1818

29/7943.


An Sophie Caroline von Hopffgarten

Ew. Gnaden

kommen mir mit einem liebwerthen Schreiben zuvor, aber gewiß nicht mit Gedancken, die ich sehr oft in den freundlichen verehrten Cirkel sende. Möchten Sie mich doch allerseits zum besten und schönsten empfehlen.

Ihro Kayserlichen Hoheit unverbrüchlichst gewiedmet wünschte die wenigen Aufträge zu Höchster Zufriedenheit auszurichten. Soviel vorläufig. Herr von Münchow hat mir zugesagt das Honorar Herrn Weickarts zu reguliren. Ist das geschehen; so bitte mir anzuzeigen wieviel Stunden Müller aufwartet; so wird auch er befriedigt werden können. Mit Herrn von Münchows jedesmaliger Remuneration scheint es mir bedencklich. Ich würde immer rathen Ostern herankommen zu lassen wo man ihm eine ausreichende Summe anbieten könnte. Die Sache ist delicat, ich werde sie durchdencken und Ihro Kayserl. Hoheit nächstens, mit andern Gegenständen, davon unterthänigsten Vortrag thun. Welches, mit meinen dringendsten Empfehlungen, geneigt zu vermelden bitte.

[1] Wegen dem Garten ist leider keine veränderte Gesinnung bey der Besitzerinn zu hoffen. Ew. Gnaden sprechen die Absicht entschieden aus die man hegt dort wieder den Sommer zu zu bringen. Sie sagen es im Vertrauen, allein es ist allgemein angenommen und Fr. G. weis und glaubt es. Nun hat sie ja schon vor einem Jahre über eigne Entbehrung einer Landwohnung geklagt und es ist noch die Frage ob sie nicht Schwierigkeit machen wird ihn diesen Sommer zu vermiehten. Die Art von Maske die ich Ihro Hoheit vorschlug würde unter den gegebenen Umständen keine Wahrscheinlichkeit haben und nicht fruchten ja eher schädlich seyn. Befehlen Ihro Hoheit so will ich durch Freunde Erkundigung einziehen. Die Besitzerinn ist aber viel zu klug, ihrer Sache so gewiß daß direckte und indireckte Behandlung gleiche Wirckung hervorbringen werden.

Aus eigner Erfahrung kann ich sagen wie hartnäckig in solchen Fällen die Besitzer sind. Die Treuterischen Erben wußten daß ich ihren Garten nicht entbehren könnte und ich mußte, nach langem Zögern, endlich doch Haus und Garten um einen übermäßigen Preis acquiriren wenn ich nur einigermassen in meinem Eigenthum Genuß finden wollte.

Soviel, meine gnädige für diesmal, da ich nichts erfreulichers zu sagen habe. Den lieben Zöglingen alles Gute von heut auf lange Jahre! Die bunten Papierchen drehen sich im Kreise und machen wunderliche[2] Sprünge, welche hoffentlich Vergnügen zu verschaffen das Glück haben. Mad. Batsch und Dem. Pallard die besten Empfehlungen mit dem Wunsch alle zusammen, nach überstandnem Winter im Grünen zu sehen.

Mögen Sie mir Neigung und Vertrauen auch fernerhin erhalten!

Ew. Gnaden

ganz gehorsamer Diener

Jena d. 2. Jan. 1818.

Goethe.


29/7944.


An Christian Gottlob Voigt

Exzellenz

Diesmal nur ein Wort zu Begleitung beyliegender dringender Bitte. Ew. Exzell. Geben ja wohl dem Patienten den Erlaubnißschein, sich in's Unglück zu stürzen, aus dem er nicht zu retten ist.

Möge dessen Liebe und Leidenschaft nicht so blaß werden wie seine Dinte.

Mancherley mitzutheilendes nächste Woche. Am lustigsten wird Rath Vulpius seine hiesigen Thaten und Ereignisse erzählen.

Academica nehmen sich schwarz auf weiß immer schlecht aus.

gehorsamst treu ergeben

Jena d. 2. Jan. 1818.

Goethe.[3]


29/7945.


An Carl Friedrich Ernst Frommann

Haben Ew. Wohlgeb.

vielleicht in diesen Tagen Zeit an den Divan zu dencken. Es wäre mir sehr angenehm, wenn wir bald zum Beschluß gelangten. Die besten Wünsche wiederholend

ergebenst

J. d. 4. Jan. 1818.

Goethe.[4]


29/7945a.


An Johann Gottfried Ludwig Kosegarten

Haben Ew. Wohlgeboren

vielleicht in diesen Tagen an die Persische Schrift von

Moganni Namé

gedacht. Baldige Mittheilung würde mich in meinen typographischen Fortschritten sehr fördern.

Für jeden Antheil dankbar

ergebenst

J. d. 4. Januar 1818.

Goethe.[41]


29/7946.


An Christian Gottlob Voigt

Ew. Excellenz

erhalten den verbindlichsten Danck für die geneigten Bemühungen für Weller. Die Ackten folgen zurück. Erhalt ich die Expeditionen; so bescheid ich den jungen Mann darnach und man läßt alles ruhen bis Ostern; alsdann wird er verpflichtet und kann im academischen Bibliothecksgeschäft nützlich werden.

Was in gedachter Angelegenheit zum Beginn geschehen, werden Ew. Exzell. aus beygehendem Bericht und Aufsatz geneigt ersehen, möge es zu einiger Zufriedenheit gereichen. Eine Abschrift welche Kräuter fertigen kann von beyden erbitte mir zurück zur Revision und Unterschrift; noch einiges Anzufügende:

Accorde mit den Handwerckern

Casse Bestand

Allgemeine Anmerckungen

füge sodann hinzu.[4]

Meine Acten theile nächstens Ew. Exzell. im Vertrauen mit, sie sind nicht Canzleymäßig.

Vulpius bringt seine Diarien mit, die auch zu secretiren sind, für uns höchst interessant. Ein Fascikel älterer Müllerischer Privat Protocolle bringt er gleich falls. Ich hoffe er wird meine dringenden Wünsche erfüllen und künftig auf gleiche Weise verfahren.

Eine abermalige Wartburgs Darstellung erscheint. Ich greife dem Urtheil nicht vor. Zu entbehren wäre sie gewesen; doch ist sie klug und absichtlich genug. Okens Rede erinnert an die Perorationen der Feldherrn im Livius. Sie ist offenbar ein spätes Produckt.

Da Weller vor Ostern nicht angestellt wird so schweigen wir bis dahin gegen jedermann.

Mich unter den besten Wünschen zudringlich empfehlend

Jena d. 9. Jan. 1818.

G.[5]


29/7946a.


An Louise von Knebel

Könnte ich, liebe Freundinn, heute etwas von jener Angelegenheit erfahren? Da heute Abend Post- und Botentag ist.

Zugleich vermelde: daß Wellers Angelegenheit auf einem leidlichen Wege ist. Mit dem Entschluß übereilt man sich nicht.

Den schönsten guten Morgen. Wie befindet sich der Kleine?

G.

J. d. 9 Jan. 1818.[41]


29/7947.


An Sophie Caroline von Hopffgarten

Ew. Gnaden

Vermelde eiligst durch meinen Sohn daß mir heute gelungen Fr. Griesbach den Garten abzumiethen. Sie überläßt ihn auf die Monate May, Juni, Juli, mit den Möbels die ihr gehören wie voriges Jahr, dafür verlangt sie 150 rh. Und wird ihre übrigen[5] Einrichtungen darnach treffen. Nächstens wegen des Übrigen

gehorsamst

Jena d. 13. Jan. 1818.

Goethe.


29/7948.


An Christian Gottlob Voigt

Ew. Excellenz

Zufriedenheit mit unsern Bemühungen ist mir unendlich viel werth, was wir auch vornehmen und beendigen mögen, bleiben wir doch immer in Ihrer Schuld.

Das Diarium des Bibliothekars ist viel werth, dasselbe und der Bericht zeigen daß die Sache auf gutem Wege ist, schneller und besser als wir hoffen konnten. Nun erbitte ich mir baldige gnädige Resolution damit ich mit den Handwerksleuten abschließen kann, denn es dauert immer eine Zeit bis sie sich einrichten und das Geschäft angreifen. Da es überhaupt aus lauter einzelnen Theilen besteht, so ist es desto nöthiger daß es in einer gewissen Folge geschehe, deswegen ich auch hier bleiben muß, bis alles völlig im Gang ist.

Von dem was nach diesen Vorbereitungen am eigentlichen Geschäft zu thun sey, wird sich noch vor Ostern ergeben.

Dem Bibliothekar habe ich dringend angelegen, daß er auch in Weimar solche Protokolle führe, es[6] ist ja ehrenvoll für ihn, wenn seine Vorgesetzten wissen was er thut.

Die Museumsangelegenheiten bedürfen vor Ostern auch eine genaue Umsicht, es wird uns nicht schwer werden zu zeigen daß wir den Zuschuß von 500 rh. Vierteljährig gar sehr bedürfen.

Möge alles dieses bey Ew. Excellenz zu einiger Zufriedenheit gereichen, Ihr Wohlseyn und Wohlwollen ist mein eifrigster Wunsch.

Und so für alle Zeit

treu anhänglich

Jena d. 15. Jan. 1818.

G.


29/7949.


An Antonia Brentano

Da mein Bürger-Schifflein (leider nicht reichlich beladen) den Anker lichtet, so ist es sehr liebenswürdig daß die Freundinnen mit dem Tüchlein winken, um den Scheidenden zu erinnern daß das Beste zurückbleibe. Haben Sie Dank für Ihren Wink und nehmen meinen Gegengruß in beyliegenden Blättern, die Ihnen ganz allein verständlich seyn können.

Schon im Gedanken freue ich mich ein so kostbares Bild, wie Sie mir anzeigen, in Ihrem Besitz zu wissen. Schreiben Sie mir wie Sie es aufgestellt haben: denn ich weiß noch recht gut wie Ihre Bilder versammelt und vertheilt sind. Vielleicht findet sich auch ein Kupfer desselben.

[7] Ihr Freund ist meist auf Entbehrung eingerichtet, doch besuchen ihn manchmal dergleichen Heilige, Götter und Abgötter, die denn auch nach Würden ihre Verehrung finden.

Den guten Grambs bedaure ich; und doch müssen wir ihn glücklich preisen, daß er ein unerfreuliches, ja leidendes Leben durch die so zarten als hohen Kunstfreuden nicht nur erträglich, sondern auch erquicklich machte.

Freundin Paula meldete mir ihre Abreise nach Paris und erbot sich Aufträge zu besorgen; ich habe von dorther mancherley zu wünschen und will sehen was sie mir mitbringt, es wäre möglich daß sie es ohne Auftrag gerathen hätte. Ihr echt deutsches Wesen mag sich dort nicht sonderlich behagen.

Öffentliche Nachrichten von dem Befinden des Herrn Minister von Stein beunruhigen uns; empfehlen Sie mich ihm dringend, er ist ein Stern den ich bey meinem Leben nicht möchte hinab gehen sehen. Sagen Sie mir auch etwas von seiner zweyten Tochter! Das ist ein wundersames Kindesbild, das ich nicht los werden kann. So verfolgen mich mitunter Gestalten und Wesen mit eigner Lieblichkeit und Kraft. Hätte man aber auch nicht die Sicherheit dieser unwillkürlichen Eindrücke, wie könnten uns unsere fernen Freunde immer gegenwärtig seyn.

Was übrigens Ihr Freund für ein unschuldiges, einsiedlerisches Leben führe, können Sie daraus ersehen, daß ihm keins von denen vielen, tagtäglich[8] bey uns herumflatternden Blättern, Blättchen, Heften und Heftchen vor Augen kommt. Ungerechtigkeit und Unbilligkeit sind an der Tagesordnung; Wie können Partheyen gegen einander irgend eine Rücksicht nehmen? Wie soll man abgeschiedene Vorzüge würdigen, da es nur darum zu thun ist currente Unarten gelten zu machen? Wahrscheinlich ist es so in dem Falle worüber Sie Sich beschweren. An meiner Tagesordnung ist die Maxime: man muß sich selbst schonen wo nichts geschont wird, und wie Diogenes sein Faß in der allgemeinen Verwirrung hin und her wälzen. Das haben Sie denn freylich, verehrte Freundin, um ein Großes besser, am Sonnenende des herrlichen thätigen Frankfurts, wo das schlimme Wetter selbst nicht schlecht aussehen kann, und wo Sie im Hause, wenn Sie im schönsten Familienkreise noch irgend eine Art Ungeduld überfiele, nur vor Ihren van Dyck treten dürfen und von da, an allerley irdischen und himmlischen Bildern vorbey, bis zum berühmtesten aller Hasen zu wandern haben um völlig hergestellt zu seyn. Das alles will ich Ihnen nicht beneiden, sondern im Geiste Ihrem Glück folgen.

Nun aber nehme ich für dießmal Abschied, und bitte, mich Ihrem Herrn Gemahl, in Ihrem Kreise und der Nachbarschaft auf's liebenswürdigste zu empfehlen.

auch aus der Ferne

gegenwärtig

Jena d. 16 Jan. 1818.

Goethe.[9]


29/7950.


An Johann Gottfried Schadow

Ew. Wohlgeboren

haben mir mit der Sendung der herrlich geprägten Luthers viel Freude gemacht. Meine Schuld konnte ich noch nicht abtragen, die Medaillen liegen in Weimar und bin seit jener Zeit in Jena, auch war bey einigen der Preis nicht beygedruckt. Mögen Sie mir gefällig sagen was ich zu entrichten habe, es soll sogleich erfolgen.

Doch wäre ich vielleicht noch länger in Ihrer Schuld geblieben, wünschte ich nicht in meinem verspäteten dritten Heft Kunst und Alterthum jenen frühern Aufsatz nunmehro zu bringen, wobey ich denn umständlich und genau sagen möchte, wie weit Ostern Ihr großes Geschäft gelangt seyn kann. Lassen Sie mich alles wissen was Sie wünschen daß das Publicum erfahre.

Meine Gedanken besuchen Sie immer in Berlin, zwey Besuche meines ältesten und jüngsten dortigen Freundes, derer Herren Hirt und Schultz, haben mir für den Augenblick doppelte Anregung gegeben als wenn ich Sie allerseits besuchen müßte. Möge mir ein solches Frühjahr heran kommen, daß dieser Wunsch nicht blos ein Traum bleibt.

Erhalten Sie mir ein freundliches Andenken.

ergebenst

Jena d. 16. Jan. 1818.

Goethe.[10]


29/7951.


An Sulpiz Boisserée

Ihr liebreiches Andenken fand mich gerade allein am Weihnachtsabend, in meiner wunderlichen jenaischen Wohnung, wo aller Comfort nur aus der Seele des Bewohners entspringen kann; ich versetzte mich gern zu den drey Königen an die Krippe und betrachtete mit Freude was auch mir an diesem lieblichen Abende geworden war.

Das Stammbuch in den schwäbischen und Rheingegenden, zu Anfang des dreyßigjährigen Krieges, von Fürsten, Herren und Canzleyverwandten mit Feder und Pinsel gezeichnet, ist höchst merkwürdig: Tüchtigkeit, Ernst und Muth walten überall vor.

Ein mehr wunderliches als beschwerliches Bibliotheksgeschäft habe ich nun so gestellt, daß ich bis Ostern Friede habe. Mein stockendes drittes Heft bewegt sich wieder und wird wohl bis Palmarum beysammen seyn. Wahrscheinlich nehme ich den Aufsatz über das Abendmahl darin auf. Diese Untersuchungen waren für mich von der größten Bedeutung, sie nöthigten mich, dem außerordentlichsten Künstler und Menschen wieder einmal auf allen Spuren zu folgen; wo man denn doch über die Tiefe der Möglichkeit erschrickt, die sich in einem einzigen Menschen offenbaren kann.

Leider ist aber beynahe alles was er geleistet hat[11] den Sinnen entrückt, und wie sehnsuchtsvoll gedachte ich Ihres Christusbildes von Hemmling, von welchem so eben Artaria mit ungewohntem Enthusiasmus gegen mich sprach.

Übrigens muß ich, wie schon vormals gesagt, von Tag zu Tage gehen, das Interesse des Augenblicks bleibt bei mir, und früherer würdiger Zeit. Gestern heißt gar nichts! und so ist denn das allgemeine Menschen-Loos noch immer erträglich genug.

So weit war ich gelangt am 10. Abends, als Ihr lieber Brief ankam. Lassen Sie mich Folgendes dankbar hinzufügen. Zuerst spreche ich meine Freude aus über die sich unter uns immer mehr ausgleichende Überzeugung; auch dießmal stimme ich völlig ein. Winkelmanns Weg, zum Kunstbegriff zu gelangen, war durchaus der rechte, Meyer hat ihn ohne Wanken streng verfolgt, und ich habe ihn auf meiner Weise gern begleitet. Der sonstigen treuen Mitarbeiter in diesem Felde gab es auch wohl noch; sehr bald aber zog sich die Betrachtung in Deutung über und verlor sich zuletzt in Deuteleyen; wer nicht zu schauen wußte fing an zu wähnen und so verlor man sich in egyptische und indische Fernen, da man das Beste im Vordergrunde ganz nahe hatte. Zoega fing schon an zu schwanken, Böttcher tastete überall herum, am liebsten in Dunkeln und man hatte nun immerfort an den unseligen dionysischen Mysterien zu leiden. Creuzer, Kanne und nun auch Welcker entziehen uns[12] täglich mehr die großen Vortheile der griechischen lieblichen Mannigfaltigkeit und der würdigen israelitischen Einheit.

Hermann in Leipzig ist dagegen unser eigenster Vorfechter. Die Briefe, zwischen ihm und Creuzer gewechselt, kennen Sie, der fünfte ist unschätzbar. Dazu nun seine lateinische Dissertation über die alte Mythologie der Griechen macht mich ganz gesund: denn mir ist es ganz einerley, ob die Hypothese philologisch-kritisch haltbar sey, genug, sie ist kritisch-helenisch patriotisch und aus seiner Entwicklung und an derselben ist so unendlich viel zu lernen als mir nicht leicht in so wenigen Blättern zu Nutzen gekommen ist.

Mit meinem Heft Kunst und Alterthum geht mir's wunderlich, die Rhein- und Maynluft verweht nach gerade, und ich habe Sie auch deswegen nicht weiter aufgefordert. Man verlangt von mir des Jahres über so vielerley Gutachten, und nun kann ich mich auf diesem Wege auf einmal an mehrere Fragende wenden; doch so geht Zeit und Raum dahin, ohne daß man sieht, was es fruchtet. Dann kommt uns denn doch wieder, ehe wir uns versehen, und unserm Glauben irgend ein Zeichen zu Hülfe, so erhalte ich vor einigen Tagen ein Heft mit der Überschrift:

»Über die Aufgabe der Morphologie, bey Eröffnung der königlichen anatomischen Anstalt in Königsberg, von C. F. Burdach, Professor der Anatomie.«

[13] Kommt Ihnen das Programm vor Augen, so schenken Sie ihm Aufmerksamkeit, man kann alsdann ehr darüber conferiren.

Tausend Lebewohl!

Jena den 16. Januar 1818.

G.


Lassen Sie mich nun Ihren eigenen Angelegenheiten ein besonderes Blatt widmen! Schon früher wünschte ich, was Sie auch nun zu thun scheinen, daß Sie Ihre Forschungen sammelten und Ihre Überzeugung aussprächen. Richten Sie es ein, daß es ein Bändchen wird, und Sie werden, selbstständig erscheinend, sich und andern Freude machen. Wollen Sie das Manuscript vor meinen Augen vorübergehen lassen, so soll es an freundlichen theilnehmenden Blicken und, wenn Sie's verlangen, an Vorwort nicht fehlen.


Soll ich in Berlin Anregung thun? Ich kann es aufs Unverfänglichste. Doch wünsche Ihre Zustimmung.


Das neuste vom Jahr! Damit die letzte Seite nicht leer bleibe!

G.

Worte find der Seele Bild –

Nicht ein Bild! Sie sind ein Schatten!

Sagen herbe, deuten mild

Was wir haben, was wir hatten –

Was wir hatten wo ist's hin?

[14] Und was ist denn was wir haben? –

Nun! Wir sprechen! Rasch im Fliehn

Haschen wir des Lebens Gaben.


am 10. Jan. 1818.

G.


29/7952.


An August von Rode

[Concept.]

Ew. Wohlgeboren

haben eine vieljährige freundschaftliche Gesinnung sowohl gegen mich als den unvergeßlichen Behrisch ganz unerwartet bethätigt, indem Sie die hinterlassenen Papiere, die auf eine so wundersame Weise verborgen und aufbewahrt geblieben, wieder in meine Gewahrsam bringen. Im allgemeinen war mir schon eine Nachricht davon zugegangen, und ich sehe erst jetzt wie übel ich gethan jenen Wink zu vernachlässigen.

Desto mehr bin ich Ew. Wohlgeboren verpflichtet daß Sie mein Versäumniß unaufgefordert verbessern, und ich werde gewiß mich jederzeit bey dieser mir in manchem Sinne bedeutenden Gabe so wie früherer Tage also auch der guten Stunden erinnern, die ich das Glück hatte in Ihrer Gesellschaft zuzubringen, der ich mich auch für das Künftige Ihrer freundlichen Theilnahme auf's allerbeste empfehlen möchte.

Weimar den 19. Januar 1818.[15]


29/7953.


An Ambrosius Hubert Eichhorn

Ew. Wohlgeboren

mußten mich länger als zwey Jahre für sehr undankbar halten, daß ich auf die mir 1815 gefällig zugesagte, im April 1816 von Trier abgegangene und unter dem 29. May dieses Jahres mir angemeldete sehr angenehme Mineraliensendung bis jetzt noch kein Lebenszeichen von mir gegeben. Folgendes möge zu meiner Entschuldigung dienen. Jene Sendung kam zur rechter Zeit bey meinen Freunden in Frankfurt an, der zerbrochene Kasten nöthigte die Stufen auszupacken, man legte sie bey Seite, und über mancherley Umstände vergaß man die fernere Expedition. Auch ich, durch mancherley harte Schicksale meinen Studien und Neigungen entfremdet, unterließ zu erinnern. Erst vor kurzem, als ich eben in Betrachtung ähnlicher Gebirgsbildungen beschäftigt war, fand ich unter meinen Papieren jenes Trierische Verzeichniß und erhalte nun auf Anregung, gerade zur rechter Zeit, diesen mir gleichsam aufgehobenen Schatz, nachdem mir von einer ganz anderen Seite, aus den Fassathal nämlich, ähnliche mineralische Gebilde zugekommen waren.

Mögen Ew. Wohlgeboren Sich meines zwar verspäteten aber aufrichtigen und desto lebhaftern Danks versichern, haben Sie die Güte meiner zu gedenken, so wie die mir geneigtest übersendeten Schaustücke Ihr[16] Andenken an meine Studien und Liebhaberey immerfort anknüpfen werden.

ergebenst

Weimar den 19. Januar 1818.

J. W. v. Goethe.


29/7954.


An Sophie Caroline von Hopffgarten

Ew. Gnaden

machen mich sehr glücklich durch die Nachricht daß Ihro Kayserl. Hoheit die Verhandlung wegen des Gartens gnädigst billigen und allzuwohl sehe ich ein daß den lieben Kindern für dieses Jahr besonders ein solcher Aufenthalt unentbehrlich sey. Möchte doch gelingen auch für die Zukunft diese beliebte und erfreuliche Wohnung der höchsten Familie zu sichern.

Wollte man balde jemanden herüber senden daß wegen der Moebles Abrede genommen würde, zuerst was Frau Griesbach überläßt, so dann was allenfalls zu miethen wäre. Dieses Letztere wäre zeitlich abzuthun, und mit den Verleiheren auf die drey Monate May, Juni und Juli zu kontrahiren. Ostern fällt früh, man erwartet mehrere Studirende, die wohlhabenden sehen sich nach guten Moebles um was als dann im April noch zu haben seyn möchte könnte nicht befriedigen. Ich weis nicht ob man es räthlich findet ein paar Wagen damit von Weimar herüber zu senden.

[17] Wegen Weickarts und Müller liegt ein Blätchen bey, wegen v. Münchow habe viel auf dem Herzen. Nach der Persönlichkeit dieses Manns, seiner Anhänglichkeit an die höchste Familie, seinen bisherigen Bemühungen und Opfern, wäre zu wünschen daß er zu Ostern noch eine nahmhafte Summe an Geld erhielte und sodann ausgesprochen würde was ihm vierteljährig zu Theil werden sollte. Auf dem bisherigen Weg kommen wir zu tief in seine Schuld. Deshalb hab ich auch das mir gesendete Gold zurückbehalten. Man brauchte sich beyderseits nicht für immer zu binden; Ein Jahr aber auszusprechen möchte billig, schicklich und beruhigend seyn.

Befehlen Ihro Kayserl. Hoheit; so äußere ich mich weiter darüber, denn ich wünschte daß bey wiederholtem Aufenthalt alle Verhältniße klar würden; alle Verlegenheit wäre verbannt.

Mit den heisesten Wünschen für glückliche Erfüllung unsrer Hoffnungen!

gehorsamst

Jena d. 20. Jan. 1818.

Goethe.


29/7955.


An Carl Friedrich Zelter

Da du deine Kunstgewandtheit dießmal uns zu Gunsten hast eilig walten lassen; so soll der Dank dagegen auch nicht zaudern, sondern sogleich entrichtet werden. Unsere Frauenzimmer haben sogleich gebührende[18] Anstalt getroffen, und sobald ein paar Dutzend Hindernisse werden beseitigt seyn, hoffe ich wieder einmal deine Stimme in so viel andern zu hören.

Was du bey diesem Stück zu erinnern hast, werden wir nicht finden, ob wir gleich auch wohl wissen daß ihr Tonherrn aus dem Stegreif zu arbeiten genöthigt und gewohnt seyd.

Ferner fragt sich, ob du guten Humor genug hast beykommende Noten anzusehen und mir ein Wort darüber zu sagen. Der Kreis, aus dem diese Lieder kommen, ist zwar beschränkt, aber heiter, von gutem Muth und Willen. Ich weiß recht wohl daß daraus kein Kunstwerk entsteht, also hängt es von dir ab, ob wir sollen fallen lassen und ablehnen.

Mein drittes Heft Kunst und Alterthum (denn so muß ich es nennen, da die Rhein- und Maynluft nach und nach darinnen verwehen wird) geht nun rasch vor sich, um es euch vor Ostern in die Hände zu bringen. O! ihr Athenienser, seyd ihr denn werth daß man sich um eurentwillen solche Bemühung giebt? Ein gutes Wort findet eine gute Statt, aber ein vernünftiges keine.

Übrigens habe ich mich nicht zu beklagen, ich finde mich bey einem gleichen Lebenswandel ganz wohl und thätig, und wanke und weiche nicht aus meiner Bahn, obgleich der Journalisten-Teufel, zwischen Weimar und Jena, nicht zu vieren (à quatre) sondern zu Dutzenden los ist.

[19] Daß der Platz ausgefüllt werde einige Excerpta und Notata.

Übrigens, to be or not to be, kommen oder nicht kommen, that is the question!


Man fragte Rossini, welche seiner Opern ihm selbst am besten gefalle? Er antwortete: Il Matrimonio secreto.

In der Oper Elena des alten Mayer von Bergamo soll im zweyten Act ein Sextett vorkommen von der größten Wirkung. Eine böhmische Volks-Melodie, eine Art Notturno, soll zum Grunde liegen. Wäre es wohl möglich zur Partitur dieses Sextetts zu gelangen?

Seit mehreren Jahren liegt in Jena unter mehreren Papieren dein Fasch, dießmal fand ich ihn und las ihn, auf einen Sitz, mit großer Erbauung. Wie versetzt uns das in eine andere Welt! Und wie nimmt sich ein altes Welt-Geschichts-Inventarien-Stück von einem König so gar wunderlich aus. Ich sage alt, und er ist noch nicht vierzig Jahre todt, doch ist sein Thun und Lassen schon veraltet, doch mag das wohl an der Eile der neusten Zeit liegen. Nun lebe wohl! Und melde bald etwas Freundliches.

Und so fort an und für ewig

Jena den 20. Januar 1818.

G.[20]


29/7956.


An Friedrich Theodor von Müller

Ew. Hochwohlgeboren

haben mehrmals in Rücksicht auf meine Vorsprache gewisse Geschäfte beschleunigt, und ich stehe daher im Credit daß ich einigen Einfluß zu Beförderung des Guten habe. Nun erinnere ich mich sogar, aus uralten Zeiten, daß bey'm Cammergericht zu Wetzlar das Sollicitiren gesetzlich war. Um so mehr hoffe ich werden Sie entschuldigen, wenn ich beyliegenden Brief übersende. Die Bittende scheint zwischen die neuen Landes- und Staatsverhältnisse gequetscht zu seyn. Wird ihr geholfen, so vermehren Sie dadurch mein moralisches Ansehn, erneuern meine Dankbarkeit und verschaffen mir wahrscheinlich zugleich Gelegenheit, Sie in einem ähnlichen Fall wieder zu begrüßen, denn mannichmal empfind ich gar wohl in meiner jenaischen Einsamkeit, daß ich von meinen lieben Weimaranern allzulang getrennt bin.

