1800

20/5674a.


An Franz Kirms

Fräulein von Winkel hat höchsten Ortes die Erlaubniß erhalten, künftigen Donnerstag ein Conzert zu geben, wobey derselben die Assistenz der Herzoglichen Capelle nicht zu versagen ist. 1.) Der Conzertmeister[120] wäre also bey Zeiten davon zu benachrichtigen, um sich mit ihr zu besprechen, wie denn auch das Arrangement zu treffen wäre, daß die Conzert-Proben unsern Opern-Proben nicht in Wege stünden.

2.) Nicht weniger würde es ganz schicklich seyn, einer so vorzüglichen Künstlerin, während ihres hiesigen Aufenthalts, bey jeder Vorstellung zwey Billets auf die Loge für sie und ihre Mutter zu senden.

Weimar den 8. Januar 1809.

G.[121]


20/5675.


An Johann Friedrich Rochlitz

Ew. Wohlgebornen

erhalten abermals einen Brief von mir, mit Bitte um eine kleine Gefälligkeit.

Ein junger Mensch, Fr. Wessel bey der Dessauer Bühne, die sich gegenwärtig in Leipzig befindet, hat[276] sich hier gemeldet und will in jugendlichen seriosen Baßpartien auch komischen Rollen etwas leisten, so wie auch im Schauspiel nicht ganz unnütz seyn. Dürfte ich Ew. W. ersuchen mir etwas über ihn zu sagen, besonders wie es mit seiner Stimme und seinem Gesang beschaffen ist; doch ohne Jemand deshalb etwas merken zu lassen.

Schon aus diesem Auftrag ersehen Sie, daß ich wieder bey unserm Theater einzugreifen bin veranlaßt worden. Ihre Antigone wird ausgeschrieben und wahrscheinlich noch im Januar gegeben. Verzeihung, wenn ich heute nicht mehr sage.

Weimar den 9. Januar 1809.

Goethe.


20/5676.


An Carl Cäsar von Leonhard

Weimar, den 9. Januar 1809.

Ich danke Ihnen auf das Beste für den dritten Jahrgang des Taschenbuches. Er hat mich einige Stunden sehr belehrt und unterhalten. Dabey ist er dazu geeignet, das ganze Jahr über immer zur Hand zu seyn, weil man sein Reichhaltiges sobald nicht erschöpfen möchte.

Habe ich noch nicht ausdrücklich gedankt, daß, die Wetterauische Gesellschaft mich zur Theilnahme an ihren Arbeiten hat, so bitte ich um Verzeihung. Haben Sie die Güte, mir von Zeit zu Zeit[277] in Erinnerung zu bringen, womit ich gefällig seyn könnte.

Glückt es mir diesen Sommer, so verfehle ich nicht, auf eine oder die andere Art, Beyträge für das Taschenbuch zur rechten Zeit zu übersenden. Mögen Sie mich gelegentlich von Ihren Absichten näher unterrichten, so werde ich sehr gern mitzuwirken suchen.

Der ich mich zu geneigtem Andenken empfehle und recht wohl zu leben wünsche.[278]


20/5676a.


An die Hoftheater-Commission

Es ist wohl keiner Frage unterworfen, daß Herzogliche Theater Commission sich der in der letzten Zeit sehr ausgearteten Redouten anzunehmen Ursache habe, und solche wieder emporzubringen. Denn sie befördert dadurch das allgemeine Vergnügen und ihnen eigenen Vortheil. Das letzte besonders indem sie den Werth des Abonnements erhöht als mit welchem die freye Entree auf die Redoute verbunden ist, und zugleich den Stadtrath in den Stand setzt, den schuldigen Pacht abzutragen. Unterzeichneter hat, auf Veranlassung mehrerer werther Personen, über die Sache nachgedacht und legt Gegenwärtiges zu gemeinsamer Berathung vor.

Der Verfall der Redouten schreibt sich von der Zeit her, da der Hof sie nicht mehr besuchte. Hierauf zog sich der Adel und nach alle Personen[121] von gewissen Anstande zurück, und sie sind gegenwärtig entweder leer oder nicht von der besten Gesellschaft besucht. Diese öffentliche Lustbarkeit wieder zu heben, geschehen folgende Vorschläge, welche sehr schicklich zum 30 Januar oder zu der für Serenissimae Geburtstag bestimmten Redoute könnten in Ausführung gebracht werden.

1.) Man suchte bey Hofe nach, daß wenn man sich auch nicht schmeicheln dürfte die höchsten Herrschaften selbst zu sehen, doch einige Repräsentanten abgesendet würden, etwa in den Personen des Herrn Geheimenrath von Einsiedel und Cammerherrn von Spiegel. Wären noch einige Damen dabey, so würde es noch wirksamer werden.

2.) Die Vorhänge der Estrade würden eröffnet und Personen von Stande, sowie von der vorzüglichen bürgerlichen Classe stünde frey sich daselbst aufzuhalten, eine Partie zu spielen und sonst zu conversiren. Wünschenswerth wäre, daß auch ein Hoffourier oder sonstige Dienstperson sich gegenwärtig befände um von seiner Seite das Anständige einzuleiten.

3.) Niemand könnte in seiner gewöhnlichen Kleidung hinaufgehen, sondern müßte, wenn er nicht eine gefällige Charactermaske wählen wollte, in schwarzem Mantel oder Domino erscheinen.

4.) Keine Drahtaugen würden erlaubt, sondern wenigstens schwarze Masken gefordert.[122]

5.) In Stiefeln könnte niemand tanzen.

6.) Für Vortänzer müßte gesorgt werden; so wie

7.) für eine Art von Vorsteher und Aufseher, dergleichen bey den Ressourcenbällen sich finden.

8.) Eine Anzeige im Wochenblatt wäre deshalb bey Zeiten zu besorgen, wodurch denn auch

9.) Dienstboten und Personen von zweydeutigem Ruf Auszuschließen wären.


Kommen obige Einrichtungen zu Stande, so hat eine Gesellschaft sich verbunden an dem Tage auf die Redoute zu gehen, durch geistreiche Aufzüge, kleine Gedichte und andere anständige Unterhaltungen den Tag zu feyern; wobey denn eben obige Repräsentanten des Hofs wünschenswerth wären, um im Namen gnädigster Herrschaft diese wohlgemeynten Huldigungen anzunehmen.

Weimar d. 10 Jan. 1809.

Goethe.[123]


20/5677.


An Charlotte von Stein

Gern hätte ich Ihnen, verehrte Freundinn, dieser Tage aufgewartet, um manches zu erzählen und zu bereden. Es geht mir aber nicht sonderlich und ich habe Ursache mich sehr in Acht zu nehmen.

Gegenwärtiges erlasse ich, um einen Vorschlag zu einer Mittwochs-Unterhaltung zu thun. Ein nordischer gelehrter Antiquarius, mit Namen Arendt, befindet sich hier, der aber nicht mit jenem moralisch politischen Arendt zu verwechseln ist. Der gegenwärtige hat ein unscheinbares, ärmliches äußeres Ansehen; doch ist er nicht unangenehm, vielmehr wenn man seine Originalität einmal zugiebt, ganz erfreulich. Sein Wesen und Wissen erinnert an Büttner und Beyreis, ob er gleich ihr Alter noch nicht erreicht hat. Er ist 1773. in Altona geboren, verdankt seine literarische Cultur[278] dem dortigen Gymnasium, von welchem er erst 1794 abging und im Jahr 96 nach Paris und der Lombardey reiste, um dort Reste der, durch frühere Wanderungen und Schicksale hinverpflanzten, nordischen Alterthümer auszusuchen. Im Jahre 97 ging er von Copenhagen zu Schiff nach Finnmarken und landete bey Hammerfest unter dem 71sten Grad nordischer Breite. Zehn Jahre brachte er in Norwegen und Schweden zu, studirte die Runen, copirte und ordnete sie und bemühte sich überhaupt um eine genaue Kenntniß der alten nordischen, besonders isländischen, Cultur und Literatur. Ihn beschäftigte die scandinavische Sprachlehre so wie die beiden Edden. Nachher hielt er sich in Mecklenburg und Pommern, wegen der wendischen Alterthümer auf, besuchte in der Gegend von Neubrandenburg die Stelle, wo Rethra, ein Hauptort eines alten Völkerstammes, gestanden haben soll, und wo man früher merkwürdige, halbgeschmolzene, eherne, größere und kleinere Götterbilder gefunden hatte. 1808 ging er zum zweyten Mal nach Paris und erneuerte seine Bekanntschaften.

Gegenwärtig kommt er von Bremen und hat einige interessante Alterthümer und Manuscripte bey sich.

Wäre es Durchlaucht der Herzoginn nicht ungefällig, so würde ich ihn Mittwoch vorführen, und die Unterhaltung so zu leiten suchen, daß er 1) von seinen Reisen erzählte, 2) von der isländischen Cultur des 11. und 12. Jahrhunderts einen Kurzen Vortrag[279] thäte, 3) von dem was uns daher übrig geblieben ist, Nachricht gäbe und Einiges vorzeigte. Sein ärmliches Äußere verschwindet dem Blicke gar bald, wenn man seinem bestimmten, lebhaften und heitern Vortrage zuhört. Ich erbitte mir bald eine gefällige Antwort, um mit ihm einige Einleitung treffen zu können.

Weimar den 16. Januar 1809.

Goethe.


20/5678.


An Marianne von Eybenberg

Es ziemt sich, theure Freundin, nun keine weitere Saumniß, und Sie müssen sogleich den lebhaftesten Dank empfangen. Die zierlichen, nickenden, bückenden und salutirenden kleinen Geschöpfe sind glücklich angekommen, und haben nicht allein mir, sondern ganzen Gesellschaften, in denen ich sie producirt, viel Vergnügen gemacht. Ihnen folgten die Fasanen, durch die starke Kälte wohl erhalten und mit Freuden sogleich vergnüglich verzehrt. Seyn Sie für alles das Gute und Artige zum allerschönsten gegrüßt und fügen Sie die Gefälligkeit hinzu, Ihren hohen schönen Freundinnen für das unschätzbare Andenken den besten Dank zu sagen. Gedenken Sie meiner, wenn Sie zusammen sind und glauben Sie, wenn ich mich wieder nach Carlsbad sehne, so ist es nicht zum kleinsten Theil, weil ich hoffen kann, Ihnen wieder näher zu kommen.

[280] Hoffentlich wird Ihre Gegenwart mich wieder zu manchem Guten befeuern: denn leider hab ich seit meinem Hierseyn doch auch gar nichts hervorgebracht. Ja ich kann fast sagen, seit den letzten Kapiteln jenes Romans, die ich so geschwind zusammen schrieb, um Ihnen keinen fragmentarischen Eindruck zu hinterlassen, ist mir fast gar nichts gelungen, was denn auch wohl sehr natürlich ist, weil ich fast gar nichts unternommen habe.

Von meinem Thun und Lassen kann ich daher wenig melden; es verdrießt mich zu sagen, daß dabey nichts geschieht, was sich jemals auf Sie beziehen, Ihnen einiges Vergnügen machen könnte. Wenn sich das Frühjahr nähert, so sagen Sie mir doch etwas von Ihren Planen; da Sie in Prag überwintern, so werden Sie wohl von Töplitz und Carlsbad im Sommer nicht entfernt bleiben. Ich für meine Person kann den May kaum erwarten, um mich zu den Füßen der vielen Kreuzfelsen zu begeben und daselbst mein altes Sommerleben fortzusetzen. Mögen sich Alles so fügen, daß wir uns dort wiedersehen.

Daß Ihre angenehme Societät mitunter tyranisiert wird, bedaure ich von Herzen; doch sind die Frauen immer ein wenig selbst Schuld, wenn die Männer sich zu viel herausnehmen. Man muß dem Männergeschlecht wohl Recht geben, aber nicht Recht lassen. Doch will ich mit solchen machiavellischen[281] Maximen mir nicht selbst das Spiel verderben, um so weniger, als ich jedes Mal, wenn wir uns wieder sehen, auf Ihre Nachsicht allzu sehr rechnen muß. Leben Sie recht wohl, beste Freundin! So oft ich die artigen Figürchen nicken lasse, so oft gedenk' ich Ihrer Anmuth. Gedenken Sie meiner und lassen Sie mich auf ein diesjähriges frohes Wiedersehen hoffen.

Weimar den 16. Januar 1809.

Goethe.


20/5679.


An Charlotte von Stein

[17. Januar.]

Mögen Sie, theure Freundinn, beykommendes an Durchl. die Herzoginn befördern. Ich hoffe es soll dieser wunderliche Mann in mehr als einem Sinne eine angenehme und lehrreiche Unterhaltung verschaffen. In Hoffnung Sie bald zu sehen.

G.


20/5680.


An Carl Adolph Schultze

Ew. Wohlgeboren

mache auf folgendes aufmerksam.

Wenn man Gesetze giebt, so ist wohlgethan, auch zu sorgen, daß sie befolgt werden können. Wir haben verordnet, daß Niemand ohne Gesichtsmaske und ohne[282] irgend ein außerordentliches Überkleid auf die Redoute gehen solle. Nun wär' es möglich, daß Fremde, vielleicht auch Franzosen von Erfurt herüberkämen, welche diese Anordnung nicht so genau beobachteten und vielleicht ohne Maske und Tabarro anlangten. Mein Vorschlag wäre dahero, Sie beredeten mit irgend einem Handelsmann, daß er in einer Ecke hinter den Säulen einen kleinen Laden aufschlüge, wo man Gesichtsmasken, Handschuhe, Tabarros, oder sonstige Überwürfe haben könnte. Wären noch andre Kleinigkeiten als wohlriechende Wasser und dergleichen dabey; so wäre es noch besser und artiger. Für den der es unternimmt ist kein Aufwand, vielleicht einiger Vortheil: denn warum sollte nicht mancher, wenn die Gelegenheit einmal da ist, auch wohl irgend einer artigen Tänzerinn ein kleines Geschenk machen. Drängen sich doch Handelsleute zu allen Kirchweihen und öffentlichen Zusammenkünften. Gut wär' es alsdann, wenn eine solche Anstalt bey jeder Redoute sich oben befände.

Weimar den 20. Januar 1809.


20/5681.


An Silvie von Ziegesar

Von Tag zu Tag, liebste Silvie, hat man mich auf die Seegeschöpfe vertröstet, die Sie zu einem so frommen Gebrauch verlangten, es sind aber deren bis[283] jetzt noch keine angekommen, das mir sehr leid thut; denn zeigt sich bey einem Krancken nur einiges Gelüst, kann man ihm nur einige Erquickung verschaffen; so ist es schon ein großer Trost und wenigstens augenblickliche Beruhigung. Ich fehle gewiß nicht, sobald sie ankommen davon zu senden.

Ihren Herrn Vater unsre gute Loder habe ich diese Zeit gesehen, leider konnten sie mir von Ihnen und der theuren Mutter nichts erfreuliches melden. Wie sehr bedaure ich einen so peinlichen, hoffnungslosen Zustand. Auch Sie, liebste Silvie nehmen mehr als jemand Theil und ich weis nur zu gut wie Sie durch eine eingebohrene Sympatie von den mütterlichen Übeln ergriffen werden. Mögte doch Ihre Jugend und gute Complexion solchen leider nur zu oft wiederholten Angriffen widerstehen. Sagen Sie mir von Zeit zu Zeit ein Wort, auch Ihre Klagen thun mir wohl weil ich weis daß Sie Sich dadurch erleichtert fühlen. Mir geht es ganz gut, meine Gesundheit hält sich, meine Geschäfte ziehen wieder ihren alten Gang, Societät und manche fremde Erscheinung geben manche Unterhaltung. Möchten Sie doch Theil daran nehmen können.

d. 22. Jan. 1809.

G.[284]


20/5682.


An Johann Friedrich Rochlitz

Ew. Wohlgebornen

bin ich höchlich dankbar für die ausführliche Nachricht den Schauspieler und Sänger Wessel betreffend. Wie lehrreich müßte es seyn, mehrere Theaterglieder so recensirt zu sehen! Ja, wie sehr wäre es zu wünschen, daß man werdenden Schauspielern solche klare Spiegel vorhalten könnte; freylich vorausgesetzt, daß sie einen so deutlichen Anblick ihrer selbst ertrügen. Erinnern Sie sich eines Weidners bey der Dresdner Gesellschaft, der mir von einem Reisenden, als Chorführer in der Braut von Messina sehr gelobt worden, so sagen Sie mir ja auch wohl ein Wort über ihn.

Für die Besorgung der Bände gleichfalls meinen aufrichtigen und lebhaften Dank. Hierbey einen Brief an Herrn Hofrath Kapp. Der Geldbetrag folgt mit der fahrenden Post. Heute nichts weiter als meine Besten Wünsche.

Antigone ist auf den 30. angesetzt. Leider füllt sie nicht den ganzen Abend und ich muß eine kleine Operette hinterher geben. Bis jetzt weiß und vermuthet noch Niemand den Autor.

Weimar den 22. Januar 1809.

Goethe.[285]


20/5683.


An Anton Friedrich Justus Thibaut

[Concept.]

[22. Januar.]

P. P.

Ew. Wohlgeboren erhalten meinen verspäteten aber aufrichtigen und lebhaften Dank für die gütige und freundschaftliche Behandlung der Meinigen. Sie haben meinem Sohn in einer bedenklichen Krankheit Sorgfalt und Hülfe zugewendet und auf die liebreichste Weise die Stelle der Eltern vertreten, und ihm dadurch sowohl als uns eine bleibende Verbindlichkeit aufgelegt. Sie haben meiner Frau dadurch eine liebevolle Aufnahme und manche verschaffte Gelegenheit, die Heidelbergische Gesellschaft so wie die örtlichen Umgebungen zu genießen, eine heitre Erinnerung für das ganze Leben verschafft, indem sie sich nun ihren Sohn in einer angenehmen und sichern Lage denken und mir ihre Empfindung und Überzeugung davon mittheilen kann.

Was die Studien des jungen Mannes betrifft, so werden Sie mich höchlich verpflichten, wenn Sie solche nach Maßgabe seines Talents und Fleißes auch in der Folge dirigiren wollen. Wenn er die Zeit gut an wendet, die er den Studien zu widmen hat; so will ich sie ihm eher verlängern als verkürzen. Je älter man wird, je mehr fühlt man die Kürze der Jahre und sie sind doch auch für die Jugend nicht[286] länger als für das Alter. So bin ich z.B. das Wiederhören der Pandecten betreffend gleichfalls der Überzeugung, daß eine Pause dazwischen zu setzen sey. Ein junger Mann der ein solches bedeutendes Collegium zum zweytenmal hört, muß eigentlich mit Zufriedenheit empfinden, daß er indessen gewachsen ist, und daß er das was ihm vorher Mühe und Beschwerde verursachte, nunmehr mit Leichtigkeit behandelt.

Wegen der landsmannschaftlichen Verhältnisse hat er mir früher geschrieben und ich bin ganz wohl zufrieden damit. Verbindungen sucht sich der Mensch auf eine oder die andre Weise, da er nicht allein stehen kann, und er muß früher oder später lernen sich in Verhältnisse finden, sich ihrer Vortheile zu bedienen, ihre Unbequemlichkeiten zu tragen, oder ihnen auszuweichen. Auch hierüber bin ich um so beruhigter als ich weiß daß Ew. Wohlgeb. über diesen Punckt auf ähnliche Weise dencken.

Unter allen Planen und Wünschen die mir jetzo vorschweben, ist der wohl der angelegentlichste, daß es mir gegönnt seyn möchte, Ihnen und Ihrer Frau Gemahlinn meinen Dank persönlich abzutragen, und meine kleine Familie um Ihr Pianoforte versammelt zu sehen.

Der ich die Ehre habe mich mir besonderer Hochachtung zu unterzeichnen.[287]


20/5684.


An Christian Erhard Kapp

[Concept.]

[23. Januar.]

Wenn ich Ew. Wohlgebornen die wunderlichen Begebenheiten erzählen könnte, welche sich dazwischen geschoben, so daß Sie gegenwärtig erst durch die Gefälligkeit des Herrn Rath Rochlitz ein Ihnen so lange bestimmtes Exemplar meiner Werke erhalten; so würden Sie daraus abnehmen, daß meine Dankbarkeit zwar immer thätig, doch in ihren Äußerungen nicht glücklich gewesen.

Ist in diesen wenigen Bänden etwas enthalten, das den Wunsch erregen kann einiges Ähnliche zu Tage gefördert zu sehen; so ist es Ihre Kunst allein durch die er befriedigt wird: denn sie hat mir ein Daseyn wiedergegeben, an dem ich schon verzweifelte, und so viel Behagen als nöthig ist, um nicht ganz ungleich voriger Zeiten meine Thätigkeit zu üben. Gedenken Sie, wenn Sie diese Bände auf Ihrem Repositorium stehen sehen, wenn Sie einen und den andern in die Hand nehmen, eines sehr dankbaren und verbundenen Freundes.

Mit Vergnügen kann ich melden, daß ich die trüben und kurzen Tage ganz leidlich überstanden habe, daß ich mich zwar mit besonderer Mäßigung und Vorsicht, aber doch ganz bequem in einem gewissen Gleichgewicht halte und so das Frühjahr zu erreichen[288] hoffe. Meine Frau vereinigt ihren Dank mit dem meinigen und wir beyde hoffen die Erlaubniß zu haben wegen dessen, was für uns im Sommer das räthlichste seyn möchte, in einigen Monaten zutraulich anzufragen.


20/5685.


An Marie Anna Louise Nicolovius

[27. Januar.]

Ihr freundlicher Brief, liebe Nichte, liegt schon wieder zu lange bey mir, ohne daß ich ihn beantwortet hätte. Ich bin überhaupt kein fleißiger Correspondent, aber zwischen uns ist es das Schlimme, daß wir uns nie oder wenigstens so lange nicht gesehen haben; denn in der Persönlichkeit liegt doch eigentlich der wahren Grund menschlicher Verhältnisse. Freylich habe ich von Ihnen Liebes und Gutes genug vernommen, und wenn wir je zusammenträfen, würden Sie finden, daß mit dem Oheim auch ganz leidlich auszukommen ist. Haben Sie indessen recht vielen Dank für die Schilderung Ihrer lieben Familie, deren Verminderung ich herzlich bedaure. Unsere gute Mutter hat uns noch immer zu früh verlassen; doch können wir uns dadurch beruhigen, daß sie ein heiteres Alter gelebt und daß sie sich durch den Drang der Zeiten sicher und selbstständig durchgehalten hat. Ich danke Ihnen und Ihrem lieben Gatten, daß Sie durch Ihr Schreiben ein neues Band anknüpfen wollen, indem[289] sich das alte auflöst... Meine Frau grüßt herzlich und wünscht mit mir, Sie Beyde einmal zu sehen, welches jetzt eher möglich und wahrscheinlich wird, da Sie uns um so vieles näher kommen. Mög' aus dieser Veränderung des Wohnorts und der äußern Verhältnisse alles Gute entspringen... Sagen Sie Ihrem lieben Gatten, für den ich kein besonders Blatt einlege, daß auch ich jenem Mann, dem er seine Bildung verdankt, gar manches, zwar nicht unmittelbar doch durch die Vermittelung unsers trefflichen Herder's schuldig geworden sey, und daß sein Andenken bey allen denen immer lebendig bleibt, die aufrichtig anerkennen, welchen großen Antheil an deutscher Cultur jene Männer gehabt, die in der zweyten Hälfte des vorigen Jahrhunderts in Königsberg zusammenlebten und wirkten... In Berlin treffen Sie einen meiner werthesten Freunde Herrn von Humboldt und treten mit ihm, soviel ich weiß, in ein näheres Verhältniß. Es freut mich für Beyde: denn in der gegenwärtigen Lage der Hauptstadt sowohl als des Staats ist die Mitwirkung einsichtsvoller und aufrichtiger Männer höchst wünschenswerth. Kommen Sie in Berlin an, so lassen Sie es uns erfahren. Verzeihen Sie, daß ich durch eine fremde Hand schreibe. Es ist einmal eine eingewurzelte Unart, daß meine Hand zum schreiben faul und unentschlossen geworden, und meine Freunde haben mich durch ihre Nachsicht verwöhnt. Grüßen Sie die Ihrigen herzlich. Von[290] meinem Sohn in Heidelberg habe ich gute Nachricht.

Gedenken Sie unser in Liebe.


20/5686.


An Christian Gottlob Voigt

Da ich weiß, daß Ew. Excellenz es mit einem eingefrornen und eingeeisten Freunde nicht so genau nehmen und ihm sein Stillschweigen verzeihen, so trete ich um desto zutraulicher an einem äußerlich und innerlich heitren Tage, aufgethaut wieder hervor und erkundige mich nach Ihrem theuern Befinden. Zugleich folgt die Abhandlung über den Kaiserlichen Liebling zurück. Sie hat mir viel Vergnügen gemacht. Dergleichen Monographien sind sehr schätzenswerth, indem sie das Zerstreute in einen engen Raum zusammenbringen. Ich kenne die meisten der angezeigten Monumente theils in Original, theils in Abgüssen und man betrachtet immer mit Vergnügen und Bewunderung was die Zeit Hadrians hervorgebracht. Freylich mußte es ein solch entschiedener Liebhaber des Schönen seyn, der die Kunst in ihrem mächtigen Sinken aufhalten und wieder einen Augenblick erheben wollte.

Einige Notamina aus dem kleinen Geschäftskreise, in dem ich wirke, bin ich nächstens so frey vorzutragen und hoffe Sie heute Mittag bey Hofe zu begrüßen.

Weimar den 29. Januar 1809.

Goethe.[291]


20/5687.


An Johann Friedrich Rochlitz

Ew. Wohlgebornen

erhalten hierbey die 9 Thaler Sächs. Sollte noch irgend eine Auslage sich nöthig gemacht haben, so bitte mir es zu melden.

Von Antigone habe ich die Leseprobe und eine Theaterprobe gehört. Sie wird gut gesprochen und anständig gespielt. Mir macht es sehr große Freude diesen herrlichen Sophocleischen Schatz in einer Art von Auszug zu sehen und zu vernehmen. Heute Abend ist Hauptprobe; morgen Aufführung. Das was wir in unsern Tagen Effect nennen kann das Stück nicht machen; aber ich glaube doch es wird sich in den Kreis der ruhig edlen Darstellungen, die wir von Zeit zu Zeit vortragen, mit einschließen und sich erhalten. Mehreres nächstens.

Weimar den 29. Januar 1809.

Goethe.


20/5688.


An Johann Friedrich Rochlitz

Weimar den 1. Februar 1809.

Nur mit Wenigem sage ich, daß Antigone Montag den 30. glücklich aufgeführt worden. Der Effect war, den ich voraussah. Das Stück hinterließ einen sehr angenehmen erfreulichen Eindruck. Jedermann[292] war zufrieden und halb erstaunt, indem man von dieser Klarheit und Einfalt kaum etwas kennt. Die verständliche Sprache brachte hierbey den größten Vortheil. Die Schauspieler haben durchaus deutlich und richtig gesprochen, manche vortrefflich durchaus, wo man Madam Wolff als Antigone und ihren Gatten als ersten Chorführer zu rühmen hat, andere theilweise sehr gut, und wie gesagt, man konnte überhaupt völlig zufrieden seyn. Heute wird es wieder gegeben und ich hoffe das Stück soll sich immer mehr bey dem Zuschauer einschmeicheln. Über Ihre Behandlung selbst wüßte ich auch nur Gutes zu sagen; daß sie zweckmäßig sey, hat die Ausführung bewiesen. Etwas von der angegebenen Musik habe ich weggelassen, damit Recitation und Declamation nicht gestört werden. Was ich hie und da geändert, ist nicht der Rede werth. Herr Unzelmann ist nicht zu vergessen, dem ich den Krieger im Anfange und den Boten zuletzt zugleich aufgetragen: er hat trefflich erzählt. Also nur soviel für diesmal mit einem Dank. Wer der Verfasser sey ist bis jetzt ein Halbgeheimniß geblieben.

Goethe.


20/5689.


An August von Goethe

Du hast von mir, mein lieber August, lange nichts gehört. Indessen wirst du von deiner Mutter verschiedenes vernommen und nun auch die 50 Thaler[293] erhalten haben, die du verlangtest. Mache damit deine Haushaltung rein; ich will dir künftig vierteljährlich von hier aus 25 Thaler schicken. Siehe zu, wie du Haus hältst.

Ich habe vor einiger Zeit an Herrn Hofrath Thibaut geschrieben und ihm gedankt, daß er sich deiner guten und bösen Tagen so treulich annehmen wollen. Halte dich ja an diesen trefflichen Mann und Lehrer, so wird dir in jedem Falle geholfen seyn. Auch alle übrigen Freunde grüße schönstens und suche sobald als möglich kleine Misverständnisse die vorkommen, wieder ins Gleiche zu bringen. Schreibe mir von Zeit zu Zeit; besonders auch sage mir, wie es denn mit den Pandecten geht.

An Herrn Hofrath Thibaut habe ich schon geschrieben, daß du künftigen Sommer die Pandecten nicht wieder zu hören brauchst. Es ist besser daß einige Zeit verstreicht, ehe man sich wieder zu einer so wichtigen Arbeit kehrt. Indessen erholt sich der Geist, bildet sich an andern Gegenständen und kommt frischer und getroster auf die vorige Stelle zurück.

Mutter und Freunde werden dir umständlich Nachricht von der letzten Redoute gegeben haben. Soviel kann ich dir versichern, daß deiner oft gedacht worden ist und daß man dich mehr als einmal herbeygewünscht hat.

Schreibe mir doch auch etwas von der Witterung. Wir haben in der Nacht vom 30. auf den 31. einen[294] gewaltigen Sturm gehabt. Hat sich etwas Ähnliches etwa bey euch eingefunden? Leider hat diese himmlische Gewalt auch uns einen Schaden gethan, der dich betrüben wird. Der alte Wacholderbaum im untern Garten ist umgestürtzt worden. Wir haben ihn gestern gemessen: er hat die Höhe von 43 Fuß erreicht. Das brauchbare Holz davon will ich ausschneiden lassen, damit wir sein Andenken in irgend einem Hausrath bewahren. Eine nähere Beschreibung dieses merkwürdigen Baumes und wie wir ihn bey seiner Section gefunden haben, steht zu Diensten, wenn du irgend einen botanischen Freund hast, den sie interessieren kann. Aus dem obern Theile, etwa 35 Fuß über der Erde, will ich einige Dosen drehen lassen und eine an Blumenbach schicken dem so etwas Spaß macht.

Und so will ich für dießmal schließen und dir wohl zu leben wünschen.

Weimar den 5. Februar 1809.

G.


20/5690.


An Nikolaus Meyer

Weimar den 10. Febr. 1809.

Ew. Wohlgeboren

haben uns gleich nach Ihrer Zurückkunft mit der Nachricht erfreut, daß Ihre Reise glücklich vollbracht worden, und daß es sich mit Ihrer Gesundheit wieder zum Bessern anlasse. Sie haben uns die schmackhaftesten[295] Fische geschickt, wofür wir zum allerschönsten zu danken haben.

Hinter den Fischen erschien ein anderes scandinavisches und obotritisches Wundergeschöpf, das uns, ob wir gleich darauf vorbereitet waren, in Erstaunen setzte. Wir nahmen den Mann und seine Runen freundlich auf, und geben ihm Gelegenheit seine Verdienste bekannt zu machen und Theilnahme zu erregen. Aber gar bald zeigte sich, daß seine etwas starre Natur und sein eigensinniges Wesen in der Weimarischen Welt nicht gedeihen könne. Aufrichtig zu sprechen, so ist der Ort beydes zu klein und zu gebildet, als daß die Anmaßungen einer Originalität Glück finden könnten. Auch fing der Mann bald an, sich zurückzuziehen, und ist vor einigen Tagen ohne Abschied verschwunden. Mehr sage ich heute nicht und hoffe meine Frau wird etwas von unsern Redouten-Herrlichkeiten melden. Empfehlen Sie mich der lieben Ihrigen und lassen uns bald von sich hören.

Goethe.


20/5691.


An Carl Friedrich Zelter

Sie erhalten, theurer Freund, durch Herrn Eberwein, der von hier abgeht, nur ein kurzes Wort des Grußes, indem er mich, nachdem er lange genug gezaudert, um einen Brief an Sie gerade in einer Stunde mahnt, in der ich meine Gedanken nicht beysammen habe. Nehmen Sie ihn gütig auf und helfen Sie[296] ihm durch Rath, Lehre und Beyspiel weiter fort. Wird auch in den Schülern nicht hervorgebracht was wir wünschen, so werden wir sie ja doch nicht los, und es bleibt uns nichts übrig als uns mit Resignation auch auf diese unvollkommne Weise fortzupflanzen. Ich arbeite an gar manchem das auch Ihnen dereinst Freude machen wird. Deshalb verzeihen Sie mir mein Schweigen und lassen mir gelegentlich einmal wieder etwas von sich hören.

Weimar den 16. Februar 1809.

G.


20/5692.


An Heinrich Carl Abraham Eichstädt

Ew. Wohlgeboren

haben die Gefälligkeit von beygehenden Avertissements wenigstens auszugsweise einigen Gebrauch in Ihrem Intelligenzblatt zu machen. Die Steinbrücke nach Dürerischen Handzeichnungen sind nun complet in meinen Händen und es soll bald ein Nachtrag zu jener Recension, die unsern münchner Freunden große Freude gemacht hat, bey Ihnen eintreffen. Man kann beynahe von dieser letzten Sendung noch mehr Gutes, als von der ersten sagen, und wie glücklich fühlt man sich, wenn man einmal mit Grund etwas aus dem Grunde loben kann!

Mich zu geneigtem Andenken empfehlend

Weimar den 22. Februar 1809.

Goethe.[297]


20/5693.


An Bettina Brentano

Du bist sehr liebenswürdig, gute Bettina, daß du dem schweigenden Freunde immer einmal wieder ein lebendig Wort zusprichst, ihm von deinen Zuständen, und von den Localitäten in denen du umherwandelst einige Nachricht giebst, ich vernehme gern wie dir zu Muthe ist und meine Einbildungskraft folgt dir mit Vergnügen sowohl auf die Bergeshöhen, als in die enge Schloß und Klosterhöfe. Gedencke meiner auch bei den Eydexen und Salamandern.

Eine Dancksagung meiner Frau wird bey dir schon eingelaufen seyn, deine unerwartete Sendung hat unglaubliche Freude gemacht und ist jede einzelne Gabe gehörig bewundert und hochgeschätzt worden. Nun muß ich auch schnell für die mehreren Briefe dancken die du mir geschrieben hast und die mich in meiner Carlsbader Einsamkeit angenehm überraschten und unterhielten. Damals schickte ich ein Blättchen an dich meiner Mutter, ich weiß nicht ob du es erhalten hast. Diese Gute ist nun von uns gegangen und ich begreife wohl wie Franckfurt dir dadurch verödet ist. Meine Frau war dort, es ist ihr wohl gegangen, doch hat sie dich recht eigentlich vermißt, dagegen hat sie dein Andencken von München her gar sehr erfreut.

Herr v. Humbold hat uns viel von dir erzählt. Viel das heißt oft. Er fing wieder von deiner[298] kleinen Person zu reden an, ohne daß er so was recht eigentliches hätte zu sagen gehabt, woraus wir denn auf ein eigenes Interesse schließen konnten. Neulich war ein schlancker Architect von Cassel hier, auf den du auch magst Eindruck gemacht haben.

Dergleichen Sünden magst du denn mancherley auf dir haben, deßwegen du verurtheilt bist Gichtbrüchige und Lahme zu warten und zu pflegen. Ich hoffe jedoch das soll nur eine vorübergehende Büßung werden, damit du dich das Lebens desto besser und lebhafter mit den Gesunden freuen mögest.

Laß uns von Zeit zu Zeit ein Wort vernehmen, es thut immer seine gute und freundliche Wirckung wenn auch der Gegenhall nicht bis zu die hinüberdringt. Meine Frau höre ich hat dich eingeladen, das thu ich nicht und wir haben wohl beyde recht. Lebe wohl, grüße freundlich die Freundlichen und bleib uns Bettine. Adieu!

W. d. 22. Febr. 1809.

G.


20/5694.


An Johann Christoph von Aretin

[Concept.]

P. P.

Die mir übersendeten Nachrichten nebst den vortrefflichen Mustern des Steinabdrucks habe ich sogleich unserm gnädigsten Herrn vorgezeigt, welcher diesem[299] Unternehmen seien entschiedenen Beyfall nicht versagen konnte, vielmehr sogleich sich entschloß ein paar Subjecte nach München zu schicken, um zu so manchem andern Guten auch diese Kunst nach Weimar zu verpflanzen.

Ich sehe mich daher veranlaßt bey Denenselben anzufragen:

1.) Was das Lehrgeld für zwey Personen betragen könnte? incl. der anzuschaffenden Materialien.

2.) Wie lange sie sich etwa in München aufhalten müssten, um zu ihrem Zweck zu gelangen.

3.) Wie viel man ihnen monatlich zur Sustentation auszusetzen hätte.

4.) Da man schon einigermaßen gebildete Subjecte abschicken muß, welche Vorkenntnisse bey ihnen die vortheilhaftesten seyn möchten. Einen Zeichner und Kupferstecher abzusenden würde wohl rathsam seyn. Was wählte man zur zweyten Person etwa sonst für einen Techniker?

5.) Hätten Ew. h. wohl die Gütigkeit einige Aufsicht über das persönliche Vertragen der Abgeschickten zu führen, damit man wüßte, ob sie ihre Zeit auch gut anwenden.

Weimar den 22. Februar 1809.

pp.[300]


20/5695.


An den Herzog Carl August

Unterthänigster Vortrag.

Ew. Durchlaucht haben geruht, über ein Vorstellungs – Schreiben des Concertmeisters Destouches unterthänigsten Bericht zu erfordern, welcher hiermit schuldigst abgestattet wird.

Aus beyliegendem Acten-Fascikel werden Höchstdieselben zu ersehen geruhen, daß, nachdem Fol. 1 desselben gefällig gewesen, das Personal der Hof-Capelle in Disciplin, auch Directions- und oekonomischen Sachen der Theater-Commission zu untergeben, man Fol. 2 hiernach die damaligen Capell- und Concertmeister, Kranz und Destouches, gehörig zu instruiren nicht verfehlt. Da sich denn Fol. 3 Nr. 1 ergiebt, daß festgesetzt worden, kein Mitglied der Capelle dürfe ohne eine in der Hofmarschallamts-Canzley gesuchte und von der Fürstl. Theater-Commission erlangte Erlaubniß verreisen, wie denn Fol. 3b Nr. 5 die Einrichtung getroffen worden, daß, wer Urlaub erhalten hat, sich deßhalb bey dem Capell- oder Concertmeister zu melden habe.

Hierbey ist es denn auch bis jetzo geblieben und keine Vorstellung noch Einwendung deshalb laut geworden, wie denn noch vor Kurzem der jüngere Goetze, von Ihro Kaiserlichen Hoheit der Frau Erbprinzeß unterstützt, eines solchen Urlaubs nach Gotha genossen hat.

[301] Was also den Concertmeister Destouches veranlassen können, einer wohlbedachten und sehr zweckmäßigen Beurlaubung des jüngern Eberwein nach Berlin, sich auf die heftigste und umständlichste Weise zu widersetzen, lassen wir ununtersucht. So viel aber können wir nicht verhehlen, daß Herzogliche Commission sich Vorwürfe macht, diejenigen Corrections-Mittel gegen ihn nicht angewendet zu haben, die ihr in den Händen liegen, wenn Untergebene sich auf eine so auffallende Weise vergessen. Der junge Eberwein ist inzwischen nach Berlin abgereis't und wir hoffen, durch eine im Stillen vorbereitete Einrichtung und Anstalt, wenn sie sich in der Folge bewährt, Ew. Durchlaucht gnädigsten Beyfall zu erlangen.

Daß übrigens Fürstl. Commission mancherley bey dem Orchester eingeschlichene Mängel und Fehler recht gut kennen und denenselben abzuhelfen wünscht, ergiebt sich aus einem Aufsatz beyliegender Acten Fol. 19 seq. Es ist zwar diese Verordnung obgleich wohl überlegt, und bedächtig abgefaßt, nicht ausgefertigt worden, sondern ruht nun schon beynahe ein Jahr. Auch bey der neuen Commissarischen Einrichtung hat man diese Gegenstände nicht unbeachtet gelassen und wird gedachtem Aufsatze noch manches in der Folge hinzufügen können, wenn die Plane sowohl das Theater als das Orchester betreffend bey Ew. Durchlaucht eingereicht werden.

Da wir jedoch auf alle Instructionen und Verordnungen[302] weit weniger Zutrauen setzen, als auf die Art, wie die Commissarischen Geschäfte seit dem neuen Jahre verhandelt werden; so ist die Absicht, es von nun an mit dem Concertmeister so wie mit dem jetzigen Regisseur zu halten, als mit welchem er durchaus in Parallel zu setzen ist.

Diese ist nämlich verpflichtet, Donnerstags bey jeder Session zu erscheinen, zu vernehmen, was man von Seiten Fürstlicher Commission anzuordnen habe, und zu referiren, was ihm die Woche über, in seinem Geschäft, Förderliches oder Hinderliches begegnet.

Auf gleiche Weise wird der Concertmeister Destouches künftig angehalten werden, bey jeder Session zu erscheinen, da denn alles, was bey der Capelle nützlich oder förderlich seyn könnte, besprochen, und, damit ihm ja keine Entschuldigung in Ausübung seiner Pflichten übrig bleibe, auch über vorkommende Urlaubsfälle, ob man sie gleich bey Fürstlicher Commission genugsam selbst zu beurtheilen weiß, sein Gutachten vernommen werden kann. Eine Einrichtung, die schon stattgefunden hätte, wenn nicht seine Reise nach Magdeburg und Braunschweig und seine gleich darauf ausgebrochene strafwürdige Unart ein Hinderniß dazwischen gestellt hätte.

Unsere Arbeit ist nun bis zu der achten Session gediehen und die ältern Mitglieder der Commission freuen sich, an einem neuen erst hinzugetretenen, einen Zeugen zu finden, wie schwer die theatralischen Angelegenheiten[303] in eine ordentliche Geschäfts- und Canzleyform einzulenken sind. Doch wird sich in der Continuation alles thun lassen, wenn Ew. Durchlaucht die Gnade haben, diese ganz nach Ihro uns bekannt gewordnen Absichten angelegten Anfängen mit Nachsicht zu betrachten und mit Huld zu behandeln; besonders auch Fürstliche Commission bey ihrer hergebrachten und zu nachdrücklicher Führung eines bedenklichen Geschäfts unerläßlicher Autorität gnädigst zu schützen.

Weimar

Ew. Herzogl. Durchlaucht

am 25. Febr.

unterthänigst treugehorsamste

1809.

Hof-Theater-CommissionJ. W. v. Goethe. Fr. Kirms. L. Kruse.[304]


20/5695a.


An Franz Kirms

[Weimar, 28. Februar 1809.]

Wegen Je toller je besser bin ich es wohl zufrieden.

Herr Schmidt hat seine Sache gestern recht gut gemacht. Wir wollen uns überhaupt wegen solcher Intermezzo besprechen, wodurch man eine kurze Vorstellung verlängern kann.

[123] Durchlaucht der Herzog äußerten, daß Sie nach Blaubart noch ein kleines Stück wünschten. Vielleicht gäbe man die Kleinigkeiten wieder, die zum zweytenmal noch besser gehen werden.

Wenn Herr Secretär Witzel fortfahren will das ausführliche Repertorium auf Blätter auszuschreiben und zuerst die Stücke vorzunehmen, die noch nicht gegeben sind, sodann die schon gegebenen; so geschähe mit einer besonderer Gefallen. Auch könnten sie mir immer Partieenweise, wie die Blätter fertig sind, zugeschickt werden.[124]


20/5695b.


An Christian Gottlob Voigt

Des Herrn Geheimerath v. Voigt Exellenz hätten ja wohl die Güte die Abgabe vorstehend gebetener vier Klaftern Holz an den Hofrath Meyer bewirken zu lassen.

Weimar den 2. März 1809.

G.[34]


20/5696.


An Johann Jacob von Willemer

[Concept.]

