genug durchnimmt. Lassen Sie es niemand sehen und schicken es gleich wieder zurück.

abgeschickt d. 22. Juni 96.

G.


11/3329.


An Friedrich Schiller

Es ist mir sehr lieb, daß Ihnen das Fastnachtsspiel aus der andern Welt den gehörigen Spaß gemacht hat. Ich will doch nach den neuesten Reichtagssachen fragen, und besonders nach einigen Broschüren, die in dieser angeführt sind, es wäre lustig wenn wir auch ein Dutzend Xenien in jene Weltgegend werfen könnten.

[107] Schicken Sie mir diese lustigen Brüder nicht eher, als bis Sie den Roman haben, er kommt zu Anfang künftiger Woche, durch einen eigenen Boten, der die Xenien wenn Sie solche parat halten, alsdann mit zurück nehmen kann. Lesen Sie das Manuscript erst mit freundschaftlichem Genuß und dann mit Prüfung und sprechen Sie mich los, wenn Sie können. Manche Stellen verlangen noch mehr Ausführung, manche fordern sie, und doch weiß ich kaum was zu thun ist, denn die Ansprüche, die dieses Buch an mich macht, sind unendlich und dürfen, der Natur der Sache nach, nicht ganz befriedigt werden, obgleich alles gewissermaßen aufgelöst werden muß. Meine ganze Zuversicht ruht auf Ihren Forderungen und Ihrer Absolution. Das Manuscript ist mir unter den Händen gewachsen, und überhaupt hätte ich, wenn ich in der Darstellung hätte wollen weitläufiger seyn und mehr Wasser des Raisonnements hatte zugießen wollen, ganz bequem aus dem letzten Bande zwey Bände machen können; so mag er denn aber doch in seiner concentrirten Gestalt besser und nachhaltiger würken.

Grüßen Sie Humbold wenn Sie ihm schreiben. An Zelter wollen wir ehestens etwas zusammenmachen, alsdann können Sie ja auch die Ceres immer zum Versuche mitschicken. Leben Sie recht wohl, grüßen Sie die liebe Frau, und schreiben Sie mir bald etwas von Ihrem beyderseitigen Befinden.

Weimar den 25. Juni 1796.

G.[108]


11/3330.


An Friedrich Schiller

Hier schicke ich endlich das große Werk und kann mich kaum freuen daß es soweit ist, denn von einem so langen Wege kommt man immer ermüdet an. Ich habe es auch nur einmal durchsehen können, und Sie werden also manches nach der Intention zu suppliren haben. Es muß auf alle Fälle noch einmal durchgearbeitet und abgeschrieben werden.

Wenn Sie dem Boten die Xenien mit zurückgeben können, so soll es mir angenehm seyn.

Ich habe in den nächsten 10 bis 12 Tagen manches in allerley Geschäften nachzuholen, mit denen ich wenigstens in Connexion bleiben muß, alsdann hoffe ich die Horen und den Almanach am besten zu bedenken.

Das Lied von Mignon habe ich, wie Sie sehen werden, des Effects wegen, doch einschalten müssen, es giebt aber vielleicht ein anderes das im Almanach nachzubringen ist.

Leben Sie recht wohl, möge Sie diese Sendung recht gesund antreffen. Ich wünsche dieses Buch nicht eher zurück als bis ich ganz bey mir aufgeräumt habe. Ich hoffe bald von Ihnen zu hören.

Weimar den 26. Jun. 96.

G.[109]


11/3331.


An Johann Heinrich Meyer

Ich melde Ihnen heute nur so viel, daß es am Niederrhein besser geht und daß die Franzosen über die Sieg hinübergetrieben sind. Die Throler Siege waren nicht so glänzend wie die Zeitungen zuerst angaben, auch sagt die letzte Frankfurter daß sich die Kaiserlichen bis Botzen zurückziehen würden, und Mantua völlig blockiert sey.

Geht nichts wichtiges vor, so pausire ich 14 Tage bis ich Ihnen schreibe und erhalte indessen vielleicht Briefe von Ihnen.

Das achte Buch des Romans ist endlich fertig, und in Schillers Händen, ich brauche keine 4 Wochen mehr um alles was in den übrigen Geschäften und Arbeiten noch nöthig ist bey Seite zu schaffen, und nun können Sie denken wie unangenehm mir die äußern Umstände sind, die mich hindern Ihnen näher zu rücken. Ich werde wenigstens meine Schemata vollständiger zu machen suchen, meine Collectaneen ordnen, noch einige Reisebeschreibungen studiren und den günstigen Augenblick zur Reise abwarten. Leben Sie recht wohl. Schiller grüßt herzlich und so auch die Hausfreunde, es wird unablässig an Sie gedacht.

Weimar den 29. Juni 1796.

G.[110]


11/3232.


An Friedrich Schiller

Herzlich froh bin ich, daß wir auch endlich diese Epoche erreicht haben und daß ich Ihre ersten Laute über das achte Buch vernehme. Unendlich viel ist mir das Zeugnis werth daß ich, im Ganzen, das was meiner Natur gemäß ist, auch hier der Natur des Werks gemäß hervorgebracht habe. Ich schicke hier das siebente Buch und werde, wenn ich Ihre Gesinnungen erst umständlicher weiß, mich mit Lust nochmals ans achte begeben.

Etwa 8 Tage wird meine Zeit durch äußere Geschäfte aufgezehrt werden, welches auch recht gut ist, denn man würde zuletzt über die Märchen selbst zur Fabel. Alsdann sollen die Xenien, Cellini und der Roman den übrigen Juli in sich theilen. Ich habe beynah Ihre Lebensart erwählt und geh auch kaum aus dem Hause.

Die neuen Xenien von der würdigen, ernsten und zarten Art sind Ihnen sehr glücklich gerathen, ich habe zur Completirung dieser Sammlung, auch von meiner Seite, allerley Aussichten, wenn sich nur die Stimmung dazu findet.

Es ist mir doch lieb daß Sie Richtern gesehen haben, seine Wahrheitsliebe und sein Wunsch etwas in sich aufzunehmen hat mich auch für ihn eingenommen. Doch der gesellige Mensch ist, eine Art von[111] theoretischem Menschen, und wenn ich es recht gedenke, so zweifle ich ob Richter im praktischen Sinne sich jemals uns nähern wird, ob er gleich im Theoretischen viele Anmuthung zu uns zu haben scheint.

Leben Sie recht wohl und lassen uns diesen Monat viel an einander schreiben, denn das was geschehen soll verlangt viel Aufmunterung.

Weimar den 29. Juni 1796.

G.


11/3333.


An Edmund von Katzfeld

[Concept.]

[Juli.]

Hochgebohrner Graf,

insonders Hochzuverehrender Herr!

Es haben Ew. Exzell. Ihre Wünsche, in Bezug aus die Succession in das Gut Maßbach, welche Sie unserm Gnädigsten Herrn zu erkennen gegeben, auch an mich gelangen zu lassen geruhet, und ich habe, obschon Hochdieselben das, was in dieser Sache geschehen konnte, unmittelbar von Serenissimo erfahren werden, dennoch nicht ermangeln wollen, in Erwiederung des gegen mich gehegten Vertrauens, gleichfalls anzuzeigen daß obgleich die Vorlegung der Lehnsacten bey den Sächsischen Lehnshöfen nie verwilliget wird, sich doch Durchl. der Herzog aus persönlicher Consideration bewogen gefunden haben, eine öffentliche abfällige Resolution des Lehnhofes, durch einen genauen[112] Extract der Lehnsacten, privatim, zu ersetzen, in Hoffnung, daß Ew. Exzell. durch diese Information sich von der Unfruchtbarkeit eines zu unternehmenden Rechtshandels überzeugen und daraus die Gründe sich zu beruhigen schöpfen werden.

Ob nun gleich eine solche Nachricht Hochdero Wünschen im Ganzen nicht gemäß seyn kann, so hoffe ich doch, daß Sich Hochdieselben von derjenigen Bereitwilligkeit überzeugen werden, womit ich wenn es die Natur der Sache möglich gemacht hätte, einen angenehmen Dienst zu erzeigen nicht verfehlt haben würde, sowie ich bitte, diejenige Verehrung als ungeheuchelt anzusehen womit ich mich unterzeichne

Ew. Exzell.


11/3334.


An Gottlieb Hufeland

Mit Rücksendung des Eschenburgischen Briefes, danke ich Ew. Wohlgeb. auf das verbindlichste für den überschickten englischen Cellini und bitte den gefälligen Mittheilern gleichfalls dafür meinen besten Dank zu sagen. In wenig Zeit werde ich wieder an diese Arbeit gehen und sobald ich die englische Übersetzung, nur in einigen Stellen, mit dem Original und mit meinem Versuche, verglichen habe, jene wieder zurück senden; sie scheint mir, nach dem ersten Einblick, sehr klar und treu, nur scheint ihr eine gewisse Anschauung[113] der Kunst und Italienischen Natur abzugehn. Sollte ich mein Urtheil zu voreilig finden, so werde ich es gern widerrufen. In Noten und Erläuterungen tat er nichts vorgearbeitet.

Wenn ich mir jetzt eine gute Stunde machen will, so erinnere ich mich der lebhaften geistreichen Jenaischen Zeiten und wünsche sie sobald als möglich wieder erneuert zu sehen. Ich habe seit meiner Rückkunft Freund Schillern in seiner Lebensart nachgeahmt, nur da mir mein Hausgarten eher einige Entschuldigung giebt.

Man hat mir gesagt, daß Sie die Zeit über sich nicht wohl befunden haben, ich hoffe, daß Sie völlig wieder hergestellt sind. Empfehlen Sie mich Ihrer lieben Frau und allen werthen Freunden und Freundinnen Ihres Kreises. Sollten Sie nach Weimar kommen, so umgehen Sie mich nicht.

Weimar den 1. Julius 1796.

Goethe.


11/3335.


An Friedrich Schiller

Da ich nicht weiß, ob ich morgen früh Ihnen werde etwas sagen können, indem ich von allerley äußeren Dingen gedrängt bin; so schicke ich einstweilen das Belobungsschreiben, welches ich von Humboldt erhalten habe. Sowohl das viele Gute was er sagt als auch die kleinen Erinnerungen nöthigen mich auf[114] dem schmalen Wege aus dem ich wandle desto vorsichtiger zu seyn; ich hoffe von Ihren Bemerkungen über das achte Buch eine gleiche Wohlthat. Leben Sie recht wohl, nächstens mehr. Weimar den 1. Julius 1796.

G.


11/3336.


An Christian Gottlob Voigt

Ich bin sehr erfreut, daß wenigstens meine Form Ihren Beifall hat, da der Inhalt nicht sonderlich tröstlich ist. Es soll mir lieb sein die Ilmenauer Ankömmlinge heute Abend zu sehen, wenn sie sich auf gut Glück zu mir wagen wollen; denn ich bin nicht sicher ob sie mich zu Hause treffen. Auf alle Fälle würde es gut sein, wenn man die sämmtlichen Herrn auf morgen früh um 10 Uhr; Sie hätten ja wohl die Güte um 9 Uhr bei mir einzusprechen. Man sähe wie weit man käme, und da Bertuch wahrscheinlich Sonntags nach Jena geht, könnte man mit dem Bergrath und dem Einfahrer verschiedenes durcharbeiten und alsdann beurtheilen, wenn es Zeit sein möchte diese gerechte Lage wieder zu schließen.

Auf beiliegende Anfragen bitte mir ohnschwere Antwort aus und empfehle mich bestens.

Weimar den 1. Julius 1796.

G.


Die Summe beiliegender Fragen auszufüllen hat es bis morgen früh Zeit.[115]


11/3337.


An Johann Heinrich Meyer

[Concept.]

d. 4. Juli 96.

Kaum würde ich Muth haben, Sie abermals Porto für schlechte Nachrichten bezahlen zu lassen, wenn nicht Fräulein von Imhof mir die Inlage zugeschickt hätte, die ich Ihnen nicht vorenthalten kann.

Kaum sind die Franzosen an der Lahn mit großem Verlust zurückgetrieben, so passiren sie unvermuthet den Rhein in der Gegend von Straßburg. Man hat sich ihnen zwar wacker und brav widersetzt, allein sie haben doch Offenburg weggenommen, und wenn ihnen auch weiter nichts gelingen sollte, so werden sie Kehl in der Geschwindigkeit so viel als möglich befestigen, um sich dort die Gelegenheit zu einem beliebigen Übergang zu verschaffen. Weiter wüßte ich nichts bedeutendes zu sagen.

Schillers Zufriedenheit mit dem achten Buche meines Romans ist mir viel werth und bey seinem motivirten


11/3338.


An Friedrich Schiller

Gleich, nachdem ich Ihren ersten Brief erhalten hatte, fing ich an Ihnen etwas drauf zu sagen, nun überraschen mich, in meinen wahrhaft irdischen Geschäften,[116] Ihre zwey folgenden Briefe, wahrhaft als Stimmen aus einer andern Welt, aus die ich nur horchen kann. Fahren Sie fort mich zu erquicken und aufzumuntern! Durch Ihre Bedenken setzen Sie mich in den Stand das achte Buch, sobald ich es wieder angreife, zu vollenden. Ich habe schon fast für alle Ihre Desideria eine Auskunft, durch die sich, selbst in meinem Geiste, das Ganze auch an diesen Punkten mehr verbindet, wahrer und lieblicher wird.

Werden Sie nicht müde mir durchaus Ihre Meinung zu sagen und behalten Sie das Buch noch diese acht Tage bey sich. Was Sie von Cellini bedürfen bringe ich indeß vorwärts, ich schreibe Ihnen nur summarisch was ich am achten Buche noch zu arbeiten denke, und alsdann soll die letzte Abschrift Anfang August aus unsern Händen seyn.

Ihre Briefe sind jetzt meine Einzige Unterhaltung und wie dankbar ich Ihnen sey das Sie mir so aus einmal über so vieles weghelfen, werden Sie fühlen.

Leben Sie recht wohl und grüßen Sie die liebe Frau.

Weimar den 5. Juli 1796.

G.


11/3339.


An Friedrich Schiller

Herzlich danke ich Ihnen für Ihren erquickenden Brief und für die Mittheilung dessen, was Sie bey dem Roman, besonders bey dem achten Buche, empfunden[117] und gedacht. Wenn diese nach Ihrem Sinne ist, so werden Sie auch Ihren eigenen Einfluß daraus nicht verkennen, denn gewiß ohne unser Verhältniß hätte ich das Ganze kaum, wenigstens nicht aus diese Weise, zu Stande bringen können. Hundertmal, wenn ich mich mit Ihnen über Theorie und Beyspiel unterhielt, hatte ich die Situationen im Sinne, die jetzt vor Ihnen liegen, und beurtheilte sie im Stillen nach den Grundsätzen über die wir uns vereinigten. Auch nun schützt mich Ihre warnende Freundschaft vor ein Paar in die Augen fallenden Mängeln, bey einigen Ihrer Bemerkungen habe ich das sogleich gefunden wie zu helfen sey, und werde bey der neuen Abschrift davon Gebrauch machen.

Wie selten findet man bey den Geschäften und Handlungen des gemeinen Lebens die gewünschte Theilnahme, und in diesem hohen ästhetischen Falle ist sie kaum zu hoffen, denn wie viele Menschen sehen das Kunstwerk an sich selbst, wie viele können es übersehen, und dann ist doch nur die Neigung, die alles sehen kann was es enthält, und die reine Neigung, die haben noch sehen kann was ihm mangelt. Und was wäre nicht noch alles hinzu zu setzen um den einzigen Fall auszudrucken, in dem ich mich nur mit Ihnen befinde.

[118] So weit war ich gleich nach Ihrem ersten Briefe gekommen, äußere und innere Hindernisse hielten mich ab fortzufahren, auch fühle ich wohl, daß ich, selbst wenn ich ganz ruhig wäre, Ihnen gegen Ihre Betrachtungen keine Betrachtungen zurückgeben könnte. Was Sie mir sagen, muß, im Ganzen und Einzelnen, in mir praktisch werden, damit das achte Buch sich Ihrer Teilnahme recht zu erfreuen habe. Fahren Sie fort, mich mit meinem eigenen Werke bekannt zu machen, schon habe ich in Gedanken Ihren Erinnerungen entgegen gearbeitet, etwa künftigen Mittewoch will ich die Art und Weise von dem, was ich zu thun gedenke, nur summarisch anzeigen. Sonnabend den 16. wünschte ich das Manuscript zurück und am gleichen Tage soll Cellini aufwarten.

Sobald die Xenien abgeschrieben sind, schicke ich Ihr Exemplar zurück und arbeite indessen in meins hinein.

Ich hatte die Idylle Knebeln gegeben, um sie in Umlauf zu setzen, einige Bemerkungen, die er mir ins Haus brachte, so wie die, welche Sie mir mittheilen, überzeugen mich wieder aufs neue, daß es unsern Hörern und Lesern eigentlich an der Aufmerksamkeit fehlt, die ein so obligates Werk verlangt. Was ihnen gleich einleuchtet das nehmen sie wohl willig auf, über alles woran sie sich nach Ihrer Art stoßen, urtheilen sie auch schnell ab, ohne vor noch rückwärts, ohne auf den Sinn und Zusammenhang zu sehen,[119] ohne zu bedenken, daß sie eigentlich den Dichter zu fragen haben, warum er dieses und jenes so und nicht anders machte? Ist doch deutlich genug ausgedruckt:

Sorglich reichte die Mutter ein nachbereitetes, Bündel.

Es ist also keinesweges die ganze Equipage, die schon lange aus dem Schiff ist und dort seyn muß, die Alte erscheint nur, in ihrer Mutter- und Frauenart, thätig im einzelnen, der Vater umfaßt die ganze Idee der Reise in seinem Segen. Der Sohn nimmt das Päckchen selbst, da der Knabe schon wieder weg ist, und um der Pietät gegen die Mutter willen und um das einfache goldne Alter anzuzeigen, wo man sich auch wohl selbst einen Dienst leistete. Nun erscheint, in der Gradation, auch das Mädchen gebend, liebend und mehr als segnend, der Knabe kommt wieder zurück, drängt, und ist zum Tragen bey der Hand, da Alexis sich selbst kaum nach dem Schiffe tragen kann. Doch warum sag ich das? und warum Ihnen? – Von der andern Seite betrachtet sollte man vielleicht die Menschen, sobald sie nur einen guten Willen gegen etwas zeigen, auch mit gutem Willen mit seinen ästhetischen Gründen bekannt machen. – Nun sieht man aber, daß man nie ins Ganze wirken kann, und daß die Leser immer am einzelnen hängen, da vergeht einem denn Lust und Muth und man überläßt sie in Gottes Nahmen sich selbst. Leben Sie recht wohl, grüßen Sie die liebe[120] Frau und danken ihr für das Briefchen, ich wünsche bald wieder von Ihnen zu hören.

Donnerstag [7. Juli].

G.


11/3340.


An Friedrich Schiller

Indem ich Ihnen auf einem besondern Blatt, die einzelnen Stellen verzeichne, die ich, nach Ihren Bemerkungen, zu ändern und zu suppliren gedenke, so habe ich Ihnen für Ihren heutigen Brief den höchsten Dank zu sagen, indem Sie mich, durch die in demselben enthaltnen Erinnerungen, nöthigen auf die eigentliche Vollendung des Ganzen aufmerksam zu seyn. Ich bitte Sie nicht abzulassen, um, ich möchte wohl sagen, mich aus meinen eignen Grenzen hinauszutreiben. Der Fehler, den Sie mit recht bemerken, kommt aus meiner innersten Natur aus einem gewissen realistischen Tic, durch den ich meine Existenz, meine Handlungen meine Schriften den Menschen aus den Augen zu rücken behaglich finde. So werde ich immer gerne incognito reisen, das geringere Kleid vor dem bessern wählen, und, in der Unterredung mit Fremden oder Halbbekannten, den unbedeutendern Gegenstand oder doch den weniger bedeutenden Ausdruck vorziehen, mich leichtsinniger betragen als ich bin und mich so, ich möchte sagen, zwischen mich selbst und zwischen meine eigne Erscheinung stellen. Sie[121] wissen recht gut, theils wie es ist, theils wie es zusammen hängt.

Nach dieser allgemeinen Beichte will ich gern zur besondern übergehn: daß ich ohne Ihren Antrieb und Anstoß, wider besser Wissen und Gewissen, mich auch dieser Eigenheit bey diesem Roman hätte hingehen lassen, welches denn doch, bey dem ungeheuern Aufstand, der darauf gemacht ist, unverzeihlich gewesen wäre, da alles das, was gefordert werden kann, theils so leicht zu erkennen, theils so bequem zu machen ist.

So läßt sich, wenn die frühe Aufmerksamkeit des Abbés auf Wilhelmen rein ausgesprochen wird, ein ganz eigenes Licht und geistiger Schein über das Ganze werfen, und doch habe ich es versäumt; kaum daß ich mich entschließen konnte, durch Wernern, etwas zu Gunsten seines Äußerlichen zu sagen.

Ich hatte den Lehrbrief im siebenten Buch abgebrochen, in dem man bis jetzt nur wenige Denksprüche über Kunst und Kunstsinn liest. Die zweyte Hälfte sollte bedeutende Worte über Leben und Lebenssinn enthalten, und ich hatte die schönste Gelegenheit, durch einen mündlichen Commentar des Abbés, die Ereignisse überhaupt, besonders aber die durch die Mächte des Thurms herbeygeführten Ereignisse zu erklären und zu legitimiren, und so jene Maschinerie von dem Verdacht eines kalten Romanbedürfnisses zu retten und ihr einen ästhetischen Werth zu geben, oder vielmehr ihren ästhetischen Wert ins Licht zu stellen. –[122] Sie sehen daß ich mit Ihren Bemerkungen völlig einstimmig bin.

Es ist keine Frage daß die scheinbaren, von mir ausgesprochenen Resultate viel beschränkter sind als der Inhalt des Werks, und ich komme mir vor wie einer, der, nachdem er viele und große Zahlen über einander gestellt, endlich muthwillig selbst Additionsfehler machte, um die letzte Summe aus Gott weiß was für einer Grille zu verringern.

Ich bin Ihnen, wie für so vieles, auch dafür den lebhaftesten Dank schuldig, daß Sie, noch zur rechten Zeit, auf so eine entschiedene Art, diese perverse Manier zur Sprache bringen und ich werde gewiß, in so fern es mir möglich ist, Ihren gerechten Wünschen entgegen gehn. Ich darf den Inhalt Ihres Briefes nur selbst an die schicklichen Orte vertheilen, so ist der Sache schon geholfen. Und sollte mir's ja begegnen, wie denn die menschlichen Verkehrtheiten unüberwindliche Hindernisse sind, daß mir doch die letzten bedeutenden Worte nicht aus der Brust wollten, so werde ich Sie bitten zuletzt, mit einigen kecken Pinselstrichen, das noch selbst hinzuzufügen, was ich, durch die sonderbarste Naturnothwendigkeit gebunden, nicht auszusprechen vermag. Fahren Sie diese Woche noch fort mich zu erinnern und zu beleben, ich will indeß für Cellini und wo möglich für den Alma nach sorgen.

Weimar den 9. Juli 1796.

G.[123]


[Beilage.]


Zum achten Buche.

1. Die sentimentale Forderung bey Mignons Tod zu befriedigen.

2. Der Vorschlag des balsamirens und die Reflexion über das Band zurück zu rücken.

3. Lothario kann bey Gelegenheit, da er von Aufhebung des Feudal Systems spricht, etwas äußern was auf die Heirathen am Schlusse eine freyere Aussicht giebt.

4. Der Markese wird früher erwähnt, als Freund des Oheims.

5. Das Prädikat der schönen Seele wird auf Natalien abgeleitet.

6. Die Erscheinung der Gräfin wird motivirt.

7. Werners Kinder wird etwas von ihren Jahren abgenommen.[60]


11/3341.


An Friedrich Schiller

Die Xenien erhalten Sie mit meinem Gutachten zurück, die ernsthaften und wohlmeinenden sind gegenwärtige so mächtig, daß man denen Lumpenhunden, die angegriffen sind, mißgönnt, daß ihrer in so guter Gesellschaft erwähnt wird.

Wegen des Portraits sehe ich nicht, wie wir es machen wollen. Es ist niemand hier der es zu diesem Entzweck copiren könnte, das Original selbst wegzugeben ist allzugefährlich, auch ist Volt ein gefälliger aber, wie mir's scheint, kein gründlicher Künstler. Wie wär es? Sie versparten Ihre freundschaftliche Absicht bis auf Meyers Zurückkunft, da wir denn in jedem Sinne etwas gutes erwarten können.

Grüßen Sie Ihre liebe Frau. Wollten Sie uns in dem Falle daß sich die Familie vermehrt, für die erste Zeit, Carln herüberschicken, so würde er Augusten sehr willkommen seyn und, in Gesellschaft der vielen Kinder, die sich in meinem Hause und Garten versammeln, sich recht wohl befinden. Leben Sie wohl.

Weimar den 9. Juli 96.

G.

Muratori folgt. Vieilleville werden Sie erhalten haben.

Die Rechnung nächstens.

Durch verschiedne Einschränckungen wird die nächste Sendung Cellini auch nur drey gedruckte Bogen und einige Blätter.[124]


11/3342.


An Friedrich Schiller

Zu dem neuen Ankömmling wünsche ich von Herzen Glück, mögen Sie recht viel Freunde an dem Knabenerleben. Grüßen Sie Ihre liebe Frau auf das beste und schönste von mir.

Künftigen Sonnabend, wenn mir es möglich ist, komme ich Sie zu besuchen. Über den Roman müssen mir nun nothwendig mündlich conferiren, auch wegen der Xenien und mancher anderer Dinge, die ich auf dem Herzen habe. Bey jenem wird die Hauptfrage seyn: wo sich die Lehrjahre schließen, die eigentlich gegeben werden sollen, und in wie fern man Absicht hat, künftig die Figuren etwa noch einmal auftreten zu lassen. Ihr heutiger Brief beutet mir eigentlich auf eine Fortsetzung des Werks, wozu ich denn auch wohl Idee und Lust haben, doch davon eben mündlich. Was rückwärts nothwendig ist muß gethan werden, so wie man vorwärts deuten muß, aber es müssen Verzahnungen stehen bleiben, die, so gut wie der Plan selbst, auf eine weitere Fortsetzung deuten. Hierüber wünsche ich mich recht mit Ihnen auszusprechen. Schicken Sie mir nichts mit den Botenweiber und behalten das Manuscript. Die, Xenien, Cellini und sonst noch was vielleicht bringe ich mit. Grüßen Sie Schlegeln und seine Frau, ich freue mich beyde diesmal zu finden.

[125] Daß die kleine Freundinn, bey so einem unangenehmen Anlaß, und in so einer kritischen Zeit, die Reise macht, ist mir nicht halb recht, es sieht in Schwaben wie am Ober- und Unterrheine höchst mißlich aus.

Leben Sie recht wohl in Ihrem friedlichen Thal und genießen der schönen Jahrszeit wenigstens aus dem Fenster.

Weimar den 12. Juli 1796.

G.


11/3343.


An Friedrich Schiller

[13. Juli.]

Viel Glück! zum guten Fortgang alles dessen was sich aufs neue lebendige bezieht. Grüßen Sie die liebe Frau und Frau Gevatterinn. Zur Taufe hätte ich mich ohngebeten eingestellt, wenn mich diese Ceremonien nicht gar zu sehr verstimmten. Ich komme dafür Sonnabends und wir wollen ein Paar frohe Tage genießen. Leben Sie wohl. Heute erlebe ich auch eine eigne Epoche, mein Ehstand ist eben 8 Jahre und die französche Revolution 7 Jahre alt.

G.


Die Kupfertische zu Hirts Abhandlung sind in der Arbeit und sollen gut werden. Den einen wollte man nicht unter vier Carolin machen, der andere soll etwas[126] wohlfeiler kommen. Es ist freylich viel und genaue Arbeit daran.

Knebel werde ich um Uz angehen.


11/3344.


An Carl Ludwig von Knebel

[Mitte Juli.]

Schiller wünscht Utzens Bildnis vor seinen Calender zu setzen, könntest du uns wohl ein gutes Gemählde zu diesem Gebrauch, auf eine oder die andre Weise verschaffen?

G.


11/3345.


An Friedrich Schiller

In Hofrath Loders Gesellschaft bin ich gestern recht geschwinde herüber gekommen. Am Roman wird eifrig abgeschrieben. Heute früh beym Pyrmonter habe ich mir einen kleinen Aufsatz ausgedacht, durch den ich zuerst mir und Ihnen Rechenschaft von meiner Methode die Natur zu beobachten zu geben gedenke, woraus künftig ein Vorbericht zu meinen Arbeiten dieser Art formirt werden kann. Hier ein Naturproduct das in dieser Jahrszeit geschwind verzehrt werden muß. Ich wünsche daß es wohl schmecken und bekommen möge.

Weimar den 20. Juli 96.

G.[127]


11/3346.


An Johann Heinrich Meyer

Ihren letzten Brief von Rom, und den ersten von Florenz, habe ich an Einem Tage, gestern den 21. Juli erhalten, die mir zur großen Beruhigung dienten, denn Sie können sich leicht denken daß ich mir dieser Zeit her mancherley Gedanken machte. Indessen sind noch drey Briefe an Sie abgegangen, dem letzten war einer von Fräulein von Imhof beygeschlossen, man wird sie Ihnen wohl von Rom, nachschicken, sie enthalten eigentlich nichts als den sorglichen Zustand, in welchem wir uns bisher befanden, indessen ist auch Frankfurt an die Franzosen übergegangen, sie sind in Schwaben eingedrungen, mit der Erklärung: Deutschland den Frieden geben zu wollen.

Bleiben Sie indessen als Schweitzer und Künstler ruhig in Florenz, und studiren auch diese Stadt wie Sie Rom studirt haben, nehmen Sie sich irgend eine Arbeit vor, und bringen Sie mir, wenn ich nicht so glücklich seyn sollte, Sie dort zu sehen, in Ihrem Geiste und Portefeuille die wünschenswerther Schätze mit. Wegen des Geldes seyn Sie ganz ohne Sorge, es kann, sobald Sie es verlangen nach Zürich bezahlt werden, Ihre Sparsamkeit in Rom ist wirklich evangelisch.

Studiren Sie sich ja recht in die alten Florentiner und nehmen Sie, wie Sie es bisher gethan haben, ja[128] immer das würdigste zuerst, und alsdann, wie es Gelegenheit und Laune giebt, nehmen Sie das übrige, subordinirte Kunstwesen gelegentlich mit; suchen Sie das, was sich auf Ihre Person bezieht, was Ihrer Neigung zunächst liegt, was nach Ihrer Schätzung den höchsten Werth hat zuerst zu ergreifen; gehen Sie, wie Sie es immer thun, zuerst, in die Tiefe, arbeiten Sie sich selbst zu Dank und Sie werden für andere, für mich und für unsern Zweck immer vollkommen sicher arbeiten. Das einzige bitte ich: setzen Sie sich gegenwärtig in Florenz fest, und gehen von da nicht ohne dringende Ursach weg, in kurzem müssen sich die allgemeinen Verhältnisse entscheiden und unsere besonders werden dann auch dadurch ihre Bestimmung erhalten.

Genießen Sie ja der köstlichen Tage unter den florentinischen Kunstwerken, die mir jetzt bey der Übersetzung vom Cellini so lebhaft vor Augen stehn. Das was Sie von seinen Arbeiten sagen trifft mit seinem Charakter und seinem Schicksal vollkommen überein, seine Bildung ging vom einzelnen aus und bey seiner großen puren Sinnlichkeit wäre es ein Wunder gewesen, wenn er sich durch Reflexion hätte zum ganzen erheben sollen. Wenn es möglich ist einige Abdrücke von seinen Münzen zu erhalten so würden sie zur Zierde unserer Sammlung gereichen. Die Beschreibung der silbernen Tafel hat mich sehr lüstern gemacht.

[129] Haben Sie Graf Geßlern auf seinem Durchfluge nicht gesehen? er scheint in aller Eil nach Neapel gegangen zu seyn.

Noch gebe ich die Hoffnung nicht auf Sie in Italien zu sehen, vielmehr wächst mein Verlangen da ich Sie um so viel näher weiß. Leben Sie recht wohl. Schreiben Sie mir so oft als möglich, damit ich bald erfahre, ob auch unter den gegenwärtigen Umständen meine Briefe bis zu Ihnen durchdringen können. Den 22. Jul. 96.

Wo befinden sich denn die von Ihnen beschriebene Silberne Tafel? und wären nicht von diesem oder von ähnlichen Werken Gypsabgüsse zu haben? In Gotha sind, wie Sie wissen, die Abgüsse der ehernen Thüren, vielleicht finden Sie kleinere und auch bedeutende Sachen. Nochmals muß ich Sie bitten, setzen Sie sich in Florenz fest und suchen Sie diesen Ort und dessen Kunst zu erschöpfen. Die Kriegsunruhen daselbst sind für Sie, als Schweizer und Künstler, nicht schlimmer als irgendwo, Sie wissen wie negativ wir in Friedenszeiten sind, und nun nimmt Sorge und Furcht, Parteygeist und Schadenfreude auch beynah noch die letzte Spur von Selbstständigkeit und Com municabilität hinweg, wie viel wollte ich nicht darum geben um in diesem Augenblicke bey Ihnen zu seyn. Nur der Gedanke, daß jeder den seinigen gegenwärtig so nothwendig ist, macht mir die Empfindung einer, wenigstens für den Augenblick, vereitelten Hoffnung,[130] erträglich. Ich wiederhole nochmals: richten Sie sich behaglich ein und seyn Sie wegen des bedürfenden unbesorgt; schreiben Sie mir nur recht oft.

Ihr Aufsatz in den Horen bat auf Ihren Nahmen im December Monate das Publikum sehr aufmerksam gemacht, besonders scheinen die Herrn Buchhändler zu glauben, daß Sie gerade der Mann seyn müßten ihren deutschen Gudeleyen und Minchionerien durch Ihren beygefügten Text den wahren Werth zu geben. Herr Leo in Leipzig hat sein Magazin für Freunde des guten Geschmacks, der bildenden und mechanischen Künste, Manufacturen und Gewerbe, mit dem Ersuchen an Sie geschickt, künftig dazu einen, simplicirter beschreibenden, ja aber keinen kritische Text zu liefern. Die Hefte, die ich mit einem höflichen Briefe zurückschicken will, sind mit einem unvernünftigen Auswand von Papier und übrigens mit der allerhöchste Armuth und Magerkeit ins Publikum getreten. Leben Sie nochmals wohl und besuchen mich fleißig mit Briefen in der Einsamkeit.


11/3347.