Empfehlen Sie mich aller Orten und Enden, und erhalten mein Andenken einigermaßen aufrecht.

gehorsamst

Jena den 22. Januar 1818.

Goethe.[21]


29/7957.


An Johann August Gottlieb Weigel

[Concept.]

[Jena, 23. Januar 1818.]

Ew. Wohlgeboren

danke für die baldige Sendung der griechischen Autoren und bitte damit fortzufahren wie sie nach und nach herauskommen, ich denke meinen jungen Freunden viel Vergnügen damit zu machen. Die meisten lernen das Altgriechische sehr emsig. Es ist überhaupt ein wundersamer Trieb in dieser Nation.

Von dem beyliegenden Verzeichniß gilt wie von dem vorigen daß mir die roth unterstrichenen vorzüglich wünschenswerth, die übrigen um ein wohlfeilen Preis angenehm find. Sollten bedeutende Blätter von um geringe Preise, wie es wahrscheinlich ist, weg gehen; so sind sie mir willkommen, besonders solche die gleichzeitige Weltbegebenheiten vorstellen. Mehr sag ich dießmal nicht und versichere nur, daß mich das Verhältniß zu Ew. Wohlgeboren das Beste für meine Sammlung hoffen läßt. Können Sie mir einmal eine Zeichnung von dem hoffnungsvollen jungen Schnorr zum Ansehen schicken, so soll es mich freuen auch mit diesem schönen Talent bekannt zu werden. Der ich recht wohl zu leben wünsche.[22]


29/7958.


An Christian Georg Carl Vogel

[Concept.]

Ew. Wohlgeboren

ersuche abermals um eine Gefälligkeit:

Der Wiener Maler, welcher die herrlichen Blumenstücke malte welche in Serenissimi Zimmern sind, heißt, soviel ich mich erinnere, Koch; nun wünschte ich auch seinen Vornamen und wo möglich etwas von seiner Lebensgeschichte zu wissen. Könnte ich ferner die auf Papier gezeichneten Umrisse, um einen Stab gewickelt, auf kurze Zeit erhalten, nebst Erklärung der Nummern; so würde ich sehr gefördert seyn, indem ich Gelegenheit habe ihm etwas Freundliches öffentlich zu sagen.

Mögen Sie mich Serenissimo zu Gnaden empfehlen, diese Wünsche Höchst Demselben vortragen und, nach Gewährung, die Expedition beschleunigen; so verbinden Sie mich auf's neue.

Mit den besten Wünschen.

Jena den 23. Januar 1818.


29/7959.


An Carl Friedrich Burdach

Ew. Wohlgeboren

gehaltvolle Sendung kommt mir gerade in dem Augenblicke zu gute, als ich mich eben bereite, ältere Arbeiten zusammenzustellen und bey mir jede Betrachtung[23] im Einzelnen wieder anzuknüpfen, die ich im Allgemeinen niemals unterbrochen habe.

Ich schätze mich glücklich zu erleben, daß eine so bedeutende Anstalt wie die Ihrige auf Grundsätzen aufgebaut wird, die ich immer für die rechten gehalten habe, und nun fühle ich mich versichert, daß eine glückliche Methode die Erfahrung erweitern und zugleich erleichtern kann, welches Beides zu verbinden bisher unmöglich schien.

Die großen Vortheile der vergleichenden Anatomie, für deren Grund und Resultat wir die Morphologie wohl ansprechen dürfen, sehe ich täglich vor mir, indem unter Direction des Herrn Prof. Renner eine Veterinärschule gedeiht, die, in fünf Vierteljahren, vom ersten Augenblicke bis jetzt, mannichfache Erfahrung über die Thierkunde verbreitet, von den nothwendigsten und nützlichsten Geschöpfen ausgeht und, um zum vollständigen Begriffe derselben zu gelangen, über alles Lebendige sich ausbreiten muß.

Nach den geforderten Präparaten, die sich schon gesammelt haben, gab es auch Gelegenheit, dergleichen von weiter verwandten Geschöpfen auszuarbeiten und es wird immer augenfälliger, daß eins auf das andere hindeutet, daß, wenn wir den Hauptgedanken festhalten, selbst die größte Mannichfaltigkeit uns nicht mehr irre machen kann.

Ew. Wohlgeboren sehen hieraus, mit welchem Eifer ich Ihr Programm lesen und wieder lesen mußte, da[24] ich es durchaus mit meiner Sinnesweise übereinstimmend fand. Sie haben sich ganz im Allgemeinen gehalten, ich glaube aber, Ihrem Vortrage einen Theil des Besonderen unterlegen zu können, dessen Fülle Sie nach und nach reichlich entwickeln werden.

Zwar ist nicht zu läugnen, daß die Ausbildung der Morphologie, wenn man von der menschlichen Anatomie ausgeht, schon schwieriger wird. Man hat immer nur mit Abweichung der Gestalt zu thun, aber nicht mit Gegensätzen (Weib und Mann allenfalls). Der Menschenzergliederer scheint irre zu werden, wenn er auf die Thiere hinblickt, der Zootom hingegen sieht in der menschlichen Gestalt das vereinigte Ziel aller seiner Wünsche. Da er nun sogar aus Beruf mehrere von einander unterschiedene, ja einander entgegengesetzte Geschöpfe, wie Pferd, Stier, Schaf, Hund behandeln und erforschen muß; so ist er immer fort zu bedeutenden Vergleichungen genöthigt, die ihn früher dem allgemeinen Begriffe entgegenführen. Und so glaube ich denn auch aus Ihrem Programme gesehen zu haben, wie Sie mit Klugheit zu Werke gehen, und aus der höchst geheimnißvollen Beschränkung menschlicher gefunden ja kranken Bildung in die leichter faßlichen thierischen hinüberdeuten, um nach der Stellung, die Ihnen akademisch angewiesen ist, auch an das von vielen seiten zugängliche Ziel gelangen zu können.

Wenn ich hier nichts weiter sage, als was Sie schon denken mußten, ehe Sie Ihr Programm schrieben,[25] so sehen Sie doch daraus den Antheil, den ich an allem zu nehmen genöthigt bin, was Ihre neue und große Anstalt der Wissenschaft gewiß bedeutende Vortheile bringen muß. Haben Sie die Güte, mir von Zeit zu Zeit von Ihren Fortschritten Nachricht zu thun, und schreiben Sich's zu, wenn ich in meinen öffentlichen Mittheilungen vielleicht schneller verfahre, als ich ohne Ihre Anregung würde gethan haben.

[Jena, 25. Januar 1818.]


29/7960.


An Friedrich Theodor Kräuter

Endlich einmal, mein Werthester, einige Aufträge und Notizen.

1) Es ist mir sehr angenehm wenn auf der Bibliothek alles munter geht, zu Ostern wird sich zeigen was für Plane auch für den Sommer zu machen sind, denken Sie indessen immer darüber nach.

2) Liegt ein Billet an Kupferstecher Müller bey, senden Sie das von ihm zu erhaltende Packet unter Bibliothekssiegel hierher an Färber.

3) Sorgen Sie doch dafür daß die beiden Gestelle, worauf das Panoram zu stehen kommt, nächstens durch Schneidewein hierher baldigst gesendet werden.

4) Das große Portefeuille, worauf die Inschrift neuere Florentiner steht, sehen Sie doch einmal sorgfältig durch und nehmen die Blätter heraus, worauf[26] die Propheten und Sibyllen von Michel Angelo gestochen sind. Und senden Sie mir selbige, zwischen ein paar Pappen gepackt, herüber.

5) Die Papier-Rechnung lasse ich gleich bezahlen, schicken Sie mir nur die Rechnung, was Sie von den zwanzig Thalern, die Sie von mir in Händen haben, ausgegeben, damit ich alles auf einmal abthue.

6) Bey meinem Sohn habe ich mir einen Plump Pudding bestellt mit so viel Rum als nöthig ist ihn zu entzünden. Es wäre mir sehr angenehm wenn er Sonnabends mit den Boten ankäme.

7) Sodann wünsche Riemers griechisches Lexikon, sodann das kleine französische Hand-Dictionnaire von Cramer.

8) Beygestecktes Zettelchen wäre Herrn Canzleyrath Vogel mit meinem Complimente zu überbringen, und zur gelegentlichen Besorgung zu empfehlen.

9) Wünschte ich alles was vom Morgenblatt und der Allgemeinen Zeitung angekommen zu erhalten.

10) Auch wünschte ich die Blätter der vorjährigen Isis, sie mögen auf der Bibliothek oder in meinem Hause seyn, zu erhalten. Den Schluß habe ich hier und will das Ganze sogleich binden lassen.

11) An Conceptpapier fehlt es mir ganz und gar, mit einem anderen bin ich ganz reichlich versehen. Doch wünschte ich auch noch etwas blaues Papier.

12) Zufälliger Weise kann ich durch einen rückkehrenden Boten Gegenwärtiges abschicken. Heute[27] Abend geht sowohl an Sie als an meinen Sohn das Weitere fort.

Jena den 27. Januar 1818.

G.


29/7961.


An die Großherzogin Maria Paulowna

Durchlauchtigste Fürstinn

gnädigste Frau,

Von der gnädigsten höchsterfreulichen Morgenerscheinung noch ganz geblendet sage nur, um den rückeilenden Boten nicht aufzuhalten, was freylich Höchstdenenselben längst bekannt ist: daß es mich immer unendlich glücklich macht von Ew. Kayserl. Hoheit Gegenwart nur Augenblicke begnadigt zu seyn, deren Erinnerung durch alle Folgezeit mich erquickt.

Muß ich dieses unschätzbaren Gutes entbehren, so fühle ich nur zu schweer die Bande die mich in ferner Nähe gefesselt halten, meinem Geist aber nicht wehren können Höchstdieselben und alles was Ihnen lieb und werth ist Schritt für Schritt zu begleiten und also auch auf dem Gipfel des Festes ganz nahe zu stehen.

Erlaubt sey mir des Gedichtes mich noch kurze Zeit zu erfreuen und sodann wiederholend mich aber und abermals zu bekennen

Ew. Kayserlichen Hoheit

unterthänigster

Jena d. 27. Jan. 1818.

J. W. v. Goethe.[28]


29/7962.


An Christian Gottlob Voigt

[Jena, 27. Januar 1818?]

Und was soll ich denn abermals Ew. Exzell. auf alle die unerfreulichen Nachrichten erwiedern? Für deren schnelle Mittheilung ich jedoch höchlich danckbar bin. Jederzeit weis ich vier und zwanzig Stunden voraus was für schlechtes Wetter von Osten in Westen anlangen wird, ohne auch nur im mindesten wehren oder helfen zu können und so beunruhigt mich wieder die Wirckung dieser Meteore die von dort herüber schallt und trifft. Durch dieses Unwesen ist auch hier die Gesellschafft in stumme Apprehension gerathen, niemand traut dem andern, und wäre man nicht genöthigt zu lehren und zu lernen, von Morgens bis in die Nacht würde durchgeklatscht, was mit wenig vernünftigen Worten abzuthun ist.

Wes Brodt ich esse des Lied ich sing. Die Herren essen das Brot der Presfreyheit, kein Wunder daß sie ihr zu Ehren die heftigsten Hymnen singen.

Das Publicum verhält sich wie Beylage sub [*Mars] besagt; doch ist ein merckwürdiges Phänomen daß niemand mehr an die allgemeinen Angelegenheiten denckt; sondern ein gränzenloser Haß gegen Kotzebue sich hervorthut, der denn seinen Feinden gut Spiel macht. Alles was gegen ihn geschieht wird gebilligt, jede Maasregel für ihn getadelt. Barth mit der[29] eisernen Stirn wird an's Licht gezogen und als das willkommenste Document betrachtet. Man droht mit neuem Abdruck desselben, und freylich würde dieser Scandal gutes Geld eintragen.

Bürger wie Studenten wüthen öffentlich gegen den Erbfeind, wie sie ihn betrachten. Alle frühern Geschichten: wie K. der Academie und Stadt zu schaden gesucht werden hervorgehoben, Historien die denn nur allzuwahr sind und jener Zeit uns beyden nicht wenig zu schaffen machten. Es entstehen gewiß noch die unangenehmsten Folgen aus diesem seinen Aufenthalt in W. Daß es schlecht ablaufen würde konnte jeder voraussagen, Wie? ist leider schon offenbar.

ad Seria!

Der Januar geht zu Ende, wie steht es mit dem Depositum das der Bibl. Casse zu Gute gehen sollte? Möchten Ew. Exzell. mir deshalb nähere Nachricht geben! Ich wünschte daß es uns förmlich zugesprochen und vergönnt würde davon zu erheben. Jetzt bedürfen wir's nicht, vielleicht aber verwendete man einen Theil auf die Grunerische Aucktion. Ich lasse gleich die Aushängebogen des Catalogs durchgehen, damit man Zeit hat sich zu berathen. Von 425 Büchern die man nachgesehen hat sind nur 74 auf der academischen Bibliotheck. Einen solchen Fall müssen wir nothwendig zur Sprache bringen.

Prof. Güldenapfel ist sehr kranck, ich erschrack als[30] ich ihn seit vier Wochen zum erstenmal wiedersah. Das Verhältniß zur Literatur Zeitung ist ihm drückender als jemals. Und doch seh ich nicht wie der Sache zu helfen wäre. Die Arbeit kann er nicht thun und das Geld nicht entbehren.

So viel für den Augenblick, mit dringender Bitte um Fortsetzung der Staats Nachrichten.

Verbundenst

Goethe.


[*Mars]

In Holland 1615

ging es mit Verbietung der allzugemeinen pasquillischen Bücher und Schmähkarten, wie in Deutschland mit der Münz, daß es immer verboten, und doch immer fortgetrieben wurde. Ist also das unnütze Bücher-Schreiben eins von denen Dingen, die jedermann tadelt und jedermann gern hat, kauft und lieset, sonst würde es des Druckens nicht verlohnen.

Renovatum Jena 1818.


29/7963.


An den Großherzog Carl August

Der Director Herr von Schreibers erzählt auf den vier ersten Seiten seines Briefs die Geschichte der Bestellung jener getrockneten Pflanzen-Exemplare, und eine deshalb gepflogene Verabredung, woraus erhellet daß eigentlich die elegante Aufstellung und Verwahrung[31] der Herbarien, welche anfangs beliebt worden, die Kosten um ein so Ansehnliches erhöhe.

Wenn er nun auf der vierten Seite Num. 1 den Vorschlag thut, daß man noch sechs solcher schon fertigen und vorräthig liegenden Lieferungen um den vorigen Preis annehme, dagegen aber terminliche Zahlung leisten möge; so dürfte wohl kaum diesem Antrag auszuweichen seyn und es käme nur drauf an wie man die Zahlungstermine bestimmen wollte? ob zwey? Ostern und Michaelis, oder drey? Ostern, Michaelis und Weihnachten.

Was nun ferner das auf der sechsten Seite Num. 2 Angeführte und Vorgeschlagene betrifft, so könnte man sich vorbehalten: wenn erst die sechs Bände abgeliefert sind und, wie man, bey gefällig zugesagter Aufmerksamkeit, gewiß erwarten kann, allen Beyfall finden; so werde man überdenken was von den übrigen Pflanzen und in welcher äußeren Form zu bestellen seyn möchte. Da denn die von Herrn von Schreibers gethanen Vorschläge auch einer solchen Überlegung nothwendig zum Grunde liegen würden.

Was das Letzte betrifft so möchte dabey kein Bedenken seyn; denn der gedruckten Anzeige nach sub [*Sonne] würden 150 Pflanzen 18 Gulden Wiener Währung kosten, welches gegenwärtig 6 Gulden Münze betrüge. Wobey ganz unbegreiflich scheint wie die luxuriose Aufstellung, wie sie von Schreibers nennt, so außerordentliche Kosten verursachte. Auf alle Fälle sieht[32] man daß die Theilnahme an dem jenaischen Unternehmen mit geringem Aufwand wird fortzusetzen seyn.

Jena d. 30. Jan. 1818.

G.


29/7964.


An die Großherzogin Louise

[Concept.]

Durchlauchtigste Fürstin!

Gnädigste Frau.

Ew. Königliche Hoheit halten Sich überzeugt, daß in jeder Entfernung Höchstdenenselben ich mit treustem Wunsch und Antheil nahe bleibe. Das heutige Fest erlaubt mir auszusprechen was ich alle Tage meines Lebens empfinde. Jedes Glück das Ew. Königlichen Hoheit widerfährt ist auch das meine, so wie alles Unfreundliche was Höchstdieselben berühren könnte auch meine heitersten Stunden zerstört. Möge mir ein gnädiges Andenken von Zeit zu Zeit gewährt seyn.

Jena den 30. Januar 1818.


29/7965.


An Christian Gottlob Voigt

Ew. Exzell.

erhalten das Mitgetheilte danckbarlichst zurück. Was will man zu allem diesem sagen als daß es vorauszusehendes Unheil sey. Der Grhz. Liegt mir am Herzen und ich segne Ew. Exzell. daß Sie auch wie immer an der Stelle halten und dem Tage gemäß das Beste thun.

[33] Das Jenaische Bibl.-Wesen soll, nach nunmehr eingelangtem billigendem Rescript, für das ich zum allerschönsten danke, ungesäumt weiter schreiten.

Möchte ich doch nach Ostern meinen Verehrtesten durch das neue Labyrinth hindurch begleiten!

Können Sie auf Eichstädt einwircken daß er die Bibliothecks-Rechnung abschließe und die, wie Stichling sagt, ganz liquiden 297 Thlr. abzahle; so wäre alles im Reinen. Ich begreife nicht ganz warum er einen endlichen Abschluß verzögert. Er hat Widersacher genug, warum sollen wir auch noch über ihn klagen.

So viel vor heute ein geringer Abtrag großer Schuld.

Jena d. 30. Jan. 1818.

Goethe.


29/7966.


An N.N.

[Concept.]

Ew. Excellenz

verehrten und geliebten Namen finde unter einem gnädigsten Rescript, welches meine bisherigen Bemühungen um die akademische Bibliothek zu bestätigen und zu billigen geruht. Ich unterlasse nicht für geneigte Mitwirkung meinen verbindlichsten Dank abzustatten, und für die Folge mir ein gleiches zu erbitten.

In dieser mit mancherley Bedenklichkeiten durchflochtenen Angelegenheit werde sorgfältig Schritt[34] halten, damit sie in jeder Epoche, deren ihr mancherley bevorstehen, immer zu übersehen sey. Und ob ich gleich nicht verfehle jüngere Untergeordnete dergestalt anzuleiten daß sie den Umständen jederzeit gewachsen seyn, so kommt es doch hauptsächlich darauf an, daß diejenigen denen die oberste Leitung anvertraut ist mit aufmerksamer Neigung den Gang des Geschäfts begleiten. Mögen Ew. Exellenz die mir schon seit langer Zeit geschenkte Theilnahme auch in diesem Falle freundlichst bethätigen.

Jena den [30. Januar?] 1818.


29/7967.


An die Großherzogin Maria Paulowna

Durchlauchtigste Erbgroßherzoginn,

gnädigste Fürstinn und Frau,

Ew. Kayserlichen Hoheit gnädigste Sendung hat mich in die gröste Unruhe versetzt, ja mich völlig mit mir selbst entzweyt: denn schon hatte ich mich darein ergeben die Reihe der schönen Feste, welche gegenwärtig Weimar verherrlichen, diesmal zu entbehren und meine frommen Wünsche aus stiller Einsamkeit den verehrtesten Personen zuzusenden. Nun aber theilen Höchstdieselben mir ein Gedicht mit, das, indem es aufs klarste vorführt was feyerliches dort und anmuthiges erscheinen soll, mich unmittelbar an jene Zeit erinnert wo mir vergönnt war, durch Erfindung[35] und Rath, Anregung und Leitung, manches zum Vergnügen meiner Höchsten Gebieter beyzutragen. Nichts konnte mir das Wegschwinden von Tagen und Kräften mehr zu Gefühl bringen als diese Betrachtung, die, wenn uns gleich nicht fremd, doch unter Umständen, uns immer wieder einmal empfindlich werden kann.

Die vollkommenste Beruhigung jedoch so wie die glücklichste Erheiterung gab mir Ew. Kayserlichen Hoheit gnädigstes Schreiben selbst und heilte mich so schnell als es mich verwundet hatte: denn ich erkannte ja daraus HöchstIhro wohlwollende Gesinnung, welche mir Augenblicke erwünschtester Gegenwart jeder Zeit und um so mehr an den erfreulichsten Tagen gerne gönnen mag. Überzeugen Sich Ew. Kayserliche Hoheit daß ich nur in diesem Gefühl das Leben eigentlichst geniesse und in fortdauernder Überlegung bleibe wie auch den theuren Prinzessinnen ein heitrer und nützlicher Sommer zu bereiten sey. Über Mittel, Art und Weise das Umständlichere zu verhandlen, bleibt noch schöne Zeit, während welcher dieses mir so theure Anliegen aus dem Sinne nicht kommen soll. Mögen Ew. Kayserlichen Hoheit Wünsche und Hoffnungen, mit denen sich die unsern auf das treulichste vereinigen, im reichsten Maase erfüllt und so dieses Jahr zu den schönsten unsres Lebens gezählt werden.

Wie ich denn wohl schlieslich hoffen darf am heutigen und morgenden Tage, denen Beyden verehrten[36] und geliebten Gefeyerten, durch Höchstderoselben gewichtige Worte, für jetzt und immer empfohlen zu seyn.

Ew. Kayserlichen Hoheit

unterthänigster

Jena d. 3. Febr. 1818.

J. W. v. Goethe.


29/7968.


An August von Goethe

Heute, mein lieber Sohn, erfährst du nicht viel von mir ob ich gleich nur Gutes zu vermelden habe, alles geht glücklich ohne sonderliche Anfechtung.

Das Manuscript zu Kunst und Alterthum ist nun ganz in die Druckerey und wird nun bald das Heft beysammen seyn. Sende mir nun den Pappekasten worauf steht Naturwissenschaft. Kann ich auch dieses zweyte Heft vor Ostern, wenigstens die Hälfte zwingen, so ist schon viel gethan.

Der Divan kommt auch in Gang, und so treibt ein Keil den andern.

Soeben kommt die Sendung, die Gestelle sowie der Wein.

Sende jetzt vor allen Dingen das Recept zum Pudding, Knebeln hat er so gut geschmeckt, daß gleich eine Form mußte gemachte werden.

Einige Relation von euern Festlichkeit möchte ich wohl auch vernehmen, nicht weniger die dabey erschienenen Gedichte erhalten.

[37] Mit der Bibliotheksangelegenheit geht es hier so hübsch daß ich nur wünsche sie ebenmäßig bis an's Ende durchzuführen.

Fändest du Gelegenheit das ganze Portefeuille der neuen Florentinischen Schule herüberzuschicken, so brauchtest du dich nicht mit dem Aussuchen zu quälen. Sendest du die Zelterischen Lieder, so lasse ich sie zu unserm Gebrauch hier gleich abschreiben. Drüben kommst du doch nicht dazu und es ist mir sehr viel daran gelegen nicht retardirt zu werden, denn das Leben läuft doch schneller unter uns weg als das neu erfundene Räderwerk unter dem Hintern der Studenten.

Und so lebe wohl, wenn bis Abends nichts sonderliches vorfällt.

Das große Perspecktiv erbitte mir. Es liegt in der obersten Schublade meiner Comode rechts. Ich habe weit umher zu schauen! Valete!

Jena den 3. Februar 1818.

G.


29/7969.


An Carl Franz Anton von Schreibers

[Concept.]

Hochwohlgeborner

Insonders Hochgeehrtester Herr.

Ew. Hochwohlgeboren habe ungesäumt im Namen unseres trefflichen Fürsten mit seinen eigenen Worten »recht viel Schönes zu sagen daß Sie ihn so sorgsam[38] und so weise aus dem fatalen Heuhandel herausgezogen«. Beyliegend finden Sie einen Creditbrief auf Eintausend Gulden Conventions-Münze, woraus ersichtlich daß die fertigen sechs Bände des Herbariums angenommen und die Bezahlung dafür in drey Terminen geleistet werden soll. Die weitern Vierhundert Gulden werden Ew. Hochwohlgeboren laut Inhalt desselbigen Blattes zur Bestreitung vorfallender Ausgaben gefällig erheben, und das Übrige geneigtest besorgen.

Sind die sechs Bände abgeliefert und in unsern Händen; so soll sogleich in Überlegung gezogen werden inwiefern man an der Fortsetzung Theil nehmen möchte; da denn scheint daß man sich für eine bejahende Entschließung entscheiden müßte. Denn nach der gedruckten Anzeige soll eine Centurie 12 Gulden Wiener Währung Pränumeration kosten, wobey denn freylich die ungeheuere Differenz, welche durch die luxuriose Aufstellung entspringt, nur allzusehr in die Augen fällt. Wie denn auch nur zu klar wird daß der gute wohlselige Bertuch nicht nach den Maximen eines Industrie-Comptoiristen gehandelt hat.

Dagegen Ew. Hochwohlgeboren Dero längst erprobten Charakter und ungemeine Geschäftsfertigkeit zu unserer dankbarlichsten Anerkennung abermals bethätigt und das unbegränzte Vertrauen welches Herr sowohl als Diener in Dieselben gesetzt auf das gründlichste bewährt haben.

[39] Der ich um diese Sendung nicht aufzuhalten mich nur noch zu geneigtem Andenken empfehle, und mich mit vollkommenster Hochachtung unterzeichne

gehorsamst

Jena den 4. Februar 1818.

J. W. v. Goethe.


29/7970.


An Friedrich Theodor von Müller

Ew. Hochwohlgeboren

gefällige Sendung erschien freylich höchst contrastirenden Inhalts. An einer Seite fand ich das umständliche, höchst motivirte Urtheil wodurch einem Tagesblättler eine harte, ihn auf eine Zeitlang von der Welt ausschließende Strafe zuerkannt wird, auf der andern ersahe ich aus wenigen dichterischen Zeilen daß eine griechische Gottheit, ungestraft, in wenigen Augenblicken mehr Unheil stiften kann als die sämmtlichen ägyptischen Götter in einem ganzen Jahr. Ich danke meiner Abgeschiedenheit daß ich verschont geblieben, ermangle aber nicht sowohl dem Sonnengotte als dem freundlichen Glück aus der Ferne für die mir schriftlich gegönnten Geschenke den allerschönsten Dank zu sagen.

Die empfohlne Clientin, Wittwe Jacobi geborene Bieglein, hat unter dem 26. Januar ein Schreiben bey Serenissimo einreichen lassen. Kommt dasselbe zur Berichtserstattung, oder durch Subnotation[40] in Ihre Hände so haben Sie die Gefälligkeit nach eigener Überzeugung günstig zu wirken.

Nochmaligen Dank für die schriftliche Copie der wohl ausgesonnen richterlichen Arbeit, worüber ich, wie über manches andere Dieselben bald zu sprechen wünsche. Für dießmal, sowohl zu Hause als in der Nachbarschaft, mein Andenken geneigt zu erhalten bittend.

gehorsamst

Jena den 6. Februar 1818.

Goethe.


29/7971.


An Christian Gottlob Voigt

Ew. Excellenz

habe vor allen Dingen meinen verpflichteten Dank zu sagen für das schöne belobende gnädigste Rescript, welches meinen eifrigen Bemühungen neue Anregung ertheilt. Ich denke täglich und stündlich über die Sache nach, demohngeachtet bleibt die Art der Ausführung immer noch bedenklich. Was wir wollen ist klar, das wie aber muß uns erst noch offenbar werden. Indessen bleibe ich bey dem von Ew. Excellenz gebilligten Gange; noch ist kein Schritt geschehen, der nicht in's Ganze nützlich wäre, im Einzelnen mag geschehen was will.

Gegenwärtiges erlasse ich vom rechten Saalufer aus. Ich habe mich eingerichtet in dem Erker der[41] Tanne, unmittelbar an der Camsdorfer Brücke, die sonnigen Stunden des Tags zuzubringen. Erst Nässe, dann Schnee hinderte die Fußbewegung, nun ein halblahmes Pferd auch die im Wagen. Um nun nicht gar Licht und Luft zu entbehren lasse ich mich täglich, zur guten Stunde, auf diese Zinne bringen welche mit allen schönen Aussichten um Jena wetteifert und begrüße von da im Stillen meine Werthesten.

Wie ich höre hat eine neue Einwirkung der Preßfreiheiterey abermals eine andere, gebe Gott! eine günstige Wendung verliehen. Verlangend bin ich das Innere und Nähere zu vernehmen.

Die übrigen Oberaufsichtlichen Geschäfte sehen ganz gut aus, nichts geht zurück, weniges steht still und das meiste ist im Vorschreiten.

Renner beträgt sich in fortwährender Thätigkeit; Lenz durch seine Capuzinerhafte Unverschämtheit bringt die kostbarsten Dinge zusammen. Ew. Excellenz erinnern sich vielleicht kaum noch daß Sie vor mehrern Jahren, 1801, ein schätzbares Werk über die kärnthnischen Bleierze der Societät verehrt, Lenz hat so lange an einem alten Werkmeister getrieben bis dieser versprochen hat, seine kostbare Sammlung herzugeben, so daß uns das, was dort im Kupfer geweissagt ist, in natura nächstens zukommen wird. So deutet, bey vernünftigem Unternehmen und Beharrlichkeit, eins auf's andere.