Verzeihen Sie, theurer Freund, daß ich in meinem vorigen Briefe der 1000 Gulden nicht erwähnt habe, welche Sie die Gefälligkeit hatten meiner Frau, bey ihrem Aufenthalt in Frankfurt, vorzuschießen. Ich bekenne mich durch Gegenwärtiges als Selbstschuldner dieser Eintausend Gulden nebst Interessen, und wünsche, daß Sie mir solche creditiren möchten, bis unsere Erbschaftsangelegenheit berichtigt und die Theilung geschehen ist. Welche Art von Beschreibung Sie zu Ihrer Sicherheit verlangen, bin ich erbötig auszustellen.[304] Möchten Sie die Sache mit Herrn Landrath Schlosser besprechen, der unsre Geschäfte gütig besorgt und dem ich über diesen Punct heute ein Wort zuschreibe. Er könnte vielleicht wegen des Termins der Abzahlung etwas näheres bestimmen. Der ich dankbar für diese wie für so viele andre Gefälligkeiten mich Ihrem freundschaftlichen Andenken empfehle.

Weimar den 3. März 1809.


20/5697.


An Aloys Weißenbach

So angenehm es mir ist, mich in der Gegenwart mit Künstlern über ihre Arbeiten zu unterhalten, so unmöglich wird mir dies in die Ferne. Man muß erst über gar manche Maximen einverstanden seyn, ehe man über ein Kunsturtheil wechselseitig klar werden kann. Verzeihen Sie daher, wenn ich auf Ihr Trauerspiel »der Brautkranz« nur so viel erwidere, daß für uns der Dialog zu ausführlich ist, und fast durchaus die Handlung allzusehr retardirt. Wäre das Stück um ein Drittel kürzer, so dürfte es wohl auch auf unserer Bühne versucht werden. Doch eine solche Operation, die nur dem Autor geziemt, würde diesem selbst schwer werden, weil eben der ausführliche gemüthliche Ton durch das ganze Stück geht und ein vorzügliches Verdienst desselben ausmacht. Mehr sage ich nicht, als daß ich bedauere, daß die[305] Entfernung mich hindert, Ew. Wohlgeboren und Ihre theuere Gattin persönlich kennen zu lernen. Das Manuscript folgt hierbey mit Dank zurück.

Weimar, 3. März 1809.

Goethe.[306]


20/5697a.


An Anton Genast

[10. März 1809.]

Ich kommuniziere, werther Herr Genast, ein Billet von Mad. Häsler und kann den Inhalt nicht ganz mißbilligen.

Aber warum quälen wir uns um diese Dinge. Haben wir männliche Statisten, warum sollen wir nicht weibliche haben. Sind ja doch unsre Theater Diener, Meister, Schneider pp. nicht ohne Frau und Kinder. Nehmen Sie doch eine von denen Töchtern, Geben Sie ihr ein Regal und lassen Sie das Kindermädchen machen.[142]


20/5698.


An Carl Ludwig von Knebel

Ich sende dir, mein lieber Freund, Büchelchen und Brief sogleich zurück. Das erste habe ich nur angelesen und dabey genug gehabt. Ich kann nun nach nichts mehr als nach Resultaten fragen und was resultirt aus der ganzen Sache? Daß Götz ein angebornes Talent hatte, das aber durch Zeit und Umstände gehindert sich nicht entwickeln konnte; daß man Ramlern mehr Geschmack und Routine nicht absprechen kann, ob er gleich nicht entschieden wußte was er wollte; daß deine Gutmüthigkeit zwischen Verfasser, Verbesserer und Herausgeber eingeklemmt war; daß nun ein Viertel kommt, der sich für weise und gerechter hält als die Drey. Mehr kann ich mir aus der Sache nicht nehmen. Ich bitte dich inständig, lieber Freund, scheide daraus mir dem wenigsten Aufwand. Ich, nach meiner Art zu seyn, würde gar nicht darauf antworten: denn wenn du dich auch in deiner Relation einigermaßen geirrt hättest, so will das gar nichts heißen. Die Welt hat itzt andre Interesses. Handle jedoch nach deiner Weise. Die[306] Götzischen Pappiere, die noch in meinen Händen sind, erhältst du zugleich.

Die jetzigen Truppenbewegungen bringen uns immer fremde und ungebetne Gäste. Indessen ist bey der Unbequemlichkeit manchmal auch Gewinn; wie ich dir denn zu deinem jungen Corsen gratulire.

Ich bin sehr fleißig an der Geschichte der Farbenlehre und stecke im 17. Jahrhundert, das ich mit Gewalt angreifen muß, wenn es durchkommen will, und es gehört einiger Muth dazu, denn für eine solche Arbeit ist wenig Dank einzuernten.

Lebe recht wohl! Grüße die Deinigen von mir und meinem Hause. Sobald die Vegetation mehr vorrückt und wir milderes Wetter zu hoffen haben, hoffe ich euch zu besuchen und mich herzlich für Gegenwart und Umgebung zu freuen.

Weimar den 18. März 1809.

G.


20/5699.


An Franz Kirms

Auf Serenissimi gnädigste Veranlassung wird der Tod Jesu d. 31. März im Theater Saale gegeben.

Die Entree wird bezahlt, das Eingekommene zum Besten der Kapelle verwendet.

Ew. Wohlgeb. besorgen wohl beyliegendes ins Wochenblatt und was sonst noch nötig seyn möchte.

d. 24. März 1809.

G.[307]


20/5700.


An Christian Gottlob Voigt

Wege der Vogtischen Instrumente ist eine Erklärung vom Hofrath Vogt und ein Gutachten von Major Hendrich eingegangen. Von mir erfolgt nächstens ein Aufsatz über die Sache nebst beygelegten Papieren.

Mich bestens empfehlend

Weimar den 30. März 1809.

G.


20/5701.


An Heinrich Carl Abraham Eichstädt

Ew. Wohlgeboren

erhalten hiebey ein paar Recensionen, welche den fortgesetzten Bemühungen der Münchner in Absicht auf den Steindruck volle Gerechtigkeit widerfahren lassen. Ich wünsche nur, daß Sie jenen Leuten, die gegenwärtig bedrängt genug sind, zur solchen Stunde anlangen mögen.

Schon mehrere Wochen hoffe ich Ew. Wohlgeboren in Jena zu besuchen, es will mir aber noch nicht gelingen. Wir bedauern, daß Sie durch die neuen Kriegsbewegungen abermals gelitten haben.

Verzeihen Sie, daß ich ein kleines Zettelchen des Hofrath Meyer beylege, der mich an die Programme erinnert, die freylich in der letzten Zeit fast ganz seine Arbeit sind.

[308] Sollten Ew. Wohlgeboren nach Weimar kommen, so gehen Sie uns nicht vorbey.

Der ich mich bestens empfehle und recht wohl zu leben wünsche.

Weimar den 30. März 1809.

Goethe.


20/5702.


An August von Goethe

Du erhältst mit gegenwärtigem, mein lieber August, durch Frau Stock vier und dreyßig Gulden. Dasjenige was an denen dir zugesagt fünf und zwanzig Thalern fehlt, soll nachkommen. Wenn du das Geld empfangen hast, so schreibe mir gleich und laß mich wissen, wie es mit deinen Studien geht und was du auf den Sommer zu treiben vorhast. Wir befinden uns nach unserer Art ganz wohl. Ich bin dieses Jahr von Weimar noch nicht weggekommen. Dafür sieht es aber in unserm Hausgarten recht sauber aus. Hab' ich dir schon geschrieben, daß der große Sturm am 30. Januar den großen Wacholderbaum im untern Garten umgeworfen hat? Ich habe ihn zeichnen und messen lassen. Er war 43 Fuß hoch. Der Hauptstamm, 12 Fuß von der Erde, war inwendig vertrocknet und morsch ja wurmstichig, die Äste aber gesund. Diese letztern habe ich aufheben lassen. Daraus kannst du dir einmal einige Tischarbeiten bestellen. Blumenbach will ich eine Dose aus dem Gipfel[309] drehen lassen. Lebe nun wohl und grüße deine Gönner und Freunde zum schönsten.

Weimar den 31. März 1809.

G.


20/5703.


An Charlotte von Schiller

Morgen zu Mittag werden Herr und Frau von Reck bey uns ein freundschaftliches Mahl einnehmen. Es wäre sehr schön, theure Freundinn, wenn Sie auch von der Gesellschaft seyn wollten. Ich bitte um ein Wort Antwort.

Montag den 3. April 1809.

G.


20/5704.


An Heinrich August Ottokar Reichard

Wohlgeborner

Insonders hochgeehrtester Herr Kriegsrath.

Ew. Wohlgeboren erhalten die mir anvertrauten Bücher mit vielem Dank zurück, wobey ich um Verzeihung bitte, daß ich sie nicht früher abgesendet. Könnten Sie mir nachstehenden Werken, welche leider auf unserer Bibliothek fehlen, für kurze Zeit aushelfen, so geschähe mir eine besondere Gefälligkeit:

Joan Keppleri Somnium seu Opus posthumum de Astronomia lunari. Francof. 1634. in 4°.

Epistola ad Joannem Kepplerum etc. Lipsiae 1718. in fol.[310]

Wären diese Bücher nicht unter denen, welche Ew. Wohlgeboren in Beschluß haben, so finden sie sich vielleicht in der Hauptbibliothek und Herr Professor Ukert hätte wohl die Güthe sie mir zu übersenden.

Mit unserer Badereise sieht es dies Jahr bedenklich aus. Ich läugne nicht, das es mir große Aufopferung ist, wenn ich dem Carlsbader Aufenthalt entsagen soll. Mit den besten Grüßen an die lieben Ihrigen empfehle ich mich zum allerschönsten.

Ew. Wohlgeboren

Weimar

gehorsamster Diener

den 5. April 1809.

Goethe.


20/5705.


An Friedrich Immanuel Niethammer

Wohlgeborner

Insonders hochgeehrtester Herr,

Ich verfehle nicht, Ew. Wohlgebornen sogleich Anzeige zu thun daß der Brief an Herrn Geheimrath Wolf gestern bey mir angelangt und sogleich weiter befördert worden. Sollte er indessen eintreffen, so werde ich das mir aufgetragene wörtlich ausrichten. Zugleich muß ich freylich bitten, daß Sie mir mein bisheriges Stillschweigen verzeihen: denn der Brief, in dem Sie mich an eine mir selbst so sehr am Herzen liegende Angelegenheit erinnern, ist zur rechten Zeit angekommen und ich habe bisher gezaudert darauf zu antworten.

Denn welch eine Litaney von Klagen über innere[311] und äußere Hindernisse müßten Sie hören, wenn ich auseinandersetzen sollte was mir eigentlich im Wege gestanden, daß ich in dieser Sache noch nichts bestimmtes zu äußern fähig bin! Doch man dar das Geschäft nur in seinem eigenen Umfang und innerlichen Schwierigkeiten betrachten; so findet man schon Stoff genug zu mancherley Bedenklichkeiten. Die Übersicht der deutschen Poesie, deren früheste Anfänge jetzt wieder aufgeregt und ans Licht gebracht werden, durch ihre mittlern Zustände bis auf die neuesten, ist schwer zu fassen und je deutlicher man darüber wird, je unmöglicher scheint es aus so widersprechenden Elementen einen Codex zusammenzubringen, dessen Theile nur einigermaßen neben einander bestehen könnten.

Indessen ist die Sache oft genug, ja ich kann wohl sagen von mir und theilnehmenden Freunden bedacht und überlegt worden; ja ein Anfang ist sogar gemacht manches auszuschreiben und zu rangiren. Was aber für eine curta supellex dabey zur Evidenz kommt, wollen wir lieber verschweigen, wenn man zuletzt sähe, daß man die Arbeit aufgeben müßte. Lassen Sie uns noch einige Zeit im stillen fortarbeiten und bleiben Sie in diesen und andern Fällen unsrer Theilnahme gewiß.

Ew. Wohlgeboren

Weimar den 7. April 1809.

gehorsamster DienerGoethe.[312]


20/5705a.


An Christian Gottlob Voigt

Weimar, 7. April 1809.

Die etwas lebhaften und übertriebenen Forderungen der Herren Voigt und Oken an unsere Bibliothek werden, wenn man sie auch noch so sehr mäßigen sollte, immer sehr unbequem bleiben.

Es ist billig, daß man einem strebenden jungen Manne an die Hand gehe; aber er muß früh oder spät erfahren, daß nicht Alles in der Welt gerade nur um seinetwillen da ist.

Was mir am auffallendsten bei der Sache ist, wie ich gestehen muß, ist, daß die Herren gar nicht bedenken, welch' ein Haus und Zimmer-Raum dazu gehört, um eine Masse solcher Werke, worunter die[124] größten Foliobände oder Blätter sind, auszupacken, aufzubewahren, in der Ordnung zu halten und ohne Schaden zu gebrauchen; was zu gebrauchen; was für Tische, für Gestelle, für Anstalten gehören dazu, wenn nur einigermaßen ordentlich verfahren werden soll.

Da wir aber, wie vorauszusehen ist, die Sache nicht ganz ablehnen können und immer theilweise mehr zugeben müssen, als uns lieb ist, so will ich folgenden Vorschlag thun. Man schaffe die Kupferwerke für diesen Sommer nach Jena, man verwahre sie in einem dazu einzurichtenden Local, man mache durch aufgestellte Tisch und sonst Gelegenheit, die Gegenstände bequem und ohne ihren Schaden zu besehen, man übergebe das Ganze einem Aufseher, mit dem sich die Herren bereden, in dessen Gegenwart sie die Dinge betrachten und studiren können und der auch die jedes mal erforderlichen Blätter in das Collegium schaffen mag. Der Bibliothekar Vulpius kann bei seiner Anwesenheit in Jena jedes mal nachsehen, wie mit den kostbaren Dinge verfahren wird, welches ganz cessirte, wenn man sie massenweis in die Häuser gäbe. Was wollte man machen, wenn sie zu Michael defect, beschmutzt, geknüllt, zerrissen wieder abgeliefert würden.

Mit zwanzig Thalern Miethe salvirte man unschätzbare, ja unersetzliche Werke und gäbe zugleich Gelegenheit, sie für den academischen Unterricht zu nutzen.[125]


20/5706.


An den Herzog Carl August

Nach Ankunft eines Aretinischen Briefes überreiche die wegen des Steindrucks geführten Ackten, so wie dasjenige was Zeither wegen der Voigtischen Instrumente vorgekommen. Mich zu Gnaden und Hulden empfehlend

W. d. 11. Apr. 1809.

Goethe.


[Beilage.]

Durch den vorstehenden von Aretinischen Brief wird die Frage, was gegen des hierher zu verpflanzenden Steindrucks zu bedenken und zu thun seyn möchte, schon zum Theil beantwortet. Mir scheint, daß vor allen Dingen zwey Punkte wohl zu erwägen seyn:

1.) Da, wie man sieht, der Zweck ohne einen bedeutenden Aufwand nicht zu erreichen ist, so kommt es hauptsächlich darauf an, daß man zwey tüchtige und zu dem Geschäft genugsam vorbereitete Personen wählt. Schon mehrere haben sich angeboten und der Zudrang wird noch größer werden, wenn die Sache bekannter wird. Denn wer möchte nicht gern eine solche Reise machen und mehr oder weniger bey dieser Gelegenheit lernen und leisten. Vielleicht wäre es am räthlichsten die Gedanken derer Herren von Wolzogen, von Müssling, Hofrath Meyer,[313] Legationsrath Bertuch zu vernehmen; wodurch man mit dem Verdienst junger Leute von mathematischem, künstlerischem, technischem Talent bekannt würde.

2.) Wie sicherte man sich gegen Personen, denen man ein solches Vertrauen schenkt und auf die man so viel verwendet, daß sie ihre zu erwerbende Geschicklichkeit wirklich zum Nutzen von Weimar, es sey nun bey einem herrschaftlichen oder Privatinstitut verwenden, die ihnen anvertrauten Geheimnisse bewahren und nicht etwa willkührlich, als wenn sie keine Verpflichtungen hätten, den Ort verändern, ohne höhere Erlaubniß und Vergünstigung für eigene Rechnung zu arbeiten anfangen und was dergleichen mehr wäre?


Zur Vorbereitung der Sache würde vor allen Dingen nöthig seyn, auszumitteln, woher die aufzuwendenden Gelder genommen werden sollten, ob, wie es anfänglich schien, Herr Legationsrath Bertuch, welcher am ersten im Falle seyn würde, diese neue Technik zu nutzen, einen Theil dazu herschöffe?

Wie denn nicht weniger gegenwärtig in Betracht kommt, daß wohl ein ruhigerer Zeitpunkt abzuwarten seyn möchte, um eine Absendung solcher Personen nach Bayern zu veranstalten, indem gegenwärtig wohl die Sorge entstehen muß, daß sie sich in Gefahr befänden,[314] jeden Augenblick in das Kriegsgetümmel verwickelt zu werden.

s.m.

Weimar den 11. April 1809.

G.


20/5707.


An Johann Heinrich Meyer

Sie erhalten, theurer Freund, auf Ihr ausdrückliches Verlangen 12 rh. 12 gr. von dem Jenaischen Gelde. Lassen Sie mich aber hiermit erklären daß fürs künftige eine solche Leoninische Theilung nicht mehr statt finden kann. Die Umstände haben sich seit jener Verabredung durchaus geändert und ich hoffe Sie werden sich künftig nicht weigern das Ganze zu empfangen. Wie immer

d. 11. Apr. 1809.

G.


20/5708.


An Carl Friedrich von Reinhard

Die heutig Post will ich nicht abgehen lassen, ohne für Ihren früheren lieben Brief vom 14. September vorigen Jahres zu danken, den mir Herr Sieveking gestern überreicht hat. Ich höre mit Zufriedenheit, daß Sie sich in Cassel befinden und nicht nach Göttingen gekommen sind: denn mein lebhaftester Wunsch war, Sie an dem letzten Orte zu sehen, und seit Ihrem letztern Briefe bin ich mit innern und äußern Umständen soviel zu Rathe gegangen, ob eine[315] Tour dahin für mich möglich seyn könnte, daß ich bis jetzt nicht geantwortet habe. Was hätte mir erfreulicher begegnen können, als Sie, die lieben Ihrigen, unsern Müller und so manchen alten Freund und Wissenschafts Verwandten an dem merkwürdigen Orte zu treffen, der auch jetzt noch so vieles verwahrt und erhält.

Das waren alles aber nur fromme Wünsche, wie man beynahe jetzt nichts thun kann, als fromm und unfromm zu wünschen. Indessen habe ich diesen Winter meine Thätigkeit nach innen, so gut es gehen wollte, fortgesetzt. Ich bin nicht aus Weimar, ja kaum aus der Stube gekommen. Vorzüglich habe ich an der Geschichte der Farbenlehre gearbeitet und bin nun bald mit dem siebzehnten Jahrhundert zu Rande.

Der junge Sieveking hat mir recht wohl gefallen. Ich habe mit ihm über manches was ihn zu interessiren schien, gesprochen, freylich nur fragmentarisch und aphoristisch, und da kommt man denn leider in den Fall misverstanden zu werden. Die Lage der Welt ist so wunderlich und der Zustand eines jungen Mannes der gerade in diese Zeit kommt, bedenklich, und kaum läßt sich, bey diesem Hin- und Widerschwancken, selbst bey anhaltendem Umgange, etwas bedeutendes wirken. Während seines Hierseyns gedenk' ich ihn öfter zu sehen. Daß Jemand von den Ihrigen in meiner Nähe ist, soll mir den Verlust ersetzen, daß ich Sie nicht habe erreichen können. Und[316] soviel für dießmal, mit meinen herzlichsten Wünschen und Empfehlungen.

Weimar den 17. April 1809.

Goethe.


20/5709.


An die Hoftheater-Commission

Da ich leider heute gehindert bin, bey der Session zu erscheinen; so will ich, ohne meinen hochgeehrten Herrn Mit Commissarien in Ihren Entschließungen vorzugreifen, über die vorliegenden Nummern, Salvo meliori, mein Gutachten eröffnen.

Nr. 232. Käme ad Acta.

Nr. 233. Wäre eine Verordnung an den Cassierer zu erlassen; die Oelsische Sage von Morgen an, bis auf weiteres inne zu behalten.

Daß dieses geschehen, wäre Oels durch eine Verordnung zu notificiren, und ihm dabey zu bemerken, daß er die Sage nicht eher erhalten würde, als bis er die Rolle zurückgenommen und dieselbe spielen zu wollen erklärt.

Der gute Oels danke doch ja Gott, daß man ihn erträgt, und poche nicht auf ein Talent, daß täglich zurückgeht.

Nr. 234. Ich würde auf nochmaligen unterthänigsten Vortrag stimmen und zwar mit Beylegung des Concepts der eben zu erlassenden Verordnung an Deny, wobey denn doch wohl der Insolenz von Nr. 226 zu gedenken wäre, wo derselbe[317] sich unterfängt Fürstl. Commission einen Termin zu setzen, wann sie ihm Resolution ertheilen solle. Wenn es so fortgeht, werden wir noch angenehme Sachen erleben.

Nr. 235. Herrn Hunnius werden wir nichts tröstliches zu sagen haben; denn bey uns geht das Einstudieren der neuen Stücke freylich nicht so rasch und wir pflegen auch jede Vorstellung eines Schauspielers, daß seine Rolle groß und schwierig sey, mit vieler Nachsicht zu behandeln.

Nr. 236. Wäre wohl abzulehnen.

Nr. 237. Gleichfalls, besonders da man Herrn Philippi sagen kann, daß die Negotiationen mit Herrn Brand nicht hätte können zu Stande kommen.


Die Munda folgen unterzeichnet und die Concepte signirt.

Mich bestens empfehlend

Weimar den 20. April 1809.

G.[318]


20/5709a.


An Carl Ludwig von Knebel?

Soviel auf deine Anfrage und ich dencke genug um dich für den Augenbl. zu beruhigen. Behalte mich lieb. Ich hoffe euch bald zu sehen. d. 26 Apr. 1809.

G.[34]


20/5710.


An Charlotte von Stein

Hierbey, verehrte Freundinn, ein Brief von August, der Sie unterhalten wird. Sie theilen wohl das Blat v. Schiller mit. Morgen will ich einmal wieder versuchen wie es in Jena aussieht. Heute Abend führ ich noch zu guter Letzt meine Geister wieder vor.

d. 28. Apr. 1809.

G.[318]


20/5711.


An Johann Heinrich Meyer

Da ich morgen früh nach Jena gehe, so wollte ich, lieber Freund, vor meinem Abschied noch einiges übersenden und erwähnen.

1.) Folgt hier die Quittung über die letzte Rechnung.

2.) ein Abdruck der Recension von den Münchner Steindrucken. Vielleicht findet sich ein Stündchen Zeit um aus der ersten und zweyten ein Ganzes zu machen, das wir den Unternehmern gelegentlich zusenden können.

3.) Die Zeichnung des alten Wacholderbaums, mit Bitte sie auf ein weißes steifes Papier auftragen zu lassen, damit man dessen Maß und Geschichte dazu schreiben könne.

Der ich recht wohl zu leben wünsche.

Morgen, Sonabend, 8 Uhr werde ich abgehen.

Weimar den 28. April 1809.

G.


20/5712.


An Friedrich Ludwig Zacharias Werner

Sie erhalten, lieber Werner, hiebey das Original vom 24. Februar; eine Copie so wie die ausgeschriebenen Rollen bleiben in meinen Händen. Wir dürfen uns nicht leugnen, daß die Aufführung des[319] Stücks einige Gefahr hat. Deswegen lassen Sie mich damit so lange zaudern, bis ich mit Muth und Überzeugung daran gehen kann, und glauben Sie daß Sie, daß ich auch hierbey Ihr Bestes im Sinne habe.

Weimar den 28. April 1809.

Goethe.


20/5713.


An die Hoftheater-Commission

Serenissimus haben gegen mich den Wunsch geäußert, den Schauspieler Schwarz in Lorenz Stark zu sehen und zwar auf eine Weise, die ich nicht abzulehnen wüßte. Fürstl. Commision wird daher die Gefälligkeit haben, das Nöthige deshalb zu besorgen. Sodann habe ich überlegt, daß die Unverheirathete recht gut mit dem Hamlet zugleich ausgetheilt werden kann, indem mehrere Personen in dem letztern Stück schwache, in dem erstern starke Rollen haben; deshalb das Einstudieren neben einander hergehen kann. Ich könnte vor meiner Abreise noch die Austheilung unterschreiben.

Weimar den 28. April 1809.

Goethe.


20/5714.


An Christiane von Goethe

Ich muß dir, mein liebes Kind, nur selbst Nachricht geben, daß mir meine Fahrt nicht sonderlich bekomme[320] ist, damit du es nicht etwa von andern erfährst und dir die Sache schlimmer vorstellst. Schon vier Wochen, wie leicht zu bemerken war, befinde ich mich nicht sonderlich wohl, und in den letzten Tagen habe ich mich mehr als billig angegriffen. Ich dachte hier zu mehr Gemüths- und körperlicher Ruhe zu kommen, mich zu pflegen und mit Starke zu unterhandeln. Leider griff mich das Übel schon den ersten Abend an, das ich unterwegs beym Fahren schon empfand. Leider war Starke der Onkel und auch der Neffe nicht hier; doch sah ich mich für die Nacht vor mit allerley Salben und Balsamen und bin noch so ganz erträglich durchgekommen. Ich bin auch heute schon wieder auf und will mich diät und ruhig halten. Mache dir also keine Sorge und komme nicht etwa herüber, denn ich wüßte nicht wo ich dich unterbingen sollte. Major von Hendrich und von Knebel sind mir zur freundlichen Gesellschaft. Mit den dienstägigen Boten erfährst du wie es mir weiter gegangen ist. Ich hoffe, es soll nichts zu sagen haben, weil ich nun aufmerksam bin. Hätte ich früher dazu gethan, so hätte ich diesen Anfall wohl auch übergehen können. Nun wollen wir desto sorgfältiger seyn, und meine hiesige Stille wird alles wieder ins Gleiche bringen. Lebe recht wohl und dictire unserer schönen Freundinn ein weitläufigeres Blättchen als du selbst zu schreiben pflegst. Ich höre du hast Nachrichten von August. Theile sie mir mit. Hiebey folgt auch sein Brief den[321] ich unter meinen Papieren gefunden habe. Er wird dir gewiß viel Freude machen. Lebe wohl und mache deine Einrichtung und gedenke mein.

Jena den 30. April 1809.

G.


20/5715.


An Christiane von Goethe

Mit den heutigen Boten kann ich dir, mein liebes Kind, versichern, daß es mir verhältnißmäßig ganz leidlich geht. Ich bin schon wieder spazieren gegangen und befinde mich auf dem Cabinet, wo man einheizen kann, gar vergnüglich. Major von Knebel und Hendrich sind den ganzen Tag wechselsweise in meiner Nähe. Die gegenwärtigen Zeitläufte geben viel zu sprechen, und wenn ich auch nicht viel zu sagen habe, so habe ich doch viel zu hören. In meinen Geschäften und Arbeiten hole ich das Versäumte nach und will mich einrichten eine Zeitlang hier zu bleiben, weil ich, ohngeachtet mancher Unbequemlichkeit, doch hier eine Gemüthsruhe habe, zu der ich in Weimar nicht kommen kann. Ich bin noch nirgends hingekommen. Die gute Knebel hat ihr Zahneinsetzen zu lustig genommen, weil es immer eine Art von Wunde oder Inoculation ist, wie man will. Sie hat einen Fluß bekommen in das Gesicht, an den ganzen Kopf, woran sie viel gelitten hat.

Die Freundinnen aus der Nachbarschaft haben mir indessen sehr köstlichen Spargel und gute Prunellen[322] zugesendet, und ich hoffe, es soll von nun an recht gut gehen. Herr Geh. Hofrath Starke besucht mich täglich und nimmt sich meiner mit vieler Sorgfalt an.

Ich schicke dir einen Kasten mit schönen Äpfeln. Die oben aufgebundenen Pflanzen laß in den Rabatten vertheilen und an Stäbchen anbinden. Sonst wüßte ich nichts zu sagen, als daß ich dir wohl zu leben wünsche und wünsche, etwas ausführliches von dir zu hören. Von den Äpfeln wirst du mit meinen schönsten Grüßen etwas in der Nachbarschaft abgeben.

Jena den 2. May 1809.

G.


20/5716.


An Christiane von Goethe

Da ein Expresser nach Weimar geht, so will ich dir mit wenigen Worten sagen, daß ich mich ganz hübsch befinde. Da das Übel einmal seyn sollte, so ist es mir sehr tröstlich, den geheimen Hofrath Starke in der Nähe zu haben, welcher mir große Sorgfalt beweist. Der Hauptfehler war, daß ich in den letzten vier Wochen, da ich das Übel kommen sah, nicht öfters kleine Dosen Carlsbader Salz oder dergleichen genommen habe. Man macht sich freylich, insofern es nur einigermaßen möglich, bald von aller Arzney los.

Die Äpfel die ich dir geschickt habe, werden dir Vergnügen gemacht haben. Heute Abend hoffe ich von dir zu hören. Lebe recht wohl und gedenke mein.

Jena den 3. May 1809.

G.[323]


20/5717.


An Heinrich Carl Abraham Eichstädt

Von der akademischen Bibliothek wünschte ich zu erhalten:

Kircher, Ars magna lucis et umbrae;

Isaac Voissius de lumine;

Somnium Kepleri, opus posthumum;

Irgend eine Nachricht von dem Leben des Antonius de Dominis;

Ein Verzeichniß, was von Kepplers Schriften auf der Bibliothek sey.

Mich bestens empfehlend

Jena den 3. May 1809.

Goethe.


20/5718.


An Christiane von Goethe

Du hast inzwischen durch einen Expressen wohl von mir einen Brief erhalten. Ich kann heute nicht viel sagen, als daß es mir ganz leidlich geht. Du weißt wie es nach solchen Anfällen ist. Man muß sich nur in Acht nehmen, daß man sich nicht gleich wieder für ganz gesund hält und daß man nicht verdrüßlich wird, wenn es mit Geschäften und Arbeiten nicht gleich fort will.

Unser Tisch ist leider nicht der beste; indessen sorgen die Freundinnen für mich und so will ich mich nicht beklagen[324] Hier schicke ich etwas weniges Samen. Laß ihn gleich auf eine schattige Stelle säen, die Stelle aber wohl bezeichnen.

Erkundige dich doch, wie es mit Hamlet steht. Ja du könntest Genasten kommen lassen und ihm sagen, daß es mir unmöglich sey, die nächste Woche nach Weimar zu kommen. Mittwoch könnte allenfalls Egmont gegeben werden; sie waren ja schon darauf vorbereitet. Wie ist Herr Lorenz Stark abgelaufen? und was giebt es sonst gutes Neues?

Wegen der Kriegsgeschichten laß dir gar nicht bange machen. Die Menschen müssen nun einmal Angst haben und machen sich Spaß, den andern Angst zu machen. Das Kriegstheater entfernt sich immer mehr von uns, und es ist höchst wahrscheinlich, daß ich in einigen Wochen nach Carlsbad gehen kann. Denke der Sache von deiner Seite nach; sprich aber mit Niemand darüber. Ich habe schon mit Carln die Sache beredt: wir wollen uns des Herrn von Hendrichs Cosser ausbitten und so wenig an Wäsche und andern Dingen mitnehmen als möglich. Ich werde unsern Wagen und Extrapost nehmen müssen.

Lebe recht wohl und schreibe mir nicht zu kurz.

Jena den 5. May 1809.

G.[325]


20/5719.


An Heinrich Carl Abraham Eichstädt

Ew. Wohlgeboren

danke zum allerschönsten für die übersendeten Bücher und Notizen. Da ich nun bey meinem Hierseyn noch manchmal nöthig haben werde an die Bibliothek zu recurriren, zugleich aber wünschte die gebrauchten Bücher ungesäumt wieder hinaufzuschaffen, so hätten Ew. Wohlgeboren vielleicht die Gefälligkeit die Einrichtung zu treffen, daß der Bibliotheksdiener jeden Morgen um 9 Uhr zu mir käme, die früher empfangenen Bücher abholte und meine neuern Zettel empfinge. Ich will bey meiner Abreise recht gern diese Bemühung mit einem kleinen Gratial anerkennen.

Jena den 5. May 1809.

Goethe.[326]


20/5719a.


An Silvie von Ziegesar

Diesmal habe ich meine ienaische Reise nicht mit günstigen Sternen unternommen, Ihre Gegenwart in Weimar versäume ich, liebste Silvie, in Jena überfällt mich sogleich ein Übel vor dem das treue Carlsbad mich solange beschützt hatte. Ich will nicht klagen, sondern Sie nur ausdrücklich und lebhaft versichern daß ich sehnlich wünsche Sie wieder zu sehen. Dazu gelang' ich in Weimar bey Ihrer nächsten Durchreise und in Drackendorf zur Blütenzeit wie der gute Papa mir schon erlaubt hat. Lassen Sie mich Silvien wiederfinden wie ich sie beim Abschied verließ und zweifeln Sie nicht an den Gesinnungen eines treuen Freundes.

Jena. d. 5. May 1809.

Goethe.[126]


20/5720.


An Heinrich Carl Abraham Eichstädt

Von akademischer Bibliotheck erbitte mir:

Kepleri Strena s. de nive sexangula;

Tertius interveniens;

Nachrichten von Isaak Vossius –

stehen wenn ich nicht irre, umständlich im Chaussepié.

Jena den 6. May 1809.

Goethe.[326]


20/5721.


An Christiane von Goethe

Du erhälst heute, mein liebes Kind, ein großes Paket und wirst die einzelnen Theile desselben aufs beste besorgen. Die Packete an Herrn Genast und Frau von Stein sendest du gleich fort; das an Herrn Cotta bleibt bey dir liegen. Er kommt wahrscheinlicherweise auch schon an dem Morgen an, da du gegenwärtiges erhältst, wie er mir von Leipzig aus geschrieben hat. Es thut mir sehr leid, daß ich ihn nicht sprechen kann; aber es ist mir jetzt ganz unmöglich nach Weimar zu gehen. Ich erhole mich kaum von dem bösen krankhaften Überfall und betreibe meine nothwendigste Arbeiten kaum nothdürftig. Ob ich nach Carlsbad komme wird täglich zweifelhafter, und ich habe mehr als eine Ursache mich in Acht zu nehmen. Hier tröstet mich doch die Gegenwart des geheimen Hofrath Starke, der sich treulich meiner annimmt, und in der Ruhe und Einsamkeit kann ich mich allenfalls erholen. Auch habe ich mich eingerichtet, so daß ich trotz allen Übeln nicht ganz unthätig bin. Der Druck an der Farbenlehre geht fort und ich habe Hoffnung zu andern guten Dingen. Ich habe deswegen Genast geschrieben, man möchte Hamlet auf Mittwoch den 17. ansetzen. Kann ich Dienstag zur Hauptprobe kommen, so will ich nicht fehlen. Fühle ich mich aber nicht wie ich seyn sollte; so kann[327] diese erste Aufführung ja wohl auch ohne mich geschehen. Dieß ist nicht ein Stück für einmal, und ich kann bey Wiederholung desselben noch immer einwirken. Grüße Wolffs und so auch die theatralischen Nachbarn und schreibe mir deine Gedanken.

Laß dir an den schönen Tagen wohl seyn. Sie werden nicht besser kommen; und wenn du dich leidlich befindest, so sieh ja immer gut Freunde und Personen, denen du was artiges erzeigen willst. Es ist hierzu die beste Jahreszeit. Wenn du manchmal des Abends lange Weile hast, so laß dichs nicht verdrießen. Solltest du 14 Tage in Jena zubringen, so würdest du umkommen: denn wie kummervoll sich hier die Familien und Gesellschaften behelfen müßen, um eine Art von Unterhaltung zu haben, davon kannst du dir keinen Begriff machen.

Mir hingegen ist es für den Augenblick ein höchst glücklicher Aufenthalt. Wäre ich klug gewesen, so hätte ich den letzten Anfall ausweichen können, aber von nun an hab' ich mir auch vorgesetzt, mich durch nichts äußeres so leicht wieder auf ein letztes treiben zu lassen.

Jetzt lebe recht wohl und grüße Carolinchen und ersuche sie, daß sie mir, indem du dictirst, recht viel schreibt. Nächsten Sonnabend, oder wenn dein Bruder wieder hinübergeht, erfährst du mehr von mir. Keine Sorge brauchst du nicht für mich haben. Unser Essen ist ganz leidlich und die Freundinnen helfen[328] mit Spargel und andern guten Dingen nach. Lebe recht wohl und sey nicht karg mit weimarischen Nachrichten.

Die beyden beygelegten Briefe laß nur heute Abend auf die Post geben.

Jena den 9. May 1809.

G.


Vielleicht sprichst du Herrn Cotta; so grüß ihn von mir zum schönsten.


20/5722.


An Charlotte von Stein

Indessen man in Weimar meiner so gnädigst und freundlich gedachte und von meinen romantischen Mittheilungen einen guten Nachklang empfand, ist es mir zum Eintritt hier gleich sehr übel gegangen, indem ich einen Anfall erleiden mußte von dem ich nun drey Jahre befreyt geblieben, und der mir um somehr Apprehension giebt, als es doch immer unwahrscheinlich bleibt, daß ich nach Carlsbad gelangen kann. Für den Augenblick tröstet mich am meisten die Nähe des geheimen Hofraths Stark, der mich täglich besucht, und mich vor einem Rückfall sicher zu stellen und der überbleibenden Schwäche nachzuhelfen. Daß unter solchen Aspecten nicht viel geleistet wird, können Sie wohl denken. Ich habe schon einigemal mein Gebet an die heilige Ottilie gewendet; allein ich habe noch keine Gegenwirkung empfunden. Es[329] jammert mich nur, daß die schöne Zeit so ganz ungenützt vorbeystreichen soll. Vielleicht, wenn ich noch eine Zeitlang hier bleibe, genieße ich besserer Einflüsse. Lassen Sie mich manchmal vernehmen, daß Sie Dienstags und Mittwochs meiner gedenken.

Die Lebensbeschreibung Alfieris liegt hier bey; sie ist höchst interessant. Empfehlen Sie mich Durchlaucht der Herzoginn bey dieser Gelegenheit zum angelegentlichsten.

Knebel besucht mich treulich morgens und Abends. Wir gehen zusammen spazieren und schwätzen manches durch.

Das französische Blättchen das ich beylege werden Sie gewiß mit Theilnahme lesen. Ich erbitte mir es zurück. Leben Sie recht wohl und lassen mich bald wieder vernehmen, daß Sie mein gedenken.

Jena den 9. May 1809.

Goethe.


20/5723.


An Christiane von Goethe

Für deinen ausführlichen Brief danke ich dir zum allerschönsten. Sende mir ja einen ähnlichen alle Boten Tage. Ich will dagegen auch von mir etwas umständlich vernehmen lassen. Du kannst nichts bessers thun als dich des Gartens mit Freunden zu erfreuen. Grüße alles was dich umgiebt zum schönsten. Man kann mir nichts angenehmers erzeigen als wenn[330] es möglich gemacht wird, daß der Hamlet dießmal ohne mein weiteres Zuthun glücklich zu Stande kommt. Ich fühle erst, wie nothwendig ich es habe mich von einem so langen und verdrüßlichen Winter zu erholen und mich noch überdieß von einem neuen unerwarteten Anfall herzustellen. Doch wird es wohl gehen, wenn ich mich eine Zeitlang im Stillen pflegen kann. Ich schreibe dir dieß im botanischen Garten, wo ich mir eine Art von zweyter Wohnung aufgeschlagen habe und mich ganz vergnüglich befinde. Lebe recht wohl, grüße alles. Nächstens mehr.

Jena den 10. May 1809.

G.


20/5724.


An Johann Friedrich Heinrich Schlosser

Wohlgeborner,

Insonders Hochgeehrtester Herr,

Wenn ich auf dem mir schon vor einiger Zeit gefällig übersendeten Entwurf eines Theilungs Recesses noch nichts vernehmen lassen; so entschuldigt mich vielleicht die bedenkliche äußere Lage in der wir uns bisher befunden. Bey einigermaßen entwölktem Himmel verfehle ich daher nicht, sogleich meine Schuldigkeit zu erfüllen.

Wir mögen das übersendete Project so aufmerksam betrachten als wir wollen; so bleibt uns dabey nichts übrig, als Ew. Wohlgebornen und lebhaftesten und[331] aufrichtigsten Dank dafür zu sagen; denn wir finden darin nicht allein den aufmerksamen und genauen Geschäftsmann, sondern auch den wahrhaften wohlwollenden Freund, dem wir diese Abgelegenheit auch für die Folge mit herzlichem Zutrauen überlassen und empfehlen können. Haben Sie die Güte dieselbe nach Beschaffenheit der Umstände weiter zu leiten und, nach eingelangter Entschließung von Königsberg, uns das Weitere gefällig bekannt zu machen, und Ihren einsichtsvollen Rath hinzuzufügen.

Lassen Sie uns gelegentlich wissen, daß Sie sich in Ihrem neuen Zustande recht wohl befinden, und empfehlen uns den theuren Ihrigen aufs allerbeste.

Ew. Wohlgeb.

Jena

gehorsamster Diener

den 10. May 1809.

J. W. v. Goethe.


20/5725.


An Christiane von Goethe

Jena d. 12. May 1809.

Da Riemer wegen eines starken Schnupfens heut in seinem Quartier bleibt; so sage ich dir nur kürzlich und eigenhändig daß es mir ganz wohl geht. Freylich muß ich mich in Acht nehmen. Indessen geht mir was ich arbeite gut von Statten und mehr bedarf ich nicht. Wenn ich noch einige Zeit hier bin soll der Roman hoffe ich zum Druck befördert seyn.[332] Denn ich lasse ihn hier drucken und es soll damit, wie mit einigen andern Dingen rasch gehen. Worüber du dich erfreuen wirst. Sage mir wie dirs geht. Grüße alles und insofern du es vermagst; so trage dazu bey daß ich ruhig hier bleiben kann. Lebe recht wohl.

G.


20/5726.


An Friedrich Wilhelm Riemer

Den gestrigen Vorfall sehe ich als ein günstiges Ereigniß an, denn die böse Laune, der Sie Sich zeither übergeben mußte früher oder später eine Scene herbeyführen, und ich gestehe Ihnen Sie haben meine Geduld auf starcke Probe gestellt. Doch will ich gern, da das Übel einen Ausbruch genommen hat, und Sie aus unerfreulicher Erfahrung wissen wohin wir geführt werden können, mich beruhigen und wir wollen es weiter zusammen versuchen. Indessen mache ich Ihnen zur Pflicht an Selbstbeherrschung, ja an Selbstständigkeit zu dencken und sich nach einem Amte umzusehen, deren manche Sie mit Ehren bekleiden könnten und geschähe es nur um die Überzeugung bey Sich zu nähren; daß in jeder Lage des Lebens eine bestimmte Thätigkeit von uns gefordert wird und daß wir nur in sofern für etwas gelten als wir den Bedürfnissen anderer auf eine regelmäßige und zuverlässige Weise entgegen kommen.

Vom Besondern erwähne ich nichts, als daß ich[333] Ihnen eine sorgfältige Prüfung der Manuscripte empfehle eh sie dem Druck übergeben werden. Doch dieses und alles andre wird sich leicht finden, wenn Sie Ihre schönen Einsichten auf die augenblicklichen Lebenspunckte wircksam conzentrieren. Und so lassen Sie uns wieder zusammenkommen als wenn nichts gewesen wäre.

Jena den 19. May 1809.

G.


20/5727.


An Christian Gottlob Voigt

[vor dem 22. Mai.]

Wenn Ew. Excellenz auf so manche freundliche Schreiben und Sendungen bisher nichts von mir vernommen, so bitte ich wegen meiner körperlichen und geistigen Zuständen um Nachsicht. Erst einige Zeit nach einem solchen Anfall wie ich ihn wieder erlitten, bemerkt man wie viel Kräfte aufs Leiden verwendet worden und findet sich ungeschickt selbst zu erfreulichsten Thätigkeit.