An Christian Gottlob Voigt

Tausend Dank für Ihr Andenken und für die beruhigenden Nachrichten. Dießmal, wie so oft, wenn wir Zeit gewinnen ist alles gewonnen. Es mag jetzt ein schönes Treiben um Sie herum seyn. Ich habe[131] dagegen nichts zu erzählen, wir erwarten die Früchte Ihrer Bemühungen.

Sie können am besten beurtheilen ob der Brief an meine Mutter gelangen kann, darum schließe ich ihn bey. Leben Sie recht wohl und sagen mir bald etwas wieder.

den 22. Jul 96.

G.


11/3348.


An Friedrich Schiller

Ich habe zwey Briefe von Meyer erhalten die mich sehr beruhigen, er hat sich mit einem Landsmanne nach Florenz zurückgezogen und ist lustig und guter Dinge, recensirt schon die Arbeiten des Cellini und ist unglaublich erbaut von den Arbeiten der ältern Florentiner.

Hierbey ein Briefchen das ich niemand zu zeigen bitte, wenn ich etwas weiter erfahre, so theile ich es mit. Frankfurt hat doch mehr gelitten als wahrscheinlich war.

Am Roman wird fleißig abgeschrieben. Künftigen Mittwoch hoffe ich die größte Hälfte zu überschicken. Es ist recht gut, daß ich so weit bin, und köstlich, daß Sie mir in der Beurtheilung beystehn. In den jetzigen Augenblicken möchte die nöthige Sammlung und Conzentration kaum möglich seyn.

Leben Sie recht wohl. Weimar d. 22. Jul. 96.

G.[132]


Den 23. Juli.

Hier noch einige Nachrichten:

Chursachsen macht Anstalten zu einem Cordon.

Die Franzosen haben die Österreicher bey Gemünden repoussirt und waren also nur noch 5 Meilen von Würzburg. Wahrscheinlich sind sie dort schon angelangt und finden erstaunliche Magazine und gerettete Schätze.

Nach allen Nachrichten gehen die Sächsischen Contingenter zurück. Die Österreicher gehen hinter die Donau, Würzburg muß 12000 Pferde stellen um sie retro zu spediren.

Würtenberg macht Friede und hat schon Waffenstillstand. Manheim soll so gut wie verloren seyn. Der Kaiserliche Hof läßt 30000 Mann aus Böhmen und Galizien kommen.

Frankfurt hat 174 Häuser verloren, zahlt acht Millionen Livres Geld, 1 1/2 Millionen Tuch und Zeug und eine Menge Livres, davor soll kein Einwohner ohne Urtheil und Recht mortificirt werden.


So lauten ohngefähr die tröstlichen Nachrichten von verschiedenen Orten und Enden. Das Schicksal unserer Gegenden beruht bloß darauf: ob es möglich seyn wird Zeit zu gewinnen? Einem ersten Anlauf und einer Streiferey wird man allenfalls widerstehen können. Daß der König von Preußen in Pyrmont und also doch die letzte Instanz bey der Hand ist, daß ihm[133] und dem Landgrafen von Hessen selbst viel daran gelegen seyn muß einen Frieden für Chursachsen zu vermitteln, daß die Franzosen genug zu thun haben den Österreichern durch Franken, Schwaben und Baiern nach Böhmen zu folgen und sie aus ihrem eignen Grund und Boden zu bezwingen, das zusammen läßt uns einige Hoffnung schöpfen, wenn nicht diese, wie so viele andere, zu nichte wird.

Von meiner Mutter habe ich noch keine Nachricht, sie wohnt auf dem großen Platz wo die Hauptwache steht und sieht gerade die Zeil hinauf, sie hat also den ganzen Halbkreis der Stadt der bombardirt wurde vor ihren Augen gehabt.

Ich habe indessen fortgefahren meine Tonne zu wälzen. Wie die Abschrift des Romans vorrückt habe ich die verschiedenen desiderata zu erledigen gesucht, mit welchem Glück werden Sie beurtheilen. Leben Sie recht wohl. Die Nachricht vom Coadjutor ist nicht wahrscheinlich, er hatte Raum und Zeit genug sich nach Ulm zurück zu ziehen, sogar das Condeische Corps, das in Freyburg stand, scheint sich gerettet zu haben. Was ich weiter vernehme erfahren Sie auch.

G.


11/3349.


An Christian Gottlob Voigt

Mit der heutigen Post habe ich allerley zu schicken und zu sagen und ich wünsche daß mein Brief Sie[134] so wohl und vergnügt als geschäftig antreten möge. Zuerst einige Bergwerkssachen. Die Gewährscheine haben Sie die Güte mir unterzeichnet zurück zu schicken, ich will sie sodann gleichfalls unterschreiben, besiegeln und mit einer Art von Verordnung an Bertuch, Seidel und den Bergrath abgeben. Von Hörter hat sich ein Amtmann Kühne zur Nachzahlung gemeldet, an den ich eine Vorantwort durch Kruse ergehen lassen. Sie haben ja wohl Gelegenheit Serenissimo etwas von der Lage der Sache zu eröffnen und auch von der vielleicht nothwendigen Garantie in Supplementum aus die zwey Jahre etwas vorläufig zu erwähnen. Wenn wir recht thätig sind so wohl mit Anspornen der alten Gewerken, als mit Beyziehung neuer, so hoffe ich sollen wir nicht nöthig haben zuzuschießen.

Wegen des Theaters muß ich auch einige Worte erwähnen und bitten Serenissimo deßhalb Vortrag zu thun; in Lauchstädt haben wir wie vor dem Jahr sehr gute Einnahmen und sie würden, wenn das Haus größer wär, noch besser seyn. Von da ausdachten wir sie nach Rudolstadt zu schicken, wo Vogelschießen seyn soll, unter den jetzigen Umständen zaudert man aber dieses Fest gewiß anzusetzen, und wir möchten nicht gerne nach Erfurt, weil wir nicht allein da selbst, wenn man uns auch aufnähme, unsern ganzen Lauchstädter Gewinst, sondern noch mehr zusetzen, und uns also auf den Winter verkürzen würden. Nun[135] bleibt noch Jena übrig, wo man das Theater lange gewünscht hat. Ich weiß Serenissimus sind gegen diese Idee und ich bin eigentlich nicht dafür. Ich will aber doch, theils weil man es von mir verlangt, theils weil mir das Heil der Tasse am Herzen liegt, hiermit vorlegen was sich günstiges dafür sagen läßt.

In dem Ballhaus wäre sehr leicht ein anständiges Theater zu errichten. Viele Professoren wünschen es, die ältern weil sie nicht leicht nach Weimar herüber kommen, die jüngern weil sie das Theater gewohnt sind, von den Studenten versteht sichs von selbst. Alles scheint in dem gegenwärtigen Augenblick sowohl innerlich als äußerlich moralisch und policeymäßig beruhigt daß man keinen Exceß zu fürchten brauchte, ja es wäre gewissermaßen gut, wenn man durch einen solchen Versuch, mit der gehörigen Vorsicht, die Ruhe und Ordnung die aus der Akademie herrscht augenscheinlich darlegte. Da jedoch Niemand für den Zufall stehen kann, so hängt es, möcht ich sagen, bloß davon ab wie Serenissimus die Sache ansehen. Die übrigen Höfe haben sich zwar in eine solche bloße Policeysache nicht zu mischen, es wäre aber doch, wenn Serenissimus nicht ganz abgeneigt sind, vielleicht gut mit Herrn von Frankenberg zu conferiren.

Noch einen andern Vorschlag hat die immer rege Sorge des Herrn Hofkammerraths für das Wohl der Casse gethan: man solle nämlich die Erlaubnis zu erhalten suchen in Magdeburg zu spielen, Bellomo[136] hat dort schon einmal gute Einnahme gehabt und man hätte die Gesellschaft, selbst im Falle wenn die Franzosen sich nähern sollten, untergebracht. Es hat zwar schon eine Gesellschaft ein Privilegium, die aber, so viel wir wissen, lange nicht daselbst gewesen ist. Die Zeit ist freylich sehr kurz, man könnte aber doch immer noch jemanden mit dem Freytägigen Cammerwagen aus Magbeburg und von da nach Berlin schicken, um in loco theils zu negotiiren theils sich umsehen zu lassen. Die Haupterfordernisse zu dieser Expedition würden freylich Briefe an General Kalkstein, als Commandant, und sodann nach Berlin an die obern Instanzen und die untern Hülfsorgane seyn. Wir nehmen vielleicht einen gescheuten Acteur zu dieser Mission, der, wenn er in Magdeburg die Unthunlichkeit sähe sogleich wieder zurückkehren müßte. In dem Falle daß dieser Vorschlag gebilligt würde, wollte ich mir bald möglichst die nöthigen Depesche und auch allenfalls einen Brief von Ihnen selbst an Bekannte in Berlin mit ausbitten. Sie sehen daß die kleine Welt der großen nachlässt und auch bald Stafetten, Emissare und Negotiateurs auszusenden wünscht.

Leben Sie recht wohl. Empfehlen mich Durchl. dem Herzog. Wie befindet sich Ihr Herr Sohn in seiner neuen Karriere? Weimar den 25. Juli 96.

G.[137]


11/3350.


An Christian Gottlob Voigt

[Ende Juli.]

Für das fortgesetzte gütige Andenken und die abermals überschriebenen Nachrichten danke ich aufs aller beste. Ich kann mir die Bewegung in welcher Sie leben zwar lebhaft genug doch gewiß nicht so lebhaft als sie ist, vorstellen. Ich hoffe daß alles zum besten gehen soll. Daß Serenissimus in diesem Falle Ihre Assistenz hat ist mir kein geringer Trost.

Ich habe Briefe von Meyer, er hat sich auf Florenz zurückgezogen, sein Brief ist vom 24. Juni, also von einer Zeit wo es noch nicht gar so bunt ging.

Wenn man das ungeheuere Interesse bedenkt was die Franzosen von Ancona bis Würzburg zu bedenken haben so sollte man hoffen, daß wir in dem jetzigen Augenblicke kein bedeutender Gegenstand für sie wären. Dagegen läßt sich aber auch sagen daß es für sie ein leichtes seyn müßte noch einen Grad nördlicher Breite weiter mitzunehmen.

Daß Sie übrigens ein Bureau halb kriegerischer halb diplomatischer Art in Eisenach etablirt haben, ist doch wenn auch die Gefahr völlig vorüber ginge im Augenblick ein großer Trost und Beruhigung für viele und muß den Platz zu einem interessanten Mittelpuncte machen.

Ich schicke einige Ilmenaviensia zur gefälligen Ansicht,[138] Unterschrift und was Sie etwa wegen des Holzbedürfnisses an die Cammer oder an den Herrn Geh. Rath Schmidt möchten gelangen lassen damit die Sache nicht mehr als eben gerade nöthig ist gerührt werde. Das übrige werde ich zu dem berühmten 9. folgenden Monats so gut als möglich vorbereiten, bis dahin hoffe ich, besitzen wir Sie wieder und manches ist im klaren, wills Gott im reinen.

Fahren Sie fort mir manchmal auch nur weniges zu sagen, einige unterstrichene Stellen Ihres Briefes sind mir für den Moment bedeutend genug. Z.B. daß Chursachsen nur cordonisiren will wenn die Franzosen kommen. Das heißt in meiner Sprache gar nicht. Desto besser, es müssen also schon gute Einleitungen zum Frieden gemacht seyn. Sagen Sie mir etwas näheres. Niemand soll es sehen ober erfahren. Tausendmal Adieu

G.


Haben Sie die Güte, mich Durchl. dem Herzog zu empfehlen.


11/3351.


An Friedrich Schiller

Ich schicke hier einen guten Brief von Meyer, es ist der zweyte den ich von Florenz erhalte, wo er sich ganz wohl befindet, ich wünsche nur daß er sich mit recht breiter Ruhe daselbst fest setzen möge.

[139] Auf den Sonnabend schicke ich wohl noch ein paar Dutzend Xenien. Könnten Sie mir nicht, wie Sie beym Almanach vorwärts rucken, das Manuscript erst herüberschicken, ich habe in den Xenien manche Stellen verändert, auch hie und da noch Überschrift gefunden, vielleicht wäre etwas davon zu brauchen.

Die Abschrift des Romans geht vorwärts und ich finde noch mancherley darinne zu thun, ich hoffe ihn den 3. oder den 6. August zu schicken, den 10. besuche ich Sie und da hoff ich wollen wir bald zum Schluß kommen.

Bis dahin wird sich auch wohl das politische Unheil mehr aufgeklärt haben. Thüringen und Sachsen hat, so scheint es, Frist sich zu besinnen, und das ist schon viel Glück.

Kants Aufsatz über die vornehme Art zu philosophiren, hat mir viel Freude gemacht, auch durch diese Schrift wird die Scheidung dessen was nicht zusammen gehört immer lebhafter befördert.

Die Auto da Fe der Stolberge und die Epigramme der Baggesen sollen ihnen übel bekommen, sie haben ja so nur einen Credit weil man sie tolerirt hat, und es wird keine große Muhe kosten sie in den Kreis zu bannen wohin sie gehören. Leben Sie recht wohl; ich wünsche Ihrer Frau bey der Veränderung gute Gesundheit und dem kleinen, bey seiner neuen Nahrung, Gedeihen. Ich werde indessen so fleißig als möglich seyn, um einige Zeit in Ruhe bey Ihnen bleiben und[140] mich über manche neue Unternehmung mit Ihnen unterhalten zu können.

Weimar den 26. Jul. 1796.

G.


11/3352.


An Friedrich Schiller

Sie haben so oft, nebst andern Freunden, gewünscht daß unsere Schauspieler manchmal in Jena spielen möchten, so eben tritt eine Epoche ein, wo wir sie von Lauchstädt aus zu Ihnen schicken können. Ist alsdann das Theater einmal eingerichtet, so versteht sich daß die Sache im Gang bleiben kann. Schreiben Sie mir doch ein wenig die Disposition der Gemüther, bringen Sie besonders die Frauens in Bewegung.

Der Herzog hat (unter uns gesagt) mir die Sache ganz überlassen an Gotha hat man ein Compliment hierüber gemacht, und sie haben auch nichts dagegen, doch soll und mag ich die Sache nicht ohne Beystimmung der Akademie vornehmen. Ich werde sie aber nicht eher durch den Prorector an den Senat bringen, als bis ich gewiß Majora vor mir habe. Lassen Sie also durch Ihre Bekannte und Freunde das Wünschenswerthe einer solchen neuen Erscheinung recht ausbreiten und sagen mir bald Nachricht, wie es aussieht?

Ich wünschte die Mère coupable auf kurze Zeit zu haben; ist sie noch in Ihren Händen oder können Sie solche geschwind haben, so kann Herr Hofkammerrath Kirms, der dieses bringt, sie Abends mitnehmen.

[141] Hier ein Brief von meiner Mutter.

Schreiben Sie mir, wie die Ihrigen sich befinden?

Übrigens ist alles in solcher Confusion und Belegung daß die ästhethische Stimmung, die erforderlich wäre den Roman nach unsern Wünschen zu vollenden, nur als eine Wundergabe erwartet werden kann. Indessen ist auch daran nicht ganz zu verzweifeln. Leben sie recht wohl.

Weimar den 28. Juli 1796.

G.


11/3353.


An Friedrich Schiller

Die Xenien kommen sogleich wieder zurück, ich habe nur wenige Anmerkungen gemacht und erinnere nur noch daß wir in Eudämonia das i lang gebraucht haben, welches wohl nach dem Accent, nicht aber nach der Quantität richtig ist. Wahrscheinlich brauchen Sie diese paar Epigramme nicht.

Überhaupt will ich Ihnen nicht leugnen, daß es mir einen Augenblick recht wehe gethan hat unser schönes Carten- und Luftgebäude, mit den Augen des Leibes, so zerstört, zerrissen, zerstrichen und zerstreut zu sehen. Die Idee war zu schön, zu eigen und einzig als daß ich mich nicht, besonders da sich bey mir eine Idee, ein Wunsch leicht fixirt, darüber betrüben sollte für immer daraus renunciiren zu müssen. Doch mag es denn auch an dem Spaße genug seyn den uns der[142] Gedanke indessen gemacht hat, es mag genug seyn daß nun so viel Stoff da ist, der zu einem andern Körper nun wieder verarbeitet werden kann. Die Zusammenstellung in Ihrem Almanach wird mich schon wieder trösten, nur bitte ich meinen Namen so wenig als möglich unter die Gedichte zu setzen. Die wenigen welche ich die Zeit hervorgebracht habe muß ich für den Augenblick liegen lassen, ich bringe sie mit, wenn ich komme, und bis dahin wird der neue Körper des Almanachs schon so lebendig und mächtig seyn, um sie sich zu assimiliren.

Noch eins, ich wünschte daß alles wegbliebe, was in unserm Kreise und unsern Verhältnissen unangenehm wirken könnte. An der ersten Form forderte, trug, entschuldigte eins das andere, jetzt wird jedes Gedicht nur aus freyem Vorsatz und Willen eingeschaltet und wirkt auch nur einzeln für sich.

Vom Roman ist gar nichts zu sagen; er hält einen Mittagsschlaf und ich hoffe er soll gegen Abend desto frischer wieder aufstehn.

In meinen Beobachtungen über Pflanzen und Insecten habe ich fortgefahren und bin ganz glücklich darinne gewesen. Ich finde, daß wenn man den Grundsatz der Stetigkeit recht gefaßt hat und sich dessen mit Leichtigkeit zu bedienen weiß, man weder zum Entdecken noch zum Vortrag bey organischen Naturen etwas weiter braucht. Ich werden ihn jetzt auch an elementarischen und geistigen Naturen probiren,[143] und er mag mir eine Zeit lang zum Hebel und zur Handhabe bey meinen schweren Unternehmungen dienen.

Das französische Ungewitter streift noch immer jenseit des Thüringer Waldes hin, wir wollen das Gebürge, das uns sonst die kalten Winde schickt, künftig als eine Gottheit verehren, trenn es diesmal die Eigenschaften einer Wetterscheidung hat.

Das in Rubolstadt Vogelschießen ist, so geht unsere Schauspielergesellschaft den 11ten dahin, und die Wünsche des Jenaischen Publikums nach einer anmuthigen Unterhaltung im September können indessen laut werden.

Schreiben Sie mir wenn Sie wieder eine Lieferung vom Cellini brauchen.

Ich wünsche zu hören daß Sie mit den Ihrigen sich recht wohl befinden. Was haben Sie vor Nachricht aus Schwaben? Die Sächsischen Contingenter sollen bey Kronach seyn. Ob man sie brauchen wird das Voigtland und den Saalgrund vor Streifereyen zu decken? ob man an der Werra noch einen andern Cordon ziehen wird? ob man Neutralität und Waffenstillstand durch Preußen vermitteln wird? überhaupt welche Art von Gewitterableiter man brauchen kann und will? muß sich in Kurzem aufklären. Leben Sie recht wohl. Ich wünsche eine ruhige und beruhigte Zeit bald in Ihrer Nähe zuzubringen.

Weimar den 30. Jul. 1796.

G.[144]


11/3354.


An August Johann Georg Carl Batsch

[Concept.]

Die Nachricht, welche Ew. Wohlgeb. von dem Fortgange der botanischen Anstalt anher gelangen lassen, ist Fürstl. Commission besonders angenehm gewesen, so wie Ihre Zufriedenheit, welche Sie über die Bemühungen des angestellten Wagners bezeigen.

Da man auch diesseits zu diesem jungen Menschen ein gutes Zutrauen hat, so wünscht man um so mehr denselben bey seiner Stelle zu erhalten.

Der Hofgärtner Dietrich, welcher Ew. Wohlgeb. diesen Brief überreichen wird, hat daher den Auftrag von Fürstl. Commission, bey seinem Aufenthalte in Jena in denen die Gärtnerkunst betreffenden Puncten, die jenem abgehen möchten, so viel es thulich durch Anweisung nachzuhelfen.

Wahrscheinlichkeit ist es die Schuld dieses Menschen nicht, daß verschiedene Gewächse ausgegangen oder wenigstens nicht bey Serenissimi Unwesenheit in dem besten Zustande befunden worden sind, wodurch höchstdieselben bewogen wurden einiges Mißtrauen in seine Fähigkeiten zu setzen.

Man wünscht jedoch von Seiten Fürstl. Commission nichts mehr als zugleich Serenissimi höchsten Beyfall, das Beste der Sache, Ew. Wohlgeb. Zufriedenheit und die weitere Bildung eines Menschen, der so gute Hoffnungen von sich giebt, zu erzielen.[145] Der ich in der fortdauernden Abwesenheit des Herrn Geheimde Rath Voigts die Ehre habe mich zu unterzeichnen.

Weimar den 30. Jul. 1796.[146]


11/3354a.


An Marianne von Eybenberg

[Concept.]

[August 1796.]

Hätten Sie mir, liebe Freundin, geschrieben, daß Ende September Ihr Weg durch Weimar gehe, und daß Sie sich freuen würden mich dort zu finden, so würde ich mich auch recht herzlich gefreut und alles mögliche gethan haben, zur rechten Zeit, um mit meinen besten Willen und Kräften Sie zu empfangen, am Platze zu seyn; da Sie aber eigentlich nur durch einen Umweg zu uns gelangen, und unsere öffentliche und meine innere Lage ein wenig zweydeutig und zweifelhaft ist, so möchte ich auf Ihren lieben Brief antworten: thun Sie was Ihnen Ihr Herzchen und Köpfchen sagt und machen Sie es alsdenn mit denen aus, wenn etwas mißrathen sollte. Zu hause bin ich höchst wahrscheinlich und ich kann es Ihnen bis dahin doch noch gewisser sagen, und wenn ich gleich in meinen vielfachen Verhältnissen nicht eben immer mit Leib und Seele zu Hause bin, wie es wohl in Karlsbad zwischen dem grünen Papageyen und den drey Karpen gewöhnlich war, so werden Sie auch das zurechtzulegen wissen. Schreiben Sie mir bald und ich willge schwinder antworten als dießmal, denn bey Ankunft Ihres Briefes war unsere äußere Lage gar ungewiß.

Hier leg ich den ersten Bogen von Schillers neuem Musenalmanach bey und freue mich diese Blätter bald[74] in Ihren Händen zu wissen; es ist mein neustes Gedicht und es ist mir zu verzeihen, wenn ich, für den Augenblick, einige Zärtlichkeit dafür habe; seyn Sie ihm auch ein wenig günstig und versäumen Sie nicht in der Einsamkeit und der Gesellschaft manchmal an mich zu denken.[75]


11/3355.


An Johann Heinrich Meyer

Ihren dritten Brief von Florenz erhalte ich heute den ersten August, Ihr zweyter war schon vor einiger Zeit angekommen. In den seltsamen Zuständen, in denen wir, nicht leben, sondern schweben, kann mir nichts tröstlicheres seyn als Sie in Florenz zu wissen und ich freue mich in jedem Ihrer Briefe die Bestätigung des herrlichen Kunstgenusses zu vernehmen, dessen Sie sich an diesem Orte erfreuen. Meine einzige Hoffnung Sie noch in Italien zu sehen ruht aus Ihrem Aufenthalt in dieser Stadt. Jetzt, da die Zeit herannahet, in der ich abreisen sollte, fühle ich erst recht lebhaft wie nöthig mir die Cultur war, die mir eine so große und schöne Reife gegeben hätte, alles was ich mir statt derselben vornehmen kann ist ein kümmerliches Wesen und bringt mich nicht vom Flecke und doch muß ich an etwas denken, das mich zu Hause so beschäftigt und mich nicht ganz verfallen läßt.

Denn die Kriegsaspecten sind die wunderlichsten und traurigsten für unser Vaterland. Würzburg ist, da ich dieses schreibe, schon seit einiger Zeit in den[146] Händen der Franzosen so wie auch Stuttgart. Der Zeit und den Umstände nach, müssen sie schon viel weiter vorwärts seyn, von Schweinfurt aus sind ihre Seitenpatrouillen bis gegen den Thüringer Wald gegangen, man erwartet sie in Coburg und noch läßt sich die Grenze nicht denken wo sie stille stehen oder wo sie können aufgehalten werden.


Den 5. August.

Schon den 29. Juli waren die Franzosen in Ulm, wo mögen sie seyn, wenn dieser Brief bey Ihnen eintrifft? und das sey genug von Kriegsnachrichten.

Fangen Sie ja bald irgend ein Werk an! Wenn Sie die Madonna della Seggiola kopiren können, so wäre es äußerst erwünscht. Ich erinnere mich aus keines Bildes das einen so angenehmen Eindruck hinterließe.

Überhaupt wiederhole ich nur: richten Sie sich in Florenz ein, als wenn Sie dort leben und sterben wollten. Die Zeit vergeht bey den würdigsten wie bey den unnützesten Beschäftigungen, in der besten wie in der schlechtsten Gesellschaft. Ich darf jetzt nicht daran denken vom Platze zu gehn und ich will lieber aus der Noth eine Tugend machen, meine Gedanken inwärts richten und ausführen, wozu sich mir Lust und Neigung darbietet. So werden wir ja wohl den Winter überstehen und ich habe keinen andern Wunsch, als Sie mit dem ersten Frühjahr in Florenz zu finden und daselbst mit Ihnen eine Zeit lang ruhig zu leben, durch Sie die sinnlich ästhetische Cultur zu erneuern,[147] und erst wieder ein Mensch zu werden, ehe ich etwas anders beginne. Ich hoffe das Clima soll Ihnen conveniren, vielleicht gehen Sie einige Wintermonate auf Siena oder Pisa, das sey Ihnen alles überlassen, ich will indeß fleißig schreiben. Der seltsamen Massen florentinischer Bauart erinnere ich mich recht wohl. Finden Sie etwa einige dieser Palläste in Kupfer gestochen, so kaufen Sie solche doch ja, damit uns auch diese nicht in unserer kleinen Sammlung fehle.

Die Dresdner Geschmäcke sind nun auch herausgekommen und die illuminirten Kupfer mit außerordentlicher Delicatesse und Reinlichkeit vollendet. Das ganze Werk qualificirt sich Prinzen und Prinzessinnen vorgelegt zu werden, wie es denn auch dem Churfürsten dedicirt ist. Was Schuricht in dieser Art machen kann hat er geleistet und hätte bey einer vernünftigern Idee, und einer weniger freyherrlichen Leitung, noch was besseres und schicklicheres hervorgebracht.

Das Ägyptische Zimmer ist im höchsten Grade abgeschmackt, in den übrigen aber manches gute und brauchbare, durchaus aber besticht einen die verwundersame Reinlichkeit und Zierlichkeit. Der Text sieht aus wie ein altes Heft eines Schulrectors von vor 20 Jahren. Wundershalben lasse ich Ihnen den Anfang des Elogii abschreiben1, wodurch das Werk[148] im Modejurnal introducirt wird, eigentlich sollte dieses Specimen im Chinesischen Zimmer vorgelesen werden.

Um von dem Etrurischen Wesen etwas zu reden, so sagen Sie mir doch was nennen Sie Griechische Werke späterer Zeit? von denen sich die Graburnen in der Florentinischen Sammlung im Styl nicht unterscheiden.

Auf die Beschreibung der Zimmer der Prinzessin Altieri bin ich voller Verlangen.

Von Gotha höre ich, daß das Römische Manuscript in Venedig angelangt sey, haben Sie denn Ihre Aldobrandinische Hochzeit dabey gelassen?

Es ist ein wunderliches Werk von Diderot Sur la Peinture herausgekommen, das er im Jahr 1765 geschrieben haben mag, wie man aus der Recension der Ausstellung der Pariser Akademie von gedachtem Jahre, die zugleich mit abgedruckt ist, schließen kann. Beyde Schriften sind dieses seltsamen, genialischen Sophisten würdig. Paradoxen, schiefe und abgeschmackte Behauptungen wechseln mit den luminosesten Ideen ab, die tiefsten Blicke in das Wesen der Kunst, in die höchste Pflicht und die eigenste Würde des Künstlers, stehen zwischen trivialen, sentimentalen Anforderungen, so daß man nicht weiß wo einem der Kopf steht. Das Pariser gesellschaftliche Gewäsch, die falschen, lügenhaften Wendungen verführen ihn oft, wider besser Wissen und Gewissen, und aus einmal[149] bringt seine bessere Natur, sein großer Geist wieder durch und er trifft, Schlag auf Schlag, wieder den rechten Fleck. Es wäre eine gar artige und lustige Arbeit wenn man Muth genug hätte das Werk zu übersetzen, und immer mit seinem Texte zu controvertiren, oder ihm Beyfall zu geben, ihn zu erläutern oder erweitern. Vielleicht schicke ich Ihnen wenigstens ein Stückchen aus diese Art behandelt nächstens zu.

Für heute will ich diesen Brief schließen, denn ich habe Ihnen von nichts zu sagen was aussähe wie die Capelle des Masaccio, zu der mein Geist in diesen Augenblicken so vergeblich strebt als die Geister der Christgläubigen nach dem Schauen des neuen Jerusalems.

Von unsern Entstehungen in der Nachbarschaft mag ich Ihnen nichts sagen, das Römische Haus wird mit jedem Tage unrömischer, und die Seite der Luft- und Hühnertreppe immer abscheulicher je fertiger alles darum herum wird. Die Gegenseite nach Belvedere zu sieht indessen, auf oder ab, so ruhig und vernünftig aus, daß man sich wirklich daran erfreuen kann. Das hinterste Zimmer, durch das wir verzweifelten, macht nun, Gott sey Dank, auch die Verzweiflung aller derer die damit zu thun haben. Wenn es fertig ist, so verspreche ich, daß kein Mensch, von welcher Art er auch sey, einen behaglichen Augenblick darinne haben soll.[150]

Leben Sie recht wohl; schreiben Sie mir oft! unsere Correspondenz scheint Glück zu haben, denn auch Ihre Briefe kommen mir zur rechten Zeit. Ehestens wird eine große Litaney Fragen über Florenz und was dem an- und abhängig erfolgen. Besuchen Sie ja Fiesole sobald als möglich und geben mir eine Schilderung. Den 8. August 1796.

Die Franzosen sind in Nürnberg. Dominus vobiscum in Saecula Saeculorum. Amen!


1 ist unterblieben.


11/3356.


An Friedrich Schiller

Sie werden, mein Lieber, noch manchmal in diesen Tagen zur Geduld gegen mich aufgefordert werden, denn jetzt, da die Zeit herbeykommt in welcher ich abreisen sollte, fühle ich nur zu sehr was ich verliere, indem mir eine so nahe Hoffnung aufgeschoben wird, welches in meinem Alter so gut als vernichtet heißt. Was ich noch von Cultur bedarf konnte ich nur auf jenem Wege finden, was ich vermag konnte ich nur auf jene Weise nützen und anwenden, und ich war sicher in unsern engen Bezirk einen großen Schatz zurückzubringen, bey welchem wir uns der Zeit, die ich entfernt von Ihnen zugebracht hätte, künftig doppelt erfreut haben würden. Des guten Meyers Beobachtung schmerzen mich, er hat selbst nur den halben Genuß davon, wenn sie für mich nur Worte bleiben[151] sollen, und daß ich jetzt keine Arbeit vor mir sehe die mich beleben und erheben könnte, macht mich auch verdrießlich. Eine große Reife und viele von allen Seiten zubringende Gegenstände waren mir nöthiger als jemals; ich mag es indessen nehmen wie ich will, so wäre es thöricht gegenwärtig auszubrechen, und wir müssen uns also drinn finden.

Ich hoffe Sie bald zu besuchen und es freut mich, daß Sie sich einen Weg ausgedacht haben, wie wir den Spaß mit den Xenien nicht verlieren. Ich glaube es ist der ganz richtige, und der Kalender behält seine vorige Form und zeichnet sich vor allen andern durch Vorspiel und Nachspiel aus, er wird nicht bunt durch Vermischung heterogener Dichtungsarten, und wird doch so mannigfaltig als möglich. Wer weiß was uns einfällt um übers Jahr wieder aus eine ähnliche Weise zu interessiren. Von allem übrigen sage ich heute nichts. Leben Sie recht wohl. Grüßen Sie Ihre liebe Frau, ich wünsche Sie mit den Ihrigen wohl und vergnügt anzutreffen. Weimar den 2. August 1796.

G.


11/3357.


An Friedrich Schiller

Die ci devant Xenien nehmen sich, in ihrer jetzigen Zusammenstellung, sehr gut aus, und wird diese ernste Gesellschaft gewiß auch gut ausgenommen werden. Könnten Sie noch die paar fehlenden Überschriften[152] finden, so würde es sehr schön seyn, mir hat der Geist in diesen kurzen Stunden, nichts eingeben wollen. Die nächste Woche bin ich bey Ihnen, und ich hoffe unser Zusammenseyn soll nicht unfruchtbar bleiben, wir werden manches vollenden und uns zu manchem entschließen können. Von naturhistorischen Dingen habe ich manches Gute zu erzählen.

Ich habe in diesen Tagen das schönste Phänomen, das ich in der organischen Natur kenne (welches viel gesagt ist), entdeckt und schicke Ihnen geschwind die Beschreibung davon. Ich weiß nicht ob es bekannt ist, ist es aber; so verdienen die Naturforscher Tadel, daß sie soll ein wichtig Phänomen nicht aus allen Straßen predigen, anstatt die Wißbegierigen mit so vielen matten Details zu quälen. Sagen Sie niemand nichts davon. Ich habe zwar die Beobachtung nur an Einer Art machen können, wahrscheinlich aber ist es bey allen so, welches sich noch diesen Herbst entscheiden muß. Da die Veränderung so schnell vorgeht, und man nur wegen der Kleine des Raums die Bewegung nicht sehen kann, so ist es wie ein Märchen, wenn man den Geschöpfen zusieht. Denn es will was heißen in zwölf Minuten um 1/2 Zoll in der Länge und proportionirlich in der Breite zu wachsen und also gleichsam im Quadrate zuzunehmen! und die vier Flügel auf einmal! Ich will sehen ob es nicht möglich ist Ihnen dieses Phänomen unter die Augen zu bringen. Leben Sie recht wohl! Unter uns gesagt,[153] ich hoffe Ihnen Friede und Ruhe für Thüringen und Obersachsen mitbringen zu können.

Weimar den 6. August 1796.


Nachschrift.

Es versteht sich von selbst, daß man sich dieses Wachsthum nicht vorzustellen hat, als wenn die festen Theile der Flügel in so kurzer Zeit um so vieles zunähmen, sondern ich denke mir die Flügel aus der feinsten tela cellulosa schon völlig fertig, die nun durch das Einströmen irgend einer elastischen Flüssigkeit, sie sey nun Luft-, Dunst- oder Feuchtartig, in so großer Schnelle ausgedehnt wird. Ich bin überzeugt, daß man bey Entwickelung der Blumen eben so etwas wird bemerken können.


11/3358.