[42] Überhaupt! wäre in dem Jena nicht der politische Narrenteufel los, (wodurch denn doch, genau besehn, kein Hund aus dem Ofen gelockt wird, vielmehr die Großen durch solche liederliche Ereignisse immer apprehensiver werden müssen) so wäre eine Masse von Wissenschaft vorhanden, womit man manches andere größere literarische Institut beschämen könnte. Ew. Excellenz haben so viel dafür gethan und kennen es am besten; aber auch am besten die obwaltenden Hindernisse.

Sollten Ew. Excell. die Wellerische Sache zum Schluß bringen; so wäre mir in manchem geholfen. Kann man ihm entschieden sagen was er auf ein Jahr erhalten wird so kann man seine Zeit in Anspruch nehmen und sonst einer gewissen Leitung sich unterziehen. Bis jetzt mußte alles in suspenso, nicht einmal provisorisch bleiben.

Die Reihe von Festen hat auch nicht wenig zerstreut und zum Ablehnen manches Guten geholfen. Das sind wir aber denn gewohnt und lencken endlich wieder ein, wie Ew. Exzell. in benannten Falle zu thun bitte.

Verzeihung! der Promemoria-Form eines vertraulichen Schreibens. Meine über-saalische Canzley ist noch im Werden.

Alles Gute und Liebe!

Jena d. 6. Febr. 1818.

G.[43]

Mit dringender Bitte um Fortsetzung ministeriellen Tagebuchs.


Noch erwähne daß der Versuch zu machen wäre ob der Prinz nicht 150 rh. jährlich opfern wollte. Legten wir die 50 rh. zu die auf Schreiberey ausgesetzt ist; so könnte man die Verwendung seiner meisten Zeit von ihm fordern. Jemand der sich anhaltend auch nur des mechanischen beym Geschäft annimmt ist unentbehrlich, besonders da, wie ich nun wohl sehe, das Verhältniß Güldenapfels zu der A.L. Zeitung nicht wohl zu lösen ist. Noch manches andre spricht für die Sache.

s.t.m.


29/7972.


An Johann August Gottlieb Weigel

[Concept.]

Ew. Wohlgeboren

verzeihen wenn ich Ihre dringenden Geschäfte noch einmal unterbreche; es ist mir aber gar zu viel daran gelegen daß ich

Decandolle, Théorie élémentaire de la botanique,

baldigst erhalte. Haben Sie die Gefälligkeit anzuordnen daß es mir baldigst durch die fahrende Post nach Jena, wo ich mich gegenwärtig befinde, gesendet werde.[44]

Können zwey Exemplare der Dissertation des vortrefflichsten Hermanns, dem ich gelegentlich meine Verehrung auszudrücken bitte,

De Graecorum mythologia antiquissima,

beygelegt werden, so würde es mir sehr angenehm seyn. Auch sollte es mich höchlich erfreuen wenn in der gangbaren Auction etwas Günstiges für mich erstanden wäre.

Mit den besten Wünschen mich zum schönsten empfehlend.

Jena den 10. Februar 1818.


29/7973.


An August und Ottilie von Goethe

[Concept.]

[Jena, 10. Februar 1818.]

Daß ich euch besonders wohl will bemerke ich daran; daß ich niemals auf meine Zinne gelange ohne zu wünschen daß ich euch dort finden, oder empfangen möchte. Heute war Hofrath Voigt und Frau gegen Mittag bey mir, zu welchen Herr von Bielke sich gesellte.

Louise Seidler hat mir ein Geschenk gemacht, wie es die talentreiche Anmuth allein geben kann. Eine Abtheilung des phigalischen Frieses: Herkules mit der Amazonen-Königin in Conflict, noch zwey Streit-Paare und zwey Pferde. Eine Elle hoch, nicht gar drey Ellen lang, auf blau Papier, schwarze[45] Kreide, weiß gehöht. Und wie es, in diesem Sinne, und bey ihrem Talente möglich ist, ein Facksimile in der Größe des Originals, alle Verstümmelungen angedeutet, die verhältnißmäßig gering sind.

Es ist ein Abgrund von Weisheit und Kraft, man wird sogleich 2000 Jahre jünger und besser. Mehr ist nicht zu sagen, komm und sieh!!

Dieser blaue, reich begabte Streifen nimmt sich auf der blaßgelben Wand meiner Zinne, bey vollem Licht gar herrlich aus und macht mich, was viel gesagt ist, glücklich. Wenn die in England bestellten auch so einschlagen, so werden wir viel Freude und Belehrung haben; in eben der Größe habe ich sie verlangt.


29/7974.


An Carl Friedrich Ernst Frommann

Könnten Ew. Wohlgeboren es einrichten, daß der Probebogen vom Divan diese acht Tage gesetzt würde, so geschähe mir ein großer Gefallen, weil ich wahrscheinlich im Laufe der nächsten Woche nach Weimar zu gehen veranlaßt bin. Bey dem ersten heitern Tage lasse anfragen ob's gefällig wäre auf der Zinne einige Morgenstunden zuzubringen, eine vortreffliche Arbeit von der guten Seidler daselbst zu sehen.

ergebenst

Jena den 12. Februar 1818.

Goethe.[46]


29/7975.


An Luise Seidler

Nicht einen Augenblick will ich säumen, mit den schnellsten Worten zu sagen, daß Sie mich durch Übersendung des Basreliefs in die größte Bewegung und Betrachtung versetzt haben! Jetzt bedarf es nicht mehr zu vergnügtesten Stunden; bisher wiederholte ich nur immer das Lied:

Der Vorhang rührt sich hin und her

Bey meiner Nachbarin etc.

deßhalb auch zuletzt eine Ortsveränderung stattfand. Wo aber Ihr blauer reichlich ausgebildeter Streifen, auf blaßgelbem Grunde, sich herrlich ausnimmt, rathen Sie wohl nicht. Auf dem rechten Ufer der Saale, im Erker der Tanne, wo es wirklich schöner ist, als man es sich denken darf, da bewirthen Sie mich und meine Freunde mit der schönsten Gabe, wofür Ihnen der wärmste Dank entrichtet wird. Wie heute früh bey'm Gläserklang in Gesellschaft von hübschen jungen Leuten geschah. Die hellen, mitunter sonnenreichen Stunden des Tages verbringe ich auf dieser Zinne, wo des letzten Camsdorfer Bogens Wasser immer lebhaft unten rauscht. Nur die Nacht über wohne ich in der alten Nachbarschaft. Gleich jetzt er lebe ich den schönsten Sonnenuntergang. Mehr setze ich nicht hinzu, damit dieses Blatt nicht säume. In wenigen Tagen mehr.

Jena, den 12. Februar 1818.

Goethe.[47]


29/7976.


An Friedrich Wilhelm Schwabe

[Concept.]

Ew. Wohlgeboren

sende mit vielem Dank die hinterlassene Zeichnung zurück und bitte Herrn Wittich mich bestens zu empfehlen und zu entschuldigen, wenn sich vor der Hand nicht bestimmen läßt welchen Antheil ich an dem Taschenbuche nehmen könnte. Meine Zeit ist genau eingetheilt und ich weiß nicht wie ich alles leisten will was mir dieses Jahr bevorsteht. Mag indessen Ihr Freund mir von den Kupfern, wie sie nach und nach fertig werden, Abdrücke senden, so gäbe das vielleicht Anregung und Gelegenheit. Die Redaction kann ich auf keinen Fall übernehmen, will man mir aber die Mitarbeiter nennen, so kann ich mich darnach richten und, wenn es Bekannte sind, mit ihnen conferiren und dadurch wenigstens den guten Willen zeigen den ich auf deroselbe so wohlmeinende als dringende Vorstellung bey mir gerne walten lasse. Mich bestens zu geneigtem Andenken empfehlend.

Jena den 13. Februar 1818.


29/7977.


An August von Goethe

Du erinnerst mich, mein lieber Sohn, an jenen König der den goldnen Pokal zum drittenmal in[48] den Strudel warf ohne zu bedenken, daß der Taucher indeß seine Kraft erschöpfte.

Ich sage soviel! Hättest du mir, gleich als ihr den Entschluß faßtet, Vorsatz und Wünsche gemeldet; so wäre vielleicht etwas zu thun gewesen; nun scheint es aber ganz unmöglich. Von Herrn von Müller vernahm ich das erste Wort, und dachte in meiner Art nach, was Poetisches allenfalls hier zu Hülfe kommen könnte, wobey ich denn fand daß eine allgemeine Einleitung hinreichend, ja allein schicklich sey: denn da sie lauter bekannte Masken sind, so kann man die leichte Auflösung des Räthsels der Sagacität des Zuschauers wohl überlassen. Wollte man aber ja ein jedes Stück einführen, so würde es ein dritter schicklicher thun als der Dichter selbst, der sich eigentlich nun wiederholen müßte, wenn der dritte gegen ihn und das Publicum zugleich galant seyn darf. Zeige dieses Herrn Canzlar vor, in solchen Dingen ist derselbe gar glücklich. Er hilft euch wohl bald aus aller Verlegenheit. Es müssen ja nicht ewig Stanzen seyn, für jedes Stück fände sich eine eigne Form.

Im Gefühl daß ich auch was Schickliches und Artiges zu dieser Handlung hinzuthun könnte, habe ich schon gestern Abend einiges vorgenommen, es gelang aber nicht und ich mußte es fahren lassen.

Meine Schlußworte sind also diese: helft euch auf obgesagte Weise! dadurch schneidet ihr mir den Weg[49] nicht ab, wenn ich ihn noch betreten kann. Bringe ich etwas zusammen, so laß ich's gleich hier drucken, sende dir's durch einen Boten kurz vor Thorschluß. Rechnet aber nicht darauf: denn ich weiß jetzt noch gar nichts davon.

Daß die drey bösen Dämonen wegbleiben ist sehr gut und braucht keine Entschuldigung. In ihrer alten herrlichen Gestalt sind sie zum Teufel geschickt und wie sie jetzt, von dorther wiederkehrend, abermals unter uns walten, würden sie, obgleich maskirt, sich auf einem Maskenball sehr schlecht ausnehmen.

Soviel für dießmal! Grüße die sämmtlichen Wohlwollenden zum allerschönsten, sie mögen ja fleißig beten, damit noch etwas zu Stande komme; die Muse besonders und die Hoffnung sollen's an ihrem Einfluß nicht fehlen lassen.

Auf dem Tannenwipfel

d. 13. Febr. 1818.

G.


29/7978.


An Johann Friedrich Heinrich Schlosser

[Concept.]

Ihr liebes Schreiben, mein Werthester, Bester, vom 7. Februar erhalte ich, wegen meiner Abwesenheit von Weimar erst heute den 13. Da ich nun daraus und aus der Beylage des Herrn Dr. Schulin einen abermaligen, unerwarteten Verlust von 300 Gulden erblicke, und bey dem neuen Gebot nicht deutlich[50] ist ob und wann die Kaufsumme abgezahlt werden soll, welches bey der vorigen Unterhandlung nicht ausgesprochen war; so bleibt mir, besonders da mich diese Angelegenheit gerade in einem drangvollen Momente berührt, nichts übrig als an Ihre reine Liebe und Güte Anspruch zu nehmen und sowohl für mich als für meine Erben und Nachfahren auf das allerfeierlichste zu erklären:

Daß ich alles das was Sie, mein Werthester, in der Angelegenheit des Verkaufes des Ochsischen Hauses beschließen werden eben so als wenn ich es selbst ausgesprochen hätte ansehn will und werde, so daß gegenwärtiges Blatt die völlige Eigenschaft einer Specialvollmacht haben und behalten solle.

Was den Wustischen Insatz betrifft so ersuche da gegen dessen Verkauf nicht vorzunehmen. Denn da er sicher und gut ist, und Sie wegen des Ochsischen Hauses noch immer einige Qual um meinetwillen haben werden, so lassen wir denn diese Sache auch auf sich beruhen. Fahren Sie nur fort mit der seltenen Gefälligkeit und Treue sich meiner Angelegenheiten so als Ihrer eignen anzunehmen.

Ihrem werthen Familienkreise mich andringlich empfehlend.

Jena den 13. Februar 1818.[51]


29/7979.


An Friedrich Theodor von Müller

Gar wohl empfand ich daß mein Zutrauen zu Ew. Hochwohlgeboren nicht könnte zu Schanden werden. Also nur eiligst den allerschönsten Dank und einige Bemerkungen.

1) Die Zahlen würde ich weglassen.

2) Es wird abgedruckt jedesmal zwey Stanzen auf eine Seite, und so geben sich die acht ersten Seiten von selbst.

3) Wollen Sie die eingelegte Stanze Seite 9 gelten lassen, so rückte man sie in die Mitte der Seite ohngefähr wie sie hier geschrieben ist.

4) Alsdenn kämen die drey letzten Stanzen gegen einander über Seite 10 und 11 und die Seite 12 blieb leer. Doch alles Ihrer nähern Einsicht überlassend.

5) Da aus der Bemerkung über der 13. Stanze hervorzugehen scheint, als wollten Sie die drey letzten Stanzen später produciren, so könnte doch die meinige an eben der Stelle mit abgedruckt werden, oder auch auf einem besondern Blatte wie es Ihnen gefällig ist.[52]


Alles ist schön und gut. Um den Boten nicht aufzuhalten sage nur nochmals herzlichsten Dank und wünsche fröhlichstes Gelingen.

mich allerseits

empfehlend

Jena den 16. Februar gegen 9 Uhr. 1818.

G.


29/7980.


An Adalbert Schöpke

[Concept.]

Auf Ihre freundliche Sendung halte ich mich verpflichtet zu erwidern: daß die mir mitgetheilten Compositionen sowohl hier als in Berlin, wohin ich sie an Freunde und Kenner gesendet, gute Aufnahme gefunden, deshalb ich Sie denn wohl ermuntern darf auf dem Wege den Sie erwählt und den Ihnen die Natur anweist treulich zu verharren.

Die Fragen die Sie mir vorlegen lassen sich vielleicht gar nicht beantworten, ob schon im Gespräch Andeutungen zu geben wären, die dem praktischen Künstler Vortheil brächten.

Auf Ihre Frage zum Beyspiel was der Musiker mahlen dürfe? wage ich mit einem Paradox zu antworten Nichts und Alles. Nichts! wie er es durch die äußern Sinne empfängt darf er nachahmen; aber Alles darf er darstellen was er bey diesen äußern Sinneseinwirkungen empfindet. Den Donner in Musik[53] nachzuahmen ist keine Kunst, aber der Musiker, der das Gefühl in mir erregt als wenn ich donnern hörte würde sehr schätzbar seyn. So haben wir im Gegensatz für vollkommene Ruhe, für Schweigen, ja für Negation entschiedenen Ausdruck in der Musik, wovon mir vollkommene Beyspiele zur Hand sind. Ich wiederhole: das Innere in Stimmung zu setzen, ohne die gemeinen äußern Mittel zu brauchen ist der Musik großes und edles Vorrecht.

Empfehlen Sie mich in Ihrem ehrwürdigen Kreise, und [lassen mich] wenn ich dieß Jahr nach Töplitz kommen sollte einer freundlichen Aufnahme genießen.

Jena den 16. Februar 1818.


29/7981.


An Carl Friedrich Zelter

Du hast, mein Werthester, aus dem Abgrunde deines Tonvermögens schöne und gute Worte spendirt, daß ich sogleich die Pflicht fühle dir etwas Freundliches zu erwidern.

Du kennst Jena zu wenig als daß es dir etwas heißen sollte wenn ich sage: daß ich auf dem rechten Saalufer, unmittelbar an der Camsdorfer Brücke, über dem durch die Bogen gewaltsam strömenden, eisbelasteten Wasser, eine Zinne (vulgo Erker) in Besitz genommen habe, die schon seit so vielen Jahren mich, meine Freunde und Nachkommenschaft gereizt[54] hat daselbst zu wohnen, ohne daß nur Jemand sich die Mühe gegeben hätte die Treppe hinauf zu steigen. Hier verweile ich nun die schönsten Stunden des Tags, den Fluß, die Brücke, Kies, Anger und Gärten und sodann das liebe närrische Nest, dahinter Hügel und Berge und die famosesten Schluchten und Schlachthöhen vor mir. Sehe bey heiterm Himmel die Sonne täglich etwas später und weiter nordwärts untergehen, wornach meine Rückkehr zur Stadt regulirt wird.

In dieser, nahezu absoluten, Einsamkeit ist das dritte Heft von Kunst und Alterthum dem Druck zugefertigt. Das zweyte zur Morphologie bewegt sich auch. Die Darstellung der entoptischen Farben, in Zusammenhang mit meiner Farbenlehre, denke ich vor Ostern auch noch zu gewältigen. Sage das Freund Schultzen, wenn du ihn irgend wo habhaft wirst.

Dabey darf ich nicht vergessen daß wir die entschiedensten Anstalten haben Witterung zu beobachten, wobey ich an meiner Seite die Wolkenformen und Himmelsfarben mit Wort und Bild einzuweben suche.

Da das nun aber alles, außer Windesbraut und Wasserrauschen, vollkommen tonlos abläuft, so bedarf es wirklich einiger innern Harmonie um das Ohr aufrecht zu erhalten, welches blos möglich ist im Glauben an dich und was du thust und schätzest. Daher nur einige Stoßgebete, als Zweige meines[55] Paradieses! Magst du sie mit deinem heißen Elemente infundiren, so schlürft man's wohl mit Behagen und die Heiden werden gesund.

Apocalypse am letzten! Vers 2.

Einen Spaß den ich dir meldete hast du nicht verstanden. Jenem Componisten nannte man einige seiner Werke und fragte ihn welches er für das beste hielte. Er antwortete Il matrimonio secreto, die Composition von Paesiello meinend. Dadurch wird die Antwort geistreich, artig, wie ich dir nicht zu entwickeln brauche.

Dem böhmischen Freunde will ich also freundlich antworten. Rath und That muß freylich jeder bey sich selber suchen.

Da ich so manches Liebe von deiner eignen Hand empfange und dagegen wenig erwidere, so sende ich dir ein uralt Blättchen, das ich nicht verbrennen konnte, als ich alle Papiere, auf Neapel und Sicilien bezüglich, dem Feuer widmete. Es ist ein so hübsches Wort auf dem Wendepunct des ganzen Abentheuers, und giebt einen Dämmerschein rückwärts und vorwärts. Ich gönne es dir! Bewahre es fromm. Was man doch artig ist wenn wir jung sind!

und sofort und ewig

Jena den 16. Februar 1818.

Goethe.[56]


29/7982.


An Carl Wilhelm Stark

[Concept.]

Ew. Wohlgeboren

erhalten hiebey die Erklärung der Frau Geh. Kirchenräthin Griesbach, zugleich ein Verhältniß welches Herr Hof-Marschall von Bielke von Weimar mitgebracht. Was die zehn Bettstellen anbetrifft so war ihm selbst nicht klar ob man denn dazu gar keine Betten verlangt. Dieses wird sich ergeben. Bey Ew. Wohlgeboren jedoch frage ich an ob sich das Verzeichniß der vorjährigen gemietheten etwa gefunden hat? Auch ob wegen der Schornischen Wohnung für die Frau Oberhofmeisterin etwas bewirkt worden? In einigen Tagen gedenke ich nach Weimar zu gehen und wünschte alles dort zu besprechen und abzuthun.

Zugleich soll ich im Namen meiner Kinder Ew. Wohlgeboren ganz freundlichst ersuchen sich der jungen Frau in ihren gegenwärtigen Zuständen gefällig anzunehmen, auch in den kritischen Augenblicken die sich Anfang März einstellen dürften zu unserer aller Beruhigung beyzustehen. Hochachtung und Zutrauen unabänderlich betheurend.

Jena den 17. Februar 1818.[57]


29/7983.


An Christian Wilhelm von Dohm

Ew. Excellenz

wollte nicht eher für das Übersendete meinen verbindlichsten Dank aussprechen als bis ich diesen schätzbaren Theil eines höchst willkommenen Werks gelesen und mich darüber mit Freunden, nach geschehener Mittheilung, mehrmals besprochen. Nun aber darf ich sagen daß auch diese Fortsetzung allgemeine Zufriedenheit bewirkt, und daß Ew. Excellenz jedermann verpflichtet ist wenn Sie die, von uns zwar verlebte aber, durch neue Zeitereignisse, nur allzusehr in den Hintergrund gedrängte Epoche so lebhaft wieder hervor rufen und uns dadurch ganz eigentlich verjüngen.

In gleicher Gesinnung hat mir mein gnädigster Herr befohlen Hochdenenselben Dank und Antheil zu versichern.

Möge der Winter der mich dießmal ganz freundlich behandelt sich zu Ew. Excellenz Gunsten gleichfalls erklärt haben.

ganz gehorsamst

Jena den 19. Februar 1818.

J. W. v. Goethe.[58]


29/7984.


An August Claus von Preen

Hochwohlgeborner

Höchstgeehrter Herr

Von Ew. Hochwohlgeboren Sendung habe jedesmal nur Angenehmes zu erwarten und so hat mir auch die letzte besonderes Vergnügen gewährt, welches ich in einer mündlichen Unterhaltung wohl auszusprechen wünschte.

Aus dem beygefügten Aufsatz tritt nun freylich das Einzelne allzulebhaft heraus, was mir im Ganzen, als ich jenen Versuch der Inschriften entwarf, dunkel vorschwebte, deswegen auch jene Zeilen nur als Versuch nicht aber als Vorschlag mitzutheilen wagte.

Die höchst ehrenvolle Theilnahme die mir an dem ersten höchst folgereichen deutschen Monumente gegönnt wird läßt mich auch in dieser Zwischenzeit nicht ruhen, ich habe die Inschriften oftmals hin und wiedergedacht und doch nichts besseres, auch nicht einmal etwas anderes finden können. Der Dichter muß sich in solchen Fällen auf Eingebungen verlassen, die ihm vielleicht ganz allein recht scheinen, weil er sie wiedergiebt wie er sie empfangen hat.

Mit dem Verfasser der Beylage wünschte ich wohl ein paar Stunden eine heitere Unterhaltung, nicht um ihn zu überreden, sondern ihm die Ansichten wie ich sie hege freundlich mitzutheilen. Schriftlich aber mich[59] darüber zu äußern fällt mir ganz unmöglich; indem gerade der jetzige Augenblick für mich in vielfachem Sinne prägnant ist und die Gegenwart alle meine Aufmerksamkeit fordert, so daß Tag und Kraft kaum hinreichen wollen.

Ich eile daher zu versichern: daß alles was man in dieser Angelegenheit beschließen möchte meinen vollkommensten Beyfall hat: denn diejenigen welche auf ein bekanntes Publicum, nach entschiedenen Zwecken zu wirken berufen sind stehen in einem ganz andern Verhältniß als der Entfernte, der von dem was er billigt und mißbilligt nur sich und einem nahen Kreise, und das nicht immer, Rechenschaft geben kann.

Da übrigens die Sache nicht äußerst dringend ist und die Hauptpunkte alle glücklich bestätigt worden, so soll mir höchst erfreulich seyn wenn Ew. Hochwohlgeboren mich mit weiteren Mittheilungen beglücken. Ergibt sich auch indessen bey mir nach Ihren Wünschen ein guter Gedanke, so verfehle nicht ihn, selbst ohne weitere Aufforderung, anzudeuten.

ganz gehorsamst

Jena den 19. Februar 1818.

J. W. v. Goethe.


29/7985.


An Carl Ludwig von Knebel

Schon seit einigen Tagen ist es nicht ganz just mit mir, deswegen ich heute zu einiger Medizin greifen[60] mußte, um nicht morgen von meiner Reise abgehalten zu werden. Ich vermisse daher ungern gute Speise und Gesellschaft zu Mittag. Die besten Wünsche in Hoffnung baldigen Wiedersehens.

Jena den 20. Februar 1818.

G.


29/7986.


An Carl Friedrich Ernst Frommann

Zu freundlichem Abschied und Hoffnung baldigen Wiedersehens, Beiliegendes zur gefälligen Verteilung.

Jena den 21. Februar 1818.

G.


29/7987.


An Georg Sartorius

Eine Antwort, mein Theuerster, auf Ihren lang erwarteten Brief hat sich von Woche zu Woche verzögert. Seit dem 21. November v. J. bin ich anhaltend in Jena, wo ich außer meinen gewöhnlichen Geschäften auch noch die akademische Bibliothek zu behandeln übernommen, worüber die Göttinger aber, ich mag mich bemühen, wie ich will, nicht eifersüchtig seyn werden.

Das dritte Heft von Kunst und Alterthum wird diesem Briefe bald folgen; möge darin einiges für Sie erfreulich seyn. Der Divan ist auch in Druck[61] gegeben, bey dessen Revision ich mich immer mit Vergnügen der guten Stunden erinnere, die ich mit meinen werthen Freunden und Gevattern zugebracht. Gelangt dieser Aftermahometaner dereinst zu Ihnen, so werden Sie ihn in seiner Maskenhülle freundlich aufnehmen, indem Sie einen wohlbekannten Freund dahinter nicht verkennen.

In Jena hab' ich mir ein freundliches Quartier ausgesucht; unmittelbar über der Camsdorfer Brücke, in dem Erker eines hohen Gebäudes, wo ich denn ein bewegtes Hin- und Herwandern der beiderseitigen Uferbewohner täglich vor Augen habe, bald schleichenden, bald rauschenden Fluß, ruhende Stadt, in einem Thale, das täglich anmuthiger zu werden verspricht.

In diesem Jena selbst, das gegenwärtig so viel Lärm in die Welt sendet, ist es jetzt so still als niemals, weil Jeder in seinem eignen Laboratorium die Raketen und Feuerkugeln verfertigt, womit er die Welt in Staunen setzen und womöglich entzünden möchte. Bey diesen Eruptionen sitz ich ruhig wie der Einsiedler auf der Somma. Und hiermit allen guten Geistern empfohlen. Möge ich von Ihrem Befinden das Beste hören.

Gruß und Treue

Goethe.

Weimar [Jena] den 23. Februar 1818.[62]


29/7987a.


An Johann Friedrich Heinrich Schlosser

[Concept.]

[23. Februar 1818.]

Tausend Dank, mein Werthester, für Ihre genauen und vorsorglichen Bemühungen. Eiligst vermelde nur,[41] erstlich wiederholend: daß ich alles billige was Sie wegen des Ochsischen Hauses abschließen, zweitens: daß auch der Verkauf des Wustischen Insatzes mir sehr angenehm ist. Meine Äußerung: daß man die Sache könne ruhen lassen, bezog sich nur auf die Schwierigkeit einen neuen Creditor zu finden. Gegen Ende März erwarte daher die ganze Summe bey Herrn Frege niedergelegt zu sehen, von woher ich dann sie nach meiner Gelegenheit beziehen lasse.

Mögen Sie mir nur mit Einem Worte sagen: wie viel ohngefähr ich bei ihm anmelden kann.

Die übersendeten Papiere geben einen ernsten, dankbaren Rückblick in das Leben eines bedeutenden Mannes, dessen hoffnungsreichste Jahre in meine beste Zeit fielen, da wir denn manche gute Tage zusammen verlebten; die sich für ihn in große Bedrängniß zuletzt umwandelten.

Mögen es Ihnen und den lieben Ihrigen zum aller besten gerathen.[42]


29/7988.


An Georg Moller

Ew. Wohlgeboren

angenehme Sendung war mir doppelt erfreulich, als sie mir einen Beweis gab Ihrer fortgesetzten Thätigkeit sowohl, als auch eines geneigten Andenkens. Diese Sammlung giebt immer mehr Licht über jene frühern Zustände und über die Art in der Kunst zu denken und zu wirken. Sehr angenehm war mir die Spitze des Pfarrthurms: der wackere Künstler hatte die Absicht dem guten Frankfurt eine ganz andere Ansicht zu geben, die jetzt, bey der noch so schönen Lage, durch den stumpfen Thurm höchst unerfreulich bleibt. Ich habe von Jugend auf das Gefühl gehabt, daß diese flache Mütze durchaus widerwärtig sey.

Das Facsimile des Cölner Doms empfange mit Dank und wünsche irgend etwas Angenehmes und Nützliches dagegen zu erwidern. Die Aufopferung des Originals scheint mir wahrhaft heroisch und um desto löblicher und rühmlicher. Wenn man dort gute Anstalt macht diesen Schatz zu bewahren, so wird dieser Ihr guter Wille noch in späten Zeiten gepriesen werden.

Schließlich darf ich nicht unterlassen die höchst reinliche Genauigkeit Ihrer Blätter zu rühmen; sie erfreut bey allen architectonischen Zeichnungen, am meisten aber ist sie bey dieser altdeutschen Bauart[63] willkommen, weil das Schlanke des Ganzen, das Zarte und Zierliche des Einzelnen uns dadurch auf das Angenehmste entgegentritt.

Womit ich denn, unter den besten Wünschen mich angelegentlichst empfehle.

ergebenst

Weimar den 24. Februar 1818.

Goethe.


29/7989.