Heute will ich vor allen Dingen zu 22. Glück wünschen und hoffen, daß Sie in Ihrer neuen schön bereiteten Wohnung mitten durch ein eifernes Zeitalter der goldnen Hochzeit entgegen gehen werden. Da sich eben Gelegenheit findet, so sende ich etwas unserer jenaischen Garten Cultur, mit Bitte es bey jenem Feste zu meinem Andenken aufzustellen. Es ist zugleich Blume und Frucht und paßt recht gut zu einem[334] solchen Feyertage. Wie sehr freue ich mich Sie in Ihrer neuen Wohnung eingerichtet und ruhig anzutreffen.

Das Münchner academische Taschenbuch hat bey mir die Empfindungen und Gedanken erregt, wie es sonst die Hof- und Staats Calender zu thun pflegen. Ich fragte mich nähmlich, was denn wohl mit einem so großen Personal und so vielen Anstalten ausgerichtet werde? Doch wollen wir so strenge nicht seyn, und uns freuen, daß auf solche Dinge noch eine königliche Aufmerksamkeit stattfindet. Das löblichste bey der ganzen Einrichtung scheint mir zu seyn, daß die Academie alle Sammlungen unter sich hat, die sich nicht unmittelbar auf bildende Kunst beziehen. Es läßt sich denken, daß auf solche Weise so viel bedeutendes Vorhandne gut und gewissenhaft erhalten wird. Die separirten Custodien haben mir niemals gefallen wollen.

Könnten wir gelegentlich erfahren, was Herr Schlichtegroll über Jena geträumt, so würde es höchst interessant seyn, es in der jenaischen Einsamkeit, wo der Tag an Stille der Nacht gleicht, nachzuträumen, und dadurch den Zustand einigermaßen zu beleben.

Beyliegende Briefe von Professor Voigt enthalten einen Privattraum dieses guten jungen Mannes, der sich ganz natürlich erklären läßt. Es ist freylich sehr wenig hier zu thun und der Wunsch sich auswärts an lebhafteren Quellen für die Zukunft besser auszubilden,[335] lobenswerth. Ich habe die beyden Briefe angenommen, weniger sie in forma zu übergeben, als nur den frommen Wunsch aussprechen zu lassen. Vielleicht erwähnen Ew. Excellenz etwas mündlich davon gegen Durchlaucht den Herzog.

Daß Voigt diese halbe Jahr deine Auditoren zusammenbringt, hierin hat... voreilig Unrecht gethan... gefunden, nur mußte er se... Thalern auf drey setzen... diesem Falle; einige habe... geführt, so daß sie eine b... und sie in folle erhalten... daran zahlen, und wie leer... ist. Man hat gegen diese... Kämen bessere Tage, so rückte man ja ohnehin alles ins alte Gleis zurück.

Den Versuch von Stieglitz habe flüchtig durchlaufen. Da ich nach einer ähnlichen Ansicht die alten Münzen schon mehrere Jahre mit Hofrath Meyer studire, so war mir eine solche Arbeit sehr willkommen. Sie kann nicht anders als verdienstlich seyn. Im Ganzen scheint mir jedoch mehr das Historische als das eigentliche Kunsthafte vorzuwalten. In einzelnen Fällen wüßte... bergang, Mittheilung der verschiedenen... und Zeichen genauer anzugeben. Doch... erster Entwurf, daß sich nachher alles... schließen und verbinden kann. Die Berlinischen... der alten deutschen Gedichte und Romane,... Büsching fahren fleißig fort.

... ich, daß die Seite zu Ende geht und... al mich aufs angelegentlichste empfehlen... Güte[336] mich bey Durchlaucht dem Herzog uns... rufen. Die neun Musen, als kluge Jungfrauen,... Lämpchen geschmückt, um ihrem Beschützer entgegen... aber betrübt in ihre Hallen wieder zurückkehren.

Goethe.


20/5728.


An Christiane von Goethe

Ich schicke dir, mein liebes Kind, einen Kasten, eine Schachtel, einen Topf, das alles lässest du in die Rabatten pflanzen. Der Pflanze im Topf lässest du gleich eine hübsche Stange geben denn sie geht hoch. Mir geht es ganz leidlich. Das beste ist daß ich etwas thun kann. Heute kommt der Herzog. Das giebt einen Stillstand in unsern Arbeiten, der mir aber doch in mehr als einem Sinne erfreulich ist. Lebe wohl. Schicke mir die Bücher die ich wünschte oder bringe mir sie mit. Ihr kommt doch Sonntag?

d. 26. May 1809.

G.


20/5729.


An Silvie von Ziegesar

Ihre freundliche Zeilen, liebste Silvie, erfreuen mich sehr. Daß Sie durch Jena gingen ohne mich zu berufen wollte mir nicht gefallen. Wäre ich wie ich seyn sollte; so hätten Sie mich schon in Drackendorf gesehen.

Heute kommt unser Herzog hierher, wie lange er bleibt weiß ich nicht. Verläßt er uns, so säum ich[337] nicht Sie aufzusuchen. Und dancke Ihnen herzlich für Ihr Blat das mich hoffen läßt Sie wieder zu finden wie ich Sie verlassen habe. Tausend Empfehl dem guten Vater.

J. d. 26. May 1809.

G.


20/5730.


An Pauline Schelling, geb. Gotter

Mit einigen Widersprüchen des menschlichen Herzens, liebe Pauline, sind Sie bekannt, und lassen Sich nicht irren, Ihre Veilchen und Mayblumen, die Sie in der Nähe gewiß vortheilhaft anbringen könnten, an einen entfernten Freund zu wenden; und dieser richtet seine Rhythmen und Reime nach einem abgeschiedenen guten Mädchen, demselben im Namen der edleren Menschheit zu danken, indeß er den Dank zu vergessen scheint, den er seinen wohlbehaltenen freundlichen Nachbarinnen schuldig ist. Mit diesen Betrachtungen empfangen Sie gegenwärtiges Gedicht, das eigentlich recht gut gelesen seyn will, wenn es Wirkung thun soll. Deswegen lege ich es in Ihre Hände und an Ihr Herz. Lassen Sie den Verfasser nicht fern seyn!

Jena, den 29. May 1809.

Goethe.


20/5731.


An Christiane von Goethe

Du wirst nun wohl Herrn Kaaz bey dir einlogirt haben und was das häusliche Behagen betrifft, wird[338] er meine Abwesenheit nicht bemerken. Ich schreibe ihm selbst und Hofrath Meyer zu gleicher Zeit und ich bin überzeugt, daß seine Ausstellung und, was er sonst wünscht, gleichfalls gut gerathen werde. Ich werde mit Vergnügen davon durch die rückkehrenden Boten, und mehr noch künftigen Sonnabend belehrt werden. Wende alles was du kannst die nächsten acht Tage von mir ab: denn ich bin gerade jetzt in der Arbeit so begriffen wie ich sie seit einem Jahre habe nicht anfassen können. Würde ich jetzo gestört, so wäre alles für mich verloren was ich ganz nahe vor mir sehe und was in kurzer Zeit zu erreichen ist. Wie gesagt, mein Kind, laß nur die nächsten acht Tage nichts an mich heran was abzuhalten ist. Alle Geschäfte sind ja ohnehin im Gange. Dagegen wollen wir auch an euch denken und euch von Zeit zu Zeit einen Fisch und ein gut Stück Wildpret schicken, damit ihr es in gutem Frieden genießet und euch weiter nichts anfechten lasset.

Solltest du noch etwas von Pflanzen brauchen, so schreibe es mir. Grüße die kleine Gesellschaft die dich neulich begleitete. So viel ich merken kann haben sie einen guten Eindruck zurückgelassen. Weiter wüßte ich nichts zu sagen, als daß ich dir wohl zu leben wünsche.

Jena den 30. May 1809.

Goethe.[339]


20/5732.


An Charlotte von Stein

Zwar vernehm' ich von Knebeln, theuerste Freundinn, daß wir Sie den Donnerstag hier sehen sollen; darauf wollen wir uns nun möglichst vorbereiten und Ihnen hoffentlich leidlos entgegen kommen, aber doch will ich den heutigen Boten nicht ohne ein lange versäumtes Wort abgehen lassen. Von mir war bisher leider nicht viel zu sagen. An die physische Existenz habe ich keine großen Anforderungen; wenn mir es aber auch nicht einmal gelingt geistig thätig zu seyn, indem ich mich in die Wüste begebe; so wäre mir eine gewisse Ungeduld wohl zu verzeihn. Indeß nun habe ich's auf die alte Art doch wieder durchgesetzt und es ist mir in diesen Tagen gelungen, an dem Roman fortzuarbeiten der mich durch die gute Aufnahme seiner ersten Hälfte erst wieder werth geworden. Mögen Sie unsrer verehrten Fürstinn sagen, daß ich, indem ich mir jene Wirkungen zurückrief, die dasjenige hervorgebracht hatten, was schon auf dem Papier fixirt war, mir den Muth und die Freude geben konnte das übrige was noch zwischen Seyn und Nichtseyn schwebte, hervorzurufen und festzuhalten. So viel habe ich mir fest vorgesetzt: ich will alles abweisen und vermeiden was mich hindern könnte das angefangene zu Stand zu bringen. Verzeihen Sie, wenn ich Sie von dem ausschließlich unterhalte was mich jetzt interessirt. Ein[340] künftiges Interesse hängt vom gegenwärtigen ab. Wenn Sie herüberkommen, sollen Sie dafür blos mannigfaltig grünende Thäler sehen. Die wenigen Blüthen dieses Jahres sind vorüber. Gestern mit einer Gelegenheit schickte ich Ihnen ein Gedicht, gedruckt, das Sie früher wohl schon geschrieben kannten. Ich will keine Reflexion hinzufügen, daß die Poesie zu einer Zeit, wo so ungeheure Thaten geschehen, sich gegen die naivgroße Handlung eines Bauermädchens flüchtet – und da die Seite herunter ist, will ich mich auf Wiedersehen zum besten empfohlen haben.

Jena den 30. May 1809.

Goethe.


20/5733.


An Johann Heinrich Meyer

Jena den 30. May 1809.

Es war mir sehr unangenehm, mein lieber Freund, daß Sie mich gestern verfehlten; denn ich hätte, wegen Kaaz und sonst noch, manches gern mit Ihnen gesprochen. Was unsern landschaftlichen Freund betrifft, so werden Sie sich aus eignem Antrieb gewißlich seiner zum besten annehmen. Er ist nun wohl in mein Haus gezogen und meine Frau wird für ihn, nach ihrer Weise, sorgen. Die Ausstellung seiner Bilder haben Sie ja wohl auch schon mit ihm überlegt und dazu ein schickliches Local gefunden. Sie werden, nach Ihrer gewohnten Weise und unserm[341] alten Übereinkommen, ihm für seine Mühe, sein Zutrauen, sein Wagestück jetzt zu uns zu wandern, bey so entschiedenem Talent, gewiß alles Freundliche erzeigen, daß ich hier ruhig bleiben kann, woran mir soviel gelegen ist: denn würde ich jetzt in meiner Arbeit unterbrochen so verlöre ich ein ganzes Jahr. Ich verlange zwar nicht, daß mir das Jemand glauben soll; weil es aber am Ende immer nur heißt: Arzt hilf dir selber! so bleibt mir nichts übrig als meine eigne Zustände nach meiner Art zu beurtheilen. Lassen Sie mich mit wenigen Worten wissen, wie es ohngefähr steht und ob Sie nicht gelegentlich zu uns herüberkommen, daß ich es nur wenige Stunden zuvor wüßte, um nicht abwesend zu seyn. Ich möchte gar zu gern mit Ihnen über das Stieglitzische Buch, die alten Münzen mit Kunstsinn zu behandeln und zu ordnen, eine Conferenz haben. Es ist darin Kenntniß und guter Wille genug, nur fehlt leider das wovon eigentlich die Rede ist. Wie Kunst zur Sprache kommen sollte, ist gleich wieder nur Geschichtliches da. Wer es ersteht, lernt wohl noch etwas zu, aber betrübt sich, daß er, der es nun nicht versteht, rein gar nicht weiß wovon die Rede ist. Ich habe nun auch zu dem Buche die Pasten erhalten, eine große Gabe fürwahr, besonders für mich, der ich hier herüber nur immer so genascht habe. Die große Consequenz, die ich durchaus zu schauen glaube, wird durch die wunderlichen Nummern der einzelnen Stücke sehr in die Irre geführt.

[342] Der Catalog, oder vielleicht das Buch selbst das ich noch nicht ganz durchgelesen habe, werden uns vielleicht zurechtführen. Wie man nun, unter diesen Umständen und Bedingungen, dieser Bemühung öffentlich etwas freundliches erzeigen und sie fördern könnte, ohne sich zu compromittiren und ohne das was wir eigentlich wünschen, zu retardiren, sehe ich eigentlich nicht ein, und wünschte darüber Ihre Gedanken, freylich am liebsten mündlich, weil sich solche pro und contra's in Schriften schwerer auflösen. Überhaupt ist nichts schwerer, besonders gegen das Publicum, zu behandeln, als diese Präocupationen die eine würdige Aufgabe unzulänglich lösen und einen in den wunderlichen Fall setzen, mit Billigung zu mißbilligen und mit Mißbilligung zu billigen, so daß derjenige der unterrichtet seyn möchte, nicht weiß ob es gehauen oder gestochen ist.

Leben Sie recht wohl, sagen Sie mir von Zeit zu Zeit ein Wort, wäre es auch nur, damit man sich nicht entfremde. Ich befinde mich nicht mehr ganz übel weil ich wieder etwas thun kann. Wenn ein Arzt auf seinem Todbette noch einen andern für ein langes Leben retten kann, so sehe ich nicht ein, warum wir andern nicht noch, indem wir uns übel befinden, etwas thun sollten was die Menschen erfreut. Leben Sie recht wohl und grüßen Sie die nächsten.

G.[343]


20/5734.


An Carl Ludwig Kaaz

Da ich mich in Jena theils zur Erholung von mancherlei Übeln, theils in Absicht verschiedenes zu arbeiten, befinde, so hätte mir in meinem ruhigen Zustande nicht leicht etwas Unangenehmeres begegnen können, als daß Sie indeß in Weimar angelangt sind mit Kunstschätzen, auf die ich mich so lange gefreut habe, und die ich so bald zu sehen nicht hoffen konnte. Ich kann in diesen Augenblicken nicht von hier abgehen. Sie haben indessen, wie ich hoffe, bey mir Quartier genommen und sich's bequem gemacht. Wegen der Ausstellung Ihrer Werke werden Sie Sich mit den Freunden berathen, die Ihnen auf alle Weise an Hand gehen werden. Wie das alles eingerichtet wird, hoffe ich gelegentlich zu vernehmen, so auch wie Sie Sich befinden und was sonst von Tag zu Tage vorgeht; denn es giebt immer Gelegenheit etwas herüber zu melden. Ich hoffe, daß sich alles wird nach unsern beyderseitigen Wünschen leiten lassen. Leben Sie recht wohl und lassen Sie bald wieder von sich hören.

Jena den 30. May 1809.

Goethe.


20/5735.


An Carl Friedrich Zelter

Von Ihnen, theuerster Freund, wieder einmal einige Worte zu sehen, war mir höchst erquicklich.[344] Ich denke tausendmal an Sie und bedaure, daß diese verworrene Zeit uns noch mehr als sonst von einander trennt. Selbst zum Schreiben fühlt man wenig Kunst. Man entwöhnt sich des Correspondirens, wie man sich in Staaten, wo scharfe Censur ist, das Lesen abgewöhnt.

Eberwein preise ich glücklich, ja ich beneide ihn, daß er in Ihrer Nähe wohnen und von Ihnen Aufklärung über Leben und Kunst gewinnen kann. Da unsere Oper diesen Sommer nicht nach Lauchstädt geht; so ist er wohl entbehrlich, und er mag nur so lange ausbleiben bis er wieder berufen wird. Ein kleines Gedicht lege ich bey. Vielleicht mögen Sie es selbst mit der nöthigen musikalischen Declamation begleiten; vielleicht geben Sie es Eberwein zum Versuch auf. Ich bin dazu veranlaßt worden durch gute Menschen aus jener Gegend, die in einer alles verschlingenden Zeit das Andenken einer reinen Menschenhandlung erhalten wünschten.

Da es noch nicht räthlich war nach Carlsbad zu gehen; so befind' ich mich in Jena, wo ich einen Roman fertig zu schreiben suche, den ich vorm Jahre in den böhmischen Gebirgen concipirt und angefangen hatte. Wahrscheinlich kann ich ihn noch in diesem Jahre herausgeben und ich eile um so mehr damit, weil es ein Mittel ist mich mit meinem auswärtigen Freunden wieder einmal vollständig zu unterhalten. Ich hoffe Sie sollen meine alte Art und Weise darin[345] finden. Ich habe viel hineingelegt, manches hinein versteckt. Möge auch Ihnen dieß offenbare Geheimniß zur Freude gereichen.

Seit Eberweins Abschied und allerley theatralischen Händeln bin ich von der Musik ziemlich abgeschnitten. Ich hoffe künftig durch ihn desto froheren Genuß. Wiederklänge aus Ihrem Himmel zu dem ich selbst leider niemals gelangen sollte; worüber ich denn doch manchmal verdrießlich bin. Jetzt in kriegerischen Zeiten sieht man erst wie unbehülflich und ungeschickt man sich im Frieden betragen hat. Der kleine Ballade, wenn sie componirt ist, geben Sie eine Publicität welche Sie wollen und lassen mich nicht gar zu lange ohne ein aufmunterndes theilnehmendes Wort. Leider ist mir dieser Winter sehr ungenutz und unfreundlich hingegangen. Seit dem Frühjahre habe ich wieder angefangen, an der Farbenlehre zu redigiren und drucken zu lassen, bin in der Geschichte bis zu Ende des 17. Jahrhunderts und im Ganzen bald am 60. Bogen. Es sieht wunderlich aus wenn eine so große Masse eigenen und fremden Lebens auf dem Papier steht und doch immer nicht nach was rechts aussehen will. Das Geschriebene wie das Gethane schrumpft zusammen und wird immer erst wieder was, wenn es aufs neue ins Leben aufgenommen, wieder empfunden, gedacht und gehandelt wird.

Herr Hirt hat mir sein großes Werk über die[346] Baukunst geschickt. Ich habe mich höchlich gefreut, ein so bedeutendes über zwanzigjähriges Unternehmen endlich noch glücklich zu sehen.

Leben Sie recht wohl und gedenken Sie mein.

Jena den 1. Juni 1809.

G.[347]


20/5735a.


An Anton Genast

Die neuen auszutheilenden Rollen kommen nebst dem beygefügten Blatte zurück. Ich wünsche guten Erfolg.

Wenn die Stücke der Madam Weißenturn ankommen, so lassen Sie doch solche gleich heften, lesen sie und schreiben mir Ihre Meynung. Dadurch wird Überlegung und Entschluß befördert.

[126] Empfehlen Sie mich meinen Herrn Mit-Commissarien vielmals. Es wird sehr angenehm seyn, wenn noch mehrere kleine neue Stücke vorgenommen und bey dem Aufenthalt in Lauchstädt manche andere, unbeschadet der ersten Austheilung umgelernt werden. Machen Sie mich von Zeit zu Zeit mit dem was räthlich und wünschenswerth ist, bekannt. Wohlbefinden und guten Muth anwünschend

Jena den 1. Juny 1809.

G.[127]


20/5736.


An Christiane von Goethe

Jena den 2. Juni 1809.

Heute weiß ich dir, mein liebes Kind, wenig zu sagen. Gestern ist Frau von Stein, Frau von Seebach und Fräulein Bose hier gewesen und wir haben bey Knebels zusammen gespeist. Meine Arbeiten gehen ganz ordentlich fort, und ich denke in vierzehn Tagen ziemlich weit zu seyn. Schreibe mir, wie dir's mit deinem Gaste geht, ob er vergnügt und fleißig ist. Er soll mir von Zeit zu Zeit etwas von sich sagen. Ich bin voller Verlangen, seine Sache zu sehen, und werde mich einrichten, sie nicht zu versäumen. Du hast mir allerley Papiere geschickt aber kein Conceptpapier; es liegt in demselben Schränkchen aber ganz unter den andern. Es ist ziemlich grau und du wirst es leicht unterscheiden können. Ich schicke gegenwärtiges durch Sprung, der uns den Hamlet ankündigt. Vielleicht siehst du Besuch von Jena. Ich bin recht neugierig wie er zum zweytenmal geht. Passe wohl auf und schreibe mir darüber. Lebe recht wohl.

G.[347]


20/5737.


An Christian Gottlob Voigt

Serenissimus haben bey Ihrem Hierseyn geäußert, daß Sie gegen die Reise des jungen Voigt nach Paris nichts einzuwenden hätten, ja daß es Ihnen sogar, wegen der zu hoffenden Connexionen und Communicationen mit den dortigen Botanikern, ganz angenehm sey. Zugleich erklärten Sie, daß Sie um die Sache zu facilitiren folgende Einrichtung vorschlügen:

Professor Voigt sollte ein Capital von Vierhundert Thaler, als so viel Zuschuß er benöthigt sey, aufnehmen und Durchlaucht wollten es auf zehn Jahre so wie auch die Interessen davon garantiren, da zu erwarten stehe, daß in dieser Zeit derselbe sich wohl in dem Fall sehen würde, gedachte Summe abzutragen. Professor Voigt hat auch dieses gnädige Anerbieten mit unterthänigstem Danke acceptirt.

Bey näherer Betrachtung jedoch ist mir einiges Bedenken beygegangen. Die Eroberung eines solchen Capitals, die Garantie, die Art die Interessen auszuzahlen, selbst die Amortisationsweise, die man sich doch succesiv denken müßte, das alles hat für beyde Theile mancherley Schwierigkeit und Unbequemlichkeit. Deswegen thue ich Ew. Excellenz folgenden Vorschlag, jedoch nur unter uns; denn ich habe weder gegen Serenissimum noch gegen den jungen Mann etwas erwähnt.

[348] Da es einmal eine Sache der Gnade und Gunst ist, so könnte man dem Prof. Voigt, Vierhundert Thaler aus dem Vorrath unserer Museums Casse, ohne Interessen leihen. Serenissimus zahlten etwa jährlich 25 Thaler, auf acht Jahre an unsre Casse; Professor Voigt ließ sich eben 25 Thaler alle Jahre abziehn; so kämen wir wieder zu unserm Gelde; jener würde seine Schuld los und Serenissimus zahlten nicht mehr als wie Sie angeboten haben.

Billigen Ew. Excellenz diesen Vorschlag, so will ich ihn erst mit Voigt besprechen: wahrscheinlich wird Serenissimus dabey kein Bedenken haben.

Jena den 2. Juni 1809.

Goethe.


20/5738.


An Christiane von Goethe

Ich schicke dir, mein liebes Kind, durch die Freunde noch einen Gruß und will einiges nachbringen was ich gestern versäumte.

Was die neuen Bauanlagen in der Uckerwand betrifft, so ist der Vorschlag der: Durchlaucht der Herzog geben fünf Bauplätze, umsonst, an fünf Baulustige, doch mit der Bedingung, daß die Häuser in zwey bis drey Jahren bewohnbar seyen. Wer anno 1812 den ersten Januar das Haus nicht fertig hat, verliert sein Recht darauf: es wird an den Meistbietenden verkauft und er zwar entschädigt, aber der[349] neue Besitzer muß sich engagiren im Laufe des gedachten Jahrs den Bau zu vollenden.

Aufs Bauen werden wir uns in der Welt wohl nicht mehr einlassen und wir müssen also abwarten ob noch etwas aus der Sache wird und was wir für Nachbarn kriegen. Das schlimmste ist, daß es aussieht, als wenn sie die Linie der Koppenfelsischen Scheune halten wollten, welches ich abzulehnen suchen werde. Das beygeschlossene schicke ja gleich an Herrn von Müffling. Sage aber niemand weiter von dem was ich dir hier mittheile.

Gieb etwa Überbringern mündlich Aufklärung, wie es mit meinem rothen Wein aussieht, und ob du dich nicht etwa vergriffen hast. Denn der an mich geschickte rothgesiegelte ist viel dunkler als der sonstige und will mir gar nicht behagen. Ich habe mir einige Flaschen von den hiesigen Freunden geborgt.

Kein Fisch kann heute mitkommen; doch hat man mir einen auf den Dienstag versprochen. Lebe recht wohl und grüße Herrn Kaaz und die Freunde zum schönsten, und seyd gesund und vergnügt.

Jena den 3. Juni 1809.

G.


20/5739.


An Christiane von Goethe

Es geht mir noch immer vor wie nach. Ich habe mich über nichts zu beklagen, als etwa daß das Essen[350] nicht immer das erfreulichste ist. Die Freundinnen thun noch immer Spargel und sonst noch das Beste.

Werner war einen Tag bey uns. Ich habe ihn Morgens bey mir und Abends bey Frommanns gesehen, bin ihm freundlich und gut begegnet, so daß er von dieser Seite auch ganz heiter abscheiden konnte. Er las eine Art von Ballade, eine dreyfache Heirath schildernd, vor die ihm vielen Beyfall erwarb.

Mit den Bauplätzen im welschen Garten wollen wir uns nicht abgeben. So viel kann ich dir zum Troste sagen, daß die Häuser weit hineingerückt werden und uns eine nahe Nachbarschaft künftig nicht zur Last fällt. Auch ist meine alte und neue Gesinnung den untern Garten für uns und besonders für August zu erhalten. Es müßten denn günstige Umstände eintreten, die wir jetzt nicht voraussehen können.

In einem langen Kasten erhältst du vierundzwanzig Diptampflanzen. Laß sie gleich im Garten herum setzen, wo sie noch anzubringen sind: denn deine Rabatten sind wohl schon voll genug. Alles neugepflanzte muß bey der jetzigen Witterung fleißig begossen werden.

Ich hoffe bis diesen Abend sollen auch die verlangten Kohlrabi und Kohlpflanzen beysammen seyn. Ist ein Fischchen anzutreffen, so erhältst du es gleichfalls. Mit dem neulichen Wein mag es ein Mißgriff gewesen seyn: denn der zuletzt überschickte ist wieder[351] der rechte. Es wäre mir lieb, wenn das noch vorräthige Geld nicht angegriffen würde und du das nöthige vom Johannis Quartal nähmest. Mit dem was ich hier habe, komme ich zwar bis dahin aus; beym Weggehen aber, wo die Trinkgelder zu geben sind, werde ich noch Succurs brauchen. Die Interims Quittung schicke ich dir mit den nächsten Boten.

Mit meinen Arbeiten geht es gut und wenn nichts weiter dazwischen kommt, gedenke ich zu Johannis dich hier zu erwarten, und mich einzurichten, daß wir alsdann zusammen wieder zurückkönnen: denn bis dahin läßt sich noch vieles thun.

Lebe recht wohl, grüße deine nächsten Umgebungen, und wenn ich was sollte vergessen haben, so erinnere mich. Ein paar leichte Nachtwestchen könntest du mir schicken.

Grüße Herrn Kaaz zum allerschönsten, und obgleich ein Künstler nicht gern schreibt; so ersuche ihn doch mir gelegentlich zu melden, wie es ihm geht. Es stehen bey mir viele kleine Bretchen herum, auch ein saubres Reißbrett, das der Prinzeß gehört. Wenn Kaaz diese brauchen kann, besonders da er vielleicht schon gegenwärtig der Prinzeß einigen Unterricht giebt, so gieb die Bretter nur hin. Was darauf geklebt ist, kann man nur herunterschneiden und du hebst es mir auf. Von den Diptampflanzen, und wenn ich sonst etwas von Blumenpflanzen schicke kannst du Frau von Milkau etwas mit unsrer Empfehlung zukommen[352] lassen um so mehr als unsres Gärtners Sohn bey ihr in Diensten steht, und uns auch manches gefällige erzeigt. –

Unzelmann ist heute bey mir gewesen und schien ganz munter und getrost. Lebe recht wohl und vergnüge dich mit deiner nächsten Umgebung.

Jena den 6. Juni 1809.

Goethe.


20/5740.


An Charlotte von Stein

Das übersendete Tuch, wofür ich den allerschönsten Danck sage, ist so vortrefflich, daß ich mich kaum getraue es umzuthun: es sollte vielmehr als ein Musterwerck aufgehoben werden.

Es war gar freundlich, daß Sie uns neulich besuchten, und unsre Einsamkeit aufheiterten. Ich kann eben nicht sagen, daß sie mir diessmal sehr erfreulich ist: denn ungeachtet des schönen Wetters und der grünenden Flächen und Hügel, der blühenden Gärten und mancher andern guten Ingredienzen des Lebens, ist doch alles was mich in Jena umgiebt so trümmerhaft gegen vorige Zeiten, und ehe man sichs versieht, stolpert man einmal wider über einen Erdhöcker, wo, wie man zu sagen pflegt, der Spielmann oder der Hund begraben liegt.

Vielleicht aber sind diese Umstände gerade daran schuld, daß ich mehr in mich selbst zurückgewiesen[353] werde und meine Arbeit mir ganz gut von Statten geht. Über die Hauptschwierigkeiten bin ich hinaus und wenn ich noch 14 Tage weder rechts noch links hinsehe; so ist dieses wunderliche Unternehmen geborgen. Freylich gehört zum letzten Zusammenarbeiten, ich will es nicht Ausarbeiten nennen, noch die größte innere Harmonie, damit auch das Werck harmonisch würde.

Empfehlen Sie mich Durchlaucht der Herzoginn zu gnädigem Andencken. Ich wünsche nur fertig zu werden, um wieder zum Vorlesen zu gelangen.

An Kaazens Unterricht wird unsre liebe Prinzeß viel Freude haben. Ich hoffe der Anfang ist schon gemacht.

Den Freundinnen das Freundlichste.

Jena den 6. Juny 1809.

G.


20/5741.


An Christiane von Goethe

Jena den 9. Juni 1809.

Da du, mein liebes Kind, den Sonntag früh zu uns kommst, so weiß ich weiter nichts zu sagen, als daß das Fischlein, welches ich abgeschlachtet und zappelnd noch angesehen habe, dir den Sonnabend mit guten Freunden wohlschmecken möge.

Habe die Gefälligkeit mir ein Pfund Chocolate mitzubringen und einige Fläschchen Malaga. Das[354] kannst du aber auch den Boten mitgeben. Mir geht es gerade so leidlich, als ich erwarte, und das weitere wollen wir besprechen, wenn wir zusammenkommen.

Gestern habe ich wieder Theater-Frauenzimmerkleid angeschafft; es wäre aber eine neue Königinn der Nacht und Gott weiß welche Cleopatras zu erfinden, um es mit Würde tragen zu können. Du wirst selbst darüber urtheilen wenn ich dir's vorzeige. Lebe recht wohl und gedenke mein. Es ist sehr gescheid, daß ihr euch in der schönen Jahrszeit einige Bewegung macht. Durch die Boten kannst du mir ja wohl wissen lassen um welche Zeit ich dich eigentlich zu erwarten habe.

G.


Du thätest mir eine Liebe, wenn du mir mein Kästchen mit geschnittenen Steinen mitbrächtest. Du müßtest aber etwas weiches oben auflegen, damit sich im Fahren nichts verrückte, weil ungefaßte Steine dabey sind.


20/5742.


An Johann Heinrich Meyer

Möchten Sie, lieber Freund, die Damen ersuchen, über die bewußte Sache ganz ruhig zu seyn. Ich will alles aufs beste arrangiren: denn ob ich gleich manchmal davon gehe wie die Katze vom Taubenschlag, so mag ich doch wo möglich nicht gern Jemand compromittirt wissen, und gerade dieses gegenwärtige Verhältniß[355] wird sich recht artig machen. Ich komme auf alle Fälle wieder nach Weimar ehe ich weiter gehe, und dasjenige wovon die Frage ist, wird sich auf mehr als eine Weise leicht machen lassen. Sagen Sie nur: ich wünschte, man möchte sich des Künstlers und seines Talents mit der größten Freyheit bedienen.

Nichts ist natürlicher, als daß der gute Stieglitz mit seinen Bemühungen sich uns ganz gleichförmig präsentirt, da unsre Spiegel überein geschliffen sind. Man müßte, wenn man öffentlich von seiner Arbeit reden wollte, gar wunderliche rhetorische Tournüren zu Hülfe nehmen. Ich hatte mir aus gutem Willen schon einige gedacht, die ich mittheilen würde. Besser aber ist's, daß dieser Kelch an uns vorbey gehe.

Meinen Zustand würde ich gar nicht schelten: denn es ist seit meinem Hierseyn, ohne ein besondres Wohlbefinden, doch immer soviel zuwege gebracht als ich wünschen konnte. Wenn ich nach Carlsbad kommen kann, auch nur auf kurze Zeit, so glaube ich auf diese 365 Tage wieder geborgen zu seyn, und das will schon sehr viel heißen.

Gedenken Sie mein und sagen mir von Zeit zu Zeit etwas Erfreuliches.

Jena den 9. Juni 1809.

G.[356]


20/5743.


An Carl Friedrich von Reinhard

Sie sind recht lieb und gut, verehrter Freund, daß Sie mich mein Stillschweigen nicht entgelten lassen und mir die traurige Nachricht selbst überschreiben: denn was kann uns bey einem solchen Verluste besser trösten, als die Empfindung wie viel uns noch übrig bleibt.

Der Gewinn Ihrer Neigung und Freundschaft, der mir so spät geworden ist, bleibt mir um so unschätzbarer als eigentlich lange leben nichts heißt als andre überleben. Je länger das Leben dauert, desto mehr gehen die frühern Verhältnisse ins Enge und die neuern sind um desto höher zu achten, weil sie sich seltner fügen.

Unser abgeschiedner Freund war einer von den seltsamsten Individualitäten, die ich gekannt habe. Es würde schwer seyn, ihn als Mensch, als Talent, als Schriftsteller, Geschäfts- und Lebens Mann in einem Bilde darzustellen. Wer ihn nicht näher gekannt hat, wird sich nicht leicht einen Begriff von ihm machen können.

Es war ein Glück für ihn, daß er Ihnen noch zuletzt begegnete: denn er muß sich doch an seinem Platze sehr isolirt und peinlich befunden haben. Nehmen Sie auch Dank von mir, daß Sie ihm bis an sein Ende beygestanden.

Ich habe die Zeit Besuche aus Göttingen gehabt[357] und mich dabey nur allzu lebhaft erinnert, wie ich mir vor Ostern Hoffnung machte, Sie mit dem nunmehr abgeschriebenen Freund an den bedeutenden Orte zu sehen.

Kommen Sie je dahin, so lassen Sie sich doch den Hofrath Sartorius empfohlen seyn. Es ist ein sehr unterrichteter und schätzenswerther Mann, mit dem ich schon lange in den besten Verhältnissen stehe.

Wie wird es denn nun mit der Oberaufsicht über diese und andre academische Anstalten im Königreich Westphalen werden?

Seit einiger Zeit befinde ich mich in Jena, gleichsam auf dem Rande des Teiches Bethesa: denn meine Übel, die sich von Zeit zu Zeit melden, machen mir sehr wünschenswerth auch dieß Jahr auf einem friedlichen Zug nach Böhmen zu gelangen. Eine Dame von den unsern ist schon seit vier Wochen in Carlsbad, freylich ganz allein. Ich erwarte, nebst einigen Andern, Nachrichten von dorther, um einen endlichen Entschluß zu fassen.

Da ich nicht allein gegen Sie, sondern gegen mehrere Freunde seit geraumer Zeit ein briefliches Stillschweigen beobachte, das ich mir selbst nicht verzeihen würde, wenn man jetzt nicht oft abgehalten wäre sich mündlich zu äußern, und man schriftlich gar nicht weiß was von einem Posttag zum andern sagen soll: so habe ich mir ein andres Organ in die Ferne ausgedacht, nämlich einen Roman zu schreiben, der sich zwar nun um einen besondern Gegenstand herumdreht,[358] doch aber auf manches allgemeine menschliche Interesse hinzielt. Ich hoffe ihn noch dieses Jahr in Ihren Händen zu sehen und mich wenigstens auf diese Weise an Ihre Seite zu setzen, an Ihren Familienkreis anzuschließen.

Nehmen Sie beyliegendes Gedicht freundlich auf. Ich bin von dem Unter Rhein her dazu aufgefordert worden, und mochte mir gerade in meiner Einsamkeit die Naivetät dieser unschuldig guten Handlung gerne vergegenwärtigen.

Leben Sie recht wohl und gedenken mein! Gehe ich wirklich nach Carlsbad ab, so schreibe ich vorher noch ein Wort.

Jena den 9. Juni 1809.

Goethe.


20/5744.


An Aloys Hirt

[Concept.]

Es geht mir oft so, daß ich meinen Briefen und Antworten einigen Gehalt geben und für ein bedeutendes Mitgetheilte nicht blos einen allgemeinen Dank erwiedern möchte. Darüber vergeht die Zeit und ich bleibe mit dem besten Willen gegen auswärtige Freunde und Wohlwollende im Rückstande; wobey ich denn Niemand verargen mag, wenn er einige Unzufriedenheit gegen mich empfindet. Ich eile deswegen, Ihnen, mein Werthester, für das Übersendete recht aufrichtig und lebhaft zu danken. Es war mir ein höchst erfreulicher[359] Anblick, das Werk abgeschlossen und gebunden vor mir zu sehen, dessen frühste Anfänge mir schon so bedeutend und belehrend waren. Sie haben sich Ihren treuen Fleiß auf diese Weise selbst belohnt und gewiß wird dieses schöne Resultat Ihres Lebens auch von andern anerkannt werden. Durchlaufen habe ich es schon und mich an der methodischen Zusammenstellung so vieler, in aller Welt zerstreuten einzelnen Documente vorläufig ergötzt.

Die beyden kleineren Schriften waren mir nicht weniger willkommen, ja sie stillten mir eine frühere und oft gewaltsam wiederkehrende Sehnsucht, mich nur einigermaßen zum geistigen Anschauen jener großen Monumente des Alterthums zu erheben, die uns der Lauf der Zeiten misgönnt hat. Ihre Art das von Schriftstellern uns gewiß Überlieferte erst zum Grunde zu legen, dann einer durch andre bekannte Data zu belebten Analogie Platz zu geben, und die letzten Lücken mit noch gegenwärtigen und dorthin verwandten Beyspielen auszufüllen, ist so gewissenhaft als geistreich, sie überzeugt und überredet.

Welch ein Vorschritt ist nicht hierin seit Caylus geschehen! dem an seiner Stelle sein Verdienst wohl bleiben mag, über den wir uns aber doch zu beschweren haben, daß er unserer Einbildungskraft der Hoheit des Alterthums so wenig gemäße Formen aufbindet, und indem er unsre Erkenntniß erweitern will, unsern Geschmack verschlechtert.

[360] Haben Sie, mein Werthester, nicht auch etwas für das Carische Mausoleum gethan? für den beweglichen Tempel, in welchem Alexanders Leiche nach Ägypten gebracht worden, für den Rogus des Hephaestion, wobey ich zugleich eine plausiblere Hypothese wünschte, warum Alexander, um zu dieser Bestattung Platz zu gewinnen, einen Theil der Mauern von Babylon abtragen lassen? Willkür und Grille ist es gewiß nicht gewesen. Sollte man nicht bey der ungeheurn Dicke der Mauern eine Art von amphitheatralischem Stufensitz auf beyden Seiten für die Zuschauer erhalten, oder vielleicht gar durch die abgetragenen Ziegeln und gewonnene Erde ein wirkliches Amphitheater hergestellt haben?

Wie die Griechen nicht gerade Stolz darein setzen alles von Grund aus zu bauen, sondern gar gerne Berge, Hügel und Gründe benutzten, um dem durch die Natur halbvorbereiteten eine architectonische Form zu ihren Zwecken zu geben, wie uns die Theater von Syrakus und Tauromina belehren; sollte man hier nicht auch, um etwas Ungeheures mit Bequemlichkeit und Lichtigkeit zu erlangen, die Mauerberge einer überwundenen Stadt, als Stoff zu einem solchen Wundergebäude benutzt haben, das ein ganzes Volk und eine ganze Armee fassen sollte. Über andre dergleichen Dinge habe ich noch manchen Einfall, den ich wohl gerne mittheile, und weshalb ich mich gelegentlich anzuregen bitte.

[361] Herrn Bury grüßen Sie zum allerschönsten. Ich habe seinen Brief erhalten. Er verzeihe mir, daß ich nicht antwortete: ich bin ohnehin ein fauler Correspondent, und man entwöhnt sich jetzt mehr als sonst des Briefschreibens. Deswegen gedenke ich doch treulich an meine abwesenden Freunde und lasse mir von Reisenden gern umständlich erzählen, die mir denn auch sehr viel Gutes von Burys letzten Arbeiten gesagt haben. Theilen Sie ihm beykommendes Gedicht mit, zu dem ich von wohldenkenden Freunden aus jener Gegend veranlaßt worden.

Leben Sie recht wohl, gedenken Sie mein und lassen mich von Zeit zu Zeit theilnehmen an dem, was Sie vorhaben und wirken. Möchten Sie den Verleger veranlassen, mir die perspectivische Herstellung des Tempels zu Ephesus, sobald sie fertig ist, zuzusenden; ich werde die Gebühr mit Dank abtragen. Herrn Geheimerath Wolf haben wir leider dießmal nicht gesehen; er hat sich auf seinem Zuge westlich gehalten. Kehrt er nach Berlin zurück, so empfehlen Sie mich ihm bestens.

Wird es Ihnen möglich sich vom Platze zu bewegen, so richten Sie Ihren Weg gerade auf uns zu, doch nicht unangemeldet, damit wir nicht etwa entfernt oder so versagt und verwickelt sind, um den Freund nicht gehörig empfangen zu können. Gegenwärtig bin ich in Jena. Über meine Badereise konnte ich noch nichts beschließen.

Jena den 9. Juni 1809.[362]


20/5745.


An Silvie von Ziegesar

Dem wartenden Boten geb ich nur die wenigen Worte mit daß ich Ihnen recht viel freundliches und erfreuliches in dem schönen Bergthale wünsche. Wegen der Pracht Garderobe werde ich meine Schuldigkeiten gegen Vater und Tochter nächstens erfüllen.

Allerley artiges und hübsches um mich her möcht ich wohl mittheilen können. Es ist nur nicht transportable. Eigentlich bin ich diesen Sommer in einer wunderlichen Lage, immer auf dem Sprunge und nimmer auf dem Wege. Schon sollte ich wieder in Jena und bey Ihnen seyn. Und man will mich nach Wisbaden schicken, wo ich gar nichts zu thun habe. Es geht eben alles durcheinander. Desto schöner wenn man sich immer wieder findet.

d. 13. Jun. 1809.

G.


20/5746.


An Heinrich Carl Abraham Eichstädt

Da ich auf einige Tage nach Weimar hinübergehe, so sende Ew. Wohlgeboren das Mitgetheilte dankbar zurück. Die kleine Novelle ist besser gemeint, als gedacht und gemacht; sie möchte wohl nirgendshin zu brauchen seyn.

Über das Trauerspiel möchte ich dem Verfasser gern was Freundliches sagen, allein es ist gar zu[363] schwer ein solches Product zu analysiren; bloß im Zusammenhange mit so manchem Übrigen, was uns die jetzige Zeit bietet und bringt, ließe sich ein solches Stück schätzen, wenn man es neben und zwischen mehrere andre an seine Stelle setzte.

Ich hoffe bald wieder hier zu seyn und Es. Wohlgeboren gesund und vergnügt zu finden.

Jena den 13. Juni 1809.

Goethe.


20/5747.


An Silvie von Ziegesar

[13. Juni.]

Auf einige Tage, liebste Silvie, geh ich nach W. und bin hoffentlich bald zurück. Auf mancherley Weise bleib ich Ihr Schuldner und kann wenigstens hoffen daß Sie deshalb an mich dencken werden. Empfehlen Sie mich Ihrem Herrn Vater und der schönen Gastfreundinn. Unsre iunge Herrschaften kommen schon heute Nacht.

Dienstag.

G.


20/5748.