An Friedrich Schiller

Mein Paket war gemacht, ich hoffte wieder einige gute Zeit mit Ihnen zuzubringen. Leider halten mich verschiedene Umstände zurück, und ich weiß nicht, wenn ich Sie sehen werde.

Was Sie eigentlich von den Herkulanischen Entdeckungen zu wissen wünschen, möchte ich näher wissen, so um Ihnen zweckmäßig aushelfen zu können. Ich schicke Ihnen hierbey den Volkmann, auch ist in der Büttnerischen Bibliothek ein Buch:[154]

Beschreibung von Heracleia, aus dem Italiänischen des Don Marcello Venuti. Frankfurt und Leipzig 1749.

Schicken Sie mir doch mein Blatt über die Schmetterlinge zurück. Das Phänomen scheint allgemein zu seyn, ich habe es indessen bey andern Schmetterlingen und auch bey Schlupfwespen bemerkt. Ich bin mehr als jemals überzeugt, daß man durch den Begriff der Stetigkeit den organischen Naturen trefflich beykommen kann. Ich bin jetzt daran mir einen Plan zur Beobachtung aufzusetzen, wodurch ich im Stande seyn werde jede einzelne Bemerkung an ihre Stelle zu setzen, es mag dazwischen fehlen was will, habe ich das einmal gezwungen, so ist alles, was jetzt, verwirrt, erfreulich und willkommen. Denn wenn ich meine vielen, ungeschickten Collectaneen ansehe; so möchte sich wohl schwerlich Zeit und Stimmung finden sie zu sondern und zu nutzen.

Der Roman giebt auch wieder Lebenszeichen von sich. Ich habe zu Ihren Ideen Körper nach meiner Art gefunden, ob Sie jene geistigen Wesen in ihrer irdischen Gestalt wieder kennen werden, weiß ich nicht. Fast möchte ich das Werk zum Drucke schicken, ohne es Ihnen weiter zu zeigen. Es liegt in der Verschiedenheit unserer Naturen, daß es Ihre Forderungen niemals ganz befriedigen kann, und selbst das giebt, wenn Sie dereinst sich über das Ganze erklären, gewiß wieder zu mancher schönen Bemerkung Anlaß.

[155] Lassen Sie mich von Zeit zu Zeit etwas vom Almanach hören. Hier ein kleiner Beytrag, ich habe nichts dagegen, wenn Sie ihn brauchen können, daß mein Nahme darunter stehe. Eigentlich hat eine arrogante Äußerung des Herrn Richters, in einem Briefe an Knebel, mich in diese Disposition gesetzt.

Lassen Sie mich ja wissen was Humboldt schreibt.

In einigen Tagen wird Herr Legathionsrath Mattei sich bey Ihnen melden; nehmen Sie ihn freundlich auf. Er war Hofmeister bey dem Grafen Forstenburg, natürlichem Sohn des Herzogs v. Braunschweig, und zugleich an dessen Mutter, Frau von Brankoni, attachirt und hat mit beyden ein ziemliches Stück Welt gesehen. Leben Sie recht wohl.

Weimar den 10. August 1796.


11/3359.


An Carl August Böttiger

Beykommendes Blatt haben Sie wohl die Güte Ihrem Brief an Iffland beyzulegen, ich wüßte in gegenwärtigem Augenblick nichts weiter über dieses Verhältniß zu sagen, jedoch wünschte ich daß Sie gegen Niemand weiter von dieser Sache etwas erwähnten über die ich bald weiter mit Ihnen zu sprechen hoffe.

Weimar den 12. August 1796.

Goethe.[156]


[Beilage.]

Ew. Wohlgeb.

ist bekannt, wie sehr wir Herrn Ifflanden hier zu sehen, und, als wir ihn gesehen hatten, zu besitzen wünschten, er schien dem weimarischen Verhältnisse nicht abgeneigt, und daher entstand jene Unterhandlung die Ihnen bekannt ist.

Herrn Ifflands Zusage war bedingt, wenn er sich nämlich von Manheim lossagen könnte. Schwierigkeiten, bey so alten und mannigfaltigen Verbindungen, ließen sich voraussehen, diejenigen, die er, in dem Briefe an Sie, gegenwärtig anführt, sind von der Art, daß man unbillig seyn würde, wenn man auf eine Entscheidung der Sache in diesem Augenblick dringen wollte. Sie mag also noch eine Zeit lang ruhen, nur müssen wir freylich von unserer Seite wünschen daß Herrn Ifflands Entschluß sich nicht allzu lang verzögern möchte, indem, sobald wir die Unmöglichkeit sähen ihn zu besitzen, wir bey unserm Theater gewisse Maßregeln ergreifen und manche Einrichtungen treffen würden, welche wir bisher, in Hoffnung seiner baldigen Mitwirkung aufgeschoben haben.

Weimar den 12. August 1796.

Goethe.[157]


11/3360.


An Friedrich Schiller

Ihre freundliche Zuschrift, begleitet von den ersten Bogen des Almanachs und den guten Zwiebäcken, waren mir sehr erfreulich, sie trafen mich mitten im Fleiße von allerley Art. Der Almanach macht wirklich ein stattliches Gesicht und das Ganze kann nicht anders als reich und mannigfaltig werden. Könnten Sie nicht, da Sie doch einige Blätter umdrucken lassen, auch gleich die Eisbahn mitnehmen? Die sie jetzt steht, verspricht sie ein Ganzes zu seyn, das sie nicht leistet, und die zwey einzelnen Distischen am Ende machen den Begriff davon noch schwankender. Ich schicke Ihnen hierbey wie ich wünschte daß sie abgedruckt wurden. Die Distischen würden durch einen kleinen Strich getrennt, und da ich noch einige hinzugetan habe, so machten sie eine Art von Folge und leiteten die künftigen ein, die auf eben diese Weile stehen werden. Sophie Mereau hat sich recht gut gehalten. Der Imperativ nimmt sich recht lustig aus. Man sieht recht bey diesem Falle wie die Poesie einen falschen Gedanken wahr machen kann, weil der Appell ans Gefühl sie gut kleidet. Mir ist ausgefallen wie das Gedicht von Conz doch eigentlich nur gute Prosa ist, und wie wunderlich die Kobolde sich in der übrigen hellen Gesellschaft ausnehmen. Es ist aber recht gut, daß Sie von allen diesen beliebten Arten etwas aufnehmen.[158] Haben Sie nicht auch noch eine leidliche Romanze? Bey der Redaction der Xenien hoffe ich gegenwärtig zu seyn und meine neusten noch unterzubringen. Bis künftigen Mittwoch hoffe ich manches überstanden zu haben, bis dahin werde ich mir auch die Frage, ob ich Ihnen das achte Buch nochmals schicke? beantworten können. Ich müßte mich sehr irren, oder ich muß künftig diesen letzten Band zu zwey Bänden erweitern, um etwas mehr Proportion in die Ausführung der verschiedenen Gegenstände zu bringen.

Was sagen Sie zu beyliegender Wundergeschichte? Sie ist aus der Florentiner Zeitung genommen. Lassen Sie es doch abschreiben und theilen es einigen Freunden mit. Merkwürdig ist das Mandat das man zu gleicher Zeit, zur Sicherstellung der französischen Commissarien, die man erwartet, vom Quirinal publicirt hat. Es werden darinn die unmittelbarsten, strengsten Strafen demjenigen, der sie nur im mindesten beleidigte, oder sich bey allem was geschehen könnte (wahrscheinlich ist der Transport der Kunstsachen gemeynt) nur im mindesten regte und rührte, ohne prozessualische Form, angedroht.

Meyer hat geschrieben und ist recht gutes Muths, er hat schon angefangen die Madonna della Seggiola zu copiren, und wird sich nachher wahrscheinlich an einen Theil eines trefflichen Bildes von Michelange machen. Er hofft immer noch aus mein nächstes Kommen.

[159] Die nächste Woche werde ich auch mehr sagen können wie unsere Politica stehen. Das Sächsische Contingent bleibt im Voigtlande, die übrigen Truppen sind denn doch so vertheilt daß der Cordon eine Gestalt hat. Demohngeachtet wird wohl das beste was zu hoffen ist nicht von Macht und Gewalt, sondern von höhern Verhältnissen und höhern Constellationen abhängen.

Grüßen Sie alles was Sie umgiebt, ich freue mich Sie bald wieder zu sehen, wie ich denn von unserer Wechselwirkung noch Folgen hoffe, die wir jetzt gar noch nicht ahnen können. Leben Sie recht wohl.

Weimar den 13. August 1796.

G.


11/3361.


An Christian Gottlob Voigt

Beykommende Acten, die ich mit eben so viel Aufmerksamkeit als Zufriedenheit gelesen habe, sende mit vielem Dank zurück, und mit der Bitte mir solche, wenn sie einmal müssig liegen sollten, abermals anzuvertrauen, weil ich besonders gewisse Diaria unmöglich sogleich von Wort zu Wort habe einnehmen können. Zugleich schicke ich einen sehr eiligen Aufsatz, dessen Inhalt ich zu beherzigen und Seren. gelegentlich vorzulegen bitte. Da einmal das Eisen heiß ist warum soll man es nicht auch an seinen kleinen Enden schmieden? Weimar den 14. Aug. 96.[160]


11/3362.


An Friedrich Schiller

Künftigen Donnerstag Abend hoffe ich bey Ihnen seyn, indessen schicke ich hier ein Packet Allerley voraus.

1) Die Ätzdrücke zu der Hirtischen Abhandlungen; die durch den Grabstichel ausgearbeitet sind zu nochmaliger Correctur in meiner Hand.

2) Die Cottaischen Briefe. Eine Kupferplatte zum Deckel das Musenalmanachs kann in 14 Tagen fertig seyn, nur die Zeichnung wird einige Schwierigkeit machen. Meyer hat einige, die trefflich sind, ich weiß nicht zu was für Kalendern erfunden und stechen lassen; ich bringe sie mit. Am Ende componiren wir selbst eine schickliche Bordüre, lassen das Mittelfeld frey, setzen vorne ein ernsthaftes und hinten ein lustiges Xenion drauf, so ist die Sache abgethan und doch wieder was neues.

3) La Mère coupable.

4) Ein Publikum, welches die Situation von Rom, verbunden mit jenen Wundergeschichten, gar wohl erkennen läßt.

5) Ein nagelneues Märchen, dessen Verfasser Sie wohl erkennen werden. Sollte man nicht aus diesem Product, wenn man es übersetzte und ihm etwas gäbe und nähme, einen interessanten Beytrag[161] zu den Sporen machen können? Wenigstens ist die demokratische Tendenz eines so rein aristokratischen Quellwassers einzig in ihrer Art, und man könnte, wie ich mir's imaginire, aus der Production, mit wenigem Aufwand, noch manchen Vortheil ziehen.

Das achte Buch des Romans soll noch von hier abgehen, damit, was mir gelungen seyn möchte, Sie im Druck überrasche, und was daran ermangeln mag, uns Unterhaltung für künftige Stunden gewähre. Denn was den Augenblick betrifft so bin ich, wie von einer großen Debauche, recht ermüdet daran, und wünsche Sinn und Gedanken wo anders hinzulenken.

Es thut mir sehr leid, daß Ihre Familiennachrichten so traurig sind. Da es im allgemeinen so übel geht, sollte man billig im einzelnen erfreut werden. Es soll mir sehr angenehm seyn Ihre Frau Schwägerin wieder zu sehen, und Ihren Herrn Schwager kennen zu lernen. Leben Sie recht wohl.

Am 16ten Aug. 1796.

G.


11/3363.


An Friedrich Schiller

Ob wir gleich mehr als jemals vom Augenblick abhängen, so hoffe ich doch es soll mich nichts hindern, morgen Abend bey Ihnen zu seyn. Die tabulas votivas bringe ich morgen wieder mit. Ihre Distichen[162] sind außerordentlich schön und sie werden gewiß einen trefflich Effekt machen. Wenn es möglich ist daß die Deutschen begreifen, daß man ein guter tüchtiger Kerl seyn kann, ohne gerade ein Philister und ein Matz zu seyn, so müssen Ihre schönen Sprüche das gute Werk vollbringen, indem die große Verhältnisse der menschlichen Natur mit so viel Adel, Freyheit und Kühnheit dargestellt sind.

Weit entfernt daß ich die Aufnahme gewisser Arbeiten in den Almanach tadle. Denn man sucht dort gesellige Mannigfaltigkeit, Abwechslung des Tons und der Vorstellungsart, man will Masse und Menge haben, der gute Geschmack freut sich zu unterscheiden und der schlechte hat Gelegenheit sich zu bestärken, indem man ihn zum besten hat.

Von so vielem andern mündlich. Ich hoffe wir wollen diesmal wieder zusammen eine gute Strecke vorwärts kommen. Da ich den Roman los bin, so habe ich schon wieder zu tausend andern Dingen Lust.

Leben Sie recht wohl.

Weimar den 17. August 1796.

G.


11/3364.


An Christian Gottlob Voigt

Hierbey folgen die Verordnungen und der Erlaß an die Deputirten, ich habe auch einige Puncte beygelegt die Sie wohl indeß gleichfalls besorgen lassen.[163] Ich schicke die Acten sämmtlich ob Sie gleich dieser Waare genug im Hause haben. Ich gehe morgen Abend weg und frage auf alle Fälle noch einmal persönlich bey Ihnen an, leben Sie recht wohl. Den 17. August 1796.


11/3365.


An Johann Heinrich Meyer

Weimar den 17. Aug. 96.

Dieses Blatt soll heute nur Beylage zu der Idylle werden, der ich eine gute Aufnahme wünsche, sie eröffnet den Schillerischen Musenalmanach und ist dieses Frühjahr in Jena zu Stande gekommen. Ich habe noch manches andere im Sinne, wozu sich aber bis jetzt noch keine Stimmung finden wollen.

Indessen die Franzosen an der Donau sind, macht sich unsere Situation noch ganz leidlich. Die sämmtlichen sächsischen Contingenter sind zurück und es ist ein Cordon vom Voigtland an bis nach Creutzburg, am Thüringer Walde her, gezogen und in dieser Positur hofft man sächsischer Seits, durch preußische Meditation, gleichfalls zur Neutralität zu gelangen. Das ist das neuste, und wie Sie sehen, nicht das Schlimmste.

Für die Römischen Wundergeschichten danke ich, schicken Sie doch manchmal ein Stückchen Florentinischen Zeitung, damit man wenigstens einen Blick in die Italienischen Zustände thun möge.

[164] Wieland schreibt aus der Schweiz: Daß Sie schon am Zürcher See angelangt seyen und daß er hoffe Sie ehster Tags zu sehen. Ich freue mich indessen Sie vor den florentinischen Kunstbilder zu wissen, möchten Sie doch noch lange dabey verweilen. Nehmen Sie, wenn Sie mit dem Raphael fertig sind, ja die Arbeit vor, zu der Sie den meisten Trieb fühlen; es wäre fürtrefflich wenn Sie den interessanten Theil aus Michelagnolos Bild wählten. Schreiben Sie mir doch auch so ein bißchen über die Lebensweise in Florenz und wie man aus eine leidliche Weise sich mit Quartier und Kost einrichtete, freylich eine hübsche Wohnung müßten wir haben, etwa auf den Arno hinaus. Doch davon künftig mehr wenn es wirklich möglich ist, daß ich mich in Bewegung setze.

Über Ihre schematisirte Rezension des kleinen Bildes sage ich nächstens mehr, wenn ich sie besser werde studirt und mit unsern Rubriken zusammengehalten haben. Aus alle Weise scheint mir eine solche Beschreibung die einzig nützliche, denn obgleich niemals dadurch eine Anschauung erweckt werden kann, so sind doch darin alle Elemente des Urtheils enthalten und ist also sehr viel geleistet.

Ich gehe heute nach Jena um mit Schillern manches zu besprechen und zu berathen, wobey wir Ihrer im besten gedenken werden. Die Hausfreundin grüßt und wünscht Ihnen bald wieder eine gute Suppe zu kochen und Sie aufs beste zu pflegen, welche[165] frommen Wünsche denn freylich, leider, mit den unsrigen in Widerspruch stehen.

Nächstens schreibe ich mehr und schicke noch einige Blätter vom neuen Almanach und wünsche bald wieder von Ihnen zu hören.

Cotta schreibt, Tübingen habe wenig gelitten.

Das Hauptquartier des General Jourdan war am 10. in Erlangen. Es ist eine Erklärung von ihm da, daß er, bis zur Ankunft einer Erklärung vom Directorio, die sächsischen Lande nicht berühren wolle. Er konnte sie um so mehr von sich stellen, als es ohnehin sein Weg nicht ist.

Den 18. August 1796.

G.


11/3366.


An Christian Gottlob Voigt

[Jena, etwa 20. August.]

Ihr Briefchen mit den darin enthaltenen Nachrichten hat mir, in einer einsamen Stunde, große Freude gemacht; in dem alten Schlosse und unter dem düstren Himmel bin ich ziemlich meinen stillen Studien und Betrachtungen überlassen, Abends geh ich meist zu Schillern und wir verarbeiten unsere Interesses und Vorstellungsarten gegen einander.

Die Subscribenda folgen zurück. Mit der Wäsche scheint es etwas besser zu gehen, doch bleibt es immer ausser Proportion.

[166] Ich hoffe Götze wird Geld schaffen. Ich habe ihn installirt in das Wasser und Ufer Wesen, wie meine Registraturen ausweisen werden. Hoffentlich wird er von gutem Diensten seyn.

Durch den in dem großen Bogen gegen Kamsdorf eingelegten Fachbaum, ist das Wasser nun völlig herüber und der Entzweck erreicht, von dem übrigen, das heißt von der Gewinnung und Vergrünung des Ufers nach der Schneidemühle zu bin ich eben so sicher, ich wollte nur daß der Gegenstand bedeutender wäre; doch ist ein kleines gutes und rechtes auch ein gutes und rechtes.

Zu dem Triumph über die Kalbsköpfe wünsche von Herzen Glück, ihr Nahme ist Legion, und dieser Ausgang ist von großer Bedeutung, leider weiß man so etwas von oben herein nicht zu nutzen. Wüßte mans so brauchte man nicht zur ungelegenen Zeit marschiren zu lassen.

Hier ist alles als wenn nichts gewesen wäre. Jeder läuft nur in die Collegia um auch so bald als möglich etwas vorzustellen und die Menschen zum besten zu haben. Lassen Sie nur auch nicht die geringste Unart aufkommen! Es geht gewiß.

Der Tausch der Wiesen gegen Hügelgärten ist ein schöner Gedanke, ich vermuthe aber daß durch dieses Negoz jene dem Wasser abzugewinnende Besitzungen etwas im Preise fallen werden. Gegen 50 Acker steht mein Garten auch zu Diensten.

[167] Im Nahmen der armen Schüler Thaliens vielen Dank für die Exemtion. Möchte Ihnen doch dafür im Theater einmal eine gute Stunde werden! Leben Sie recht wohl und gedenken mein. Ich bleibe wohl noch biß zu Ende der Woche.

G.


11/3367.


An Christiane Vulpius

Durch den Bauverwalter, der zurückkehrt, sag ich dir nur ein Wort und Gruß. Mittwoch, mit den Botenweibern, hörst du mehr.

Aus dem Feuerwerk wird nichts, vielleicht nehm ich euch was von hier mit, und wir brennen es bey uns ab.

Mit der Küche stehts ein wie allemal, wenn mich nicht Schillers manchmal mit Schwarzwurzeln und Spinat, erquickten, so sähe es schlecht aus, übrigens geht es mir ganz gut und meine Versuche und Arbeiten aller Art gehen bestens von statten.

Lebe wohl, ich freue mich dich, zu Ende der Woche, wieder zu sehen, und werde euch sobald ich nur einmal gewiß weiß daß ihr kommt, ein recht ordentliches so Gastmahl zubereiten. Jena den 22. August 1796.

G.[168]


11/3368.


An Christian Gottlob Voigt

Da wir im Ganzen noch an einem Faden hängen, der wie ich hoffe nicht reißen soll, so ist, wie immer, die einzelne Thätigkeit nothwendig und lobenswerth, ich freue mich, und danke Ihnen daß Sie für unsern kleinen Kreis, bey so mancherley äußern Sorgen, auch den innern unverrückten Sinn behalten.

Wenn man den kleinen Chirurgum nach Jena ziehen, und Hufeland diese Ruthe entweder brauchen kann, oder sie sich aufbinden will, so habe ich nichts dagegen. Übrigens sollte ich denken daß er hier, in der beweglichen Masse, besser als dort, in der stockenden, gedeihen werde.

Ich bin sehr für Ihren zweyten Entschluß die Caducität nur simpliciter zu verfügen; wir haben so vielerley Arten die reuigen zu rehabilitiren. Haben Sie nur die Güte, die Nummern, sobald als möglich, mit der von mir zurückgelassnen Erklärung, an die weimarischen benannten Deputirten, vielleicht auch an die ilmenauischen, gelangen zu lassen, damit Sie nur Anlaß haben den Johannistermin beyzutreiben. Übrigens werde ich Sie, werthester Freund, da mir denn doch meine Italienische Reise, bey dem ersten günstigen Sonnenblick, bevorsteht, auf das dringendste bitten, in dieser Angelegenheit eine andere Organisation befördern zu helfen; denn, so wie es jetzt steht, ist es[169] für uns und alle Theilnehmer ein Ideale von einem verdrießlichen Geschäfte, das, in einzelnen Momenten, immer ungelegen kommt, und beynah nur abgewiesen wird, und dann wieder, als Masse, uns, in gewissen Epochen, zustürzt, ohne daß wir uns ihm eigentlich gewachsen fänden.

Durch Ihre mineralogische Beylage haben Sie meine und Loders Vergeßlichkeit beschämt, sie soll gleich besorgt werden.

Die den Schloßbau betreffenden Papiere sind theils de facto resolvirt, theils mag der Inhalt, wie von so vielen andern, in Gottes Nahmen auf sich beruhen; ich bringe sie wieder mit, wenn ich künftige Woche, nach Weimar komme.

Dann werde ich auch wegen eines publicandi in Bergwerkssachen meine Meinung eröffnen. Leben Sie recht wohl und gedenken meiner. Könnten wir Sie einen Tag hier sehen, so würde Ihre freundschaftliche Gegenwart meinem hiesigen Aufenthalte einen neuen Reiz geben. Jena den 22. August 1796.

G.


11/3369.


An Christiane Vulpius

Aus dem Feuerwerk, wie ich dir schon geschrieben habe, wird nichts und ich erwarte Nachricht ob du mich Sonnabend besuchen wirst, worauf ich mich sehr freue; ich kann noch nicht mit hinüber gehen, ich kann euch aber auch nicht da behalten, denn es ist noch[170] sehr viel zu thun, wobey ich mir ganz allein überlassen seyn muß. Schicke mir mit den zurück kehrenden Botenweibern drey kleine Fläschchen Pyrmonter und bringe mir etwa 6 große mit: desgleichen schicke drey Bouteillen rothen Wein und bringe 6 Stück mit. Sonst weiß ich weiter nichts als daß ich wünsche daß euch das Späßchen auf den Sonnabend und Sonntag wohl gerathen möge. Grüße den Kleinen und lebe wohl.

Jena den 23. August 1796.

G.


Willst du aber, wenn auch kein Ball wäre, Sonnabend herkommen und Sonntag wieder fortfahren, so sollst du mir auch mit dem Kleinen willkommen seyn. Du könntest auch, wenn du Werners mitbringen wolltest, Sonnabend spät wieder wegfahren. Das heißt wenn kein Ball wäre, oder Sonntags kommen, und auch Sonntags wieder wegfahren, oder es noch 8 Tage verschieben, da ich denn gewiß wieder mit zurück ginge; genug ich überlasse dir was zu thun willst, wenn ich deine Entschließungen nur morgen Abend weiß.


11/3370.


An Johann Jakob Griesbach

[Concept.]

Ew. Hochwürden

ist nicht unbekannt, daß öfters, sowohl von hiesigen akademischen Lehrern, als andern angesehenen Einwohnern gewünscht worden: daß die weimarische[171] Schauspielergesellschaft, von Zeit zu Zeit hier einige Vorstellungen geben könnte; man ist daher auf den Gedanken gekommen: ob selbige nach ihrem Abgange von Rudolstadt, wo sie sich gegenwärtig befindet, nicht etwa, den September hindurch, alhier spielen, und dadurch die Einleitung machen könnte, sich auch des Winters manchmal hier sehen zu lassen?

Ob nun gleich gegenwärtig die neue Einrichtung des Locals, in einer so kurzen Zeit große Hindernisse für diesmal in den Weg legen möchte, so hat man doch nicht verfehlen wollen eine Idee, welche Serenissimus selbst nicht ungünstig aufgenommen, einmal zur Sprache zu bringen, um zu vernehmen: ob etwa der Ausführung derselben einiges Bedenken von Seiten der Akademie entgegen gestellt, oder ein und andere Cautel, worauf in diesem Falle zu reflectiren, mitgetheilt werden wollte. Ich nehme mir daher die Freyheit Ew. Hochwürden, durch gegenwärtiges, um die Gefälligkeit zu ersuchen, die Sache bey dem akademischen Senat zum Vortrag zu bringen und mir von den Resultaten der darüber geflogenen Berathungen, baldigst, einige Nachricht zu ertheilen; damit ich bald möglichst die nöthigen Anstalten treffen, und auch dadurch meine Bereitwilligkeit dem hiesigen Publiko nützlich und gefällig zu seyn an den Tag legen könne. Der ich die Ehre habe, mich mit besonderer Hochachtung zu unterzeichnen.

Jena d. 24. Aug. 96.[172]


11/3371.


An Johann Jakob Graff

[Concept.]

Sie irren nicht, wenn Sie glauben, daß ich mich für Sie und Ihr Schicksal interessire. Von der ersten Zeit an habe ich Ihre Anlangen geschätzt, und habe Ursach gehabt mit Ihren Bemühungen, sich nach und nach den Beyfall unsers Publici zu erwerben, recht wohl zufrieden zu seyn; ich sehe daher den Ruf den Sie erhalten haben als eine Gelegenheit an, diese Gesinnungen auch thätig an den Tag zu legen und biete Ihnen hiermit, von Michaelis, einen dreyjährigen Contract an, mit 7 rh. wöchentlicher Gage; in der Überzeugung daß Sie unablässig fortfahren werden Ihr Talent immer mehr und mannigfaltiger auszubilden, wobey ich, Ihnen die Abwägung der Vortheile und Nachtheile auf beyden Seiten, bey einem zu fassenden Entschlusse, wie billig, überlasse.

Weimar, den 26. August 1796.


11/3372.


An Franz Kirms

Die Theatersache ist gestern im Senat vorgekommen, man hat sich, wie ich höre, sehr artig dabey benommen; indessen sind doch so mancherley Wünsche dabey geäußert worden, welche mehr zur Hinderniß als zur Erleichterung gereichen möchten. Ich sende[173] die schriftliche Erklärung sobald ich sie erhalte. Ich glaube noch immer daß wir für dießmal davon abstrahiren müssen; da wir aber einmal so weit gegangen sind, so hielt ich dafür man setzte gewisse Puncte auf, über welche der Besitzer des Ballhauses zu befragen und zu hören seyn möchte, wenn es auch nur zur Demonstration unserer Thätigkeit dienen sollte, und uns Anlaß gäbe die Unmöglichkeit der Ausführung für den Augenblick zu zeigen. Die nothwendigen Veränderungen, die man mit dem Hause vornehmen muß, und das Verhältniß vom Erbpacht geben ja wohl den Anlaß an die Hand. Denn wir müssen doch wohl etwa in 14 Tagen dem Prorector etwas von der Unthulichkeit der Sache für den Moment eröffnen. Ich wünsche recht wohl zu leben.

Jena den 28. August 1796.

G.


11/3373.


An Samuel Thomas von Sömmerring

Freilich hätte ich, aus freundschaftlichem Gefühl gegen Sie und aus Dankbarkeit für den mannigfaltigen schönen Unterricht, den ich aus Ihren Schriften gezogen habe, früher auch referiren sollen, was Ihre Schrift, über das Organ der Seele, bei mir und in meinem Kreise für Sensation macht, und doch kann ich auch jetzt, da ich wage etwas darüber zu äußern, nur sehr aphoristisch zu Werke gehen; die Zeit läuft dergestalt mit einem davon, daß man sich nicht zu[174] retten weiß, und Correspondenz und Recension ist niemals meine Stärke gewesen.

Wenn ich sagen soll, so scheint es mir, Sie haben Ihren trefflichen Beobachtungen, und der Zusammenstellung so mancher Erfahrungen und Kenntnisse, durch den Titel und durch die Methode, die Sie gewählt haben, geschadet, bei jenem stutzt der Physiolog und Philosoph, und diese, sobald sie bei solchen Gegenständen dogmatisch ist, erweckt sie Mißtrauen, und jedermann ist sogleich auf seiner Hut. Eine Idee über Gegenstände der Erfahrung ist gleichsam ein Organ, dessen ich mich bediene, um diese zu fassen um sie mir eigen zu machen. Die Idee kann mir bequem sein, ich kann Andern zeigen, daß sie es ihnen auch sein werde; aber es läßt sich nach meiner Vorstellungsart nur sehr schwer, und vielleicht gar nicht beweisen, daß sie wirklich mit den Objecten übereinkomme und mit ihnen zusammentreffen müsse. Hätte Sie die Philosophen ganz aus dem Spiele gelassen, ihr Wesen und Treiben ignorirt und sich recht fest an die Darstellung der Natur gehalten, so hätte niemand nichts einwenden können, vielmehr hätte jeder Ihre Bemühungen unbedingt verehren müssen. Hätte ich zu rathen gehabt, so hätte Sie das Werk überschrieben von Hirnenden der Nerven, hätten, nach einer kurzen Einleitung, mit dem 6ten Pharagraph angefangen und hätten Ihre treffliche Darstellung bis zum 26ten verfolgt. Mit einer kurzen[175] Äußerung, daß Sie nun glaubten als Physiolog Ihrer Pflicht genug gethan zu haben, daß Sie aber doch über die so lange und oft aufgeworfene Frage vom Sensorio communi Einiges beizufügen hätte, wären alsdann die Paragraphen 28 bis 32 meiner Meinung nach mit einiger Veränderung gefolgt. Vielleicht wäre die Frage: Läßt sich auch etwa a priori einsehen, daß die Feuchtigkeit der Hirnhöhlen das gemeinschaftliche Sensorium enthält? umgangen worden, da man a priori nichts von den Hirnhöhlen noch ihrer Feuchtigkeit wissen kann; so wie Sie in der folgenden aufgeworfenen Frage: Kann eine Flüssigkeit animirt sein? vielleicht das Wort belebt unzweideutiger gebraucht hätten, und so wäre das Übrige, das so viel zweckmäßige Literatur enthält, und die Bemühungen denkender Köpfe so schön zusammenstellt und umfaßt, vielleicht mit weniger Veränderung nachzubringen gewesen; aber auch dabei würde ich immer gerathen haben als ein Überredender, und nicht als ein Beweisender zu Werke zu gehen, um so mehr, da Sie im 27ten Paragraph selbst gestehn: daß Ihr folgendes Raisonnement nicht die Consequenz habe als Ihre erste Darstellung. Mancher hätte nach Endigung Ihrer Schrift alsdann gesagt: o ja, ich kann mir recht gut denken, daß das gemeinsame Sensorium in der Feuchtigkeit der Hirnhöhlen sich befindet, ein Anderer hätte versichert, daß ihm diese Idee mit zu denken unmöglich sei, ein Dritter hätte die Sache auf sich beruhen lassen, und[176] Allen wäre Ihre Schrift von gleich großem und bestimmtem Werthe gewesen, und jeder hätte für die mannigfaltige Belehrung die er daraus gezogen, danken müssen. Nun ist aber, mehr oder weniger, jedermann gegen Sie auf seiner Hut, und die Meisten glauben mit Ihnen polemisiren zu müssen. So hätten Sie auch meo voto der Seele nicht erwähnt; der Philosoph weiß nichts von ihr, und der Physiolog sollte ihrer nicht gedenken.

Überhaupt haben Sie Ihrer Sache keinen Vortheil gebracht, daß Sie die Philosophen mit ins Spiel gemischt haben; diese Klasse versteht, vielleicht mehr als jemals, ihr Handwerk, und treibt es, mit Recht, abgeschnitten, streng und unerbittlich fort; warum sollten wir Empiriker und Realisten nicht auch unsern Kreis kennen und unsern Vortheil verstehn? für uns bleiben und wirken, höchstens jenen Herrn manchmal in die Schule horchen, wenn sie die Gemüthskräfte kritisiren, mit denen wir die Gegenstände zu ergreifen genöthigt sind?

Das sieht nun aus, als wenn ich recht viel gegen Ihre Schrift einzuwenden hätte, und doch gehen alle meine Erinnerungen nur gegen die Zusammenstellung der Theile, die, wenn sie nach meiner Art beliebt worden wäre, eigentlich nur politischer sein, und eine allgemeinere Zufriedenheit des Publikums mit dem Ganzen erregt haben würde; nehmen Sie heute mit diesen flüchtigen Worten vorlieb, die noch nicht abgehen[177] würden, wenn ich vor mir sähe, daß ich so bald Ihnen eine Recension, die dem Werthe des Buchs angemessen wäre, zuschicken könnte.

Einige specielle Einwendungen gegen den 37sten und 39sten Paragraph bringe ich vielleicht ehestens weitläufiger vor.

Fahren Sie fort mich von Zeit zu Zeit mit Ihren trefflichen Beobachtungen bekannt zu machen und erhalten mir ein freundschaftliches Andenken.

Weimar, den 28. Aug. 1796.

Goethe.


11/3374.


An Christian Gottlob Voigt

Ich danke recht herzlich für das Andenken das Sie mir schriftlich bezeigen, das Sie uns das Vergnügen nicht machen konnten persönlich zu uns zu kommen, wie wir doch bisher gewünscht und gehofft hatten. Es ist recht schön daß es Zeiten giebt wo man hören und sagen kann was man immer denkt, und so darf ich auf Ihre freundschaftliche Äußerungen recht wohl erwiedern: das ich Ihr Daseyn mit dem meinigen so verbunden fühle daß ich für mich nichts wünschen kann ohne Sie mit einzuschließen. Möchten wir doch noch recht lange zusammen in einem gemeinschaftlichen Kreise fortleben.

Die Nachricht die an den General Lind gekommen ist, ist freylich von der größten Bedeutung, verbunden[178] mit dem was die Bareuther Zeitung von der großen Schlacht bey Amberg sagt, man kann, wenn, wie von unserer Seite bisher geschehen, alles gethan ist, doch nur abwarten was die verschiedenen Wendungen die die Dinge nehmen auf uns für Einfluß haben könnten, diese Wendung scheint wenigstens auf einer Seite günstig zu seyn.