An Johann Heinrich Meyer

Wenn Sie, mein Theuerster, diese Zeit in die Ferne nichts von mir vernommen, so war es darum, weil ich eben jetzt Ihre Nähe gar sehr vermißte: Das dritte Heft von Kunst und Alterthum hab ich ausgefertigt, wobey denn freylich Ihr Berath und Beyfall mir sehr heilsam gewesen seyn würde. Veranlaßt durch ein Werk des verstorbenen Bossi in Mayland: über das Abendmahl des Leonardo da Vinci, bey Gelegenheit von Durchzeichnungen die der Großherzog mitgebracht, welche Bossi selbst über verschiedene Copien des Bildes verfertigt, noch mehr angeregt von Bemerkungen welche Ga(tano Cattaneo diesen Blättern hinzugefügt, habe einen Aufsatz geschrieben, der beynahe fünf gedruckte Bogen füllt und das dritte Heft abschließt. Zu meiner großen Erbauung habe bey dieser Gelegenheit mich um Leonardo's Lebensgeschichte und den Inhalt seiner Schriften in der Nähe bekümmert, da man denn mit[64] immer neuer Verwunderung dieses außerordentliche Talent betrachten lernt.

Auch ist der Abdruck eines Manuscripts der Vaticana von seinem Trattato della Pittura in vorigem Jahr zu Rom erschienen, worin mehrere bisher unbekannte Capitel, ja Bücher, befindlich, und auf 22 Kupfertafeln kleine, leichte, geistreiche Figuren beygefügt, wie sie Leonardo zwischen seine Manuscripte hineinzuschreiben pflegte. Es ist nicht unwahrscheinlich daß diese Copie, mit großer Sorgfalt, was Text und Kupfer betrifft, im sechzehnten Jahrhundert gemacht worden. Der römische Herausgeber, unter Beystand des Herrn de Rossi, hat es an größter Sorgfalt nicht fehlen lassen. Nur ein flüchtiger Blick welchen ich hineinthun konnte überzeugt mich von dem großen Gewinn der uns dabey zu Theil wird.

In vielen andern Stücken war mein jenaischer Aufenthalt gleichfalls fruchtbar; Ein Heft zur Morphologie ist vorbereitet, am Divan der Druck angefangen und so wollen wir sehen was wir dieses Jahr fördern können.

In der Naturwissenschaft wird durch vorzüglich gute Köpfe das Summa Summarum gezogen von verschiedenen Capiteln, wodurch uns denn der Erwerb mehrerer Jahrhunderte mit Bequemlichkeit zu Theil wird. Curt Sprengels Geschichte der Botanik und des Dresdner Carus Handbuch der Zootomie geben uns die erfreulichsten Übersichten. Ich, für meine[65] Person, habe dabey die Zufriedenheit, daß meine alten Ideen sich täglich mehr bestätigen und der Einfluß meiner Arbeiten auf die Wissenschaft nach und nach anerkannt wird. Dieses kommt mir sehr zu Paß da ich wirklich einige Ermuthigung brauche wenn ich meine alten Papiere, die mir solchen Bemühungen sehr zerstückelt übrig sind, confrontiren und redigiren soll.

Wünschenswerth ist es für uns daß Sie bald wiederkehren, ob es für Sie selbst ersprießlich und heilsam ist, werden Sie am besten fühlen und beurtheilen. Die Aussicht auf den See läßt sich freylich im mittlern Lande nicht ersetzen, indessen hab' ich mich so gut als möglich postirt, indem ich in Jena mein Quartier über der Camsdorfer Brücke, in dem Erker der Tanne genommen, wohin Sie denn schönstens eingeladen sind um wenigstens eines rauschenden Flusses, einer rauschenden Stadt und eines anmuthigen Thales nicht zu ermangeln. In diesem Jena selbst, das jetzt so viel Lärm in die Welt sendet, ist es stiller als niemals, weil jeder in seinem eignen Laboratorium die Raketen und Feuerkugeln verfertigt, womit er die Welt in Staunen setzen und wo möglich entzünden möchte. Bey diesen Eruptionen sitz ich ruhig wie der Einsiedler auf der Somma. Und hiermit allen guten Geistern empfohlen.

Weimar den 24. Februar 1818.

G.[66]


29/7990.


An Carl Friedrich Ernst Frommann

Ew. Wohlgeboren

erhalten zugleich mit dem Gegenwärtigen, oder doch bald darauf, durch den Bibliotheks- und Museumsschreiber Färber die Abschrift von den sechs ersten Bogen des dritten Heftes Kunst und Alterthum; haben Sie die Güte solche baldigst nach Wien zu schicken, denn Herr von Cotta in seinem letzten Briefe sagt: daß wenn auch nur ein Theil des Manuscripts bey der Censur eingereicht würde, dadurch schon dem Nachdrucker das Handwerk gelegt sey. Übrigens wird fleißig fortgeschrieben und das übrige Manuscript kann auch bald abgehn.

Hier in Weimar bin ich wiederholten Festlichkeiten nicht entgangen, wobey ich mir gestehn muß, daß unsere Leute ihren Aufzug sehr lobenswerth vollbracht haben.

Mich bestens empfehlend in Hoffnung baldigen Wiedersehens

ergebenst

Weimar den 27. Februar 1818.

Goethe.


29/7991.


An Heinrich Mylius

[Concept.]

Ew. Wohlgeboren

erhalten auch einmal von mir ein Schreiben dessen gute Aufnahme ich mir wohl erbitten darf. Sie haben[67] für unsern gnädigsten Herrn so viele Aufmerksamkeit daß ich wohl hoffen kann daß auch mir davon ein Theil werde zu Gute kommen.

Da Sie mit Herrn Gaëtano Cattaneo in so genauer Verbindung stehen, so lege ein Blatt an denselben bey, welches ihm zu interpretiren bitte. Ich thue dieß mit so mehr Zuversicht, als ich mir die Freyheit nehme die darin gedachte Summe von Franken an denselben auszuzahlen, wogegen ich hier mit Serenissimi Rechnungsführer sogleich Richtigkeit pflegen werde.

Mehr füge ich dießmal nicht hinzu, weil Ihro Königl. Hoheit wegen der Bücher aus Bossi's Auction sogleich zu antworten gedenken.

Ew. Wohlgeboren und Frau Gemahlin empfehle mich zum allerbesten.

Weimar den 28. Februar 1818.


29/7992.


An Gaëtano Cattaneo

[Concept.]

Herr Director Ga(tano Cattaneo hat die besondere Gefälligkeit gehabt mir zwey Verzeichnisse von Bronze-Münzen zu übersenden. Nun ersuche hiermit denselben sowohl aus dem Verzeichniß A als B für die Summe von Franken nach eigner Überzeugung geneigt auszulesen, wobey es denn hauptsächlich darauf ankommt

[68] 1) daß die Medaille ein gutes Kunstwerk und möglichst erhalten sey.

2) stellt sie zugleich eine bedeutende Person vor so ist es desto besser.

3) wäre vorzüglich auf das 15. und 16. Jahrhundert zu reflectiren.

4) lege ein kurzes Verzeichniß bey welche Stücke ich, vorausgesetzt daß sie gut erhalten sind, vorzüglich wünsche.

Ich bitte die Kürze dieses Blattes zu entschuldigen und hoffe nächstens einen Aufsatz über das Abendmahl des Leonard da Vinci, welcher so eben in's Französische übersetzt wird, zu günstiger Prüfung zu übersenden.

Mich angelegentlichst empfehlend, aufrichtige Dankbarkeit versichernd.

Weimar den 28. Februar 1818.


29/7993.


An Johann Gottfried Schadow

Ew. Wohlgeboren

erhalten hierbey mit vielem Dank meine rückständige Schuld, und wünsche daß diese Sendung Sie in gutem Wohlseyn antreffen möge. Für die Notizen, die Sie mir wegen Vorbereitung des Gusses geben, bin ich höchlich dankbar. Es ist sehr interessant zu sehen wie eine solche Technik sich aufklärt und erleichtert. Wie[69] gern möchte ich von diesem bedeutenden Geschäft mich persönlich belehren. In meinem dritten Heft von Kunst und Alterthum geb' ich dießmal nur die allgemeine Einleitung des Unternehmens; wie man von der Arbeit selbst und von der Ausführung dem Publicum Kenntniß giebt, wird erst zu überlegen seyn.

Mit den besten Wünschen und in Vertrauen auf Ihr fortgesetztes Wohlwollen

ergebenst

Weimar den 2. März 1818.

Goethe.


29/7994.


An Dominikus Artaria

[Concept.]

Vielen Dank bin ich Ihnen, mein werthester Herr, für die Gefälligkeit schuldig daß Sie baldigst eine bedeutende Sendung von merkwürdigen Kupfern an mich abgehen lassen; nur muß ich gestehen: ich äusserte jenen Wunsch gegen Ihren Herrn Bruder in der Vermuthung, die Preise der Blätter könnten sich denenjenigen einigermassen annähern, welche ich seit so vielen Jahren, für mich und für öffentliche Anstalten sammelnd, zu zahlen gewohnt war.

Nun ersehe ich aber aus dem nachgesandten Verzeichniß daß der Geldwerth solcher Kunstwercke sehr hoch gestiegen, welches mir zwar angenehm seyn kann,[70] indem ich manche davon besitze, aber mich auch zugleich schmerzt, weil ich auf eine weitere Anschaffung Verzicht thun muß.

Beyliegendes Blatt bemerckt die wenigen Kupfer welche auszuwählen ich mich nicht enthalten konnte. Die übrigen kommen sorgfältig gepackt nächstens wieder zurück. Herr Rath Schlosser in Frankfurt ist angewiesen den Betrag gegen Quittung auszuzahlen und ich verfehle nicht meinen Dank abzustatten für die zwar angenehme aber verführerische Unterhaltung welche Sie mir gestatten wollen. Denn ich will nicht leugnen, daß die meisten Abdrücke vortrefflich und sehr wohl erhalten sind.

Eine Übereinkunft die man mit Ihrem Herrn Bruder von Seiten Großherzogl. Bibliothek getroffen wird mir Gelegenheit geben von Zeit zu Zeit etwas von Ihnen zu vernehmen.

Der ich mich zu geneigtem Andenken empfehle.

Mögen Sie einigen Rabattgeben, so werd' ich es dankbar erkennen; er möchte um so mehr billig seyn als das treffliche Kupfer: die Bekehrung Pauli von Michel Angelo ringsherum beschnitten ist. Leider hatten noch einige schätzbare Blätter dieser Sammlung dasselbe Schicksal, die ich sonst wohl behalten hätte.

Weimar den 2. März 1818.[71]


29/7995.


An das Großherzogliche Stadtgerichtzu Weimar

[Concept.]

Der neue Besitzer des ehemaligen Hertelischen Hauses am Frauenthor, Kammerdiener Lämmermann, gedenkt, unter Anleitung des Hof-Zimmer-Meisters Schenk, den am meinen Garten stoßenden Theil seines Gebäudes zu verändern. Aus dem eingereichten anliegenden Risse geht hervor daß man eine niedrige Wand über die Gebühr erhöhen, nicht weniger mehrere in meinen Garten schauende Fenster anbringen wollen.

Mündliche Äußerungen des Besitzers und Zimmermanns stimmen mit dem Risse nicht überein, ja man leugnet das was derselbe ganz deutlich ausspricht. Übrigens scheinen zwischen beiden Verhältnisse obzuwalten wodurch die Sache trübe wird.

Da ich nun hieraus manche Unannehmlichkeit und Verdruß zu befürchten habe, und keineswegs zu leiden verbunden noch gesonnen bin daß meine natürliche Freyheit von dergleichen lästigen in mein Garten-Eigenthum gehenden Fenstern willkürlich beeinträchtigt werde; so ersuche hiedurch Hochlöbliches Stadtgericht, gedachten Bau zu sistiren und denen Unternehmern deutlichen Grund- und Aufriß anzubefehlen, woraus ihre Absichten und Wünsche unfehlbar zu erkennen seyen, damit man das Rechtliche ohne Weiteres zugestehen, das Widerrechtliche aber ebenmäßig ablehnen könne.

Weimar den 3. März 1818.[72]


29/7996.


An Christian Gottlob Voigt

Darf ich Ew. Exzell. um die Acten wegen Wellers bitten? Vor Ostern wünschte die Sache abgethan, da ich Gelegenheit habe den Prinzen zu sprechen übernehm ich es gern.

Vulpius zeigt sich wie immer völlig ohne Reflection über sich selbst.

Was soll man zu Fries Selbstvertheidigung sagen?

d. 4. März 1818.

G.


29/7997.


An Johann Gottfried Ludwig Kosegarten

[Concept.]

Ew. Wohlgeboren

werden mit dem Gegenwärtigen die letzte Revision des Ersten Bogens meines Divans erhalten. Mögen Sie die Gefälligkeit haben solchen durchzugehen, wenn Sie etwas zu erinnern finden, es zu bemerken und alsdann an mich zurückzusenden. Sie werden mich durch Ihre einsichtige Theilnahme sehr verpflichten; wie ich denn nächstens wieder einer belehrenden Unterhaltung entgegen sehe.

Mit den reinsten Wünschen und besten Empfehlungen.

Weimar den 5. März 1818.[73]


29/7998.


An Johann Carl Wesselhöft

[Concept.]

Ew. Wohlgeboren

erhalten hiebey den Correcturbogen zurück. Ich erbitte mir noch eine Revision, welche an Herrn Prof. Kosegarten mit beyliegendem Brief zu übergeben wäre, der sie mir sodann gefällig zurückschicken wird.

Wollten Sie dem Buchbinder bemerken, daß die für mich bestimmten Exemplare des dritten Hefts von Kunst und Alterthum nicht beschnitten werden.

Mit den besten Wünschen und Empfehlungen.

W. den 5. März 1818.


29/7999.


An Friedrich Theodor von Müller

Ew. Hochwohlgeboren

für die Mittheilung der Selbstvertheidigung und der übrigen Acten, welche noch heute zurückerfolgen sollen, höchlich dankbar, bitte nur mit einem Worte anzuzeigen, ob diese Selbstvertheidigung schon im Druck ausgegangen.

Mit den reinsten Wünschen und besten Empfehlungen

gehorsamst

Weimar den 5. März 1818.

Goethe.[74]


29/8000.


An Ernst Gottfried von Odeleben

[Concept.]

Ein Verzeichniß von italiänischen Mineralien, welches Ew. Hochwohlgeboren den Liebhabern der Oryktognosie und Geognosie anbieten, ist mir zu Handen gekommen. Dadurch veranlaßt, ersuche ich Dieselben mir Nachstehendes gefällig zu übersenden.

Ein Analzim mit Kalkpath, Faserzeolith etc. in Mandelstein.

Drey Fischversteinerungen von Monte Bolca.

Ein Exemplar Grünerde Brentanico (vielleicht krystallisirt?).

- - Bologneserspath.

- - Gyps, krystallisirt, von M. Donato bey Bologna.

- - Ruinenmarmor, rohes Stück.

- - Analzim von den Cyklopeninseln.

Da mir hierbey hauptsächlich zu thun ist, einen Eingang fernerer Verbindung zu machen, so ersuche Dieselben, mir instructive Stücke in Mittelgröße zu senden nebst den nächsten Preisen. Wollen Sie mir überhaupt ein Verzeichniß mit Ihren Preisen schicken, so wird sich eher beurtheilen lassen, inwiefern man weiter gehen könnte.

Der ich mit besonderer Hochachtung unterzeichne.

Weimar, den 6. März 1818.[75]


29/8001.


An Carl Christian Sondershausen

Indem ich das mitgetheilte Melodram dankbar zurücksende, halte ich für Pflicht zu bemerken, daß der Hauptgedanke nicht deutlich genug ausgesprochen, die Ausführung aber zu weitläufig gerathen ist. Worüber vor allen Dingen ein einsichtiger Componist zu befragen wäre.

ergebenst

Weimar, d. 6. März 1818.

Goethe.


29/8002.


An Carl Ludwig von Knebel

Wenn unser Freund seine Noten an's englische Ministerium nicht reinlicher verfaßt als den beykommenden Brief, so weiß ich nicht, was die Herren denken sollen. Hohler, leerer, absurder und pracheriger ist mir nie etwas vorgekommen und doch zieht der Kerl immerfort seine ewige Knicker-Silhouette, die immer morgerer wird, je vornehmer er thut.

In kurzer Zeit denk ich wieder bey euch zu seyn. Möge dem kleinen Menschenkind das getrocknete Obst wohl bekommen, es ist auch nicht eine Gerningische Mirabelle dabey.

Meine Zustände diese letzten Tage waren nicht die besten. Eine Parallelgeschichte zu deinem Thee hat[76] mich auf eine Weile unbrauchbar gemacht. Ich würge mich indessen durch und bringe Tag vor Tag, ja Stunde vor Stunde, nur das Nothwendigste zur Seite. Man weiß gar nicht, wie viel man trägt und wie viel man sich dazu noch auflädt.

Nun lebe zum schönsten wohl und grüße die Deinigen.

Weimar den 7. März 1818.

G.


29/8003.


An Carl Friedrich Zelter

Den schönsten Dank für dein Mitternachts-Andenken. Hier etwas über den alten Mayer aus einem Buche das dich unterhalten wird. Möchte ich doch auf Fausts Mantel getragen mich in's Opernhaus zu deiner großen Function niederlassen. Irdische Mittel und Wege bringen mich schwerlich nach Berlin. Nächstens mancherley.

den 8. März 1818.

G.


[Beilage.]

A Bergame, on a encore la fureur des musiques d'église. J'ai cru voir les Italiens de 1730.

Les beautés de la musique d'église sont presque toutes de convention, et, quoique Français, je ne puis me faire au chant á tue-tête. Rien ne côute aux Bergamasques pour satisfaire leur passion; elle[77] est favorisée par deux circonstances, le célébre Mayer habite Bergame ainsi que le vieux Davide. Marchesi et lui furent, á ce qu'il me semble, les Bernin de la musique vocale, des grands talents destinés á amener le régne du mauvais goût. Ils furent les précurseurs de madame Catalani, et Pachiarotti, le dernier des Romains.

Mayer eût pu trouver un sort plus brillant, mais le reconnaissance l'attache á ce pays. Né en Baviére, le hasard l'amena á Bergame, et le chanoine comte Scotti l'envoya au Conservatoire de Naples, et l'y soutint plusieurs années; dans la suite on lui offrit la chapelle de Bergame, et, quoiqu' elle ne soit que de douze ou quinze cents francs, les offres les plus brillantes n'ont pu l'attirer ailleurs. Je lui ai ouï dire á Naples, oú il a fait la cantate de Saint-Charles, qu'il ne voulait plus voyager: en ce cas, il ne composera plus. Il faut toujours en Italie que le compositeur vienne sur les lieux étudier la voix de ses chanteurs et écrire son opéra. Il y a quelques années que l'administration de la Scala offrit dix mille francs á Paisiello; il répondit qu'a quatre-vingts ans l'on ne courait plus les champs, et qu'il enverrait sa musique. On le remercia.

Mayer, comme on voit, est dû á la générosité d'un amateur riche; il en est de même de Monti. Le pére de Monti ne lui envoyant plus d'argent, il allait quitter[78] Rome en pleurant; il avait déjà arrêté son veturino. L'avant-veille, il lit par hasard quelques vers á l'Académie des Arcades. Le prince Braschi le fait appeler: »Restez á Rome, continuez á faire de beaux vers; je demanderai une place pour vous á mon oncle.« Monti fut secrétaire des commandemens du prince.

Il trouva dans une maison un moine, général de son ordre, homme plein d'esprit et de philosophie. Il lui proposa de le présenter au prince neveu: il fut refusé. Cette modestie si singuliére piqua le prince; on usa de stratagéme pour lui amener le moine, qui bientôt aprés fut le Cardinal Chiaramonti.

Le patriotisme est commun es Italie; voyez la vie de ce pauvre comte Fantuzzi de Ravenne, que l'on m'a contée á Bergame; mais ce patriotisme est dégoûté de toutes les maniéres et obligé de se perdre en niaiseries.

A Bergame, Mayer et Davide dirigent une musique d'église; on leur donne un oro, c'est-á-dire une piéce d'or.


On nous redonne un opéra de Mayer, Elena, qu'on jouait avant la Testa di Bronzo. Comme il para(t languissant!

Quels transports au sestetto du second acte! Voilá cette musique, de nocturne, douce, attendrissante,[79] vraie musique de la mélancolie, que j'ai si souvent entendue en Bohême. Ceci est un morceau de génie que le vieux Mayer a gardé depuis sa jeunesse, ou qu'on lui a donné; il a soutenu tout l'opéra. Voilá un peuple né pour le beau: un opéra de deux heures est soutenu par un moment délicieux qui dure á peine six minutes; on vient de cinquante milles de distance pour entendre ce sestetto chanté par Mlle Fabre, Remorini, Bassi, Bonoldi etc., et pendant quarante représentations, six minutes font passer sur deux heures d'ennui. Il n'y a rien de choquant dans le reste de l'opéra, mais il n'y a rien.[Keine1]


Vorstehendes sind Auszüge aus einem seltsamen Buche: Rome, Naples et Florence, en 1817. Par M. de Stendhal, Officier de Cavalerie. Paris 1817. welches ztrehbbchtrefhthhh ggggdu dir nothwendig verschaffen mußt. Der Name ist angenommen, der Reisende ist ein lebhafter Franzose, passionirt für Musik, Tanz, Theater. Die paar Pröbchen zeigen dir seine freye und freche Art und Weise. Er zieht an, stößt ab, interessirt und ärgert, und so kann man ihn nicht loswerden. Man liest das Buch immer wieder mit neuem Vergnügen und möchte es stellenweise auswendig lernen. Er scheint einer von den talentvollen Menschen, der als Offizier, Employé oder Spion, wohl auch alles zugleich, durch den Kriegesbesen hin- und wieder gepeitscht[80] worden. An vielen Orten ist er gewesen, von andern weiß er die Tradition zu benutzen, und sich überhaupt manches Fremde zuzueignen. Er übersetzt Stellen aus meiner Italiänischen Reise und versichert das Geschichtchen von einer Marchesina gehört zu haben. Genug man muß das Buch nicht allein lesen, man muß es besitzen.

Weimar den 8. März 1818.

G.


29/8004.


An Christian Gottlob Voigt

Ew. Excellenz

senden, wie ich von Serenissimo vernehme, diese englischen Zeitungen gewöhnlich nach Jena; könnten Sie einleiten daß, nach gemachtem Gebrauch, solche an den Bibliotheks- und Museumsschreiber Färber abgegeben würden, so dürften sie uns sehr zu Gute kommen, denn nach darin enthaltenen Notizen möchte auch wohl in der Folgezeit öfters Nachfrage seyn.

gehorsamst

den 8. März 1818.

Goethe.


29/8005.


An die Großherzogin Maria Paulowna

[Concept.]

Unsern theuern Prinzessinnen hat Herr Professor von Münchow in dem vorigen Jahr nicht allein den[81] auf Mathematik bezüglichen Unterricht selbst in Jena ertheilt sondern auch die Stunden des Professor Weichardt allhier eingeleitet und, von Zeit zu Zeit herüberkommend, nachgesehen und geholfen. Ferner hat er auf Sittlichkeit, Gesinnung und Betragen eingewirkt, Aufmerksamkeit erregt und festgehalten und was er sonst noch für Verdienste um die theuern Zöglinge sich erworben hat. Ihro Kayserl. Hoheit haben deshalb einigemal gnädigste Erkenntlichkeiten ihm zustellen lassen, die er dankbar empfing. Seine Reisen hierher waren frey so wie dessen Wohnung und Verköstigung.

Alles dieses mochte für einen angehenden oder vorübergehenden Zustand gehörig seyn. Da man aber Höchsten Orts wünscht, daß bey nächstem Sommer-Aufenthalte in Jena die Lectionen fortgesetzt, eine theilnehmende Bemühung beybehalten, auch in der Folge ein hiesiger Aufenthalt statt finden möge; so hat man zu Beruhigung beyder Theile annehmlich gefunden, irgend ein Fixum auszusetzen und sich wechselseitig auf das laufende Jahr zu verbinden. Professor von Münchow würde das was bisher geleistet worden fernerhin übernehmen, wogegen man demselben Höchsten Orts [vierhundert Thaler] in vierteljährigen Raten auszahlen zu lassen geneigt wäre. Wegen seiner Anherreise und dessen hiesigem Aufenthalt blieb' es bey'm Alten.

In der Überzeugung daß hiedurch eine größere Freyheit in dem wechselseitigen Verhältniß statt finden[82] werde, hat man Gegenwärtiges Ihro Kayserl. Hoheit, nach manchem Bedacht, vorzulegen für Pflicht geachtet.

Weimar den 10. März 1818.


29/8006.


An Christoph Ludwig Friedrich Schultz

Ihr lieber theurer Brief, mein Bester, fand mich im Bette, unbehaglich an einem vorübergehenden Übel; doch war die Lage keineswegs von der Art daß man mit Frohsinn den Plan einer großen Stadt hätte betrachten können, durch dessen Anleitung man sich munter und schnell durch das Labyrinth der Straßen bis zu seinen Freunden finden sollte.

Bey meinem Winter-Aufenthalt in Jena hab' ich mich gut gehalten, weil ich mit Sorgfalt den drohenden Übeln auszuweichen im Stande war. Hier aber, wo ich mich niemals schonen kann, lag ich schnell darnieder, weil Verkältung und was dem anhängt meine Übel entscheidet. Und so ist denn an keine Reise zu denken so wenig als an einen behaglichen Aufenthalt bey meinen auswärtigen Freunden. Die Ärzte bestehen darauf daß ich Anfang May's nach Carlsbad soll, da ich denn Anfang Juny's wieder zurück seyn werde.

Freund Meyer ist noch in der Schweiz, und wird in gedachter Zeit wahrscheinlich wieder hier seyn. Dieß[83] alles trifft zusammen mit dem Inhalt Ihres Briefes, wenn ich ihn recht verstehe; und so müssen wir denn wohl unsere Wünsche bis auf den Sommer ajourniren.

Überhaupt bin ich genöthigt auszusprechen, daß mir jede Reise und auswärtiger Aufenthalt außer denen Sommermonaten unmöglich wird, auch daß ich der unleidlichste Gast bin, dem man nur auf seine eigenste Art etwas zu Gute thun kann, weil man ihm sonst gewiß immer etwas zu Leide thut. Eben jetzt hat mich das Wohlwollen meiner hiesigen hohen Gönner auf acht Tage unbrauchbar gemacht. Was ich bey dem Sommer-Aufenthalt an einem großen Ort verlöre darf ich nicht fragen noch zählen; was ich denn in jedem Sinne mäßig und genügsam zu seyn Ursache habe.

So eben als ich schließen will fällt ein starker Schnee und tröstet mich einigermaßen, daß ich in der nächsten Passion nicht mitgenießen kann. Tausend Grüße an die werthen Ihrigen und an alle Freunde. Herrn Minister von Altenstein mich auf's andringlichste empfohlen wünschend.

Weimar den 11. März 1818.

G.[84]


29/8007.


An Carl Dietrich von Münchow

[Concept.]

[11. März 1818.]

Ew. Hochwohlgeboren

sind wie ich glaube nicht abgeneigt Ihren Einfluß auf Unterricht und Bildung unsrer lieben Fürsten Kinder wie bisher fortzusetzen, so daß theils eine gefällige Anherkunft theils in den Sommermonaten ein fruchtbarer Unterricht statt fände. Da nun das vergangene Jahr gewisse Zeichen fürstlicher Erkenntlichkeit durch meine Hände gegangen sind, ich aber wohl fühle daß solche willkührlichen und gewissermassen zufälligen Gaben den Geber wie den Empfänger oft in Verlegenheit setzen, so war es mir angenehm daß unsre jungen Herrschaften für das nächste Jahr eine gewisse Verbindlichkeit aussprachen und Ew. Hochwohlg. Eine Remuneration von 400 rh. Sächsisch in vierteljährigen Raten zudencken mögen. Geschieht es mit Ihrem Einvernehmen so bleibt übrigens alles beym alten sowohl wegen der frühen Hierher Reise und dem hiesigen Aufenthalt. Zu Ostern würde der erste fällige Termin durch mich abgereicht werden, es sollte mir sehr angenehm seyn wenn wir dadurch auf dieses Jahr aus aller Zweydeutigkeit gesetzt würden, was die Folge betrifft würde eine wechselseitige Beredung nach vorliegenden Umständen immer Statt finden. Mich bestens empfehlend.[85]


29/8008.


An Friedrich Theodor von Müller

Ew. Hochwohlgeboren

das Mitgetheilte dankbar zurücksendend, frage an: ob Sie nicht vielleicht das auf beygefügtem Blättchen bezeichnete Musikstück durch Herrn von Verlohren von Dresden herschaffen lassen. In Berlin ist die Partitur mit dem übrigen verbrannt.

den 11. März 1818.

G.


29/8009.


An Christian Gottlob Frege und Comp.

[Concept.]

Ew. Wohlgeboren

verfehle nicht folgende Nachricht zu ertheilen. Meine Geschäftsführer in Frankfurt a/M. haben ein Negoz unternommen, aus welchem gegen Ende des Monats die Summe von neuntausend Gulden Rheinisch und drüber für mich könnte erzielt werden. Kommt es zu Stande, so nehme mir die Freyheit gedachtes Geld an Dieselben durch ein Frankfurter Haus übermachen zu lassen und bitte solche für meine Rechnung so lange bey Sich zu verwahren bis ich darüber zu disponiren Gelegenheit finde.

Ich werde diese wie andere Gefälligkeiten dankbar anerkennen und meine desfallsige Schuld mit Vergnügen abtragen.

Weimar den 13. März 1818.[86]


29/8010.


An Carl Ludwig von Knebel?