An August von Goethe

So lieb es mir war, daß du dich in Heidelberg in einer schönen Gegend befandest und Gelegenheit hattest gut zu studiren, wobey es dir auch an Freunden nicht mangelte; so war es mir doch nicht angenehm zu hören, daß das Clima deiner Gesundheit nicht zusagen wollte, und ich will gern glauben, daß es beschwerlich[364] seyn mag dort einen Winter zuzubringen, wenn man sich nicht zu Hause halten kann und aus der Wärme in die Kälte, wie es die Umstände erfordern, zu gehen genöthigt ist. Ich habe daher nichts dagegen, daß du deine Studien dort abschließest und am Ende des halben Jahrs zu uns kommst. Ich lege dir ein Blättchen an Herrn Cotta bey, damit es dir bey deinem Abgange nicht fehlte. Du wirst es ja ohnehin so haushältlich als möglich einrichten. Grüße alle Freunde, denen ich schreiben und danken werde, wenn du wieder zurück bist, und mir von deinem bisherigen Leben erzählt hast.

Ich fürchte dieses Jahr nicht nach Carlsbad zu kommen; wenigstens nähert sich schon der längste Tag, ohne daß sich eine Aussicht zu dieser Reise eröffnet; welches mir doppelt unangenehm ist, sowohl wegen meiner Gesundheit als wegen meiner Arbeit. Inzwischen muß man sich in alles finden. Lebe recht wohl, wir freuen uns dich wieder zu sehen.

Schreibe nun bald, wie du deine Rückreise einzurichten gedenkst und wann du ohngefähr hier ankommen würdest.

Der vierteljährige Zuschuß soll auch in diesen Tagen abgehen. Wenn sonst noch etwas zu bedenken ist, so schreibe mir.

Die Mutter grüßt und freut sich sehr dich wieder zu sehen.

Weimar den 16. Juni 1809.

G.[365]


20/5749.


An Marianne von Eybenberg

Sie haben mir, theuere Freundin, durch Ihre lieben Briefe einen sehr lebhaften Wunsch erfüllt; – denn daß wir für Sie besorgt waren, werden Sie uns zutrauen. Wir sind nunmehr gar sehr beruhigt, daß wir Sie, nach so manchen ausgestandenen Sorgen und Unbequemlichkeiten, an einem sichern Ort wissen. Gedenken Sie auch unserer in Breslau und Warmbrunn und sagen mir von Zeit zu Zeit ein Wort.

Von mir kann ich wenig melden, denn ich habe dieses Jahr viel Zeit verloren. Nur seit vier bis sechs Wochen konnte ich in Jena zu einiger Thätigkeit kommen. Der zweyte Theil des Romans hat in dieser Zeit einigen Bestand gewonnen, und ich kann noch hoffen, daß er vor Michaelis Ihnen irgend wo begegnen wird. Man findet sich schon glücklich genug, wenn man sich in dieser bewegten Zeit in die Tiefe der stillen Leidenschaften flüchten kann. Das beste Lebewohl.

Weimar den 16. Juni 1809.

G.


20/5750.


An Christian Gottlob Voigt

In beyliegendem Briefe, der uns zugleich noch Ruhe vor kriegerischen Nachbarn zusichert, erinnert mich Herr v. Hendrich daß ich ihm zugesagt mit Ew. Excell.[366] über eine ihn betreffende Angelegenheit zu sprechen. Ich thue es schriftlich weil er Beschleunigung zu wünschen scheint.

Er ist nämlich dem Reg. Chirurg Häling 600 Thlr. schuldig deren Zurückzahlung dieser verlangt. Wie Debitor zu dieser Schuld gekommen, davon erspare Ew. Excellenz das Detail. Verminderte Einnahmen durch Entziehung der Compagnie und sonstiger Emolumente, vermehrte Ausgabe durch Einquartierung, Kriegsgäste etc. genug er wünscht ein Respiro zu erlangen und glaubt es könne auf folgende Weise geschehen. Wenn ihm aus irgend einer Casse die Summe vorgeschossen würde, die er sich in sechs Jahren nebst Interessen wolle abziehen lassen.

Ew. Excellenz werden die Möglichkeit besser als ich einsehen und ihm ein tröstlich Wörtchen schreiben. In seiner Lage ist er wircklich zu bedauern. Das Einrücken der Österreicher in Sachsen gewinnt nun ein ander Ansehn. Doch was bringt nicht Tag und Stunde!

Ihre Hoheit waren gestern Abend ganz munter und gnädig obgleich der Ernst der Tage auch auf Ihr zu ruhen scheint.

Das beste Befinden wünsche Ew. Excellenz in dem schönen Quartier. Seit ich Sie dort besucht mag ich mich im Geiste gar gern nach der alten Casse zu begeben. Sie erlauben daß es bald körperlich geschehe.

d. 17. Jun. 1809.

G.[367]


20/5751.


An Silvie von Ziegesar

Vor einem Jahr waren zwar die Aspeckten zum längsten Tage erfreulicher doch hoffte ich auch diesmal das schöne Fest mit Ihnen zu feyern. Da es sich jedoch nicht fügen will; so stell ich mich schriftlich ein mit den besten Wünschen. Ihre Bibliotheck vermehre ich heute mit zwei Büchern, davon das eine vielleicht zu zart das andre zu derb ist. Durcheinander gelesen werden sie also wohl den besten Effeckt machen.

Darf ich um den Band der Mille et une Nuit bitten den Sie von mir erhielten. Man mahnt mich von Seiten der Bibliotheck. Leben Sie recht wohl und froh. Empfehlen Sie mich Ihrem Herrn Vater und Ihrer schönen Gesellinn. Bald hoffe ich Ihnen wieder nah zu seyn.

W. d. 21. Jun. 1809.

Goethe.


20/5752.


An Carl Friedrich von Reinhard

Herr von Ziegesar hat mich mit einem Gruße von Ihnen, verehrter Freund, gar höchlich erfreut, und kaum glaubt' ich Sie noch im Hauptquartier angelangt. Er geht abermals hin und bringt das Gegenwärtige, worin ich Sie nur mit wenig Worten auf das allerschönste begrüße. Es darf mich dießmal nicht betrüben,[368] daß Sie sich von uns entfernen; ich werde Ihnen immer in Gedanken folgen und vielleicht habe ich das Glück mich mit Ihnen irgendwo, abgeredet oder unabgeredet, zu treffen. Von mir wüßte ich nichts zu sagen, als daß ich die Ruhe die uns gegönnt ist, zu meinen stillen Zwecken möglichst anzuwenden suche. Leben Sie wohl, gedenken Sie mein und lassen mich durch den Rückkehrenden schriftlich oder mündlich erfahren, daß es Ihnen wohl geht.

Weimar den 27. Juni 1809.

Goethe.


20/5753.


An den Herzog Carl August

Durchlauchtigster Herzog,

Gnädigst regierender Fürst und Herr!

Die Propositionen, welche die Hackertschen angeblichen Erben in ihrer jüngsten Eingabe gemacht haben, sind schlechterdings nicht von der Beschaffenheit, daß ich mich darauf einlassen könnte.

Ich habe mich daher entschlossen, aller Ansprüche auf die Hackertschen Papiere mich zu begeben und überreiche also Ew. Herzoglichen Durchlaucht beygehen die aus Italien mir zugesendeten Hackertschen Papiere versiegelt, mit der unterthänigsten Bitte:

dieselben den Personen, die zu den Eigenthumsrechten auf solche sich gehörig legitimiren werden, aushändigen zu lassen.

[369] Ich bemerke dabey, daß der verstorbene Hackert in seinem Testamente fünf Erben, und unter diesen seinen Bruder Georg, genannt hat.

Soviel ich weiß, ist dieser vor ihm unverheirathet, also ohne eheliche Descendenz, verstorben. Ob aber die gegen mich implorirenden Dorothea Hackert und Consorten dieselben sind, deren in dem Hackertschen Testamente Erwähnung geschiehet, kann ich nicht sagen, ich für mein Theil bezweifle es nicht, ich wünschte aber doch auch dagegen sicher gesetzt zu seyn, daß ich nicht noch einmal in Anspruch genommen würde.

In tiefster Ehrerbietung verbleibe ich

Weimar

Ew. Herzoglichen Durchlaucht

am 29. Junii

unterthänigst treugehorsamster

1809.

Johann Wolfgang von Goethe.


21/5754.


An Silvie von Ziegesar

Noch einmal, liebste Silvie, bin ich in Weimar mit dem Wunsche bald wieder bey Ihnen zu seyn, mancherley hält mich hier, besonders eine angefangene Arbeit, wozu ich die Bibliotheck nötig habe und mich in ihrer Nähe halten muß. Der Landschaftmahler Kaaz von Dresden wohnt auch noch bey mir; mit diesem hoffe ich denn doch zuletzt Ihre schöne Gegend zu durchwandern, wobey uns die schöne Freundinn doch wohl begleiten wird.

Die Prachtkleider sind glücklich angekommen, ich soll 60 rh dafür anbieten. Sie werden daraus das Verhältniß der Theaterschneider zu den Juden ermessen können.

Leben Sie mir recht wohl und wenden Sie in Ihrem Schreibeeckchen ein Viertelstündchen an mich.

Ihrem Herrn Vater tausend Empfehlungen.

W. d. 8. Jul. 1809.

Goethe.[1]


21/5755.


An August von Goethe

Deinen Brief vom 30. Juni, den ich durch den Courier erhalten sollte, empfange ich heute durch die Post und antworte sogleich.

Es ist mir sehr angenehm zu hören, daß du wohl bist und dich in Heidelberg der schönen Jahreszeit erfreust. Auch wird mir ganz lieb seyn, wenn du in den Ferien eine Rhein Reise anstellst, wozu ich dir die Auslagen gerne vergüten will. Sieh dich nur dabey in Kleidung und sonst einigermaßen vor: denn so lustig diese Wasserfahrten sind, so trägt man doch ehe man sich's versieht, etwas davon. Was du übrigens auf diesem Wege siehst und erlebst, das wird dir für alle Zukunft zu großem Nutzen und Freude gereichen. Nur wünschte ich, daß du als ein fleißiger Heftschreiber auch ein Reiseheft schriebst, nicht um die Gegenden zu beschreiben, sondern nur von manchen Localitäten, Menschen, Gasthöfen, Preisen, gegenwärtigen Zuständen, Gesinnungen u.s.w. eine feste Notiz zu behalten. Dergleichen Aufsätze sind für uns und andere sehr belehrend, und in der Folge, wenn wir wieder an solchen Ort kommen, unschätzbar. Schreibe mir unterwegs ein Wort: denn Posten gehen überall.

Ebenso wünsche ich, daß dir deine Rückreise durch Franken möge Vergnügen schaffen. Ich bin diesen Sommer zwischen Jena und Weimar geblieben. Deine[2] Mutter hat eben eine Lustpartie nach Jena gemacht. Lebe recht wohl und grüße alle Freunde.

Weimar den 10. Juli 1809.

G.


21/5756.


An Carl Ludwig von Knebel

W. d. 11. Juli 1809.

Recht herzlich Anteil nehm ich an deinem Zustand, umsomehr als ich nicht glaubte daß er zuletzt noch auf ein Extrem ausgehen sollte; da sich hoffen lies das so lange Ertragne würde auch so fort erträglich bleiben. Rath ist in der Sache schwer zu geben, weil alles auf Behandlung ankommt, das Verhältniß mag wieder herzustellen seyn oder nicht. Ein Dritter ist höchstnothwendig, der beyde Theile spreche und sich klar mache was zu thun sey. Unter unsern Freunden kenne ich niemand der sich dazu eigne...[3]


21/5756a.


An Carl Friedrich von Reinhard

Erst mußt ich mich der Freude erholen Sie so nahe zu wissen, dann mir widerstehen, daß ich nicht zu Ihnen eilte. Nehmen Sie zum Erwachen das herzlichste Willkomm! Morgen gehöre ich ganz Ihnen. Der Hof wird wohl sich den Mittag zueignen, sonst wäre auch bei mir ein frugales Mahl bereit. Auf jede Weise sind mir auch Ihre Reisegefährten willkommen. Es hängt ganz von Ihnen ab, Zeit, Stunde und was sie wünschen zu bestimmen. Meine Frau ist glücklich im Gedanken Sie wieder zu sehen. Riemer empfiehlt sich zum angelegentlichsten. Es ist ein zwar wunderliches aber recht schönes Zusammentreffen.

[Weimar] d. 13. Jul. 1809.

G.[127]


21/5757.


An Christoph Leonhard Wohlbach

Sie verzeihen, werthester Herr, ich die übersendete Oper ohne weitere Bemerkungen hier zurückschicke. Ich habe es mir zum Gesetz machen müssen, dramatische Stücke nur insofern in Betracht zu ziehen, als sie auf dem Theater aufgeführt werden können. Ein Urteil über solche Productionen, das[3] den Verfasser wahrhaft fördert, ist schwer aufzustellen, weil man die Maximen, wonach man richtet, immer erst vorausschicken müßte.

Es thut mir daher leid, daß ich Ihren Wunsch nicht erfüllen kann.

Der ich recht wohl zu leben wünsche.

Weimar den 19. Julius 1809.

Goethe.


21/5758.


An Heinrich August Ottokar Reichard

Wohlgeborner,

Insonders hochgeehrtester Herr Kriegsrath,

Mit vielem Dank sende die mitgetheilten Kepplerischen Briefe zurück. Ich habe aus diesem trefflichen Werk viel Nutzen und Vergnügen geschöpft. Bestände sich Saveriens Historie des Mathematiques unter Ihrem Beschlusse, so möchte ich wohl auf einige Zeit darum bitten.

Wir können uns Glück wünschen, daß die schweren Gewitterwolken dießmal noch so ziemlich gnädig über uns hingegangen sind. Frau Generalin von Berg, welche einige Monate in Carlsbad zugebracht, erzählt von dortigen Zuständen wenig erfreuliches. Sie war eine Zeit lang ganz allein; bey ihrer Abreise waren fünf Badegäste angekommen. Frau von der Recke war unter ihnen. Diese Dame lässt sich doch ihr altes Recht nicht nehmen. Ich wünsche Ihnen[4] und den werthen Ihrigen immerfort aufs beste empfohlen zu seyn.

Ew. Wohlgeb.

Weimar,

gehorsamster Diener

den 20. Juli 1809.

J. W. v. Goethe.


21/5759.


An Johann Friedrich Rochlitz

Ew. Wohlgeboren

danke zum schönsten für die mitgetheilte Recension, sie ist mir sehr merkwürdig und belehrend gewesen. Da ich mich gegen Musik nur empfinden und nicht urtheilend verhalte, so höre ich gar zu gern, was Meister und Kenner uns darüber eröffnen mögen. Dürfte ich Sie wohl um die Composition des Königs von Thule ersuchen.

Was die andere Angelegenheit betrifft, so bin ich vielleicht im Stande in kurzer Zeit deshalb etwas angenehmes zu melden. Sie brauchen keine weiteren Schritte zu thun.

Ich fasse mich heute kurz und empfehle mich mit diesem wenigen Ihrem geneigten Andenken.

Weimar den 20. Juli 1809.

Goethe.


Vorstehendes war geschrieben und gesiegelt als ich das Decret aus der geh. Canzley erhalte. Serenissimus haben es mit Vergnügen unterzeichnet. Ich wünsche,[5] daß es Sie erfreuen und Ihnen förderlich seyn möge. Die Gebühren habe ich einsweilen ausgelegt.

Das beste wünschend

W. den 21. Jul. 1809.

Goethe.


21/5760.


An Christian Gottlob Voigt

Einige frühere Äußerungen Durchlaucht des Herzogs gegen Unterzeichneten, so wie eine neuere gegen Hofrath Meyer, veranlassen mich an Ew. Excellenz folgendes gelangen zu lassen.

Die Absicht Serenissimi ist nämlich: den übrigen an die Zeichenschule und das Hofrath Meyer'sche Quartier stoßenden Theil des Fürstenhauses gleichfalls der Kunst, besonderes aber der Aufbewahrung von Kunstwerken zu widmen, sobald die gegenwärtigen Bewohner gedachte Räume werden verlassen haben, welches nächstens geschehen soll.

Es ist dieses um so wünschenswerther, als manche Gemälde, Zeichnungen in Rahmen und große Cartons und andere dergleichen vorzügliche Kunstwerke gegenwärtige hie und da zerstreut und nicht zum Besten aufgehoben sind. Man könnte daher, sobald man in dem Besitz dieser Räume sich bestände, auf eine schickliche und geschmackvolle Weise, eine Aufstellung vornehmen, welche einheimischen und auswärtigen Kunstfreunden, sowie den Studierenden höchst angenehm und nützlich seyn müßte.

[6] Nähme man an, daß in einer solchen Sammlung dasjenige aufgenommen würde, was der neuern Kunst angehört; so würden wir uns auch dadurch auf der Bibliothek Raum verschaffen, welcher dort sehr abzugehen anfängt. Was artistisch wäre, nähme man in die neue Anstalt. das historisch-antiquarische Bliebe drüben, wobey man überhaupt keine strenge Grenzlinie zu ziehen brauchte. Bey der Einrichtung des neuen Museums, dessen künftiger Bestimmung und Benutzung, würde Hofrath Meyer gern beyräthig seyn, auch manches, was sich gegenwärtig bey der Zeichenschule befindet, herüber zu der größeren Masse geben, allein das Inventarium, Conservation und Custodie bliebe dem Bibliothek-Personal anheimgestellt, indem solches theils stark genug, theils ohnehin in Übung und Gewohnheit ist, Fremden etwas vorzeigen.

Da jedoch die Bibliothek mit der Zeichenschule hierdurch in nähere Verbindung tritt, so erwähne ich eines Gedankens, der mir schon öfters beygegangen. Es wäre nämlich zu wünschen, daß die sämmtlichen Anstalten, welche Serenissimus hier und in Jena theils gegründet, theils begünstigt, völlig in Eins gefaßt, und das was bisher nach und nach geschehen, consolidirt, und in einem Stiftungsbriefe den Nachkommen überliefert und empfohlen würde.

Ich erbiete mich hierüber zu einem umständlicheren Aufsatz und wollte nur vorläufig bitten, daß Ew. Excellenz zu dem übrigen, welches wir schon gemeinschaftlich[7] behandeln, auch an der Oberaufsicht der Zeichenschule Theil nehmen möchten; wodurch denn sogleich der Eingang gemacht wäre, daß alles sich auf einen Punct bequem versammeln ließe.

Wollten Ew. Excellenz mir hierüber mir Ihre Gesinnungen gefällig eröffnen und Serenissimus Beystimmung zu der Sache gewinnen; so würde alles leicht vorzubereiten und in guten Stunden hoffentlicher Friedensruhe bequem auszuführen seyn, indem eigentlich keine Veränderung vorgeht, sondern nur die Fäden, die sich ohnehin bisher zusammenneigten, völlig in eins geknüpft werden.

Was die Zeichenschule betrifft, so hegt Hofrath Meyer mit mir denselbigen Wunsch, und wird sich bei Überreichung des gegenwärtigen noch besonders und umständlicher empfehlen.

Der ich der Abreise begriffen meine besten Wünsche zurücklasse.

Weimar, den 22. Juli 1809.

Goethe.


21/5761.


An Johann Friedrich Heinrich Schlosser

[Concept.]

Wohlgeborner

Insonders hochgeehrtester Herr Stadtgerichtsrath,

Indem ich Ew. Wohlgebornen für die fortgesetzte gefällige Besorgung unser Angelegenheit immer[8] mehr Dank schuldig werde; so will ich deshalb nicht viele Worte machen, sondern aufrichtig versichern, daß es mir und den Meinigen zum größten Vergnügen gereichen wird, solchen auf irgend eine thätige Weise Denenselben abstatten zu können.

Nach mehreren abermals überstandenen sehr prägnanten Tagen sind wir wenigstens wieder zur momentanen Ruhe gelangt und ich verfehle nicht nunmehr auf Ihr letztes Schreiben einiges zu erwiedern.

Die verlangte Declaration meines Frankfurter Vermögens würde ich sogleich übersenden, wenn mir nicht ein Bedenken deshalb beyginge, worüber ich mir Aufklärung und Belehrung erbitte.

Aus den Schatzungsbüchelchen welche ich durch Ew. W. Vorsorge unter andern Papieren erhalten, zeigt sich, daß ich bis Juni 1801 die kleinste Schatzung bezahlt, welches nur in Rücksicht auf die Erhaltung des Bürgerrechtes geschehen, indem ich bey dem Leben meines Vaters in Frankfurt nichts besessen und nach dessen Ableben das vorhandene Vermögen von meiner Mutter als Nutznießerin versteuert ward.

Um gedachte Zeit war, wie ich mich erinnere, zur Sprache gekommen, in wiefern ein Frankfurter auswärts wohnender und possessionirter Bürger von seinem auswärts besitzenden Vermögen zu den Kriegslasten mit beyzutragen habe. Ich habe deshalb mit Herrn Schöff Hetzler correspondirt, auch bey den hiesigen Behörden darüber nachgefragt, und ich glaube mich[9] zu besinnen, daß man die Sache damals ablehnend und dilatorisch tractirte.

Leider war ich in jener Epoche von großen körperlichen Übel befallen und außer Stand meine Aufmerksamkeit auf solche Gegenstände zu richten; daher kann ich nur muthmaßlich von der Sache sprechen. Ich vermuthe nämlich, daß man, um meiner künftigen Mitleidenheit an den bürgerlichen Lasten einige Form zu geben, den Weg erwählt sich zu einer gewöhnlichen höchsten Schatzung zu verstehen, und dazu sich der Fiction bedient, mir ein Vermögen von 15000 Gulden in Frankfurt zuzuschreiben.

Allein es konnte nur in dem Sinne geschehen, insofern ich meines Vaters Erbe war, und gedachte Summe als ein Theil seines Vermögens angesehen wurde, so daß dieser Theil also doppelt von meiner Mutter und bisher versteuert worden.

Sollte aber nunmehr diese patriotische Fiction dergestalt in Realität übergehen, daß ich mich zu oben gedachter Summe noch über meine Erbportion bekenne, so würden ich und die Meinigen bey einem künftigen Abzugsfall sehr benachtheiligt seyn.

Die Vermögens Declaration ist auf Treue und Glauben des Bürgers gestellt, und ich würde zu meinem Schaden eine Unwahrheit sagen, wenn ich erklärte, daß ich mehr und etwas anderes besäße als was Ew. W. durch den Theilungs Receß am allerbesten bekannt ist.

[10] Dieses ist das natürliche Verhältniß der Sache. In wiefern jedoch dieser etwas complicirte Fall sich gegen die staatsrechtlichen Maximen und Herkömmlichkeiten meiner Vaterstadt verhalte, werden Ew. W. am besten beurtheilen.

Läßt sich über diese Sache bey den ersten Instanzen hinauskommen, so wird es freylich das wünschenswertheste seyn; so wäre der Fall ja wohl geeignet an den Souverain gebracht zu werden, dem in außerordentlichen Fällen auch ein Erkenntniß, das sich auf Billigkeit gründet, wohl ansteht.

Darf ich mir jedoch hierüber vor allen Dingen Ihren einsichtsvollen Rath erbitten.

abgeschickt d. 22. Jul. 1809.


21/5762.


An Christiane von Goethe

Ob ich gleich, mein liebes Kind, nicht viel zu sagen habe, so will ich doch vermelden, daß es mir ganz wohl geht. Wir sind fleißig, und wenn wir so fortfahren; so werden wir mit Zufriedenheit zurückkehren. Künftige Woche wird angefangen am Roman zu drucken. Heute früh habe ich dir mit deines Bruders Kutscher etwas Radieschen geschickt und zugleich eine Schublade die noch in deine Blumen Commode gehört; eine andre folgt nach. Mit den Boten erhältst du eine Schachtel Kirschen und einige[11] Feigen darauf welche letzteren du Herrn von Wolzogen schickst.

Weiter wüßte ich nichts für dießmal und wünsche dir recht wohl zu leben.

Jena den 25. Juli 1809.

G.


21/5763.


An Silvie von Ziegesar

Heut war meine Hoffnung Sie in kleinerer Gesellschaft zusehen, und Sie gehen gleich auf und davon. Leben Sie recht wohl, liebste Silvie, und gedenken Sie mein. Sobald ich in meinem Arbeiten Licht sehe bin ich bey Ihnen und hoffe Sie vergönnen's auf einige Zeit.

d. 25 Jul. 1809.

G.


21/5764.


An Christiane von Goethe

Noch einiges will ich nachbringen und vor allem einige schöne Grüße von der kleinen Nachbarinn, die mich manchmal besucht; das Kind ist gar zu artig und möchte gern wieder nach Weimar. Ich habe es eben mit Kaaz, der sich bestens empfielt, auf das Cabinet geschickt.

Mit dem Essen sind wir recht wohl zufrieden und mir geht es überhaupt ganz gut. Die ersten Bogen des Romans sind in die Druckerey und es braucht nur sechs bis acht Wochen Ruhe und Sammlung;[12] so ist die Sache abgethan und ich kann an etwas andres gehen. Riemer ist mir auf die besten Wiese behülflich.

Nun habe ich aber auch eine recht dringende Bitte an dich, daß du die Frauen von Schiller, Wolzogen, Egloffstein, Schardt und wenn es nur auf eine Viertelstunde wäre besuchest und ihnen von mir freundliche Grüße bringest. Versäume das ja nicht und sage mir wie du es ausgerichtet hast.

Für mich wünsche ich weiter nichts als ein leidliches Befinden daß ich in diesen Paar Monaten mit meiner vorgesetzten Arbeit fertig werde, das übrige wird sich geben.

Lebe recht wohl und sey überzeugt daß ich dich von Herzen liebe und daß ich mich auf die Ankunft unsres guten Knaben mit dir im stillen freue und eben deßwegen manches abzuthun wünschte. Lebe recht wohl.

G.


Vor allem anderen ist der Essig gut besorgt worden und du wirst ihn wahrscheinlich bald erhalten: denn entweder bringt ihn der Mann selbst, weil er eine größere Lieferung nach Hof bringt; oder das Fäßchen kommt hieher. Ich habe einen halben Eimer bestellt. Wenn du mehr brauchst, so darfst du mir's nur schrieben.

Die mitkommenden Feigen schickst du gleich an Herrn von Wolzogen, mit meiner Empfehlung. Es[13] sind immer noch die Winterfeigen; indessen laß nur wünschen, daß sie wohl schmecken und wohl bekommen mögen.

Was ich durch die Boten herüber wünsche, steht auf einem besondern Blatt. Findet sich nicht alles gleich, so kann es den nächsten Botentag geschickt werden.

Jena den 28. Juli 1809.

G.


[Beilage.]

Nachstehende Dinge wünschte ich von Haufe zu er halten. Dieselben aufzusuchen, würde Sachse behülflich seyn.

1.) In dem Actenschranke, in meinem Schlafzimmer, liegt ein Paket in Folio, einer Hand hoch, mit Bindfaden zusammengebunden. Die Aufschrift ist: Osteologica. Es sieht ihm nicht leicht ein andres Paket ähnlich, was zugleich in diesem Schranke liegt.

2.) In meiner Bibliothek, auf dem großen Repositorium links, gegen das Fenster zu, und zwar wenn ich mich recht erinnere, auf den Reihen unter den Pulten, stehen zwey Bücher in Quart, in grüne Pappe gebunden. Sie sind Manuscript und betreffen die Gebirgskunde. Auch ihnen ist kein andres Buch ähnlich.

3.) Ein Anschlag Lineal, d.h. ein Lineal, das an einem Ende noch ein Querholz hat, – es liegt auf[14] meinem Schreibtisch. wahrscheinlich auf der Galerie des rechten Schränkchens.

Diese Dinge wünschte ich, gut gepackt, mit den Boten zu erhalten.


21/5765.


An Alexander von Humboldt

[Concept.]

[Juli.]

Den Professor Voigt kann ich von Jena nicht nach Paris reisen lassen, ohne ihm an Sie, mein theurer und verehrter Freund, einem Brief mitzugeben. Durch seine schönen Kenntnisse und die geistreiche Art, wie er Naturgegenstände betrachtet und verknüpft, wird er sich Ihnen sehr bald empfehlen. Wie sehr beneide ich ihm Ihre lehrreiche Gegenwart.

Seine Abreise von Jena erinnert mich an die Zeit, in der Sie sich hier zu Ihrem großen Unternehmen vorbereiteten, das Sie durch ein fast anhaltendes Wunder so glücklich vollbracht haben. Sie sind überzeugt, daß ich unter die Dankbaren gehöre, die zu schätzen wissen, was wir Ihnen schuldig sind, und unter die Verlangenden und Erwartenden, die mit Sehnsucht allem demjenigen entgegensehen, womit Sie uns nach und nach beschenken.

Mögen Sie Professor Voigt von sich von Ihren näheren und ferneren Arbeiten und Vorsätzen etwas vertrauen; so wird er bey seiner Rückkehr doppelt werth seyn, indem er mich Ihnen und Ihrer Thätigkeit näher bringt.

[15] Was mich betrifft, so bin ich meinen Arbeiten aller Art auf mancherley Weise retardirt worden, und es bleibt mir nichts übrig als durch eine gewisse Consequenz dasjenige was mich interessirt festzuhalten, und wenn ich auch nicht viel erwerbe, wenigstens nichts zu verlieren.

Der Druck meiner chromatischen Arbeiten ist ziemlich vorgerückt und doch brauche ich vielleicht noch ein Jahr um alles zusammen zu bringen. Wie sehr wünschte ich alsdann Ihr Urtheil zu vernehmen und zu weiteren Fortschritten ihre Theilnahme zu finden.

Ihr Herr Bruder hat uns bey seiner Durchreise und einigem Verweilen sehr glücklich gemacht. Wir konnten nach einer so langen Pause endlich doch einmal mit Behagen das Vergangene recapituliren und uns im Gegenwärtigen wiederfinden. Seine Thätigkeit scheint ihn in Königsberg heiter und froh zu erhalten, und ich bin überzeugt, er wird bey seinen Einsichten und Gesinnungen unendlich viel Gutes stiften. Schon bin ich ihm persönlich großen Dank schuldig, daß er sich Zelters angekommen und die Musik an die übrigen Künste angeschossen hat.

Von dem wie wir leben und was wir treiben wird Professor Voigt nähere Auskunft geben. Wir befinden uns freylich jetzt im Zustande der Contraction, die aber keine Concentration ist.

Leben Sie recht wohl, erhalten Sie mir Ihre[16] freundschaftlichen Gesinnungen und geben mir gelegentlich einmal ein Zeichen des Andenkens und der Neigung.


21/5766.


An Christiane von Goethe

Frau Hofräthinn Schopenhauer wird dir, mein liebes Kind, einen Braten und eine Schachtel mit Kirschen überbracht haben, wovon ich guten Genuß wünsche. Es geht uns hier ganz gut. Kaaz hat sich wohl befunden, und geht morgen früh ab. Ich habe ihm Geld mitgegeben, daß er Suppen-Ingredienzien schicken soll, wozu er auch etwas Parmesan-Käse legen will, als welcher zu den Macaronis ganz unentbehrlich ist.

Knebel scheint sich in seiner Strohwittwerschaft ganz wohl zu befinden, doch ist mir etwas nachdenklicher als sonst, und ich denke in kurzem wird sich eine Vereinigung der alten Zustände wiedergefunden haben. Der Knabe wird alle Tage braver und besser, nur fehlt es ihm an Beschäftigung und Anregung von außen. Wenn er unter vielen seines gleichen wäre, und recht lebhaften Unterricht erhielte, so könnte etwas aus ihm werden.

Wir haben den Druck des Romans angefangen ohne zu wissen, wie wir damit zu Ende kommen wollen. Indessen, wenn wir den August und September gut anwenden; so ist Hoffnung, daß wir fertig[17] werden. Nutze von deiner Seite beyden Monate so gut es gehen will, um dich auf den Winter vorzubereiten und die guten Tage zu genießen, die wir zu erwarten haben: denn freylich fängt auch der August regnicht und unfreundlich an.

Mit dem Essig, so nahe auch Golmsdorf liegt, ist es doch ein bischen langsam gegangen; es thäte Noth, daß man alle seine Ausrichtung von der Art selbst machte, zu Fuß oder zu Pferd. Indessen hoffe ich dir Donnerstag oder Freytag, einen halben Eymer von dem besten auf einem Schubkarren zu schicken, da ich dich denn bitte, die Badewanne mitzurückzugeben, da ich denn doch mich auch von Zeit zu Zeit im Wasser erfrischen will. Für dießmal lebe wohl und schicke mir alles was angekommen ist. Es muß auch eine Rolle mit Kupferstichen gekommen seyn, wenigstens habe ich den Brief erhalten, der sie ankündigt.

Jena den 1. August 1809.

G.


21/5767.


An Johann Heinrich Meyer

Es ist mir die Zeit recht gut gegangen, mein theurer Freund. Wir sind fleißig und hoffen vor Winters noch etwas an den Tag zu fördern.

Kaaz hat sich auch hier ganz wohl befunden, ist herumgeführt worden, hat die Aussichten als Aussichten[18] gelobt, im Landschaftmalerischen Sinne gescholten und hier sowenig gezeichnet wie drüben. Daß es ihm doch auch nur eingefallen wäre einen so unschätzbaren classischen Platz, wie Schillers Garten, wo so treffliche Sachen wie seine Wallensteine, seine Almanache und sonst Gott weiß was zu Stande gekommen sind, zu zeichnen oder nur danach zu fragen! Das wollen wir auch nicht schelten, sondern blos bemerken. Mit Geheime Hofrath Starke hat er über seine Gesundheitszustände gesprochen und wenn er diesem, besonders im diätetischen Sinne folgt, so wird er gewiß besser fahren als bisher, und kann, da er jung ist, vielleicht noch gerettet werden.

Sagen Sie mir doch auch von Weimar etwas, und schicken Sie mir die Kupferstiche, die Sie für mich aussuchen wollten. Ich bedarf solcher guter Geister, die aus dem tiefen Kunstgrunde der Vorzeit hervor steigen.

Neues was uns beyde interessiren könnte, ist uns nicht vorgekommen. Bis jetzt war das eigentlich erfreulichste drey Gärten, die mit Liebhaberey, mehr oder weniger Wissenschaft Handwerk und Handelsinn besorgt werden, der botanische. der von Harraß und der von Wedel. Bey letztrem ist die Nelkenflor merkwürdig, die sehr vergnüglich anzusehen ist, wenn man nur erst den philisterhaften Begriff den man von jeher mit dieser Liebhaberey verband, bey Seite geschafft hat.

[19] In allen andern Dingen gehe ich den Weg sachte fort, den Sie kennen, wo einen die wahre Theilnahme desto mehr freut, als die falsche herkömmlich ist. Leben Sie recht wohl und schreiben mir bald.

Jena d. 1. August 1809.

G.


21/5768.


An Charlotte von Schiller

Sie sind überzeugt, verehrte Freundin, daß ich mich in Gedanken oft bey Ihnen aufhalte, und Sie nehmen es gut auf, wenn ich mich mit Ihnen nach dem Evangelium, als einer treuen Nachbarin, über einen festergriffenen Vorsatz, welcher doch noch etwas mehr ist als ein gefundener Groschen, gutmüthig erfreue.

Aus beyliegendem Blättchen sehen sie, daß der Roman anfängt gedruckt zu werden. Lassen Sie Ihre guten Wünsche bey uns seyn, damit wir ihn bald nach Michael gebunden sehen. Es ist eine große Reise die mir bevorsteht und die sich leider nicht mit Extrapost machen läßt. Leben Sie recht wohl, gedenken Sie mein und grüßen alles Liebe.

Jena den 1. August 1809.

Goethe.[20]


21/5769.


An die Hoftheater-Commission

Pro Voto.

Ad 347. Man könnte wohl der Hofschauspielerinn Unzelmann Hoffnung machen, daß ein Theil ihrer Strafe erlassen werden sollte, sobald sie wieder auf dem Theater erschienen wäre und ihren guten Willen bethätigt hätte. Ich würde alsdann darauf stimmen, daß man ihr zwey halbe Wochen-Gagen zurückbehielte und das übrige auszahlte; aber sie muß erst, indem sie wieder auftritt und ihre Pflicht thut, zeigen, daß sie an die beyden Rollen im lustigen Schuster und Tell keine weitere Ansprüche zu machen hat.

Ad 348. Die Röpkische Sache betreffend, so kann man wohl zufrieden seyn, daß die beyden Eheleute sich trennen. Daß er ihr nur so wenig zugesteht, wäre bedenklich, ob sie es gleich zufrieden ist, wenn man ihn nicht auch zu verabschieden dächte. Die nöthigen Expeditionen deshalb überlasse ich ganz; nur wünschte ich, wie auch schon der Vorschlag ist, daß in der Verordnung an ihn, eine Commination ausgedrückt würde, und er sich unterstünde gegen seine Frau thätlich zu verfahren, Wir lehnen bey der Commission, wie billig, alles ab, was außertheatralisch scheinen könnte; wenn ein Mann seiner Frau die Augen blau schlägt,[21] so kann das sehr theatralisch werden, wenn sie gerade an demselben Abend eine Liebhaberinn zu spielen hat. Es sollte deswegen bey dieser Gelegenheit sehr deutlich ausgesprochen werden, daß ein Acteur der seine Frau prügelt, von Commissionswegen sogleich auf die Hauptwache geführt wird.

Gegen die frühere Entlassung von Madam Röpke habe ich nichts einzuwenden. Sie konnte bey uns auf keine Wiese prosperiren; doch wäre darüber ein unterthänigster Vortrag an Serenissimum zu machen. Ich zweifle nicht an der beyfälligen Resolution.


Daß man sich, da die eingebildeten Philosophen nicht gegeben werden konnten, mit einem kleinen neuen Stücke hilft, ist mir sehr angenehm. Es kommen so viel Zufälligkeiten beym Theater vor, daß es gut ist, wenn man sich kurz zu resolviren weiß. Ich bin überzeugt, daß das Stück gut gewählt und gut ausgetheilt ist, und wünsche vergnügliche Wirkung.

Jena den 1. August 1809.

Goethe.


21/5770.


An Christiane von Goethe

Durch den Bibliothekarius habe ich dir schon drey Fischchen, sowie auch Kirschen geschickt. Ich wünsche, daß die ersten dir wohl bekommen mögen, und was die andern betrifft, so kannst du deren noch mehr[22] haben, wenn du sie verlangst. Sie sind aber auch hier rar und theurer.

Ich bin es sehr wohl zufrieden, daß du dir eine vergnügliche Reise nach Gera machst. Schreibe mir näher, wie ihr sie einrichten wollt. Wahrscheinlich macht ihr sie an einem Tag und geht nur durch Jena durch.

Nun wünschte ich, daß du mir folgendes schickest: die 12 Bände meiner Werke, die auf dem Repositorium an der Thüre stehen, in braune Pappe gebunden; einige Theile davon sind schon in blau Papier eingeschlagen. Sachse wird sie einpacken und vorher jeden Theil besonders einwickeln, auch das Paket mit Windfarben nicht so gewaltsam zuschnüren, damit die Bände nicht leiden.

Auch könntest du mir, je eher je lieber, durch Gottschalk die Badewanne herübertransportiren lassen, der mir sie schon einmal gebracht hat. Zugleich wünsche ich aber die Apothekerwaren, die in einem Acten Schranke stehen, in Schächtelchen und in den kleinen Gläschen.

In meinem Vorzimmer müssen auch noch einige große, leere Portefeuilles stehen, davon ich eins auch wohl geht, weil unsre Geschäfte im Gange sind. Lebe recht wohl und sey Sonntags mit deinen Gästen vergnügt.

Jena den 4. August 1809.

G.[23]


21/5771.


An Christian Gottlob Voigt

Ew. Excellenz bin für die erfreulichen Mittheilungen, die in meiner Einsamkeit zur guten Stunde gelangten, auf das allerhöchste dankbar. Wie glücklich ist es, daß gewisse günstige Epochen uns immer wieder anfrischen und uns erinnern, daß wir thätig waren und noch immer seyn können, wenn wir guten Muth behalten. In solchen Augenblicken ist es höchst wohlthätig, in einer poetischen Form eine Beystimmung zu erfahren.

Den von unserm guten Rochlitz an mich gesendeten Brief in Erwiederung des gnädigsten Decrets lege ich bey. Dergleichen wahrhafte Äußerung lernt man immer mehr schätzen. Wie selten sind redliche, durch viele Jahre fortgesetzte Theilnahmen, indessen man sich jeden Tag unvernünftiger, augenblicklicher Widerwärtigkeiten befahren muß.

Was auf Fernows Büchernachlaß sich bezieht, folgt gleichfalls unterzeichnet, Wir machen zwar eine gute Acquisition, aber wir bevortheilen Niemand. Wären diese Bücher zur Auction gekommen, so hätten wir daraus erstanden, was uns fehlte, jetzt haben wir immer noch mit den Doubletten einige Bemühungen, die aber doch nicht ohne Frucht seyn wird. Für die Kinder ist gesorgt. Durchlaucht dem Herzog geziemt so zu handeln und der Curator wird mit den Creditoren wohl auch fertig werden.

[24] Ich lege ein Schreiben des Schloßvogts bey, der um das Bier und Brot bittet, was die alte Trabitius gehabt hat. Er muß, um sein Ämtchen zu versehen, nun eine Schwester zu sich nehmen, die nun wohl an die Stelle jener guten Alten tritt. Diese Menschen sind zufrieden, wenn ihr kümmerlich Befehl nur nicht noch verkümmert wird.

Von andern academischen Dingen weiß ich wenig zu sagen. Es ist ein eigener Vortheil solcher wunderlicher Körper, die sich immerfort nothdürftig erhalten, daß es eigentlich keine Noth für sie giebt. Dagegen ist aber auch kein Begriff unter ihnen, daß man außerordentlichen Dingen außerordentliche begegnen müsse, weil für sie gar nichts unordentliches ist.

Ihr Herr Sohn hat mir in einem freundlichen Briefe die Gabe des gebetenen Ständchens beym Prorectoratwechsel anheimgestellt. Ich hatte dem Überbringer, das übrigens ein recht guter und artiger Mensch ist, schon einige Dubia entgegengesetzt, besonders wegen der Spaltung der Akademie, worauf er mir nicht zu antworten wußte. Heute Nacht sind wieder Händel zwischen den Finländern und Westphälingern vorgefallen, und eine öffentliche Feyerlichkeit darf nun gar nicht statt finden. Die gewöhnlichen Formen werden wohl hinreichen, um auszumachen, daß derjenige, der Schläge gekriegt hat, sie trage, wer verwundert worden ist, sich heilen lasse, und wer an den Wunden stirbt, begraben werde.[25] Ich bin überzeugt, daß jeder alte Akademicus hierüber höchst beruhigt zu Bette geht.

Da man aber denn doch, so wie jeder andern Erbsünde, also auch von der Hoffnung nicht lassen kann, so bin ich diese Tage beschäftigt, den Professor Voigt für seine Reise nach Paris auszustatten. Es wäre einmal Zeit, daß uns in unsern alten Tagen irgend einer für die vielen verschwendeten Ausgaben halbweg schadlos hielte. Wenn ich dießmal Ausgabe sage, so nehme ich es mehr gemüthlich als der Casse nach. Mit dem Detail will ich, da es eine Kleinigkeit ist, Ew. Excellenz nicht beschweren. Er wird bey seiner Durchreise aufwarten und sich Ihren Segen erbitten. Mit Peucer und sonst will ich das Nöthige besorgen.

Ich wünsche bestens empfohlen zu seyn und läugne nicht, daß wir wohl bey dem Mühlenfest zu Kreuzburg persönlich uns hätten einfinden sollen. Was die Mineralien betrifft, so bitte sie noch in der alten Ordnung liegen zu lassen, bis wir die etwas näher in ihren neuen Verhältnissen kennen lernen.

Jena den 4. August 1809.

Goethe.


21/5772.


An Carl Witzel

Haben Sie recht vielen Dank, mein lieber Herr Commissions-Sekretär, für die mancherley Mittheilungen,[26] die ich von Ihnen seit einiger Zeit erhalten. Fahren Sie damit fort; es wird mir sehr angenehm seyn auf diese Weise mit unsren Theatergeschäften in Connexion zu bleiben, da Sie solche zugleich richtig und heiter ansehen.

Was ich über das Einzelne zu erwiedern hatte lege ich auf einem gebrochenen Bogen bey, das Sie, nebst den beygefügten Blättern, Fürstl. Commission übergehen werden. Ich wünsche recht wohl zu leben und hoffe Sie zur guten Stunde wieder zu sehen.