Was die Ilmenauer betrifft, so sind sie ernstlich anzugreifen; der Amtmann wird am besten wissen mit wie viel Mann anzulangen ist. Überhaupt ist das Militär bey solchen Gelegenheiten eigentlich nur ein Symbol der Gewalt, doch muß es freylich so aussehen, daß man, im äußersten Fall, sich auch als Gewalt, selbst darstellen könne. Übrigens wünsche ich zu allem was Sie vorhaben Glück und Gedeihen, das Ihnen denn auch nicht außen bleibt, weil der Himmel sowohl den tapferen als auch den klugen beysteht und Sie auf beyde Weisen Anspruch auf seine Gunst zu machen haben. Leben Sie recht wohl und empfehlen mich den Ihrigen zu freundschaftlichem Andenken.

Jena den 28. August 1796.

G.


11/3375.


An Christian Gottlob Voigt

Nur ein Wort des Danks für die neuste Nachrichten. Man kann wohl hier wieder sagen heute mir morgen dir. Leider geht dabey wieder so ein schöner[179] Strich Landes zu Grunde. Wir kommen für dießmal im doppelten Sinne gut weg.

Die Execution nach Ilmenau bitte bald möglichst zu veranlassen, es kann gar nicht schaden, wenn ein Officier mitgeht, damit übrigens alles in der Ordnung geschehe. Wir müssen zum erstenmal recht derb auffallen, damit sie lernen was das hieße eine zehnjährig vorbereitete Anstalt auf Bauernweise retardiren zu wollen, es könnte wohl noch 8 Tage währen bis ich zurückkomme, und die Zeit verläuft.

Dem jungen Voigt, der sich im physicalischen recht hübsch qualificirt hat, könnte ich vor die erste Zeit einige Arbeit verschaffen, er scheint sich auf eine eigne Weise recht gut gebildet zu haben. Leben Sie recht wohl.

Jena den 30. August 1796.

G.


11/3376.


An Henriette Beck

Ich darf Ihnen kaum sagen, wertheste Madame Beck, daß Ihr Brief mir ganz unerwartet gekommen ist. Bey einem Theater wie das weimarische, wo so wenig willkürliches und veränderliches vorgeht, wo man durch längere Contracte zeigt, daß man ein Talent zu schätzen weiß, und, durch gute und regelmäßige Bezahlung, den Schauspieler in den Fall setzt, seine Einrichtung zu machen, kann man die Grundsätze[180] nicht ändern, nach denen man sich von der Art und Weise zusammengelaufener und unsichrer Gesellschaften entfernen muß. Sie werden daher nicht erwarten, daß ich Sie von denen nicht gegen mich allein, sondern gegen den Hof und das Publikum eingegangenen Verbindlichkeiten loszählte. Sie werden von dem Gedanken völlig abstrahiren, vor dem Ende Ihres Contractes unsere Bühne zu verlassen, und nur Ihre Bemühungen erneuern durch die Sie bisher so vielen Beyfall erworben haben.

Ich wünsche recht wohl zu leben.

Jena den 4. Sept. 1796.


11/3377.


An Christiane Vulpius

Da du dich beschwerst nichts durch den Boten von mir gehört zu haben so muß ich dir nur mit der Post etwas : Vor Ende dieser Woche werde ich hier mit meinen Sachen nicht fertig. Am Heft Cellini habe ich bis Freytag zu thun, wo es fortgeht. Die Raupen, deren noch viele eingekommen sind, beschäftigen mich in den übrigen Stunden, und das Licht, das auch wieder zur Sprache kommt, nimmt noch einen Theil weg. Erst künftigen Freytag kann ich dir sagen wenn ich komme. Dann wird die Camera Obscura stark besucht werden.

Gieb doch dem Hofmedikus inliegendes Heft, er[181] kennt es vielleicht noch nicht, es ist ein sehr hübscher Aufsatz über das schwere Zahnen der Kinder darinn, es freut mich, wenn man die Meinung des Verfassers als wahr annehmen kann, daß er Gusteln bisher auch auf diese Weise, durch abführende Mittel, curirt hat.

Laß doch durch deinen Bruder auf beyliegenden Zettel das Buch von der Bibliothek holen und schick es mir Mittwoch mit den Botenweibern wohl eingepackt.

Du hast ja wohl meine Uhr auf dem Schreibtische gefunden? ich habe sie vermißt und sie kann nirgends anders liegen. Schicke inliegendes an Böttiger. Lebe recht wohl und behalte mich lieb.

Jena den 4. Sept. 1796.

G.


Sollte das Buch nicht auf der Herzoglichen Bibliothek seyn, so kann man es durch Jagemann von der Bibliothek der Herzogin Mutter erhalten.


11/3378.


An Christian Gottlob Voigt

[Jena, 5. oder 6. September]

Ich kann mir leicht denken, wie Sie manchmal, wenn Ihre große Arbeit nachläßt, eine Art von trauriger hypochondrischer Stimmung haben können, so doch zerstreut sie Ihre schöne Thätigkeit sogleich wieder.

Wundersam genug geht das zurückkehrende Gewitter[182] an unsern Grenzen vorbey und wenn ein Französischer Commissair gegen die Fuldische Hospitalität so dankbar ist, wie haben sie erst die Sächsische gewaffnete Neutralität in diesem Augenblick anzuerkennen, denn wenn man ihnen gegenwärtig mit denen Truppen die man bey der Hand hat, durch alle Öffnungen des thüringer Waldes, auf den Hals gefallen wäre, so würde doch ganz ohne Frage die ganze Stellung der lustigen, bunten Reihe sich zu ihrer höchsten Desavantage verändert haben.

Wie es dem guten Schleußner weiter ergehen mag wollen wir abwarten, indessen ist er doch recht gut instradirt.

Die Politika sende ich Sonnabends zurück und es wird sich alsdenn ausweisen ob ich zu dem fürtrefflichen Dienstage kommen werde. Sollte ich ausbleiben, so schicke ich einige Notamina über die Proponenda und Resolvenda.

Daß Sie bey so manchen moralischen und politischen Qualen auch noch physisch leiden sollen, und zwar von der eckelhaften Seite, wo man keinen Widerstand leisten kann, thut mir herzlich leid. Suchen Sie ja bald Mittel und Wege auch diese Seccatur loszuwerden, das G. C. ist ein Collegium das, wie mich dünkt, so wenig als irgend ein anderes, jemanden ins Haus folgen sollte.

Leben Sie recht wohl, und gedenken meiner.

G.[183]


11/3379.


An Christiane Vulpius

Noch kann ich dir heute nicht sagen wenn ich kommen werde. Auf den Sonnabend wird sichs entscheiden lassen, die Sachen gehen nicht so geschwind als man denkt, man verrechnet sich im kleinen immer um Tage wie im großen um Wochen und Monate.

Bringe ja deinen Haushalt recht in Ordnung und richte dich ein daß wir ein gut Stück des Octobers hier zubringen können, sorge für deine Reitequipage, und was dazu gehört, denn da wir die Reitbahn im Hause haben und der Stallmeister auf jede Art gefällig ist, so wäre es unverantwortlich, wenn ich dir den Spaß nicht machen sollte.

Laß die Bücher, die ich auf beyliegendem Blättchen verzeichnet habe, durch deinen Bruder in meiner Bibliothek aufsuchen und schicke mir sie durch die rückgehenden Botenweiber.

Chokolade schicke mir auch. Grüße das Bübchen und schicke es fleißig zur Frau von Stein.

Jena den 6. September 1796.

G.


11/3380.


An Franz Kirms

Den Ifflandischen Brief mit meiner Antwort an Mad. Beck schicke ich zurück. Es erscheint aus jenem,[184] daß er meine Erklärung, die ich Böttingern zugestellt, noch nicht erhalten hat; was mag das vorstellen? Was aus der ganzen Sache werden soll, sehe ich nicht ein. Ich mag, das doch eigentlich, wenn ich früh oder spät weggehe, die ganze Sache auf Ihnen ruht, nichts rathen und vorschlagen, als was Ihrem Wunsche gemäß ist. Was wäre denn aber zu riskiren, wenn man Iffland statt eines Engagements, wie wir gethan, Direction und Contract, wie ihn Bellomo gehabt hat, offerirten, und ihm außer der Bedingung, daß er unsere dreijährigen Contracte einhalten müßte, Erlaubniß gäben, zu engagiren, wen er wollte? So weit wäre die Sache abgethan, und er möchte sehen, wie er zurecht käme; er müßte sich anstrengendem Publikum gefällig zu sein und es würde ihm gelingen. Das war mein erster Vorschlag und ist immer noch mein Wunsch, ob ich ihn gleich gegen niemand als gegen Sie äußern will. Wir haben für alle unsere Bemühungen weder von oben noch von unten eine Spur von Dank zu erwarten, und im Grunde sehe ich es täglich mehr ein, daß das Verhältniß, besonders für mich ganz unanständig ist.

Ich will erwarten, ob der Ballhauswirth zu mir kommt und alsdann seine Erinnerungen registriren lassen; wahrscheinlich wird er sich so bedingen und verclausuliren, daß wir nichts damit machen können.

Das Stück von Bretzner ist nach meiner Vorstellungsart so entsetzlich schlecht, daß ich nichts weiter[185] darüber zu sagen weiß; will man es aber einlernen, so habe ich nichts dagegen; ich wünsche, daß es die erste Vorstellung überleben möge.

Möchten Sie sich bei Ihren vielen Geschäften doch immer recht wohl und vergnügt befinden!

Jena, 6. September 1796.

G.


11/3381.


An Johann Escher

[Concept.]

Herr Professor Meyer, gegenwärtig in Florenz, hat durch die Gefälligkeit Ihres Herrn Sohns eine Zahlung daselbst erhalten, welche ohngefähr 50 Laubthaler beträgt, und er wird indessen wohl noch 50 andere erhoben haben. Außer diesem wünscht er, daß ich ihm bey Denenselben eine kleine Casse eröffne, damit er bedürfenden Falls sich derselben bedienen könne. Ich nehme mir daher die Freyheit Ihnen durch Herrn Buchhändler Cotta in Tübingen die Summe von 200 Laubthalern für Rechnung obgedachten Herrn Professor Meyers, auszahlen zu lassen. Die Gefälligkeit, welche Ihr Herr Sohn für diesen braven und geschickten Mann bisher gehabt, erkenne ich selbst mit dem besten Danke so wie ich hoffe, daß Denenselben die Bemühung welche dadurch verursacht wird nicht beschwerlich fallen werde. Der ich auf das beste zu leben wünsche.

Weimar den 7. Sept. 96.[186]


11/3382.


An Charlotte von Stein

Sie erhalten, liebe Freundinn, ein ostensibles Blatt um es allenfalls der Herzogin zu zeigen; ich habe wie Sie sehen werden, in Absicht auf die Stelle meine Meynung geändert, und der Vorschlag hat so mehr Gestalt. Ich glaube aber nicht daß etwas zu wircken ist, der Herzog hat vor solchen Planen einen natürlichen und raisonnirten Abscheu. Indessen muß die Sache zur Sprache kommen und man thut wenigstens einen Vorschlag zum Gegengewicht gegen jene Anträge.

Man wird sich weigern etwas festzusetzen, der Assessor wird in preusische Dienste gehen und die Sache wird mit einigen kleinen Unannehmlichkeiten abgethan seyn.

Bey mir ist Friz ganz entschuldigt, wer gerne leben mag und ein entschiedenes Streben in sich fühlt, einen freyen Blick über die Welt hat, dem muß vor einem kleinen Dienst wie vor dem Grabe schaudern. Solche enge Verhältnisse können nur durch die höchste Consequenz, wodurch sie die Gestalt einer großen Haushaltung annehmen, interessant werden.

Hierbey liegt auch ein Brief an Fritz, ich weiß ihm nichts weiter zu sagen, denn, wie ich Ihnen schon eröffnet habe, glaube ich daß die Sache gemacht ist.

Leben Sie recht wohl, erlauben Sie, wenn ich zurückkomme[187] daß ich weiter hierüber spreche. Erlauben Sie auch ferner meinem armen jungen daß er sich Ihrer Gegenwart erfreuen und sich an Ihrem Anblick bilden. Ich kann nicht ohne Rührung daran dencken daß Sie ihm so wohl wollen.

Jena d. 7. Sept. 1796.

G.


11/3383.


An Franz Kirms

Der Ballhauswirth und Besitzer hat sich heute früh bey mir eingestellt, und hat wegen des, in dem leeren Raume seines Gebäudes aufzurichtenden Theaters nach folgendes vorgetragen:

1) Er wolle zugeben, daß man in seinem Hause ein Theater errichte;

2) daß aber, wenn das Haus zu diesem Entzwecke nicht mehr gebraucht würde, die verwendeten Materialien ihm verbleiben sollten;

3) daß er allein bey Vorstellungen Getränke und Eßwaren zu verkaufen habe;

4) daß er jährlich 80 Thaler Miethe erhalte.

Ich habe ihm auf diese absurden Forderungen gar nichts geantwortet, sondern ihn simpliciter entlassen.

Die Sache überhaupt ist noch viel zu unreif als daß man nur irgend darinne einen weitern Schritt thun könnte. Ich werde mir die Acten über die Vererbung dieses Hauses von Fürstl. Kammer ausbitten;[188] schicken Sie mir sobald als möglich Riß und Anschlag unseres Baumeisters, ich will alsdann einen Plan zu weiterer Überlegung entwerfen.

Jena den 8. Sept. 1796.

G.


11/3384.


An Christiane Vulpius

Ich kann Dir nicht sagen, mein liebes Kind, ob ich in den nächsten Tagen kommen werde, es kommt alles darauf an ob sich die Lust bey mir zu einer neuen Arbeit einfindet. Geschieht das, so bleibe ich hier, es ist nämlich die große Idylle, von der du weißt, könnte ich diese noch diesen Monat fertig machen so wäre ich über alle Maßen glücklich.

Schicke mir auf alle Fälle warme Strümpfe, denn es fängt schon an morgens sehr kalt zu werden.

Auch liegt das Schlüsselchen zu meinem Schreibtische bey in dem rechten Schränkchen desselben wirst du die ersten gedruckten Bogen des siebenten Buchs meines Romans finden. Sag mir wie du lebst, grüße das Bübchen und behalte mich lieb.

Jena den 9. Sept. 96.

G.


11/3385.


An Christian Gottlob Voigt

Mit Dank kommen die mitgetheilten Politika zurück, was kann noch aus allen diesen werden? ich[189] fürchte nur die schlimmsten Nachrichten von Frankfurt zu hören.

Das Schützische Ansuchen zu Gunsten des Professors Eichstädt scheint mir nicht genug motivirt. Anwartschaften der Art möchten nur in Nothfällen zu billigen seyn. In einem solchen befinden sich gegenwärtig weder die Nutritoren noch die Expedition der Litteraturzeitung, die Lücke welche daselbst durch; Schreyvogel Abgang entsteht, ist von der Art daß sie durch mindere Subjecte ausgefüllt werden kann, und Schütz ist, bezüglich auf die Akademie, in seinem Fache noch immer thätig genug; sollten wir ihn, was ich nicht wünsche, bald verlieren, so steht die Sache auf dem einfachen Dilemma will man einen entschieden berühmten Mann mit größeren Kosten, herbeyziehn oder nicht? im letzten Falle finden wir immer, in der zweyten Generation, der der jetzigen Lage der Litteratur, an Schützens Platz, und mit seiner Besoldung gewiß noch ein gutes Subject. Das sind meine Gründe gegen die Antworschaft. Wollte man aber zu Gunsten eines so ansehnlichen Institutes wie die Litteraturzeitung, einem so geschickten Manne wie Eichstädt, die extraordinäre Professur geben und sich, aus diesen Rücksichten, über die bekannten Einwendungen der Fakultäten hinaussetzen; so wüßte ich nicht eben etwas dabey zu erinnern.

Unsere Speculationen, ein Theater hier zu errichten, gehen noch immer sachte fort, ob wir gleich für den[190] Augenblick eine solche Einrichtung zu machen nicht möglich finden. Sie hätten ja wohl die Güte mir die Kammeracten, die Vererbung des Ballhauses betreffend, zu überschicken. Da wir unsere Anstalt mit einem so schwankenden Gebäude consolidiren müssen, so ist denn doch eben sowohl aus einige civile wie auf einige architektonische Solidität zu sehen.

Sollte ich Dienstags mich bey der Bergwerkssession nicht einfinden können, so übersende die Papiere und mein geringes Votum noch zur rechten Zeit. Die völlige Abgesondertheit in der ich hier lebe, setzt mich in sehr gute Stimmungen und macht mir die Ausführung von gewissen Arbeiten möglich, die mir sonst sehr entfernt, ja unmöglich schienen, und da übrigens die Welt völlig ohne mich ihren wilden und ruhigen Gang geht und gehen kann, so erfreue ich mich um desto mehr meines abgeschiedenen Zustandes. Leben Sie recht wohl und erhalten mir ein freundschaftliches Andenken.

Jena den 9. Sept. 96.

G.


11/3386.


An Christiane Vulpius

Ich habe mich, wie ich dir schon gestern schrieb, um so mehr entschlossen hier zu bleiben, als du die ersten Tage der Woche mit Vorbereitungen zu dem Hochzeitsfeste, und die letzten mit dem Feste selbst[191] zubringen wirst. Ich wünsche daß du recht vergnügt seyn mögest, schreibe mir was du brauchst und wie es mit dem Gelde steht. Ich denke bis heute über acht Tage schon ziemlich weit in meiner Arbeit zu seyn und komme wohl alsdann hinüber. Wir haben alsdenn noch drey Wochen zur Weinlese, die eigentlich dießmal nur Gelegenheit zu einem Vergnügen geben wird, denn mit den Trauben selbst sieht es schlecht aus. Gestern war Pickenick, wobey ich vier Dreher getanzt habe. Du hast mir noch nicht geschrieben, ob du meine Uhr gefunden hast? ich vermuthe es aber, weil du nichts davon sagst. Was ich etwa sonst noch brauche schreibe ich Dienstag mit den Botenweibern. Lebe recht wohl und grüße den Kleinen. Jena den 11. Sept. 1796.

G.


11/3387.


An Christian Gottlob Voigt

Indem ich die Bergwerkspapiere zurückschicke, lege ich einige Bemerkungen bey, wie sie mir über die Sachen in den Sinn kommen. Sie werden das Weitere am besten bedenken und einleiten.

Daß der Bergrath das Pochen erlaubt hat, ist schon wieder gegen alle Zucht und Ordnung, ich wünschte Sie sagten ihm privatim etwas darüber. Was sollen alle unsere Sessionen und Consultationen, wenn man oben in Ilmenau immer in dem Schlendrian der Insubordination und des unzeitigen Geldausgebens[192] verharren will, und was spielen wir vor wie nach vor eine Figur gegen die Deputirten? Ich hielte deswegen dafür, man untersagte die Pocharbeit sogleich, die wahrscheinlich jetzt nur angefangen worden, weil man einige Leute ernähren will. Nach dem Dienstage bitte ich die Acten arrangiren und die neuesten Fascikel mir zuschicken zu lassen.

Für die mir gegebenen politischen Nachrichten danke aufs beste. Hören Sie etwas von Frankfurt, so lassen Sie mir es doch gleich wissen, ich bin wegen meiner Mutter sehr besorgt und weiß nicht ob ich sie nicht, wenn dieser Sturm vorbey ist, gleichsam nöthigen sollte zu mir nach Weimar zu kommen, denn, wie die Sachen jetzt stehn, können jene unglücklichen Gegenden noch mehrmals aus einer Hand in die andere fallen.

Für die Ballhausacten danke ich, ich werde, wenn ich über diese Angelegenheit noch ein wenig gedacht und meinen Plan ins Reine gebracht habe, Ihnen denselben communiciren. Bauen wir ein Theater in das Haus, so wird das Grundstück sehr verbessert, und Fürstl. Kammer würde Ursache haben uns dergestalt zu begünstigen, daß unser Recht, in diesem Hause zu spielen, bey allen Veränderungen unverruckt bliebe, vorausgesetzt daß der jetzige Besitzer darein confentirt. Ich würde also den Contract, den wir allenfalls mit ihm schließen, an Fürstl. Kammer, als Dominum directum, zur Confirmation bringen. Doch hiervon mehr, wenn die Sache reifer ist.

[193] Sagen Sie mir doch ein Wort, wie weit es mit der Negation gekommen ist, die neulich in meiner Gegenwart eingeleitet wurde.

Dem Erbprinzen von Gotha und Herrn von Ziegesar habe neulich einen Augenblick hier aufgewartet, letzterer fand Ihre Eisenacher Thätigkeit über alle Begriffe, auch hatte ihm die Summe der Staffettengelber einige Ehrfurcht eingeflößt.

Leben Sie recht wohl, erhalten Sie mir Ihre Freundschaft und erfreuen mich manchmal mit einigen Zeilen von Ihrer Hand. Jena den 11. Sept. 1796.

G.


11/3388.


An Christian Gottlob Voigt

[Jena, 12. September.]

Recht herzlich dancke ich für die baldige Nachricht wegen Franckfurt. Aus dem Packet, das ich nicht wieder aufmache, sehen Sie meine Sorge und Bitte. Nach der ganzen Lage der Sachen wäre es vielleicht das räthlichste wenn sich meine Mutter für ihre Person und mit ihrem Vermögen auf uns replicirte, doch kann ich es ihr bey ihrer Eingewohnheit in der großen und lustigen Stadt nicht dringend vorschlagen.

Mit Ilmenau wird es auf die Weise recht gut gehen, sie werden Mores lernen.

Da nun Nürnberg und die andern Städte Preußisch werden, lassen Sie uns ja das Verhältniß mit dem[194] fränckischen Kreise von unsrer Seite aufheben, wenn nur Chursachsen bey dem ohne dieß passiven Schritte nur auch passiv bleibt. Leben Sie recht wohl, ich dancke nochmal auf das lebhafteste.

G.


11/3389.


An Franz Kirms

Beyliegend folgen die Rudolstädter Papiere, gleichfalls die Austheilung der Wilden, bey welcher ich mich, weil ich mich des Stücks nicht erinnere, zwischen Weyrauch und Gatto nicht zu entscheiden weiß, es ist mir alles recht was Sie und der Concertmeister darüber bestimmen.

Ehe ich nicht weiß, wen der Concertmeister zu den Rollen der Hexen von den Schauspielern ausliest, kann ich das übrige Stück nicht vertheilen, ich wünsche daher vor allen Dingen hierüber Nachricht.

Aus unserem hiesigen Theaterbaue wird bey den großen Ansprüchen und bey der wenigen ernsthaften Theilnehmung des hiesigen Publikums wohl nichts werden. Ich schlug eine Subscription vor, wodurch man gegen eine gewisse Anzahlung das Recht auf gewisse bestimmte Plätze erwerben sollte ohne jedoch von dem Entrégelde befreyt zu seyn, allein man glaubte nicht über zwölf Personen zu einer solchen Subscription zusammen zu bringen.

[195] Haben Sie die Güte mir in diesen Tagen den Baumeister herüber zu schicken, daß ich mich mit ihm wegen dieser und anderer Angelegenheiten besprechen könne.

Ich schicke das Buch von Macbeth zurück, Herr Vulpius muß es auf alle Fälle noch erst durchsehen und mir Vorschläge thun, wie einige Personen zusammen zu ziehen wären, doch die Veränderungen selbst noch nicht machen. Ich kann gegenwärtig das Stück weder durchlesen noch durchdenken, ich habe zwar nichts dagegen daß es gespielt werde, allein es wird Ihnen so viel und mehr Mühe als eine neue Oper machen. Leben Sie indessen recht wohl, ich hoffe bald nach Weimar zurück zu kehren.

Jena den 13. Sept. 1796.

G.


Der gegenwärtige Besitzer des Ballhauses hat 900 rh. wie solches die Cammeracten ausweisen, dafür bezahlt.


11/3390.


An Christian Gottlob Voigt

Mit vielem Dank schicke ich die Italienischen Zeitungen zurück, sie sehen freylich unter den gegenwärtigen Umständen wunderlich genug aus. Meyer schreibt von Florenz daß man auch daselbst in uns Gewißheit und Sorgen lebe.

Beyliegenden Zettel und Anschlag zu einer allerdings[196] nöthigen Arbeit hat mir Wenzel gebracht, da ich mich aber in dergleichen Dinge nicht mische, so habe ich nur meine bona officia nicht ganz versagen wollen, und schicke ihn hier zu gefälliger, allenfalsiger, Beförderung.

Hofrath Loder äußerte den Wunsch ob er nicht könnte, gegen Bezahlung, ein Deputat von einigen Rehen und Hafen festgesetzt erhalten. Sie wissen am besten in wie fern diese Sache thulich ist, und geben mir einen Wink darüber.

Ich danke Ihnen nochmals für die vergangenen Sonntag mir so bald überschriebene gute Nachricht, ich habe die dadurch mir gewordene gute Stimmung gleich zu einer Arbeit verwendet, die Ihnen vielleicht dereinst auch einiges Vergnügen machen soll.

Ich wünsche recht wohl zu leben. Jena den 13. Sept. 1796.

G.


11/3391.


An Christiane Vulpius

Hier ist, mein liebes Kind, die unterzeichnete Quittung, schicke mir eine Rolle von 60 Stück Laubthaler mit den Botenweibern herüber, ich habe eine Zahlung für Meyern nach Italien abzuschicken. Er grüßt dich schön, ist aber in Florenz sehr unruhig. Ich fürchte fast er packt auf und kommt zurück, da wäre denn es dein Wunsch erfüllt. Er schickt sogar ein Recept zu forcirtem Sauerkraut mit.

[197] Zu der Hochzeitwünsche ich dir viel Vergnügen, erkundige dich was Sie andern geben und gieb weder viel noch zu wenig.

Diese Woche will ich noch hier bleiben, mit meiner Idylle geht es sehr gut, sie wird aber viel größer als ich gedacht habe. Den Sonnabend erfährst du, was ich weiter vorhabe, vielleicht komm ich die andere Woche gerade zu hinüber, und wir können wegen der Weinlese immer noch beschließen was wir wollen, uns wie sich die Umstände zeigen. Lebe recht wohl und verzehre das Obst das ich dir schicke, mit dem Kleinen, den du recht hübsch grüßen magst.

Jena den 13. Sept. 1796.

G.


Laß dich doch bey Starken erkundigen ob ich etwa einen Probedruck von dem bey ihm bestellten Kupfer sehen kann und schicke mir ihn durch die Botenweiber.


11/3392.


An Christian Gottlob Voigt

Für die überschriebenen politischen Nachrichten danke recht sehr. Es ist keine Frage, daß Preußen nur so geneigt war im gegenwärtigen Falle förderlich und dienstlich zu sein, weil man Kursachsen von dem Kaiser zu trennen hoffte. Sie haben wol recht, daß man der kleineren und ihrer Dienstleistungen bald vergißt. Es bleibt uns jetzt nur die Hoffnung und[198] die Zufriedenheit den Augenblick leidlich überstanden zu haben.

Hierbei ein Gedanke über den Ilmenauer Antrag. Ich bin vielleicht zu sorglich, aber dieses Geschäft hat uns schon so viel Unannehmlichkeiten gemacht, daß es uns zu verzeihen ist, wenn wir nicht einen Schritt mehr trauen. Nach meinem Vorschlag würde doch wenigstens die Sache bis zur nächsten Zusammenkunft dergestalt präparirt und im Klaren sein, daß sich darum über etwas sprechen ließe und die Sache schiene zu einer Beistimmung reif. Ich sehe zwar recht gut, daß diese löblichen Zusammenkünfte uns die Sorge für die Mittel und die Entscheidung in wichtigen Fällen immer auf dem Halse lassen werden; da wir aber einmal diese Herren Conscios und Complices herbei gezogen haben, so ist es doch gut und nöthig, daß man nichts ohne ihre Mitwirkung thue.

Auch liegen ein Paar Worte wegen der Schloßbausache bei, ingleichen die Acten wegen des Ballhauses. Der fromme oder unfromme Wunsch ein Theater hier zu sehen, wird wol schwerlich realisirt werden.

Die Mineralien von Leipzig werden hoffentlich in diesen Tagen ankommen; ich gebe davon sogleich Nachricht.

Ich hatte Lodern schon allerlei Schwierigkeiten wegen seines Gesuchs opponirt und er wird ja auch sich die produciblen Gründe Ihrer Antwort gefallen[199] lassen. Leben Sie recht wohl und erhalten sich für das Ganze und für das Einzelne.

Jena den 15. Sept. 1796.

G.


11/3393.


An Johann Heinrich Meyer

Ihre beyden Briefe No. 5 und 6, besonders den letzten, habe ich zu rechter und guter Zeit erhalten, und einige Tage angestanden darauf zu antworten, um nunmehr desto vollständiger seyn zu können. – Ihre Geldangelegenheit ist zuförderst in Ordnung gebracht, und ich habe, durch Cotta, an Herrn Escher 200, sage zweyhundert Laubthaler auszahlen lassen, und wäre also in Zürch eine kleine Casse für Sie formirt. Sobald ich nach Hause komme, will ich Ihnen Ihre Rechnung schicken, woraus Sie ersehen werden daß Sie bisher meist Ihre eignen Capitalien aufgewendet haben. Ich setze Sie um so lieber darüber ins klare, damit Sie sich desto weniger Gewissen machen auch über meine Casse zu disponiren. Leben Sie nur vergnügt und zufrieden, denken Sie, daß der Augenblick unschätzbar ist, und daß Sie, bey so mannigfaltigem Genuß, durch Schreiben und Bilden große und herrliche Schätze sammeln. – Vielleicht erinnern Sie sich eines Göttingischen Unternehmens das die Geschichte aller Wissenschaften umfassen sollte, ich habe die Geschichte der neuern Kunst von Fiorillo[200] stückweise vor mir, von der ich nur so viel sagen kann: daß sie viel Neigung zur Sache, auch eine gute Belesenheit verräth, aber ich müßte mich sehr irren, oder das Ganze muß unglaublich kraftlos werden. Wenn man darinn liest, so erfährt man etwas, aber man schaut nichts an, es ist wie die englische Übersetzung des Cellini, wo gerade die kunstreichen Charakterzüge worauf das höchste Interesse ruht, ausgelöscht sind. Eben im Fiorillo fand ich die Recension gewisser Gegenstände, die mir sehr gegenwärtig sind, äußerst schal, dann schlägt er sich wieder mit Papierhelden herum wie z.B. mit Ramdohr wo er zwar in der Sache recht hat, aber den Capitalfehler begeht, daß er ihrer wenigstens gedenkt. Die Hauptfrage wird seyn, ob wir ihm bey unserm Unternehmen etwas zu danken haben werden, und dann wollen wir seiner mit Ehren gedenken. – Ihren Antrag an Leo habe ich sogleich befördert, mein Vorschlag ist der: sobald ich seine Erklärung weiß, und sie kömmt wahrscheinlich vor Abgang dieses Briefes, so schreibe ich sie Ihnen und Sie schicken mir alle Zeichnungen, finde ich etwas darunter was ich zu künftigem Gebrauch, es sey nun für den Herzog oder für mich, zu verheimlichen wünschte, behalte ich es zurück, das übrige schicke ich an Leo, dem ich prompte Bezahlung an mich zur Pflicht mache, und ich lasse sogleich den Betrag des Ganzen, sowohl für die fotgeschickten als zurückbehaltenen nach Zürch bezahlen. Dadurch kommen[201] Sie aus allen Buchhändler- und Meßverhältnissen, Retardaten und Quäkeleien. Sollte er ein geringes Gebot thun, so könnte man die sämmtlichen Zeichnungen, um einen ehrsamen Preis, beym Schloßbau behalten. – Sollten Sie nicht überhaupt Aquarellcopien, im Großen nach Raphaelischen Arabesken in Rom oder auf eine andere Weise dergleichen Muster erhalten können, daß man bey vorkommenden Fällen doch irgend ein Anhaltens hätte. So werden nun z.B. die Blumenmonstra (so will Cellini daß man sie heißen soll) im neuen Hause aufs betrübteste und auf eine rettungslose Weise verpfuscht, so daß sie wirklich Augenschmerzen erregen. Horny, dem seine Heirath das bischen Künstlerenergie noch ganz abzuzapfen scheint, hat ein paar Banden mit dem kleinlichsten Jammer, und der elendesten manierten Stricheley, ohne Sinn und ohne Effect gemahlt. Diese Kartenmuster nehmen sich desto schlechter aus, als er einige Blumen dazwischen, nach der Natur, mit glücklicher Hand und recht guter Farbenhaltung, gleichsam aus Verzweiflung angebracht hat, jene sind nun bunt und steif, diese lebhaft und wahr, und da die Sache so steht hat Krause endlich ein paar Musterblumen, von mäßiger und eher matter Färbung, in einer nicht verwerflichen Art hingemahlt, so, daß man, es mag nun eine von denen drey Methoden die Oberhand behalten, immer in Betrachtung dieser Zierrathen verworren und zerrissen seyn wird.

[202] Sollten Sie hierauf zu eigner Satisfaction und zu dem Gebrauch für die Zukunft wenn man seine Pferde beschlagen zu lassen vielleicht vor die rechte Werkstatt gehen wird, etwas sammeln oder anschaffen können, so soll es an schneller Wiedererstattung nicht fehlen, besonders da wir jetzt den Weg über Zürch und Stuttgart so leicht offen haben. Cotta hat ohnedieß in Rücksicht meiner Italienischen Reise mir die Zahlung dessen was ich bey ihm stehen habe zu jeder Zeit zugesichert. – Lassen Sie sichs übrigens recht wohl in Florenz seyn, und danken Sie es Ihrer politischen Ahndungskraft daß Sie den rechten und besten Weg ergriffen haben dahin zu gehen. Graf Geßler, der bey Ihnen vorbey gegangen ist, schreibt aus Neapel es sey sehr unangenehm daselbst zu existiren, indem man in großer Verworrenheit lebe, und besonders die Ombrage gegen Fremde höchst lästig sey, man dürfe keinen Hügel besteigen so komme man schon in Verdacht einer Spionerie u.s.w. da mag es denn freylich dem Landschaftsmahler durchaus schlecht ergehen. Ich kann nur immer wiederholen bleiben Sie ruhig am Arno, wie ich an der Ilm und Saale auszuharren denke, bis die Weltangelegenheiten sich einigermaßen aufklären. – Die Kriegsbegebenheiten sind die sonderbarsten von der Welt, der linke Flügel unter Jourdan, der schon bis in die Oberpfalz hineindrang, ist dergestalt zurückgeschlagen, daß Bamberg, Würzburg und wahrscheinlich schon Aschaffenburg[203] wieder in den Händen der Österreicher ist. Gedachter General hatte am 3. Sept. sein Hauptquartier in Brückenau und kann sich wahrscheinlicherweise erst hinter der Lahn setzen, Frankfurt geht darüber ganz zu Grunde man hat ohnerachtet der übermäßig weggeschleppten Geiseln mit Plünderung gedroht, weil die unerschwingliche Contribution nicht bezahlt werden konnte. Überhaupt ist dieser Rückzug der Franzosen unglücklich, weil die Bauern im Fränkischen und andern Gegenden aufgestanden sind, sich zu einer Art von Corps formirt, die flüchtigen niedergemacht und ihnen alle Beute abgenommen haben. Dagegen haben die Franzosen an andern Orten viele Grausamkeiten verübt. – So sieht es gleich vor dem Thüringer Walde aus, indessen wir hinter demselben und unserm Cordon in gleichgültiger Ruhe fortleben. Der Bischoff von Fulda hat einige französche Commissairs von den nacheilenden Bauern gerettet, er ist in seiner Residenz geblieben und hat die Franzosen an seiner Tafel bewirthet. Man hat die Requisition gegen ihn so suspendirt, das wenigstens als Frist für den Augenblick immer ein Glück ist. – Nun steht von der andern Seite Moreau bis München, von dessen neuesten Thaten oder Leiden wir noch nichts wissen können. Die Franzosen sind in Tyrol bis gegen Roveredo, und wie oder was dort weiter werden kann sollten Sie eigentlich früher als wir erfahren. – Indem wir nun auf alles dieses nicht wirken und dabey nichts[204] gewinnen, sondern nur verlieren können, so ist es desto mehr Pflicht unsere eignen Verhältnisse recht wohl zu beherzigen und das vortheilhafteste zu thun.