Hiebey erfolgt die prinzliche Schlußerklärung, welche die Gabe für Weller nur auf Ein Jahr bestimmt. Mehr war durch Vorstellungen und Zögern nicht zu erlangen.

Aus der OberAufS.Casse erhält W. daher vierteljährlich die Summe von 37 rh. 12 gr. Cassegeld gegen Quittung deren Art und Form hier bey liegt. Lebe wohl und nimm mit dem besseren Willen vorlieb

Jena d. 16. März 1818.

G.


29/8011.


An August von Goethe

Da Herr Geheime Hofrath Stark nach Weimar geht will dir mein lieber Sohn noch einiges vermelden.

1) In der Auction zu Kahla wird alles übertheuer bezahlt, Pächter und Landleute putzen mit den Meubles ihre Häuser, Apotheker Schwarz hat so manches, sogar ein paar Doppelpistolen gekauft.

2) Wenn Ottilie sich munter fühlt die Sibyllen auf künftigen Montag in's große Zimmer zum Abendmahl des Herrn einzuladen so sende Sonnabend die fertige Druckschrift.

3) Der lieben Mittheilerin des Shakespearschen Gedichts sage den schönsten Dank, es ist gewiß von[87] ihm und also ganz herrlich. Ich quäle mich mit einer Übersetzung damit es euch einigermaßen nahe kommt.

4) Auf inliegendem Blatt stehen einige Wünsche, erhalte ich's mit den Sonnabends-Boten, so ist es auch schon gut.

Jena den 18. März 1818.

G.


5) Beykommender Brief meldet etwas höchst erfreuliches. Wünsche guten Empfang.

6) Die Musik gieb der lieben Gräfin, vielleicht macht sie sich solche so schön zu eigen, wie Mitternacht.


Möge euch alles wohl gerathen, das häßliche Wetter ist wirklich auf der Tanne so häßlich nicht.

Das allerbeste!

G.


29/8012.


An Carl Friedrich Zelter

Zum grünen Donnerstag soll dieser Brief abgehen, zur Zeit da du deine großen Thaten verrichtest, welche dir (da an der Ehre weiter gar nichts mehr gelegen ist) in den Geist Freude und Geld in den Beutel bringen sollen. Schreibe mir von dem Erfolg was du gerne willst und magst, so derb als möglich, denn das kleidet euch Berliner doch immer am besten.

[88] In diesen Tagen hast du mir eine große Wohlthat erzeigt, denn das mitternächtige Lied ist mir gar gehörig und freundlich vorgetragen worden, von einem weiblichen, zarten Wesen, so daß es nur der letzten Strophe etwas an Energie fehlte. Da hast du nun einmal wieder deine Liebe und Neigung zu mir recht redlich und tüchtig abstempelt. Mein schwer zu bewegender Sohn war außer sich, und ich fürchte er bittet dich aus Dankbarkeit zu Gevatter.

Ich stehe wieder auf meiner Zinne über dem rauschenden Brückenbogen, die tüchtigen Holzflöße, Stamm an Stamm, in zwey Gelenken, fahren mit Besonnenheit durch und glücklich hinab, Ein Mann versieht das Amt hinreichend, der zweyte ist nur wie zur Gesellschaft.

Die Scheite Brennholz dilettantisiren hinterdrein, einige kommen auch hinab wo Gott will, andere werden in Wirbel umgetrieben, andere interimistisch auf Kies und Sandbank aufgeschoben. Morgen wächst vielleicht das Wasser, hebt sie alle und führt sie Meilen weit zu ihrer Bestimmung, zum Feuerheerd. Du siehst daß ich nicht nöthig habe mich mit den Tagesblättern abzugeben, da die vollkommensten Symbole vor meinen eigenen Augen sich eräugnen.

Soll ich aber aufrichtig seyn so ist diese Ruhe nur scheinbar: denn gerade das musikalische Wesen eurer Charwoche hatte ich lange zu verehren und zu genießen gewünscht und nun schwebt Auge und Geist über das der Scheitholzflöß-Anarchie.

[89] Um mich aber wirklich rein auszusprechen, so tröstet mich's wenn ich dir sage: Bist du recht ehrlich gegen mich gesinnt; so wirst du mich nicht einladen nach Berlin zu kommen – und so fühlt Schultz, Hirt, Schadow und wer mir eigentlich wohl will. Unserm trefflichen Isegrimm, den ich viel zu grüßen bitte, ist es ganz einerley: denn es fände sich nur ein Mensch mehr dem er widersprechen müßte. Von den hundert Hexametern mag ich eben so wenig wissen als von hundert Tagen der letzten Bonapartischen Regierung. Gott behüte mich vor deutscher Rhythmik wie voe französischem Thronwechsel. Dein mitternächtiger Sechsachtel Tact erschöpft alles. Solche Quantitäten und Qualitäten der Töne, solche Mannigfaltigkeit der Bewegung, der Pausen und Athemzüge! Dieses immer Gleiche immer Wechselnde! Da sollen die Herren lange unter einander verständigen, dergleichen bringen sie doch nicht heraus.

Nun vergessen sie immer daß sie und früher, bis zur langen Weile, versicherten: ein Poet sey kein Grammatiker! Homer, Homeriden, Rhapsoden und alle das confuse Geschlecht haben so hin gesaalbadert wie Gott gewollt, bis sie endlich so glücklich gewesen daß man ihr dummes Zeug aufgeschrieben, da denn die Grammatiker sich ihrer erbarmt und es nach zweytausendjährigem Renken und Rücken endlich so weit gebracht, daß außer den Priestern dieser Mysterien[90] niemand mehr von der Sache wisse noch wissen könne. Neulich versicherte mich jemand, Xenophon habe eben so schlechte Prosa geschrieben als ich; welches mir denn zu einigem Troste dienen sollte.

Den Raum zu füllen gedenke ich noch eines Scherzes der mich unterhält. Unsere Mayländer Freunde, die wir durch des Großherzogs Reise gewonnen, Männer von außerordentlichen Bedeutung, Kenntnissen, Thätigkeit und Lebensgewandtheit, welche zu cultiviren ich alle Ursache habe, verstehen kein Deutsch.

Nun lasse ich meinen Aufsatz über's Abendmahl hier in's Französische übersetzen. Durch einen gewandten Franzosen, der als Emigrirter zu uns kam, die Invasionsvisite seiner lieben Landsleute und was draus folgte bey uns ausgehalten hat. Dieß ist ein ganz eigener Spiegel wenn man sich in einer fremden Sprache wieder erblickt. Ich habe mich um die Übersetzung meiner Arbeiten nie bekümmert, diese aber greift in's Leben ein, und so giebt sie mir viel Interesse. Will ich meine deutsche, eigentlich nur sinnlich hingeschriebene Darstellung im Französischen wieder finden; so muß ich hie und da nachhelfen, welches nicht schwer wird, da dem Übersetzer gelungen ist die logische Gelenkheit seiner Sprache zu bethätigen, ohne dem sinnlichen Eindruck Schaden zu thun.

Bin ich dir nun oben mit Erzählung von Stammholz-Floßen lästig geworden, so muß ich zum Schluß[91] doch noch sagen: daß Heute, Gründonnerstag, an deinem Feste, auch in Kösen an der Saale, über Naumburg, der große Holzmarkt gefeiert wird, wo künftige Stadt- und Landgebäude zu hunderten roh auf dem Wasser schweben. Gebe der Baumeister aller Welten ihnen und uns Gedeihen. – Auf der Saal-Zinne in Sturm und Regen

tui amantissimus.

[Jena] am 19. März 1818.

G.


29/8013.


An den Großherzog Carl August

Ew. Königliche Hoheit

ersehen gewiß, aus beykommendem Briefe des Director von Schreibers, Fol. 16 und 17 anliegender Acten, mit Vergnügen, daß der famose Heuhandel sich glücklich und gänzlich zerschlagen hat und also die schon bestimmten und angewiesenen 600 Gulden gerettet sind.

Als die Sache zur Entscheidung kam zeigte sich daß der unselige Jahn von denen angekündigten sechs Bänden auch nicht einen befriedigend vorlegen konnte, so daß Director von Schreibers berechtiget war ihm den ganzen Handel aufzukündigen. Das fünfte Hundert, welches mit der nächsten Sendung anlangen soll, ist von dem früheren Vorrath bezahlt und noch 200 Gulden übrig.

[92] Mit der neuen Anweisung von 1000 Gulden wollen wir weislich verfahren. Nach Verabredung mit Renner werde von bedeutenden Skeletten einiges bestellen, bey welcher Auswahl uns die Arbeiten von Spix und Carus zu Gute kommen. Das Museum auf dem Heinrichsberg wächst auch recht lobenswürdig, und da man über diese Dinge weit mehr Klarheit hat als vor dem, so soll, hoffe ich, nur Nützliches geleistet werden.

Wegen der Fortsetzung der Flora Austriaca wollen wir uns wohl bedenken. Auf alle Fälle ist gute Witterung abzuwarten, wo man wieder auf den Museen arbeiten kann. Beykommende Acten erbitte mir zurück, ich werde sogleich den guten Schreibers trösten, der in Verzweiflung zu seyn scheint daß er nur einen Augenblick jenem unzuverlässigen Menschen traute.

Aufrichtigst wünschend

Jena, auf dem Tannenwipfel,

verehrend

geschauckelt wie ein horstender

unterthänigst

Rabe. d. 19. März 1818.

Goethe.


29/8014.


An Johann Wolfgang Döbereiner

Ew. Wohlgeboren

verfehle nicht zu melden, daß Serenissimus wünschen, Dieselben möchten in diesen Tagen nach Weimar kommen. Ich wünschte hierüber nähere Auskunft zu[93] geben und würde morgen früh um 10 Uhr anfahren, um eine lang entbehrte Unterhaltung zu genießen.

Jena den 22. März 1818.

Goethe.


29/8015.


An August und Ottilie von Goethe

Das Einzige wünscht ich daß meine Kinder ein paarmal im Paradiese mit mir auf und ab liefen, sie würden sich erfreuen über den verwandelten Papa. Ich bin, wenn nicht aus dem Regen in die Traufe, doch aus der Traufe in den Regen gerathen. Theater und Universität! Eins und ebendasselbe! – Mit Backsischen bin ich gesegnet, der größere, ja der größte soll euch eine frohe Mahlzeit seyn. Gedencket

Jena d. 22. März 1818.

G.


29/8016.


An August von Goethe

Zu wünschen:

1) Herr Canzleyrath Vogel wünscht einen Brief von Herrn Hüttner wieder zu erhalten, er muß sich unter den letzten Papieren finden, die ich zurückgelassen habe, es sey daß sie auf dem Schreibtisch liegen geblieben oder daß sie in das Schränkchen geschoben worden, es wäre gut wenn man ihm solchen auffinden könnte.

[94] 2) In Paris hält sich ein Lord Egerton auf, Abkömmling des großen englischen Hauses, er sendet unsern Bibliotheken zum Geschenk seine Werke in mehreren Exemplaren, welche von Bedeutung zu seyn scheinen, auch niemals in Handel gekommen sind. Ich wünschte von ihm Particularia zu erfahren, weil ich antworten und danken muß. Sagen unsere literarischen Hülfsmittel nicht genug von ihm, so hätte Seine Excellenz der Herr Staats-Minister von Voigt die Gnade durch den Herrn von Treutlinger völlige Notiz einzuziehen.

3) Ich habe vor meiner Abreise einen Brief vom Herrn Director Cattaneo erhalten, den ich in Weimar zurück ließ und jetzt gerne hier hätte, er muß wie der Hüttnerische entweder auch auf dem Schreibtische oder in den Schiebeschränken liegen.

4) Bey Kupferstechen Ermer nachzufragen, derselbe an den Buchstaben der alten Inschrift zu schneiden angefangen habe, und ob ich davon Abdrücke sehen könne.

Jena den 23. März 1818.

G.


29/8017.


An Johann August Gottlieb Weigel

[Concept.]

Ew. Wohlgeboren

haben mir durch Ihre neuste Sendung besonderes Vergnügen gemacht, wovon Sie sich desto gewisser überzeugen[95] werden da Ihnen die Preise solcher Kunstwerke bekannter sind als mir selbst. Nur wenige dieser Blätter erreichen die Summe die ich mir persönlich als Ziel würde gesetzt haben. Die übrigen hätte ich, wären sie mir nach und nach angeboten worden, durchaus theuerer angekauft.

Haben Sie die Gefälligkeit auch in der Folge gleiche Sorgfalt für mich zu tragen. Könnte ich übrigens den Catalog dieser Auction, mit beygeschriebenen sämmtlichen Preisen erhalten, so würde mir es zur Belehrung und künftig zu einiger Richtschnur dienen. Den Winklerischen Auctions-Catalog und andere besitze ich schon auf diese Weise.

Was gefällige englische Papier betrifft, so würde mir ein Buch, sorgfältig auf eine Rolle gewickelt und gut eingepackt, mit der fahrenden Post willkommen seyn.

Um gefällige Nachricht bittend wenn sonst etwas im Kunsthandel Merkwürdiges vorfällt. Mich zum geneigten Andenken empfehlend.

Zugleich bemerke daß ich postfrey bin, und daß auch künftig größere Packete mit der fahrenden Post an mich geschickt werden können.

Jena den 23. März 1818.[96]


29/8018.


An Christian Georg Carl Vogel

[Concept.]

Ew. Wohlgeboren

haben gewünscht einen Brief Herrn Hüttners wieder zu erhalten, ich schreibe deshalb nach Weimar wo ich denselben zurückgelassen habe. Sollte man ihn nicht finden so werde ich ihn bey meiner Rückkunft sogleich aufsuchen. Eine Kleinigkeit, die ich noch von London wünsche, habe ich hierbey bemerkt und ersuche Dieselben um gefällige Beförderung.

Hern Hüttner wäre wegen seiner gefälligen Sorgfalt verbindlichster Dank abzustatten und zugleich nachstehender Nachtrag zu entschuldigen.

Man wünscht vom Philosophical Magazine und zwar vom Jahr 1803 auch noch den Monat August No 63, man bemüht Herrn Hüttner ungern in dieser Angelegenheit abermals.

Mit den besten Empfehlungen.

Jena den 23. März 1818.


29/8019.


An Carl Gustav Carus

Ew. Wohlgeboren

Sendung kommt mir zu einem glücklichen und bedeutenden Moment: denn indem ich seit einem Jahr den[97] Auftrag habe in Jena, unter Leitung Herrn Professor Renners, eines vorzüglichen Mannes, dessen Verdienste Ihnen gewiß nicht unbekannt sind, eine Schule der Thierkunde einzuleiten und zu fördern, damit uns die höchst nothwendigen und nützlichen Haus-Geschöpfe, im gesunden und kranken Zustand, sodann auch in ihrem Bezug zu der übrigen animalischen Welt genauer bekannt würden; so gab mir dieß den schönsten Anlaß ältere leidenschaftliche Studien zu erneuern, meine Papiere vorzunehmen und einiges, als Zeugniß meines innigsten Antheils, dem Publikum darzulegen.

Wenn ich nun schon längst ein Compendium entbehre, welches methodisch genug angelegt wäre den hohen Begriff zu erleichtern und die ungeheuere Naturidee knapp im Einzelnen und lebendig im Allgemeinen nachzuweisen; so mußte mir Ihre Arbeit höchst erwünscht seyn und ich zweifle nicht daß in wenigen Jahren sich der akademische Unterricht nach Ihrer Leitung richten werde. Wie sehr hätte ich gewünscht dieses nächsten Sommer schon bey uns zu erleben.

Da ich mich seit vierzig Jahren in diesem Felde redlich abquäle; so gehöre ich gewiß unter die welche Ihr Werk höchlich schätzen. Nur wenige Stunden konnte bisher darauf verwenden, allein ich sehe schon auf jedem Blatt, auf jeder Tafel meine Wünsche erfüllt. Das von andern Geleistete, Bekannte, aber in[98] tausenderley Schriften und Heften Zerstreute gesammelt und mit Neuem, Eignen vervollständigt.

Ich nehme nun mit desto mehr Zuversicht meine alten Papiere vor, da ich sehe daß alles was ich in meiner stillen Forscher-Grotte für recht und wahr hielt, ohne mein Zuthun, nunmehr an's Tageslicht gelangt. Das Alter kann kein größeres Glück empfinden als daß es sich in die Jugend hineingewachsen fühlt und mit ihr nun fortwächst. Die Jahre meines Lebens die ich, der Naturwissenschaft ergeben, einsam zubringen mußte, weil ich mit dem Augenblick in Widerwärtigkeit stand, kommen mir nun höchlich zu Gute da ich mich jetzt mit der Gegenwart in Einstimmung fühle, auf einer Altersstufe wo man sonst nur die vergangene Zeit zu loben pflegt.

Nehmen Sie beykommendes Heft freundlich auf! Sie finden größtentheils darin worüber wir einig sind. Zu Michael hoffe ein zweytes zu senden. Unterrichten Sie mich von Zeit zu Zeit von Ihren Zuständen und Arbeiten, ich habe Pflicht und Muße daran Antheil zu nehmen.

Vergessen darf ich zum Schlusse nicht daß die geistreiche Behandlung der Tafeln für den allgemeinen Begriff, wie er hier erwartet werden kann, sehr willkommen erscheint. Verzeihen Sie übrigens eine etwas eilige Behandlung Ihrer so wichtigen Arbeit. Bey so vielem Zudrang bin ich gewohnt daß Freunde es nicht so genau mit mir nehmen: denn manchen lieben[99] werthen Brief ließ ich unbeantwortet eben weil ich etwas Würdiges zu erwidern mir zu Pflicht machte.

Das Beste wünschend

ergebenst

Jena d. 23. März 1818.

Goethe.


29/8020.


An Friedrich Theodor von Müller

Ew. Hochwohlgeb.

geneigte Sendung erfreut mich höchlichst als Zeichen Ihrer Andenckens und Wohlwollens. Übrigens beschäftigen mich seit mehreren Tagen: schlechte Finanzen, Notablen auf Notablen, General Staaten, National Convent, National Garden und das volle Drunter- und Drüber von Jakobinern, Feuillans, die rechte und lincke Seite, Mord und Todschlag, nebst höflichem Ersuchen an's Volck: es möge sich doch auf andre Weise amüsiren. ppp. Hieraus sehen Sie, mein Theuerster, daß ich mich nicht verwundern darf wenns in der Welt wunderlich und geschwind geht. Wenige Monate waren hinreichend erst genannte Geburten, mit tausend vor- und nach Geschwistern hervorzubringen.

Leben Sie wohl, gedencken mein. Grüßen Sie alle schönen Tugenden und Vorzüge

von dem Alten

[Jena] d. 25. März 1818.

auf dem Tannehorst.[100]


29/8021.


An Carl Friedrich Ernst Frommann

Ew. Wohlgeboren

erhalten abermals einen Theil des Manuscripts, das fehlende, drittehalb Bogen betragende, ist zunächst versprochen worden.

Auch wünschte zu wissen, wann der Druck des zweyten Hefts der Morphologie angefangen werden könnte, damit ich mich wegen einem kurzen Aufenthalt in Weimar danach richten könnte.

Sodann sende ein merkwürdiges Manuscript, welches wir im demselben Format, wie es liegt, Seite für Seite wünschten abdrucken zu lassen. Die dazu gehörigen seltsamen Schriftzeichen sind deshalb in Holz geschnitten worden. Es hat damit Zeit bis nach der Messe: doch wünschte vorher noch einen Überschlag der Kosten.

Mit den besten Wünschen und Empfehlungen.

Kupferstecher Müller wird erinnert und resp. beauftragt

ergebenst

Jena den 25. März 1818.

Goethe.


29/8022.


An Ottilie von Goethe

Du mußt, meine liebe Tochter, doch kein ganz echtes Vaterlandsgefühl in dir hegen, sonst hättest[101] du dem, obgleich versiegelten Packet seine Gottlosigkeit angefühlt. Bedenke nur! dieser schreckliche Dramatiste läst die wahre preußische, uralte Dreyeinigkeit Perkunos, Potrimpos, Pikollos aus dem ewigen Eichenlaub herabstürzen, weil das leidige Gelichter: Ottokar von Böhmen, Rudolph von Habsburg, ja sogar ein anonymer Graf von Habsburg sich einfallen lassen meine edlen alten Bernstein-Preußen heimzusuchen und zu cristenen (Frage die liebe Mutter was das heißt).

Werners Kreuz an der Ostsee hat uns dieses garstige Spectakel einmal zugemuthet; da war es aber doch wenigstens Original; jetzt kann es keineswegs passiren, am wenigsten vor mir als einem echten Bernstein-Patrioten.

Willst du deshalb, meine allerliebste Tochter, mit einigen Redensarten, die dir vielleicht zu Gebote stehen, uns höchlichst herausziehen, so conformire dich, in meinem Namen, mit Geheime Rath Wolf, welcher zum Druck räth und einen, für den einzelnen Beurtheiler höchst lästigen Ring und Reif, oder Kette wie man will (in der Kunstsprache Cyclus genannt) dem Publicum an den Hals wirft, das recht gut weis wie es dergleichen Dinge los werden soll. Überzeugt daß du dir eine Freude machst dergleichen, einem wahren Ostsee-Freunde höchst widerwärtige Dinge zu beseitigen, überlaße ich deiner vorsteherlichen Weisheit Mittel und Wege zu erwählen und zu ergreifen.

[102] Dazu kann ich nicht unbemerkt lassen daß der Dramatist der Erfinder der vor Zeiten rumorenden Fahrküchen ist und, da diese nicht sonderlich Schmackhaftes hervorgebracht, es jetzt in einem andern Geschmacksfelde versuchen will.

Möge für diese Peinen die ich dir auflade dir alles andere zu Gute kommen und Mons. Misele geputzt und glänzend bald unsere sämmtliche Begrüßungen aufordern.

Grüße die verehrten Sybillen, die heitern Musen und was sonst froh und nützlich vereint seyn mag.

Das schönste Lebewohl!

Kannst du für das sehr wohlgerathne, mir sehr liebe Bild des unvergeßlichen Grafen Reden irgendwo einen Danck abstatten so verpflichtest du mich durch Erfüllung dieser Pflicht.

Friede dir! Und Wohlgefalle

bey allen guten Leuten.

Jena den 26. März 1818.

G.


29/8023.


An Anton Genast

[Concept.]

Da ich schon längst der Frau Geheime Regierungsräthin von Voigt die Mittheilung beykommenden Büchleins schuldig bin, so ergreife um so lieber eine Gelegenheit dasselbe abzusenden als ich zugleich mich[103] erkundigen kann, wie sich Herr Geheime Hofrath befindet, wie es Ihnen und den lieben Ihrigen geht, da ich mich denn freylich auch zum freundlichen Andenken empfohlen wünsche.

Möge genannter werthen Freundin beykommendes Heft auch einigen Antheil abgewinnen. Nächstens persönlich das Weitere hoffend.

Sehen Sie Herrn Beuther so danken Sie ihm für die übersendeten prächtigen egyptischen Decorationen. Können Sie mir einen Wink geben wie ich diesem geschickten und gefälligen Mann auch einmal etwas Freundliches erwiese, so würden Sie mich verbinden.

Mit den besten Wünschen.

Jena den 26. März 1818.


29/8024.


An Johann Heinrich Meyer

Eigentlich, mein theurer Freund, haben wir uns, vor und nach dem Abscheiden, ein wenig unbehülflich benommen, daß wir uns nicht wegen einer fleißigeren Communication verabredeten. Ich hatte so manches zu schicken, das ich bis an die Grenze frankiren konnte; weil man uns aber die Schweiz in allem so theuer vorspiegelte, so fürchtete ich immer Ihnen disproportionirte Kosten zu verursachen. Daraus mag denn das Gute entspringen daß wenn wir uns wiedersehn manches ganz frisch mitzutheilen seyn wird.

[104] Zunächst aber schreiben Sie mir doch: wenn Sie die Rückreise anzutreten gedenken. Meine Absicht ist sehr frühe nach Carlsbad zu gehen, ehe der Menschenstrudel sich um dem Wasserstrudel wirbelt. Auch um bald wieder hier zu seyn, da es gar manches zu thun und anzuleiten giebt, schwerlich sind Sie um diese Zeit schon wieder hier! Woher kommt es daß Sie gar keine Neigung zeigen Ihr schweizerisches Baaden zu besuchen? ich würde mich glücklich schätzen ihm so nahe zu seyn.

Was Ihre Rückreise betrifft wage ich keinen Rath zu geben; thun Sie was Ihnen zuletzt am erfreulichsten scheint; doch würde mich zunächst Ulm und München anreizen. In Ulm sollen nach Hirts Versicherung sich wundersame altdeutsche Dinge befinden, unter andern nennt er einen Meister Hans Baldung Grien1 mit großer Hochachtung, von dem er selbst ein sehr schätzenswerthes Bild acquirirt hat.

In München sind Abgüsse der Phigalischen Basreliefs angelangt. Louise Seidler hat mir eins, blau Papier, schwarze Kreide, weiß gehöht, in Größe des Originals zugeschickt, unter Langers Einfluß sorgfältig gearbeitet. Es ist ein Abgrund von Herrlichkeit, und wohl unerläßlich solche zu betrachten: denn, genau besehen, wird an den Aeginetischen wenig Freude[105] zu haben seyn. Es sind zusammengestoppelte Tempelbilder, von ganz verschiedenem Kunst-Werth (die liegenden vielleicht zugearbeitet) die immer problematisch bleiben müssen. Glauben wir doch nicht daß die Alten alle ihre Röcke aus ganzem Tuch geschnitten haben.

Den Phigalischen aber muß man nachsagen daß sie kapital und echt sind. Bereiten Sie sich vor von den Münchner Wissenden Folgendes zu hören: »Das Lebendige, die Großheit des Styls, Anordnung, Behandlung, das Relief alles ist herrlich. Hingegen kann man bey so viel Schönem die außerordentliche Gedrungenheit der Figuren, die oft kaum sechs Kopflängen haben, überhaupt die vernachlässigten Proportionen der einzelnen Theile, wo oft Fuß oder Hand die Länge des ganzen Beins oder Arms haben u.s.w. kaum begreifen. Und was soll man sagen daß man an den Coloß beynahe in allen Vorstellungen erinnert wird.«

Mir löst sich dies Räthsel folgendermaßen auf: diese Basreliefs sind nicht selbständige Werke, sie sind architektonischen Zwecken, einem allgemeinen Effect untergeordnet.

1) Die Figuren sind gestutzt in Bezug auf dorische Ordnung.

2) Der Haupteffect sollte erreicht werden durch Zusammen- und Gegenstellung der Figuren und zwar nur in Absicht auf die bedeutenden Körpertheile. Hier ist nichts versäumt! Wie sich bedeutende[106] Gelenke und Schlußglieder, Hand, Knie, Faust, Kopf pp. zusammen verhalten, es fordert Anbetung.

Nun aber dieses zu bewirken und um zu allererst die massenhaften Partien zu reguliren, Pferdehals und Männerbrust einander entgegen zu stellen, und dazwischen doch noch einen Amazonenbusen geltend zu machen, da bleibt einmal ein Fuß gestaucht, verlängert sich ein Arm über die Gebühr. Wollte man das in's Gleiche bringen so entstünde ein nettes, aber würkungsloses Getreibe.

Sieht man nun in diesem Sinne die übrigen amazonischen und centaurischen Gebilde, nur wie sie uns das Industrie Comtoir gegeben, so findet man überschwengliche Kunst und Talent, höchste Weisheit und Thatkraft, unbedingt frey, einigermaßen frech.

So dürfte man auch wohl annehmen, daß bey dergleichen weitläufigen, verdrungenen Arbeiten man keineswegs erst Modelle gemacht und mit Fäden, Zirkeln oder sonst, höchst gewissenhaft verfahren. Wenn der Hauptbegriff gegeben war, so arbeitete der Künstler wohl auch aus dem Stegreife, wie denn auch jetzt nicht immer Cartone gemacht werden, dagegen auf grundirter Leinwand, wo nicht inventirt und skizzirt, doch wenigstens aus freyer Hand gezeichnet und dann frisch drauf los gemahlt wird.

Man bemerkt, wie die Freundin meldet, verschiedene Behandlungsarten: oft das genauste Studium der Natur[107] in den männlichen Körpern, dagegen wieder manches roh und flüchtig. Alles dieses scheint mir auf eine rasche, hohe, verwegene Thätigkeit hinzudeuten.

Der Bemerkung wegen Wiederholung des Colossen würde ich entgegen setzen: man möge doch bedenken wie man uns bald seit 2000 Jahren mit Muttergottes-Bildern ennuyirt habe.

Dies alles wünscht ich freylich von Ihnen beurtheilt: denn nach leichten Umrissen des Ganzen und einer einzelnen, treu-fleißigen Nachbildung kann man doch nur im Allgemeinen urtheilend herumtappen.

Und so will ich denn schließen, und meinen Discurs über das Abendmahl beylegen. Indem er Ihnen zu denken giebt wird er manches zu wünschen übrig lassen. Mir scheint bey allen diesen Dingen, die doch mehr oder weniger rhetorisch sind, der Hauptzweck daß man Werth und Würde der Kunst immer wieder einmal zur Sprache bringe.

Vale iterum atque iterum.

fröhliches Wiedersehn!

Jena den 26. März 1818.

G.