Jena den 4, August 1809.

Goethe.


21/5773.


An die Hoftheater-Commission

P. V.

Es scheint, daß es mit der Separation des Schauspielers Unzelmann von seiner Frau Ernst werden will, wie beyliegendes lakonische Billet eines Advocaten an den Ehmann bezeugt. Herzogliche Commission hat dergleichen Dinge weder zu befördern noch zu hindern, doch möchte es gut seyn sich umzuthun, wie eigentlich das Verhältniß der beyden Personen zu einander steht. Ist es gar nicht wieder herzustellen, so wäre es freylich eine Wohlthat, wenn sie getrennt würden.

Das kleine Stück, das Morgenstündchen, ist nicht übel, doch müßte man das Beysammen der ganzen[27] Gesellschaft erwarten, um es ganz nach Erforderniß der Rollen auszutheilen, sonst würde es gewiß fallen, wie man sagt; und über den 19. wird man ja wohl auch auf eine andre Weise hinüber kommen.

Was den jungen Bassisten betrifft, so weiß ich, ohne ihn gesehen und gehört zu haben, freylich nichts zu sagen. Daß man Röpken und seiner Frau, sie mögen nun einzeln oder zusammen seyn, auf Michael aufkündige, ist sehr meine Meynung, wie ich schon früher geäußert. In wiefern diese Lücke auszufüllen seyn möchte, bin ich jetzt nicht im Stande zu überdenken, noch weniger zu entscheiden.

Ich lege einen Brief von Eimann bey. Wie dessen Sache steht werden die Acten ausweisen.

Den Aufenthalt der Schauspieler in Lauchstädt betreffend weiß ich nichts hinzuzufügen, als nur, daß ich wünsche, sie möchten so lange als möglich dort bleiben. In Absicht auf Kriegsbegebenheiten ist wohl weiter keine Furcht, und was die Einnahmen betrifft, so werden diese wohl bey frühzeitiger Rückkehr nach Weimar nicht vermehrt werden.

Mich zu geneigtem Andenken empfehlend

Jena den 4. August 1809.

Goethe.[28]


21/5774.


An Christiane von Goethe

Ich danke dir, daß du mir das Verlangte sobald geschickt hast. Das übrige erwarte ich mit den Boten-Weibern.

Den Essig hast du vielleicht jetzt schon erhalten: denn der Mann hat deine Adresse abgeholt und versprach heute nach Weimar zu fahren.

Es soll mir lieb seyn dich Sonnabend auf einen Augenblick zu sehen, und wünsche gutes Wetter zu eurer Reise; vielleicht reinigt sich der Himmel bis dorthin. Den Mann, der die Wanne gebracht hat, habe ich hier bezahlt.

Weiter weiß ich nichts zu sagen, als daß ich dir wohl zu leben wünsche.

Jena den 5. August 1809.

G.


21/5775.


An Johann Heinrich Meyer

Sie haben mich, theurer Freund, durch die übersendeten Kupfer wirklich in Verlegenheit gesetzt: denn ich weiß nicht was ich davon zurückschicken soll, und denke sie eben sämmtlich zu behalten.

Lege ich noch die meinigen hinzu, welche ich von den drey großen Meistern, Rafael, Michel Angelo und Jul. Romano, besitze, so giebt es auf einmal ein Portefeuille köstlichen Inhalts und wenn auch die[29] Abdrücke nicht die besten sind, so sind sie auch wohlfeil und immer noch genug daraus zu nehmen.

Ich habe erst an diesen Dingen gesehen, wieviel man vermißt, wenn man nicht immer etwas Vorzügliches in seiner Umgebung hat.

Das Wundersamste, mir bisher ganz unbekannte darunter ist der durch die Posaune von oben aufschreckte Weltmensch, ein Bild von der ersten und seltsamsten Großheit. Warum mussten doch die Zeichnungen von Michel Angelo zum Dante verloren gehen!

Kaaz hat sich hier ganz wohl befunden, aber hier so wenig als drüben gethan; einige hübsche Entwürfe nach der Natur ließ er den hiesigen Freunden.

Es war ein Glück, daß er seinen Gemäldekasten aufmachte: die Bilder waren flüchtig gepackt und ein losgegangener Nagel hatte schon manches, doch reparables Unheil angerichtet.

Daß ich auch einiges landschaftliche zeichne mag ich kaum erwähnen, indem es immer auf die alte Weise geschieht, wobey nichts herauskommen kann. Da ich es jedoch behandle, wie andre das Tabakrauchen; so mag es hingehen.

Der neue Roman ist bis zum 7. Bogen gedruckt in unsern Händen. Es wird sorgfältig daran redigirt, corrigirt und revidirt und ist kaum abzusehen wie bis Michael das ganze fertig seyn soll. Indessen ohne eine solche Nöthigung käme man gar nicht zu Stande.

[30] Zum Fleiße Ihrer Schüler im Privatissimum wünsche ich viel Glück.

Wie sieht es mit den Zimmern in Ihrer Nachbarschaft aus? Auf mein Promemoria habe ich eine günstige Entschließung erhalten und Sie werden also gleich, wenn Herr von Müssling ausgezogen ist, in unserm Namen Besitz von diesem Local nehmen. Überdenken Sie alsdann was zu thun sey und wie man die Wände geschwind benutzt.

Das Wetter begünstigt endlich meinen hiesigen Aufenthalt. Ich wünsche mir ein solches noch vier Wochen, um mit Baden und Brunnentrinken mich über die fehlgeschlagene Reise nach Carlsbad trösten zu können.

Ich will in diesen Tagen nach dem auf der Rückseite der Kupfer verzeichneten Preise eine Rechnung aufstellen, und mich zu der Summe, allenfalls zu Michaelis zahlbar, bekennen. Leben Sie recht wohl und sagen Sie mir gelegentlich ein Wörtchen.

Jena den 11. August 1809.

G.


21/5776.


An Carl Witzel

Die mir von unserm Theater gegebenen Nachrichten, mein lieber Herr Commissions Secretär, habe ich mit Vergnügen erhalten.

Wäre ein kleines Stück nöthig, so findet sich ja wohl eins im Repertorium, worin etwa nur eine Rolle[31] einzulernen wäre. Zu einem neuen würde ich aus mehreren Ursachen nicht rathen.

Beyliegendes Schreiben der Demoiselle Engels wäre Fürstl. Commission zu übergeben, und Herr Röpke über das Anbringen zu vernehmen. Man sollte mit diesem Manne, der noch immer den Comödianten fortspielt, und nicht begreifen will was ein weimarischer Hofschauspieler sey, einmal Ernst machen und ihn ohne viel Umstände auf die Hauptwache setzten. Denn nach der bisherigen Weise hat seine Frau die Prügel und Demoiselle Engels die Grobheiten weg und Fürstl. Commission ist als wenn sie nicht dawäre.

Bringt uns ein gutes Geschick nächsten Herbst zusammen, so wird, will's Gott, keine Unart ungeahndet hingehen. Denn bey unserm Theater kommt es mir oft wie bey der hiesigen Akademie vor: es ist als wenn die Welt nur für die Groben und Impertinenten da wäre, und die Ruhigen und Vernünftigen sich nur ein Plätzchen um Gotteswillen erbitten müßten.

Haben Sie die Gefälligkeit, das Geschäft mit Antheil und Aufmerksamkeit weiter zu begleiten. Empfehlen Sie mich meinen Herrn Mit Commissarien aufs beste und lassen mich von Zeit zu Zeit hören was sich ereignet.

Jena den 11. August 1809.

Goethe.


Beyliegende Briefe ersuche baldigst besorgen zu lassen.[32]


21/5777.


An Christian Gottlob Voigt

Professor Voigt ist von mir mit folgendem ausgestattet worden.

1.) mit einem Briefe an Herrn von Humboldt.

2.) Mit Sechzig Thaler Kassegeld, nach Inhalt in Concept beyliegenden Aufsatzes.

Ew. Excellenz hätten nunmehr die Güte

A.) Nach dem Inhalt oben gedachten Aufsatzes ihm Vierhundert und Vierzig Thaler in Paris assigniren zu lassen. Sie können auf Verlangen sogleich aus der Museums Casse erstattet werden.

B.) Prof. Voigt wird sich bey Durchlaucht dem Herzog beurlauben und noch Befehle sich erbitten.

C.) Den Paß wird er von Herzoglicher Polizey erhalten.

D.) Ew. Excellenz gäben ihm ja wohl ein Empfehlungsschreiben an den Residenten mit.

E.) Es könnte ja wohl dem Prof. Voigt erlaubt werden, was er herausschickte an den Geheimen Secretär Vogel zu addressiren. Wie er denn überhaupt über die Art der Communication noch näher zu unterrichten wäre.

F.) Herr Oberst Lieutenant von Hendrich inspicirt indessen den Garten.

Jena den 13. August 1809.

G.[33]


21/5778.


An Johann Heinrich Meyer

Jena den 14. August 1809.

Da ich eben eine Gelegenheit nach Weimar habe, so will ich, theurer Freund, meinem letzten Schreiben noch einige Anfragen und Bitten nachsenden.

Was haben Sie für Aussichten für Ihre dießjährige Ausstellung und können Sie solche wohl zum 3. September, als dem Geburtstag des Herzogs zu Stande bringen? Seit einigen Jahren hatte sie sich verspätet, welches gleichgültig war, weil, der Fürst sich nicht zu Haufe befand; jetzt aber es schicklich und artig, wenn wir sie auf diesen Tag eröffneten.

Haben Sie noch etwas von dem großen und starken Papier übrig, worauf die Kupferstiche aufgeklebt worden; so wünschte ich durch den Überbringer etwas zu erhalten: sie dürften nur im Ganzen gerollt und nothdürftig vor dem Regen verwahrt werden.

Können Sie mir von Oberweimar alsdann ein halbes Buch kommen lasse und mir solches gelegentlich durch die Boten schicken, so würde es mir angenehm seyn; denn ich finde hier für mich und andere allerley aufzuziehen. Für dießmal nichts weiter.

G.[34]


21/5779.


An Heinrich Carl Abraham Eichstädt

[Mitte August.]

Könnten Ew. Wohlgeboren mir Herrn Niemeyers letztes Werck, Feyerstunden, auf kurze Zeit verschaffen, so geschähe mir ein besonderer Gefalle.

Goethe.


21/5780.


An Johann Heinrich Meyer

Gar angenehm ist mir's, mein theurer Freund, daß Sie noch zum Besitz der Zimmer gelangt sind, die Ihnen von Serenissimo so entschieden bestimmt waren. Das Hofmarschallamt indessen ahmt die Natur nach, die immer noch etwas zurückhält, damit sie wieder was zu geben habe. Eilen Sie, damit zum dritten September etwas Erfreuliches zu sehen sey. Es wäre gar hübsch, wenn doch endlich das Mannigfaltige was bey uns besessen wird, auf eine frohe und genießbare Weise zur Erscheinung käme.

Ich werde auch hier in Jena nicht müde, die tausendfachsten Hindernisse des augenblicklichen Zustands auf diese und jene Weise zu beseitigen, und auf einen gewissen alten entschiedenen Zweck loszugehen. Doch ist es mir bey den beschränktesten Mitteln am auffallendsten, daß die Menschen immer noch beschränkter sind, als die Mittel die ihnen zu Gebot stehen; deswegen man sich immer gefallen lassen[35] muß, daß wenn man mit andern und durch andre zu wirken hat, immer das Minimum von Effect hervorgebracht wird.

Mir machen die überschickten Kupfer sehr frohe Stunden. Der Gehalt derselben ist ganz unerforschlich und ich danke Gott, daß ich nur wieder einmal etwas besitzen mag, zu einer Zeit, wo man so oft den Besitz völlig aufzugeben Ursache hatte. Ich freue mich mit Ihnen das was mir zu Hause liegt hier einzuschalten.

Dalton sagte mir neulich, daß er manches besäße was er allenfalls abgäbe. Möge Sie sich wohl darnach erkundigen. Unter Ihrer Anleitung lasse ich mir jede Art von Retribution gefallen, es sey durch Tausch, Halbtausch oder Zahlung.

Sagen Sie mir manchmal ein Wort: denn ich bin sehr einsam. Außer Knebel sehe ich fast Niemand. Die Gärten sind sehr unterhaltend; ihre dreye, jeder von einem andern, wunderlichen Individuum, zu andern Zwecken, auf eine andre Art eingerichtet.

Empfehlen Sie mich den Freunden und leben Sie recht wohl.

Jena den 18. August 1809.

G.


21/5781.


An Christian August Vulpius

ESist mir sehr angenehm, mein Bibliothekar, daß wir mit der Fernowischen Bibliothek bekannter[36] werden. Ich bin recht neugierig, was für unsere Bibliothek eigentlich neues und bedeutendes unter diesen Büchern enthalten ist. Der Catalog über die Musicalien der verstorbenen Herzoginn Frau Mutter ist in manchem Betracht auch sehr nützlich.

Herrn Hofrath Meyer werden Sie, bey Transport der Bilder freundlich assistiren und, unter Anleitung des Herrn Geheimenraths von Voigt, die ganze Sache einrichten.

Es wird wohl schicklich seyn, wenn Sie in Weimar bleiben bis Durchlaucht des Herzogs Geburtstag vorbey ist.

Den Ankauf Ihrer italiänischen Bücher für die Bibliothek werde ich gerne begünstigen. Wir können nun wohl darauf denken, auch in diesem Fache etwas Bedeutendes zu besitzen, und es denjenigen danken, die uns dazu verhelfen. Leben Sie recht wohl und lassen Sie bald von sich vernehmen.

Jena den 18. August 1809.

G.


21/5782.


An Carl Witzel

Durch die heutigen Boten, mein lieber Herr Commission-Secretär, schicke ich den Wald von Hermanstadt, mit dem Wunsch, daß er bald ausgeschrieben werde. Es ist ein Stück, das man wohl geben kann, ohne daß man es gerade loben mag.

[37] Madam Unzelmann ist heute bey mir gewesen und hat mir den Wunsch eröffnet von unserm Theater entlassen zu seyn. Ich habe ihr versichert, daß ich persönlich diesem Gesuch nichts entgegensetzen würde; doch sey die Sache eigentlich vor Fürstl. Commission zu verhandeln; besonders auch seyen die Obliegenheiten beyder Eheleute in Absicht auf das Schuldenwesen auseinanderzusetzen.

Sie wird sich daher bey Ihnen melden und sich über das Anbringen näher erklären. Registriren Sie das alles genau und Fürstl. Commission wird die Gefälligkeit haben, die Sachen möglichst auseinanderzusetzen und zu präpariren, damit ein Entschluß nicht verzögert werde; denn es kann sowohl Madam Unzelmann als uns angelegen seyn, daß die Sache sich bald entscheide.

Empfehlen Sie mich meinem hochgeschätzten Herrn Mit-Commissarien vielmals und grüßen Sie Herrn Genast schönstens. Es wird mir angenehm seyn, Sie beyde in der Mitte künftiger Woche in Jena zu sehen. Die Unzelmannsche Sache, so wie die Röpkische, könnte alsdann besprochen und abgethan werden. Manches andere würde auch noch zur Sprache gebraucht, da ich wohl sobald nicht nach Weimar kommen werde.

Da ich des Morgens sehr beschäftigt bin, so wünschte ich Sie, um 1 Uhr bey mir zu Tische zu sehen, aber freylich den Tag voraus zu wissen, wann[38] Sie kommen, daß ich mich einigermaßen einrichten kann.

Der ich recht wohl zu leben wünsche und beyliegende Briefe baldigst zu bestellen bitte.

Jena den 18, August 1809.

Goethe.


21/5783.


An Christiane von Goethe

Deine Boten sind glücklich angekommen und ich danke für alles Übersendete. Was August betrifft, werde ich besorgen, indem ich eben an Cotta schreibe. Nur thut mir leid, daß ich dir keine Bohnen senden kann. Mach die Sache mit der Wenzeln ab: denn sonst quäle ich mich vergebens, Bohnen auszumachen und zu kaufen, und zuletzt muß doch der Transport bezahlt werden. Morgen kommen Witzel und Genast, denen du vielleicht was mitgiebst. Vielleicht habe ich ihnen auch etwas mitzugeben. Inliegendes stelle deinem Bruder zu, und lebe recht wohl.

Jena den 22. August 1809.

G.


21/5784.


An August von Goethe

Deine Reisenachrichten, mein lieber August, haben uns zur Stunde getroffen. Ich lebe seit sechs Wochen in Jena, ruhig und fleißig, und denke vor[39] Michael noch manches zu arbeiten. Deine Mutter kam eben von einer kleinen Reise, die sie nach Gera gemacht hatte, zurück und wir freuten uns zusammen deiner glücklichen Expedition. Es freut mich, daß du die schönen Gegenden bey guter Witterung durchlaufen hast, die ich einen angenehmen Eindruck in der Einbildungskraft zurücklassen.

Du erhältst beyliegend ein Briefchen an Herrn Cotta, welcher dir die verlangte Summe anweisen wird. Da deine Sachen durchaus so gut gehen; so werde ich ja wohl als erprobter Micio zu diesem Nachschluß kein unerfreuliches Gesicht machen dürfen.

Höre die Collegien noch fleißig aus, scheide dankbar von deinen dortigen Freunden und gelange bey gutem Weg und Wetter fröhlich und gesund zu uns.

Deine gegenwärtig hier sich aufhaltenden Bekannten freuen sich sehr auf deine Rückkunft. Eben ist eine herzogl. Commission niedergesetzt, um einige ausgebrochene Unarten der jungen Leute zu untersuchen und zu bestrafen. Ich hoffe du sollst der daraus entspringenden Ruhe und Sittlichkeit mitgenießen.

Nun lebe recht wohl und schreibe wenn du von Heidelberg abgehst, welchen Weg du nimmst und in welcher Zeit du ohngefähr denkst anzukommen.

Jena den 24. August 1809.

G.[40]


21/5785.


An August Hermann Niemeyer

[Concept.]

Wohlgeborner,

Insonders hochgeehrtester Herr.

Ew. Wohlgebornen freundliches Schreiben, das mir zu jeder andern Zeit viel Vergnügen gegeben hätte, erregt mir da ich es erhalte eine sehr unangenehme Empfindung. Der an mich abgesendete Bote hat mich nicht zu Hause getroffen und wahrscheinlich war meine Frau von einer kleinen Reise noch nicht zurück.

Wie angenehm würde mir es gewesen seyn, Sie mit den lieben Ihrigen und Herrn Professor Delbrück bey mir zu bewirthen. Empfehlen Sie mich diesem werthen Manne vielmals. Ich habe den Antheil, den er an Meinen Productionen genommen, immer zu schätzen gewußt, und mir lange die Gelegenheit gewünscht, ihm mündlich zu danken und mich mit ihm über einiges besonders zu unterhalten.

Nun befinde ich mich hier in Jena und würde, wenn es auch Ihre Zeit verstattete, nicht wagen Sie hieher einzuladen. Bey der noch fehlenden Einrichtung des herzoglichen Schlosses lebe ich in dem engsten Raum und ermangele jeder Gelegenheit besuchenden Freunden etwas angenehmes zu erzeigen. Ferner befinden sich Serenissimus auf einer Jagdpartie gegenwärtig hier, da ich denn über meine Zeit wenig disponieren kann.

[41] Lassen Sie mir bey diesen Entbehrungen die Hoffnung, daß Sie und Herr Professor Delbrück mir die bisherigen Freundschaftlichen Gesinnungen erhalten. Meine besten Wünsche begleiten ihn auf seiner Reise, so wie ich zu vernehmen hoffe, daß Sie sich mit den theuren Ihrigen fortgesetzt recht wohl befinden.

Mit vorzüglicher Hochachtung habe ich die Ehre mich zu unterzeichnen.

Jena den 24. August 1809.


21/5786.


An die Hoftheater-Commission

Pro Voto.

1.) Des Hofschauspielers Röpke Extemporiren und ungebührliches Betragen gegen Demoiselle Engels betreffend, wären folgende Expeditionen zu erlassen.

a.) Verordnung an den Schauspieler Röpke, einen halbwöchentlichen Gagenabzug ihm ankündigend, nebst Verweis. (Hievon liegt das Concept bey.)

b.) An Demoiselle Engels, mit Abschrift des Vorstehenden zu ihrer Satisfaction.

c.) Anden Cassirer den Abzug der halbwöchentlichen Gage betreffend.

2.)Dem Hofschauspieler Röpke wäre nach einstimmiger Meynung Fürstlicher Commission und Serenissimi gnädigster Beystimmung vor Michael aufzusagen.

3.) Das Engagement eines neuen Bassisten, es[42] sey nun Strebel oder ein andrer, wünschte nicht zu eilig betrieben, weil wir bis Ostern noch Zeit genug haben; doch könnten die nöthigen Erkundigungen eingezogen werden.

4.) Da Madam Röpke sich von ihrem Manne getrennt hat, und ihre Gage soviel ich weiß, besonders erhält, auch uns ganz unnütz ist; so wäre deren Entlassung auf Michael ungesäumt zuzugestehen.

5.)Auch Madam Unzelmann wäre auf Michael zu entlassen, vorausgesetzt, daß sie ihren Antheil an den Schulden berichtigt. Beyden Frauenzimmern wäre bald möglichst diese Resolution zu ertheilen, indem ich schon deshalb bey Serenissimo angefragt und gnädigste Einstimmung erhalten habe.

6.) Zu dem Engagement einer neuen Schauspielerinn hingegen kann ich nicht rathen, weil, wie die monatlichen Tabellen ausweisen, beyde obgenannten jetzt schon beynahe supernumerär gewesen. Wenn wir diejenigen jungen Personen die uns übrig bleiben, lebhafter als bisher beschäftigen, wird es beyden Theilen zum Vortheil gereichen.

7.) Was zu Michael von den Personen, deren Engagement zu verlängern ist, für Anforderungen an uns entstehen. ist abzuwarten. Wahrscheinlich werden sie von der Art seyn, daß sie zu befriedigen sind.

Mich meinen hochgeehrten Herrn Mitcommissarien bestens empfehlend.

Jena den 24. August 1809.

Goethe.[43]


21/5787.


An Carl Ludwig von Knebel

Ich befinde mich, mein theurer Freund, in einer Verlegenheit, aus der ich mir zu helfen bitte. Der Kanzler Niemeyer mit Professor Delbrück aus Berlin, die sich nach Weimar angemeldet hatten und nun hieher gekommen sind, können erwarten, daß ich ihnen etwas freundliches erzeige. Nun weißt du, wie es mit meinem Local und sonstigen Zuständen aussieht; deswegen ich dich um die Erlaubniß ersuchen wollte, sie heut Abend um 7 Uhr zu bringen, damit wir einiger vergnüglichen Stunden genössen. Diese Gäste müßten dir nicht zur Last fallen, und ich erbiete mich deshalb für eine Portion Wein und für einen Beytrag zum Abendessen zu sorgen, worüber das Nähere mein Genugsam unterrichteter Carl besprechen wird. Mögtest du uns vielleicht früher aufsuchen, so ließ sich abreden, wo wir uns träfen.

Vielleicht wäre der botanische Garten das angenehmste.

Verzeihe mir, daß ich mich in dieser Angelegenheit lieber an dich, als an andere wende. Die nähern Ursachen mündlich. Sollte man Seebeck nicht auch einladen?

Professor Delbrück hat seit langer Zeit schon um mich gemacht, daß er meinen Productionen mit Neigung seine Aufmerksamkeit schenkte und manches wohl überdachte darüber öffentlich äußerte. –[44] Es ist noch ein erwachsener Sohn von Niemeyer mit in der Gesellschaft.

Deine liebe Frau, die am meisten mit der Sache geplagt ist, bitte ich im Voraus um Verzeihung.

Es bedarf nur einer mündlichen Antwort und allenfalsigen Abrede mit Carln.

Jena d. 25. Aug. 1809.

G.


21/5788.


An Carl Ludwig von Knebel

[25. August.]

Jetzt erst erfahre ich daß die Hallische Gesellschaft größer ist als ich mir vorstelle und so kann ich dir sie unmöglich ins Haus bringen.

Nimm also alles als abbestellt an und komme wen du magst gegen 6 Uhr in den Botanischen Garten.

G.


21/5789.


An Carl Friedrich Zelter

Herrn Professor Delbrück, der Sie in Berlin oder auf der Reise nach Königsberg oder in Königsberg selbst zu treffen hofft, gebe ich dieses Blatt an Sie mit, daß wieder nur einmal etwas von mir an Sie gelange. Für die gute Behandlung Eberweins nehmen Sie den besten Dank. Es soll mich sehr freuen wenn er etwas gründlich fruchtbares in seinem Fache zu[45] uns bringt; denn ich bin der augenblicklichen anmaßlichen Pfuscherey in jedem Fache so satt, daß ich nicht darnach mehr zum Fenster hinaus sehen mag, ja daß sogar die Deutschen in ihre Unglück mir lächerlich vorkommen, weil sie eigentlich nur verzweifeln, daß sie nicht mehr salbadern sollen.

Möchten Sie doch dergestalt unterstützt und gestärkt zurückkommen, daß dasjenige was Sie zu leisten im Stande sind, nicht ganz verloren sey und, wäre es auch nur traditionsweise, für künftige Zeiten erhalten werde.

Wo Ihnen auch mein neuer Roman begegnet, nehmen Sie ihn freundlich auf. Ich bin überzeugt, daß Sie der durchsichtige Schleyer nicht verhindern wird bis auf die eigentlich intentionirte Gestalt hineinzusehen.

Haben Sie vielen Dank, daß Sie sich der armen Najade angenommen. Ich bin sehr verlangend Ihre Composition zu vernehmen. Das beste Lebewohl.

Jena den 26. August 1809.

G.


21/5790.


An Silvie von Ziegesar

Sie haben mich, liebste Silvie, durch Ihre schöne Gabe auf das freundlichste überrascht, bald komme ich selbst mündlich dafür zu dancken. Ich hoffe und wünsche daß Sie Sich von Ihrem neulichen Wagstück[46] mögen völlig erhohlt haben. Erhalten Sie mir Ihre Neigung Ihr Andencken, die mich sehr glücklich machen, und helfen Sie einem treuen Freunde mit guten und frommen Wünschen nach, der jetzt sich in einer Art Klemme befindet; sonst wär er früher und öfter bey Ihnen gewesen.

d. 28. Aug. 1809.

G.


21/5791.


An Christiane von Goethe

Jena den 29. August 1809.

Nochmals vielen Dank für den gestrigen Besuch und was Ihr alles Freundliches gebracht habt. Ich bin heute wieder in meinen Fleiß zurückgekehrt und hoffe es soll alles ganz gut werden. Ich wünsche nichts mehr, als daß beym Theater alles einen freudigen und willigen Gang gehe, damit ich den September noch hier bleiben kann.

Heute kann ich nichts übersenden: denn der Hirsch ist hier nicht zerwirkt worden, sondern im Ganzen nach Weimar gekommen, da du denn wohl suchen wirst dir ein Stück davon zu verschaffen. Wegen der Bohnen wirst du am besten thun, es mit den Boten abzureden. Laß dir doch auch durch sie immer frische Kartoffeln bringen, die hier sehr gut sind, und was dergleichen sonst wäre. Lebe recht wohl und grüße alles zum schönsten.

G.[47]


21/5792.


An Johann Heinrich Meyer

Ich freue mich sehr, mein theurer Freund, daß Ihr Museum sich so schön herausputzt. Ich werde desto eher Verzeihung erhalten, wenn ich in diesen Tagen nicht hinüber komme.

Nach meinen Wünschen und Absichten würden Sie auch jene Schränke und sonst noch manches hinüber bekommen. Lassen Sie uns aber, um des guten Vernehmens willen, zu Anfang nur von dort herüberschaffen, was sich von selbst losgiebt; das übrige ohne Bemühung zu. Vielleicht fällt der Herzog, wenn er die Anstalt sieht, selbst auf den Gedanken, und gebietet die Sachen herüber zu bringen. So ist es alsdann im doppelten Sinne Recht.

Ich bin fleißig so gut es gehen will, und nehme mich nach einigen Störungen wieder zusammen. Dalton hat eine Partie Kupfer an Knebel geschickt mit der freundlichen Äußerung, daß ich mir etwas davon aussuchen sollte. Ich danke Ihnen auch für diese Veranlassung. Es ist freylich damit wie mit den Fernowischen: die guten Abdrücke sind übel gehalten, und die gut gehaltenen wollen sonst nicht viel heißen. Indessen würden sie ja, wenn es anders wäre, auf diesem Wege nicht zu uns kommen. Auf alle Weise sind jedoch viel belehrende Blätter dadurch[48] in meinen Händen und ich möchte fast verzweifeln, daß ich bey so viel vergeudetem Gelde nicht früher gesucht habe, solche unschätzbare Dinge in meinen Gewahrsam zu bringen. Dabey wollen wir uns trösten, daß das Beste uns nichts hilft, wenn wirs nicht verstehen, und wenn wirs verstehen, ein geringes von großem Werth ist. Leben Sie recht wohl und schreiben Sie mir, wie und auf was Art Sie weiter vorrücken und wie es sich mit Ihrer Ausstellung ergiebt, auch ob sonst irgend etwas Merkwürdiges und Erheiterndes Ihnen vorgekommen ist. Grüßen Sie Dalton und sagen ihm vorläufig Dank.

Jena den 29. August 1809.

G.


21/5793.


An Christiane von Goethe

Gestern waren die sämmtlichen Herrschaften mit allem Gefolge hier. Es war ein Sehr lebhafter, wegen des schönen Wetters aber sehr angenehmer Tag. Heute geht der Hofgärtner Wagner hinüber und bringt dir dies. Er wird dir wegen des Legens der überschickten Zwiebeln einiges sagen. Lebe recht wohl! Mir geht es ganz gut. Heute Abend hoffe ich von dir zu hören.

d. 2. Sept. 1809.

G.[49]


21/5794.


An Charlotte von Stein

Indem Sie mich, theure Freundinn, von dem lieben Kreise wiet entfernt glauben; so bin ich ihm nicht leicht näher gewesen. Meine einzige Beschäftigung ist dasjenige zu endigen dessen Anfang Freude zu machen schien. die gestrige Anwesenheit unsrer gnädigsten Herrschaften erleichterte mir die Gewährung des Wunsches noch eine Zeitlang hierbleiben zu können, ja nicht eher wegzugeben als nach völlig vollbrachter thun Ihnen mündlich zu glücklich vollbrachter Cur meine Freude zu bezeigen. Unsrer lieben Prinzeß für die köstliche Frucht zu dancken ergriff ich mit Eifer die gestrige Gelegenheit und ziehe mich nun wieder ins Einsame zurück. Ihr Andenken mir erbittend

Jena d. 2. Sept. 1809.

Goethe.


21/5795.


An Christiane von Goethe

Es thut mir sehr leid, mein liebes Kind, daß du dich gerade zu einer Zeit recht wohl befindest, wo ich wünschte, daß du dir's recht wohl machtest. Dictire nur Carolinchen einigermaßen ausführlich, wie es mit deinen Übeln steht, damit ich es Starken vorlegen kann: denn so ins Allgemeine kann doch kein[50] Arzt etwas verordnen. Es soll mir recht angenehm seyn, dich diese Woche hier zu sehen, besonders wenn ichs Mittags vorausweiß, und daß du nicht zu früh kommst: denn die Morgen müssen jetzt sehr ernstlich angewendet werden, wenn wir mit unserer Arbeit diesen Monat fertig werden wollen.

Ich hoffe daß das Theater in diesen drey Wochen so sachte in den Gang kommt. Im October will ich alsdann recht gern eingreifen und es soll nicht lange währen, so wollen wir bedeutende und harmonische Vorstellungen sehen. Grüße alle und jede und fahre fort die Freunde und Wohlwollende zu sehen und zu erfreuen.

Die Herrschaften waren hier recht vergnügt und ich habe durch ihre Gegenwart auch einen frohen Tag gehabt.

Siehe nur, daß du zum Vortheil unsres Gartens, wenn die herrschaftlichen Kutscher herüber fahren, einige Säcke mitgiebst, damit es uns an dem seinen Sand nicht fehle.

Wegen Bohnen, Birnen, Erdäpfeln u.s.w. mache es mit den Boten Weibern ab, so erhältst du alles sicher und so gut, als wenn ich es erst hier anschaffte und fortschickte. Vor allen dingen bemerke mir den Tag, wenn du herüberkommst.

Jena den 5. September 1809.

G.[51]


21/5796.


An Johann Heinrich Meyer

Unsre Herrschaften waren neulich hier ganz vergnügt und nahmen Theil an dem Scheinbaren und Unscheinbaren, das wir ihnen vorzeigen konnten. Ich hoffe, Sie werden, lieber Freund, mit Ihrer Ausstellung und sonstigen Anstalten, Zufriedenheit und Vergnügen erregt haben. Sagen Sie mir gefällig auch etwas darüber. Unsre Arbeit hier geht auch ganz gut von Statten. Ich hoffe die nächsten vier Wochen sollen den vier vorgehenden gleichen, und so wollen wir mit ein paar Bändchen nach Weimar zurückkehren, der Winter mag dann ankommen und auch seine Rolle spielen.

Die wenigen Kupfer, de ich hier um mich versammle, machen mir große Freude. Dalton hat einiges hiehergeschickt, wovon ich mir das meiste zueignen mußte. Ich will es gern in der Folge entweder zurückgeben, oder durch etwas anderes erstatten.

Ich hoffe Sie heben mir auf, was in diesem Sinne wünschenswerth ist, z. E. das Testament des Eudamidas und dergleichen. Da wir auf der Bibliothek so schöne Sachen haben, so wünsche ich, daß wir die Winterabende uns einmal mit diesem Fach liebevoll beschäftigen; wenn man auch hier historisch und stufenweise verfährt, so kommt man mit Vergnügen zur richtigen Einsicht.

[52] Ist etwas gedruckt über die Kupferstiche der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts, es sey nun in Form eines Catalogs oder sonst, und es findet sich bey uns; so haben Sie die Güte es mir zu schicken. Ich habe hievon wohl allgemeine Begriffe und aus den vorliegenden Mustern sehe ich schon den Gang; aber ich möchte mir sobald als möglich in die Literatur Zeitung einrücken wollen. Sie verdienen wieder höchlich gelobt zu werden. Diese Technik, vorausgesetzt, daß ein proportionirter Künstler dahinter steckt, ist fähig alles zu leisten; nur wird – unter uns gesagt – vielleicht bey keinem Kunstwerk dieser Art so nöthig seyn, die ersten Abdrücke zu besitzen als hier. Wir wollen das nicht gerade dem Publicum weiß machen, das immer noch Gott danken kann, wenn es den schwachen Abdruck von etwas Schlechtem mag in einem andern Sinne schätzbar seyn.

Und hiermit leben Sie recht wohl und lassen mich hoffe, Sie gesund und froh wiederzufinden.

Jena den 5. September 1809.

G.[53]


21/5797.


An Carl Witzel

Hierbey erfolgt, mein lieber Herr Commissions-Sekretär, die unterzeichnete Austheilung der beyden Opern. Ich zweifle nicht, daß sie beyde guten Effect machen werden. Das kleine Stück, das Morgenstündchen, würde ich austheilen wie beyliegt. Schreiben Sie mir doch, ob man Luft hat, es vorzunehmen. Ältere Stücke, z.B. das Räuschchen, wären wohl vorzubereiten, wenn auch bey diesem die Ankunft Lorzings zur Aufführung zu erwarten wäre. Die kleine Beck könnte indessen ihre Rolle lernen, wie im Morgenstündchen die Teller. Über solche Dinge wünschte ich Fürstlicher Commission Meynung zu wissen, da ich vor Ende Septembers nicht nach Weimar komme, und doch den Gang der Sachen möglichst beschleunigt wünsche. Leben Sie recht wohl und lassen mich bald von sich hören.

Jena den 5. September 1809.

Goethe.


21/5798.


An die Hoftheater-Commission

Pro Voto.

Ich sollte denken, daß man gegen Röpkens Äußerungen sich nicht hinterhaltig erweisen sollte, um so mehr als Michael so nahe ist. Auf geschehene Anfrage[54] bey Serenissimo sollte man ihm äußern daß man kein Bedenken habe ihn seines Engagements auf Ostern zu entlassen, oder vielmehr dasselbe nicht weiter fortzusetzen; auch sey man geneigt ihn, sobald seine Stelle wieder besetzt sey, innerhalb des gedachten Termins loszugeben.

Wie steht es denn mit dem vorgeschlagenen Strebel? Hat man etwas an ihn erlassen, wird er kommen, wird er Gastrollen spielen?

Herrn Werners Gesuch wegen seiner Frau wäre sogleich ohne Weiteres und ohne Anzuführende Motive abzuschlagen.

Ich höre daß Molke in dem Machtspruch ausgelacht worden ist. Das erste was wohl zu thun wäre, würde seyn, zu überlegen, wem man diese kleine Rolle bey der zweyten Vorstellung auftrüge: denn man kann sicher seyn, daß das Publicum an dieser Stelle immer über ihn lachen wird.

Nochmals empfehle ich ältere Stücke aufzusuchen, in welchen besonders die zwey Kinder, Teller und Beck, einige Übungen fänden. Auch sollte man Demoiselle Häßler manchmal eine Rolle geben, damit sie in Übung käme.

Mich bestens empfehlend

Jena den 7. September 1809.

G.[55]


21/5799.


An Christiane von Goethe

Wie ich aus deinen Briefen sehe und auch sonst vermuthen kann, so ist eigentlich jetzt zwischen uns nichts mündlich zu verabreden nothwendig, und ob ich dich gleich ganz gerne wieder sähe und spräche; so sind wir doch mit unsern Arbeiten in einer so gedrängten Lage, daß es mir lieber ist, du kommst jetzt nicht herüber: denn wir müssen jede Stunde zusammennehmen, und ich sehe noch kaum, wie wir fertig werden wollen. Herr Geh. Hofrath Starke wird dich besuchen, sobald er hinüberkommt, und sich um deine Zustände erkundigen. Beym Theater grüße die Gutgesinnten und fahret nur so fort wie bisher. Jeder Einzelne hat Vortheil davon wenn er etwas um des Ganzen willen thut, sollte es ihm auch nicht ganz angenehm seyn.

Sprich manchmal mit Witzeln, der seine Sache noch immer sehr gut macht, und schreibe mir von jeder Vorstellung wie sie abläuft.

Die Feigen die du mir schicktest waren zum Theil noch nicht völlig reif. Laß sie immer noch einen oder ein paar Botentage hängen bis sie recht braun werden.

In zwey Briefen von Frau von Schiller und Wernern bist du schönstens gegrüßt. Der letzte hat von Tübingen geschrieben und ist zu Frau von Stael nach Coppet gegangen.

[56] Knebel ist schon wieder allein, denn seine Frau ist abermals nach Weimar gegangen. Er ist aber nur desto lustiger wenn er selbst den Wirth macht.

Lebe recht wohl und bereite vor Michaelis so gut als du kannst noch manches gute für künftige Winter vor. Ich befinde mich ganz leidlich, muß aber auf eine pedantische Weise meine Diät und andre Lebensordnung halten, und ich muß suchen auch in Weimar auf alle Weise dabeyzubleiben.

Jena den 8. September 1809.

G.


Wenn du uns etwas Gutes erzeigen wolltest, so würdest du uns eine geräucherte Zunge aber schon abgekocht herüberschicken. An solchen Dingen fehlt es uns, besonders Abends, und wenn etwa ein guter Freund kommt.

Ferner erdenke dir etwas und schenke es Rinaldo in meinem Namen als wenn ich es geschickt hätte, damit der gute Junge auch von dieser Seite eine Art von Freude hat. Nächstens mehr.


21/5800.


An Johann Heinrich Meyer

Als ich die Bücher erhielt, mein lieber Freund, war es mir als ob ich mich eines alten Traums wiedererinnerte und ich gedachte auf einmal der Herrn Heinecke, Fueßli und Huber wieder, die ich in vorigen[57] Zeiten studirt und fast ganz vergessen hatte. Jetzt sind mir die beyden letzten sehr interessant, da ein Theil der Kupfer vor mir liegt, und ich verzeihe Herrn Fueßli seine schrecklichen Kunsturtheile, da ich doch manches Historische aus ihm lernen kann.

1Der Bibliothekar Vulpius geht die nächste Woche herüber. Sagen Sie ihm doch, daß er mir de Band mitbringt, in welchem die Sachen nach Rafael, Michael Angelo, Julius Roman u.s.w. befindlich sind. Das wird mich sehr glücklich machen, weil ich außer meinen Arbeiten und was wir zu Haise für uns treiben, außer Knebel, jetzt fast keine Unterhaltung habe, und viel allein bleiben muß, auch die Abende nun anfangen lang zu werden.

Sagen Sie mir doch etwas über Dalton. Ich höre von Knebel daß es mit seiner Ökonomie nicht sonderlich steht. Zwar habe ich das schon lange gewußt, aber daß es so arg sey, konnte ich mir nicht vorstellen. Knebel ist gutmüthig genug und glaubt ihm helfen zu sollen, aber wie man es könne, davon habe ich keinen Begriff; am wenigsten sehe ich ein, wie er hat so lange zaudern können, ohne sich zu entdecken oder ohne eine Art von Anstalt zu machen. Sagen Sie mir, was Sie davon wissen.

Ich zweifle nicht, daß die aufgestellte Gallerie sich recht gut ausnehmen wird. Durchlaucht der Herzoginn[58] können wir für Ihr Zimmer geben, was Sie verlangt, da wir ja alles wieder remplaciren können. Ich werde bey der ehsten Gelegenheit sie wieder daran erinnern.

Was die Preismedaillen betrifft, so hat das ja wohl Zeit bis ich wieder komme. Ich habe noch eine Partie und solange die dauert können wir immer freygebig seyn. Ist das Gepräge wieder ein neues.

Leben Sie recht wohl, gedenken Sie mein, und schreiben mir wenigstens mit dem Bibliothekar.

Jena den 9. September 1809.

G.


1 Wegen dieser Kupfer habe ich an den Bibliothekar selbst geschrieben.


21/5801.


An Christiane von Goethe

Da du einmal kommen willst; so sage ich dir lieber gleich daß es mir recht angenehm seyn wird, denn es giebt doch mehr zu besprechen als man glaubt.

Da ist zum Exempel der alte Handel zwischen Riemer und der Nachbarinn, von dem du mir schon früher erzähltest ausgebrochen. Ich bin überzeugt daß es nichts ist als eine lüsterne Liebeley die weiter nichts hinter sich hat. Aber die Frau ist kranck geworden und hat dem Mann gott wies was erzählt. Du weist das alles wohl schon besser. Auf alle Fälle wünscht ich du liesest die Premsler kommen,[59] die eine Art Vertraute gemacht hat und hörtest wie alles steht. Sprächst allenfalls Hirschfelden selber, damit womöglich das Aufsehen nicht ärger wird. Denn der Mann droht mit Scheidung und was sonst noch alles vorgeht. Du wirst durch deine Klugheit und Thätigkeit alles zu vermitteln suchen.

Jetzt sage ich weiter nichts als daß ich dich herzlich liebe und mich freue für dich und das Bübchen zu leben und fleißig zu seyn.

Inliegendes bitte gleich zu bestellen.

Jena d. 10. Sept. 1809.

G.


21/5802.


An Bettina Brentano

Ihr Bruder Clemens, liebe Bettine hatte mir, bey einem freundlichen Besuch, den Albrecht Dürer ankündigt, so wie auch in einem Ihrer Briefe desselben gedacht war. Nun hoffte ich jeden Tag darauf, weil ich an diesem guten Werk viel Freude zu erleben dachte, und wenn ich mir's auch nicht zugeeignet hätte, es doch gern würde aufgehoben haben, bis Sie gekommen wären es abzuholen. Nun muß ich Sie bitten, wenn wir es nicht verloren halten sollen, sich genau um die Gelegenheit zu erkundigen, durch welche es gegangen, damit man etwa bey den verschiedenen Spediteurs nachkommen kann: denn aus Ihrem heutigen Briefe sehe ich, daß es Fuhrleuten[60] überliefert worden. Sollte es inzwischen ankommen, so erhalten Sie gleich Nachricht.