Lassen Sie uns unsern Hauptplan nicht aufgeben, ich arbeite ihm durch Beobachtung, Betrachtung und besonders durch Schematisirung der interessanten Capitel und Rubriken immer entgegen. Lassen Sie sich durch das leichte Mignaturwesen der Welt nicht irre machen und wählen Sie immer das beste, denn wenn unsere Worte gelten sollen, so müssen die Sachen auch gelten, an die wir unsere Zeit wenden. Doch will ich dadurch nicht die nöthige Vorsicht ausschließen. Können Sie etwa diesen Winter irgend etwas in Öl mahlen, und einen Gegenstand finden der zugleich gründlich und gefällig für uns und die Welt ist, denn doch eigentlich das beste seyn sollte, so lassen Sie sich Zeit, Fleiß und Kosten nicht verdrießen, ich will indeß vom rechten Wege auch nicht abweichen.


Auszug eines Briefes von Herrn Leo aus Leipzig.


Da der Herr Professor eher bereits über 24 bis 30 Zeichnungen disponiren kann, so wünsche ich wohl, um einen Preis bestimmen zu können, daß ich wenigstens ein paar von ihm durch Sie erhalten könnte, nach welchen ich sogleich meine Gedanken wegen dem Preis den ich dafür zu geben bereit bin Ihnen alsdann melden könnte. Ich bin mit der Größe der Zeichnungen und denen darauf dargestellten Gegenständen pp. von Ihnen nicht unterrichtet, folglich läßt sich da nichts bestimmen. Ich bitte also durch[205] Ew. Wohlgeb. den Herrn Prof. Meyer, mir 2 bis 4 zur Probe zu senden, welche ich behalten will. Besser wäre es aber der Herr Prof. Meyer zeigte mir die Größe der Zeichnungen durch Sie an, meldete Sie viel Gegenstände auf einer solchen Zeichnung dargestellt wären, und was der italienische Künstler dafür ohngefähr nach hiesigem Geld für eine Zeichnung verlangte, so würde ich bald den ersten Versuch machen können. Damit Sie Ihren Freund einigermaßen unterrichten können, was ich hier dem Künstler bezahle, so melde ich Ihnen, daß ich für ein Blatt, so groß wie mein Magazin ist, welches Meubeln enthält 5 f. und für eine Zeichnung die eine Gartenparthie darstellt 7 rh. bezahle. Vielleicht genügt dies zu einem Maßstabe.


Aus vorstehendem, werden Sie Leos Anerbieten sehen, das freilich sehr gering ist; ich beziehe mich aber deßhalb auf das, was ich auf dem vorigen Blatte gesagt und überlasse Ihnen das weitere. Indessen ist Ihr Brief Nr. 7 vom 20. August auch angelangt, schreiben Sie nur immer fort. In diesen Tagen hat sich wieder das ganze Kriegsschicksal umgekehrt, der Franzosen linker Flügel ist in Einem Zug aus der Oberpfalz bis an die Lahn zurückgedrängt worden, Frankfurt ist wieder in den Händen der Kaiserlichen, die Franzosen haben an Contribution 8 Millionen Livres erhoben. Wie es mit dem rechten Flügel unter Moreau bey München aussieht, wissen wir noch nicht.

In dieser allgemeinen Ungewißheit bleibt uns wohl beyden nichts übrig als auf dem Platze Stand zu halten, ich wünsche nur daß der Aufenthalt in Florenz[206] Ihnen nicht gar zu unangenehm fallen möge, freylich sind Sie so ganz allein und ohne Mittheilung, indem wir hier in der Mittheilung, ohne Anschauen leben. – Ich will sehen, daß ich Ihnen durch Escher einen Musenalmanach nach Florenz schaffe, der äußerst toll gerathen ist und noch viel toller seyn könnte, wenn wir unsern Vorrath nicht so gar mäßig gebraucht hätten. Wir sind diese Tage über die Wahl des Gegenstandes bey Kunstwerken sehr im Gespräch gewesen, sammeln Sie doch ja auch auf diesen Punkt, es ist, der erste und der letzte, und da man die ganze Materie nicht dogmatisch sondern kritisch behandeln könnte, da man überall glückliche und unglückliche Beyspiele könnte reden lassen, so wäre es eine recht schöne Gelegenheit in und mit dieser Frage so viele andere zur Sprache zu bringen. Versäumen Sie nicht mir manchmal auch eine recht ausführliche Beschreibung eines wichtigen Kunstwerks nach unserm beliebten Schema zu überschicken. – Ich muß nur schließen und den Brief auf die Post geben denn sonst findet sich immer noch was neues und veränderliches. Leben Sie indessen schönstens wohl. – Vom Sauerkraut soll nächstens eine Probe gemacht werden. – Die Hausfreunde wünschen sehnlich ihre Wiederkunft und versprechen die allerbeste Bewirthung.

[Jena] den 15. September 1796.[207]


11/3394.


An August Wilhelm Iffland

[Jena, Mitte September.]

Sie können, verehrter Freund, versichert sein, daß ich das Drückende Ihrer gegenwärtigen Lage völlig mit Ihnen fühle. Ein rechtschaffener Mann, der Rücksichten als Gatte und Freund zu nehmen hat und der in Begriff steht, einen Entschluß wegen seines künftigen Lebens zu fassen und zwischen zwei so verschiedenen Situationen zu wählen, muß, wenn er dabei nach Ihr empfindliches und liebevolles Herz hat, sich in einer sehr peinlichen Lage befinden. Wir sind unter diesen Umständen weit entfernt, lebhafter in Sie zu dringen, um so mehr als der Termin, den Sie zur Entscheidung der Sache festsetzen nicht gar weit entfernt ist. Was wir Ihnen anbieten können und Ihnen so gern anbieten, wissen Sie so wie unsere übrigen Verhältnisse und Gesinnungen. Indessen lernen Sie ja auch wol jenes Terrain kennen, und Ihrer Einsicht entgeht es nicht, was Sie zu wählen haben. Seien Sie versichert, daß der Wunsch Sie glücklich zu wissen bei uns ebenso lebhaft ist als der Wunsch Sie zu besitzen und daß, Ihre Wahl falle aus wie sie wolle, Sie sich hier eine fortdauernde allgemeine Achtung und die Freundschaft derer, die Sie näher kennen lernten, erhalten werden. Leben Sie recht wohl und erfreuen Sie mich bald wenigstens mit der Nachricht, daß Ihre Krankheit von keinen Folgen gewesen ist.

G.[208]


11/3395.


An Gottlieb Hufeland

Heute Abend um 5 Uhr werde ich aufwarten und meine Waare vorlegen, bis gegen 7 Uhr wo ich mich wieder entfernen muß kann man diese Kunstwerke schon mit einiger Aufmerksamkeit durchsehen.

Wollen Sie morgen früh um 10 Uhr einer Raupendemonstration beywohnen, so soll es mir auch viel Vergnügen seyn.

Jena den 17. Sept. 96.

G.


11/3396.


An Christian Gottlob Voigt

Durch eine Gelegenheit, die so eben fortgeht nur ein paar Worte: Geh. K. R. Griesbach hat mich vor einigen Tagen ersucht die Convictoriensache in Anregung zu bringen, nämlich die Zulage die der Ökonomus verlangt hat betreffend. Er sagte die Weimarische Resolution sey noch zurück, und die Akademie könne, da der Ökonomus zur rechte Zeit aufgekündigt habe, ihn nicht länger als Michael festhalten und sey, wegen des ihm allenfalls Zuzustehenden, in Verlegenheit. Wenn ich nicht irre, so haben Sie mir schon einmal günstig von dem Manne und der Sache gesprochen. Verzeihen Sie mir diese abermalige Sollicitation und gedenken mein.

Jena den 17. Sept. 1796.

G.[209]


11/3397.


An Christian Gottlob Voigt

Durch die übersendeten Acten Berichte und Zeichnung wird die Sache um vieles deutlicher und da man oben, nach der gegebenen Erlaubniß, nur erst die Gegengewichte bey Einer Maschine ausführen darf, so machen wir dabey die Erfahrung wegen des Aufwands und gewinnen etwas Zeit. Sie haben ja wohl die Güte Venten sogleich die Frage vorzulegen, damit er vorbereitet sey wenn die ausführlichere Zeichnung von Schreibern ankommt, wenn er vielleicht auch nicht gegenwärtig die Sache vollkommen beurtheilen könnte. Fahren Sie mit Ihrer gütigen Sorgsamkeit fort, denn wenn wir der Sache im einzelnen folgen, so erspart es uns die Anstrengung, die wir anwenden mußten wenn sie uns öfters als Masse auf den Hals fiel.

Daß mich die unmittelbare Einwirkung in das Steuergeschäft nicht erfreut hat, können Sie leicht denken und ich bitte Sie inständigst, thun Sie alles mögliche daß dieses Geschäft in der jetzigen Crise nicht mißleitet werde, weil sonst uns eine unendliche neue Gefahr und Arbeit bevorsteht. Übrigens nur einen allgemeinen Dank und eine Versicherung meines aufrichtigen Antheils an allem was Sie interessiren kann. Empfehlen Sie mich den Ihrigen bestens und wenn es möglich ist so besuchen Sie uns einmal. Jena den 20. Sept. 1796.

G.[210]


11/3398.


An Christian Gottfried Körner

Durch einen Mann, für den ich Ihren Rath und, nöthigen Falls auch Ihren Beystand erbitte, sende ich dieses Blatt, das ich wegen seiner schnellen Abreise nur eilig schreibe. Einige Tage später sollte er nicht leer abgehen, denn er könnte den neuen Musenalmanach mitnehmen, über dem bisher gebrütet worden ist.

Der Client, den ich Ihnen empfehle, ist der hiesige Steuerrevisor Wölfel, der eine Erbschaftangelegenheit in Dresden zu betreiben die Absicht hat.

Schiller ist nach seiner Art ganz wohl, wie ich nach der meinigen. Wenn Sie die Idylle zu Anfang des Musenalmanachs sehen, so gedenken Sie jener guten Tage, in denen sie entstand. Ähnliche Arbeiten dieser Art machen mich hier im Saalgrunde vergessen, daß ich jetzt eigentlich am Arno wandeln sollte. Meyer befindet sich in Florenz und ist fleißig.

Empfehlen Sie mich den Frauenzimmern bestens so wie den letzten Band meines Romans, der sich ehestens ans Tageslicht wagen wird, und leben recht wohl.

Jena den 22. Sept. 1796.

Goethe.


11/3399.


An Christian Gottlob Voigt

Durch Ihre neuste Verordnung wird ja wohl der Bergrath zufrieden gestellt seyn. Sie können oben das[211] nöthigste Gegengewicht anbringen und wir sind auch wegen der auflaufenden Kosten beruhigt.

Für die überschriebenen Nachrichten danke aufs beste, sie werfen manches Licht auf die zweydeutigen Zeitungsaussagen. Leider bleibt das Ganze immer sehr unbestimmt, und es ist zu befürchten daß die blutigen Wellen noch lange hin und wieder schlagen werden.

Indessen sey es uns erlaubt den Künsten des Friedens nachzuhängen. Vent kann bey seiner neuen Incumbenz, wenn er nur wachsam, genau und thätig ist, wirklich Ehre einlegen, das Kunstmäßige wird nicht von ihm verlangt und das übrige coincidirt mit seinen bisherigen Beschäftigungen.

Dem jungen Voigt will ich vorerst durch Bestellung einiger Barometer wenigstens meinen guten Willen erzeigen; er hat in so weit nicht unrecht sich auf die Medicin zu legen, und bey seinen Vorkenntnissen und bey der Bearbeitung seines Geistes muß ihm leichter als einem andern werden das Anwendbare von jener Wissenschaft sich eigen zu machen.

Hederichen wäre etwas zu gönnen, in mehr als Einem Betracht. Vielleicht werden Sie auch an ihm, wie an so vielen, ein Wohlthäter.

Mein diesmaliger Jenaischer Aufenthalt naht sich auch seinem Ende, ich hoffe Sie in der nächsten Woche wieder zu sehen.

Schiller grüßt aufs beste. Frau Hofrath Loder ist von einer Tochter entbunden.

[212] Sonst geht alles hier wie gewöhnlich seinen lustigen halbverworrenen Gang.

Die Assignation an Creutznacher ist noch nicht angekommen.

Nächsten Mittwoch hoffe ich einen neuen Musenalmanach zu schicken, wir lassen da, zu gleicher Zeit, geflügelte Naturen aller Art, Vögel, Schmetterlinge und Westen ausfliegen. Leben Sie recht wohl und gedenken meiner mit den Ihrigen. Jena den 24. Sept. 1796.

G.


Beyliegendes war schon gesiegelt als ich Ihre werthen Zuschriften durch den Steinschneider erhielt. Es ist im doppelten Sinne gut wenn wir einen solchen Mann hier haben, theils des Anschleifens wegen, theils daß man, wenn man sich mit ihm auf einen gewissen Fuß setzt, da er ein Mineralienhändler ist, fürs Cabinet manches wohlfeiler als bisher vielleicht wird erhalten können.

Den Steinerischen Anschlag will erst noch einmal so durchdenken, die Anlage kommt freylich ein wenig hoch, indessen ist das Geld da, zu dem Entzwecke bestimmt, und da mir die Operation mit der Mühllache und der Leutra so gut gerathen ist, so möchte ich denn auch die Würkung eines solchen Baues im Flusse sehen. Wenn Sie die Güte haben für Holz zu sorgen, so wird man immer noch zur rechten Zeit anfangen können. Leben Sie indessen recht wohl und gedenken[213] mein. Soll ich Sie nicht sehen, so habe ich bald das Vergnügen Sie in Weimar wieder zu finden.

Jena den 24. Sept. 1796.


11/3400.


An Christian Gottlob Voigt

Es kommt in diesem Augenblick eine so sonderbare mineralogische Constellation zusammen, daß ich Ihnen sogleich davon Nachricht geben und mir Ihren Rath und Mitwirkung erbitten muß.

Der Steinschneider Wächter, der wahrscheinlich eine sehr gute Acquisition ist, gedenkt sogleich nach Bamberg zu gehen und was von seinen Sachen transportabel ist, hierher zu schaffen. Er braucht Geld und ich kaufe ihm seine sämmtlichen Goldstufen, wahrscheinlich um einen sehr leidlichen Preis ab.

Die Leipziger Sendung ist auch angekommen, die Sachen sind sehr schön, die Preise aber hoch und ich lasse ihm, morgen, nur einen guten Absatz unter der Bedingung eines Rabats von 33 1/3 pro C. anbieten, alsdann sind die Körper, die alle ausgesucht sind, für das Geld zu brauchen.

Nun hat Prof. Lenz mit sehr schönen Sachen, die er von Ungarn und Siebenbürgen und sonst eingemischt, bisher, als mit seinem Eigenthum, gespielt, ist aber nunmehr geneigt diese Dinge auch für ein billiges abzulassen, und die Concurrenz von diesen drey[214] Fällen macht daß man vielleicht wohlfeiler als jemals sehr interessante Sachen haben kann.

Meine Vorschläge welche ich, wenn Sie solche billigen, zu secundiren, und in jedem Falle zu rectificiren bitte, sind folgende:


1) das Cabinet betreffend.


Loder hat schon, bey dem Handel mit Wächtern, so viel vorgeschossen daß das Weihnachtsquartal nöthig ist um ihn zu remboursiren. Sie hätten also

a) entweder die Gütigkeit den Vorschuß von der Kammer auf die Quartale Ostern und Johannis zu bewirken, oder

b) entschlössen sich vielleicht Serenissimus in diesem, beinahe einzigen Falle, zu einem kleinen Extraordinario, welches gewiß das doppelte und dreyfache fruchten sollte.


2) das Cabinet des Erbprinzen betreffend.


Hätten vielleicht Durchl. die Herzogin die Gnade irgend eine Summe zu bestimmen und die dafür angeschafften Mineralien bis Weihnachten aufzuheben, da denn nicht leicht ein ansehnlicheres Geschenk verhältnißmäßig sollte aufgestellt werden können.

3) Wäre Ihnen selbst und Freund Knebeln vielleicht etwas gefällig, so würde ich theils mit gutem Rath theils mit specieller Übersendung der Sachen an Hand gehen können. Was mich persönlich betrifft, so bedarf ich des eignen Besitzes immer weniger seitdem[215] ich eine so große Zeit des Jahrs des Jenaischen Cabinets mich in meinem Unterricht bedienen kann.

Ich bitte den Geist, Sinn und die Absicht meines Schreibens freundschaftlich aufzunehmen, zu bessern, zu mehren und zu mindern und nach Ihrer, alles Gute befördernden, Weise von meinen Vorschlägen Gebrauch zu machen. Der gegenwärtige Moment ist von der Art, daß wenn es sich für meine Lage schickte und ich 300 rh. einwenden wollte, ich solche mit Dank und Zufriedenheit aller Parteien und mit Gewinst dazu wieder einstreichen wollte, gegenwärtig offerire ich nur meine guten Officia, weil ich zum voraus überzeugt bin nicht allein das rechte, sondern auch das angenehme bewirken zu können.

Verzeihen Sie mir eine eilige, theils zu methodische, theils nicht genug bestimmte Schreibart. Jena den 25. Sept. 1796.

G.


Beyliegendes, allenfalls ostensibles Blatt unterrichtet Sie werthester Freund von einer wunderlichen so mineralogischen Constellation, von der ich wünschte, daß wir sie benutzen und wovon ich Ihnen nur noch das nähere aufdecke. Wächtern hat man beym Cabinet die Sachen viel zu gut bezahlt, er ist in Weimar auch über seine Hoffnungen behandelt worden, und ich habe ihm bey seiner Rückkehr zu verstehen gegeben, daß er künftig einen ganz andern Weg, als den eines mineralogischen Juden einschlagen müsse. Nun weiß er[216] nicht, wie er das nehmen soll und glaubt vielleicht mich persönlich zu gewinnen, wenn er mir die Sachen wohlfeil giebt, um so mehr da er baares Geld zu seinem Transport braucht; dadurch kommt der arme Teufel von Lenz, der auch sehr schöne Goldstufen hat, gleichfalls im Preise herunter, weil doch alle diese Dinge zufällig sind und das Geld beim Bäcker und Bierbrauer immer den reinen Werth behält. Will sich der Leipziger das Drittel Rabat nicht gefallen lassen so überlegt man's alsdann, nimmt einige eminente Stücke und schickt ihm die übrigen zurück.

Behalte ich die ganze Behandlung der Sache, so will ich schon alles lenken und leiten, denn so gering der Gegenstand ist, so verdrießlich ist mirs, auch in Sachen der Liebhaberey, übersetzt und geprellt zu werden.

Leben Sie recht wohl, gedenken Sie meiner und nehmen Sie immerfort an allem Antheil was groß oder klein in Ihrem Wirkungskreise sich aufthut.

Jena den 25. Sept. 96.

G.


11/3401.


An Christian Gottlob Voigt

Ihre Vermuthung wegen Wächters, daß er verschiedene Cabinete um einen wohlfeilen Preis erhandelt habe und deßhalb seine Waare auch wieder wohlfeil gebe, scheint sich dadurch zu bestätigen, daß er mir[217] seine sämmtlichen Goldstufen sowohl gediegene als mineralisirte für 40 rh. überlassen hat. Sie machen, wenn man sie genau besieht, eine recht interessante Suite, die mit wenigem noch zu completiren wäre. Ich will sie der regierenden Herzogin Durchl. für den Prinzen anbieten, für ein solches Geld möchte sie wohl nie wieder zu haben seyn, sie sind, so viel ich nun weiß, sämmtlich aus dem Cabinet des alten Delius. Auch will ich bey der Herzogin Mutter anbauen ob sie vielleicht etwas von den englischen Sachen für den Prinzen nimmt; dadurch wäre also diese Seite erledigt. Gäben nun Durchl. der Herzog etwa 50 rh. extra, so suchte ich mit Lenzen einen Handel zu schließen, und Hofrath Loder möchte alsdann mit dem Vorschuß der Quartale, um die ich in meinem vorigen Brief bat, sich mit dem Leipziger zu vertragen suchen; wenn Sie diese Einrichtung billigen, so haben Sie ja wohl die Güte bey nächster Gelegenheit dazu mitzuwirken.

Den Schwansee bin ich einmal recht neugierig zu sehen, vielleicht giebt es einmal eine Winterparthie, wenn der Hauptgraben in Arbeit ist.

Justiz Rath Hufeland wird Ihnen von einer sonderbaren militarisch theoretischen Acquisition geschrieben haben, die jetzt zu machen ist, auf alle Weise wäre denn doch Serenissimo davon Nachricht zu geben, denn es müßte denn doch nicht unangenehm seyn, bey den Sammlungen, welche Durchl. der Herzog sowohl[218] von Charten als militarischen Schriften machen, einen Mann in der Nähe zu haben, der von allem dem gründlich unterrichtet wäre und sowohl im sammeln als ordnen an die Hand gehen könnte.

Leben Sie recht wohl; so gut es mir hier geht, indem die Einsamkeit mich thätig läßt und die Gesellschaft mich zu der Art von Thätigkeit weckt, die mir am gemäßesten ist, so wünscht' ich denn doch Sie wieder zu sehen und in meine Weimarischen Verhältnisse zurückzukehren. Jena den 27. Sept. 1796.

G.


11/3402.


An Christian Gottlob Voigt

Ich wünsche, daß die Expedition in Schwansee glücklich möge abgelaufen seyn und daß der Entzweck des Fischens und Ablassens so wohl jetzt als künftig vollkommen möge erreicht werden.

Ich werde wohl noch einige Zeit hier bleiben, denn ich habe nicht Muth den guten Schiller in seiner gegenwärtigen Lage zu verlassen, sein Vater ist vor kurzem gestorben und sein jüngster Knabe scheint auch in kurzem wieder abscheiden zu wollen, er trägt das alles mit gesetztem Gemüthe, aber seine körperliche Leiden regen sich nur um desto stärker und ich fürchte sehr daß diese Epoche ihn äußerst schwächen wird, um so mehr da er wie immer nicht aus dem Hause zu bringen ist, dadurch außer aller Connexion kommt[219] und ihn wenig Menschen wieder besuchen. Ich sage Ihnen das im Vertrauen, weil ich nicht gerade gerne öffentlich von diesem Zustande spreche. Sie erwähnen ja wohl gelegentlich ein Wort gegen Serenissimum über diese Ursache meines längeren Außenbleibens.

Für den Steinschneider Wächter, welchem der Professor Lenz ein Quartier aufsucht, damit seine Sachen, die er von Bamberg hierher schickt, sogleich untergebracht werden können, haben Sie ja wohl die Güte ein angemessenes Quartiergeld auszuwirken, wegen seiner Maschinen und übrigen vielen Sachen wird er doch einige geräumige Zimmer beziehen müssen.

Der alte Steinschneider Bayer ist gestorben und ist also dessen Pension der Kammer zugefallen.

Hierbey schicke ich auch die Steinerische Zeichnung, den Anschlag, meine Meynung und eine Verordnung die ich sogleich an ihn zu erlassen bitte. Da das Wetter sehr schön und das Wasser klein ist und noch eine Zeit lang hier zu bleiben denke, so wünschte ich sehr diese Arbeit selbst noch einleiten zu können, haben Sie die Güte ihn ein wenig anzutreiben.

So viel für diesmal mit dem herzlichen Wunsch, daß Sie sich recht wohl befinden mögen.

Jena den 30. Sept. 1796.

G.[220]


11/3403.


An Christian Gottlob Voigt

Ihr Brief, werthester Freund, hätte mir nicht reicher erscheinen können, da er mir Ihre Ankunft ankündigt und mir verspricht daß die Sehnsucht einer Unterredung, die ich schon so lange hege, endlich gestillt werden sollte.

Für das zu Gunsten des Museums ausgewürkte danke aufs beste. Da ich Ihnen nun die sämmtlichen Körper von denen die Rede ist vorlegen kann, so wollen wir darüber gemeinschaftlich zu Rathe gehen. Von den 50 Thlr. extra ordinem sagen wir Lodern nichts, sondern da ich noch Auftrag für den Erbprinzen erwarte, indem ich an die beyden Herzoginnen das Gesuch habe gelangen lassen, so arrangiren wir erst den Handel im ganzen und machen ihm alsdann eine unvermuthete Freude.

Mit Schillern und seinem Kinde hat sichs merklich gebessert und es stört auch nichts von dieser Seite die Zufriedenheit dieser kleinen Excursion.

Leben Sie recht wohl und seyn Sie versichert daß Sie mir durch Ihre Ankunft ein großes Fest machen.

Jena den 1. Oct. 1796.

G.


11/3404.


An Friedrich Schiller

Aus dem ruhigen Zustande, den ich in Ihrer Nähe zugebracht habe, bin ich gleich auf ganz andere Schauplätze[221] gerufen worden, gestern und vorgestern war ich auf Ettersburg und in Schwansee und heute früh hat uns ein Brand in der Jakobsvorstadt in Bewegung gesetzt. Von Bertuchs Hause sieht man gerade hinüber in die Lücke.

Indessen haben unsere mordbrennerischen Füchse auch schon angefangen ihre Wirkung zu thun. Des Verwunderns und Rathens ist kein Ende. Ich bitte Sie um alles, ja kein zweifelhaftes zu gestehen, denn der Sinn der Rätzel wird wie ich sehe tausendfach.

An dem Buchbinder will ich treiben was ich kann, Dienstag erhalten Sie eine Ladung. Schicken Sie aber nur wieder Titelblätter und Kupfer ich schreibe bald möglichst wie wir überhaupt stehen.

Wenn es Ihnen recht ist, so will ich das eine incomplete Exemplar dazu benutzen um die Druckfehler zu notiren; machen Sie sich auf die zweyte Ausgabe bereit und veranstalten Sie solche in klein Octav, wie Sie neulich sagten.

Hier folgt ein reiner Abdruck der kritischen Platte, sie soll Montags nach Frankfurt. Wenn ich die Fortsetzung des Manuscripts erhalte, corrigire ich auch die andere. Schreiben Sie mir nur bey Zeiten, worinn ich Ihnen beystehen kann, denn ich sehe viele Zerstreuung voraus. Sagen Sie doch Ihrem Herrn Schwager, nebst vielen Empfehlungen, er möge den Scheffaurischen Antrag nicht geradezu ablehnen, ich habe einen Gedanken darüber den ich Ihnen[222] nächstens mittheilen will. Leben Sie recht wohl und grüßen Sie die Frauenzimmer schönstens.

Weimar den 8. October 1796.

G.


11/3405.


An Friedrich Schiller

Ihr Herr Schwager bringt mir, zu meiner großen Zufriedenheit, die Titelblätter und Kupfer wie auch die Melodien. Wäre alles nur 14 Tage früher beysammen gewesen, so hätten wir uns der ganzen Expedition erfreuen können.

Die Hofmannische Buchhandlung prätendirt mit Cotta in Verhältniß zu stehen und verlangt 15 bis 20 Exemplare auf Rechnung. Soll ich sie ihr geben? oder baar Geld, versteht sich mit einem Viertel Rabat, verlangen?

Leben Sie recht wohl; nächstens mehr.

Weimar den 9. Octobr. 1796.

G.


11/3406.


An Gottlieb Hufeland

Beykommende juristische Gelahrtheit ist zwar keine Last vieler Camele, aber doch immer eine gute Bürde für eine Botenfrau. Haben Sie die Güte diese Bücher in Ihre Bibliothek zu stellen, und wenn Sie die darin enthaltenen Materialien mit Klarheit, Methode[223] und Geschmack benutzen und ordnen, so gedenken Sie meiner dabey freundlich. Leben Sie recht wohl und grüßen die Ihrigen und nehmen meinen wiederholten Dank für die manchen guten Genüsse die Sie mir bey meinem Aufenthalt in Jena verschafft haben.

Weimar den 10. October 1796.

Goethe.


Hierbey noch ein Exemplar Melodien zum Musenalmanach ins Haus, eins an Frau Hofrath Loder, eins an Frau Doctor Paulus.


11/3407.


An Friedrich Schiller

Leider häufen und verdoppeln sich die Unannehmlichkeiten eines Geschäfts wie das ist das Sie übernommen haben, und ich fürchte Sie werden noch manches Unheil des Selbstverlags dabey erleben.

Wir erinnern uns keiner Titelkupfer und Titelblätter als derer die wir abgeliefert haben. Geist hat alle Exemplare, die nach Jena in unser Quartier kamen, gezählt und gepackt und keine Titelblätter dabey gefunden.

Ihr Brief vom 5. October spricht von 200 Titelkupfern, die Sie auch geschickt haben. Durch Ihren Herrn Schwager erhielt ich noch 100, und die wären also complet, nun brauche ich noch 50 Titelblätter[224] und 72 Exemplare und so hat der Buchbinder alles was zu 300 gehört; complet abgeliefert sind


50

Hierbey kommen124

174.

Übergeben Sie ja, wenn es zur zweyten Auflage kommen sollte, das Ganze irgend jemand zur Besorgung. Man verdirbt sich durch dergleichen mechanische Bemühungen, auf die man nicht eingerichtet ist und die man nicht mit der gehörigen Präcision treibt, den ganzen Spaß und hat erst am Ende, wo alles zusammentreffen soll, den Verdruß weil es an allen Enden fehlt.

Über die Musik kann ich noch nichts sagen. Ich habe sie gehört; aber das ist bey den Zelterischen Compositionen noch nicht genug, er hat viel Eigenheit die man ihm erst abgewinnen muß.

Leben Sie recht wohl. Ich schicke den Körnerschen Brief hier zurück. Da wir das Publikum kennen, so wird uns schwerlich auch bey dieser Gelegenheit eine neue Erscheinung entgegen kommen. Wenn ich Starken und den Buchbinder bezahlt habe, so schicke ich die Rechnung.

Weimar den 10. Octobr. 96.

G.


Hier noch zu besserer Übersicht ein Auszug wie wir mit dem Buchbinder stehn.

Er erhielt Exemplare:[225]


1teSendung 50

2te – 100

3te – 50

4te – 28

228


Titelkupfer 200

2te Sendung 100

300


Titelblätter 150

2te Sendung 100

250


Anschlägeaufeinmal 300


11/3408.


An Johann Conrad Wagner

Indem ich Sie werther Herr Cämmerier um die Auszahlung des Michaelquartals des kleinen Künstler Stipendii, auf beyliegende Quittung ersuche; so füge ich zugleich eine Kleinstäuberische Rechnung mit bey. Die darauf verzeichneten Sachen habe ich, auf Befehl Serenissimi, nach der Ostermesse bestellt und erst jetzt erhalten.

Weimar den 10. October. 1796.

Goethe.[226]


11/3409.


An Johann Heinrich Meyer

Ihr Brief vom 20. August ist der letzte den ich erhalten habe, und seit dem 15. Sept. habe ich Ihnen nicht wieder geschrieben. In diesen 4 Wochen sind wunderliche Dinge vorgegangen, die Franzosen sind in Deutschland so gut wie aufgerieben und die Österreicher operiren schon wieder gegen den Hundsrück und gegen das Elfas zu. Die Franzosen stecken zwar in Tyrol und haben Trient und Roveredo, doch hat Wurmser in der Lombardie große Vortheil erhalten, von denen Sie mehr Kenntniß haben werden als wir.

Leider können alle diese Begebenheiten auf uns beyde nur so viel wirken, daß jeder vorerst auf seinem Platze bleibt und mit dem besten Fleiße dem Frühjahr entgegen hofft. Gerning schreibt mir er wollte diesen Herbst noch nach Neapel. Wenn es keine Rodomontade ist, so schicke ich Ihnen allerley durch denselben, wäre er wirklich, wie zu vermuthen ist, wenn er die Reise unternimmt, mit guten Pässen und Empfehlungsschreiben versehen, so könnten Sie, wenn Sie in Florenz fertig wären, die Reise mit ihm machen, und ich zahlte, was er für Sie auslegt, an seinen Vater nach Frankfurt. Er ist freylich sehr unzuverlässig, doch sind solche Menschen auch manchmal brauchbar. Es mag mir gehen wie es will, so wünschte[227] ich daß Sie nicht nach Hause zurückkehrten ohne den Schatz zu Portici genutzt zu haben. Da der Krieg sich so weit von Neapel entfernt, wird es auch dort für einen Fremden leidlicher leben seyn, besonders wenn man sich als Künstler legitimirt und vielen Personen bekannt ist. Sagen Sie mir darüber Ihre Gedanken. Aus der beyliegenden Rechnung sehen Sie, daß Sie nach Abzug der 200 Laubthlr. bey mir noch zu gute behalten, daß Sie Ihre Kunstarbeiten schon als reinen Profit mitbringen und daß Sie auf Ihrer Reise nicht so viel verzehren können als Ihnen Ihre Manuscripte bezahlt werden, sobald Sie solche künftig rangirt haben. Werden Sie also nicht müde noch verdrießlich, wenigstens von Ihrer Seite Ihren Plan zu verfolgen und bedenken Sie daß das was Sie jetzt nicht ausführen schwerlich ein anderer in vielen Jahren leisten wird.