Die Leipziger Kunstlotterie (denn so darf man wohl jede Kupferstichauction nennen) ist höchlich zu unsern Gunsten ausgeschlagen. Etwa ein halb Dutzend nur sind zu dem Preis gelangt wo ich mir selbst Grenzen gesetzt hätte; sehr viele höchst billig und der größte Theil noch unter unsern gewöhnlichen Preisen.

[108] Auf die Franzosen, die nun wie billig im Verschiß sind, bietet niemand. Den Olymp von Primaticcio, etliche dreyßig Figuren, gut erhalten für 2 Groschen und so weiter von ihm und Rosso. Die Landschaften nach Caspar Poussin von Glauber, Glaubers eigene Erfindungen und Arbeiten, allerliebste Sachen wie geschenkt, von Sebastian Bourdon eine Menge selbst radirt, worunter Haupt- und Nebenblätter sein Verdienst zu erkennen, um gleichfalls schimpfliche Preise. Eigenhändige Radirungen von Champaigne nach eigenen großen Bildern, auf die er sich was zu Gute that, kostbare Abdrücke immer in selbigem Maaßstab bezahlt. Leichte frevelhafte Radirungen von Watteau; das lustigste aber Watteau's Portrait von ihm selbst gemahlt, von Boucher radirt, das höchste Document gallischer Kunst-Nichtigkeit in jenen Jahren! würde ich um keinen Preis hergeben, kostet 2 Groschen. Le Sueur viel und vorzüglich.

Noch viel toller aber ist es mit den Niederländischen Weltgeschichts- und Zeitungsbildern, vom Schluß des 17. Jahrhunderts. Da ich dergleichen unbedingt verlangte, so ist ein Hagelwetter von Romeyn de Hooghe, Joh. und Georg Lütkens über mich hergefallen, worunter ganz kostbare Sachen sind, welche, mit dem was wir schon besitzen, den Begriff der Zeit völlig abschließen. Die größten Platten verschollener Schlachten, mit ihren Helden ad vivum vorgestellt, wurden, nur daß es was hieße, für einen Groschen hingegeben;[109] anderen Sammlungen, wie Lütkens Kirchengeschichte, ging es viel schlechter.

Eine Handzeichnung von Romeyn (Einen Thaler) spricht das Verdienst ihres Meisters in Absicht auf Conception und Effect vollkommen aus.

Der Einzug von Ludwig dem 14ten in Dünkirchen, von van der Meulen selbst radirt, übertrifft alle Erwartung. Ein später gleichfalls mitgekommner, nachgearbeiteter Abdruck läßt erst das Verdienst des älteren recht erkennen.

Sollte ich nun schließen ohne zu sagen daß Paul Brill, durch Egidius Sattler und Nieuland, Jodocus Momper, durch Theodor Galle, besonders aber durch Ekbert von Panderen, Mucian aber durch Cornelius Cort, in vortrefflichen, mehr oder weniger erhaltenen, wiederhergestellten, oder geringeren Abdrücken zu uns gekommen sind, so habe ich viel gesagt. Und dennoch muß ich noch hinzusetzen daß von den Rubenischen Landschaften eben so viel zu rühmen ist. – Damit ich ende sage ich nur daß Einhundert Blätter der Italienischen Schule gleichfalls gefunden sind.

in fidem

Jena den 26. März 1818.

G.


1 Doch ich irre! das Hauptbild dieses Meisters ist nicht in Ulm, sondern zu Freiburg im Brisgau.[105]


29/8025.


An Antonia Brentano

Sie haben uns, verehrte Freundin, auf das anmuthigste durch eine köstliche Sendung überrascht, sie[110] giebt uns, in diesen, immer etwas bedencklichen Tagen, neue Hoffnung und Zuversicht: denn sie sollten die Götter ungefällig genug seyn das Familienfest zu stören dessen Feyer die wohlgesinnteste Freundschaft statlichst vorbereitet. Nehmen Sie den aufrichtigsten Danck für so thätige Theilnahme, und verzeihen der Kürze dieses Briefes, den ich nicht verlängern will um unser frohes Anerkennen eiligst auszudrücken.

Möge die Beylage einiges Vergnügen gewähren und mich Ihnen wäre es nur auf Augenblicke näher stellen. Den theuren Hausgenossen und Nachbarn die lebhaftesten Grüße

treu verpflichtet

Jena d. 26. März 1818.

Goethe.


29/8026.


An August von Goethe

Zu wünschen:

1) Daß du einen Zeddel machst was dir aus der Museums Casse zu Gute kommt wegen deiner diesjährigen Expeditionen hierher.

2) Und mir eine Papierscheere sendest.

3) Daß Ermer veranlaßt werde seine Rechnung für die geschnittenen Buchstaben zu machen.

4) Daß beyliegendes Briefchen zu Kupferstecher Müller komme.

5) Auf den Repositorien an der Thüre steht ein deutsches Manuscript welches in Hexametern eine Reise[111] auf das Riesengebirge darstellt, dieses wünscht' ich herüber.

6) Unter'n französischen Revolutionsschriften befindet sich eine die den Titel führt Actes des Apôtres. Diese wünsche bald herüber.

7) Nächstens werden die 4000 rh. Sächs. von Leipzig her auf den Hals kommen, eile sie unterzubringen.

8) Dagegen laß mich aber nicht immer in der Weinklemme, einzeln bey Freunden zu borgen ist beiden Theilen unbequem, unschmackhaftes Zeug theuer bezahlen ganz verdrießlich. Das Beste wird seyn man beredet's mit Ramann daß er von Zeit zu Zeit einen Eimer hierher schicke. Ich sehe nicht warum man sich mit einem Zwischendepot doppelte Mühe und unangenehmes Versäumniß machen soll.1

9) Beykommende Packete und Briefe besorgst du in der Stadt und auf die Post.

10) Die Sendung an Meyer habe offen gelassen damit du solche lesest, besonders in Bezug auf die neue Kupferstichaquisition.

Valete

Jena d. 27. März 1818.

G.


1 Da du vor Abgang des Gegenwärtigen die durstigen Seelen hinlänglich gelabt hast; so soll dir deswegen das gebührende Lob nicht ermangeln.[112]


29/8027.


An die Gebrüder Felix

[Concept.]


Die Herren Vorsteher der akademischen Rosenkellerey haben bey mir, schon seit einigen Jahren, den Burgunder getrunken mit welchem Sie mich regelmäßig zu versehen pflegen; da man nun diesen Wein an und für sich für gut befunden, zugleich aber auch mit seiner Egalität, insofern solche zu erwarten, zufrieden gewesen, so hat man den Entschluß gefaßt sich deshalb mit Ihnen in Connexion zu setzen. Mögen Sie das durch Herrn Rent-Amtmann Lange zu eröffnende Verhältniß, wie ich nicht zweifle, mit Vergnügen erwidern, so werden Sie bey guter und immer gleicher Lieferung wahrscheinlich auch von Ihrer Seite zufrieden seyn. An prompter Bezahlung wird es niemals fehlen.

Jena, den 27. März 1818.


29/8028.


An Matthias von Flurl

[Concept.]

[Jena, den 28. März 1818.]

Ew. Hochwohlgeboren

haben, einstimmig mit Herrn Oberbergrath Wagner, das Kabinett der mineralogischen Gesellschaft in Jena dergestalt bereichert daß, ob uns gleich manches Gute und Lehrreiche zu Theil wird, Ihre Sendung jedoch zu einem besonderen Danck auffordert.

[113] Unser gnädigster Herr der Großherzog, welcher für alles Bedeutende was geschieht, und um so mehr wenn es heimische Zwecke befördert, ein anerkennendes Gefühl hegt, betrachtete die nunmehr anständig aufgestellte Folge jener höchst bedeutenden Mineralien mit viel Vergnügen und Theilnahme, daher glaube ich mich berechtigt von denen mir anvertrauten sehr gut gerathenen Bildnissen zwey Exemplare zuzusenden, mit dem Wunsch daß die wohlwollenden Freunde Sich unserer dabey immer so gern erinnern mögen als wir durch Ihre reichliche, unterrichtende Gabe immerfort zu einem dankbaren Andenken verpflichtet sind.

Jena den 26. März 1818.


29/8029.


An Friedrich Wilhelm Heinrich von Trebra

[Concept.]

[Jena, 28. März 1818.]

Mit dem freundlichsten Dank für die gute Aufnahme meiner kleinen Sendung überschicke sogleich eine chemische Zauber-Formel nach dem neusten Schnitt, welche die Wissenden von Freiberg gewiß alsogleich lösen und benutzen werden.

Wäre noch eine Notiz von der Prüfung jenes merkwürdigen Erzgesteins übrig, woraus sich ersehen ließe was solches noch außer den Metallen enthalten, und ob etwa Schwefel beygemischt gewesen? so würde es für uns sehr interessant seyn.

[114] Dank nicht weniger für das geneigte Andenken an meine Kinder. Ich habe sie vor ohngefähr zehn Tagen ganz munter verlassen und höre daß sie sich in Erwartung und Hoffnung geduldig hinhalten.

Soviel für dießmal, damit die wissenschaftliche Anfrage nicht aufgeschoben werde!

Jena den 25. März 1818.


29/8030.


An Ferdinand Gotthelf Hand

[Concept.]

Schon lange habe ich das Vergnügen entbehrt mich mit Ew. Wohlgeboren zu besprechen. Geschähe es mit Ihrer Zufriedenheit so würde ich Sie morgen früh gegen 11 Uhr zu einer Spazierfahrt abholen.

Jena den 28. März 1818.


29/8031.


An Juliane Auguste Christinevon Bechtolsheim

[Concept.]

Wenn, theuerste Freundin, ich mir die Freiheit nahm in Ihre Psalter einzugreifen, so geschahe es um Ihr Eigenstes aufzuregen, alles also was Sie empfinden, dencken, urtheilen und verbessern ist recht: denn es war ja nur bey mir der leichte Federzug eines Augenblicks.

[115] Ob Sie gleich, meine Beste, in allem Guten gewandt sind so könnten Sie doch immer von uns alten Herrn noch etwas lernen: setzen Sie in Ihrem lieben Briefe statt vor dreyßig Jahren, seit dreyßig Jahren, so hätte man sich das Unwahrscheinliche überreden lassen, weil es gar zu schmeichelhaft wäre.

Verzeihen Sie der fremden Hand und überzeugen Sich von der treuen Anhänglichkeit Ihres alten Freundes und Verehres.

Jena den 29. März 1818.


29/8032.


An Christian Gottlob Voigt

Wohlthätiger konnte mir nichts seyn als daß Ew. Excellenz wieder zum Vortrage sich eigefunden, und daß ich sodann von Ihrer eigenen Hand vernahm wie das uns alle beängstigende Übel auch nur ein Übergang gewesen. Mögen die in unserer lieben Zeitlichkeit immer wechselnde Zustände einem so theuren Freunde und dadurch uns selbst zum Allerbesten gerathen.

Die verspätete Zahlung erfolgt hierbey. Ich habe die Exemplare mit gutem Muth und Wunsch in die Sparbüchse von lieben Kindern niedergelegt, und es mag seyn daß wir uns auf unsere Eigenheit etwas einbilden, aber diese Medaille wird sich künftig im hohen Range erhalten. Daß Ew. Excellenz, nach aufgewendeter[116] Sorge und Mühe, wenigstens ohne Schaden und Mühe geendigt, ist in dieser lieben deutschen Zeitlichkeit schon dankenswerth, wo jeder dem andern den heutigen Tag verkümmern muß, um nur nothdürftig selbst etwas zu gelten. Mögen Sie außer dem was für die Bibliothek bestimmt ist, auch Ein Dutzend für die Zeichenschule zurück behalten und beide Zahlungen geneigtest aus der Casse heben, so wird in folgen der Zeit gar manchen jungen nachstrebenden Gemüthern etwas höchst Erfreuliches zu Theil werden.

Was Ew. Excellenz beygetragen um ein so ehrenhaftes und unserm theuern Fürsten wahrhaft so nothwendiges Verhältniß wieder herzustellen möge Ihnen und uns wie Tausend Anderes zum Segen gedeihen.

Angeregt durch ein Wort Ihres Schreibens, wo die Zeit als ein seltsamer Genius zur Bedeutung kommt, möchte ich so viel sagen: hat man denn ganz vergessen daß die Zeit ein Element ist, das nur Werth und Würde durch den Sinn des Menschen erhält. Was ist denn Wasser und Feuer wenn wir sie gewähren lassen aus Ohnmacht, Unverstand oder Leichtsinn? und so ist's auch hier – und wie viel wäre noch hinzusetzen.

Was mich auf der Zinne, bey einer in Großherzoglichen Landen vielleicht einzigen An- und Aussicht, dennoch betrübt ist das Gefühl der Einsamkeit und Überzeugung daß ich die werthesten und würdigsten[117] Freunde dieses obgleich sehr bedingten doch immer hübschen Genusses nicht theilhaft machen kann.

Ein Wagestück weitläufige Commissionen in eine Leipziger Kupferstichauction zu geben ist mir besonders geglückt: denn da mir nur darum zu thun ist meine Sammlung in kunsthistorischem Sinne zu vervollständigen habe ich meistens nur solche Dinge bezeichnet die jetzt in Verachtung oder gar, wie die Studenten sagen, in Verschiß sind, dadurch ist eine Last von guten Kunstwerken zu mir gekommen, die mir noch lange Zeit nach dem ersten Genuß genugsam zu denken geben. Und daß eine solche Unterhaltung hier am Ort höchst nöthig sey ermessen Ew. Excellenz ohne daß ich umständlich werde. Die Societät ist hier, wie überall und vielleicht noch mehr, von dem wichtigen Interesse des Tags erschüttert, wo jeder Einzelne das allgemeine Wohl und Weh zum Vorwand nimmt um seine Abneigungen möglichst wirksam zu bethätigen.

Nächstens sende das dritte Heft von Kunst und Altherthum, dessen Abfassung, Druck und Revision mir manche lange Winterzeit verkürzten und die Nächte zum Tag verlängerten.

Schließlich nehmen Ew. Excellenz gewiß freundlichsten Antheil, wenn ich vermelde daß ich mich so wohl befinde als ich nach Jahren und Umständen nur hoffen kann. Auf Morgen ist mir die erste Dose frischen Löwenzahns versprochen, wovon ich denn die trefflichen Wirkungen schon vor'm Jahr zu preisen[118] hatte. Möge bald mir das Glück werden persönlich aufzuwarten, gar manches zu referiren und mir wie sonst Rath und Beystand zu erbitten.

Ihrem verehrten Kreise mich angelegentlichst empfehlend

treu geeignet

Jena den 29. März 1818.

Goethe.


29/8033.


An Carl Friedrich Ernst Frommann

Ew. Wohlgeboren

erhalten hierbey den Anfang des nächsten Stücks Kunst und Alterthum, es könnte ein Schutztitel vorausgehen mit der Aufschrift Bildende Kunst, auch würde ich rathen den Haupttitel mit der Bezeichnung zweiter Band gleich vorausgehen zu lassen, damit man ihn zuletzt nicht nöthig hätte. Die Morphologie würde ich rathen ohne alle Titel fortzusetzen, die Bogen- und Seitenzahl giebt Anleitung genug. Es wird mir sehr angenehm seyn, wenn diese Dinge bald in Bewegung kämen, da sie schon viele Jahre sich ruhig verhielten.

Darf ich noch einen Wunsch äußern, so ist es der: daß ich wünsche jenen Aufsatz über das Turnwesen einzusehen. Wobey ich versichere, daß ich nur meine eigene Erbauung und Belehrung zur Absicht habe. Zu Myrons Kuh kommt ein Kupfer, welches dann auch wohl auf dem Titel anzumerken wäre. Doch[119] darüber werde ich mich so wie über manches andere mit Meister Johann seiner Zeit besprechen.

Mit den besten Wünschen und Empfehlungen

ergebenst

Jena den 31. März 1818.

Goethe.


29/8034.


An August von Goethe

Hierbey erhälst du, mein lieber Sohn,

1) Ein Blanket für deine Quittung.

2) Ein dergleichen für die Remuneration der Bibliothekspersonen.

3) Autorisirte Quittung für Querner.

4) Ottiliens Auctionsbestellung leider mit Protest zurück.

5) Vermelde daß die schwarzen preußischen Hoheiten wieder in meinen Händen sind, da ich denn Ottiliens eigenen Wunsch vernehmen möchte. Jetzt sind ihrer sechse, soll noch ein siebenter hinzukommen, so würden sie besser in ein Rund als in ein Oval taugen. Dieses Rund könnte man sodann wieder in einen viereckten Rahmen bringen. Giebt sie mir selbst darüber freundlichste Auskunft, so werde ich das Möglichste thun das Tabernakel ihrer Hausgötter heraus zu putzen.

6) Die beykommende Abtheilung des Grunerischen Catalogs wünsche baldigst verglichen.

[120] 7) Das Exemplar der Propyläen welches auf meinem Schreibtische steht.

Was sich sonst an Briefen und Zeitungen vorgefunden hat, schickst du ohnehin.

Jena den 31. März 1818.

G.


29/8035.


An Carl Ernst Schubarth

[Concept.]

[Jena, 2. April 1818.]

Ihr Büchlein, mein Werthester, das Sie mir anmelden, ist noch nicht zu mir gekommen; Freunde jedoch sprachen günstig davon, ohne mich im Besondern aufzuklären. Da Sie nun in einer Art von Sorge zu seyn scheinen wie ich es aufnehmen könnte; so halte ich für Pflicht Sie durchaus zu beruhigen.

Wenn man das Leben zugebracht hat sein Innerliches auszubilden, mit dem Wunsche auch nach außen genießbar und nützlich zu werden; so kann uns nichts erfreulicher begegnen als wenn wir vernehmen daß Gleichzeitige, noch mehr aber daß Jüngere sich mit unsern bekannt gewordenen Arbeiten dem Werden nach beschäftigen. Denn indem sie dieses thun, so sprechen sie aus: daß sie nicht nur dasjenige was einer Jugend gemäß ist sich aus dem Vorliegenden heraus nehmen würden, welches bequem wäre, auch gewöhnlich geschieht und allenfalls gelten kann, sondern daß sie[121] gern erführen wie es denn eigentlich um ihren Vorgänger gestanden und wie solcher, bey entschiedenen, von der Natur aufgedrungenen Anlagen, erst dem Genius indulgirt, durch's Ungeschick sich durchgehalten, dann dem Geschick nachgeholfen und auf der wilden Woge des Lebens doch noch, ohne gerade zu stranden, sich in irgend eine heilsame Bucht geworfen?

Hat dieses der junge Freund im Auge, so bereitet er sich selbst die wünschenswertheste Bildung: denn ob wir eine einzelne Thätigkeit, die sich mit der Welt mißt, unter der Form eines Ulyß, eines Robinson Crusoe auffassen, oder etwas ähnliches an unsern Zeitgenossen, im Laufe sittlicher, bürgerlicher, ästhetischer, literarischer Ereignisse wahrnehmen ist ganz gleich. Alles was geschieht ist Symbol, und, indem es vollkommen sich selbst darstellt, deutet es auf das Uebrige. In dieser Betrachtung scheint mir die höchste Anmaßung und die höchste Bescheidenheit zu liegen. Diese Forderung haben wir mit dem Obersten und dem Geringsten gemein.

Um nun von diesen überschwenglichen abstrusen Betrachtungen auf das Nächste zurückzukehren, will ich gern bekennen daß ich von Personen, denen es gefiel freundlich über mich zu reflectiren manches gelernt und sie deshalb verehrt und bewundert habe. So hat mich Delbrück aufmerksam gemacht daß meine kleinen, wenigen Gedichte an Lida die zartesten unter allen seyen. Das hatte ich nie gedacht noch viel weniger gewußt[122] und es ist wahr! es macht mir jetzt Vergnügen es zu dencken und anzuerkennen. Und ich beeile mich Ihnen dieß zu sagen, noch ehe Ihre Blätter zu mir kommen. Was ich sodann erwidern kann hängt von manchen innern und äußern Zufälligkeiten ab; doch wünsch ich mir einen so guten Augenblick wie diesen wo ich in vollkommener Freyheit Ihren guten Willen erwidern könnte.


29/8036.


An den Großherzog Carl August

[Concept.]

[Jena, 3. April 1818.]

1) Es wird von großer Bedeutung seyn, wenn jene Camelia reifen Samen tragen sollte. Ich habe das Innere der schönen Krone genau untersucht, und alle die, Dachziegelartig übereinander geschobenen Blätter, die man gar wohl für Nectarien ansprechen kann, ließen keine Spur von Antheren seyn. Eben so interessant ist daß der Fruchtknoten etwas orangeartiges zeigt, da das natürliche System die Camelien dorthin annähert.

2) Die beiden sorgfältigen denckend-praktischen Pflanzenfreunde Cushing und de Courset machen mir große Freude. Wer die Resultate will muß auf die Mittel achten, und so haben sie die beiden Haupterfordernisse Boden und Klima immer im Auge. Japan ist überall wo man es zu erschaffen weiß.[123] Hat sich doch der Keulenbaum in Belvedere einheimisch gefühlt.

3) Den Aufsatz über's Abendmahl lasse ich durch Lavés in's Französische übersetzen um den Mailändischen Freunden einigermaßen freundlich entgegen zu kommen. In dieser Sache ist aber etwas Seltsames das ich noch nicht zu entziffern weiß. Schon die wenigen Worte welche Cattaneo auf die Tecturen der Lucidi schrieb sind durchaus zu Bossis Ungunsten, und ich habe mich deshalb mit rednerischen Phrasen hingeholfen. Nun aber in seinem letzten Briefe, in welchem er mir nähere Erläuterungen über Bossis Leben giebt, bringt er eine so verwünschte Schilderung, daß der arme verblichene Teufel auf ewig vor dem Publicum verloren wäre, könnte ich täppisch genug seyn mich dieser Notizen, so wie sie da liegen zu bedienen. Wenn vom Parnaß die Rede seyn wird muß ich mir erst einen eignen Bossi machen, soll der Mensch und das Bild dem Deutschen erfreulich werden. Diese Italiener sind seltsame Personen, hohle Enkomiasten in ihren öffentlichen Vorträgen, heimliche Detractoren wenn sie Gelegenheit finden. Ich muß mich sehr irren oder Cattaneo hat in der Stille mit Graf Verri dem Gegner Bossis conspirirt.

Verzeihen Ew. Hoheit diese verdachtlichen Vorstellungen dem Alten auf dem Tannenhorst. Gutem Willen eines Jeden will ich gerne nachhelfen, wo ich aber Mißwollen fühle, bin ich auf meiner Hut,[124] um mich nicht unversehns als Mitschuldigen zu ertappen.

4) Ew. Königlichen Hoheit Wohlbefinden, durch Döbereiner bestätigt, hat mir die Ankunft dieses geschickten muntern Mannes dreyfach erfreulich ge macht. Das Concept seiner Tabelle ist höchst angenehm übersichtlich, wo Traditionen und Vorurtheile immer nur im Dunkeln ließen.

Auch sind die Versuche über die Differenz der Luftarten in den Gewächshäusern besonders die über der Blumenpyramide höchst wichtig. Auch ist mir auf meinem Wege die neuste, so genaue als geistreiche Chemie höchst förderlich geworden.

5) Decandolle Catalog des südlichen botanischen Gartens, der gar viel Freundliches zu denken giebt, folgt hierbey. Möchten Ew. Hoheit befehlen daß Decandolle Théorie élémentaire de la Botanique verschrieben würde, so wäre es für mich ein großer Gewinn. In Leipzig woher ich ihn eiligst verlangte war er nicht zu finden. Auszüge belehren mich wie er von seiner Seite die Metamorphose der Pflanzen darstellt; ich darf mir aber noch immer einbilden, daß meine Methode reiner und zugleich faßlicher und also besser ist. Da ich diese Dinge in meinen Heften wieder anknüpfe; so möchte ich nicht unbekannt scheinen mit dem was unsere Zeitgenossen denken und sinnen.

6) Auf einem Spaziergang entdeckte ich gestern die seltsamen Naturwesen, die sich von abgebissenem Gras,[125] wie jene Schweizer Geschöpfe von Steinen, eine Hülle bilden um dahinter zur Vollkommenheit zu gelangen. Mögen sie lebendig und thätig die kleine Reise vollenden!


29/8037.


An Christian Gottlob Voigt

Ew. Excellenz

werde nächstens einen ad Serenissimum gerichteten Bericht wegen der hiesigen Bibliotheksangelegenheiten übersenden. Alles was durch Handwerker geleistet werden kann gewinnt täglich ein besseres Ansehen, die Beyhülfe gelehrter Arbeiter wird nicht so leicht von statten gehen. Einstweilen sende jedoch einen Bericht Güldenapfels wegen dem bösen Willen der hiesigen Buchdrucker.

1) Dieselben werden am besten verurtheilen wie nach der jetzigen Gerichtsverfassung diesen Personen allenfalls beyzukommen wäre.

Der Mangel einer Controlle bey aufgehobener Censur ist freylich ein Haupthinderniß; der numero 8 gethane Vorschlag wäre wohl auslangend, die Ausführung aber würde von Seiten der Buchdrucker Widerspruch, und von Seiten der Syndikatsgerichte wenig Thätigkeit zu erwarten haben wenn man die Bemühung nicht honorirte, die doch von einiger Bedeutung ist.

[126] 2) Anbey bemerke daß Serenissimus neulich den Druck des Hammerischen Briefes, eine Erklärung des Heilsberger Monuments enthaltend, ernstlich urgirt, und ich habe nach vielem hin und her Überlegen endlich für das Beste gefunden die darin vorkommenden seltsamen Schriftzüge in Holz schneiden zu lassen. Dieses ist ganz wohl von statten gegangen und sende davon nächstens einen Abdruck. Die Auslagen dafür sind ungefähr 20 Thaler. Nun macht Frommann einen Ueberschlag was der Druck des Ganzen kosten könnte. Es gäbe drey Bogen in Folio, Titel, worauf die Inschrift als Vignette, und ein Blatt Einleitung, sodann auf zwey Bogen der Brief selbst. Der Aufwand würde nicht groß seyn, man druckte es vielleicht für Rechnung der Bibliothek, Serenissimus verschenkte die Exemplare als gelehrte Alterthumsgabe.

Cotta kommt nächstens aus Italien zurück, vielleicht übernähme derselbe eine Partie Exemplare für seine Rechnung. Doch wollen wir vor allen Dingen den Kostenanschlag abwarten.

3) Auch liegt ein Schreiben eines armengeschickten verwachsenen Niemands bey, welchem die Erlaubniß bey Körnern seinen Lebensunterhalt zu verdienen und dabey auch durch Frequentation der Collegien sich mehr zu qualificiren wohl würde zu gönnen seyn. Mögen Ew. Excellenz diese billige Exemtion wie schon mehr geschehen gnädigst verfügen und mir davon zur[127] Beruhigung dieses in Körners Werkstatt mir längst Bedauern erregenden Subjects zugehen lassen.

4) Die höchst interessanten Blätter die uns über die nördliche Verbindung unserer Welttheile so wundervolle Hoffnung geben liegen gleichfalls bey. Knebel dankt mit mir zum allerschönsten. Möge besonders die Folge des geschmolzenen Eises auch uns diesen Sommer günstig seyn. Freylich wußten wir die letzte Zeit nicht mehr welche Jahreszeit wir uns widmen sollten.

5) Wegen eines andern, genannten Freund mit betreffenden Geschäftes nächstens dankbare Erwiderung.

Nächstens noch manches

treu ergeben

Jena d. 3. Apr. 1818.

G.


29/8038.


An August von Goethe

Heute nur mein lieber Sohn ein Weniges.

1) Ermers Quittung liegt bey.

2) Verschaffe mir baldigst meine Postauslagen.

3) Sende so bald möglich die 200 rh. an Kühn mit deiner Zurechnung, es wird das nicht hinreichen: denn bey der Veränderung des Rentbeamten thut sich alles hervor was sonst nur schlich und sich auf's folgende Jahr hinhielt.

[128] 4) In dem Töpfchen steht ein Glas mit wunderbaren Naturwesen, welches sogleich mit inliegendem Packet an Serenissimum geschickt wird.

5) Thut es mir besonders leid daß ich Herrn Grafen Löpel abermals verfehle. Er bey seinem großen Kunstbesitz wird deine Mappen und Pappen nicht sehr hoch anschlagen. Empfiehl mich ihm zum schönsten und dem ganzen werthen Freunde- Chor. Und somit Gott befohlen. Sende dieses Blatt zurück mit Bemerkung des Ausgerichteten.

Jena den 3. April 1818.

G.


29/8039.


An Carl Ludwig von Knebel

Hierbey der so interessante als wunderliche 3te Theil mit Danck zurück.

Ich wünschte daß Dr. Weller mich wenn Ihr gespeist habt besuchte, damit unser Geschäft abgeschlossen werde. Vale.

J. d. 3. Apr. 1818.

G.


29/8040.


An Adolph Müllner

[Concept.]

Ew. Wohlgeboren

würde schon längst für die freundliche Sendung meinen besten Dank erwidert haben, wenn Sie solche[129] nicht durch eine geringe Zugabe sehr unfreundlich gemacht hätten.

Ich bin so alt, daß ich alles was begegnet nur historisch betrachten mag und also auch jedes Musen-Erzeugniß nur dem Luftrum aneignen darf wo es entstanden. In diesem Sinne schätze ich Ihre Arbeiten.