Der Freund welcher die Cöllner Vignette gezeichnet weiß was er will und versteht mit Feder und Pinsel zu hantiren. Das Bildchen hat mir einen freundlichen guten Abend geboten.

Franz Badern werden Sie schönstens für das Gesendete danken. Es war mir von den Aufsätzen schon mancher einzeln zu Gesichte gekommen. Ob ich sie verstehe weiß ich selbst kaum; allein ich konnte mir manches daraus zueignen. Daß Sie meine Unart gegen den Maler Klotz durch eine noch größere die Sie mir verziehen haben, entschuldigt ist gar löblich und hat dem guten Mann gewiß besonders zur Erbauung gedient. Etwas von seinen Tafeln möchte ich freylich sehen. Was er mir geschickt ist schwer zu beurtheilen.

Wie viel hätte ich nicht noch zu sagen, wenn ich auf Ihren vorigen lieben Brief zurückgehen wollte! Gegenwärtig nur soviel von mir, daß ich mich in Jena befinde und vor lauter Verwandtschaften nicht recht weiß welche ich wählen soll.

Wenn das Büchlein das man Ihnen angekündigt hat, zu Ihnen kommt, so nehmen Sie es freundlich auf. Ich kann selbst nicht dafür stehen was es geworden ist.

Verzeihe mir, liebe Bettine daß ich dir durch eine fremde Hand schreibe sonst komme ich gar nicht dazu.[61] Deine Briefe machen mir viel Freude, Fahre fort an mich zu dencken und mir etwas von deinem wunderlichen Leben zu sagen.

Besonders aber suche dem Albrecht Dürer auf die Spur zu kommen. Lebe recht wohl.

Jena d. 11. Sept. 1809.

Goethe.


21/5803.


An Christiane von Goethe

Da das Wetter so sehr schlecht ist und dein Bruder sich übel befindet, so werde ich dich wohl in diesen Tagen nicht sehen. Sage mir deswegen durch die Boten einige Worte.

Schicke mir ein paar Pfund Chocolate, denn von dieser und vom Weine lebe ich jetzt vorzüglich. Kannst du uns noch eine geräucherte Zunge schicken wie die letztere, so wirst du uns gutes erzeigen.

Mein Geschäft hier geht ganz gut und auch hoffentlich so zu Ende gelangen, ob ich gleich gestehe, daß das einbrechende Regenwetter und der wilde Herbst mir auf den Winter Grauen erregt. Du hast dir indeß gewiß schon allerley ausgedacht, wie wir jene unfreundliche Jahrszeit zusammen zubringen wollen.

Ich bin neugierig zu hören, wie sich Freund Meyer anläßt und wie es mit seiner Einrichtung werden wird. Behandle ihn nach unsrer Übereinkunft.[62] Ich wünsche ihm alles Gute und will ihn gern auf das freundliche behandeln, nur daß die Nachbarschaft uns nicht zu großer Gemeinschaft führe. Unsere Theaterangelegenheiten empfehle ich dir aufs Neue. Mir wäre gar nicht bange dafür, wenn wir nur gute Stücke hätten, damit sich sowohl die Schauspieler als ich für die Aufführung wirklich interessiren könnten. Indessen wollen wir unser Bestes thun und vielleicht kommt uns irgend ein Zufall zu Hülfe.

Wegen der Frau von Arnswald dächte ich, fragtest du die Frau von Egloffstein, die du doch einmal wohl siehst. Machte sich das aber nicht, so irrst du gewiß nicht, wenn du dich, sobald sie die Nachfrage verbittet, bey ihr anmelden lässest und ihr einen Besuch abstattest.

Mehr weiß ich für dießmal nicht zu sagen und wünsche nur dich an einem recht schönen Tage hier zu sehen.

Jena den 12. September 1809.

G.


21/5804.


An Johann Heinrich Meyer

Der Band italiänischer alter Kupfer ist zu mir gekommen und ich habe mich daran schon ergetzt und belehrt. Ob er gleich etwas sehr trümmerhaftes hat, so kann man doch mit einigen restaurativem Sinne daraus, und aus den Trümmern die schon in meinen[63] Händen sind ganz gute Gedanken erwecken, die mir besonders bey dem jetzigen schlechten Wetter sehr willkommen sind.

Unsre hiesigen Geschäfte gehen ihren Gang. Wenn ich Ihnen sage, daß wir heute den 3. Bogen des zweyten Theils revidiren, und dieser, wie der erste, etwa 20 Bogen haben wird; so sehen Sie was gethan worden und was noch zu thun ist. Ich wünschte, daß alles vor Ende Septembers geleistet sey, Sagen Sie mir ein Wort durch den Bibliothekar wenn er herübergeht. Vielleicht kommt er etwas später wegen seines Befindens und des üblen Wetters. Leben Sie recht wohl und gedenken Sie mein.

Jena den 12. September 1809.

G.


21/5805.


An Christiane von Goethe

Zuerst danke ich dir und deiner schönen Begleiterinn für den angenehmen Besuch; sodann schicke ich ein Bändchen, aber nur unter folgenden Bedingungen:

1.) Daß ihr es bey verschlossenen Thüren leset.

2.) Daß es Niemand erfährt, daß ihr's gelesen habt.

3.) Daß ich es künftigen Mittwoch wieder erhalte.

4.) Daß mir alsdann zugleich etwas geschrieben werde, von was unter euch beym Lesen vorgegangen.[64]

Weiter weiß ich gerade jetzt nichts zu sagen, auch nichts zu verlangen, weil übrigens alles unter uns abgeredet worden. Schreibe mir übrigens wenn irgend etwas vorkommen sollte, und vergiß nicht in der Schublade, der mittelsten, rechts an meinem Schreibtisch, mir das Packet Manuscript zu schicken, welches mit einem braunen schmalen Bändchen zugebunden ist. Lebe recht wohl und bereite uns eine leidliche Winterexistenz vor.

Jena den 15. September 18709.

G.


21/5806.


An Johann Heinrich Meyer

Jena den 15. September 1809.

Auch durch Ihre letzte Sendung, mein theurer Freund, haben Sie mir viel Vergnügen gemacht. Zur wahren Erkenntniß braucht man eigentlich blos Trümmern und ich suche mich auch von Seiten des Kupferstichwesens, das mich angenehmer und unterrichtender Stunden mit Ihnen erfreuen.

Diese guten vortrefflichen aber höchst beschädigten, diese schwachen ausgedruckten, diese ungeschickt aufgestochenen, copirten und in so manchen Sinne verzerrten und zerfetzten Blätter haben gerade meine kritische Fähigkeit aufgeregt und mir in einsamen Stunden sehr große Freude gemacht. Wie sehr Recht[65] haben Sie, daß es zur wahren Kenntniß nur wenig bedürfe; wie sehr Recht hätten Sie nicht, wenn es nicht eines großen Umwegs bedürfte zu diesen Wenigen zu gelangen.

Weil sich in jedem Jahrhundert immer eins dem andern die Hände bietet; so freut mich unter andern gar sehr der Johann Jakob Caraglio, als Jacobus Veronensis bezeichnet, theils weil er der Medailleur von Siegismund dem Ersten war. Zwey Medaillen von Fürsten, die sich in unsrer Sammlung befinden, sind höchst bedeutend und eine ist gewiß von diesem Künstler. Auch ist eine Nicolaus Bratrizet merkwürdig geworden. Bey allem diesem ist mir wunderlich vorgekommen, daß Cellini auch nicht die mindeste Wendung nach der Kupferstecherkunst genommen. Ich wollte wir hätten nur ein paar Blätter nach ihm. Aber sein Drang ging ganz nach dem Plastischen, um nur endlich noch den Perseus zu erreichen.

Hunderterley innere und äußere Kennzeichen, die sowohl innerlich und künstlerisch als äußerlich und verlegerisch sind, behalte ich mir vor mitzutheilen. Solche Bemerkungen würden sich leicht machen lassen, wenn man große bedeutende Sammlung vor sich hätte. Lustiger aber sind sie, wenn wir sie aus unsern Spetteln hervorlocken.

Ich freue mich, bey diesen Anlässen und Intentionen, auf das was ich zu Hause verlassen habe,[66] weil ich es gewissermaßen zum erstenmal mit einer gewissen Freude zusammendenke. Wenn man sich einmal fest entschließt, nur könnte einem bey seinem Leibes-Leben die sämmtliche Lebensoberfläche unbekannt bleiben.

Unschätzbar war mir die Betrachtung von Rafael Morbetto. Einen bessern Abdruck zu besitzen ist ein recht herzlicher Wunsch und ich will den Tag segnen, der mir ihn bringt. Das bewußte und bekannte Motiv steht darin auf dem höchsten Grade der realen Naivetät. Poussin hat es fratzenhaft verzerrt, vernichtet, verabsurdet, den ich aber dagegen in seinem Testament des Eudamidas so hoch man nur verehren kann, verehre. Da war er zu Hause und von Hause. Es ist eine von den ernstesten Betrachtungen zu sehen, ob ein Künstler ein Motiv vor dem Brennpuncte gefunden und in den Brennpunct gezogen hat, wie Raphael des Massaccio Vertreibung aus dem Paradies, oder ob er das im Brennpunct verzerrt, wie Poussin das Raphaelische einzige unübertreffbare.

Ich könnte immer noch so weiter fortfahren, wenn das Blatt nicht zu Ende ginge. Leben Sie recht wohl, denken Sie mein und schreiben mir den Boten wenn es auch nur ein weniges Wort ist: denn unter 14 Tagen sehen Sie mich noch nicht wieder.

G.[67]


21/5807.


An Bettina Brentano

Heute bitt' ich endlich einmal um Verzeihung, liebe Bettine, wie ich es schon oft hätte thun sollen. Ich habe dir wegen des Bildes vergebne Sorge gemacht. Es ist in Weimar wircklich angekommen und nur durch Zufall und Vernachlässigung kam die Nachricht nicht an mich herüber. Nun soll es mich bey meiner Rückkehr in deinen Nahmen freundlichst empfangen und mir ein guter Wintergeselle werden. Auch solange bey mir verweilen bis du zu uns kommst es abzuholen. Laß uns bald wieder von dir vernehmen. Meine Frau grüßt aufs beste. August kommt Anfang October von Heidelberg zurück wo es ihm ganz wohlgegangen ist. Auch hat er eine Rheinreise bis Coblenz gemacht. Lebe unsrer gedenck.

Jena d. 15. Sept. 1809.

G.


21/5808.


An Johann Heinrich Meyer

Erst nachdem mein Brief weg war, fiel mir ein, daß ich auf den Hauptpunct des Ihrigen nicht geantwortet hatte.

Die überschickten Handzeichnungen machen freylich den ersten Heft aus, find mir aber ohne Titel und Text zugeschickt worden; deswegen ich auch nicht weiß von wem die Köpfe Kreidemanier sind.

[68] Zu einigen nähern Verständniß lege ich den Münchner Brief selbst mit bey und glaube es könnte nicht schaden, wenn man diese 6 Blätter, als das erste Heft, ankündigte und von den paar Nachahmungen der Kreidezeichnung blos sagte was man auf dem Blatt sieht und den Autor problematisch ließe.

Leben Sie recht wohl. Ich höre von mehreren Personen daß man sich Ihrer Ausstellung und Ihres neuen Museum erfreut.

Jena den 16. September 1809.

G.


21/5809.


An Carl Friedrich Zelter

Wenn Herr Professor Zelter wieder nach Berlin zurückkehrt ist, so erfreue ich ihn freundlich mir von sich, sodann von unserm Eberwein Nachricht zu geben. Wäre er aber noch nicht zurück, so ersuche ich die Seinigen darum.

Zugleich wünschte ich daß Sie die Gefälligkeit hätten, mir einen Scheffel ächte Märkische Rübchen, zu rechter Zeit, vor dem Froste zu übersenden.

Es würde mir angenehm seyn, wenn Herr Eberwein mir von seinem gegenwärtigen Zustande und weinen nächsten Wünschen und Ansichten überschriebe.

Jena den 16. September 1809.

Goethe.


Was an mich abgesendet wird, adressirt man nach Weimar.[69]


21/5810.


An Silvie von Ziegesar

[16. September.]

Vielleicht, liebste Silvie, sind wir (Geh. Regierungs Rath von Müller und ich) in diesem Augenblick schon bey Ihnen angemeldet. Sonntag das heist Morgen zu Mittage hoffen wir Ihnen und dem lieben Papa nicht unwillkommen zu seyn. Sie sehen daraus daß es um Schicksal und Zufall und nicht so schlimm steht als Sie in Trüben Stunden wohl dencken mögen. Leben Sie recht wohl und empfangen als Freund

G.


21/5811.


An die Hoftheater-Commission

Hierbey erfolgt:

1.) Die Rollen vom Räuschchen

2.) vom Wald bey Hermannstadt.

3.) vom Morgenstündchen

das ich lieber die Morgenstunde auf dem Zettel ankündigen würde.

4.) Das Intermezzo, wovon die Rollen auszuschreiben wären.

5.) ingleichen Ida Münster, gleichfalls zum ausschreiben.[70]


Die ersten drey Stücke ersuche Fürstl. Commission nach und nach auszutheilen, wie sie allenfalls gegeben werden könnten. Theilt man auf einmal aus, so verwirrt man vielleicht nur die Schauspieler.

In dem Morgenstündchen sind einige Rollen ganz unleserlich geschrieben. Vor einen solchen Abschreiber würde man sich wohl ins künftige zu hüten haben.

Collins Bianca della Porta wünsche bald möglichst herüber zu erhalten. Es ist, soviel ich weiß, in der Theater-Bibliothek.

Hervorgesucht wünschte ich, wenigstens zum Ansehen,

Die Erbschaft aus Ost Indien

Felix und Hannchen.

Von Schröder wären

Die beyden Ringe

Die Klingsberge

Die vier Vormünder

auch wieder beyzusuchen. Es wäre mir angenehm, wenn man mir die Stücke sämmtlich herüberschickte: denn ich habe hier Zeit sie wieder durchzulesen.

Sodann kann ich nicht unbemerkt lassen, daß man wieder zu sehen wünscht

Die Saalnixe

Das Petermännchen

Die Arkadier

Auf alle diese Dinge wollten wir unsere Aufmerksamkeit[71] um so mehr hinrichten, als sie ohne Aufwand von Kosten gegeben werden können.

Ferner soll eine Fortsetzung und Schluß von Menschenhaß und Reue existiren, geschrieben von einem, Namens Mosengeil, die ich auch zu sehen wünschte.

Ich bitte was irgend sonst noch vorgeschlagen und gewünscht werden könnte, mir bey Zeiten wissen zu lassen, indem wir alle Ursachen haben, unsere Vorstellung diesen Winter mit neuen und erneuerten Stücken angenehm zu machen.

Jena den 16. September 1809.

G.


21/5812.


An Carl Ludwig von Knebel

Uns sind zwar hinter die Loderischen Pappeln einige wunderliche Seefische zugekommen; aber wir haben denselben keinen sonderlichen Geschmack abgewinnen können. Es scheint daß die Kartoffeln vom Neuthor die wahre Base, und die Schrittschuh- und Wassereymer-Oden das ächte Gewürz bleiben, wodurch dergleichen Natur- und Handelsproducte ergötzlich mit Vorausverkündigung eines Besuchs aus dem Stegreise zwischen heut und dem Vollmond. Die besten Wünsche beyfügend

Jena den 19. September 1809.

G.[72]


21/5813.


An Franz Kirms

Die Verordnung wegen der Gewährschaft Posten habe ich nicht signirt, weil der erste Punct etwas anders zu fassen wäre. Die zu Unterstützung Heidloffs im vorigen Winter von Ihro der Erbprinzeß Hoheit ausgesetzte Summe, kam zwar nach Höchster Intention dem Theater zu Gute; ich bin aber nicht verpflichtet irgend Jemand darüber Rechenschaft zu geben als Ihro Hoheit selbst. Ich werde bey meiner Zurückkunft nachsehen, ob ich noch etwas in Cassa habe. Dieß würde auf die 63 Thaler 13 gr. der Theater Casse ausgezahlt werden. Das Übrige aber wäre unter dem Capitel: auf Decorationen, in Ausgabe zu verschreiben. Bis dahin hat die Rochlitzische Post noch Zeit.

Jena den 19. September 1809.

G.


21/5814.


An Carl Witzel

Die Zeit ruckt nun heran, mein lieber Herr Commission Sekretär, daß wir die Geschäfte von denen ich mit für diesen Winter manches gute verspreche, wieder mündlich abthun können. Fahren Sie indessen fort mich bekannt zu machen mit dem was bis gegen Michael und kurz nachher erscheinen dürfte. Empfehlen[73] Sie mich den Herren Commissarien, grüßen Sie Herrn Genast zum schönsten und wenn auch manche Einzelheiten hinderlich sind; so haben Sie immer auch von Ihrer Seite den Hauptzweck im Auge und alles wird gut gehen.

Jena den 19. September 1809.

Goethe.


21/5815.


An Christiane von Goethe

August soll mir auf das schönste willkommen seyn, um so mehr da er gerade nach meinen Wünschen angelangt. Ich gönne ihm und euch ein fröhliches Zusammenseyn. Er soll sich erst recht zu Hause fühlen, seine Freunde, sein hinterlassenes Museum, Haus, Garten, Theater und was sonst erfreulich ist, genießen und sich dabey wohl behaben. Dazu braucht es einige Zeit und es wird mir viel Freude machen, wenn er mir so oft es Gelegenheit giebt, einige Worte meldet.

Ich brauche wenigstens noch acht Tage, um mit demjenigen in Ordnung zu kommen, was ich mir vorgenommen habe; nicht allein mit dem Druck des Romans muß ich im Reinen seyn, sondern auch mit Briefen, welche ich diese Zeit her schuldig geworden, und mit andern Dingen. Wenn ihr euch also unter einander vergnügt; so denkt nur, daß ich die nächsten Tage zubringe, um bald mit euch ohne Störung vergnügt[74] zu seyn. Ich bitte dich inständig, mir alle Besuche abzuhalten; jedes wahre Geschäft läßt sich schriftlich abthun, besonders wenn es ordentlich gedacht ist und gut vorgetragen wird.

August wird vor allen Dingen sich ruhig verhalten, wie ihn auch der Mangel der Garderobe selbst nöthigt. Allein wie er einigermaßen ausgehen kann, und ehe er sonst wohin, oder herumgeht, so wartet er dem Herrn Geheimenrath Voigt auf, und empfiehlt sich ihm, mehr durch gutes Betragen als durch Worte. Soviel für heute, da wir ja einen jeden Tag einander schreiben und von einander Nachricht haben können.

Jena den 20. September 1809.

G.


21/5816.


An Christiane von Goethe

Jena den 22. September 1809.

Die gestrigen Freunde sind mir nicht zu gelegner Zeit gekommen. Ich war schon des Morgens nicht wohl und hätte mich abwarten sollen. Da ich mich aber zwang bey Tische zu erscheinen; so wurde mir's zuletzt so schlimm daß ich fortgehen mußte und nicht Abschied nehmen konnte: Doch bin ich durch über die Sache hinausgekommen und habe die Nacht ganz gut, obgleich unterbrochen geschlafen. Heute bin ich im Bett geblieben; wir können aber unsere Arbeiten demungeachtet fortsetzen.

[75] Weil ihr euch über den ersten Theil des Romans so freundlich geäußert habt; so soll die Hälfte des zweyten bis an einen Abschnitt die nächste Woche unter eben den Bedingungen zu euch gelangen. Du schickst mir den Band wieder den du in Händen hast und wir hoffen nun das Ende bald zu erreichen. Doch brauchen wir, wenn kein Hinderniß dazwischenkommt, immer noch zehn Tage. Wenn du etwa hören solltest, daß jemand zu mir herüberkommen will, so lehne es ab: denn es kommt doch, wie ich auch dießmal gesehen habe, für die Besuchende auch nicht das geringste heraus. Lebe recht wohl und grüße Carolinchen.

G.


21/5817.


An Carl Witzel

Jena den 22. September 1809.

Ich danke Ihnen, mein lieber Herr Commissions Sekretär, für die schleunige und ordentliche Besorgung des Geschäftes und für die übrigen Nachrichten und Mittheilungen.

Was Herrn Dirzka betrifft, so möchte man sich freylich wohl deshalb noch zu besinnen haben.

Daß die Vier Stücke:

Die Belagerung von Smolensk

Die Ehescheuen

Clementine

und

Die erste Liebe[76]

je eher je lieber angeschafft werden, bin ich sehr der Meinung.

Die Oper: Die Schweizer Familie, wird wohl auch leicht einzulernen seyn und, nach so vielen Beyfall, den sie erhalten hat, auch wohl bey uns gefallen.

Leider habe ich wieder einige Tage gelitten, welches bey dem üblen Wetter wohl kein Wunder ist. Ich wünsche recht wohl zu leben und bitte mich den Herrn Commissarien bestens zu empfehlen.

G.


21/5818.


An Carl Ludwig von Knebel

Meine Frau grüßt zum schönsten, dankt für deine freundliche Zuschrift und verspricht von den Gurken, die freylich nicht zum besten conditionirt seyen, die noch brauchbaren mit Sorgfalt einzumachen. Zugleich soll ich mit den schönsten Grüßen an deine Frau dir einige Feigen übersenden, damit du von ihrer Obstcultur einen guten Begriff machst.

Und da ich nun einmal dich mit Süßigkeiten besteche, so will ich bey dieser Gelegenheit auch den ersten Theil meines Romans unterschieben, mit Bitte ihn freundlich aufzunehmen, jedoch ja nicht aus Händen zu geben. Mit dem besten Lebewohl

Jena den 24. September 1809.

G.[77]


21/5819.


An Christian Gottlob Voigt

Ew. Excellenz

haben mich durch ein freundliches Wort, welches mir der Bibliothekar überbracht hat, gar sehr erfreut. Daß Sie sich wieder nach so manchen körperlichen Unbequemlichkeiten erholen und wohlbefinden, ist mir um so tröstlicher, da es mit mir selbst in der letzten Zeit nicht recht fort will. Lassen Sie mich ja bald wissen, daß Sie völlig hergestellt sind.

Der Antheil, den Sie den Köstritzer Alterthümern geschenkt, war mir sehr werth. Dergleichen Dinge haben kein sonderlich Ansehen; indessen sind sie immer ein Glied in der Kette der Alterthumsforschung, die unsre Enkel so gut als uns und unsre Großväter interessiren wir.

Ich habe mich bey der Gelegenheit an unserm Pflug erfreut, der mir mit Enthusiasmus versicherte, daß der Guß dieser Dinge meisterhaft sey. Er versprach mir, sobald er Zeit habe, ein ähnliches zu gießen; aber ob er es so dünn liefern könne, daran zweifle er sehr. Ja um sich nicht gar so sehr herunterzusetzen, so warf er das Problem auf, ob nicht vielleicht die äußere Rinde nachgefeilt worden sey? Ich zweifelte zwar daran, bin aber doch neugierig, wie er sich beym Gusse eines ähnlichen Instruments benimmt, wozu ich ihn um so mehr aufmuntern kann,[78] als ich, von alten Zeiten her, noch eine Partie vortrefflichen gemischten Erzes besitze. Wodurch er aber geneigt wird, dieser Sache so ernsthaft nachzugehn, ist wohl nicht sogleich offenbar, doch glaube ichs gefunden zu haben: es scheint ihm durch solche Körper ein neuer Beytrag zur Janitscharen Musik denkbar zu seyn.

Verzeihen Sie mir diesen antiquarischen Scherz. Der prägnante Augenblick giebt uns andern solche otia, und warum sollen wir sie nicht zu heitern Späßen anwenden, da eine ernsthafte Betrachtung auch weiter nichts fruchten würde.

Wegen des Carlsbader Unfalls mache ich mir selbst Vorwürfe, nicht unmittelbar nachgefragt zu haben und nachzufragen. Man ist aber so gewohnt Carlsbad anzusehen, als wenn es aus der Welt läge, daß man keinen Brief dahin ablassen mag.

So sehr unser Wolzogen zu bedauern ist, so glücklich kann man es finden, daß der Wahn für unheilbare Übel noch augenblickliche Hoffnungen bereitet hat. Wir sind nicht darauf eingerichtet, das Leben zu verlassen, wenn es nichts werth ist, und da muß derjenige immer noch gepriesen werden, der es als erträglich haltbar verspricht.

Einen Brief vom Professor Voigt aus Paris lege ich bey. An Ew. Excellenz hat er gewiß Ähnliches gesendet. Sein huronisches Anstaunen geht nach und nach in wahre Betrachtung über. Seinen Fach ist er gewachsen und ich kann wohl voraussagen, daß man[79] ihn in kurzem in Paris kennen und an manchen Dingen zur Mitarbeit aufrufen wird. Das wäre für ihn und uns das wünschenswertheste, weil er ein Fundament zu längerer Subsistenz daselbst finden würde.

Was in Jena durch die Veränderung beym Stadtrath und Polizey bewirkt werden möchte, bin ich in einem halben Jahre neugierig zu beobachten. Es mag wohl verzeihlich seyn, wenn ich an einer radicalen Kur dieses Körpers, den ich so lange siechgesund kenne, auch in dieser Epoche, zweifelhaft bleibe.

Die obere Etage des Schlosses, wo das Kabinet gestanden, ist auf eine jammervolle Weise zerrüttet, da man auch sogar die Tapeten Leinwand, zum Ausschlagen des Napoleons Tempels, in der Eile herausgenommen. Von neuer und brillanter Einrichtung derselben ist nicht die Rede. Wenn man nur aufs Frühjahr die Decken zu weißen, die Wände zu vergleichen und die Fensterrahmen nachzubessern anfinge, so würden es doch wieder reinliche Räume. Es ist eine Sache von ein paar hundert Thalern und unsre gnädigsten Damen, besonders die regierende Herzogin wäre gewiß manchmal auf einen Tag hüben, wenn Sie nur nicht ganz unter freyem Himmel leben müßte. Indessen sehe ich wohl, auf dem gewöhnlichen Wege unserer Bauanschläge und Anstalten ist hier nichts zu thun. Soviel für heute. Mit den besten Wünschen für Ihr Wohlbefinden

Jena den 25. Sept. 1809.

G.[80]


21/5820.


An Christiane von Goethe

Da mein hiesiger Aufenthalt zu Ende geht; so denke ich an allerley und dein Gedanke ist gar nicht unrecht, daß ich manches auf einmal nach Weimar kommen lasse. Noch ein sehr brauchbarer Schrank steht bey Hendrich; ein Stein- und Bücherkasten ist schon gepackt. Manches andere wird sich finden, und da du noch ein Fäßchen von dem Muß willst; so thut man am Ende besser, daß man eine eigne Fuhre nimmt, als daß man die Sachen einzeln schickt und doch am Ende, durch Tragerlohn Trinkgelder, der Transport theuer genug wird.

Nun ersuche ich dich aber mir nächstens folgendes zu schicken und keinen Punkt zu versäumen.

1.) vor allen andern Dingen Geld, dessen ich höchst benöthigt bin, weil, wie es zu gehn pflegt, die Rechnung auch zu Hause ohne den Wirth gemacht wird.

2.) Von der Dresdner Grütze so viel daß ich mir alle Morgen kann in den Bouillon das nöthige einrühren lassen.

3.) Könntest du mir eine Liebe thun, wenn du mir Kalbsfüße in Gelée, die nicht gar zu sauer wäre, Sonnabend mit den Boten schicktest. Es ist mir gar angenehm, außer der Zeit, etwas dieser Art zu genießen, und hier kann man es nicht haben, wie man wünscht.

[81] 4.) Nun noch etwas ganz entgegengesetztes und ungenießbares.

Du erinnerst dich, daß in dem mineralogischen untern Zimmer des Gartenhauses, einige Stangen Erz befindlich waren. Sie sind schwer und sehen rauh aus. Wenn ich nicht irre, so liegen sie jetzt hinter dem Mineralien-Schrank links, gegen das Fenster zu. Wo du sie aber auch finden mögest, so schicke mir eine davon. Weiter wüßte ich jetzt nichts auf deinen Brief als von mir selbst zu sagen. Gutes brauch ich euch nicht zu wünschen: denn ihr habt's.

Was die Fuhre betrifft; so bestimme ich dir nächstens den Tag, wenn du sie herüberschicken sollst.

Grüße Carolinchen und die Theaterfreunde, die gewiß auch Augusten wiederzusehen viel Freude haben.

Ich wiederhole, daß wenn August artig seyn will, so wendet er eine halbe Stunde des Tags dran, mir zu schreiben. Es ist gar nicht übel in solcher Nähe sich durch Briefe und Billete zu unterhalten. Ebenso könntest du Carolinchen sagen, daß sie mir schreibe, wenn du auch nicht dictirtest.

Ich will nur eins bemerken, da sich in der Welt so viel durch Zufall macht; so wünschte ich nicht daß August auf eine pedantische Wiese diese oder jene Personen zu sehen vermiede. Besonders wünschte ich aber, daß er, wenn er sich nur einigermaßen produciren kann, den Prinzen Bernhard, auf irgend eine Weise, zu sehen, zu sprechen, ihm aufzuwarten suchte; welches[82] um so eher geschehen kann als er gar keine weiteren Hofverhältnisse hat, und also sich nicht erst von oben herein zu präsentiren braucht.

Nehmt also dieses zur Regel. Alles was sich zufällig giebt, das sucht zu benutzen und zu beobachten, und schreibt mir mit jeder Post, was sich ereignet hat.

Jena den 26. September 1809.

G.


21/5821.


An Christian Gottlob Voigt

Ew. Excellenz

früher für die letzten freundlichen Zuschriften zu danken, bin ich abgehalten worden durch den Zuspruch meiner alten Übel, die mir meine diesjährige Versäumniß des Carlsbades schon vor Winters empfindlich machen wollen. Ich habe bey dieser Gelegenheit die Nähe unsres Starke gesegnet, der mir geschwinder über die schlimmen Augenblicke hinausgeholfen hat; aber das Böse bleibt immer dabey, daß viele Tage dazu gehören, wenn die gewaltsame Wirkung weniger schmerzlicher Augenblicke wieder ins Gleichgewicht soll gebracht werden.

Das unternommene Geschäft ist indessen zu Stande gekommen und es wird sich Ihnen ein wunderliches Gebilde in 14 Tagen bis 3 Wochen präsentiren, dem ich eine freundliche Aufnahme wünsche. Selten wird in der Welt etwas genommen, wie es gegeben wird: es müßte denn das tägliche Brod vom Bäckerladen[83] seyn. Bey dieser meiner neuen Arbeit wünschte ich, daß Sie sich mancher schöner Momente unseres für mich einzig frohen Zusammenwirkens erinnerten.

Die letzten antianarchischen Operationen in Jena haben wenigstens den Effect einer großen äußeren Stille hervorgebracht. Mit einiger Consequenz wäre dieser Schein für alle Zeiten zur Wirklichkeit umzuwandeln. Vielleicht macht sich auch das noch, wie manches andre, an dem ich seit vielen Jahren hoffend zweifelte.

Die Göttlingische Stelle wird, wie wir schon sahen, und noch mehr erfahren werden, von vielen ambirt und gewiß noch von mehreren. Unser Spiel dabey ist, ruhig zu seyn und die Anträge abzuwarten. Ich lege einige Blättchen bey, und wir werden bald ein alphabetisches Verzeichniß der Competenten aus den Acten ausziehen können, die Ew. Excellenz über diese Sache führen werden. Wir können Kästner in Heidelberg auch ganz getrost darunter schreiben.

Trommsdorf mit seinem Verdienst, Namen, Institut, und was alles daran hängt, nach Jena zu ziehen, wäre nach meiner Ansicht ebenfalls das wünschenswertheste. Wie wir aber zu wünschen scheinen und auch nur einen Schritt thun; so wird weder erfüllen mögen noch können. Ich habe mich deswegen in der Positur gehalten, als wenn das recht schön sey, ohne weiter ein großes Gewicht darauf zu[84] legen. Mein Rath wäre, noch wenigstens 14 Tage bis 3 Wochen Briefe, Anträge und manche sich neu hervorthuende abzuwarten und dann Trommsdorfen einige Jalousie zu geben, als ob man sich auf diese oder jene Seite neige, damit er selbst mit Anträgen hervorträte: denn ich gestehe gern, was bis jetzt verlautet, ist immer noch so, daß wir in der Desavantage wären, wenn wir schienen zuzugreifen. Verzeihen Sie, wenn ich gar zu klug scheinen will.

Mein August, wie ich höre, ist zu Hause angelangt, von Würzburg aus zu Fuße mit einem Jagdtäschchen. Das ist denn für diese Jugend ganz artig. Indessen kommen seine Kleider erst nach und er wird, sobald er sich produciren kann, aufwarten. Möchten Sie ihm einige Augenblicke der Prüfung gönnen.

Es ist eine eigene Sache, wenn der Sohn ein Metier ergreift, das eigentlich das Metier des Vaters nicht ist. Doch mag es auch sein Gutes haben; wenn einerseits eine Trennung zu entstehen scheint, so entsteht von der andern eine Vereinigung, weil denn doch zuletzt alles Vernünftige und Verständige zusammentreffen muß.

So habe ich diese Tage eine recht angenehme Unterhaltung mit Schömann gehabt und ich bin sehr verlangend, ihn öfter und näher zu sehen; denn im Grunde bin ich von Jugend her der Rechtsgelahrtheit näher verwandt als der Farbenlehre, und wenn man es genau besieht, so ist es ganz einerley, an welchen[85] Gegenständen man seine Thätigkeit üben, an welchen man seinen Scharfsinn versuchen mag. Ich schließe mit dem Blatt. Mich bestens empfehlen und das Beste wünschend

Jena den 26. Sept. 1809.

G.


21/5822.


An Carl Christian Gottlob Sturm

[Concept.]

Ew. Wohlgebornen

erhalten hierbey den angekündigten Aufsatz, den ich nicht länger zurückhalte, ob er gleich nur als vorläufig angesehen werden kann, und ersuche Sie denselben gefällig höchsten Orts, mit meiner unterthänigen Empfehlung, zu übergehen.

Reisende, welche vor kurzem die Köstritzer Schätze bewundert, haben mich mit der Nachricht überrascht, daß Ihro Durchlaucht einigen meiner Skizzen eine gleich meine sämmtlichen Arbeiten in diesem Fache nicht über die Gränze des Umrisses und der Skizze hinausgehen; so bin ich doch so frey einiges dieser Art beyzulegen, wie ich es eben bey Handen habe, und wäre es nur, um meine dankbaren Gesinnungen zu beweisen.

Der ich mich bestens empfehle und nächstens mehr über die mir mitgetheilten Gegenstände einzusenden hoffe.

Jena den 27. September 1809.[86]


[Beilage.]

Jene bey Köstritz neuerlich gefundnen, durch Herrn Professor Sturm mir mitgetheilten Antiquitäten geben Veranlassung zu folgenden Bemerkungen.

Die kleineren Dinge sind meistens von bekannter Art: elastische schlangenförmige Ringe, Spange, Nadel. Nur ein einziges kleines dabey befindliches Stück verdiente vielleicht noch eine nähere Betrachtung und Auslegung.

Die größeren Körper sind allerdings problematisch; doch möchte ich sie entschieden für Klanginstrumente erklären. Sie sind aus einem Erze gegossen, das unserm Pinchbeck gleicht und wie das Messing eine Mischung aus Kupfer und Zink ist; nur daß der Antheil des Kupfers darin die Oberhand behält. Zinn ist wahrscheinlich nur zufällig beygemischt seyn. Die Proportion dieser Theile würde sich bey näherer chemischer Untersuchung ergeben.

Daß diese tönenden Instrumente schnecken- oder hornartig gebogen sind, scheint von der Form der Blasinstrumente hergenommen. Daß sie einen Einschnitt haben der innerlich durchläuft, nähert sie unsren Schellen; daß sie nicht geschlossen sind, unsren Stimmgabeln. Man darf nur einen kleinen Stein hineinwerfen und sie schütteln: so geben sie einen Ton wie unsere Kuhglocken. Vielleicht wurde durch äußeres Anschlagen der Ton aus ihnen herausgelockt;[87] vielleicht faßte man eins in jede Hand und schlug beyde zusammen, da sie denn einen guten, und wenn das eine kleinere war als das andre, einen harmonischen Ton von sich geben konnten. Zu kriegerischen Klangzeichen scheinen sie mir nicht geeignet zu seyn; eher zu religiosen oder vielleicht profanen Festen. Es findet sich keine Spur von einem Öhr, daß man sie angehangen habe. Wollte man sagen, sie könnten an einem Strick um den Hals gehängt worden seyn, so müßte man sich denselben stark dencken, weil sie sonst bey der geringsten Bewegung abgerutscht wären wegen des Klaffens der Schnecke.

Genau betrachtet scheinen sie auf alle Fälle zu den Ringen, Triangeln, Klapperblechen, Cymbeln und Schellen zu gehören; womit ungebildetere Völker ein Scharivari statt Musik bey ihren Feyerlichkeiten hervorbrachten. Indessen ist keinem der Alterthumsfreunde, der sie bisher gesehen, in Natura etwas dergleichen vorgekommen. Ob in antiquarischen Schriften ähnliche Gegenstände beschrieben oder abgebildet sind, wird man unverzüglich nachsehen.

Welcher Nation und welcher Zeit sie angehören ist schwer zu bestimmen. Der Gehalt des Metalls wird darüber wenig Auskunft geben, weil dieser an allen dergleichen Dingen nicht sonderlich variirt. Der zum größten Theil edle Rost, womit sie überzogen sind, hat die Eigenschaft daß er das damit bedeckte Metall vor weiterer Oxydation sichert, und es kann[88] deswegen sehr lange in der Erde liegen, ohne daß seine Form zerstört wird.

Die Vollkommenheit des Gusses jedoch, durch den sie hervorgebracht sind, deutet auf eine hohe technische Cultur der Arbeiter welche solche verfertigen. Ob man sie nun deshalb oder römischen Ursprungs halten solle: darüber wäre weiter zu forschen und zu denken.

Um jedoch einige Vermuthungen weiter auszubilden so wäre wünschenswerth zu erfahren, was überhaupt schon früher im Voigtlande und besonders um Köstritz von Alterthümern ausgegraben worden, und besonders ob sich etwas darunter befindet, das eine menschliche oder Thier-Gestalt nachbildet, wodurch man am ersten auf die Epochen geleitet wird, in welchen dergleichen verfertigt worden.

Ein Nachtrag zu gegenwärtigem flüchtigen Aufsatz, der um nicht verspätet zu werden, ohne Hülfsmittel geschrieben wurde, wird sobald die nöthigen Schriften zusammengebracht sind, sogleich erfolgen.


21/5823.


An Johann Heinrich Meyer

Meine Unterhaltung mit abwesenden Freunden ist immer etwas desultorisch. Auch habe ich Ihnen lange kein Wort gesagt und bin auf einen Brief mit einer Antwort im Rückstande, der mir viel Vergnügen gemacht[89] hat. Es hat sich aber auch diese Zeit her so manches eingeschoben, daß ich kaum zu mir selbst gekommen bin.

Der Druck des Romans neigt sich zum Ende und doch werden immer noch acht Tage hingehen. Ich gratulire zur Kunstgeschichte und hoffe auf manche Unterhaltung über dieselbe.

Zu dem Armband und Siegel habe ich einige Einfälle gehabt, die ich beylege. Vielleicht entspringt bey weiterem Nachdenken noch etwas anderes. Auf diese Weise käme eine Ähnlichkeit in Geschenk und Gegengeschenk, und ob die Dinge gleich den Abraxas ähnlich sehen; so muß man bedenken, daß wir auch späte Kunstgenossen sind.

Die Galerie Versopi nach Albano nehmen Sie ja für die Bibliothek: es ist sehr wünschenswerth uns nach und nach zu completiren.

Auf die neueingerichteten Zimmer freue ich mich recht sehr und werde mit Rath und That zu deren Ausstattungen und Erhaltung recht gern beytragen.

Wegen Daltons Correggio weiß ich wirklich nichts zu sagen, als daß man die Sache gelind hin und herschiebt und wenn sie sich nicht einleiten will einmal eine Zeit lang ruhen läßt. Ich müßte mich sehr irren, oder Dalton setzt in seinen Gedanken einen unmäßigen Preis drauf, den er nicht auszusprechen wagt, und den er doch gern der Hoheit ins Gewissen schieben und aus ihrer Casse erheben möchte. Gehen Sie auf[90] alle Fälle dilatorisch zu Werke bis wir uns wiedersehen.

Da ich bey der Eintretenden unfreundlichen Witterung die Unbequemlichkeiten unsres Quartiers erst recht zu empfinden anfange; so sehne ich mich freylich nach Hause. Doch will ich nicht, da ich so lange ausgehalten habe, eher hier weggehen, als bis alles abgethan ist, damit ich nichts unvollendetes mit hinüber schleppe.

Von Köstritz sind mir einige problematische Antiquitäten zugeschickt worden, eherne, horn- oder vielmehr schneckenförmige hohl gegossene Körper, wovon ich eine flüchtige Zeichnung einschalte


1809


Es ist ein Ganzes, ein zerbrochenes und zwey Stücke die nicht zusammenpassen. Unsre Antiquaren haben nie dergleichen gesehen. Es sind offenbar Klanginstrumente beym heidnischen Gottesdienst gebraucht, Von deren Abergläubischen Benutzung ich in den Ersten Deutschen Concilien glaube Spuren gefunden zu haben. Für dießmal nur noch das beste Lebewohl.

Jena den 28. Sept. 1809.

G.


Möchten Sie wohl auch die Recension der Steinarbeiten fördern?[91]


21/5824.


An Johann Friedrich Rochlitz

Ew. Wohlgebornen

verzeihen, daß ich auf einen schon lange erhaltnen Brief noch nicht geantwortet. Ich habe hier einige Monate auf die Bearbeitung und auf den Druck eines Romans verwendet, der in wenigen Tagen die Presse verlassen wird. Da Sie sich in diesen Fache selbst so löblich hervorgethan; so wünschte ich wohl Ihre Meynung über meine Arbeit zu hören, und wenn es Ihnen gelegen wäre, öffentlich. Es giebt, wie Sie selbst wissen, mehr als eine Art dergleichen Productionen zu beurtheilen: eine gedrängte, welche die Hauptmomente hervorhebt, würde mir sehr willkommen seyn.

Daß die Theater Commission Ihre kleine Schuld bei Herzogl. Canzley saldire, nehmen Sie wohl freundlich auf. Wir sind Ihnen so mancherley schuldig, daß wir wenigstens nicht unterlassen können, bey dieser geringen Gelegenheit Ihnen unsre dankbare Aufmerksamkeit zu bezeigen. Der ich mit den besten Wünschen für Ihr Wohlseyn mich zu geneigtem Andenken empfehle.

Jena den 28. September 1809.

Goethe.[92]


21/5825.


An Carl Cäsar von Leonhard

Jena, 28. September 1809.

Ew. Wohlgeboren

haben mir durch Übersendung des 3. Bandes Ihres Handbuchs sehr viel Vergnügen gemacht. Wie oft habe ich mich nicht in früherer Zeit nach einem solchen Hülfsmittel umgesehen. Die Mängel desselben kann Niemand besser kennen als Sie selbst und Niemand ihnen dereinst besser abhelfen. Solche Werke müssen immer durch mehrere Ausgaben der Vollkommenheit entgegenreisen.

Sie werden verzeihen, wenn ich zu dem Taschenbuche dieß Jahr keine Beyträge sende. Ich hatte mir schon ein paar interessante Materien ausgesucht, die ich auf meiner dießjährigen Badereise behandeln wollte; aber leider bin ich diesen Sommer nicht von der Stelle gekommen, und ich wage in diesem Fache nichts zu äußern, als wenn ich durch die unmittelbare Anschauung der Naturgegenstände aufgeregt bin. Gewiß werde ich aber in der Folge den ersten besten Anlaß ergreifen, um einiges zu äußern, was ich für wahr und nützlich halte, wenn es auch gleich nicht von jedem dafür anerkannt werden sollte.

Sie haben die Gefälligkeit gehabt, auf ein Ihrer Sendung anliegendes Verzeichniß mit freundlichem Anerbieten hinzudeuten. Es könnte seyn, daß beym[93] Eröffnen des Pakets dasselbe abhanden gekommen. Möchten Sie mir es in der Folge communiciren, so würde ich von Ihrer Offerte einen gelegentlichen und bescheidenen Gebrauch machen.