Schillers Almanach, den er aus mancherley Ursachen in Jena drucken ließ, und den Sie durch Gerning erhalten sollen, hat uns manchen Spaß aber auch manche Beschwerlichkeiten gemacht. Ich habe zuletzt selbst noch die Decke zeichnen müssen und das Titelkupfer von Bolt ist nichts weniger als gut gerathen. Haben Sie deswegen die Güte uns sobald als möglich mit einer Zeichnung für beyde zum künftigen Almanach zu beglücken. Die schwarzen Linien, die ich auf die letzte Seite ziehe bezeichnen die Größe der Decke und die rothen des Titelkupfers, leider ist[228] diesmal alles zu spät angeordnet und alsdann aus dem Stegreife behandelt worden.

Noch muß ich eins bey Ihnen nachfragen. Es sind die Italiänischen nachgemachten Blumen bey uns, wegen Ihrer Natürlichkeit, wieder seit einiger Zeit berühmt geworden, da der Medicus Hufeland aus Italien eine solche Garnitur zum Tischaufsatz erhalten hat. Loder wünscht auch dergleichen, könnten Sie gelegentlich solche finden, anschaffen und herausspediren, so würden Sie Ihr Andenken auch von dieser Seite erneuern.

Die Decke zum Almanach, wünscht ich, daß Sie als wenig erhobene Arbeit behandelten, gleichsam als in Gold oder Silber geprägt. Wenn Sie mir die Zeichnungen schicken, so melden Sie mir nur gleich den Preis, denn der Arbeiter ist seines Lohnes Weth.

W. den 12. Octobr. 1796.

G.


11/3410.


An Friedrich Schiller

Nun hoffe ich bald zu hören, daß Sie von der Sorge und Qual, die Ihnen der Almanach gemacht hat, befreyt sind. Wenn man nur auch der lieben Ruhe zu genießen recht fähig wäre, denn man lädt sich, wie die entbundenen Weiber, doch bald wieder eine neue Last auf.

Die 2000 Exemplar der Decken sind nun abgeliefert.

[229] Hier folgen

Titelblätter 26.

Decken71.

Titelkupfer81.

Das ist nun alles theils zu viel, theils zu wenig, die 100 Exemplare, die Ihnen fehlen, müssen sich aber auf alle Fälle finden.

Morgen früh liefert mir der Buchbinder seine letzten Exemplare, ich will gleich 20 davon an Hoffmanns geben, und die übrigen liegen lassen bis das Industrie-Comptoir von Leipzig zurückkommt. Die Berechnung von den Exemplaren die durch meine Hand gegangen sind schicke ich Sonnabends; es wird alles so leidlich zutreffen.

Alsdann soll auch die Geldrechnung folgen. Eine Abschrift von Starkes Rechnung, die ich bezahlt habe, liegt hierbey, Sie erhalten alsdenn alles auf Einem Blatte.

Heute nichts weiter. Heil unserer Freundin Sie daß Sie unsere Gedichte abschriftlich verbreiten und sich um unsere Aushängebogen mehr als wir selbst bekümmern will! Solchen Glauben habe ich in Israel selten gefunden.

Die guten Exemplare für Hoffmann schicken Sie mir ja wohl.

27 Melodien habe ich im letzten Pact erhalten. Leben Sie recht wohl, nächstens mehr.

Weimar den 12. Octobr. 1796.

G.[230]


11/3411.


An Friedrich Schiller

Sie erhalten hierbey auch die Rechnung, mit der Abschrift der einzelnen Quittungen, und so wäre auch das berichtigt. Die 95 rh. 9 gr. Überschuß wünschte ich für Rechnung Herrn Cotta's inne zu behalten, indem er uns doch zu unserer Italiänischen Expedition Zwischenzahlungen auf das Honorar des Horen versprochen hat. Wegen der hier gebundenen Exemplarien liegt eine Berechnung bey. Können Sie mir beyliegenden, nur halbgedruckten Bogen gegen einen vollkommenen auswechseln, so wird noch eins gebunden und wir sind vollkommen richtig. Ich schicke Ihnen das erste Holländische zurück und eins von meinen Velin, dagegen ich mir zwey geringe genommen habe. Eben so folgt auch eine Lage die zu viel war.

Auch hat man mir noch Abdrücke der Decke geschickt, die sich, ich weiß nicht wo, versteckt hatten. Ich hoffe Sie sollen nun genug haben, auf alle Fälle läßt sich dieser Mangel am leichtesten ersetzen, ich werde die Platte zu mir nehmen.

Weiter wüßte ich nun nichts, und wünsche diesem Werke gut zu fahren. Im Ganzen finde ich nur einerley Wirkung: jedermann findet sich vom Phänomen frappirt und jedermann nimmt sich zusammen, um mit anscheinender Liberalität und mehr oder weniger erzwungenem Behagen darüber zu sprechen,[231] und geben Sie einmal acht, ob das nicht meist der Fall seyn wird.

Für die sonderbare Nachricht, daß der Prophet in Jena sey, danke ich aufs beste. Ich werde mich seiner zu enthalten suchen und bin sehr neugierig auf das was Sie von ihm sagen werden. Blumenbach war auch bey mir, er hatte einen sehr interessanten Mumienkopf bey sich.

Wenn die Conferenz zwischen dem Propheten und Paulus zu Stande kommt, so zieht der letzte wahrscheinlich den Kürzern und muß sich noch bedanken, daß er beleidigt worden ist. Es kostet dem Propheten nichts sich bis zur niederträchtigsten Schmeicheley erst zu assimiliren, um seine herrschsüchtigen Klauen nachher desto sichrer einschlagen zu können.

Sagen Sie mir doch etwas von der Geschichte der kleinen Schönheit.

Ein Heft Cellini ohngefähr 12 Bogen Manuscript kommt bald, alsdenn giebt es noch zwey Abtheilungen die ich gleich hintereinander vornehmen will, da ich zu mich völlig unfähig fühle etwas anders zu thun. Die zwey armen letzten Gesänge werden noch eine Zeit im Limbo verweilen müssen, es ist wirklich eine Art der fürchterlichsten Prosa hier in Weimar, wovon man außerdem nicht wohl einen Begriff hätte.

Ich lege auch das letzte Buch meines Romans bey, da mir die letzten Bogen des siebenten Buchs fehlen. Wahrscheinlich hat Unger sie, nach seiner löblichen[232] Gewohnheit, durch Einschlag geschickt und sie liegen, ich weiß nicht wo. Sobald die guten Exemplare kommen, erhalten Sie eins davon.

Gestern ist meine Freytags-Gesellschaft wieder angegangen; ich werde sie aber wohl nur alle 14 Tage halten und dazu einladen lassen.

Leben Sie recht wohl und grüßen Sie alles.

Weimar den 15. Octobr. 1796.

G.


Noch etwas: können Sie mir nicht über einen gewissen Hauptmann Rösch aus Stuttgart einige Nachricht geben? vielleicht haben Sie ihn persönlich gekannt. Von seinen guten Kenntnissen sind wir informirt; es wäre jetzt hauptsächlich von seiner Person, seinem Charakter und übrigem Wesen die Rede.


11/3412.


An Friedrich Heinrich Jacobi

Aus dem Brief an Max siehst du wie es mit mir steht und daß ich, da mein Flug nach Süden gehemmt worden, für diesen Winter wieder hier leibeigen bin.

Es wäre mir von so viel Freude als Nutzen gewesen dich wieder zu sehen. Denn erstlich ist der Roman nun fertig, und ich hätte dich gern, über dieses Ganze ohne Ende, umständlich gehört; dann habe ich mich mit allen meinen Kräften auf das epische geworfen[233] und will sehen, am Ende meiner Laufbahn, auch noch um diesen Eckstein herumzukommen, worüber ich denn sehr gerne theoretisch mit dir geschwatzt und dir meine Versuche vorgelegt hätte. Eben so wichtig wäre es mir gewesen dir meine weiter verbreiteten und besser geordneten Plane über die natürlichen Dinge darzustellen, weil es besonders jetzt auf Ausbildung des Subjects ankommt, daß es so rein und tief als möglich die Gegenstände ergreife und nicht bey mittlern Vorstellungsarten stehen bleibe, oder wohl gar sich mit gemeinen helfe. Du würdest mich nicht mehr als einen so steifen Realisten finden, es bringt mir großen Vortheil daß ich mit den andern Arten zu denken etwas bekannter geworden bin, die ich, ob sie gleich nicht die meinigen werden können, dennoch als Supplement meiner Einseitigkeit zum praktischen Gebrauch äußerst bedarf.

Du wirst wahrscheinlicher Weise meinen Roman eher aus dem Buchladen als von mir erhalten, ich habe selbst noch kein Exemplar, weil das Glätten aufhält. Es war ungeschickt von mir daß ich dir nicht eins direct aus Berlin addressiren ließ; sobald mein Paket ankommt, sende ich eins ab.

Auf Maxens Ankunft freue ich mich sehr. Ich hoffe er wird eine Zeit lang bey mir bleiben können, da Meyer nicht hier ist, kann ich ihn recht gut logiren. Lebe wohl und gedenke mein unter den deinigen, und behalte mich lieb.

[234] Humboldt kommt nun auch bald wieder, ich freue mich besonders dessen was er von dir erzählen soll.

Weimar den 17. Octobr. 1796.

G.


11/3413.


An Christian Gottlob Voigt

Ich bin völlig Ihrer Meinung nach den vorliegenden Umständen, daß man dem Gastwirth Heiße in Stützerbach den Fischereipacht ließe, ja ihm sogar das Pachtgeld gegen gute Aufsicht gutthäte.

Indessen könnte man allenfalls den Herzogischen Bericht noch einmal hinauf communiciren und hören, was sie sonst noch vorbringen, da die Sache ohnedem keine Eile hat.


Sollte man wegen des Weidenverkaufs und Pachtes nicht mit fürstlicher Kammer dergestalt recommuniciren:

Man glaube Serenissimi gnädigsten Befehl dahin interpretiren zu dürfen, daß die Verpachtungen oder der Verkauf der Korbmachenweiden nicht zum Schaden der Wasserbaue geschehen sollten; man ersuche daher fürstl. Kammer die Rentbeamten dahin anzuweisen, daß sie bei dergleichen Vorkommenheiten an der Ilm dem Lieutenant Vent und an der Saale dem Conducteur Goetze Nachricht zu geben hatten, welche beiderseits von fürstlicher Wasserbaucommission angewiesen[235] werden sollten das Vortheilhafte des Ufer baues bey ihrer Entscheidung vor Augen zu haben; übrigens könne alles in der bisherigen Ordnung verbleiben und die Pachtungen sowol von den Rentbeamten besorgt, als die Pachtgelder zu den Rentämtern genommen werden.

Weimar den 17. October 1796.

G.


11/3414.


An Friedrich Schiller

Beyliegendes Packet war schon vorgestern Abend beysammen, ich lege noch das Heft Cellini bey, welches indessen fertig geworden. Sie sehen es ja wohl noch einmal durch und lassen es abschreiben.

Aus dem Propheten ist ein Prophetenkind geworden, das ich aber auch nicht zu sehen wünsche, da ich, nach dem erhabenen Beyspiel des Judengottes, meinen Zorn bis in die 4te Generation behalte.

Die drey ersten Gesänge des neuen Gedichtes sind nun so ziemlich durchgearbeitet, ich werde nunmehr an den 4ten gehen. Alle vier zusammen werden etwa 1400 Hexameter haben, so daß, mit den zwey letzten Gesängen, das Gedicht wohl auf 2000 anwachsen kann.

Auch werden Fisch und Vögel anatomirt, und geht alles neben einander seinen alten Gang. Leben Sie recht wohl und lassen Sie mich bald hören daß Sie leidlich gesund und fleißig sind.

W. d. 18. Octbr. 96.

G.[236]


11/3415.


An Friedrich Schiller

Recht vielen Dank für den überschickten Körnerschen Brief. Eine so wahrhaft freundschaftliche und doch so kritisch motivirte Theilnahme ist eine seltne Erscheinung. Ich will gedachte Blätter noch einige Tage behalten um verschiedne Gedichte, die ich noch nicht einmal gelesen habe, bey dieser Gelegenheit anzusehen. Grüßen Sie den Freund recht vielmals und danken ihm auch von mir, sagen Sie ihm etwas von meinem neuen Gedichte und versichern Sie ihn, daß ich mich freue es dereinst in seinen Händen zu sehen.

Den Spitz von Gibichenstein müssen wir nun eine Weile bellen lassen bis wir ihn einmal wieder tüchtig treffen. Überhaupt aber sind alle Oppositions-Männer, die sich aufs negiren legen und gern dem was ist etwas abrupten möchten, wie jene Bewegungsleugner zu behandeln: man muß nur unablässig vor ihren Augen gelassen auf und abgehen.

Hinter seinem Anpreisen der ausgelassenen Stellen des Cellini fürchte ich, steckt was anders. Da er das Original hat, fürchte ich übersetzt er die fehlenden Stellen und läßt das Ganze nachdrucken, denn er ist zu allem fähig. Ich will daher die zwey letzten Lieferungen, die ohnedem zusammen gehören, erst ins künftige Jahr geben, mein Manuscript indessen completiren und eine vollständige Ausgabe ankündigen.

[237] Denn das Gefrage darnach ist sehr stark und die zerstreute Lectüre im Journal macht schon jedermann ungeduldig.

Wenn Sie an Boie schreiben so fragen Sie ihn doch ob er mir die englische Übersetzung, die ich von ihm durch Eschenburg habe, überlassen will. Ich will gern bezahlen was sie kostet und noch ein Exemplar meiner Übersetzung, wenn sie einmal ganz herauskommt, versprechen.

Auf Humboldts Ankunft freue ich mich recht sehr. Sobald er da ist, besuche ich Sie wohl einmal, wenn es auch nur ein Tag ist.

Vom siebenten und achten Stück haben Sie mir von jedem zwey Exemplare, eins auf blaulichem, eins auf gelblichem Papier geschickt. Ich bitte bald um die übrigen, denn man quält mich gewaltig darum.

Leben Sie recht wohl, grüßen Sie alles und sagen Sie mir bald daß Sie eine neue Arbeit angefangen haben.

Weimar den 19. Octobr. 1796.

G.


Könnten Sie mir nicht ein fünftes Stück der Horen von diesem Jahr von welcher Papiersorte es auch sey, noch überlassen?

Mein Pack Dienstag mit der fahrenden Post ist doch angekommen?[238]


11/3416.


An Friedrich Heinrich Jacobi

Mache dem letzten Bande des Romans, der hier ankommt, ein freundlich Gesicht und von dem manichfaltigen was er enthält eigne dir auch was zu.

Eins von den beyliegenden Exemplaren besorge gefälligst an Iffland, eins an Schlosser.

Lebe wohl mit den deinigen.

W. d. 21. Octbr. 1796.

G.

Schicke mir Max bald.


11/3417.


An Justus Christian Loder

[Concept.]

Ew. Wohlgeb. erhalten hierbey

1) In Laubthalern zu 1 rh. 14 gr.

a) Zwey Quartale Michael und Weihnachten150

b) Außerordentl. Zuschluß50

200

worüber ich mir die Quittungen erbitte um die zu terimsquittungen, welche ich bey fürstl. Kammer einstweilen eingelegt dagegen wieder einzulösen.

Sie werden die Güte haben nunmehr sowohl die Leipziger Mineralien von diesem Gelde zu bezahlen als auch Professor Lenzen, mit dem Sie wohl schon eine Übereinkunft getroffen haben, wenigstens zum Theil zu befriedigen.

[239] Sodann erhalten Sie

2) In Laubthalern zu 1 rh. 13 gr.... 42 rh. 3 gr. wogegen ich mir die auf beykommendem Blatte verzeichneten Mineralien auf das beste gepackt nächstens zu überschicken bitte. Ich wünsche recht wohl zu leben und freue mich über den Zuwachs den unser Cabinet hierdurch auf Einmal erhält.

Weimar den 22. Octobr. 1796.


11/3418.


An Friedrich Schiller

Die Exemplare des letzten Bandes sind endlich angekommen und ich schicke gleich hier ein halb Dutzend

für Sie,

Loder,

Justizrath Hufeland,

Hofrath Hufeland,

Griesbach und

Humboldt.

Auch folgt der Körnerische Brief, den ich mit vielem Vergnügen mit den Gedichten verglichen habe. Ich wünsche bald zu erfahren, was er über den Roman sagt. Leben Sie recht wohl. Ich arbeite jetzt nur, um diese paar Monate zu überstehen und die ungünstige Zeit der kurzen Tage und des traurigen Wetters nicht ganz unnütz zu verleben.

Weimar den 22. Octobr. 1796.

G.[240]


11/3418a.


An Franz Kirms

[Weimar, 22. October 1796?]

Ich bin wohl zufrieden daß Sie ihm diesen Brief schreiben.

G.[60]


11/3419.


An den Prinzen August von Sachsen-Gotha

[Concept.]

[24. October.]

Ew. Durchl.

erhalten hierbey den letzten Band des Romans, ich wünsche daß Sie einige Winterstunden nicht ganz unangenehm in der wunderbaren Gesellschaft, die er darstellt, zubringen mögen. Durchl. der Herzogin bitte ein Exemplar nebst beyliegendem Brief und Packet überreichen zu lassen und die beyden andern Herrn von Thümmel und Frau von Frankenberg in die Hände zu bringen.

Die kleine liebenswürdige Prinzessin ist wieder glücklich bey mir angelangt und wird, so gut ich nur kann, verehrt und bewirthet.

Ihre Bemerkungen wegen Übersetzung und Umkleidung sind vollkommen richtig. Gewinnt man einer fremden Arbeit die Art nicht ab, wie sie behandelt werden will, so kann eine Übersetzung oder Umbildung nicht gelingen. In wie fern ich bey dieser Arbeit Glück habe, sollen Ew. Durchl. noch vor Ende des Jahrs beurtheilen. Ich hoffe die kleine außerordentliche Königin soll zu Weihnachten in doppelter Gestalt vor Ihnen wieder erscheinen.

Vor mehr als einem Jahre cursirte hier ein Manuscript das sich, glaub ich, von Ew. Durchl. herschrieb, es betraf eine wundersame Geschichte die der[241] Clairon begegnet war, dürfte ich mir dasselbe auf eine kurze Zeit ausbitten. Ich wünsche zu hören daß Sie sich recht wohl befinden und nicht aufhören meiner zu gedenken.


11/3420.


An die Herzogin Charlotte von Sachsen-Gotha

[Concept.]

[24. October.]

Mit dem vierten Bande meines Romans der sich Ew. Durchl. zu gnädiger Aufnahme empfiehlt, kommen auch noch ein paar französische Partituren die in Ew. Durchl. Sammlung gehören, und die sich erst jetzt bey Revision der Theatermusik gefunden haben. Verzeihen Ew. Durchl. diese späte Zurücklieferung, erhalten mir ein gnädiges Andenken, empfehlen mich Durchl. dem Herzoge und lassen mein Andenken manchmal in dem Kreise leben der das Glück hat sich um Sie zu versammeln.


11/3421.


An Friedrich Schiller

Die Schachtel der Zwiebacke kommt hier mit vielem Danke zurück. Ich habe statt dieser Speise ein paar Stück des philosophischen Journals hineingelegt, die ich doppelt habe und die ich Niethammern wieder zu geben bitte.

[242] Den Hirtischen Aufsatz finde ich nicht, er wird wohl nachkommen.

An das letzte Stück der Horen dieses Jahres wie an die ersten des folgenden habe ich auch schon gedacht, es ist mir aber leider noch kein Rath erscheinen. Was ich von alten Sachen habe, hat keine rechte Gestalt und ist eigentlich verlegene Waare. Was Tagebuch meiner Reise von Weimar bis Rom, meine Briefe von dort her, und was sonst allenfalls davon unter meinen Papieren liegt, könnte nur durch mich redigirt werden, und dann hat alles, was ich in dieser Epoche aufgeschrieben, mehr den Charakter eines Menschen der einem Druck entgeht, als der in Freyheit lebt, eines Strebenden, der erst nach und nach gewahr wird, daß er den Gegenständen, die er sich zuzueignen denkt, nicht gewachsen ist, und der am Ende seiner Laufbahn erst fühlt, daß er erst jetzt fähig wäre von vorn anzufangen. Zu einer absichtlichen Composition umgearbeitet würden solche Actenstücke wohl einigen Werth erlangen, aber so in ihrer lieben Natur sind sie gar zu naiv.

Mit dem Weimarischen Publiko bin ich im Ganzen wegen des Almanachs ziemlich zufrieden, doch ist der Gang immer eben derselbe, die Xenien verkaufen die Tabulas votivas und was sonst gutes und ernsthaftes in dem Büchlein stehen mag. Daß man nicht überall mit uns zufrieden seyn sollte, war ja die Absicht, und daß man in Gotha ungehalten ist, ist recht gut. Man[243] hat dort mit der größten Gemüthsruhe zugestehen, wenn man mir und meinen Freunden höchst unartig begegnete, und da das litterarische Faustrecht noch nicht abgeschafft ist, so bedienen wir uns der reinen Befugniß uns selbst Recht zu verschaffen, und den nekrologischen Schnabel zu verrufen, der unserm armen Moritz, gleich nach dem Tode, die Augen aushackte. Ich erwarte nur daß mir jemand was merken läßt da ich mich denn so lustig und artig als möglich expectoriren werde.

Ich wünsche sehr zu hören daß der Wallenstein Sie ergriffe, es würde Ihnen und dem deutschen Theater recht wohl bekommen.

Ich habe diese Tage angefangen die Eingeweide der Thiere näher zu betrachten und wenn ich hübsch fleißig fortfahre, so hoff ich diesen Winter diesen Theil der organischen Natur recht gut durchzuarbeiten. Leben Sie recht wohl. Ich wünsche gar sehr Sie bald wieder zu sehen.

Weimar den 26. Octobr. 1796.

G.


11/3422.


An Friedrich Schiller

Ich bin genöthigt auf einige Tage nach Ilmenau zu gehen und danke nur noch geschwind für die übersendeten Horen. Es ist lustig daß wir durch Humboldt den Rumor erfahren, den der Almanach in[244] Berlin macht, er wird nun auch erzählen können wie es in Halle aussieht. Sobald ich wieder komme, besuche ich Sie. Gotha ist auch in großer Bewegung über unsere Verwegenheit. Hierbey ein Blättchen Distichen vom Prinzen August, der die Sache noch artig genug nimmt. Der Hirtische Aufsatz kommt hier zurück. So füge ich auch die Kupferplatte bey. Ein schönes Glück wär's wenn mir in Ilmenau noch ein Stück des epischen Gedichts gelänge, die große Einsamkeit scheint etwas zu versprechen.

Meyer hat wieder geschrieben. Seine Copie ist fertig, er geht nun an fernere Beschreibung der Alterthümer. Leben Sie recht wohl und schreiben mir nur immer hierher, man schickt mir die Briefe nach. Grüßen Sie Humboldts vielmal und Ihre liebe Frau. Mich verlangt recht Sie bald wieder zu sehen.

Weimar den 29. Octobr. 96.

G.


11/3423.


An Charlotte von Stein

[29. oder 30. October.]

Diese Tage gedachte ich Ihnen aufzuwarten, über Fritz das weitere zu sprechen und, wenn es noch die Absicht ist, die verlangten Sachen einpacken zu helfen. Nun werde ich nach Ilmenau gerufen, wo ich etwa acht Tage bleiben und mir nach meiner Rückkunst die Erlaubniß erbitten werde Sie zu besuchen. Hier bringt indeß der kleine Bote drey Stücke Horen, wenn Sie[245] etwa die Fortsetzung des Cellini lesen und sie Ihrem Herrn Sohn nach Kochberg schicken wollen.

Geben Sie dem Kleinen noch einen freundlichen Wunsch auf die Reise, ich will ihn mitnehmen. Leben Sie recht wohl.

G.


11/3424.


An Johann Heinrich Meyer

Ich habe nun zwey Briefe von Ihnen vor mir Nr. 8 und 9. Am 7. Octobr. als Sie den letzten schrieben, waren drey von mir abgegangene Briefe noch nicht in Ihren Händen:

Nr. 16, den ich mit einer gedruckten Idylle in der großen Verwirrung der Dinge über Frankfurt schickte, vom 17. August.

Nr. 17, worinn die Nachricht enthalten war, daß Ihr Credit bey Eschern gemacht sey, vom 15. Sept.

Nr. 18 vom 12. Octobr. worinn ich Ihnen Ihre Rechnung schickte und von Gernings Anzeige, daß er wieder nach Italien gehen wolle, Nachricht gab.

NB. Sie haben recht gemuthmaßt, es fehlt Ihnen keiner meiner Briefe, ich habe eine Nr. übersprungen.

Herr Escher hat mir indeß sehr höflich geantwortet und sowohl Ihnen als mir künftig seinen Credit angeboten. – Die Beschreibung der Zimmer der Prinzessin Altieri ist angekommen, wir haben sie mit vieler Freude in die Horen gesetzt. Heute erhalte ich das 9. Stück worin sie steht. Gedruckt habe ich sie[246] noch nicht gesehen.1 – Mit den hetrurischen Gefäßen ist es, wie Sie mir schreiben, doch eine gar sonderbare Sache, Sie werden aber gewiß, bey weiterer und näherer Betrachtung, auf den Grund dieses Phänomens kommen, man hat freylich immer nur zu sehr beym Erklären und Klassificiren alter Kunstwerke das materielle walten lassen und seltner Gestalt, Sinn und Kunstwerth um Rath gefragt. – Da ich eben in meinem Cellini an den Guß seines Perseus komme, und durch Sie von seinen herrlichen Vorgängern höre, so wird es mir recht deutlich wie man von dem reinen Wege der Natur und der gefühlten und überlegten Kunst, durch Phantasie und Leidenschaft bey einem angebohrnen großen Talent, auf den Weg der Phantasterey und Manier gerathen könne und müsse. Wenn man hört, wie er gearbeitet hat, und was er an sich rühmt, so ahndet man was seine Werke seyn müssen.

Möchte ich doch die trefflichen Arbeiten seiner Vorgänger, die Sie mir nennen, bald mit Ihnen anschauen! Denn was nur durch die Sinne gefaßt werden kann, dessen Erzählung erregt im Gemüth eine lebhafte und beynah ängstliche Sehnsucht, und je genauer wir von solchen Gegenständen sprechen hören, desto gewaltsamer strebt der Geist nach ihnen. –

Ihre Beschreibung von Fiesole in Nr. 9 hat mich außerordentlich erfreuet, das wäre so ein Anfang, wie[247] ich dereinst unsere Topographie ausgeführt wünschte, anstatt daß man die Leser immer mit Wiederholung der Straßen und Wegebeschreibungen ermüdet. – Es ist mir sehr lieb, daß Ihnen die vortreffliche reisende Dame aufgestoßen ist und daß Sie durch dieses Mustersbild einen Begriff von dem christlich-moralisch-ästhetischen Jammer bekommen haben, der sich an den Ufern der Ostsee in der ohnmächtigsten Aufgeblasenheit versammelt. Es ist weder ein Bund noch eine Gesellschaft sondern der höchste Grad von Schwäche, Armuth, Verworrenheit und Eigendünkel, der sie verbindet, denn im Grunde sind sie mit einander gar nicht einig als darinn, daß sie gerne alles was sich über den Niveau ihrer Misère erhebt dem Erdboden gleich machen möchten.

Wir haben in dem Schillerischen Musenalmanach eine sehr lebhafte Kriegserklärung gegen das Volk gethan und sie so gewürzt daß sie wenigstens jedermann lesen wird, denn da die Gesellen mit ihrer Druckserey, Schmeicheley, Schleicherey und heiligen Kunstgriffen aller Arten, immer, theils im Stillen fortfahren, theils auch sich gelegentlich mit einem vornehmen Christenblicke öffentliche sehen lassen; so bleibt nichts übrig als ihnen hartnäckig und lebhaft zu zeigen, daß man in der Opposition verharren werde. – Der alte Kant hat sich, Gott sey Dank, endlich über die Herren auch ereifert und hat einen ganz allerliebsten Aufsatz über die vornehme Art zu Philosophiren in[248] die Berliner Monatschrift setzen lassen, er hat niemand genannt, aber die philosophischen Herrn Aristokraten recht deutlich bezeichnet. Ich hoffe wir sollen uns bey unserm bösen Ruf erhalten und ihnen mit unserer Opposition noch manchen bösen Tag machen. Sie haben zwar die Menge für sich aber es wird ihnen doch immer weh, wenn man auf ihre Schattengötzen auch nur mit der Laterne zugeht und dann ist es das lustigste daß, Sie bey andern Parteyverhältnissen, die Familien unter sich nicht einig sind und ehe man sichs versieht einmal ein Sohn oder eine Tochter sich zu unserm credo herüberneigt. Hier steht ein kleines Gedicht von mir aus gedachtem Musenalmanach:


Der Chinese in Rom.


Einen Chinesen sah ich in Rom, die gesammten Gebäude,

Alter und neuerer Zeit, schienen ihm lästig und schwer.

Ach! so seufzt' er, die Armen! ich hoffe sie sollen begreifen

Wie erst Säulchen von Holz tragen des Daches Gezelt,

Daß am Latten und Pappen, und Schnitzwerk und bunter Vergoldung

Sich des gebildeten Aug's feinerer Sinn nur erfreut.

Siehe, da glaubt' ich, im Bilde, so manchen Schwärmer zu schauen,

Der sein lustig Gespinnst mit der soliden Natur[249]

Ewigem Teppich vergleicht, den ächten, reinen Gefunden

Krank nennt, daß ja nur er heiße, der Kranke gesund.


Da nun der allergrößte Verdruß, den man diesem pfuscherischen Volke anthun kann darinne besteht, wenn man jede Kraft die an einem ist, besser und lebhafter ausbildet und sich und sein Talent immer fortschreitend und fruchtbar sehen läßt; so gratulire ich zu der vollendeten Madonna, ich freue mich im Geiste sie dereinst bey uns aufgestellt zu sehen. Arbeiten Sie ja vor allen Dingen für sich und für uns und sorgen Sie für Hausgötter in das große noch immer leere Gebäude. Ich will das übrige nöthige nicht versäumen. Sobald Sie Ihre Kunstbemerkungen aufgeschrieben haben so machen Sie sich an das beste und liebste was Sie vor sich finden. Über die Farbenterminologie will ich Ihnen ehestens meine Gedanken aufsetzen.

W. d. 30. Ocktbr. 96.

G.


1 Heute erhalte ich das 9te Stück worin sie steht.


11/3425.


An Carl Ludwig von Knebel

[Ende October.]

Auf das beste dancke ich dir, mein werther, für das gute Wort das du mir zuspricht. Jemehr man[250] bey seiner Bildung und bey seinen Arbeiten nur auf die strengsten Forderungen der Natur und der Kunst achtet, desto seltner kann man sich einen reinen Wiederklang von aussen versprechen. Sehr tröstlich, beruhigend und aufmunternd ist daher die Versicherung des Freundes der uns auf unsern Wegen gerne begleiten und begegnen mag.

Ich habe mich jetzt wieder in das epischen Fach gewendet, woraus ich dir einige Proben bald vorzutragen wünsche.

Lebe recht wohl und gehe mit geneigtem Gemüthe an den letzten Theil des Romans.

G.


11/3426.


An Christian Gottlob Voigt

Das schöne Wetter, das mich heraufbegleitet hat, ist zwar gleich in ein trübes verwandelt, doch ist es noch trocken und angenehm frisch.

Der Bergrath wird referiren wie die Sache steht; das beste ist, daß wir den Treuen Friedrich so leicht wieder fahrbar machen und daß wir mit den Tonnen des Treibwerks die Wasser nicht allein halten, sondern auch dergestalt gewältigen, daß die Schachtwasser aus den Stollen wieder heraus müssen und daß sie weder gegen das nasse Ort steigen, noch sich auch in so großer Masse hinter dem Bruch versammeln können, dadurch die Aufsäuberung des Bruches weniger gefährlich ist.

[251] Von allem übrigen nächstens, wenn ich es mehr übersehe.

Schrater ist heute Nacht gestorben und es stirbt uns da doch auch etwas zu. Seine Wittwe bleibt freilich mit vielen Kindern zurück, an der wohl auch einige Barmherzigkeit zu thun ist; doch wird man sie wohl mit einer kleinen Abfindung los, weil sie wohl wieder nach Hessen zurückgeht.

Da die berühmte Tabelle sich hier oben befindet, so will ich mich mit Ausfüllung einiger Rubriken beschäftigen.

Leben Sie recht wohl und schreiben mir bald etwas, wenn sich Gelegenheit findet.

Dieses bringt der Kammerbote mit.

Ilmenau den 31. October 1796.

G.


Dienstag den 1. Nov.

Vorstehendes ist liegen geblieben und ich füge nur noch einiges heute dazu, da der Bergrath seine Relation durch Bergleute schon wird erstattet haben.

Es ist nun abzuwarten, bis der Treue Friedrich in Stande ist; ich hoffe Sie sollen vor Ende der Woche damit und mit den Rettungsthüren fertig sein und vielleicht einen Anfang zum Aufräumen des Bruches machen.

Leider sind ein Paar Tonnen beim Wassergewältigen in den Schacht hinein gegangen; doch ist keine Sorge, daß man die Wasser nicht wenigstens[252] auf dem Stollen halten könne. Ich will geruhig abwarten bis alles in Gang ist und alsdann zurückkehren. Das Regenwetter macht den hiesigen Aufenthalt sehr traurig und ich habe ohngeachtet der Einsamkeit noch nicht zur Stimmung gelangen können etwas zu arbeiten; inzwischen giebt des Bergraths Mineraliencabinet eine recht angenehme und lehrreiche Unterhaltung. Leben Sie recht wohl; ich hoffe Sie bald wieder zu sehen und bitte um einige Nachricht, wie es in der politischen und weimarischen Welt aussieht.

Beiliegendes bitte in mein Haus zu schicken; man wird etwas dagegen einschicken, das ich mit der Überbringerin dieses anher zu schicken bitte. Ich wünsche nochmals recht wohl zu leben.

G.


11/3427.


An Christiane Vulpius

Die Fahrt war, ohngeachtet des bösen Wegs, doch bey so schönem Wetter sehr angenehm und Gustel war sehr lustig und unruhig, so wie er auch heute Nacht sein Väterchen oft aufgeweckt hat. Nachdem wir erst den Ofen haben verschmieren lassen, der gestern Abend über die Maßen rauchte, wird nun unser Zimmer ganz freundlich werden und ich hoffe einzugewohnen und auch etwas zu arbeiten. Lebe recht wohl, Gustel läßt dich grüßen und fragen ob das Judenkrämchen[253] nicht angekommen ist? Dieses bringt ein Kammerbote, der aber nicht zurückgeht. Ich schicke wahrscheinlich erst Donnerstags einen Boten.