Und da nun in jeder Welterscheinung von absoluter Billigung die Rede nicht seyn kann; so muß man die relative Beachtung in liebevoller Sorgfalt bedächtig pflegen.

Dieser Tugend mich befleißigend habe den schönen, reinen Abdruck Ihres Trauerspiels nochmals durchgelesen und redlich durchgedacht, wie ich denn auch künftig an Ihren Productionen jederzeit aufrichtig Theil nehmen werde.

Jena den 6. April 1818.


29/8041.


An August Herrmann

[Concept.]

[Jena, 7. April 1818.]

Das hiebey zurückgehende Manuscript wäre schon längst wieder in Ihren Händen, hätte ich nicht gewünscht ein freundliches und bedeutendes Wort anzufügen; leider aber wenn man in Kunsturtheilen redlich und zugleich verständlich seyn will muß man zu weit ausholen, und dieß erlaubt die kurz gemessene Zeit nicht. Lassen Sie mich aber wenigstens etwas[130] sagen das Ihrem Thun und Vornehmen vielleicht nicht ganz unfruchtbar bleibt. Wenn deutsche Jünglinge und Männer von mittlerm Alter sich nothgedrungen fühlen Empfindungen, Begebenheiten, Umgebungen rhythmisch auszudrücken so ist nichts natürlicher und nothwendiger in der Welt.

Bedenke man aber nur wie viel tausend Musikliebhaber sich auf ihrem Instrument fleißigst beüben ohne auf öffentliche Conzerterscheinung Anspruch zu machen. Hier haben wir die Paralelle zur Hand. Wer poetischen Drang in sich fühlt folge ihm, bilde ihn aus im Kreise seiner Familie, seiner Freunde, und hüte sich vor dem großen Publicum, in dessen Wellen er sehr bald verschlungen wäre.

So will ich sodann auch ohne Schmeicheley sagen daß ich Ihnen gebirgischen Pfaden, die mir nicht fremd sind, gern gefolgt bin, weil etwas Wirkliches, tüchtig Gesehenes aus Ihren Zeilen uns entgegentritt. Wie aber hieraus ein eigentliches Gedicht sich entwickelte, darüber müßte man einige Zeit an Ort und Stelle manches Zwiegespräch führen und hinterdrein würde noch über die Technik des deutschen Hexameters, mit den ächten Contrapunktisten, neue Verhandlung einzugehen seyn. Leider sage ich Ihnen hiedurch nichts was Ihnen nützen kann; halten Sie aber das fest daß alles was Sie in dieser Art vornehmen zuerst Ihnen und Ihren Freunden Freude bringe, bis irgend ein Kenner zufällig in Ihren Kreis[131] tritt, und so sind Sie schon auf dem rechten Standpunkt.

Das beyliegende gedruckte Heft erfolgt blos zufällig weil es mir zur Hand ist, sollte es auch Sie gerade nicht selbst interessiren, so ist in Ihrer Nachbarschaft so mannichfaltige Bildung daß Sie vielleicht einem Freunde damit Freude machen.

Noch eine Lebensregel nehmen Sie geneigt auf: senden Sie ja kein Manuscript weg ohne es abgeschrieben zurück zu behalten: es giebt so viele Zufälligkeiten in der Welt daß man sich und andern die Verlegenheit eines Verlustes zu ersparen alle Ursache hat.

Jena den 31. März 1818.


29/8042.


An Christian Gottlob Voigt

Ew. Exzell.

erhalten hiebey ein Dancksagungsschreiben, an Ihro Hoheit den Erbgroßherzog von Dr. Weller gerichtet, verschaffen Sie ihm eine gnädige Aufnahme, so wie Sie das an Dieselben gewendete Schreiben eines günstigen Blickes würdigen.

Um nun diesen jungen Mann in Thätigkeit zu setzen würden wir ihn, wie schon früher besprochen worden, bey Grosherzogl. Oberaufsicht in Pflicht nehmen, ihn auf eine zu ertheilende Instrucktion im allgemeinen[132] und auf einzelne zu erfolgende Aufträge verweisen lassen.

Möchten Ew. Exzell. deshalb einen Erlaß an Consistorialrath besorgen, welcher schon einigemal für uns dergleichen Verpflichtung vorgenommen, und das Mundum geneigt unterschreiben; so wäre auch dieser Schritt geschehen. Erhielte ich das Blat noch diese Woche, so könnte vor meiner Abreise das Ganze abgethan seyn und ich theils noch einige Anordnungen hinterlassen, theils bey meiner Ankunft in Weimar das Nächste besprechen; da sich denn ergeben würde wie nötig noch eine Person gerade dieser Art sey, schnelle und bey einigem Bedacht schöne Hand, litterarische Vorbereitung bis auf einen gewissen Grad, gesetztes, nicht unfreundliches Betragen u.s.w.

Sowohl wegen der Museenals der academischen Bibliotheck erfolgen Berichte vielleicht noch diese Woche, oder ich bringe sie in der nächsten. Die Abreise Serenissimi und die Ankunft eines kleinen Gastes in meinem Hause lassen mich denn doch nicht länger alhier verweilen.

Wie sehr wünschte ich alsdann persönlich und mündlich versichert zu werden wie es Ihnen und den theuren Ihrigen nah und ferne wohlgeht.

Die Mayländer Medaille ist eine gar erfreuliche Erscheinung!

Treu verbunden

Jena d. 7. Apr. 1818.

Goethe.[133]


29/8043.


An Friedrich Theodor von Müller

Jena den 7. April 1818.

Mein einzigster diplomatischer Freund ersieht aus dem Siegel daß sein geschätzter Ring in meinen Händen wohl verwahrt und nicht unbrauchbar ist.

In Gold habe ich die höchst erfreuliche Medaille durch Serenissimi höchste Gnade gesehen, wann aber wird mir durch Freundes Thätigkeit Silber und Kupfer zu Theil werden?

Heute von 3 Uhr an war ich sehr beneidenswerth, deshalb aber doch nicht übermüthig, begrüße zum allerfreundlichsten und treusten.

G.


29/8044.


An Christian Ernst Friedrich Weller

Könnte ich heut Abend um fünf Uhr Herrn Dr. Weller auf der Tanne sehen, und etwas von den Abschriften erhalten besonders den Erlaß an meinen Sohn, so wäre mir es sehr angenehm.

d. 7. Apr. 1818.

G.


29/8045.


An den Großherzog Carl August

[Concept.]

[Jena, 10. April 1818.]

1) Die Medaille hat den großen Vortheil guter Kunstwerke, daß sie immer besser wird je länger man[134] sie ansieht. Das Bildniß hat trefflichen Charakter und Styl und es kann uns freuen den Künstler der Canova's Bild so vorzüglich gearbeitet hat hier wieder näher kennen zu lernen. Die Rückseite ist allerliebst gedacht und erinnert, was sehr geistreich ist, mehr an alte Gemmen als an Münzen.

2) Der Abdruck der Heilsberger Inschrift, eine sehr bedenkliche Aufgabe, nähert sich, nach mancherley Vorschlägen und Ueberlegungen, endlich der Ausführung.

Eine glückliche Vorbedeutung ist, daß Ew. Königl. Hoheit diesen Ort vor kurzem zum erstenmal betreten.

Die in Buxbaum sehr zierlich und genau geschnittenen Lettern folgen in Abdruck hiebey gegen Wiedererbittung.

Sie sind so eingerichtet, daß sie, nach typographischer Technik, zwischen die herkömmlichen Lettern sich bequem einfügen lassen.

Nach beygelegter saubern Abschrift soll das Ganze ohngefähr Seite für Seite abgedruckt werden.

Die Unkosten sind gering und würde angenehm-schicklich seyn, wenn es gar nicht in den Buchhandel käme, und Ew. Hoheit sich vorbehielten Alterthums-Freunden dadurch etwas Angenehmes zu ertheilen.

Zu den vier Blättern fügen sich noch zwey, ein Titel worauf die Inschrift selbst und ein Blat kurz gefaßte Nachricht von dem Orte, den Schicksalen, der Publication, bisheriger und letzterer Auslegung des Steines.

[135] 3) Was in diesen Tagen im botanischen Garten zu Jena geblüht giebt wohl Gelegenheit zu Vergleichung des weimarischen belvederischen Klima.

4) Die wunderlich eingehausten Larven sind, wie Beylage zeigt, den Naturforschern bekannt, auch ähnliche Geschöpfe, aber dergleichen die auf große Geschiebe sich Wohnungen gesellig bauen, fanden sich bis jetzt in Büchern noch nicht aufgezeichnet. Voigt wird weiter nachsuchen.

5) Döbereiner hat mir seine Tabelle vorgezeigt, es ist eine Freude zu sehen, was eine Wissenschaft wirken kann, wenn sie ihren ganzen Kreis methodisch durchzuarbeiten unternimmt und die einzelnen Gegenstände zu rangiren weiß.

6) Lenzen ist dieser Tage ein sonderbarer Fall begegnet, aus Ungarn meldet man ihm: ein sorgfältig emballirtes Kästchen bedeutender Mineralien sey an ihn abgegangen, und habe man solches einer Sendung an den Professor Fischer in Moskau beygefügt, in Hoffnung daß er das ihm Zugedachte sicherer und bequemer erhalten werde.

Die Unkenntniß der Geographie konnte Lenz diesem wohlwollenden Correspondenten nicht verzeihen.

7) Dagegen ist er heute höchlich erquickt worden: denn so eben kommt er auf die Tanne ganz eigentlich gesprungen und notificirt, daß zwey Kisten ganz postfrey von Lübeck her durch Munificenz der Schwedischen Patrone in Jena ankommen sollen.

[136] Ich bin selbst voll Verlangen was sie enthalten. Es wird wieder neue Schränke kosten.

Glücklicher Weise tritt der Frühling ein, wo man diese kalten und verkältenden Gegenstände wieder ohne Gefahr näher behandelt kann.


29/8046.


An die Großherzogliche Oberbaudirection

[Concept.]

Indem Unterzeichneter die gefällige Bemühungen einer hochansehnlichen Ober-Bau-Direction dankbarlichst erkennt, erklärt derselbe in Übereinstimmung mit dem einsichtigen und billigen Gutachten, daß er, wenn die auf dem beygelegten Risse durchgestrichenen Fenster sämmtlich wegfallen, dagegen die beiden Oeffnungen a und b in ihrer Breite, vorausgesetzt daß sie 6 Fuß 6 Zoll über den jenseitigen Fußboden, der unteren Linie nach, erhoben seyen, insofern zugeben wolle, daß sie mit nicht zu eröffnenden Glasfenstern verschlossen werden.

Dabey will er jedoch sich vorbehalten, daß es ihm und den künftigen Besitzern des Gartens unbenommen bleibe von seiner Seite gleichfalls ein Gebäude zu erheben, ohne daß die Besitzer des Nachbarhauses aus gegenwärtiger Nachgiebigkeit ein Recht solches zu verbieten ableiten könnten.

Die mitgetheilten Acten-Blätter erfolgen zunächst.

Jena den 10. April 1818.[137]


29/8047.


An Johann Friedrich Heinrich Schlosser

Wäre Ihnen, mein Theuerster, nicht gleich bey der Geburt die entschiedenste Geschäftsthätigkeit und Fertigkeit von guten Geistern beygelegt worden und hätten sich nicht durch Anstrengung und Fleiß daraus nach und nach alle Tugenden Ihres ewig verehrten Vaters entwickelt, so daß Sie mehr für andere als für sich im Leben zu handeln geneigt ja genöthigt sind; ich wäre bey jeder neuen Sendung betroffen und beschämt, welche Mühe bis in's Einzelne Kleinste meine, obgleich nicht höchst wichtigen Geschäfte, Ihnen verursachen.

Bleiben Sie überzeugt meiner treusten Dankbarkeit und fahren fort bis sich dann doch zuletzt dieser Faden nach und nach abspinnt.

Zuerst also die Nachricht daß die Wechsel in Leipzig wohl angelangt, die Summe mir zu Gute geschrieben, sodann der größte Theil davon, auf mein Verlangen, hieher gesendet worden.

Zunächst folgt die Quittung über den Cassebestand vom ersten April. Wenn das zu Hoffende eingeht haben Sie die Gefälligkeit es mir anzuzeigen, vielleicht finde ich alsdann etwas draußen zu berichtigen.

Nächstens erfolgt die Vollmacht für Herrn Schulin, und kann ich die Bedingungen, worauf dieses[138] Geschäft endlich abgeschlossen worden, nicht anders als höchlich billigen.

Indem ich so eben mit den besten Grüßen, Wünschen und Segnungen schließen will, erhalte ich von Hause die Nachricht, daß ein neuer Sprößling in die Familie getreten.

Und als ich dieß vermelde darf ich hoffen, daß Ihr Haus einen Gevatter-Brief freundlich ansehen wird.

und so fort u. für ewig

Jena den 10. April 1818.

Goethe.


29/8048.


An Dominikus Artaria

[Concept.]

Die von Ew. Wohlgeb. Mir zugesendete ansehnliche Kupferstichsammlung habe unter dem 4. März mit Dank zurück gesendet; auch wegen der wenigen Blätter, welche ich behalten, eine Anweisung auf Frankfurt hinzugefügt und meinen dortigen Geschäftsträger davon benachrichtigt.

Da ich nun aber von Denenselben keine Kenntniß erhalten, daß die Kiste glücklich angekommen, auch aus der vierteljährigen Berechnung meines Freundes nicht ersehe daß gedachter Posten dorten eingefordert worden und ich wegen jener höchst bedeutenden Sendung vollkommen beruhigt zu seyn wünschte, so ersuche Dieselben mir baldige Nachricht zu ertheilen.

Zu angenehmen Erwiderungen jeder Zeit erbötig.

Weimar [Jena] den [10. April 1818.][139]


29/8049.


An Carl Ludwig von Knebel

Das deutsche Recht in Bildern wird dir gewiß Vergnügen machen. Heut Abend hoffe [dich] endlich wiederzusehen.

[Jena] d. 11. Apr. 1818.

G.


29/8050.


An Friedrich Theodor von Müller

Ew. Hochwohlgeboren schönstens zu begrüßen, für vielfältiges Andenken und manche Sendungen bestens zu danken, ergreife eine mir sich darbietende Geschäftsgelegenheit.

Es hielt immer schwer mit den hiesigen Buchdruckern, welche an die fürstlichen Nutritoren Exemplare abzuliefern haben, in Ordnung zu kommen. In Gefolg der neuen Ereignisse jedoch wird dieses Verhältniß immer unangenehmer, wie Dieselben aus beygehendem Schreiben des Prof. Güldenapfel geneigt ersehen werden.

Da mir die gegenwärtige Stellung der verschiedenen Behörden, welche hier wirken könnten, keineswegs deutlich ist, Dieselben aber hierüber am besten zu urtheilen wissen, so wünschte, daß Sie mir deshalb guten Rath ertheilen und die Wege anzeigten, welche man einzuschlagen hat. Denn von Seiten der Oberaufsicht sich mit den einzelnen Personen einzulassen[140] würde das unangenehmste Geschäft seyn, besonders bey völlig ermangelnden rüstigen Subalternen.

Nächstens hoffe ich wieder bey Ihnen einzutreffen und darf mir wohl, wegen gewisser eintretender Um stände, einen vorzüglich freundlichen Empfang erwarten.

Der ich indessen recht wohl zu leben wünsche und mich und die Meinigen zu geneigtem Andenken angelegentlich empfehle.

gehorsamst

Jena den 12. April 1818.

Goethe.


29/8051.


An Johann Wolfgang Döbereiner

Ihro Königliche Hoheit

werden morgen, Montag den 13ten, bey Ihnen anfahren und wünschen die Operation des Übersteigens des Wasserstoff-Gases über glühende Kohlen zu sehen, woraus das Gewisse Etwas entstehet.

Sagen Ew. Wohlgeboren mir durch Überbringer, inwiefern Sie hoffen etwas Erfreuliches zu leisten. Ich bin den ganzen Abend zu Hause, wenn Sie mit mir sich darüber zu besprechen wünschten.

Mit bestem Willen und Wünschen

Jena den 12. April 1818.

Goethe.[141]


29/8051a.


An Carl Wilhelm Friedrich von Lyncker

Ihre Königl. Hoheit ertheilen mir den Auftrag Ew. Hochwohlgeb. heute Mittag zur Tafel auf die Tanne zu laden. Mit vieler Freude würde mich dessen entledigen, wenn Höchst dieselben nicht hinzu setzen »wenn er ausgehen kann«. Welches nach eingezogener[42] Nachricht kaum hoffen darf. Mit den besten Wünschen

gehorsamst

Jena Montag d. 13. Apr. 1818.

Goethe.[43]


29/8052.


An Christian Gottlob Voigt

Serenissimus waren gestern froh und gnädiges Muths, betrachteten manches mit Theilnahme und Beyfall. Die Aussicht von der Tanne gewährte grünendes Land von flüchtigem Schneegestöber heimgesucht.

Für Weller beschleunigte Anstellung danke zum besten. Seine Beyhülfe kommt mir erwünscht, da eben gerade jetzt Färber heirathet. Doch war dieser auch seither fleißig. Wie Sie geneigt aus beyliegendem Ackten-Fascikel sehen werden. Das Inventarium der Veterinair Schule ward diese Tage gefertigt, man glaubt nicht was für Einzelnes in einer solchen Anstalt enthalten ist. Den Bibliothecks Bericht bringe mit. Den Museen Bericht mit Bilanz konnte nicht enden, da Kühn vor seinem Abgang unendlich beschäftigt ist; doch ward alles vorbereitet, die Belege nach der neuen Etatsform von mir selbst geordnet, einsweilige Summen gezogen; so daß sich alles übersehen läßt. Sobald die Rechnung gefertigt und revidirt ist können auch wir abschließen. Der neue Rechnungführer hat reinen Anschnitt und das Geschäft ist für die Zukunft gesichert und erleichtert.

Da ich zunächst aufzuwarten hoffe, lege nur noch ein Heft bey, zu geneigter Aufnahme. Umständlichen Gespräches mich zum voraus erfreuend

anhänglichst

Jena d. 14. Apr. 1818.

Goethe.[142]


29/8053.


An Könitz

Ew. Wohlgeboren

Verdienste um die Großherzogliche mineralogische Societät sind mir seit langer Zeit bekannt. Sie haben unser Museum schon vorlängst nicht allein durch bedeutende Mittheilungen bereichert, sondern auch die Ihnen von uns empfohlenen, wißbegierigen jungen Leute geneigt, ja gastfrey aufgenommen und sind, wie mir Herr Director Lenz versichert, nicht abgeneigt, von Ihren bergmännischen Schätzen uns manches Erfreuliche fernerhin zukommen zu lassen.

Alles dieses zusammen berechtigt mich, von denen mir anvertrauten, Serenissimi Bildniß darstellenden Medaillen Ew. Wohlgeboren eine zu übersenden, in der Gewißheit, daß Dieselben mit hohem Vergnügen das wohlgetroffene Bild eines Fürsten besitzen werden, der alles Gute und Nützliche beachtet, vorzüglich auch diejenigen Personen zu schätzen weiß, welche die einheimischen Zwecke und Anstalten von nah und ferne herbefördern mögen.

Erhalten Sie uns ein geneigtes Andenken und fahren fort, an unsern wissenschaftlichen Zwecken ehrenvollen Antheil zu nehmen.

Jena den 15. April 1818.

Goethe.[143]


29/8054.


An Friedrich Wilhelm Heinrich von Trebra

[Concept.]

[Jena, 16. April 1818.]

Hierbey, mein theuerster, verehrtester Freund, erhältst du ein Büchlein, woraus du dir etwas Gefälliges heraussuchen, übrigens aber solches Freunden und Lieben überlassen mögest.

Im Januar dieses Jahres machtest du uns mit einem Herr von Odeleben bekannt, welcher italienische Mineralien anbietet. Der Director der mineralogischen Gesellschaft, welcher sich das gratis liebt, legte die Blätter bey.

Da aber, wie du selbst fühlst, die Präsidenten etwas liberaler denken, wählte ich einiges für eigene Rechnung aus, theils weil mir diese Gegenstände fehlten, theils um zu erfahren, wie es mit den Preisen des Herrn von Odeleben beschaffen sey.

Nun weist er mich an dich und ich lege die kleine Nota hier abermals bey.

Magst du dieß Minimum von Geschäft für mich arrangiren, so bestimme die Preise, sende mir die Stufen wohl eingepackt unter meiner Addresse nach Jena, und die Zahlung wird ungesäumt erfolgen.[144]


29/8055.


An Carl Franz Anton von Schreibers

[Concept.]

[Jena, 16. April 1818.]

Nicht leicht erlebt man einen so wunderbaren Ausgang eines unangenehmen Geschäftes! Denn ob er gleich nicht erwünschter hätte seyn können, so erregt er doch bey Ew. Hochwohlgeboren das verdriesliche Gefühl einem unzuverlässigen, widerwärtigen Menschen auch nur einen Augenblick getraut, und sich irgend zu einer billigen Vermittelung entschlossen zu haben. Glücklicher Weise verschlimmerte sich die Sache dadurch keineswegs, die Entdeckung seiner unzulänglichen Mittel gereicht uns zum Besten, indem sie uns Freyheit läßt nach wohl zu überlegenden Zwecken eine ansehnliche Summe zu verwenden.

Ueber die Fortsetzung der Flora Austriaca werde, nach erfolgter nächsten Sendung, mit unsern Pflanzenfreunden Rath pflegen, und Ew. Hochwohlgeboren Winke bestens benutzen.

Die angekündigten Skelette erwarten wir mit Verlangen, da nächsten Sommer zum erstenmal bey uns recht gründlich und eigentlich vergleichende Anatomie gelesen wird. Man hat gerade in dem Augenblick alle Ursache diesem herrlichen Wissen mehr Freunde und Schüler zu berufen, da des Herrn Professor Doctor Carus in Dresden Lehrbuch der Zootomie, mit beygefügten Tafeln, uns höchst wünschenswerthe[145] methodische Uebersicht zu Theil werden läßt. Dürfte ich daher Dieselben ersuchen auch künftig für uns in diesem Fache Sorge zu tragen, weshalb ich mir eine kurze Schilderung unserer Bedürfnisse wohl erlauben darf.

Vor allem also vom Osteologischen! da dergleichen Präparate sich am besten transportiren und erhalten lassen; wobey ich bemerke daß wir eigentlich nur zu didacktischen Zwecken sammeln, wo die Repräsentanten von Thiergeschlechtern und Arten schon befriedigen.

Von Hausthieren besitzen wir alles; an schönen Pferden, die unser Marstall nach und nach verlor, ist leider kein Mangel, die nächsten Geschöpfe des Feldes und Waldes an harmlosen und wilden Thieren sind auch vorhanden. Mehrere Affen, Tiger, Phoken und ein sehr schöner Elephantenschädel, ferner Geweihe, Hörner und dergleichen gehen nicht ab; dasselbe gilt von Vögeln von denen, wenn auch nicht ganze Skelette, doch die bedeutenden Häupter vorhanden sind.

Die von Ew. Hochwohlgeb. angekündigten Geschöpfe erwarten wir mit Begierde, sie füllen bedeutende Lücken unserer Sammlung; könnten wir nun nach und nach diejenigen Gegenstände erhalten die auf anliegendem Blatte verzeichnet sind so würden unsere ferneren Wünsche befriedigt seyn: doch gebe Folgendes zu bedenken: um einen Künstler, wie derjenige ist von dem wir durch Ew. Hochwohlgeboren Vorsorge so manches besitzen, sammelt sich gar vieles was besonders[146] zu didacktischen Zwecken nützlich seyn kann. So würden zum Exempel einzelne Theile bedeutender Geschöpfe, es sey nun vom Schädel, Rumpf oder Extremitäten sehr angenehm seyn: denn wenn man dergleichen im Ganzen auch schon besitzt, so mag man doch dergleichen Exemplare schonen und würde sie um gewisser Speculationen willen nicht gerne sprengen, zerschneiden oder zerstückeln. Auch giebt es lehrreiche Zusammenstellungen, wo man einen Theil des Körpers, nach den Stufen seiner Metamorphose, durch viele Thierarten nebeneinander stellt; ich will nur des Vorderarms erwähnen der aus der Function einer blos tragenden und sich allenfalls bewegenden, gegliederten Säule, sich zu der gewandtesten Supination und Pronation heraufbildet.

Verzeihen Ew. Hochwohlgeb. daß ich ausspreche was Ihnen längst bekannt ist, es geschieht nur um anzudeuten wie wir uns mit den Brosamen, die von einem Kaiserlichen Tische fielen, gar gerne begnügten.

Noch eine kleine gefälligst leicht zu erfüllende Bitte füge hinzu.

Von dem grau und meist klein gesprenkelten Wiener Pflastersteine besitze wohl einige geschliffene wohlgearbeitete Gefäße, aber es fehlt meiner Sammlung ein geschliffenes Blättchen, das ich von beygezeichneter Größe wünschte.

Noch mehr aber interessirt mich ein rohes Stück zu besitzen mit vielseitigem frischen Bruch. Mögen[147] Ew. Hochwohlgeb. mir zugleich Kenntniß geben, wo dieser Stein eigentlich vorkommt und in welcher geologischen Verbindung, so werden Sie mir etwas besonders Angenehmes erzeigen.


[Beilage.]

Zum Behuf der Zootomie wird gewünscht:

1) Skelettirter Büffelskopf, womöglich mit den Halswirbeln. (Könnte man mit mäßigen Kosten das ganze Skelett erhalten, so würde es angenehm seyn.)

2) Skelett vom Wolf,

3) vom Biber,

4) vom Känguruh,

5) vom Singschwan,

6) von der Rohrdommel,

(wenigstens wünscht man die Brustknochen dieser beiden Vögel, merkwürdig, weil die Luftröhre darin eingeschlossen ist).

7) Ein Skelett von Charadrius Himantopus.

Ferner wenn es möglich wäre:

8) Ein Exemplar Proteus anguinus,

9) Ein Exemplar Rana pipa,

(Beide jedoch in ihrer Integrität, weil man sie hier zu seciren denkt).

10) Theile von Skeletten, als Extremitäten von bedeutenden Geschöpfen, Wirbelknochen, Schädelfragmente und sonstiges würde nicht unangenehm seyn.

Jena den 8. April 1818.


[148] Nachschrift.

Indem ich kurz vor meiner Abreise von Jena siegeln willkommt die Sendung von Wien, zwar angekündigt aber doch unvermuthet an, und ich kann sagen, da sie gleich in meiner Gegenwart ausgepackt wurde, sehr glücklich, welches freylich kein Wunder ist, da alles Zerbrechliche und Verbiegliche so vortrefflich gepackt war.

Die Aufstellung des Strauß-Skeletts soll gleich nach meiner Rückkunft erfolgen. Ich gehe morgen nach Weimar, weil Serenissimus den 20. Dieses Sich nach Ems verfügen.

Die Samen, Edelsteine und brasilianischen Nachrichten nehme mit hinüber und bin gewiß viel Vergnügen dadurch zu erwecken. Gönnen Ew. Hochwohlgeboren mir stets ein gewogenes Andenken.


29/8056.


An Christian Ernst Friedrich Weller

Sie erhalten hier, mein Bester! etwas zum Troste unseres guten Lenz. Sorgen Sie daß das Gedicht gleich gesetzt und der Abdruck corrigirt werde. Senden Sie mir alsdann eine Revision, und zwar doppelt; der Bote hat Ordre es abzuwarten. Da er nun wenigstens morgen früh bey Zeiten zurückkommt, sende ich das Blatt durch die Boten zurück. Dienstag früh wünsche ich 50 Exemplare hier zu sehen. Wie viel[149] der Bergrath will abdrucken lassen und wie er sie austheilen mag hängt von ihm ab; nur bleibt es dabey daß es keine Societätssache wird, sondern, wie der Titel andeutet, ein Privatscherz.

Ich darf wohl kaum bemerken, daß, in der vorletzten Strophe, der erste und zweyte Vers, wie auch angezeichnet, umzusetzen sind.

Das schönste Lebewohl! und die besten Grüße.

Weimar den 16. April 1818.

G.


29/8057.


An Friedrich Theodor Kräuter

Gegenwärtiges wird dem Bibliotheks-Secretär Kräuter hierdurch dergestalt übergeben, daß derselbe alles hierbey Nöthige auf's genauste besorge und sowohl das Eintragen des Angenommenen, als das Rücksenden des Übrigen bewirke.

Weimar den 17. April 1818.

J. W. v. Goethe.


29/8058.


An Christian Ernst Friedrich Weller

Danke recht sehr für schnelle Besorgung des Abdrucks sowohl als der übrigen Geschäfte. In dem Gedicht bleibt in der fünften Strophe die Abbreviatur wie sie steht

s'

hiedurch soll nämlich angedeutet werden, der Vers heiße:

Wissende haben (s') sie zusammen gestellt.[150]

Die übrigen Geschäfte wollen wir sachte hingehen lassen. Zu Ende der andern Woche hoffe ich wieder bey Ihnen zu seyn, indessen schreiben Sie mir mit der Post oder mit den Boten wenn irgend etwas Interessantes vorfällt.

Viele Empfehlungen an die Freunde. Mit den besten Wünschen.

Weimar den 18. April 1818.

Goethe.[151]


29/8058a.