Der ich mich, unter Versicherung eines fortdauernden Antheils an Ihren Unternehmungen, zu geneigtem Andenken empfehle.


21/5826.


An Christian Gottlob Voigt

Durch den Abhang des Boten überrascht, sende ich heute nur mit wenigen Worten alles, was sich auf die chemische Stelle bezieht, und den ersten Theil des Romans. Ich wünschte, daß dieser Ihnen und den Ihrigen eine angenehme Unterhaltung geben möge; nur bitte ich ihn nicht aus Händen zu geben. Mehr erlaubt mir der Augenblick nicht zu sagen.

Jena den 29. September 1809.

G.


21/5827.


An Christiane von Goethe

Da ich dir eine schöne Pflanze schicke die ein Mann hinüberträgt, so füge ich noch einige Worte hinzu: sey so gut die gedachte Pflanze in das Zimmer neben meiner Schlafkammer zu stellen damit sie Licht und Sonne genug habe. Dort kann sie bleiben bis ich komme.

[94] Die Terrine ist glücklich angelangt so wie das übrige, und ich wünsche nur, daß ihr euch bey euren Freunden und Tänzen recht wohl befinden mögt. Mir geht es wieder ganz leidlich, doch muß ich mich mehr als jemals in Acht nehmen. Auf den Mittwoch erfahrt ihr wann ich zurückkomme.

Laß indessen in meinem Zimmer manchmal einheizen und es bey schönen Sonnen Mittagen etwas lüften. Lebe recht wohl, grüße Augusten schönstens und Carolinchen. Lebe recht wohl.

Jena den 30. September 1809.

G.


21/5828.


An Caroline von Humboldt

[Concept.]

[30. September.]

Die Entfernung, vortreffliche Freundinn, die uns trennt, wird durch die Zeitläufte noch größer, indem man sich immer mehr des Briefschreibens entwöhnt. Ich ergreife jedoch mit Freuden eine Gelegenheit die Sich mir darbietet Ihnen eine kleine Sendung zu machen, indem Herr und Frau Dufour-Feronce von Leipzig eine Tour nach Italien vorhaben. Diese würdigen Personen empfehle ich Ihnen nicht; Sie werden gewiß viel Freude an solchen Bekanntschaft haben.

Ihr Herr Gemahl war auf seiner Durchreise mehrere Tage bey uns. Wir haben uns ziemlich[95] wiedergefunden wie wir uns verlassen haben, und auch gleich wieder unsre Unterhaltung angeknüpft, als wenn sie erst gestern wäre abgebrochen worden. Er ließ einige kleine Gedichte von mir für Sie abschreiben; ich weiß nicht ob sie zu Ihnen gekommen sind. In Königsberg ist er wohl und thätig. Unmittelbar habe ich nichts von ihm gehört, aber theils durch Freunde, theils durch den öffentlichen Ruf.

Daß unser guter Wolzogen gegenwärtig in Wiesbaden sehr krank und sein Übel wahrscheinlich ohne Hoffnung ist, können Sie nicht wissen. Ich gebe Ihnen aber diese unerfreuliche Nachricht, weil sie denn doch einmal zu Ihnen kommen muß. Frau von Wolzogen benimmt sich in ausdauernder Vorsorge für ihren Gemahl in diesem traurigen Falle höchst musterhaft.

Frau von Schiller ist wohl und hat einen Theil des Sommers in Rudolfstadt zugebracht. Bey Hofe und in dem Ihnen bekannten und interessanten Cirkel ist, soviel mir jetzt vorschwebt, gerade keine Veränderung vorgegangen.

Ihr Söhnlein befand sich bey uns ganz lustig und wohl, und bey allen militarischen Gesinnungen machte es ihm sehr großen Spaß seinen Sepiahandel bey uns durchzusetzen und gute Procente von uns zu nehmen.

Mein August ist vor kurzem von Heidelberg zurückgekommen, wo er sich einige Jahre aufgehalten hat.

[96] Soeben verläßt ein Roman von mir die Presse. Ich will suchen durch Herrn Dufour Ihnen ein Exemplar zu überschicken. So ein nordisches Product muß unter römischer Umgebung einen ganz eignen Eindruck machen, und ich habe es daher doppelt Ihrer Nachsicht zu empfehlen. Sie wissen ja schon, daß jeder Ultramontane eine eigne Tournüre mitbringt. Leben Sie recht wohl, gedenken Sie mein freundlich und lassen mich durch Herrn Dufour etwas von sich erfahren.


21/5829.


An Dufour-Feronce

[Concept.]

Ew. Wohlgebornen

verzeihen, daß ich nicht früher auf ein Schreiben geantwortet, welches mir Ihre vorhabende Reise nach Italien ankündigt. Es ist schon so lange, daß ich dieses interessante Land verlassen habe, und alle Freunde und Bekannte sind mir nach und nach, besonders zuletzt in Angelica und Hackert, abgestorben. Und doch wollte ich Sie nicht gern ohne ein Wort, ohne einen Auftrag reisen lassen. Ich hoffe daß Gegenwärtiges Sie noch zeitig erreichen wird.

Es liegt ein Brief an Frau von Humboldt bey, die gewiß viel Freude an Ihrer Bekanntschaft, auch ohne Empfehlung haben wird, und ich wünschte, daß Sie ihr zugleich ein Exemplar meines Romans[97] der eben die Presse verläßt, überbrächten: vielleicht giebt er Ihnen auch unterwegs einige Unterhaltung. Ich lasse daher in Leipzig ein solches Exemplar mit dem gegenwärtigen Brief an Ihr Handelshaus übergeben, um es Ihnen wenn Sie noch nicht gar zu entfernt seyn sollten, nachzuschicken.

Wie sehr wünschte ich, wie vor soviel Jahren, Ihnen an jenen bedeutenden Plätzen begegnen zu können. Gedenken Sie meiner daselbst und lassen mir die Hoffnung Sie und Ihre Frau Gemahlinn, der ich mich bestens empfehle, beys Ihrer Rückkehr, auf die hergebrachte zutrauliche Weise bewirthen zu können.

Das Beste wünschend

Jena den 30. Sept. 1809.


21/5830.


An Johann Friedrich Cotta

[Concept.]

[1. October.]

Ew. Wohlgebornen

beyde freundliche Briefe beantworte ich zur guten Stunde: denn indem mein Sohn August seine Her Reise zurückgelegt hat, so ist das kleine nunmehr vollendete Werk eben in Begriff die Hinreise nach Leipzig zu machen.

Ich hatte jenem ganz überlassen etwa durch einen Umweg in seine Heimath zurückzukehren. Er hat es aber für vortheilhafter geachtet sich nicht zu zerstreuen,[98] sondern ist gerade durch Franken nach Hause gegangen. Indessen wer weiß wie bald er Anlaß findet von Ihrer gütigen Einladung, bey Ihnen einzukehren, Gebrauch zu machen.

Inzwischen nehmen Sie von mir den besten Dank, daß Sie ihn zuletzt noch hinreichend haben ausstatten wollen, weshalb ich Ihr Schuldner bleibe.

Die Aushängebogen des Romans werden nun bald in Ihren Händen seyn; und ich wünsche, daß diese beyden Bändchen zuerst Ihnen und dann dem Publicum Vergnügen machen. Es ist so manches hineingelegt, das wie ich hoffe den Leser zu wiederholter Betrachtung auffordern wird.

Mit Recht beklagen Sie sich, daß das Nachdrucks-Unwesen mit der lieben Preßfreyheit im österreichischen erst recht überhand nimmt. Ich darf Ihnen wohl im Vertrauen eröffnen. daß diese Materie bey dem großen Erfurter Zusammentreffen so vieler bedeutender Männer zur Sprache kam. Ich hatte zwey Hauptpersonen, den Fürsten Primas und den Grafen Bose, für meine Ansichten gewonnen, oder vielmehr es waren die ihrigen nur daß ich sie entschiedener aussprach. Schon hatte ich ein Promemoria verfaßt, Einleitung und Beystimmung war zugesagt, als mich glücklicher oder unglücklicher Weise ein Dämon beym Ärmel zupfte und mich bedenken ließ, daß es die Zeit nicht sey, sich in öffentliche Angelegenheiten zu mischen und daß man nur wohl lebe, indem man verborgen lebt.

[99] Denn aufrichtig gesagt: wer könnte es denn wohl den lieben Deutschen recht machen, die noch immer in ihren anarchischen Wust verliebt sind. So blieb die Sache liegen und ich fürchte nur, daß sie bey einzelnen Fällen zur Sprache kommt und alsdann etwas tumultuarisch behandeln werden wird.

Es ist mir sehr angenehm, daß ein Beytrag zu dem Damen Calender Ihnen willkommen gewesen. Ich will sehen ob ich Ihnen für den nächsten etwas ähnliches bereiten kann. Es thut mir leid, daß ich bey dieser und andern ähnlichen Ihrer Anstalten nicht beythätig seyn kann: denn beyräthig zu seyn will in solchen Fällen nicht viel heißen. Was ich dem Damen Calender vermisse, ist der geistreiche und heitre Theil, der doch eigentlich das Leben schmückt, und der in der großen wie in der kleinen Welt höchst gute Aufnahme findet. Ich will der Pichler, Lafontaines und Reinbecks Arbeiten nicht schelten, weil sie Verdienste haben: aber es geht doch durch alle etwas Tristes hindurch, das einen gewissen gedrückten Zustand andeutet und den Leser wo nicht niederzieht, doch gewiß nicht erhebt.

Jean Paul's Einfall ist recht gut, aber in der Ausführung spürt man wenig Geistreiches und der gute Geschmack möchte manches dabey zu erinnern haben. Auch die Gedichte scheinen mir zum größten Theil viel zu ernst und trocken.

[100] Solche artige kleine Dinge, die sich auf das gesellige galant beziehen in Prosa und Versen, wie Ihr Almanach des Dames enthält, sucht man hier vergebens, und doch manchen dergleichen, ohne eigentlichen poetischen Werth, immer eine anmuthige Wirkung.


21/5831.


An Marianne von Eybenberg

Jena, 1. October 1809.

Seit dem 16. Juni, als theuerste Freundin, geschrieben, habe ich immer erwartet, daß Sie mir wieder mit einigen Zeilen von Ihrem Befinden, von Ihren bisherigen Schicksalen und dem Orte Ihres Aufenthaltes Nachricht geben würden. Es ist nicht geschehen, doch vermuthe ich, daß ein Brief Sie durch den vorigen Weg irgendwo wieder treffen müsse.

Ich erlasse also gegenwärtiges Kurzgefaßte, um Ihnen zu sagen, daß ich mich zwar leidlich befinde, aber doch den Mangel der guten Carlsbader Einwirkung unangenehm empfinde, wobey ich mich ziemlich zusammen nehmen muß, um kein Grauen vor dem bevorstehenden Winter zu haben.

Der Roman, den Sie durch Ihre Theilnahme so sehr gefördert haben, ist nun bald völlig abgedruckt und wird seinen Weg auf die Leipziger Messe nehmen. Ich schicke Ihnen kein Exemplar, weil Sie es, bey[101] dem jetzigen theuren Porto, bequemer durch den Buchhandel erhalten.

Gedenken Sie mein unter dem Lesen, gedenken Sie der guten Tage, in welchen dieses Werkchen größtent heils in Ihrer Nähe entstand. Sagen Sie mir etwas von Ihren Zuständen und Plänen. Was mich betrifft, ich bin immer auf dem alten Flecke, und der Alte.

G.


21/5832.


An Carl Friedrich von Reinhard

Ihre beyden lieben Briefe, mein verehrter Freund, habe ich in Jena erhalten und also die Fürstinn Repnin leider nicht gesehen, der ich in Ihrem Namen gern recht freundlich gewesen wäre.

Ich befinde mich seit länger als sieben Wochen hier und komme mir vor wie jene Schwangere, die weiter nichts wünscht, als daß das Kind zur Welt komme, es sey übrigens und entstehe was ich will. Diese Geburt wird sich etwa in der Hälfte Octobers bey Ihnen präsentiren. Ich bitte um gute Aufnahme.

Was Ihren Wunsch betrifft, einen Hauslehrer für Ihre Kinder zu haben, darüber weiß ich noch wenig tröstliches zu sagen. Selbst Freunde in der Nähe von mir behelfen sich gewissermaßen nur in diesem Puncte. Vor kurzem hat sich Herr von Humboldt bey seiner Durchreise, so wie Kanzler Niemeyer nach ähnlichen Subjecten erkundigt. Sie sehen daraus, wie[102] selten die Erfordernisse zu solchen Stellen gefunden werden. Man hat mir von einem jungen Menschen gesagt, der sich hier befindet und nicht übel seyn soll, der aber wenigstens noch ein Jahr braucht, um sich zu einer solchen Stelle fähig zu machen.

Ich habe nicht Gelegenheit gehabt, darüber nachzudenken, wo auf einmal ein Mangel herkommt wo sonst ein Überfluß war. Es scheint mir aber an den Schulen zu liegen, die theils einen philanthropinischen, theils einen andern modischen Einfluß erleiden, so daß die jungen Männer nicht genug mit auf Akademien bringen und dort wieder Richtungen nehmen, die sie von der Bahn abführen, worauf sie sich selbst und andern nutzen könnten.

Ich will mich zwar nach einigen Seiten hin erkundigen; aber ich wollte doch rathen, nach Göttingen, allenfalls an Sartorius, zu schreiben: denn dort sollte doch am ersten noch eine solche Pflanzschule seyn, in der sich eine Person nach unsren Wünschen fände.


Vorstehendes war schon lange geschrieben, allein weil es mir gar zu leer und unerfreulich vorkam, so ließ ich es liegen, um so mehr als ich Spur von einem jungen Menschen fand, der schon mit Zufriedenheit seiner Principale einer Erziehung vorgestanden, auch schon einige Reisen gemacht hatte, und dabey noch jung genug war. Er suche eben, hieß es, eine neue Condition. Es ward sogleich nach ihm geschrieben,[103] aber man hat mich seit der Zeit ganz ohne Nachricht gelassen.

Und nun will ich nicht länger dieses Blatt aufhalten, damit ich nicht ganz untheilnehmend und unthätig erscheine. Die erste Nachricht die ich erhalte, geht sogleich ab.

Noch bin ich in Jena, und hoffe die letzten Bogen meines Romans noch vor Ablauf des Stillstandes, oder vor Unterzeichnung des Friedens, gedruckt zu sehen. Es ist auf dieses kleine Werk so viel verwendet worden, daß ich hoffen kann, man wird es mit Antheil aufnehmen.

Das erste vollständige geheftete Exemplar gebe ich für Sie auf die fahrende Post. Indessen können noch immer vierzehn Tage hingehen, bis es in Ihre Hände kommt.

Den wegen des Theaters geäußerten Wunsch will ich in einem seinen Herzen behalten, obgleich die Erfüllung nicht wahrscheinlich ist. Eine solche Masse Menschen vom Fleck zu bewegen, ist mit gar zu großen Kosten verknüpft. Den Winter können wir sie nicht entbehren und für den Sommer haben wir einen Contract der uns an Lauchstädt bindet. Für die Zeit die uns noch übrig bleibt, haben uns die Hallenser, welche bey sich eine Badeanstalt errichten, vortheilhafte Bedingungen gethan. So viel für heute, mit den lebhaftesten Wünschen für Ihr und der Ihrigen Wohlergehen.

Jena den 1. October 1809.

Goethe.[104]


21/5833.


An Friedrich Ludwig Zacharias Werner

[Concept.]

[1. October.]

Sie sollen, mein lieber Werner, für Ihren langen und interessanten Brief den schönsten Dank und eine kurze Gegenantwort haben. Ich befinde mich noch in Jena auf dem Platze wo Sie mich verlassen. Der Roman ist indessen gedruckt worden, den ich Ihnen hiermit zur freundlichen Aufnahme will.

Es war mir selbst höchst angenehm, daß wir in Frieden und Freude an derselben Stätte wieder geschieden sind, wo wir zuerst mit gutem Muth und Willen uns zusammengefunden hatten. Es kommt nur auf Sie an, daß es immer so bleibe. Sie kennen mich genug, um zu wissen, daß wir immer einmal wieder eine Strecke Wegs mit Lust zusammen fortwandern können, wo wir uns auch treffen mögen; nur enthalten Sie sich ja, mir Fußangeln aus der Dornenkrone vor meine Schritte hinzustreuen. Lassen Sie mich Pfad, den ich mir selbst gebahnt und gekehrt, ruhig hin und wieder spazieren und begleiten mich insofern es die Gelegenheit giebt.

Sollte Sie dieser Brief bey Frau von Stael treffen, so empfehle Sie mich ihr und auch Herrn Schlegel, an dessen Vorlesungen ich sehr viel Freude gehabt habe.

In einigen Tagen gehe ich nach Weimar, wo ein gewisses Stück: Der 24. Februar, sogleich bey verschlossenen[105] Thüren aufgeführt werden wird. Der Schauspieler Haide hat das Ganze auswendig gelernt und wird also im Einzelnen schwerlich aus dem Ton fallen. Er setzt sich vor, Wunder zu thun, woran ich keinen Zweifel habe. Dieser tragische Tell ist ihm ganz angemessen. Finde ich bey der Vorstellung das Stück wie ich mir's denke, lobenswürdig und gut; so soll mir Niemand nichts dagegen sagen, ohne sich Händel auf den Hals zu ziehen, und wenn es der Verfasser selbst wäre.

Von anderm weiß ich nichts zu sagen. Noch ist auf unserm Theater nicht viel geschehen und was die Messe bringen kann, noch im Halbverborgenen. Leben Sie recht wohl, und lenken Sie Ihre Bahn gelegentlich immer einmal wieder auf Weimar zu. Ich würde denselbigen Wunsch auch in Absicht auf Madame Hendel äußern, wenn ich voraussehen könnte, daß sie gewiß zu einem günstigen Augenblick komme. Die Zeiten sind so verschieden, daß in einer Woche unmöglich wird, was sich in der andern leicht machen läßt. Und auf das Zufällige mag ich Niemanden, am wenigsten eine so bedeutende Künstlerin einladen. Leben Sie recht wohl und lassen bald wieder von sich hören.


21/5834.


An Christiane von Goethe

Heute sieht es nun einem völligen Ausgang ähnlich. Du erhältst nach beyliegendem Verzeichniß allerley.[106] Die Kistchen und das Packet Kupferstiche bleiben uneröffnet.

Ich wünsche daß es euch wohl gehe. Mit unserm Geschäft wirds nicht lange mehr dauern nur noch zwey Capitel sind zu drucken. Grüße August. Herr Präsident v. Müffling und Hofkammer Rath Kirms ist zu besuchen wenn es nicht schon geschehen ist.

Grüße Carolinchen und die Theaterfreunde. Und lebet recht wohl.

Jena d. 2. Octbr. 1809.

G.


21/5835.


An Carl Witzel

Sie erhalten, mein lieber Herr Commisssions Secretär, die übersendeten Munda unterschrieben zurück. Bey dem Erlaß an Petersilie habe ich mit Vergnügen ersehn, daß Fürstl. Commission sich wegen des unschicklichen Urlaubsgesuchs, welches unmittelbar am höchsten Orte eingereicht worden, verwahrt hat. Sollte der Fall noch einmal vorkommen; so müßte man darüber bey höchster Behörde selbst etwas äußern.

Ich lege einen Brief der Madam Unzelmann bey. Der erste Punct betrifft eine Privatsache, die von mir den jungen Eheleuten geschenkte Zuckerdose betreffend. Über etwas das ich gegeben kann ich mir gar keine weitre Disposition anmaßen. Ich gab es ihnen beyden, in der Erwartung, daß sie so[107] geschwind nicht wieder auseinander gehen würden. Mögen Sie diese meine Gesinnung, wenn es nöthig wäre, aussprechen.

Den andern Punct, die polnische Jacke betreffend, überlasse ich ganz Fürstlicher Commission.

Nächsten Sonnabend den 7. gedenke ich wieder in Weimar zu seyn. Doch würde mir es, weil die ersten Tage immer etwas turbulent sind, sehr unbequem seyn, Dienstag Hauptprobe von dem Wald von Her manstadt zu halten. Deswegen wäre es mir angenehm, wenn man das Stück auf Sonnabend den 14. ansetzte. Man könnte alsdann Donnerstag und Freytag vorher, ein paar tüchtige Proben halten, damit dem Stück sein Recht wiederführe.

Weiter sage ich für heute nichts, indem sich manches andere besser mündlich wird behandeln lassen.

Jena den 2. October 1809.

G.


Wollten Sie doch in der Kanzley die Bemerkung machen, daß bis die Munda nicht eher zusammenschlagen würden als bis sie trocken sind, und daß man die Tinte ein wenig anziehen läßt, ehe man Sand daraufstreut. Die Verordnung an Stromeyern, die so wie die übrigen Dinge sehr hübsch geschrieben ist, findet sich durch eben bemerktes übereiltes Zusammendrücken entstellt.[108]


21/5836.


An Christiane von Goethe

Jena den 3. October 1809.

Heute habe ich nicht viel zu sagen, als daß ich mich nach und nach losmache und Sonnabend den 7. früh bey euch zu seyn hoffe. Es wird zwar gerade jetzt schönes Wetter, welches ich wohl eine Zeit lang hier genießen möchte, da ich so viel unfreundliches ausgestanden; doch muß auch dieses Aufenthalts endlich ein Ende werden.

Schreibe mir wie es euch geht und ersuche Augusten seine Reisebeschreibung bis ans Ende fortzusetzen, damit ich das Vergnügen habe ihn noch schriftlich in Weimar anlangen zu sehen.

Der Roman kommt in diesen Tagen zu stande, ob ich gleich kaum werde ein vollständiges Exemplar mitbringen können. Es wird alsdann manches hin und wieder zu erzählen seyn. Zu meinem Empfang erbitte ich mir einen recht guten französischen Bouillon und wünsche recht wohl zu leben.

G.


21/5837.


An Carl Friedrich von Reinhard

Kaum war mein Brief abgegangen, als beyliegendes Blättchen einlief. Es thut mir leid. daß Herr Bucher engagirt ist, denn nach dem, was man mir erzählte, hatte ich einiges Zutrauen auf ihn geworfen.

[109] Wegen des Magisters Hand in Leipzig erkundige ich mich sogleich, ob ich schon zweifle, daß an diesem Manne, der sonst seine Verdienste haben mag, Sie, mein verehrter Freund, Ihre Wünsche würden erfüllt seyen. Er ist mir als ein sehr geschickter Philolog bekannt und hat neuerlich etwas über Catull geschrieben. Allein wer in ein solches Fach schon so tief eingeht und seinen Aufenthalt an einem wissenschaftlichen Ort zu suchen Ursache hat, möchte kaum zu den didaktischen Familien- und Geschäftszwecken, die Sie im Auge haben, geeignet seyn. Vielleicht wird bey dieser Gelegenheit abermals ein anderer genannt, und man findet doch zuletzt noch ein passendes Subject. Auf alle Fälle würde ich rathen, ein Reisegeld daran zu wenden, um Jemanden, mit dem man sich gewissermaßen verehelichen will, erst persönlich kennen zu lernen. Nächstens mehr. Heute nur meine besten Grüße und Wünsche.

Jena d. 4. October 2809.

G.


21/5838.


An Alexander von Humboldt

[Concept.]

Die Briefe des Professor Voigt, worin er die ihm gegönnte gute Aufnahme und das Glück, sich unter den Pariser Schätzen zu befinden, meldet, erregt meine Wünsche aufs neue, auch daran Theil zu nehmen. Da[110] sie jedoch in Erfüllung gehen können; so will ich wenigstens etwas von mir hinüberschicken, und zwar einen kleinen Roman, der soeben fertig geworden. Sie werden gewiß freundlich aufnehmen, daß darin Ihr Name von schönen Lippen ausgesprochen wird. Das was Sie uns geleistet haben, geht soweit über die Prose hinaus, daß die Poesie sich wohl anmaßen darf, Sie bey Leibesleben unter ihre Heroen aufzunehmen.

Alles Gute was Sie dem Professor Voigt erzeigen, ist auch mir und der guten Universität Jena gethan, die nach so mancherley Schicksalen sich doch immer einmal wieder zusammennimmt um wenigstens den Nachkommen das Recht zu überliefern, sich gelegentlich wieder hervorzuthun.

Leben Sie recht wohl und erzeigen mir das Vergnügen mir auch einmal wieder etwas von Ihren nächsten Beschäftigungen zu erzählen.

Jena den 5. Octobr. 1809.


21/5839.


An Louis Lelorgne d' Ideville

Weimar, 6. octobre 1809.

Vous m'avez donné à plusieurs reprises, mon trèscher hôte et ami, des marques gracieuses de Votre bon souvenir par l'envoi que Vous m'avez fait d'une belle collection de médailles et de nouveautés littéraires[111] les plus intéressantes; Vous avez bien voulu de plus m'assurer de Votre main des sentiments que Vous avez conservés pour moi; aussi est-il grand temps, de mon côté, que je Vous témoigne ma reconnaissance, et c'est dans ce but que je Vous envoie un roman de moi qui vient de paraître.

Je ne puis espérer ni même désirer que ce petit ouvrage plaise à un Français; mais Vous connaissez assez notre manière de penser et de nous exprimer, à nous autres Allemands, et Vous êtes assez initié à notre caractère pour trouver peut-être quelque plaisir à la lecture de ce livre, qui Vous rappellera le temps que Vous avez passé parmi nous.

Mon désir de Vous revoir à Paris est toujours le même et ne fait qu'augmenter de jour en jour; mais la réalisation m'en paraît de moins en moins probable. J'oserai Vous prier de vouloir bien rappeler mon humble personne à ceux qui en ont conservé le souvenir, et particulièremant à MM. Denon et Talma. Voudrez – Vous également avoir la bonté, s'il Vous arrivait de rencontrer, à Paris, un jeune professeur d' Jéna, M. Voigt, qui s'y trouve actuellement, de lui présenter mes amitiés? Veuillez bien me témoigner de temps en temps que Vous continuez à Vous souvenir de moi

Goethe.[112]


21/5840.


An Heinrich Steffens

[Concept.]

Ew. Wohlgebornen

sende den Rungischen Aufsatz mit vielem Danke zurück. Sagen Sie dem Verfasser das freundlichste dafür.

Wie sehr meine Vorstellungsweise mit der seinigen zusammentrifft, ergiebt sich schon daraus, daß ich am Schlusse meines Entwurfs einer Farbenlehre einen früheren Aufsatz von ihm mit abdrucken lassen. Auch der gegenwärtige stimmt mit meiner Sinnesweise überein. Da der Verfasser von der Seite der Pigmente in das Farbenreich hereintritt, so ist er auf einem gefährlichen Punkte, weil uns hier leicht eine etwas materielle Vorstellungsart in Gefahr bringt; allein da er ein genialer geistreicher Maler ist, so hebt er sich über jene Schwierigkeiten hinüber, und es glückt ihm besser, als vorzüglichen Männern z. E. Tobias Mayer und Lambert.

So läßt sich in der ganzen Geschichte der Farbenlehre bemerken, daß Praktiker und Techniker reinere und richtigere Ansichten hatten, als naturforschende Gelehrte. Was Ew. W. zu dem Rungischen Aufsatz hinzuzufügen gedenken, erwarte ich mit Verlangen, und wünsche daß das Ganze bald gedruckt erscheinen möge. Sehr erwünscht wäre es mir, wenn ich mich beym Abschluß meiner Arbeit auf gleichzeitige Gleichgesinnte[113] berufen kann, da ich bisher fast nur Übereinstimmung mit den Abgeschiedenen habe finden können. Leben Sie recht wohl und gedenken mein mit den Ihrigen.

Weimar den 9. October 1809.


Die decke zu dem Büchlein ist allerliebst. Es ist derselbe Sinn der in seinen großen Blättern waltete und wie mich dünkt, noch freyer und reiner, auf der wahren Höhe der bildenden Kunst. Hier hat er sich ganz aus dem Abstrusen herausgewickelt, das mir jene schönen und trefflichen Werke gewissermaßen unerfreulich machte.


21/5841.


An Charlotte von Stein

[13. October.]

Heute früh wollte ich aufwarten und mündlich aussprechen wie große Freude mir das Übersendete gemacht hat. Ich wollte Sie theure Freundinn bitten meinen aufrichtigen, lebhaften Danck für das gnädige Andencken einsweilen ausdrücken. Gestern waren leider Theatersachen von Morgens bis Abends an der Tagesordnung und machten mich zu jeder andern Pflicht und zu jedem vernünftigen Gedancken unfähig.

G.[114]


21/5842.


An Friedrich Theodor von Müller

Nachstehendes erhalte ich in diesem Augenblick da die Post abgeht. Soll ich Magister Hand die näheren Bedingungen mittheilen? Mögten Sie auf allen Fall das Reisegeld an den Versuch wenden? In allem persönlichen bin ich so ängstlich.

Diesen Morgen ist der Roman abgegangen.

Gute Aufnahme! und freundliche Erinnerung.

W. d. 16. Octr. 1809.

G.


21/5843.


An Johann Friedrich Heinrich Schlosser

[Concept.]

Wohlgeborner,

Insonders hochgeehrtester Herr.

Nach einer beynahe dreymonatlichen Abwesenheit kehre ich nach Weimar zurück und verfehle nicht mich vor allen Dingen bey Ew. W. zu entschuldigen, daß ich so lange Zeit geschwiegen. Die verlangte Declaration nebst den Vollmachten übersende ich hiermit und wünsche daß alles zweckmäßig und gehörig seyn möge.

Ew. W. sind überzeugt, daß ich nur mit einer Art von Beschämung daran denken kann, wie sehr ich Ihr Schuldner geworden bin und bleibe, ohne daß[115] ich deshalb viele Worte mache. Ihre mir so sehr bekannte Denkungsart und Thätigkeit können mich allein beruhigen, wenn ich fortfahren muß, Ihnen mit vertrauenden Aufträgen beschwerlich zu seyn: denn auch gegenwärtig habe ich um eine neue Gefälligkeit zu bitten.

Ich wünschte über die mir nunmehr zugetheilten Kapitalien nur kurze Bemerkungen, in wiefern sie mehr oder weniger sicher stehen, und was die Creditoren für Leute sind. Die Staats Papiere betreffend, erbitte ich mir Ihren einsichtsvollen Rath, in wiefern solche zu veräußern vortheilhaft wäre. Vielleicht wartete man am besten den nunmehr höchst wahrscheinlich Frieden ab, wodurch vielleicht der Verlust vermindert werden könnte.

Sodann wäre mir sehr angenehm ein bestimmter Auswurf der halbjährig zu hoffenden Interessen, damit man seine Disposition deshalb machen und etwa Ostern und Michaelis einer gewissen Einnahme entgegensehen könnte. Was gegenwärtig in Cassa ist haben Sie wohl die Güte mir zu bemerken. Vorerst möchten wohl davon die jährigen Interessen an Herrn Geh. Rath Willemer zu zahlen seyn; wie ich denn auch vor allen Dingen die Abzahlung dieses Capitals, so wie es die Casse erlaubt, entweder auf einmal oder durch Rückzahlung für die erste Pflicht halte.

Einer gefälligen Rückantwort entgegensehend empfehle ich mich und die Meinigen bestens. Versichern[116] Sie die lieben Ihrigen einer fortdauernden, aufrichtigen freundschaftlichen Theilnahme und erlauben mir von Zeit zu Zeit eine Anfrage und Erkundigung. Der ich die Ehre habe mich mit vorzüglicher Hochachtung zu unterzeichnen.

Weimar den 16. October 1809.


21/5844.


An Anton Friedrich Justus Thibaut

[Concept.]

Wohlgeborner,

Insonders hochgeehrtester Herr,

Mein Sohn ist in diesen Tagen glücklich wieder zu Hause angekommen und sowohl sein Anblick als die Unterhaltung mit ihm hat mir viel Vergnügen gemacht. Soviel ich beurtheilen kann und seine Zeugnisse aussagen, ist er fleißig gewesen und hat sich gut aufgeführt.

Mir konnte nicht verborgen bleiben, daß er hierbey Ew. Wohlgebornen den größten Dank schuldig ist, indem er nicht allein Ihren schätzbaren Unterricht genoß, sondern sich auch der Erlaubniß erfreute, sich Ihnen von Zeit zu Zeit nähern zu dürfen. Nehmen Sie meinen aufrichtigen Dank für alles Gute was Sie ihm haben erzeigen wollen.

Ich kann versichern, daß er mit dem größten Vertrauen und Liebe Ihrer und dessen was er von Ihnen empfangen, gedenkt, und mit einer gewissen Zuversicht[117] nach Jena geht um seine zweyte Lehrer an demjenigen gleichsam zu prüfen, was er von den ersten erhalten hat.

Sie erlauben, daß er am Schlusse des halben Jahrs vielleicht, sich in Erinnerung bringt und Rechenschaft giebt, wie er seine Zeit zugebracht; wie Sie denn auch in der Folge die Güte haben werden ihm auf seinem weitern Lebensgange beyräthig und behülflich zu seyn.

Der ich mich Ihnen und den werthen Ihrigen hiermit aufs beste empfehlen will.

abgegangen d. 18. Octbr. 1809.


21/5845.


An Philipp Otto Runge

Sie haben mir, werthester Herr Runge, durch Ihren Aufsatz sehr viel Vergnügen gemacht: denn wie sehr meine Vorstellungsweise mit der Ihrigen zusammentrifft, ergiebt sich schon daraus, daß ich am Schlusse meines Entwurfs einer Farbenlehre einige früher mitgetheilte Blätter mit abdrucken ließ. Leider habe ich das Ganze noch nicht abschließen können, und so liegt denn eins mit dem andern noch im Verborgenen. Desto angenehmer ist mir's, wenn Sie gegenwärtige Schrift je eher je lieber herausgeben, damit ich mich darauf beziehen könne. Sie enthält nichts, was sich nicht an die meinige anschlösse, was nicht in das von mir Vorgetragene auf eine oder die[118] andere Weise eingriffe. So wie ich meine Arbeit durch die Ihrige hie und da supplirt finde, so werden Sie auch sich wieder durch mich gefördert sehen, und es muß sich alsdann eine lebhaftere Communication eröffnen. Wie angenehm ist mir's, daß ich auch unter den Gleichzeitigen nennen kann, die ich bisher nur unter den Abgeschiedenen aufsuchen mußte.

Die mir zugesendete kleine Bücherdecke hat meinen ganzen Beyfall. Sie ist gut gedacht, deutlich aus gesprochen und in allen ihren Theilen leserlich. Die beyden Hälften sind durch einen zarten Contrast mehr verbunden als getrennt. Durchaus herrscht ein heiterer Ernst, und so hat diese kleine Production alle Eigenschaften, die sie zu einem sehr guten und erfreulichen Kunstspiel qualificiren. Ich könnte noch mehr sagen, aber ich will wenigen Worten meines fortdauernden treuen Antheils an allem, was Sie vornehmen, zum Schlusse versichern.

Weimar den 18. October 1809.[119]


21/5845a.


An Christian Gottlob Frege und Comp.

[Concept.]

Die Herren Geh. Cammerrath Frege und Comp. in Leipzig bleiben gegen diese meine Assignation für Rechnung Herrn Dr. Cotta in Tübingen an Herrn Cammersecretär Ludekus in Weimar oder Ordre die Summe von Sechshundert Thaler Sächs. gefällig auszahlen zu lassen.

Weimar d. 20. Octb. 1809.

G.[128]


21/5846.


An Carl Ludwig von Knebel

Weimar den 21. October 1809.

Es versteht sich von selbst, daß ich an diesen schönen Tagen gar zu gern vor deinen Fenstern in die Hände patschen und dich zum Spaziergang auffordern[119] möchte. Ich gehe zwar auch hier weit und breit umher; doch läßt sich, wenn ich aufrichtig seyn soll, der Gegend nichts abgewinnen, sobald man einmal an die Jenaische gewöhnt ist. Doch was ist zu thun! Wir müssen uns eben auf diesen Winter einrichten.

Dein Carl wird wohl in dem Wald von Herrmannstadt sich gehörig ergangen haben. Ich hoffe er hat erzählt, daß die Abenteuer glücklich abgelaufen sind. Ich schicke ihm hier einiges zur Übung: er soll es nur hübsch sorgfältig nachzeichnen und nicht allzugeschwind verfahren. Er schickt mir alsdann seine Copie mit den Originalen zurück und erhält wieder etwas Neues.

Wenn wieder ein wichtiges Stück vorkommt, so melde ich es und du sendest mir ihn auf längere Zeit.

Die große Ausgabe von Musarion von der du wirst gehört haben, ist nun auch in meine Hände gekommen. Sie ist wirklich recht schön und lobenswürdig, und muß den guten Wieland freuen. Er hat sich von seiner bösen Krankheit, wie er uns sagen läßt, wieder ganz leidlich erholt. ich habe ihn noch nicht wiedergesehen, weil er nicht gern Jemand zu sich ließ.

Mein August freut sich sehr auf Jena. Erlaube ihm, daß er dich von Zeit zu Zeit besucht: er wird dir, hoffe ich, diesen Winter kein unangenehmer Gesellschafter werden.

Den 2. Teil meines Romans schicke ich dir nicht; du möchtest mich darüber noch mehr als über den[120] ersten ausschelten. Kommt er dir von andern Seiten her in die Hände, so bin ich alsdann unschuldig daran. Die armen Autoren müssen viel leiden und es ist hergebracht, daß gerade die größte Noth machen.

Außerdem könnte ich von allerley guten und erfreulichen Dingen Nachricht geben, die aber mit Augen gesehen seyn wollen. So ist z.B. ein kleines Programm über das Theater in architectonischer Hinsicht, mit Beziehung auf Plan und Ausführung des neuen Hoftheaters zu Carlsruhe, durch Weinbrenner zu uns gekommen. Es verdient dieses Unternehmen alle Aufmerksamkeit und Achtung.

Ich habe die ruhigen Tage, besonders im Gegensatz mit den Octobertagen von 1806, zum Theil dazu verwendet, meine Sammlungen wo nicht zu ordnen, doch wenigstens etwas mehr zusammenzubringen. Dabey habe ich viel Freude gehabt: denn ich habe wirklich recht schöne Sachen, die mir in diesen unruhigen Jahren ganz aus dem Gedächtniß gekommen sind. Du würdest gar nicht übel thun, auch deine Schubladen etwas mehr zu rangiren: denn du hast köstliche Sachen, nur gehst du etwas zu wild damit um.

Solltest du in diesen Tagen einsame Stunden haben, wie ich vermuthe, so kommt dir Jemand seine schuldige Aufwartung zu machen und dir die Zeit zu vertreiben. Lebe recht wohl und grüße die Deinigen.

G.[121]


21/5847.


An Pauline Schelling, geb. Gotter

Schon längst, liebe Pauline, hätte ich Ihnen gerne ausgedrückt, wie viel Vergnügen mir die köstliche Gabe gemacht hat, und immer wußte ich nicht recht, wie ich's anfangen sollte. Nun kommt mir ein zartes Gewebe in die Hände, woran zwar nicht viel Maschen sind als Stiche an Ihrer lieblichen Stickerey; doch denken Sie Sich, es seyen lauter freundliche Worte, die ich für das allerliebste Geschenk erwiedern möchte. Leben Sie recht wohl und lassen mich manchmal erfahren, daß Ihre Gesundheit dauerhaft sey und daß Sie mein gedenken.

Weimar, den 22. Oct. 1809.

Goethe.


21/5848.


An Carl Friedrich Zelter

Statt eines sehr mannigfachen Dankes, sende ich Ihnen heute nur einen freundlichen Gruß durch einen Abreisenden, durch Herrn Lorzing, einen Bruder unsers Schauspielers. Ich bin Ihnen mit meinen Gedanken und Wünschen nach Königsberg gefolgt, die sich freylich nur immer auf Ihr eigenes Wohl beziehen konnten. Die Narren von Deutschen schreyen noch immer gegen den Egoismus, und wollte Gott, man hätte seit langer Zeit für sich und die seinigen[122] redlich, und dann für die Nächsten und immer wieder Nächsten redlich gesorgt; so sähe vielleicht alles anders aus. Jetzt wollen wir uns nicht irre machen lassen und im alten Wesen verharren.

Ich wenigstens treibe mein Wesen noch immer in Weimar und Jena. ein paar Örtchen die Gott immer noch erhalten hat, ob sie gleich die edlen Preußen auf mehr als eine Weise vorlängst gerne zerstört hätten. Haben Sie tausend Dank, daß Sie uns wieder zur Auferbauung einen hübschen Mann, soweit es gehen wollte, gebildet und als einen fördernden Mitbürger zurückgeschickt haben.

Ob ich gleich wenig vom Detail weiß, so sehe ich doch auch, nach meiner Art, in Ihr Ganzes hinein, d.h. Ihres Staats und seiner Aussichten und Hoffnungen; und da wünschte ich denn freylich einen so edlen theuren Freund, nach so manchen Prüfungen, wenigstens mit bessern Aussichten beglückt. Wäre mir Ihr Thätigkeits Kreis, wäre mir ganz deutlich was Sie thun und leisten; so könnte ich auch über Ihre Zustände beruhigter seyn: denn in der Ferne sieht man gewöhnlich nur was fehlt und abgeht; die Hoffnung wie die Furcht sind zwey leere Wesen.

Mit diesen wenigen Worten erhalten Sie meinen Roman. Thun Sie als wenn der größte Theil Ihnen zugeschrieben wäre, und verzeihen mir mein übriges Schweigen und Stocken. Es wird beynahe jetzt unmöglich mit dem Einzelnen von einzelnen Dinge zu[123] sprechen; faßt man aber breitere Verhältnisse ins Auge, so mag man wohl noch manches darstellend aussprechen.

Heute nicht mehr! Die Rübchen sind glücklich angekommen. Der Dank dafür soll bey jeder frischen Schüssel erneuert werden.

Weimar den 30. October 1809.

G.


21/5849.


An Carl Ludwig von Knebel

Meine Frau sendet mit den schönsten Empfehlungen einige würzhafte Gurken und ich begleite sie mit den freundlichsten Grüßen.

Der Knabe soll für seine Zeichnungen und sein geschriebenes Blättchen gelobt werden und nächsten Sonnabend neue Musterblätter erhalten. Wenn er nur auf diesem Wege fleißig fortfährt, so springt, eh man sichs versieht, bey der natürlichen Anlage die er hat, bey irgend einem Anlaß das Bessere hervor. Zu den Umrissen soll er seine Tusche nur stärker machen. Zum Ausschattiren kann er sie alsdann schon schwächer nehmen.

Lebe wohl und gedenke mein und laß die Augusten empfohlen seyn.

Weimar den 1. November 1809.

G.[124]


21/5850.


An Christian Gottlob Voigt

Ew. Excellenz

übersende sogleich den letzten Brief vom Professor Voigt. Nichts ist natürlicher als sein Wunsch seinen dortigen Aufenthalt verlängert zu sehen. Bey seinen schönen und ausgebreiteten Kenntnissen konnten ihm die paar ersten Monate nur einen Vorschmack geben was dort für ihn zu gewinnen sey. Sein Verhältniß in Absicht aufs Oeconomicum steht folgendermaßen.

Ihm sind zu dieser Reise unter gewissen Bedingungen 400 Thaler zugestanden worden. 60 davon wurden ihm in Jena zur Reise ausgezahlt. 340 sind ihm durch Ew. Excellenz in Paris angewiesen. Diese möchten in Livres etwa 930 betragen. 3 bis 400 auf den Monat gerechnet würde also, da er den 1. September in Paris angekommen, mit dem November seine Baarschaft alle seyn.

Ich bin selbst überzeugt, daß von gedachtem Termin an, ein drey- viermonatlicher Aufenthalt in Paris ihm einen entschiedenen Vortheil gewähren würde, der da sich Serenissimus für das botanische Fach selbst thätig interessiren, gewiß in jeder Rücksicht, auch der eigene Vortheil hiesiger Anlagen seyn würde.