Ilmenau d. 31. Oct. 96.

Das Wetter war heut früh trübe und klärt sich auf. Wenn es sich hält, so habe ich übrigens hier angenehme Zeit.

Gestern Abend wollte mirs gar nicht gefallen. Es war so unwöhnlich in dem Wirthshause und der auch des Ofens machte meinen Wunsch nach Hause rege. Nach und nach wird es schon besser gehn. Lebe wohl liebes Kind. Der Bube ist gar artig.

G.


Dienstag den 1. November.

Das Vorstehende sollte schon gestern fort, ist aber liegen geblieben, nun schicke ich diesen Brief durch eine Botenfrau, die wieder zurückkehrt. Wenn du also dieses erhältst, so schicke alles was an mich eingekommen ist, versteht sich von Briefen und kleinen Paketen, an Herrn Geh. Rath Voigt. Noch will mirs hier nicht recht behagen, denn der Kleine, so artig er auch übrigens ist, läßt mich die Nächte nicht ruhig schlafen und Morgens nicht arbeiten. So geht mir die Zeit verloren und ich habe noch nicht das mindeste thun können, ich werde deßhalb wohl, sobald meine Geschäfte einigermaßen gethan sind, wieder zurück gehn, denn ich sehe nichts bessers vor mir, besonders, da das Wetter feucht und regnich ist.

[254] Schreibe mir wie es im Hause aussieht und was etwa sonst vorgefallen ist. Lebe recht wohl.

G.


11/3428.


An Christiane Vulpius

Ich bin gestern aus dem Löwen, wo ich in mehr als Einem Sinne höchst unangenehm lebte, aus und zu Herrn Oberforstmeister von Fritsch gezogen, wo es mir sehr gut geht. Ich hätte mich in jenem Gasthofe noch so hingeschleppt, wenn nicht der unvermuthete Tod des Wirthes zu dieser Veränderung Anlaß gegeben hätte.

Mein Geschäft hier ist so leicht nicht abgethan und ich komme schwerlich vor künftigem Mittewoch. Übrigens ist auch in müßigen Stunden keine Lust, denn das Wetter ist ganz abscheulich, es ist nur gut daß ich eine hübsche Stube habe, einen freundlichen Wirth, und nicht weit vom Bergrath wohne, an dessen Mineralienkabinet ich mich unterhalte.

Der Kleine ist sehr vergnügt und findet den ganzen Tag etwas zu treiben und zu spielen; Bergraths Fritz, der nun auch sein Nachbar ist, ist nun auch gesetzter und verständiger geworden. Lebe recht wohl. Ich sehe zwar gegenwärtig wie nothwendig es war daß ich hierher ging, und wie ich auch noch einige Zeit bleiben muß, bis alles wieder im Gang ist, allein ich versichre daß mir die Expedition keinesweges Spaß[255] macht und daß ich wieder recht bald bey dir zu seyn wünschte. Hast du mir etwas zu schicken oder zu schreiben, so sende es nur an Herrn Geheime Rath Voigt.

Ilmenau den 3. Novembr. 1796.

G.


11/3429.


An Christian Gottlob Voigt

Beiliegendes habe ich ostensibel geschrieben, damit es nebst meinem schematischen Protokolle vorgezeigt werden kann. Führen Sie immer unsere Herrn Deputirten in die Sache hinein; denn sie sieht sehr weitschichtig und zweifelhaft aus. Die Muthmaßung wegen des zweiten Bruchs ist das allerschlimmste.

Das, was nunmehr zu thun sein möchte, will ich auf alle Weise discutiren und einschicken, und nicht eher abgehen, als bis alles nach unserer besten Überzeugung gegangen ist.

Der gute Türk ist unvermuthet gestorben; sein Tod hat Herrn von Fritsch veranlaßt mir Quartier anzubieten, welches ich mit Dank angenommen habe, da ich im Gasthof äußerst unruhig und unbequem war.

Bei dem äußerst üblen Wetter giebt mir die Mineraliensammlung des Bergraths, die er zum größten Theil wieder in gute Ordnung gebracht hat, eine angenehme Unterhaltung.

Wollten Sie die Güte haben die indeß eingeschickten[256] Relationen des Bergraths sowie auch mein Protokoll und Brief, auch Ihre etwaigen Desiderata zu den Acten hinzuzufügen und mir zurückschicken! Ich wünsche recht wohl zu leben.

Ilmenau den 3. Nov. 1796.

G.


[Beilage.]

Erst nach und nach fange ich an mich zu überzeugen, daß meine Gegenwart hier von einigem Nutzen sein wird. Hierbei schicke ich eine kurze Punctation und zugleich das Fascikel Acten. Einige neuere Berichte haben Sie drinne und Sie werden dadurch in den Stand gesetzt sein zu übersehen, was begegnet ist und was man gethan hat. Zwei Hauptpuncte müssen erst ganz ins Reine; denn sie machen das Fundament unserer Hoffnung:

1. Die Zugänglichkeit durch den Treuen Friedrich zum Bruche von unten und 2. die Verminderung der Wasser durch den Johannes von oben.

Dieses beides war bisher unser Augenmerk und in einigen Tagen soll, hoffe ich, alles im völligen Gange sein. Sie haben ja wol die Güte die Acten und mein Blatt theils mit den Herrn Deputirten zu besprechen und mir, was Sie noch bei jedem Puncte erläutert wünschten, zu notiren; denn es wäre in jedem Sinne gut, daß man eine vollständige Geschichte dieser Begebenheit erhielte, weil man die Folgen nicht übersehen kann.

[257] Nach Berichtigung dieser Präliminarien kommt nun aber die Hauptsache selbst zur Sprache: ob man durch einen Umbruch oder durch Abbauung des Bruches den Stollen wieder in Gang setzen wolle? Wenn diese Frage ins gehörige Licht gesetzt ist, schicke ich sie nebst meinem Voto zur Entscheidung ein; denn ich wünschte, daß das, was geschieht, sowol von Ihnen als den Herrn Deputirten gebilligt werde, ja daß Serenissimus darum wisse; denn niemand kann für den Event stehen. Ich enthalte mich über diesen Punct etwas weiter zu sagen und wünsche zu hören, daß Sie sich recht wohl befinden.

Ilmenau den 3. Nov. 96.

Goethe.


11/3430.


An Christian Gottlob Voigt

Durch einen rückkehrenden Boten sage ich nur so viel, daß ich Sie bitte, jener Botenfrau, die Ihnen etwas von mir gebracht hat oder bringt, nichts mit zurück zu geben, weil ich erst jetzt erfahre, daß ihr Gehen und Kommen höchst unzuverläßig ist. Auf den Mittwoch erhalten Sie entweder einen expressen Boten von mir, oder Sie Gehen mich selbst.

Die Sache hier steht nicht schlimmer und nicht besser, als Sie solche kennen; das was vorläufig geschehen konnte, ist geschehen, allein über das, was zu thun ist, verändern sich die Meinungen nach den Umständen[258] alle Tage, und da ich einmal hier bin, so möchte ich gerne bleiben bis wenigstens, menschlicherweise zu reden, eine neue Einrichtung im Gange wäre. Kann ich das nicht abwarten, so müssen wir ihnen eben hier die Erlaubniß geben, nach bestem Wissen und Gewissen das Nöthige zu thun, auf Berichte können wir's nicht setzen es ist ein Kriegszustand und ich weiß noch nicht, was morgen räthlich und thunlich sein wird.

Was alles abgehandelt worden ist, und unter welchen Gesichtspuncten man die Sache betrachtet, er fahren Sie in einigen Tagen entweder durch mich selbst oder durch meine eingeschickten Aufsätze.

Da ich einmal hier bin und schon so viel Zeit angewendet habe, so will ich gern bei dem traurigen Wetter der guten Sache wegen noch einige Zeit aushalten, um so mehr, da ich einen so freundlichen Wirth habe.

Empfehlen Sie mich Durchlaucht dem Herzog zum besten und gedenken Sie mein.

Ilmenau den 6. Nov. 1796.

Goethe.


11/3431.


An Friedrich Schiller

Ihre beyden Briefe, werthester Freund, habe ich erst spät in Ilmenau erhalten, wohin, wie nach Cimmerien, die Boten langsam gehen, die Sonne[259] selten in dieser Jahrszeit bringt, der Almanach aber doch früh genug den Weg gefunden hat. Ich stehe vorerst dabey stille, daß wir mit beyden Werklein im Ganzen den gehörigen Effect gethan haben, einzelne Äußerungen können dem Autor selten wohlthun. Man steht denn doch am Ziel, es mag nahe oder fern gesteckt seyn, wenn einen der Leser gewahr wird. Nun kommen sie, gehen, rennen und trippeln auch wohl herbey, andere bleiben unterweges stehen, andere kehren gar um, andere winken und verlangen man solle wieder zu ihnen zurückkehren ins platte Land, aus dem man sich mit so vieler Mühe herausgearbeitet hat. So muß man die allgemeine Aufmerksamkeit für das Resultat nehmen und sich ganz im Stillen mit denjenigen freuen, die uns Neigung und Einsicht endlich am reinsten nähert; so habe ich Ihnen das nähere Verhältniß zu Körnern und Humboldt zu verdanken, welches mir in meiner Lage höchst erquicklich ist.

Durch die unmittelbare Berührung mit den Gebürgen und durch das Voigtische Mineralienkabinet bin ich diese Zeit her wieder in das Steinreich geführt worden. Es ist mir sehr lieb, daß ich so zufälligerweise diese Betrachtungen erneuert habe, ohne welche denn doch die berühmte Morphologie nicht vollständig werden würde. Ich habe diesmal diesen Naturen einige gute Ansichten abgewonnen, die ich gelegentlich mittheilen werde.

Sonst habe ich aber auch nicht den Saum des[260] Kleides einer Muse erblickt, ja selbst zur Prosa habe ich mich untüchtig gefunden, und weder Production noch Reproduction ließ sich im geringsten spüren. Das weitere müssen wir nun geduldig erwarten. Wann ich Sie sehen kann, weiß ich noch nicht, in der ersten Zeit darf ich von hier nicht weg; vielleicht komme ich nur einmal auf einen Tag, um Humboldts zu begrüßen und manches zu besprechen. Leben Sie recht wohl und grüßen alles was Sie umgiebt. Das Exemplar für Humboldt liegt hier bey.

Weimar den 12. Nov. 1796.

G.


11/3432.


An Friedrich Schiller

Die Actenstücke, die ich heute von Ihnen erhalte, kommen sogleich zurück. Bey dem einen ist es wirklich merkwürdig daß unsere Gegner bis jetzt das Element nicht finden können, worin wir uns bewegen; bey dem andern zeigt sich eine gewisse höhere Vorstellungsart, die denn auch ganz gut ist; sähe nur nicht die Neigung zu dem erquicklichen Wasser auch hier so klar mit durch.

Die oberdeutsche Litteratur-Zeitung lege ich bey und bitte mir sie bald zurück. Eine solche leichte, oberflächliche, aber wohlmeynende Behandlung des Ganzen ist nicht unerwünscht. Der Recensent ist wenigstens von vorn bis hinten à son aise, ein Fall,[261] in dem nicht jeder seyn möchte. Die Druckfehler in den angeführten Gedichten sind lustig genug.

Das verlangte Buch folgt auch. Ein solches Flick- und Lappenwerk ist nicht leicht erschienen. Wenn Künstler und Kunstwerke sich nicht immer, wie die Bleimännchen, wieder von selbst auf die Beine stellten, so müßten sie durch solche Freunde für ewig mit dem Kopf in den Quark gepflanzt werden. Bey der Ohnmacht des Verfassers ist es auffallend wie er sich durch gewisse Stiche selbst seinem eignen Helden formidabel machen will. Sein böser Wille gegen Sie leuchtet aus mehrern Stellen hervor. Ich habe einen boshaften Einfall wie man ihn, durch eine sophistische Wendung, in Tort setzen und ihn aus seinem eignen Grund und Boden schlagen könnte. Wenn der Spaß Ihren Beyfall hat, so führe ich ihn aus, er ist, wie mich dünkt, sans replique, wie jener vom litterarischen Sanscülottismus. Doch davon mündlich.

Meyer grüßt schönstens, er hält sich sehr wacker in Florenz sowohl arbeitend als betrachtend, nur wird ihm freylich die Einsamkeit mitunter sehr lästig. Leben Sie recht wohl, und grüßen alles was Ihnen nah ist.

Weimar den 14. November 1796.

G.


11/3433.


An Friedrich Schiller

Einige Dinge die ich gestern zurückließ, will ich doch gleich nachbringen. Erstlich gratulire ich zu der[262] zweyten Auflage; es war wohl nicht anders zu thun als daß Sie solche in Jena drucken ließen. Schicken Sie mir das Papier bald, denn man wird hier nicht gleich gefördert. Einige Buchstabenbemerkungen, sonst Druckfehler genannt, schicke ich Ihnen ehestens. Wie stark gedenken Sie diese Auflage zu machen? Wir können noch die dritte erleben.

Voßens Almanach ist über die Maßen schlecht, es thut mir leid für ihn und unser Verhältniß zu ihm, denn man muß seinen Nebenbuhlern doch einigermaßen gleich seyn wenn man sie nicht hassen soll. Die Mattherzigkeit der sämmtlichen Campagnie ist unglaublich und ohne die Paar Übersetzungen wäre beynah das Bändchen völlig leer. Doch leugne ich nicht, daß wir den Creator Spiritus wohl zum Freunde haben müssen, wenn wir das nächste Jahr nicht zurück, sondern vorwärts treten wollen.

Das Angenehmste, was Sie mir aber melden können, ist Ihre Beharrlichkeit an Wallenstein und Ihr Glaube an die Möglichkeit einer Vollendung; denn nach dem tollen Wagestück mit den Xenien müssen wir uns bloß großer und würdiger Kunstwerke befleißigen und unsere proteische Natur, zu Beschämung aller Gegner in die Gestalten des Edlen und Guten umwandeln.

Die drey ersten Gesänge meines epischen Gedichts sind fleißig durchgearbeitet, und abermals abgeschrieben. Ich freue mich darauf sie Humboldts gelegentlich vorzulesen.

[263] Die englische Übersetzung von Cellini, die ich durch Eschenburg erhalten habe, gehört Boie, wie sein eingeschriebner Nahme zeigt. Wenn Sie ihm gelegentlich schreiben, so fragen Sie ihn doch, ob er mir sie überlassen will, ich will ihm gerne dafür zahlen, was er verlangt, und ihm noch außerdem, wenn meine Arbeit künftig besonders gedruckt erscheint, ein Exemplar davon versprechen. Am englischen ist mir in mehr als Einem Betracht gelegen, besonders hat es ein sehr wohlgestochenes Portrait, das ich ausschneiden müßte um es dereinst copiren zu lassen. Diese ganze Arbeit zu vollenden und auch nur ohne Noten zu ajüstiren, brauche ich noch das Restchen vom Jahre.

Die Naturbetrachtungen freuen mich sehr. Es scheint eigen und doch ist es natürlich, daß zuletzt eine Art von subjectivem Ganzen herauskommen muß. Es wird wenn Sie wollen eigentlich die Welt des Auges die durch Gestalt und Farbe erschöpft wird. Denn wenn ich recht Acht gebe, so brauche ich die Hülfsmittel anderer Sinne nur sparsam, und alles Raisonnement verwandelt sich in eine Art von Darstellung.

So viel vor heute mit einem herzlichen Lebewohl.

Weimar den 15. Nov. 1796.

G.[264]


11/3434.


An Friedrich Schiller

Der Körnerische Brief hat mir sehr viel Freude gemacht, um so mehr als er mich in einer entschiedenen ästhetischen Einsamkeit antraf. Die Klarheit und Freyheit, womit er seinen Gegenstande übersieht, ist wirklich bewundernswerth, er schwebt über dem Ganzen, übersieht die Theile mit Eigenheit und Freyheit, nimmt bald da bald dort einen Beleg zu seinem Urtheil heraus, decomponirt das Werk um es nach seiner Art wieder zusammen zu stellen, und bringt lieber das was die Einheit stört, die er sucht oder findet, für diesmal bey Seite, als daß er, wie gewöhnlich die Leser thun, sich erst dabey aufhalten, oder gar recht darauf lehnen sollte. Die unterstrichene Stelle hat mir besonders wohlgethan, da ich besonders auf diesen Punkt eine ununterbrochene Aufmerksamkeit gerichtet habe und nach meinem Gefühl dieses der Hauptfaden seyn mußte, der im Stillen alles zusammenhält und ohne den kein Roman etwas werth seyn kann. Bey diesem Aufsatz ist es aber auch überhaupt sehr auffallend, daß sich der Leser productiv verhalten muß, wenn er an irgend einer Production Theil nehmen will. Von den passiven Theilnahmen habe ich leider schon die betrübtesten Beyspiele wieder erlebt, und es ist nur immer eine Wiederholung des Refrains: ich kann's zu Kopf nicht bringen! Freylich faßt[265] der Kopf kein Kunstproduct als nur in Gesellschaft mit dem Herzen.

So hat mir neulich jemand geschrieben, daß er die Stelle im zweyten Bande, Seite 138: »Nein! rief er aus, du bildest dir ein, du abgestorbener Weltmann, daß du ein Freund seyn könnest. Alles was du mir anbieten magst, ist der Empfindung nicht werth die mich an diese Unglücklichen bindet!« zum Mittelpunct des Ganzen gemacht und seinen Umkreis daraus gezogen habe, dazu passe aber der letzte Theil nicht und er wisse nichts damit zu machen.

So versicherte mir ein andrer, meine Idylle sey ein fürtrefflich Gedicht, nur sey ihm noch nicht klar, ob man nicht besser thäte es in zwey oder drey Gedichte zu separiren.

Möchte bey solchen Äußerungen nicht die Hippokrene zu Eis erstarren und Pegasus sich mausen! Doch das war vor 25 Jahren, als ich anfing, eben so und wird so seyn wenn ich lange geendigt habe. Indessen ist nicht zu leugnen daß es doch aussieht, als wenn gewisse Einsichten und Grundsätze ohne die man sich eigentlich keinem Kunstwerk nähern sollte, nach und nach allgemeiner werden müßten.

Meyer grüßt herzlich von Florenz, er hat endlich auch die Idylle erhalten. Es wäre doch gut wenn wir ihm durch Cotta und Escher einen ganzen Almanach zuspediren könnten.

[266] Ich hoffe daß die Kopenhagner und alle gebildete Anwohner der Ostsee aus unsern Xenien ein neues Argument für die wirkliche und unwiderlegliche Existenz des Teufels nehmen werden, wodurch wir ihnen denn doch einen sehr wesentlichen Dienst geleistet haben. Freylich ist es von der andern Seite sehr schmerzlich daß ihnen die unschätzbare Freyheit, leer und abgeschmackt zu seyn, auf eine so unfreundliche Art verkümmert wird.

Körners Aufsatz qualificirt sich, wie mich dünkt, recht gut zu den Horen. Bey der leichten und doch so guten Art wie das Ganze behandelt ist, werden sich die Contorsionen, die sich von andern Beurtheilern erwarten lassen, desto wunderlicher ausnehmen.

Übrigens wird es höchst nothwendig daß ich Sie bald sehe, es ist doch gar manches zu besprechen. Ich verlange sehr Ihre Fortschritte an Wallenstein zu erfahren. Von dem Dienstgesuch habe ich etwas gehört, aber keine Gesinnung oder Meynung darüber, doch zweifle so ich auch am Gelingen. Leben Sie recht wohl und grüßen die Freunde.

Weimar den 19. Nov. 1796.

G.


11/3435.


An Friedrich Schiller

Auf einem Kartenblatt finden Sie hier beyliegend einige Bemerkungen zu den Xenien vielleicht können Sie noch Gebrauch davon machen.

[267] Humboldts werden erst Dienstag wieder von Erfurt hierher kommen und zu Mittag mit mir essen, ich wünschte Sie könnten sich entschließen an gedachtem Tage mit Ihrer lieben Frau herüber du kommen. Sie blieben die Nacht hier und führen Mittwoch wieder mit Humboldts zurück. Die gegenwärtige Witterung fordert fast ein so heroisches Unternehmen.

Da ich nicht sehe daß ich so bald einige Zeit bey Ihnen zubringen kann, so komme ich vielleicht nur auf einen Tag, denn es sind gar viele Dinge bey denen ich den Mangel Ihrer Theilnahme spüre.

Ich lege einen Brief von Humboldt bey, der Ihnen Freude machen wird. Es ist doch sehr tröstlich, solche theilnehmende Freunde und Nachbarn zu haben, aus meinem eignen Kreise ist mir noch nichts dergleichen zugekommen. Leben Sie recht wohl und nehmen meine Einladung du Herzen.

Weimar den 26. Nov. 1796.

G.


11/3436.


An August Johann Georg Carl Batsch

[Concept.]

Der Herr Professor Batsch erhält hierbey die resolvirten Monita auf die drey Quartalrechnungen von Weihnachten 95 bis Michael dieses Jahrs, wodurch sich die vorgekommenen Erinnerungen erledigen.

Außer diesem hat sich bey Durchgehung gedachter[268] Rechnung gezeigt, daß die meisten Ausgabezettel von dem Gärtner Wagner gefertigt und quittirt worden sind. Da nun solches einer vollständigen Ordnung zuwider ist; so hat künftig jeder Lieferant und Handwerksmann seine Zettel selbst zu fertigen und zu quittiren und Wagner hat darauf bloß den Empfang zu bescheinigen oder die Richtigkeit zu attestiren.

Da man übrigens in Rücksicht auf das gute Zeugniß welches Herr Professor Batsch gedachtem Wagner so ertheilt, denselben aufzumuntern geneigt ist, so hat man ihm ein Geschenk von zwey Carolin, zum Beruf anzuschaffenden Kleidungsstücke aus der Hauptkasse zugedacht und folgen solche gleichfalls angeschlossen hierbey.

Weimar des 26. Nov. 1796.


11/3437.


An Georg Christoph Steffany

[Concept.]

Man hat von Seiten fürstl. Commission dem Gärtner Wagner, bey dem botanischen Institute zu Jena, wegen seines guten Verhaltens ein Geschenk von zwey Carolin, zugedacht, der Bauverwelter Steffani hat selbige deßhalb anher einzureichen und vermittelst dieser Verordnung in Rechnungsausgabe zu verschreiben.

Weimar den 26. Nov. 1796.[269]


11/3438.


An Friedrich Schiller

Mit Humboldts habe ich gestern einen sehr vegnügten Tag zugebracht, wobey ich bis gegen Mittag die Hoffnung unterhielt Sie hier du sehen. Wenn Übrigens diese Stunden auch für Sie nützlich und angenehm verflossen sind, so freut es mich recht sehr, möge es immer so fortgehen, bis Sie Ihren Zweck erreichen.

Starke verspricht mir noch auf heute Abdrücke, und ich hoffe sie mit gegenwärtigem zu senden.

Burgsdorf hat mir in seinem Betragen und in dem wenigen was er sprach recht wohl gefallen.

Ein neues Werk der Frau von Stael de l'influence des Passions pp. ist sehr interessant, es ist im beständigen Anschauen einer sehr weiten und großen Welt geschrieben in der sie gelebt hat, und voll geistreichen, zarten und kühnen Bemerkungen.

Weimar am 30. Nov. 1796.


11/3439.


An Carl August Böttiger

[Ende November oder Anfang December.]

Die auf den Berliner Almanach bezüglichen Papiere nebst dem Portefeuille schicke ich dankbar zurück. Die Blätter für Leo sollen nächstens folgen.

[270] Ich lege gleichfalls ein Manuscript bey über Kärnten, es ist das Reiseproduct eines nicht unfähigen Mannes. Könnten Sie es vielleicht für den Merkur brauchen? mir scheint es gut gesehen und lesbar.

Ich hoffe Sie bald wieder zu sehen und mich über einiges zu besprechen. Ich wünsche indessen wohl zu leben.

G.[271]


11/3439a.


An Carl Ludwig von Knebel

[December 1796.]

Du wirst mir einen wahren Freundschaftsdienst erzeigen, wenn du beykommende Optica mit Aufmerksamkeit lesen und deine Desiderata über Stoff und Form mit Bleistift an den Rand schreiben magst. Auf diese hier vorgetragene Phänomene folgen die der Refraktion. Die Arbeit ist wirklich groß! zu so viel hundert Erscheinungen die Versuche zu finden und die einzelnen Fälle unter die Versuche zu ordnen und die Versuche selbst zu rangiren! Ich kann als gewiß sagen, daß ich, ohne freundschaftlichen, antreibenden Antheil, auch diesmal nicht durchkomme.

In deiner Einsamkeit mag es jetzt herrlich seyn. Mir scheint die Sonne durchs Prisma mannigfaltiger Umgebungen.

Für den eßbaren Theil deiner Sendung dankt das kleine Volk.

M. de Stael ist leider noch in Jena. Hier ein Horenstück.

Lebe recht wohl.

G.[75]


11/3440.


An Johann Heinrich Meyer

Die Sonne steht so niedrig und man fühlt von außen gegenwärtig wenig Reiz, daß auch das was in uns ist uns eben so wenig reizend scheint, so daß man träge und lästig zu jeder Art von Mittheilung wird; ich habe indessen drey von Ihren Briefen erhalten und da die Franzosen von der Etsch vertrieben sind, so läßt sich hoffen, daß künftig unsere Briefe nicht vier Wochen brauchen um ihren Weg zurück zu legen. – Ich fange mit einigen Nachrichten an, die ich bisher vergessen hatte. Die Nemesis im Fronton des neuen Hauses ist nunmehr aufgestellt und eingepaßt, so sie nimmt sich recht gut aus und giebt der ganzen Vorderseite ein Ansehen. Eine einzige Tafel hat sich im Brennen geworfen, die man früher hätte austauschen können, indessen da man bey Basreliefs so genau nicht auf die Glätte des Grundes zu sehen gewohnt ist, so hat, es so gar viel nicht zu sagen. –

[271] In Berlin ist eine Auction, in welcher manche Kunstbücher zu haben sind, ich schicke hier einen Auszug derer am meisten für uns bedeutenden, sagen Sie mir Ihre Gedanken darüber und welche Sie für die nothwendigsten halten? es sind grade ein paar dabey die Sie sonst wünschten. Ich will sehen, ob man vielleicht von Seiten hiesiger Bibliothek etwas anwendet. Wäre das nicht, so wollte ich allenfalls diejenigen selbst anschaffen die Sie auszeichneten. Da die Auction erst im April ist, so kann ich Ihre Meynung recht gut erfahren.

Ihren Brief vom 5. Sept. über Leipzig habe ich den 10. Nov. erhalten. Ich konnte ihn nicht vermissen weil er gleichfalls Nr. 8, wie schon ein anderer numerirt ist und meistens nur Wiederholungen der vorigen Briefe enthält. Was Sie darin anfragen ist nun schon durch meine, inzwischen abgegangenen Briefe beantwortet. Für den Nachtrag zur Beschreibung von Fiesole danke ich Ihnen recht sehr, Sie haben mich dadurch recht erquickt, so auch durch so alles was Sie mir von Kunstwerken und andern Beobachtungen und Aussichten schreiben, ich will dagegen auch etwas von dem was mich umgiebt vermelden.

Durch meine Idylle, über welche mir Ihr Beyfall sehr wohlthätig ist, bin ich in das verwandte epische Fach geführt worden, indem sich ein Gegenstand, der zu einem ähnlichen kleinen Gedichte bestimmt[272] war, zu einem größern ausgedehnt hat, das sich völlig in der epischen Form darstellt, sechs Gesänge und etwa zweytausend Hexameter erreichen wird. Zwey Drittel sind schon fertig und ich hoffe nach dem neuen Jahre die Stimmung für den Überrest zu finden. Ich habe das reine menschliche der Existenz einer kleinen deutschen Stadt in dem epischen Tiegel von seinen Schlacken abzuscheiden gesucht, und zugleich die großen Bewegungen und Veränderungen des Welttheaters aus einem kleinen Spiegel zurück zu werfen getrachtet. Die Zeit der Handlung ist ohngefähr im vergangenen August und ich habe die Kühnheit meines Unternehmens nicht eher wahrgenommen, als bis das Schwerste schon überstanden war. In Absicht auf die poetische sowohl als prosodische Organisation des Ganzen habe ich beständig vor Augen gehabt was in diesen letzten Zeiten bey Gelegenheit der Voßischen Arbeiten mehrmals zur Sprach gekommen ist, und habe verschiedene streitige Puncte praktisch zu entscheiden gesucht, wenigstens kann ich meine Überzeugung nicht besser ausdrücken als auf diese Weise.

Schillers Umgang und Briefwechsel bleibt mir in diesen Rücksichten noch immer höchst schätzbar. So ist wieder des zerbröckelten Urtheils nach der Vollendung meines Romans kein Maß noch Ziel. Man glaubt manchmal, man höre den Sand am Meere reden, so daß ich selbst, der ich nun nicht mehr darüber denken mag beynah verworren werden könnte. Gar schön[273] weiß Schiller gleichsam wie ein Präsident diese Vota mit Leichtigkeit zusammen zu stellen und seine Meinung dazwischen hinein zu setzen, wobey es denn zu mancher angenehmen Unterhaltung Gelegenheit giebt.

Übrigens macht er selbst einen Versuch aus dem philosophischen und kritischen wieder ins Feld der Production zu gelangen, er arbeitet an seinem Wallenstein, einer Tragödie, deren Entstehen und die Art, wie er sich dabey benimmt, äußerst merkwürdig ist. Das was ich davon weiß läßt mich viel Gutes davon hoffen. – Herr von Humboldt ist nun auch wieder zurück, er hat im Herbst eine Reise nach der Insel Rügen um das Meer zu begrüßen gemacht, ist von da nach Hamburg und dann über Berlin wieder hierher zurück gekommen. Er hat manches Interessante an Menschen und Dingen gesehen, das aber mehr Stoff zur Unterredung in Deutschland als zu einem Briefe nach Florenz geben könnte.

Von einem merkwürdigen Buche muß ich Ihnen auch noch melden, das den Einfluß der Leidenschaften auf das Glück der einzelnen und der Völker abhandelt und die Frau von Staat zum Verfasser hat. Eigentlich erfüllt aber dieser Erste Theil nur die erste Hälfte des auf dem Titel versprochenen und giebt eine allgemeine Idee von dem was noch nachfolgen sollte. – Dieses Buch ist äußerst merkwürdig, man sieht eine sehr leidenschaftliche Natur, die im beständigen Anschauen ihrer selbst, der gleichzeitigen Begebenheiten,[274] an denen sie so großen Antheil genommen, und der Geschichte, die sie sehr lebhaft übersieht, von den Leidenschaften schreibt und das Gewebe der menschlichen Empfindungen und Gesinnungen trefflich übersieht. Vielleicht ziehe ich Ihnen einmal den Gang des Ganzen aus, der wirklich überraschend ist, so wie einzelne Stellen von der größten Wahrheit und Schönheit sind. Das Capitel vom Parteygeist finde ich besonders gut geschrieben, auch dieses ist vorzüglich im Anschauen der neusten Begebenheiten aufgesetzt.

Ich füge, bey dem wenigen Platze, nur noch die Versicherung hinzu, daß mir die übersendeten Zeichnungen außerordentlich viel Freude gemacht haben. Ich will nun sehen, wie ich mit Leo zurechtkomme und wie er mit den Zeichnungen zurecht kommt wenigstens soll ihm alle Aufmerksamkeit darauf anempfohlen werden. Seine letzten Stücke sind freylich von der ärmsten Sorte, nächstens vernehmen Sie mehr davon.

Weimar am 5. Dec. 96.

G.


11/3441.


An Friedrich Schiller

Eine sehr schöne Eisbahn bey dem herrlichen Wetter hat mich abgehalten Ihnen diese Tage zu schreiben und ich sage Ihnen noch am Abend eines sehr heitern Tages einige Worte.

[275] Das Werk der Frau von Stael, wovon Ihnen Herr von Humboldt wird gesagt haben, kommt in einigen Tagen. Es ist äußerst interessant zu sehen wie eine so höchst passionirte Natur, durch das grimmige Läuterfeuer einer solchen Revolution, an der sie so viel Antheil nehmen mußte, durchgeht und, ich möchte sagen, nur das geistreich menschliche an ihr übrig bleibt. Vielleicht ließ sich eine Art von Auszug der höchsten Sprüche in einer Folge machen und für die Horen gebrauchen, vielleicht nähme man nur ein einzeln Capitel, aber bald, denn zu Ostern ist die Übersetzung gewiß da. Hierüber überlassen ich Ihnen das Urtheil.

Ob ich gleich vermuthe, daß der böse Wille unserer Gäste auch Exemplare nach Jena geschafft haben wird, so schicke ich doch hier das meinige. Es ist lustig zu sehen, was diese Menschenart eigentlich geärgert hat, was sie glauben das einen ärgert, wie schal, leer und gemein sie eine fremde Existenz ansehen, wie sie ihre Pfeile gegen das Außenwerk der Erscheinung richten, wie wenig sie auch nur ahnden, in welcher unzugänglichen Burg der Mensch wohnt, dem es nur immer Ernst um sich und um die Sachen ist.

So manche Umstände und Verhältnisse fesseln mich noch hier, da ich jetzt nicht zu Ihnen kommen möchte, ohne wenigstens einige Tage bey Ihnen zu bleiben. das Theater kommt kaum durch einige gute Stücke und Repräsentationen in den Gang wobey[276] eine neue Einrichtung bey der Regie meine Gegenwart erfordert.

Auch erwarte ich den jungen Jacobi in diesen Tagen und werde also noch eine Zeit lang Ihrer persönlichen Aufmunterung entbehren müssen.

Übrigens geht alles seinen Gang und ich habe in manchen Capiteln meiner Studien gute Hoffnung. Grüßen Sie Humboldt recht vielmals und sagen mir bald ein Wort wie Sie sich befinden und wie Ihre Arbeit gelingt.

Weimar den 5. Dec. 1796.

G.


11/3442.


An Johann Heinrich Voß

Sie erhalten, werthester Mann, hierbey die vier Bände meines Romans, eines freylich voluminosen Werkes, das Sie, wie ich hoffe, schon mit einiger Nachsicht gelesen haben; lassen Sie es unter Ihren Büchern stehen und gedenken dabey manchmal meiner.

Eigentlich bin ich aber sehr froh, daß ich diese Composition, die ihrer Natur nach nicht rein poetisch seyn kann, nunmehr hinter mir sehe, um an etwas zu gehen das nicht so lang und wie ich für mich und andere hoffe, befriedigender ist. Bald werden Sie vielleicht die Ankündigung einer epischen Arbeit sehen; was davon fertig ist, war die Frucht der schönen Herbstzeit, zum Schluß und zur Ausarbeitung muß[277] ich die neuen Frühlingstage erwarten. Ich werde nicht verschweigen, wie viel ich bey dieser Arbeit unserm Wolf und Ihnen schuldig bin. Sie haben mir den Weg gezeigt und er tat mir Muth gemacht ihn zu gehen.

Herr v. Humboldt, der von seiner Reise vergnügt und gesund zurückgekommen ist, sieht als einen lichten Punkt derselben die Zeit an, die er bey Ihnen zugebracht hat und hängt mit wahrer Neigung und Liebe an Ihnen.

Möchten wir doch nie wieder einander so nah seyn ohne uns zu sehen. Da Sie erst voriges Jahr in unsern Gegenden waren und ich in diesem Frühling wenn es nur einigermaßen möglich ist, über die Alpen zu gehen gedenke, so habe ich wenig Hoffnung dazu.

Nun eine Bitte: Ein Engländer, der bey uns durchreiste und Ihre Homerische Übersetzung suchte, aber im Buchladen nicht fand, sprach mit so viel Wärme und Freude von Ihrer Charte der alten Welt, daß ich mich nicht enthalten konnte, sie aus meinem Exemplar herauszuheben und sie ihm auf den Weg mitzugeben; könnten Sie mir wohl ein oder ein paar Exemplare dieser Charte verschaffen? so wohl um Ihren Homer wieder zu completiren, als auch sie immer vor Augen zu haben. Wäre es doch überhaupt nur möglich daß Sie uns mit der subjectiven alten Geographie und mit dem objectiven Wachsthum[278] derselben nach und nach bekannt machten. Leben Sie recht wohl und erhalten mir ein liebevolles Andenken.

Weimar am 6. Dec. 1796.

Goethe.


11/3443.


An Friedrich Schiller

Das Werk der Madame Stael liegt hiebey, es wird Sie gewiß erfreuen. Den Gedanken es für die Horen zu nutzen habe ich auch schon gehabt, es ließ sich vielleicht machen, daß man aus dem ganzen die eminentesten Stellen aushübe und sie in einer Folge hinstellte. Lesen Sie deshalb das Werk mit dem Bleistift in der Hand und streichen an, und bitten Sie Herrn von Humboldt um ein gleiches, dadurch erhält meine Wahl eine schnellere Bestimmung; sobald ich es zurück erhalte, kann ich anfangen. Eine Sendung Cellini ist fertig, wenn Sie derselben bedürfen.

Sie finden auch wieder eine Elegie, der ich Ihren Beyfall wünsche. Indem ich darin mein neues Gedicht ankündige, gedenke ich damit auch ein neues Buch Elegien anzufangen. Die zweyte wird wahrscheinlich die Sehnsucht ein drittesmal über die Alpen zu gehen enthalten, und so werde ich weiter, entweder zu Hause, oder auf der Reise fortfahren. Mit dieser wünschte ich eröffneten Sie das neue Jahr der Horen, damit die Menschen durchaus sehen daß man auf alle Weise fest steht und auf alle Fälle gerüstet ist.[279] Den Dykischen Ausfall habe ich, da ich die Deutschen so lange kenne, nicht besonders gefunden, wir haben dergleichen noch mehr zu erwarten. Der Deutsche sieht nur Stoff und glaubt wenn er gegen ein Gedicht Stoff zurückgäbe, so hätte er sich gleichgestellt, über das Sylbenmaß hinaus erstreckt sich ihr Begriff von Form nicht.

Wenn ich aber aufrichtig seyn soll, so ist das Betragen des Volks ganz nach meinem Wunsche; denn es ist eine nicht genug gekannte und geübte Politik daß jeder, der auf einigen Nachruhm Anspruch macht, seine Zeitgenossen zwingen soll, alles was sie gegen ihn in Petto haben, von sich zu geben. Den Eindruck davon vertilgt er durch Gegenwart, Leben und Wirken jederzeit wieder. Was half's manchem bescheidnen, verdienstvollen und klugen Mann, den ich überlebt habe, daß er durch unglaubliche Nachgiebigkeit, Unthätigkeit, Schmeicheley und Rücken und Zurechtlegen, einen leidlichen Ruf zeitlebens erhielt? Gleich nach dem Tode sitzt der Advocat des Teufels neben dem Leichnam, und der Engel der ihm Widerpart halten soll, macht gewöhnlich eine klägliche Gebärde.

Ich hoffe daß die Xenien auf eine ganze Weile wirken und den bösen Geist gegen uns in Thätigkeit erhalten sollen, wir wollen indessen unsere positiven Arbeiten fortsetzen und ihm die Qual der Negation überlassen. Nicht eher als bis sie wieder ganz ruhig[280] sind und sicher zu seyn glauben, müssen wir, wenn der Humor frisch bleibt, sie noch einmal recht aus dem Fundament ärgern.

Lassen Sie mir so lange als möglich die Ehre als Verfasser der Agnes zu gelten. Es ist recht schade, daß wir nicht in dunklern Zeiten leben, denn da wurde die Nachwelt eine schöne Bibliothek unter meinem Nahmen aufzustellen haben. Neulich versicherte mich jemand er habe eine ansehnliche Wette verloren, weil er mich hartnäckig für den Verfasser des Herrn Starke gehalten.

Auch mir geht ein Tag nach dem andern, zwar nicht unbeschäftigt, doch leider beynah unbenutzt herum. Ich muß Anstalt machen meine Schlafstelle zu verändern, damit ich morgens vor Tage einige Stunden im Bette dictiren kann. Mögten Sie doch auch eine Art und Weise finden die Zeit die nur eigentlich höher organisirten Naturen kostbar ist, besser zu nutzen. Leben Sie recht wohl und grüßen alles, was Sie umgiebt.

Weimar den 7. Dec. 96.

G.


11/3444.


An Johann Friedrich August Göttling

[Concept.]

Ew. Wohlgeb. haben, wie ich höre, sich mit Untersuchung und praktischer Ausbildung der von Herrn von Humboldt vorgeschlagenen Lampe beschäftigt, ich[281] wünschte gar sehr zu vernehmen, in wie fern Sie glaubten daß der Gedanke ausführbar sey. Es findet sich eben jetzt eine Gelegenheit, wo wir sie, nicht zum arbeiten, sondern zum recognosciren an Orten wo die Lichter nicht lange brennen, brauchen möchten. Man hat bey dieser Gelegenheit bemerkt, daß die Menschen noch lange und bequem athmen wo die Lichter schon auslöschen, es wäre also um so mehr der Mühe werth die Brauchbarkeit dieser Lampe zu constatiren.

Herr Bergrath Buchholz hat mir die Hoffnung gemacht, daß Sie bald herüber kommen würden um den neuen Gesundbrunnen, den man hinter dem Ettersberge bearbeitet, zu untersuchen, ich hoffe Sie bey dieser Gelegenheit zu sehen und mich über verschiedenes mit Ihnen zu unterhalten.

am 7. Dez. 96.


11/3445.


An Carl August Böttiger

[Concept.]

Ew. Wohlgeb. erhalten hierbey vier Zeichnungen, welche mir von Florenz geschickt worden und die der Erfindung und der Ausführung nach nicht besser seyn können. Herr Leo, für den dieselben bestimmt sind, erhält sie auf nachstehende Bedingungen. Erstlich zahlt er dafür sogleich 8 Louisd'or an mich, ferner sorgt derselbe, daß sie auf das sorgfältigste gestochen und illuminirt werden und daß man hierinne so viel[282] als möglich das beste was in dieser Art vorhanden ist zu erreichen suche. Nach gemachtem Gebrauche erhalte ich die Zeichnungen wieder zurück. Es versteht sich von selbst, daß sie zu keinem öffentlichen Gebrauche weiter genutzt werden. Sind diese Bedingungen Herrn Leo anständig, so können in der Folge noch mehrere mitgetheilt werden, die, so wie diese, allen Personen von Geschmack gewiß angenehm seyn und dem Magazin eine besondere Zierde geben werden.

Weimar den 8. Dec. 1796.


11/3446.


An Christian Gottfried Körner

Eigentlich sollte es keine äußere Veranlassung seyn die mich bewegte Ihnen zu schreiben, denn ich habe Ihnen genug für das zu danken, was Sie über den Almanach und über den letzten Band meines Romans an Schiller schrieben, ich habe mich über den Antheil zu freuen den Sie an meinen Productionen nehmen. Wenn man auch immer selbst wüßte, welchen Platz eine Arbeit, die wir eben geendet haben, die nun einmal so seyn muß, weil sie so ist, in dem ganzen Reiche der Litteratur verdiene, welches doch eigentlich unmöglich ist; so würden immer noch gleichgestimmte und einsichtige Urtheile anderer uns äußerst willkommen seyn. Da man aber (ich sollte sagen: ich aber) niemals ungewisser ist als über ein Product[283] das so eben fertig wird, bey dem man seine besten Kräfte und seinen besten Willen erschöpft hat, und wo doch demohngeachtet ein gewisses geheimes Urtheil noch manches zu fordern sich berechtigt glaubt, so bleibt ein inniger Antheil, der sich nicht ans einzelne hängt, sondern in dem ganzen lebt, eine sehr erquickliche Erscheinung.

Wie ein Schiffer, der von einer gefährlichen Fahrt zurückkommt, sich deswegen doch nicht im Hafen halten kann, sondern wieder sobald möglich ausfährt, so habe ich mich auch wieder aus eine neue Reise begeben. Ein episches Gedicht das etwa auf 6 Gesänge und 2000 Hexameter steigen kann, ist jetzo meine Liebe und meine Sorge. Je mehr man dem Beyfall giebt was davon schon fertig ist, desto bänger bin ich, ob ich auch so endigen werde wie ich angefangen habe, doch hilft hier, wo bey einem für recht erkannten Plan die Ausführung bloß von dem Augenblick abhängt, weder hoffen noch sorgen, hier ist der Glaube eigentlich am Platz. Die zur Einleitung bestimmte Elegie lege ich in Abschrift bey.

Und nun zu dem Anliegen das mich zu diesem Briefe bewegt. In der Oper Il matrimonio Secreto, die wir vor einigen Tagen gegeben haben, fehlt in unserer Partitur ein Duett, welches ich sobald als möglich zu besitzen wünschte. Es ist das Duett im ersten Acte zwischen dem fremden Grafen und dem heimlich verheiratheten jungen Manne, ich weiß nicht[284] wie sie beyde im Italienischen heißen. Gewiß ist diese Oper beym Dresdner Theater, könnten Sie mir dieses Stück Musik, in Partitur, sobald als möglich verschaffen und schicken, so wurden Sie mir eine besondere Gefälligkeit erzeigen. Die Oper hat hier gefallen und dieses Duett wird ihr bey folgenden Aufführungen noch eine besondere Zierde geben.

Auf eine neue Schrift mache ich Sie bey dieser Gelegenheit aufmerksam: auf das Werk der Mad. de Stael über den Einfluß der Leidenschaften auf das Glück der Einzelnen und der Nationen. Eine sonderbare tiefe leidenschaftliche Natur, durch das gewaltsame Feuer der Revolution unbarmherzig geläutert, bringt hier den Metallkönig ihres Gehalts vor die Augen des Publikums.

Leben Sie recht wohl. Grüßen Sie mir Ihre Frauenzimmer. Dorchen wird sehen, daß, ich weiß nicht durch welchen Zauber, meine neue Heldin schon wieder Dorothea heißt. Die kurzen Tage gehen uns jetzt ganz heiter vorüber, wir haben zwar keine große aber doch eine muntere und gefällige Eisbahn.

Vielleicht kann Ihnen oder jemanden von Ihrer Gesellschaft beyliegende Tonleiter zur Guitarre nützlich seyn. Weimar den 8. Dec. 1796

Goethe.[285]


11/3447.


An Friedrich Schiller

Der Wunsch Ihres Schwagers, der anfangs abgelehnt worden war, kommt wieder, und zwar durch den Herzog von Meiningen zur Sprache. Die Erklärung daß Wollzogen mit einer mäßigen Besoldung und dem letzten Plaz in der Cammer zufrieden seyn wolle, macht die Gewährung eher möglich, da man ihm überhaupt nicht abgeneigt ist.

Da nun die Sache wieder an mich kommt, so finde ich in allen Rücksichten Ursache sie zu begünstigen, ich habe unter andern den Auftrag mich bey Ihnen näher um seinen moralischen Charakter zu erkundigen. Nun muß ich aber gestehen, es ist mit dem, was man moralischen Charakter nennt, eine eigene Sache. Wer kann sagen wie sich jemand in einem neuen Verhältniß benehmen werde? Mir ist hierin genug daß Sie mit ihm in einem guten Verhältnisse stehen und daß Sie seine Nähe wünschen, beydes beweist mir daß Sie gut von ihm denken und daß Sie glauben, daß man, indem man ihn anstellt, gut mit ihm fahren werde. Indessen haben Sie die Güte mir etwas über ihn zu schreiben, das ihn und sein Wesen näher bezeichnet und das ich vorlegen kann; lassen Sie aber in jedem Sinne ein Geheimniß bleiben daß hierüber etwas unter uns verhandelt worden ist. Leben Sie recht wohl, es sollte mich sehr freuen, wenn auch Ihnen[286] durch diese Annäherung eines Verwandten ein neues Gute zuwüchse.

Weimar den 9. December 1796.

G.


Man schreibt Catharina sey endlich auch vom Throne ins Grab gestiegen.


11/3448.


An Friedrich Schiller

Für das übersendete Exemplar zweyter Ausgabe danke ich schönstens, sie nimmt sich recht gut aus und wird wahrscheinlich nicht liegen bleiben.

Daß Sie sich der Elegie erfreuen thut mir sehr wohl, ich vermuthe daß einige Gesellen bald nachfolgen werden. Was das Drucken betrifft, darüber bleibt Ihnen das Urtheil ganz anheim gestellt, ich bin auch zufrieden daß sie noch ruht. Ich werde sie indeß in der Handschrift Freunden und Wohlwollenden mittheilen, denn ich habe aus der Erfahrung, daß man zwar bey entstandenem Streit und Gährung seine Feinde nicht bekehren kann, aber seine Freunde zu stärken Ursache hat.

Man hat mir wissen lassen daß nächstens etwas für den Almanach erscheinen werde, in welcher Form und in welchem Gehalt ist mir unbekannt. Überhaupt merke ich wird es schon Buchhändlerspeculation pro oder contra etwas drucken zu lassen. Das wird[287] eine schöne Sammlung geben! Von dem edlen Hamburger, dessen Exercitium ich hier zurückschicke, wird es künftig heißen:

Auch erscheint ein Herr F* rhetorisch, grimmig- ironisch,

Seltsam gebärdet er sich, plattdeutsch, im Zeitungsformat.

Eine schnelle Übersetzung des Staelischen Werkes ist zu vermuthen und ich weiß nicht ob man daher einen Auszug wagen soll? Nutzt doch am Ende jeder eine solche Erscheinung auf seine Weise. Vielleicht nähme man nur wenig heraus, wodurch man dem Publiko und jenem Verleger den Dienst thäte, daß jedermann schnell darauf aufmerksam würde.

Die Art, wie Voß sich beym Almanach benimmt, gefällt mir sehr wohl, auf seine Ankunft freue ich mich recht sehr.

Auf meinen gestrigen Brief erwarte ich eine baldige Antwort. Diderots Werck wird Sie gewiß unterhalten. Leben sie recht wohl, grüßen alles, und erhalten mir Ihre so wohlgegründete Freundschaft und Ihre so schön gefühlte Liebe, und seyn Sie das gleiche von mir überzeugt.

W. d. 10. Dec. 1796.

G.[288]


11/3449.


An Friedrich Schiller

Nur zwey Worte für heute, da meine Optika mir den ganzen Morgen weggenommen haben. Mein Vortrag reinigt sich immer mehr und das Ganze simlipicirt sich unglaublich, wie es natürlich ist, da eigentlich Elementarerscheinungen abgehandelt werden.

Den Sonntägigen Brief habe erhalten und Gebrauch davon gemacht, ich vermuthe daß er die Sache entscheiden wird, wozu ich zum voraus Glück wünsche. Leben Sie recht wohl. Hier sende ich noch Titelkupfer, mag die flinke Terpsichore zum Verdruß ihrer Widersacher noch weiter in die Welt hineinspringen.

Weimar am 14. Dec. 96.

G.


11/3450.


An Christian Friedrich Schnauß

Ew. Hochwohlgeb.

erhalten hierbey den von Serenissimo gnädigst Genehmigten Vortrag und werden die Güte haben das weitere gefällig expediren zu lassen.

Über die Art wie uns der junge Steiner wird nützlich seyn können, eröffne ich nächstens näher meine Gedancken.

Die Ackten folgen hierbey mit dem Wunsche, daß Sie solche noch lange ins neue Jahrhundert führen mögen.

[289] Unter Anwünschung eines glücklichen Eintritts ins nächste Jahr verharre mit wahrer, lebhafter Hochachtung

Ew. Hochwohlgeb.

gehorsamsten

W. 14. Dec. 96.

Diener und treuer FreundGoethe.[290]


11/3450a.


An Franz Kirms

Es bleibt uns nun auch wohl nichts anders übrig als, vor Ende der Woche, Herrn Veltheim sein Schicksal anzukündigen. Wir können diese Leute nicht länger behalten, da besonders Er nicht die mindeste Spur zeigt sich umbilden zu wollen. Freylich wird es ihm in der gegenwärtigen Lage sehr hart fallen, indessen gebe ich Ew. Wohlgeb. zu überlegen, ob man ihm nicht, von Fastnacht an, Urlaub anbieten solle, um sich nach einem anderen Engagement umzusehen, oder sich gar mit seiner Frau von hier wegzubegeben. Man[17] zahlt ihm seine Gage bis Ostern, da wir ihn doch in neue Stücke nicht können einstudiren lassen und die übrigen Acteurs sich doch in seine und seiner Frauen ältere Rollen wieder einstudiren müssen. Ich erbitte mir Ihre Gedanken hierüber.

Weimar am 16. Dec. 1796.

G.[18]


11/3451.


An Friedrich Schiller

Daß es mit Wallenstein so geht, wie Sie schreiben, ist in der Regel, und ich habe desto mehr Hoffnung darauf, als er sich nun selbst zu produciren anfängt, und ich freue mich den ersten Act nach dem Neuen Jahre anzutreffen. Eher werde ich aber auch nicht kommen, da mir noch eine Reise bevohrsteht, von der ich das weitere melde, sobald sie gewiß ist.

Die Optica gehen vorwärts, ob ich sie gleich jetzt mehr als Geschäft als Liebhaberey treibe, doch sind die Acten dergestalt instruirt daß es nicht schwer wird daraus zu referiren. Knebel nimmt Antheil daran, welches mir von großem Vortheil ist, damit ich nicht allein mir selbst sondern auch andern schreibe. Übrigens ist und bleibt es vorzüglich eine Übung des Geistes, eine Beruhigung der Leidenschaften und ein Ersatz für die Leidenschaften, wie uns grau von Stael umständlich dargethan hat.

Schicken Sie mir doch dieses Buch bald zurück,[290] jedermann verlangt darnach. Im Merkur ist schon Gebrauch davon gemacht. Diderot können Sie länger behalten, es ist ein herrliches Buch und spricht fast noch mehr an den Dichter als an den bildenden Künstler, ob es gleich auch diesem oft mit gewaltiger Fackel vorleuchtet.

Leben Sie wohl, grüßen Sie alles; unsere Eisbahn ist sehr lustig. Jacobi ist bey mir, er hat sich recht wacker ausgebildet. Nächstens mehr.

Weimar am 17. Dec. 1796.

G.


11/3452.


An Friedrich Schiller

Das Werk der Frau von Stael ist angekommen und soll wieder zurückkehren, sobald die Neugierde der Freunde befriedigt ist. Sie werden Knebeln bey sich sehen und ihn ganz munter finden, er hilft mir, auf eine sehr freundschaftliche Weise, gegenwärtig an meinem optischen Wesen fort. Ich zeichne jetzt die Tafeln dazu und sehe daran, daß sich alles verengt, eine mehrere Reife. Einen flüchtigen Entwurf zur Vorrede habe ich gemacht, ich communicire ihn nächstens um zu hören ob die Art, wie ich's genommen habe, Ihren Beyfall hat.

Boies Brief kommt zurück, es ist mir sehr angenehm daß er mir den Cellini abtritt, ich will ihm etwa ein gutes Exemplar meines Romans dagegen geben und einen freundlichen Brief dazu schreiben.

[291] Es freut mich sehr daß die Elegie bey Körner gut gewirkt hat. Im Ganzen bin ich aber überzeugt, daß Ihre Bemerkung richtig ist, daß sie nämlich Öffentlich noch zu früh käme, ich bin auch privatim sehr sparsam damit umgegangen.

Den dritten Feyertag gehe ich mit dem Herzog nach Leipzig. Sagen Sie es außer Humboldten niemand und fragen Sie diesen Freund, ob er mir außer Professor Ludwig und Magister Fischer noch jemand zu sehen empfiehlt? Da wir wahrscheinlich auch auf Dessau gehen, so kommen wir unter 12 bis 14 Tagen nicht zurück, wünschten Sie also vor meiner Abreise noch etwas von mir, so haben Sie die Güte mir es bald zu sagen.

Da mein armes Subject auf dieser Tour, besonders physisch, manches zu leiden haben wird, so hoffe ich, durch mancherley neue Objecte bereichert zu werden.

Meine Fisch- und Wurmanatomie hat mir in diesen Tagen auch wieder einige sehr fruchtbare Ideen erregt.

Leben Sie recht wohl und thätig ins neue Jahr hinein und fahren Sie fort in dem dramatischen Felde Platz zu gewinnen. Wenn nur nicht auch der Januar hingeht ohne daß wir uns sehen. Leben Sie indessen recht wohl.

Schlegels werden wahrscheinlich von einem großen, völlig litterarischen Gastmahl erzählen, dem sie beygewohnt haben.

Weimar den 21. Dec. 1796.

G.[292]


11/3453.


An Christoph Ernst Polex

Ew. Hochedelgeb.

gefälliger Sorgfalt, wovon Sie mich in Ihrem Briefe vom 7. Decembr. unterrichten, bin ich es schuldig daß die lang erwartet Kiste endlich bey mir, wohlbehalten, angekommen ist. Indem ich nun Dieselben hiervon benachrichtige, danke ich zugleich für die übernommene Mühwaltung auf das beste und wünschte dagegen gelegentlich etwas angenehmes erzeigen zu können.

Weimar am 23. Dec. 1796.

J. W. v. Goethe.[293]


11/3453a.


An Christoph Martin Wieland

Da unsere Schüttchen dieses Jahr wieder nicht übel gerathen sind, und sie Dir sonst wohl zu schmecken[60] pflegten, so schicke ich hier beykommend ein Stück, und füge noch etwas geräucherten Lachs hinzu. Ich hätte gewünscht daß Du diese Gaben des Backhauses und der Nordsee bey mir verzehren möchtest, allein ich bin Dienstags zu einer Reise nach Leipzig beordert, die ich in der Hoffnung antrete, Dich bald nach meiner Rückkunft wieder zu sehen. Indessen wünsche ich die sich immer verlängernden Tage hineinzuleben. Weimar am 24. Dec. 96.

Goethe.

61


11/3454.


An Friedrich Heinrich Jacobi

Weimar d. 26. Dec. 1796.

Es sind diese Zeit her so viele Gaben nach einander von dir zu mir gelangt, daß es ein unerhörter Undank seyn würde, wenn ich länger schweigen wollte. Zuerst kam dein Brief, sodann die philosophische Abhandlung, sodann der wackre Max und zuletzt ein paar Kistchen geräuchertes, so daß also für Leib und Seele, Geist und Herz im Übermaße gesorgt ist.

Laß mich nun also über diese vier Puncte besonders einige Worte sagen.

Du meldest mir daß du den vierten Band meines[293] Romans mit Einem Ohre und nicht ganz zu deiner Zufriedenheit vernommen hast. Gebe der Himmel daß er eine bessere Aufnahme erfahre wenn du gelegentlich ihn vor beyden Ohren, oder vielleicht vor beyden Augen auftreten lässest, sollte es aber auch da nicht gehen, so wollen wir ihn bey Seite legen und etwas anders vornehmen.

Ich wünsche mir daß ich die Passion zu meinem neuen epischen Gedicht in das nächste Jahr, recht lebhaft, mit hinüber bringen möge. Die Art, wie Max solches genommen, hat mir wieder neuen Muth dazu gegeben.

Die unartige Recension deines Woldemars habe ich nicht lesen können. Wenn einer, an statt eine vernünftige Silhouette zu machen, das Licht so schief stellt daß eine Fratze sich an der Wand bilden muß, und vergleichen Darstellungen unter dem Motto Fiat justitia et pereat mundus im Publiko ausbietet, so kann man eben nichts weiter thun als es geschehen lassen. Du scheinst mir auch für einen zwanzigjährigen Autor noch nicht abgehärtet genug. Das ganze Schriftsteller und Recensentenwesen ist doch immer nur dem fabelhaften Geisterstreite gleich, wo die gebeinlosen Heroen sich zur Luft in der Mitte von einander hauen und alle sogleich wieder hergestellt sich mit Vater Odin wieder zu Tische setzen.

Baders Schrift habe ich mit Vergnügen durchgelesen, ob sie uns gleich aus Regionen etwas erzählt[294] in die ich mich niemals versteige. Könnte er jemals zu mir herunter auf den Grund und Boden kommen, auf dem ich zu Hause bin, so würde ich eher im Stande seyn, aus der Anwendung seiner Principien, die Principien selbst zu beurtheilen. Indessen habe ich den Versuch gemacht sie nach meiner Art und Weise zu brauchen und es scheint mir sehr viel schönes und passendes aus denselben entgegen.

Die Gegenwart von Max hat mir in diesen kurzen und trüben Tagen sehr viel Freude gemacht, er hat sich sehr gut ausgebildet und er scheint mir auf dem Wege zu seyn, den ich für den rechten halte. Er soll mir lieb und werth seyn so lange er bleiben will und ich hoffe sein Aufenthalt soll ihm nicht gereuen, wir haben so eine große Menge von literarischem Wesen und Treiben bey uns, besonders auch in dem Fache das ihn interessirt, er kennt Menschen und Sachen von früherer Zeit, es imponirt ihm also nichts und er kann eher sich aus der Masse das nützliche zueignen, und indem er sich nach einer so schönen Reise wieder in der thüringischen Beschränkung findet, so kann er desto eher mit sich selbst zu Rathe gehen und erfahren was sein eigen gehört.

Er hat sowohl hier als in Jena nur gute Verhältnisse zurück gelassen und also auch wieder Gefunden. Er tat bey allerley geistigen Übungen auch einen Versuch auf Schrittschuh gemacht, der nicht übel gelungen ist. – Und nun seh ich erst daß mir ein[295] ganz kleiner Raum übrigbleibt um dir für die fürtreffliche Sendung der Eßwaaren zu danken. Ich hoffe Max wird bey uns bleiben bis sie sämmtlich verzehrt sind. Lebe recht wohl.

G.


11/3455.


An Friedrich August Wolf

Der Gartenliebhaber pflegt von den Früchten seines kleinen Bezirks, die er mit Sorgfalt gewartet, wenn sie reif werden, seinen Freunden gewöhnlich einen Theil zu übersenden, nicht eben weil er sie für köstlich hält, sondern weil er anzeigen möchte, daß er die ganze Zeit über, da er sich mit ihnen beschäfftigte im stillen an diejenigen gedacht habe, die ihm werth sind.

In diesem Sinne erhalten Sie meinen geendigten Roman, ein Buch das ich nicht in ein Museum schicken würde wo es unmittelbar neben die Alten zu liegen kommt, wenn ich mir nicht von dem Bewohner einige Gunst und Nachsicht zu versprechen hätte.

Vielleicht sende ich Ihnen bald mit mehrerem Muthe die Ankündigung eines epischen Gedichtes, in der ich nicht verschweige, wieviel ich jener Überzeugung schuldig bin, die Sie mir so fest eingeprägt haben. Schon lange war ich geneigt mich in diesem Fache zu versuchen und immer schreckte mich der hohe Begriff von Einheit und Untheilbarkeit der Homerischen[296] Schriften ab, nunmehr da Sie diese herrlichen Werke einer Familie zueignen, so ist die Kühnheit geringer sich in grössere Gesellschafft zu wagen und den Weg zu verfolgen den uns Voß in seiner Luise so schön gezeigt hat.

Da ich nicht im Falle bin Ihre Schrifft theoretisch zu prüfen, so wünsche ich nur daß Sie mit diesem practischen Beyfall nicht unzufrieden seyn mögen; denn der thätige Mann will ja nicht allein überzeugen sondern auch wirken, und diese doppelte Freude erleben Sie an Ihren Schülern alle Tage. Warum kann ich doch nicht, da ich das, was mir von Zeit und Lebenskrafft übrig bleibt der Erkenntniß wahrer Kunst und, wenn der Genius will, ihrer Ausübung zu widmen hoffe, auch Ihnen näher seyn um von Ihren Arbeiten unmittelbar den erwünschten Vortheil zu gewinnen.

Leben Sie recht wohl und füllen die Lücken, die eine strenge Critik an meinen Arbeiten finden möchte durch ein fortgesetztes Wohlwollen aus.

Weimar d. 26. Dez. 1796.

Goethe.


11/3456.


An Georg Christoph Lichtenberg

[Concept.]

[26. December.]

Ew. Wohlgeb.

erhalten hierbey den vierten Band meines Romans, der vielleicht nur einen geringen Theil jener Erwartungen[297] erfüllt welche die ersten Bände erregten. Indessen, da es mit dem menschlichen Leben selbst nicht besser geht, so stellt er wohl gerade durch diesen Mangel unsern planetarischen Zustand am besten dar, und ich erscheine damit immer gerne vor Ihnen, da Sie theils jedes Product nach seiner Art zu nehmen geneigt sind und dann doch wieder den Gegenständen auf eine freundliche Weise zu Hülfe kommen.

Mit lebhaftem Antheil habe ich auch Ihre letzte Erklärung der Hogarthischen Kupfer gelesen. Es erregt jene Behandlung immer eine eigne Sensation in mir. Ihre Auslegungen und Anspielungen, Ihr Scherz und Ernst gehen auf so einem schmalen Pfad, daß es einem bange werden könnte wenn man nicht bald gewahr würde, daß alles sich unter einander in einem glücklichen Gleichgewicht hält und daß ehe man sichs versieht mit Leichtigkeit ein Weg zurück gelegt ist, wo man keinen Steig vermuthete. Nehmen Sie meinen Dank für diese und jede Äußerung Ihres Geistes die bis zu mir reicht.

Von manchem möchte ich Sie unterhalten und Sie über manches fragen; aber das Unreife ist für das Gespräch und nicht für den Briefwechsel, die Rede löst so leicht jeden Irrthum auf, der durch die Schrift gleichsam erst recht consolidirt wird. Der Krieg und die allgemeine Unsicherheit hält mich zu Hause und nimmt mir die Lust nahe und ferne Freunde einmal wieder zu besuchen. Möge Ihnen[298] Ihr körperlicher Zustand doch recht viele gute Augenblicke gönnen.


11/3457.


An Friedrich Schiller

[27. December.]

Durch Zufall ist diese erste Seite leer geblieben.

Ihr Packet erhalte ich zu einer Zeit, da ich so äußerst zerstreut bin daß ich weder die Sache, wie sie verdient, überdenken, noch darüber etwas Beschließen kann. Lassen Sie mich also nur vorläufig eine ohngefähre Meynung sagen und übereilen Sie nichts. Der Gegner hat sich zu seiner Replik alle Zeit genommen, lassen Sie uns ja, da uns kein Termin zwingt, den Vortheil der reifsten Überlegung nicht leidenschaftlich aus der Hand geben. Sie ist um desto nöthiger als die Sache prosaisch verhandelt werden soll und das erste Wort ist von der größten Bedeutung. Meo voto müßte unsere Prosa so ästhetisch als möglich seyn, ein rednerischer, juristischer, sophistischer Spaß, der durch seine Freyheit und Übersicht der Sache wieder an die Xenien selbst erinnerte. Ihr Aufsatz scheint mir zu ernsthaft und zu gutmüthig. Sie steigen freywillig auf den Kampfplatz der dem Gegner bequem ist, Sie contestiren litem und lassen sich ein, ohne von den Exceptionen Gebrauch zu machen, die so schön bey der Hand liegen. Flüchtig betrachtet sehe ich die Sache so an:

[299] Ein ungenannter Herausgeber von zwey Journalen greift einen genannten Herausgeber von einem Journal und einem Almanach deßhalb an, daß er in einigen Gedichten verläumdet und als Mensch angegriffen worden sey.

Nach meiner Meynung muß man ihn bey dieser Gelegenheit aus seinem bequemen Halbincognito heraustreiben und zuerst von ihm verlangen, daß er sich auf seinen Journalen nenne, damit man doch auch seinen Gegner kennen lerne, zweytens, daß er die Gedichte wieder abdrucken lasse, die er auf sich zieht, damit man wisse wovon die Rede sey und worüber gestritten wird. Diese beyden Präliminarfragen müssen erst erörtert seyn, ehe man sich einläßt, sie incommodiren den Gegner aufs äußerste und er mag sich benehmen wie er will, so tat man Gelegenheit ihn zu persiffliren, die Sache wird lustig, die Zeit wird gewonnen, es erscheinen gelegentlich noch mehrere Gegner denen man immer beyher etwas abgeben kann, das Publikum wird gleichgültig und wir sind in jedem Sinne im Vortheil.

Ich finde auf der Reise gewiß so viel Humor und Zeit um einen solchen Aufsatz zu versuchen. Da wir Freunde haben die sich für uns interessiren so lassen Sie uns nicht unberathen zu Werke gehen. Seitdem ich Ihnen jene Bemerkungen über die Elegie danke, habe ich manches erfahren und gedacht, und ich wünsche Ihnen bey der gegenwärtigen[300]


11/3458.


An die Herzogin Louise

[Concept.]

[Ende December.]

Aus beyliegendem Schema werden Ew. Durchl. wenigstens die verschiedenen Rubriken sehen, welche ausgefüllt werden müßten, wenn man sich von der Verwandlung der Insecten etwas mehr Rechenschaft geben wollte, viele Punckte sind von den Naturforschern schon recht gut abgehandelt, aber noch gar manche Frage würde man aufzuwerfen haben, wenn man erst tiefer in das Studium hineinkäme. Ich werde mich sehr glücklich finden, wenn ich Ew. Durchl. nur einigermaßen über die Puncte, welche Höchstdieselben am meisten interessiren, einige Erläuterungen geben kann.

Quelle:
Goethes Werke. Weimarer Ausgabe, IV. Abteilung, Bd. 12.
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