Wollten Serenissimus ihm noch 4 bis 500 Thaler[125] anweisen lassen, so konnten wir die Zahlung dieser Summe aus dem Vorrath unserer Museums Casse noch wohl decken, der freylich dadurch völlig aufgezehrt würde. Eigentlich hatten wir ihn zu irgend einer bedeutenden Acquisition zusammengescharrt; die Ausbildung eines vorzüglichen jungen Mannes, dessen man so sicher zu seyn Ursache hat, ist aber doch wohl auch eine Acquisition.

Was die Rückzahlung betrifft, so würde sie ihm freylich nicht angekommen werden können, weil in solchen Fällen Rückreise und Rückkunft noch manche unvorhergesehene Lasten nach sich ziehen; und Durchlaucht der Herzog gedächten ja wohl unser einmal bey irgend einer eingehenden Pension, die Sie an uns überwiesen und welche wir gewiß, wie das bisherige, nützlich anwenden und sorgfältig zusammenhalten wollten.

So wenig ich Ursache habe an der Dankbarkeit des jungen Voigts zu zweifeln, und sich nicht erwarten läßt, daß in gegenwärtigen, den Akademien keineswegs günstigen Zeiten, er sich nach einer andern Lage umsehen werde: so halte ich doch dafür, daß man eines Engagements für eine bedeutende Zeit gegen ihn erwähne und ihm diese Gelder keineswegs als Geschenk, sondern als Vorschuß, worüber man sich künftig zu arrangiren gedenke, zugestehe.

Würde Vorstehendes gebilligt, so wollte ich, in diesem Sinn, einen Brief an Professor Voigt aufsetzen,[126] den Ew. Excellenz mit zu unterschreiben und weiter zu befördern die Güte hätten.

Mich bestens empfehlend

Weimar den 2. November 1809.

Goethe.


21/5851.


An Christian Gottlob Voigt

[Anfang November.]

Ew. Excellenz

erhalten hierbey den Brief an Prof. Voigt, den Vorschlägen und gnädigsten Resolutionen ohngefähr gemäß. Sie werden es billigen, daß ich mit einigen Rückhalt und bedingter Weise mich in der Sache geäußert habe. Mehr sage ich nicht, um die Expedition zu befördern. Ich bitte um gefällige Signatur des Concepts und Mitunterschrift des Briefes. Der gute junge Mann wird hocherfreut seyn: denn wenn er auch noch Monate länger bleibt, so wird er wünschen müssen Jahre länger zu bleiben. Ich empfehle mich herzlich zu geneigtem Andenken.

G.


21/5852.


An Friedrich Siegmund Voigt

[Concept.]

[Anfang November.]

Da Gegenwärtiges eine eilige Ausfertigung verlangt, so bleibt nicht Raum Ihnen, werthester Herr Professor, Glück zu wünschen, daß Sie nach Ihren Kenntnissen und Einsichten in Paris eine so gute[127] Aufnahme und Gelegenheit gefunden sich in so mannigfaltigen Fächern auszubilden. Wir ergreifen nur eine sich findende Bequemlichkeit Ihnen zu sagen, daß Herzogliche Commission autorisirt worden, Ihnen über das Bisherige noch auf 500 Thaler Credit in Paris zu machen.

Bey Ihren uns bekannten Gesinnungen ist es zwar nicht nöthig sich deshalb vorzusehen; allein wir glauben es unserm Geschäftsreise schuldig zu seyn, zu bemerken, daß diese Summe keineswegs eine aus fürstl. Gnade geschenkte, sondern eine noch künftig bey den wissenschaftlichen Anstalten in Weimar und Jena zu verdienende Summe sey, deren Abtragung unsren Wünschen gemäß Ihrer Thätigkeit und Beharrlichkeit anvertraut wird. Leben Sie recht wohl und lassen Sie bald von sich hören.


21/5853.


An Bettina Brentano

Man kann sich mit dir, liebe Bettine, in keinen Wettstreit einlassen, du übertriffst die Freunde mit Wort und That, mit Gefälligkeiten und Gaben mit Liebe und Unterhaltung; das muß man sich denn also gefallen lassen und dir dagegen soviel Liebe zusenden als möglich und wenn es auch im Stillen wäre.

Deine Briefe sind mir sehr erfreulich sie erinnern mich an die Zeit wo ich vielleicht so närrisch war wie du, aber gewiß glücklicher und besser als jetzt.

[128] Dein hinzugefügtes Bild ward gleich von jedermann erkannt und gebührend begrüst. Es ist sehr natürlich und kunstreich dabey, ernst und lieblich. Sage dem Künstler etwas freundliches darüber und zugleich: er möge ja fortfahren sich im Radiren nach der Natur zu üben. Das Unmittelbare fühlt sich gleich. Daß er seine Kunstmaximen dabey immer im Auge habe versteht sich von selbst. Ein solches Talent müßte sogar lucrativ werden, es sey nun daß der Künstler in einer großen Stadt wohnte; oder darauf reiste. In Paris hatte man schon etwas ähnliches. Veranlaße ihn doch noch jemand vorzunehmenden ich kenne und schreibe seinen Nahmen. Vielleicht gelingt ihm nicht alles wie das interessante Bettinchen. Fürwahr sie sitzt so traulich und herzlich da, daß man den etwas korpulenten Wintergarten, der übrigens im Bilde recht gut komponirt, seine Stelle beneiden muß. Das zerknillte Blättchen habe sogleich aufgezogen, mit einem braunen Rahmen umstrichen und so steht es vor mir indem ich dies schreibe. Sende ja bald bessere Abdrücke.

Albrecht Dürer wäre ganz glücklich angekommen, wenn man nicht die unselige Vorsicht gehabt hätte seines Papier oben auf zu packen, das denn im Kleide an einigen Stellen gerieben hat, die jetzt restaurirt werden. Die Kopie verdient alle Achtung; sie ist mit großem Fleis und mit einer ernsten, redlichen Absicht verfertigt das Original möglichst wieder zu geben.[129] Sage dem Künstler meinen Danck, dir sage ich ihn täglich wenn ich das Bild erblicke. Ich möchte von diesem Pinsel wohl einmal ein Portrait nach der Natur sehen.

Da ich das Wort Natur abermals niederschreibe; so fühle ich mich gedrungen dir zu sagen: daß du doch dein Naturevangelium das du den Künstlern predigst in etwas bedingen möchtest. Denn wer ließe sich nicht von so einer holden Pythonisse gern in jeden Irrthum führen. Schreibe mir ob dir der Geist sagt was ich meyne. Ich bin am Ende des Blats und bitte dich nur noch durch Übersendung Durantischer und Marcellischer Compositionen abermals lieblich in meinem Hause zu spucken.

W. d. 3. Nov. 1809.

Goethe.


21/5854.


An Carl Ludwig von Knebel

Weimar den 4. November 1809.

Deinem Knäblein sende ich hier abermals einige schöne Muster. Ich wünsche, daß er in Abzeichnung derselben immer mit mehrerer Sorgfalt verführe; auch müßte die Tusche zu den Umrissen stärker seyn, damit die Striche aus dem Lavirten hernach besser hervorstächen. Wenn er in seinen Zeichnungen so sauber wird in seiner Handschrift, so möchte nichts dabey zu erinnern seyn.

[130] Ich füge eine Nachricht hinzu, wie es eigentlich in Carlsbad ergangen, die dich um so mehr interessiren wird, als dir das Local von Alters her noch vor den Gedanken schwebt.

Es sind die Zeit her allerley gute Dinge bey mir angekommen, unter andern ein Contour nach einer Aquarellzeichnung von Bury, die Apotheose von Johanna Sebus vorstellend. Die Composition ist sehr gut gedacht, und wenn sie nochmals durchgearbeitet würde, so könnte sie musterhaft werden.

Von den Friedensbedingungen möchte ich dir gern was schreiben; der König von Sachsen, der auf seiner Durchreise sehr heiter und gesprächig war, erhielt sie durch einen Courier; es ist aber nichts davon transpirirt. Nach und nach wird sich ja die Welt wohl gewöhnen, diese Dinge erst zu erfahren, wenn sie schon eine Weile geschehen sind.

Lebe recht wohl, grüße die Deinigen und Augusten, dem du wohl hie und da etwas zu verzeihen haben wirst. Voigt ist sehr glücklich in Paris. Man hat einen längern Aufenthalt für ihn dort möglich zu machen gesucht.

G.


21/5855.


An Johann Georg Lenz

Können Ew. Wohlgebornen mir wohl Nachricht geben, ob Ihnen eine pietra Fungaja bekannt ist, die sich in der Basilikata in Sicilien findet? Mir schwebt[131] etwas dunkel davon vor, ich kann es aber nicht zusammenbringen. Der ich recht wohl zu leben und zu vernehmen wünsche, daß Sie sich wohl befinden. Weimar den 4. November 1809.

Goethe.


21/5856.


An Carl Ludwig von Knebel

Dein Carl hat sich abermals recht wacker gehalten und ich werde ihm nächstens wieder neue Blätter zuschicken. Bey seiner Art kommt es blos darauf an, daß er viel zeichnet; mehr Sicherheit, Accuratesse und Reinlichkeit muß man freylich von folgenden Jahren erwarten. Jetzt ist es nur darum zu thun, daß er Aug' und Hand gewöhne und daß ihm die Sache bequem werde.

Den Brief an Voß schicke ich dir zurück. Nach meiner Art und Weise die Sache zu sehen, hätte ich dir immer gerathen wie bisher zu schweigen; da du dich aber einmal geäußert hast, so wünsche ich nur, daß dir daraus kein neuer Verdruß entstehe: denn ich fürchte, der haberechtische Griesgram läßt dir's nicht so hingehn.

Mein chromatisches Wesen geht nun wieder seinen Gang und ich erlaube mir die Hoffnung zur Ostermesse fertig zu seyn. Ich weiß noch gar nicht, wie ich mich fühlen werde, wenn ich diese Last los bin. Indessen gewährt mir der historische Theil jetzt sehr großen Vergnügen.

[132] Voigts Brief liegt auch hier bey. Er hat mir sowohl in Absicht auf den Charakter des jungen Mannes, als auch in Absicht auf sein Benehmen viel Vergnügen gemacht. Übrigens. unter uns gesagt, sieht man doch bey alle den ungeheuren Reichthümern eine sehr eitle und leere Welt auf und abwandeln, die für das Leben das Angenehme hat, daß jeder den andern kümmerlich gelten läßt, um nur auch kümmerlich etwas zu seyn.

Entschuldige Augusten, wenn er nicht so fleißig kommt. Den Abend bringt er meist in Gesellschaft seiner jungen Freunde zu, und dann ist es freylich sehr weit zu dir hinaus, besonders für die Jugend, die bequemer ist als das Alter.

Wenn Färber einige Desideria hat wegen des Naturforschenden Museums, so soll er mir sie nur melden was es ist, und wie viel er dazu braucht. Sey nur so gut und schreib mit einigen Worten deine Billigung hinzu, so gebe ich ihm eine Assignation an den Rentbeamten und der Sache wäre geholfen. Lebe recht wohl und grüße die Deinigen.

Weimar den 11. November 1809.

G.


21/5857.


An Johann Friedrich Rochlitz

Das vertrauen womit ich mir ein Urtheil über mein Neuestes von Ihnen erbat ist durch Ihren liebenswürdigen Brief gar schön belohnt worden; ich[133] dancke Ihnen dafür auf das herzlichste. Billig ist es wohl daß die Freunde des Schönen und Guten mir ein tröstliches Wort über diese Producktion sagen, die wenigstens ein fortgesetztes redliches Streben andeutet und die mich in manchen Sinne theuer zu stehen kommt; ja, wenn ich die Umstände bedencke unter denen das Werckchen fertig geworden; so scheint es mir ein Wunder daß es auf dem Papier steht.

Seitdem es abgedruckt ist habe ich es nicht in der Folge gelesen, eine solche Prüfung pflege ich gewöhnlich zu verspäten. Ein gedrucktes Werck gleicht einem aufgetrockneten Fresko Gemälde an dem sich nichts mehr thun läßt. Soviel es mir noch im Sinne schwebt und wie es sich mir durch Ihre Bemerckungen vergegenwärtigt, möchte ich wohl noch einige Schraffuren anbringen der Verknüpfung und Harmonie willen. Weil aber das nicht angeht; so tröste ich mich damit daß der gewöhnliche Leser dergleichen Mängel nicht gewahr wird, und der Kunstgebildete, eben indem er die Forderungen macht, für sich selbst das Werck ergänzt und vollendet.

Daß Sie ein solcher Leser und Schauer sind wußt ich wohl und erfahre es auch diesmal. Haben Sie doppelten Danck für die Theilnahme und für die Mittheilung; haben Sie dreyfachen daß Sie es in einer Zeit thun in welcher mancher andre, mit Fug und Recht, seinen Freunden schwiege und sich mit seinem Eigenen Glück beschäftigte. Möge das Gute[134] das Ihnen bereit ist so klar zu Ihnen treten als Sie Welt und Kunst erblicken und so beständig bey Ihnen verweilen als Sie Ihren Freunden zuverlässig sind. Meines fortdauernden Antheils bleiben Sie gewiß.

Weimar d. 15. Nov. 1809.

Goethe.


21/5858.


An Charlotte von Stein

Sehr gerne wär ich gestern gekommen und war schon auf dem Wege ward aber zurückgehalten. Morgen Abend will ich mich bereiten. Sie dencken wohl mein wenn Sie vorbeyfahren.

d. 16. Nov. 1809.

G.


21/5859.


An den Herzog Carl August

[etwa 20. November.]

Ew. herzogl. Durchlaucht

haben geruhet, Unterzeichnetem einige höchste Aufträge zu ertheilen und über deren Befolgung unterthänigsten Bericht zu befehlen, welcher hiermit schuldigermaßen abgestattet wird.

Dem Musikdirector Müller sind diejenige Bedingungen bekannt gemacht worden, unter welchen es Höchstdenselben gefällig gewesen, ihn in Ihre Dienste aufzunehmen, welche er alle dankbar anerkennt und den Antrag mit Freuden acceptirt, da denn weiter nichts übriggeblieben möchte als sein Decret und die[135] gnädigsten Versicherungsrescripte für ihn ausfertigen zu lassen, wobey ich den Wunsch zu äußern wage, daß die von Ihrer der Frau Großfürstin Erbprinzeß kaiserl. Hoheit auszustellende Versicherung der Conformität wegen gleichfalls in Ew. Durchlaucht geheimen Canzlei concipirt und mundirt und dortigerseits vollzogen werde.

Was die Dienstverhältnisse des künftigen Kapellmeisters betrifft, so bin ich mit demselben übereinkommen, daß von Seiten fürstl. Commission ein Aufsatz aus den Acten ausgezogen und resp. gefertigt werde, worin das, wie das Geschäft bisher behandelt worden, punktweise auseinandergesetzt würde und wobey man zugleich bemerken könnte, was nun veränderte Verhältnisse erfordern möchten. Zu einem solchen Aufsatze würde der neu anzustellende Kapellmeister seine Bemerkungen machen, man würde mit ihm sich über die verschiedenen Punkte zu vereinigen suchen und das Resultat dieser Bemühungen Ew. Durchl. zu höchster Approbation vorlegen.

Nach Erledigung des Vorstehenden wurde nunmehr dem Concertmeister Destouches die befohlene Eröffnung gethan, welcher freylich darüber höchst betroffen und wegen dem Verhältniß des ihm zugestandenen Pensionsquanti zu seiner bisherigen Einnahme äußert betrübt war. er bat sich die Erlaubniß aus, dasjenige was er für sich anzuführen habe, Ew. Durchlaucht schriftlich vorlegen zu dürfen, welches ich ihm nicht zu versagen[136] bitte, wie denn dies von ihm kurz darauf eingereichte Blatt hier im Original beyliegt. Dabey ersuchte er mich, als seinen bisherigen Vorgesetzten, ein günstiges Wort bey Ew. Durchlaucht einzulegen, welches ich insofern thue, als ich nicht leugnen kann, daß es für mich selbst wünschenswerth wäre, daß ein bisher mir Untergebener, wenn er auch zu dem ihm aufgetragenen Geschäfte nicht Talent und Kraft genug besessen, doch sein Möglichstes durch eine Reihe von Jahren gethan und keine eigentliche Klage über sich erregt, daß dieser, sage ich, nicht der Erste seyn möchte, der aus Ew. Durchl. Diensten ganz ungetröstet abschied.

Dieses wie alles Übrige hat höchster Entscheidung anheim zu geben

Ew. Durchl.

unterthänigster

J. W. v. Goethe.


21/5860.


An Johann Friedrich Rochlitz

Ew. Wohlgebornen

gehe schon wieder mit einer Bitte an, wobey ich doch ausdrücklich bemerke, daß es mit der Erfüllung derselben keine Eile hat. Wenn die Nachricht die ich wünsche, auf Weihnachten zu mir gelangt, so kommt sie noch zeitig genug.

Indem ich mich mit de Geschichte der Chromatik beschäftige, treffe ich wieder auf einen Mann, von dessen Lebensumständen ich schon längst eine nähere[137] Nachricht gewünscht hätte. Er heißt Johann Leonhard Hoffmann, und sein Buch: Versuch einer Geschichte der mahlerischen Harmonie überhaupt und der Farbenharmonie insbesondere, mit Erläuterungen aus der Tonkunst und vielen practischen Anmerkungen. Halle, in Joh. Christl. Hendels Verlage 1786.

Die Dedication ist Leipzig im Sommermonat desselbigen Jahrs datirt, an Herrn Gottfried Winkler gerichtet. Daraus, und aus der Art wie in der Vorrede von Oesern gesprochen wird, sieht man, daß der Verfasser sich eine Zeit lang in Leipzig aufgehalten hat. Er scheint ein zarter, wohl denkender Mann gewesen zu seyn, der schöne Kenntnisse sowohl in der Malerey als in der Musik verräth, und wenn er seinen Unternehmen auch nicht ganz gewachsen ist, doch wegen seiner und glücklicher Bemerkungen alle Aufmerksamkeit und in der Geschichte eine ehrenvolle Erwähnung verdient. Könnten Ew. Wohlgebornen mir von den Lebensumständen dieses Mannes einige Nachricht verschaffen, so würden Sie mich sehr verbinden.

Theilte wohl Ihr Freund etwas von seinen Zeichnungen nach Faust auf kurze Zeit mit; so würde es mir und manchen unsern kleinen Gesellschaft zu großem Vergnügen gereichen. Sie sollten bald wieder zurückerfolgen.

Mich bestens empfehlend

Weimar den 20. November 1809.

Goethe.[138]


21/5861.


An Silvie von Ziegesar

Schönstes willkommen! Liebste Silvie! Sagen Sie mir ob Sie heute Abend in die Comödie gehn oder ob ich Sie finde wenn ich um sechs Uhr Sie zu suchen gehe. Der Tag verstreicht mir unter mancherley Erfreulichem und unerfreulichen. Zum ersten gehört vor allem die Hoffnung Sie zu sehen.

d. 20. Nov. 1809.

G.


21/5862.


An Johann Georg Lenz

Indem ich Ew. Wohlgebornen das Übersendete mit Dank zurückschicke, wünsche ich Glück zu dem neuangetretenen Semester und hoffe daß auch Sie durch den Zuwachs der Academie gewinnen werden.

Daß in Ihren Zimmern Niemand lesen kann als Sie, versteht sich von selbst.

Die Turmaline sollen ehstens erfolgen; es ist jetzt ein Bischen kalt in den Steinzimmern.

Das Beste wünschend

Weimar den 22. November 1809.

Goethe.[139]


21/5863.


An die Frankfurter Freunde

[Concept.]

Die Herren Bötticher und Schneider empfielt seinen Freunden zu Franckfurt am Mayn als zwey verdienstreiche Männer zu geneigter Aufnahme

W. d. 22. Nov. 1809.

G.


21/5864.


An Charlotte von Schiller

Tausend Danck für die guten Worte von Sich und der lieben Schwester, sie waren mir sehr erquicklich zu einer Zeit wo doch manches alberne über meine Arbeit zu mir in die Clause dringt.

Möge die theure Entfernte doch ja den guten Vorsatz ausführen mir zu schreiben, damit auch durch Sie mein Muth belebt werde zu Ostern den Ersten Theil der Wanderjahre herauszugeben.

Die besten Wünsche!

d. 24. Nov. 1809.

G.


21/5865.


An Pius Alexander Wolff

Da mir daran gelegen ist, daß der verlangte Urlaub gegenwärtig nicht zur Sprache komme, auch desselben in dem commissarischen Erlaß nicht gedacht werde; so verspreche ich hiermit Herrn und Madame[140] Wolff von der Fürstlichen Commission, wenn man über die anderen Bedingungen einig geworden, einen Urlaub zu verschaffen, dergestalt, daß sie vom 1. April 1810 an, nicht allein auf sechs Wochen verreisen, sondern auch von ihrem Talente Vortheil ziehen mögen. Ich wünsche, daß die Sache indessen geheim bleibe, damit man über die Art und Weise, wie man sie einleiten will, Abrede nehmen kann.

W. d. 24. Nov. 1809.

Goethe.


21/5866.


An Heinrich Carl Abraham Eichstädt

Ew. Wohlgeboren

versehe nicht anzuzeigen, daß wir auf ein Programm bedacht gewesen und daß es nun auf Ihre Anmahnung, sowie die dazugehörige Platte beschleunigt werden soll.

Ich sende zugleich eine kurze Recension der neusten lithographischen Arbeiten, welche bald abgedruckt wünschte, weil sie ohnehin schon etwas verspätet worden. Wenn ich nicht irre, so liegt noch eine Recension über Schellings Rede unter unserer Firma bey Ihnen. Ein Institut wie das Ihrige hat manche Rücksichten zu nehmen und trägt vielleicht Bedenken eins oder das andere Eingesendete aufzunehmen. Sollte es mit diesem Aufsatz der Fall seyn; so haben Sie die Güte ihn zurückzusenden; wir werden es keineswegs übelnehmen und wissen uns in solchen Dingen zu bescheiden.

[141] Daß Herr Hofrath Rochlitz die Recension abgelehnt, thut mir umsomehr leid, als er in einem Briefe an mich über das in Frage stehende Werk sich sehr einsichtig und zart geäußert hat. Unter diesen Umständen gestehe ich meinen aufrichtigen Wunsch, daß eine Recension vorerst unterbleiben möge. Ein Buch das in aller gebildeten Menschen Hände kommt und von jedem nach seiner Weise beuhrteilt wird, bringt ein literarisches Institut vielleicht am besten später zur Sprache, und recapitulirt und rectificirt mit Ernst und Einsicht die bisherigen schwankenden Urtheile.

Dabey will ich gern gestehen, daß ich zu Ihren übrigen Recensenten in diesem Fache, wenigstens zur Mehrzahl kein sonderliches Zutrauen habe und ich wünschte mich wohl einmal hierüber vertraulich mit Ihnen zu unterhalten. Bald eherne rhadamantische Strenge, bald die größte Nachsicht, bald unzulängliche Gemeinheit schwanken zwischen den Herrn DAE, rzw, GL und Ha. Ha. Stünden nicht diese verschiedenen Zeichen unter den Aufsätzen, so begriffe man nicht, wie sie in einem Blatt oder in einem Heft zusammenkämen. Diese Mängel sind so offenbar, daß ich fürchte, irgend ein Mißwollender fährt einmal in die Blößen herein, und wenn er es mit einigem Verstand thut, so werden wir wenig Freude davon haben.

Verzeihen Sie diese Bemerkungen! ich weiß recht gut, daß die Schuld nicht an Ihnen liegt: dieses Fach[142] der Kritik ist jetzt überhaupt schwer zu besetzen; aber bey meinem Eifer für Ihre Anstalt thut es mir weh, neben den vortrefflichen Recensionen in andern Fächern, gerade die Unzulänglichkeit und Confusion in diesem zu sehen. Mündlich bald ein Mehreres.

Mich bestens empfehlend

Weimar den 25. November 1809.

Goethe.


21/5867.


An Charlotte von Stein

Indem ich mir die niedergelegten Einhundert Thaler erbitte, sende ich eine Quittung und hoffe daß sie recht abgefaßt seyn werde.

Dancke Sie der Frau Gräfinn Exzell. nochmals auf das schönste und beste und nehmen Sie selbst meinen aufrichtigen Danck für die Beförderung einer guten Absicht, wir wollen sehen inwiefern und in wie weit sie zu erreichen ist.

d. 27. Nov. 1809.

G.


21/5868.


An den Herzog Carl August

Nach Ew. Durchlaucht letzter gnädigster Äußerung würde ich den Concertmeister Destouches sogleich beschieden haben, wenn ich mich nicht eine Bedenklichkeit, unter anzuhoffender gnädigster Verzeihung, vorzulegen gedrungen sähe.

In den ersten an mich gerichteten höchsten Erlaß ist dem Concertmeister der lebenslängliche Gnadengehalt,[143] ohne Abzug, um ihn wo er will zu verzehren, bewilliget, in welcher Maße ich ihm denn auch die Eröffnung gethan habe. In der späteren Erläuterung aber ist zwar die Pension erhöhet, jedoch die Bedingung hinzugefügt worden »bis er eine andere hinlängliche Versorgung hat«.

Ich glaube vorauszusehen, daß diese Bedingung bey dem Supplicanten neue Ombrage erwecken, seine Acceptation verspäten und zu manchen Hin und Wiederreden Anlaß geben könne.

Die von Ew. Durchlaucht ihm zugestandene Pension kann wohl nur als Supplement seines künftigen Verdienstes angesehen werden; daß er sich nach einer auswärtigen Versorgen sogleich umthut, ist nothwendig, höchst schwer aber zu beurtheilen in wie fern eine solche Bedingung höchst ängstlich und für den Gebenden, an dessen Großmuth und Milde man zuletzt doch appelliren wird, nicht sonderlich vortheilhaft.

Wollten Ew. Durchlaucht also, was diesen Punkt betrifft, die lebenslängliche Pensionsversicherung nach der ersten Äußerung unbedingt lassen, so würde ich nicht ermangeln, den Concertmeister Destouches zu Annahme der angebotenen Wohltaten ernstlich anzuhalten, um die Sache nach Ew. Durchlaucht Wunsch und Befehl baldigst zu beendigen.

Weimar, d. 28. Nov. 1809.

Goethe.[144]


21/5869.


An den Herzog Carl August

Nach Ew. herzogl. Durchlaucht gnädigster Entschließung ist der Concertmeister Destouches beschieden worden, welche Bedingungen er denn auch nach einigen Bedenklichkeiten angenommen.

Darauf ersuchte er mich nachstehenden unterthänigste Bitten Ew. Durchlaucht zu gnädigster Gewährung vorzutragen.

1. Daß er schon zu Weihnachten entlassen würde, weil es für ihn äußerst nöthig sey, bald zu den Seinigen zu gelangen und in seinem Vaterlande ein Unterkommen zu suchen.

2. Daß er mit dem Charakter eines Kapellmeisters entlassen würde. Dieses Gesuch unterstützte er mit folgenden Gründen: In Oberdeutschland heiße jede, der am Clavier dirigire, Kapellmeister, dagegen Concertmeister derjenige, der mit der Violine eigentlich die Instrumentalmusik dirigire. Er würde also mit obigem Titel sich gleich als derjenige ankündigen, was er wirklich leisten könne, und es würde kein Mißverständniß entstehen, wie ihm wohl schon früher in seiner Heimath wegen seines Titels als Concertmeister begegnet wäre. Daß es ihm zugleich eine vortheilhaftere Einleitung gebe, stelle er nicht in Abrede.

3. bitte er, daß das ihm zu ertheilende Abschiedsdecret gnädigst so abgefaßt würde, daß es ihm zugleich als Empfehlung dienen könnte.

[145] Ad 1. Sollte ich denken, würde es Ew. Durchl. Hoftheatercommission selbst angenehm seyn, einen Mann geschwinder entfernt zu sehen, von dem man einen frohen und muthigen Dienst nicht mehr erwarten kann.

Eine solche interimistische Direction hat schon neulich auch bey Destouches' Krankheit stattgefunden. Auch kann man sich früher wenigstens des Rathes des neuen Kapellmeisters bedienen und bis Ostern seine Einwirkung benutzen.

Ad 2. Scheint für die hiesigen Verhältnisse gleichgiltig, ist nicht ohne Beyspiel und würde dem Verabschiedeten zu großem Vortheil gereichen.

Ad 3. Auf einige Canzleyphrasen wird es wohl nicht ankommen.

Ew. Durchl. weitere Befehl und die in dieser Sache verfaßten Concepte resp. erwartend und zu deren Verfassung sich erbietend, empfiehlt sich zu Gnaden

Weimar, 30. Nov. 1809.

Goethe.[146]


21/5869a.


An Georg Sartorius

[Weimar, Ende November

oder Anfang December 1809.]

Sie haben, lieber Freund, seit dem Zwiebelmarckte allerley Sendungen, wenn ich nicht irre, von mir erhalten. Gegenwärtiges überbringt Ihnen

Herr Znosko Professor aus Wilna.

Er profitirt die ökonomische Politic oder die politische Ökonomie, welches doch wohl darauf hinausläuft: wie man jeden armen Teufel einnehmen läßt soviel wie möglich um ihn soviel wie möglich abnehmen zu können. Mögen Sie ihn wie überhaupt, so auch ins besondre um meinetwillen ein freundliches Gesicht machen; so stehe ich zu ähnlichen Gegengesichert[128] wieder zu Diensten. Diesen Winter befind ich mich wohl und was schlimmer ist lustig. Wir wollen das alte Kind nicht beengen. . .


21/5869b.


An Charlotte von Stein

[Weimar, Mitte December 1809.]

Mir geht es wieder so ziemlich und hoffe Sonntag frühe die Freundinnen wieder bey der Music zu sehen. Wegen dem Wunsche unser gnädigen Freundinn und Gönnerin mündlich. Sie werden Sich wundern, daß die verlaßne Stelle eigentlich keine Stelle ist kaum Glauben wie die guten Menschen in diesem Department sich beholfen haben und behelfen. Viele Empfehlungen an den Kreisrath. Die Theilnahme an meiner Arbeit verhält sich wie die Entfernung der Leser, merck ich wohl. Das Beste wünschend

G.[129]


21/5870.


An Carl Friedrich Zelter

Wann und was ich Ihnen zuletzt geschrieben, weiß ich wahrlich nicht mehr: denn die Tage versehen bey mir den köstlichen Dienst des Schwammes, daß sie das nächstvergangene unmittelbar vor der Erinnerung[146] auslöschen. Im Gefühl bleibt mir alles und das sagt mir, daß ich Ihnen mancherley schuldig bin. Indem ich mir nun das wider vors Gedächtniß hervorrufe, so erscheine mir zuerst die kostbaren Rübchen, welche zu vergessen mir auch schwer werden würde, weil sie, ehe ich mich's versehe, wieder einmal ganz köstlich auf dem Tische stehn. Donnerstags und Sonntags zunächst läßt uns Eberwein gar manches hören was er mitgebracht und was er uns nur in Kraft Ihrer Sendung und Salbung mittheilen kann. Die Schillerschen Sachen sind ganz vortrefflich gefaßt. Die Composition supplirt sie, wie eigentlich das Lied durch jede Composition erst vollständig werden soll. Hier ist es aber ganz was eignes. Der denkende oder gedachte Enthusiasmus wird nun erst in das freye und liebliche Element der Sinnlichkeit aufgehoben oder vielmehr aufgeschmolzen. Man denkt und fühlt und wird mit hingerissen.

Daß die scherzhaften Sachen ihren Effect nicht verfehlen, können Sie gleichfalls denken, da ich zu diesen Dingen mehr Neigung habe und am Ende sich's jeder gefallen läßt froh zu seyn oder zu werden.

Eberwein nimmt sich recht gut. Er ist durch Ihre Hülfe in allem weiter gekommen als die die er in der kleinen Anstalt zu dirigiren hat, und arbeitet sich, soviel ich in einer Sache urtheilen kann die ich gar nicht verstehe, ganz gut heraus. Der Vorrath unseres kleinen musikalischen Archivs ist für unsere Zwecke[147] auch schon ganz ansehnlich, und so schwach das alles ist, gegen das was Sie gethan und thun, so ist es doch immer etwas. Wie schätzen wir nicht einen Kupferstich von einem Gemälde das wir nicht sehen können.

Diese Wintermonate bin ich fleißig so gut es gehen will, um das Farbenwesen loszuwerden; alsdann will ich aber auch selbst dem Regenbogen den Rücken kehren, welcher durch diese boshafte Attitüde auf alle Fälle für mein Ich vernichtet wird. Wie sich der Frühling nur spüren läßt, gehe ich nach Carlsbad, um wo möglich nach meiner alten Weise dort zu leben.

Sagen Sie mir gelegentlich etwas von sich und schicken Sie mir irgend etwas, mich zu erfreuen. Wir haben zwar des alten unerforschten sehr viel, aber das neue Nächste hat den größten Reiz.

Weimar den 21. December 1809.

G.


21/5871.


An Marianne von Eydenberg

Wie sehr wir verlangten zu erfahren, wo und wie Sie sich befänden, können Sie selbst denken, da unser Antheil an ihnen immer derselbige bleibt. Daß Sie in Berlin, wenigstens auf einige Weise, geborgen sind, machte uns große Freude, und was die Lebenshändel betrifft, so müssen wir hoffen, daß sich solche vor wie nach zu Ihrem Vortheile leiten und führen werden. Sagen Sie uns manchmal etwas[148] aus dieser, wenigstens zu einem Drittel, wüsten Hauptstadt, der wir die Rückkunft Ihres Fürsten und für die Zukunft alles Gute wünschen. Wenn man auch gleich manchmal auf eine so vornehme Nachbarin schilt, so fühlt man denn doch am Ende, daß man nichts gewinnt, wenn es ihr übel geht.

Von mir weiß ich nicht viel zu sagen. Jetzt bin ich fleißig, mehr um eine Arbeit los zu werden, als um etwas zu thun, und darf weder links noch rechts sehen, indessen meine lieben Landsleute mit den Wahlverwandtschaften verwandt zu werden trachten, und doch mitunter nicht recht wissen, wie sie es anfangen sollen.

Bey allem diesen habe ich heute, als am kürzesten Tage, keinen andern Plan, keine Absicht, keinen Vorsatz, keinen Wunsch und wie diese sehnsüchtlichen Dinge alle heißen, als den längsten Tag in Ihrer Gesellschaft in Carlsbad zuzubringen. Wenn Sie also recht freundlich seyn wollen, so schreiben Sie mir in den folgenden zwey Vierteln zu halten gedenken. Ich hoffe, die liebenswürdigen Krankheiten werden unsre theure Freundin nicht auf so eine entschiedene Weise verlassen haben, daß sie die böhmischen Bäder verschmähen dürfte. Selbst nach Töplitz hätte ich dieses Jahr Lust und Bedürfniß. Mit dieser Aussicht, mit diesen Wünschen das beste Lebewohl.

Weimar den 21. December 1809.

Goethe.[149]


Prinz Friedrich ist noch immer nicht aus Italien zurück und der schöne Sessel liegt immer noch stückweise in meiner Garderobe. Kaum widerlich ich der Versuchung, ihm von unserm vortrefflichen Kunsttischler und Ebenisten Gestell und Einfassung geben zu lasen.


21/5872.


An Christian Gottlob Voigt

Wie gern machte ich durch einen persönlichen Glückwunsch den heutigen Tag auch mir zum Fest. Leider hält mich nach manchem Leiden eine große Schwäche zurück. Möge dieses Blat an meiner Stelle Sie, verehrter Freund, an die unverbrüchliche Anhänglichkeit erinnern, mit der ich Ihnen immer ergeben bin.

d. 23. Dez. 1809.

Goethe.


21/5873.


An den Herzog Carl August

Unendlich leid hat es mir gethan Ew. Durchl. in der letzten Zeit nicht aufwarten zu können. Mein Befinden ist aber gar zu schwanckend, das geringste Unternehmen bringt mich aus dem Gleichgewicht.

In den leidlichen Intervallen bin ich fleißig und hoffe meine Farbenlehre zu Ostern herauszugeben und sie als ein dauerndes Denckmal von Ew. Durchl. Gunst, Theilnahme, Förderung und Nachsicht aufzustellen.

[150] Mit den Wolfischen Ehleuten, deren Aufkündigungs Zeit Weynachten eintrat haben wir schon seit Michael, indem ihre Beybehaltung allerdings wünschenswerth ist, auf allerley Weise negoziirt; aber noch bis jetzt uns mit ihnen nicht vereinigen können. Diese Leute wissen zu gut was sie uns werth sind, fangen an sich mit dem Maasstabe der Sänger zu messen, und stellen mancherley Vergleichungen an die uns nicht günstig sind; doch hoffe ich es wird sich manchen lassen und wir werden alsdann sogleich schuldigsten Bericht erstatten.

Bey Röpkes Abgang ist uns ein Bassist nöthig. Ein früher empfolner wird nächstens eintreffen und sich produciren. Sollte seine Stimme, sein Spiel, sein Wesen nicht anstehen; so ist dafür gesorgt daß er uns nicht zur Last falle. der Beyrath und die Thätigkeit des neuen Capellmeisters wird uns über solche Punckte künftig wohl völlig beruhigen.

Mich ins neue Jahr hinüber Ew. Durchl. Huld und Gnade so wie das Meinige empfehlend

W. d. 25. Dec. 1809.

Goethe.


21/5874.


An Charlotte von Stein

Da ich bisher wo nicht das Zimmer doch allerdings das Haus hüten mußte; so wünschte ich daß mir darin zu Ende des Jahrs etwas wohlthätiges[151] begegnete und Sie theure Freundinn morgen zur Music erscheinen möchten es werden sehr schöne Sachen gegeben.

d. 30. Dec. 1809.

G.


21/5875.


An Carl Friedrich von Reinhard

Das alte Jahr soll nicht vorübergehen ohne daß ich noch einmal bey Ihnen eintrete und mich Ihrem freundlichen Andenken empfehle. Die Zeitungen hatten mich benachrichtiget, daß Sie nach Hamburg gegangen, und ich wünschte den Hansestädten zu einem solchen Mittelsmanne Glück. Haben Sie recht vielen Dank, daß Sie mir von Ihrer stattlichen Beförderung. Diese ist so wohlverdient, daß ich ohne ein Prophet zu seyn, sie bey meinen heraldischen Versuchen wohl voraus andeuten konnte. Was mich betrifft, so habe ich diese letzten drey Monate still und, im Durchschnitt, fleißig gelebt.

Die Wahlverwandtschaften schickte ich eigentlich als ein Circular an meine Freunde, damit sie meiner wieder einmal an manchen Orten und Enden gedächten. Wenn die Menge dieses Werkchen nebenher auch liest, so kann es mir ganz recht seyn. Ich weiß zu wem ich eigentlich gesprochen habe, und wo ich nicht mißverstanden werde. Mit dieser Überzeugung war auch Ihnen das Büchlein adressirt, und Sie sind[152] sehr liebenswürdig, mich ausdrücklich zu versichern, daß ich mich nicht geirrt habe.

Das Publicum, besonders das deutsche, ist eine närrische Karricatur des dêmos; es bildet sich wirklich ein, eine Art von Instanz, von Senat auszumachen, und im Leben und Lesen dieses oder jenes wegvotiren zu können was ihm nicht gefällt. Dagegen ist kein Mittel als ein stilles Ausharren. Wie ich mich denn auf die Wirkung freue, welche dieser Roman in ein paar Jahren auf manchen beym Wiederlesen machen wird. Wenn ungeachtet alles Tabelns und Geschrey das was das Büchlein enthält, als ein unveränderliches Factum vor der Einbildungskraft steht, wenn man sieht, daß man mit allem Willen und Widerwillen daran doch nichts ändert; so läßt man sich in der Fabel zuletzt auch so ein apprehensives Wunderkind gefallen, wie man sich in der Geschichte nach einigen Jahren die Hinrichtung eines alten Königs und die Krönung eines neuen Kaisers gefallen läßt. Das Gedichtete behauptet sein Recht, wie das Geschehene.

Ist es einigermaßen möglich, so schließe ich meine Arbeit über die Farbenlehre zu Ostern ab, und Sie erhalten im May das Werk mit den Tafeln. Die beyden Bände, die ich nebeneinander ausgearbeitet habe, sind nun schon zusammen auf 65 Bogen gewachsen und wenn gegen das Ende eines Unternehmens alles geschwinder geht; so denke ich der Schluß soll[153] sich zuletzt unvermuthet anfügen. Auch diesem Werke wird es ergehen wie andern: erst wird es blos sein Daseyn und dann seinen Platz behaupten. Von der Gunst des Augenblicks mag ich wenig hoffen; doch soll es mir ganz lieb seyn, wenn mein Unglaube auf eine oder die andere Weise beschämt wird.

Von dem Hassenfratzischen Aufsatze, den ich durch Ihre Gefälligkeit vorläufig kannte, habe ich nunmehr nähere Notiz aus dem Rapport einer Commission des Nationalinstituts. Soviel ich beurtheilen kann, möchte sich der Verfasser gern von der alten Knechtschaft losmachen, verwickelt sich aber wieder in neue Schlingen, und die Herren Rapporteurs sind Stock Newtonianer, die ihn weder zurechtweisen, noch ihm nachhelfen können.

Verzeihen Sie, wenn ich aus meiner Höhle, in der ich von nichts anderm weiß, als von dem worüber ich gerade jetzt brüte, Ihnen von solchen Dingen schreibe, die sich in der großen thätigen politischen Welt nur wie Gespenster ausnehmen mögen. Indessen haben Sie mich durch eine frühere Theilnahme verwöhnt, und so will ich denn auch bey meiner alten Überzeugung verharren, daß Ihnen die Freundschaft ein dauerndes Interesse für solche fremde und ferne Dinge einflößen kann.

Herr von Bourgoing ging vor einigen Tagen hier durch Er war so freundlich mir seinen Namen mit einem Gruße zu senden. Es that mir sehr leid, daß[154] ich ihn nicht einen Augenblick sprechen konnte; doch hat er mir Hoffnung auf seine Wiederkehr gegeben.

Erlauben Sie, daß ich Ihnen meinen braven Göttinger Freund nochmals empfehle. Können Sie ihm irgend etwas Angenehmes und Ersprießliches erzeigen; so werde ich es als mir selbst erwiesen, dankbar empfinden.

Den wachsenden Tagen sehe ich mit Sehnsucht entgegen, da ich dieses Jahr sobald als möglich nach Carlsbad zu gehen gedenke. Möge ich von Zeit zu Zeit erfahren, daß Sie sich recht wohl befinden, und daß die neue Acquisition, die Sie für Ihre Häuslichkeit gemacht haben, wohlgelungen sey,

Weimar den 31. December 1809.

Goethe.


Quelle:
Goethes Werke. Weimarer Ausgabe, IV. Abteilung, Bd. 21, S. 146-155.
Lizenz:
Kategorien:

Buchempfehlung

Hoffmann, E. T. A.

Fantasiestücke in Callots Manier

Fantasiestücke in Callots Manier

Als E.T.A. Hoffmann 1813 in Bamberg Arbeiten des französischen Kupferstechers Jacques Callot sieht, fühlt er sich unmittelbar hingezogen zu diesen »sonderbaren, fantastischen Blättern« und widmet ihrem Schöpfer die einleitende Hommage seiner ersten Buchveröffentlichung, mit der ihm 1814 der Durchbruch als Dichter gelingt. Enthalten sind u.a. diese Erzählungen: Ritter Gluck, Don Juan, Nachricht von den neuesten Schicksalen des Hundes Berganza, Der Magnetiseur, Der goldne Topf, Die Abenteuer der Silvester-Nacht

282 Seiten, 13.80 Euro

Im Buch blättern
Ansehen bei Amazon

Buchempfehlung

Große Erzählungen der Hochromantik

Große Erzählungen der Hochromantik

Zwischen 1804 und 1815 ist Heidelberg das intellektuelle Zentrum einer Bewegung, die sich von dort aus in der Welt verbreitet. Individuelles Erleben von Idylle und Harmonie, die Innerlichkeit der Seele sind die zentralen Themen der Hochromantik als Gegenbewegung zur von der Antike inspirierten Klassik und der vernunftgetriebenen Aufklärung. Acht der ganz großen Erzählungen der Hochromantik hat Michael Holzinger für diese Leseausgabe zusammengestellt.

390 Seiten, 19.80 Euro

Ansehen bei Amazon