An Christian Gottlob Voigt

Den Inhalt des Handischen Schreibens hatte vorher mit ihm ausführlich besprochen. Die Befehle der Höchsten Herrn Erhalter können freylich ohne Mittel nicht ausgeführt werden und ich habe deshalb in Ew. Excellenz anhoffender Genehmigung einstweilen Folgendes besorgt.

Man hatte nämlich in Gefolg Serenissimi Höchster Befehle kostbare naturhistorische Bücher von Zeit zu Zeit nach Jena gebracht und sie einstweilen in einem Zimmer des Bischoffischen Hauses niedergelegt, wo sie Färber auf Verlangen vorzeigte. Nun haben wir in dem Saale des Heimischen Kabinetts die schönste Gelegenheit; dorthin hab ich drey Stehpulte bestellt worauf die Folianten (denn Kunst- und Alterthumsbücher sind meist große Werke) ausgelegt werden können. Professor Hand begiebt sich wöchentlich ein- oder zweymal dahin, zeigt das Nöthige vor und hält seine Vorlesungen übrigens in seinem Auditorium. Wie wir denn auch diese Art und Weise bey Vorlesung der Naturgeschichte eingeführt haben, wo Benutzung und Erhaltung recht gut mit einander bestehen können.

Man könnte dem Bibliothekssecretär Kräuter den Auftrag geben sich mit Hand in Correspondenz zu setzen, das Verzeichniß der Bücher, welche Jena verlangt,[190] Großherzoglicher Ober-Aufsicht vorzulegen und nach erhaltener Erlaubniß die Gegenstände wohlgepackt nach Jena an Färbern zu schicken; wobey man denn auch sestsetzen müßte, daß ehe ein neuer Transport hinüber ginge, der erstere zuvor wieder hier wäre, wobey denn wohl auch manche Ausnahme Statt finden wird, weil Prof. Hand erst dergleichen Werke zu eignem Studium als zum Vorlegen braucht. Doch wird sich das Weitere bereden und einleiten lassen, da Prof. Hand ein bescheidender, billiger und in jede Anordnung sich gerne fügender Mann ist.

Die auf beyliegendem Blatt verzeichneten freylich kostbaren Bücher sind ihm zu seinem Geschäft unentbehrlich. Mögen Ew. Excellenz sie ihm zugestehen, so könnte gleich damit der Anfang gemacht werden.

Serenissimi Intention verfehlen wir nicht, wenn es auch vor Höchstdero Abreise anzufragen keine Gelegenheit gäbe.

Noch bemerke daß Prof. Jacobs sich sehr willfährig erweist, ja Hoffnung gemacht hat, daß Doubletten von Kunstwerken, deren in Gotha sich mehrere befinden, nach Jena geschickt werden könnten.

Weimar den 18. April 1818.

Goethe.


[Beilage.]

Die in dem Handischen Pro Memoria benannten Werke sind folgende:

[191] Monumenti antichi da Winkelmann würde ihm auf das halbe Jahr nicht zu versagen, vielmehr zu erlauben seyn daß er es in's Haus nähme.

Le Jupiter Olympien par Quatremère de Quincy bleibt unter Färbers Beschluß.

Einige Portionen aus dem größeren Werke über Egypten, kann nicht zugestanden werden.

Voyage dans l'Egypte, par M. Denon, bleibt unter Färbers Beschluß, so wie auch:

Hamilton, Etruscan, Grecian and Roman Antiquities.

Weimar den 18. April 1818.[192]


29/8059.


An die Großherzogin Maria Paulowna

Durchlauchtigste Erbgroßherzoginn

gnädigste Frau

Ew. Kayserl. Hoheit morgen frühe aufzuwarten werde leider abermals verhindert. So eben erfahre daß man die bestimmte Stunde angesezt hat um dem kleinen Ankömmling die Taufe zu reichen, wobey der Grosvater wohl nicht fehlen darf. Sonst war Höchstdenenselben Donnerstag um eilf Uhr mein Erscheinen nicht unangenehm, darf ich auf Höchste Bestimmung hoffen?

Ew. Kayserl. Hoheit

unterthänigster

Weimar d. 20. April 1818.

J. W. v. Goethe.[151]


29/8060.


An Christian Gottlob Voigt

Ew. Excellenz

werfen in ruhiger Stunde auf Beykommendes geneigte Blicke. In diesen Tagen warte ich auf um sowohl den Inhalt derselben als manches andere zu besprechen.

Mich andringlichst empfehlend

gehorsamst

Weimar den 20. April 1818.

Goethe.


29/8061.


An Christian Gottfried Daniel Neesvon Esenbeck

Ew. Wohlgeboren

verbinden mich immer auf's neue, wenn Sie mich mit Ihren letzten Arbeiten gefällig bekannt machen. Durch Ihr größeres Werk konnte ich mich zuerst mit jenen fast unsichtbaren Naturerzeugnissen bekannt machen, da ich vorher als Freund faßlicher Gestalten beynahe einen Widerwillen gegen diese schwer zu unterscheidenden Geschöpfe, wie ich nicht läugnen will, empfand. Nun aber geben sie mir zu mancherley Betrachtungen Anlaß die ich nicht so leicht los werde.

Der Anblick jener in Ihrer neusten Sendung eingelegten Gentianen war mir höchst erwünscht, ich werde sie unter Glasfassen und Ihre Bemühungen an diesem schönen Geschlechte wieder beherzigen. In einer getrockneten österreichischen Flora, die unser Großherzog[152] mit von Wien gebracht, kommen herrliche Species hervor, auch die nahverwandte Swertia fehlt nicht. Leider können wir diese hochgesinnten Pflanzen nicht in unsere niedrigen Gärten herunter ziehen. – Ihre Anstellung als Lehrer freut mich unendlich, es ist ein großer Gewinn wenn man genöthigt ist sich mündlich mitzutheilen, besonders der Jugend; alles reift schneller weil man gar bald gewahr wird daß man das Esoterische in's Exoterische verwandeln und durch eine Wechselwirkung beider die wahre lebendige Wissenschaft aufbauen müsse.

Die Pantherische Schrift habe nicht erhalten, auch bis jetzt noch nicht gesehen, Ew. Wohlgeboren kommen meinem Verlangen nach diesem Werk so freundlich zuvor, daß ich mir kaum ein Gewissen mache Ihr gütiges Erbieten dreust anzunehmen.

Mögen Sie Sich von meiner unwandelbaren Theilnahme dagegen überzeugen und mir bald Nachricht geben wie es Ihnen auf Ihrem neuen Lehr- und Lebenswege gedeiht.

ergebenst

Weimar den 21. April 1818.

Goethe.


29/8062.


An Samuel Thomas von Sömmerring

Ihre werthe Sendung, mein theuerster Freund! hat mich doppelt und dreyfach erfreut, da sie über den schätzbaren Gehalt mich auch noch Ihres fortdauernden[153] Andenkens versichert. Es wird sich noch mehr als eine Gelegenheit finden um auszusprechen, was ich und Andere, und die Wissenschaft Ihnen schuldig sind. Auch uns beschäftigen die fossilen Reste gar sehr; in unsern Tuffsteinlagern, ja in dem aufgeschwemmten Kies finden wir Elephanten, Rhinoceros, Hirsche und Pferde, letztere besonders häufig, ganze Schädel mit allen Zähnen. Dieß ist uns seit geraumer Zeit bekannt, aber neuerlich wird man aufmerksam auf unsere Thüringer Kalkflöze, welche unsere geologischen Epochen eigentlich abschließen, und uns bisher nur Ammonshörner und manche Reste zweyschaliger Muscheln darboten. Bey größerer Aufmerksamkeit finden wir nun höher organisirte Überbleibsel, jedoch nicht häufig, bis jetzt schwer zu entziffern. Durch Ihren Vorgang angeregt soll es diesen Sommer an fleißiger Arbeit nicht fehlen.

Andenken und Liebe!

ergebenst

Weimar am 21. April 1818.

Goethe.


29/8063.


An Christian Gottlob Voigt

Nach dem von Ew. Excellenz gnädig gebilligten Inhalt beykommender Acten, habe die nöthige Ausfertigung, wie beyliegt, besorgt und bitte um geneigte Vollziehung.

Weimar den 24. April 1818.

Goethe.[154]


29/8064.


An die Großherzogliche Oberbaudirection

[Concept.]

Ergebenstes Promemoria!

In dem bey Großherzogl. Hochlöbl. Ober-Baudirection vom Zimmermeister Schenk eingereichten Promemoria. d.d. den 7. März d. J. und dem bey'm Herrn Ober-Baudirector Coudray aufgegebenen Protocoll haben Bauherr Cammerdiener Lämmermann und Zimmermeister Schenk einmüthig und bestimmt erklärt: »daß von denen in meinen Garten schauenden Fenstern des aufzuführenden Lämmermannischen Hintergebäudes nur die zwey auf dem Flügel in der mittlern Etage als wirkliche Lichtlöcher gebraucht die übrigen aber blos zur Zierde in Tünch vertieft und angestrichen werden sollen.«

Da ich jetzt deutlich wahrnehmen muß, daß man nicht gesonnen ist obiges Versprechen zu halten, unter dessen strenger Erfüllung ich doch allein verstattet, zwey in meinen Garten gehende Lichtlöcher anzubringen, vielmehr allem Anschein nach sechs wirkliche Fenster angelegt werden sollen; so ersuche eine Hochlöbliche Ober-Baudirection zu bewirken: daß Bauherr und Zimmermeister streng angehalten werden ihrem Versprechen pünktlichst nachzukommen.

Der ich die Ehre habe mich mit vollkommenster Hochachtung zu unterzeichnen.

Weimar den 25. April 1818.[155]


29/8065.


An Friedrich Theodor von Müller

Ew. Hochwohlgeboren

für die gestrigen Mittheilungen zum allerschönsten dankend, sende die merkwürdigen Blätter zurück. Lassen Sie mich von Zeit zu Zeit vernehmen was vorgeht. Meiner schönen Schülerin hätt' ich freylich die Sinnesänderung nicht angesehen.

Mit den besten Wünschen und Segnungen

Weimar den 27. April 1818.

G.


29/8066.


An Christian Gottlob Voigt

Ew. Excellenz

erhalten hiebey die verabredeten Expeditionen zu gefälliger Vollziehung. Sollte in Modo oder Stylo etwas versehen seyn, so bitte um Rectification.

Die zwar nicht architectonischen aber doch redlich technischen Vorarbeiten am Bibliotheksgebäude sind äußerlich glücklich gelungen und innerlich ist auch so viel schicklicher Raum gewonnen, so daß uns nichts hindert den vorgeschriebenen Plan verständig auszuführen.

Erhalten Sie mir Neigung und Theilnahme, und so will ich mich auch wohl über Wasser halten.

Was von Serenissimo vernommen wird bitte mir mitzutheilen.

Treulichst

Jena den 28. April 1818.

Goethe.[156]


29/8067.


An Ferdinand Gotthelf Hand

In dem von Ihro Kaiserlichen Hoheit mir übergebenen Verzeichniß der den Fürstlichen Kindern zu ertheilenden Stunden sind auch wöchentlich drey römische Geschichte angesetzt; möchten Ew. Wohlgeboren mir anzeigen welche Vor- oder Nachmittagsstunden Ihnen bequem wären.

Wegen der gewünschten Bücher ist Einleitung getroffen, der erste Transport wird nächstens anlangen.

Balde mündliche Unterhaltung hoffend.

ergebenst

Jena den 28. April 1818.

Goethe.


29/8068.


An Christian Ernst Friedrich Weller

Heute, mein werthester, seh ich Sie nicht auf der Tanne.

Beykommendes wünsche abgeschrieben; aber auf Einen Bogen, so daß es drey Seiten desselben einnimmt.

Viel Empfehlungen

29. Apr. 1818.

Goethe.


29/8069.


An Sulpiz Boisserée

Dem Großvater verzeihen Sie vielleicht daß der Freund so lange nicht geschrieben. Der Drang des[157] Lebens wird immer wunderlicher, man verbraucht seine Kräfte in der Nähe und es bleibt endlich zur Wirkung in die Ferne nichts mehr übrig. Möge in beyliegendem Heft einiges enthalten seyn das Ihnen Freude macht und zum Weiter-Denken Anlaß giebt. Das vierte ist auch schon angefangen, wobey die ersten Bogen eine Weile als Verzahnung stehn zum künftigen Fortbauen.

Die Ärzte wollen mich nach Carlsbad, ich gehe ungern hin, weil ich den Glauben daran verloren habe; ferner wird man gewohnt mancherley zu leiden und ist nicht so ungeduldig wie in der Jugend, wo man sich eingebildet eine unbeschränkte und unbedingte Existenz erreichen zu können.

Übrigens war ich auf vielfache Weise thätig, wovon manches gelegentlich zu Ihnen gelangen soll. Habe ich Ihnen schon gesagt, daß ich ein heiteres Quartier auf dem rechten Saalufer unmittelbar an der Brücke bezogen habe? Einen Erker von wo man Fluß, Land und Stadt zum schönsten besieht. Eben ist jetzt die herrliche Blüthenzeit; wie mag das erst bey Ihnen aussehen, oder vielmehr ausgesehen haben.

Diese Tage hatte ich ein besonderes Vergnügen das ich wohl mit Ihnen theilen möchte: mir ward ein Brief anvertraut den Meyer über Ihre Sammlung geschrieben hatte. Es ist höchst erquicklich anzusehen wenn ein so alter Goldschmid und Juwelenhändler ächte Waare gewissenhaft und freudig taxirt.[158] Es wollte sich nicht ziemen eine Abschrift zu erbitten, vielleicht giebt es Gelegenheit.

Hat sich in dem Hauptpunkte noch nichts entschieden? von Berlin höre nichts als den alten Rundgesang.

Das Schicksal indem es mir die Anordnung der akademischen Bibliothek überwies scheint sich wegen des Faustischen Monologs und jener frevelhaften Geringschätzung alles Wissens rächen zu wollen. Wir müssen suchen auch hier durchzukommen.

Bey Gelegenheit von Faust fällt mir ein zu fragen: ist Ihnen denn wohl das Trauerspiel Manfred von Lord Byron in die Hände gerathen? für mich war es höchst merkwürdig zu sehen wie er meinen Faust kennt und nach seiner eigenen Weise hypochondrisch misanthropisch umarbeitet. Wenn ich zugleich versichere daß ein außerordentlicher Geist, großes Talent, Durchdringen der Welt und Selbstbewußtseyn darin waltet, so wird man, wollte man mir auch gerade zu nicht glauben, doch auf dieses Produkt aufmerksam werden.

Ihren dem Musikus Klein mitgegebenen Brief erhalte ich erst diese Tage von Berlin, der Mann ging mit Gesellschaft durch Weimar und konnte sich nicht aufhalten, leider also daß mein guter Wille Ihre Empfehlung zu honoriren getäuscht worden. Zelter scheint sehr wohl mit ihm zufrieden zu seyn. Geheime Rath Willemer schrieb mir vor einiger Zeit[159] daß ein Musikus bey ihm auf der Mühle gewesen, von dem er das Beste prädizirt; ist es etwa eben derselbige? denn er hat mir ihn nicht genannt.

Ich höre daß Freund Thibaut fleißig Singakademien hält, sagen Sie mir doch auch gelegentlich ein Wort darüber.

Hegel, vernehme ich, geht nach Berlin, auch Seebeck soll dahin versetzt werden. Minister Altenstein scheint sich eine wissenschaftliche Leibgarde anschaffen zu wollen. Wir müssen sehen was er gegen die bepfründete, starre Akademie ausrichten kann, das unbesoldete, bewegliche Publikum nimmt gewiß auch daran nur tagtäglichen Antheil. Sind die Händel über die Hierodulen auch zu Ihnen gelangt? Böttcher (wahrscheinlich der Widersacher) hat in ein heftiges Wespennest gestochen. So lange er tückisch handelte ging ihm alles hin. Wer offen befehden will muß nicht so viele schlechte verwundbare Seiten blos geben. Von unsern innern Händeln sage ich nichts, ich ignorire sie sogar an Ort und Stelle und kenne nichts tagverderblicheres als dergleichen Partheiklatsch.

Hundert und aber hundert Gedanken und Ansichten möchte ich mit Ihnen mündlich theilen und austauschen, lassen Sie mich daher noch einiges vorübergehend erwähnen.

Die famose Bildergallerie der Philostrate beschäftigt mich schon seit vielen Jahren, wobey Meyer redlich mitwirkte, ich habe die alten Vorarbeiten jetzt[160] wieder aufgenommen, sie sollen im vierten Stück redigirt erscheinen. Diese, zwar gleichfalls ernste, aber doch heiter behandelte Gegenstände contrastiren wunderbar mit dem bedenklichen Bilde des Leonards da Vinci zu Mailand.

Die Engländer haben Facsimiles von Handzeichnungen aus der königlichen Sammlung herausgegeben. Daß man durchgängig die wundervollsten Dinge gewählt habe sich denken.

Daniel, der die großen indischen Prospecte vor Jahren herausgab, hat eine niedlich kleine mahlerische Reise von Gravesand nach China gleichfalls bunt gedruckt herausgegeben. Es ist ein sehr verkäufliches Büchlein, zugleich auch voller Geist und Geschmack. Wahrscheinlich haben Sie es auf der akademischen Bibliothek.

Artaria war bey uns mit allerley alterthümlicher Trödelwaare, vor der unsere Fürsten sich hüteten. Seine Gemälde gaben meist die Apprehension neuere Hände möchten daran das Beste und Schlimmste gethan haben.

Sein Bruder Dominikus sendete mir ein Portefeuille alter italiänischer Kupfer, höchst löblich, treffliche Abdrücke, aber auch die Preise darnach. Nur mit Carolinen steigen sie. Ich habe etwan ein halb Dutzend behalten, unschätzbar wegen Gedanken und Ausführung. Fast hätte ich mich verleiten lassen mehrere zu wählen, der Cammer-Präsident aber widersetzte sich dem Gallerie-Inspector.

[161] Aus einer Leipziger Auction dagegen habe ich eine Unzahl guter Blätter erhalten, höchst schätzbar zur Complettirung meines historischen Sammelns. Die Franzosen gelten jetzt gar nichts und so erhielt ich Sebastian Bourdon, Le Sueur, Glauber nach Poussin und zuletzt Watteau und Boucher fast umsonst, selbst Primaticcio galt nichts, weil er in Frankreich gemahlt hat.

Ebenso geht es mit gewissen Niederländern, besonders die zu Ende des 17. Jahrhunderts Zeitereignisse, Schlachten, Brand und Massacre mit Geist und Geschick eigenhändig radirten. Als Romega de Hooghe, Lytkens und andere. Callot und Stella werden nicht viel besser bezahlt. Ich mache eine Sammlung von dergleichen Dingen bis herauf in's 18. Jahrhundert. Sie geben, verbunden mit den fatyrischen Bildern, den lebhaftesten Begriff damaliger Zustände; auch Hof- und Theaterfeste haben ihren eigenen Charakter, von den letztern besitze ich schöne Blätter, gezeichnet und gestochen von Augustin Carrache. Die meisten sind groß Folioblätter, worauf ein ungeheueres Gewühl dargestellt ist. Unsere Kupferstecherey hat dagegen ihre Systole in den Almanachen und die Politik diastolisirt in Tages- und Monatsblättern.

Und nun lassen Sie mich wie sonst mit einem Verslein schließen.


[162] »Warum ist Wahrheit fern und weit?

Birgt sich hinab in tiefste Gründe?«


Niemand versteht zur rechter Zeit! –

Wenn man zu rechter Zeit verstünde:

So wäre Wahrheit nah und breit,

Und wäre lieblich und gelinde.


Und so, mit den freundlichsten Segnungen

verbunden

Jena den 1. May 1818.

Goethe.[163]


29/8069a.


An Johann Gottfried Ludwig Kosegarten

Ew. Wohlgeboren

erhalten hiebey den 5en Bogen zu gefälliger Beurtheilung und Berichtigung besonders die geneigte Bezeichnung der vorletzten Seite mit dem arabischen Ausdruck.

ergebenst

Jena den 5. May 1818.

Goethe.[43]


29/8070.


An Christian Gottlob Voigt

Ew. Excellenz

erhalten dankbarlichst die unterzeichneten Quittungen.

Jedes unserer gemeinsamen Werke hat mich immer höchlich erfreut, nur haben Sie diesmal wie so oft Gefahr und Mühe allein übernommen. Doch genügt es, daß man sagen kann, es ist etwas Dauerndes Erfreuliches entstanden.

Heute drängt mich's zu schließen, denn ich habe den lieben Fürstlichen Kindern einen kleinen Spaß bereitet, der mich gerade vor Abend beschäftigt.

Übrigens geht es in Bibl. und Museums-Sachen durchaus nur wünschenswerth und wenn ich Doctor Wellers Anstellung mit Ew. Excellenz geneigster Theilnahme früher zu bewirken trachtete, so kommt sie gerade jetzt zur rechten Zeit, da er in das aufgeregte[163] Geschäft eintretend seine Mitwirkung bethätigen kann.

Das bisher fehlende Vermehrungs-Buch, nicht weniger das gleichfalls neue Ausleihungs-Buch ist ihm übertragen.

Eifer und Anhaltsamkeit läßt sich auf diesen beiden Puncten am besten beweisen.

Die Handwerker zeigen den besten Willen; nächstens werde ich im Stande seyn vorzulegen wie die ganze Angelegenheit im October stehen wird.

Noch manches andere nicht unerfreuliche habe zu vermelden. Auf der Tanne lebe ich wie im Lande Gosen, heiter und klar, indeß über dem Ninive-Jena die schwarze Wolke der Politik, durchkreuzt vom Blitz der Straf-Urtheile, zu ruhen sich Gelegenheit nimmt.

Von unserm gnädigsten Herrn wünsche ich die besten Nachrichten. Nächstens will ich die bisherigen thätigen Ereignisse zusammenfassen und sie Denenselben übersenden.

Unsere verehrte Großherzogin geht, wie ich höre, nach Dornburg, geben Ew. Exzellenz mir einen Wink, so träfen wir uns vielleicht daselbst.

Es ist am Ende wirklich, als müßte man reisen um seine Freunde zu sehen.

Mich angelegentlichst empfehlend

so fort und für ewig

Jena den 8. May 1818.

G.[164]


29/8071.


An Carl Wilhelm Constantin Stichling

Ew. Wohlgeboren

habe diese Zeit her mehr als einmal hieher gewünscht.

Den armen Kühn verfolgt bey seiner Ortsveränderung das Unheil auf allen Schritten, er selbst liegt jetzt am Auge beschädigt danieder. Indessen bleibt das vorjährige Manual mit allen, zwar wohlgeordneten, aber doch noch nicht ganz berichtigten Belegen versiegelt in meinen Händen.

Der neue Rentamtmann scheint zu dieser Rechnungsführung nicht geneigt, Kühn hat dem Accessisten eine kleine Summe gegeben, größere habe ich schon vorgeschossen und so trübt sich das neue Rechnungsverhältniß, indem das alte noch nicht aufgeklärt ist.

Wäre es möglich, daß Ew. Wohlgeboren in diesen Tagen herüberkämen, wir würden bald auf's Reine seyn. Fast hätte ich Lust den Rentamtmann Lange auch als Rechnungsführer der Museums-Casse vorzuschlagen; die Bequemlichkeit wäre groß.

Ich habe jedoch auch wieder Bedenken dagegen.

Mündlich wäre das alles bald durchgesprochen.

Übrigens geht alles nach Wunsch, innerhalb der Bibliothek verspricht man die Handwerks-Arbeit bis Ende Mai fertig, außerhalb bis Ende Juli.

Anfangs Juni operiren die Bibliothekaren, und eh der October herankommt soll schon ein Bedeutendes[165] geleistet seyn. Welches mir sehr angenehm seyn wird, weil Serenissimus auf dieses Geschäft einen besondern Werth legen.

Ew. Wohlgeboren werden deshalb gewiß, wie überhaupt gern eingreifen.

Des Kühns Versetzung und Unfälle paralysiren mir gerade die bedeutendste Seite, und wenn ich die Sache nicht so gut im Kopf hätte, so würden mich die Papiere in Verlegenheit setzen. Gönnen Sie mir also die Hoffnung, Sie auf der Tanne zu bewirthen, wo ich dießmal wenigstens für ein Gericht Spargel gutsagen kann.

Zu geneigtem Andenken mich empfehlend

ergebenst

Jena den 8. May 1818.

Goethe.


29/8072.


An August von Goethe

Das gestrige Fest gelang zur großen Zufriedenheit der lieben Kleinen und wird weil das Lokal gar zu hübsch ist wohl manche Wiederholung erleben.

Gegenwärtiges bringt Rinaldo, warum er schon wieder nach Weimar läuft ist mir nicht deutlich. Wie die Menschen das Wort Feiertag hören, so sind sie alle verrückt, und niemand denkt daß er die größte Zeit seines Lebens müssig herum läuft oder gestreckt da liegt.

[166] Sey so gut und schick mir etwas rothen Wein, der Löwenzahn bekommt mir mit diesem Vehikel am besten.

Beykommende Bohnen laß ja gleich legen, sie sind bunt und artig, es wird hübsch seyn wenn sie sich fortpflanzen, vielleicht haben sie auch verschiedene Blüthen daß davon auch einige Gartenzierrath zu hoffen ist.

Eine Artigkeit von Knebel lege ich bey, sonst wüßt ich nichts mitzutheilen.

Nach den Feiertagen versprechen alle Handwerker und Buchdrucker alle Thätigkeit, es soll mir lieb seyn wenn dieser Monat auch mir gute Früchte bringt.

In drey Wochen kommen Schweizer und Lyncker von Carlsbad zurück, im Allgemeinen gab ich Auftrag wegen des Quartiers. Man vernimmt alsdann das Nähere von den dortigen Zuständen.

Laß mir von den eurigen wissen, ich wünsche und hoffe daß euch alles zum Besten gedeihe.

Heute Nacht schlafe ich zum erstenmal auf der Tanne, denn es will nicht mehr schmecken die herrlichen Morgen im Brunnen zuzubringen.

Es wäre gar nicht übel wenn du einmal recht bey Zeiten angeritten kämest.

Grüße Ottilien zum allerschönsten, wenn sie gelegentlich wieder mobil ist soll sie mir herzlich willkommen seyn.

Jena den 9. May 1818.

G.[167]


29/8073.


An Friedrich Theodor Kräuter

Mit höchstem Unwillen hat man die angestrichnen Stellen des beykommenden Blattes bemerckt. Was sollen Vorgesetzte dencken und erwarten wenn junge Angestellte sich solche Unziemlichkeiten erlauben? Jena d. 9. May 1818.

Goethe.


29/8074.


An Johann Friedrich Cotta

Ew. Hochwohlgeboren

begrüße zum freundlichsten auf deutschem Grund und Boden höchlich erfreut daß die Reise glücklich vollendet worden: denn immer ist man doch in Sorgen, von so mancherley Zufälligkeiten möchte eine und die andere unterwegs die Theuern und Lieben ergreifen. Gar sehr hätte ich gewünscht von Ihnen gleich recht frisch die Schilderung des gegenwärtigen Italiens zu vernehmen; wie ich von manchen Seiten höre so ist es fast ein ander Land als ich es kannte. An hohem Genuß und freudiger Theilnahme die Ihnen beschert sey habe ich niemals gezweifelt.

Wir andern mußten unterdessen unsern Geist durch geistige Arbeiten beschwichtigen, einiges ist vollbracht manches vorgearbeitet. Das dritte Heft von Kunst und Alterthum wird in Ihren Händen seyn; am vierten ist angefangen zu drucken, das morphologische[168] kommt gleich nach Pfingsten an die Reihe, vom Divan sind fünf Bogen gedruckt, und so wollen wir denn sehen was bis Michael zu fördern sey. Zum Damenkalender sende den Schluß der neuen Melusine, gute Aufnahme demselben wünschend. Wegen des letzten Bands meiner Werke wüßte so viel zu sagen. Rameaus Neffe nimmt, wie Sie früher schrieben, zwölf Bogen ein, daran schließt sich manches was die Propyläen enthalten; eine kurze chronologische Übersicht meiner Arbeiten würde hinzugefügt.

Wenn Sie alsdann die Pränumerantenliste wollten hintenan drucken lassen, so wünsche ich deren Communication, um vielleicht Städten und Freunden etwas Artiges zu erzeigen und ein trockenes Register mit einer geistreichen Wendung abzuschließen.

Die Abschrift des dritten Hefts von Kunst und Alterthum ist nach Wien, das reine Manuscript vom Divan wird aufbewahrt und kann zu seiner Zeit, auf Anordnung, gleichfalls dorthin abgesendet werden.

Was und in welcher Ordnung aus den Propyläen zu nehmen wäre zeigt die Beylage, sowie auch eine Berechnung hinzufüge welche mit den Ihrigen zusammenzuhalten bitte. Eine kleine Note von Auslagen füge hinzu. Kommt mir würklich hiebey etwas zu Gute so würde ich es gleich von Herrn Frege beziehen, damit zu Ostern reiner Abschluß wäre. Meiner nächsten Sendung werde ein Promemoria beylegen[169] eines Autors der empfohlen zu seyn wünscht. Mit dergleichen bin ich niemals beschwerlich und auch dießmal wünsch ich für mich und ihn eigentlich nur eine klare Ansicht der Sache wie Sie Ew. Hochwohlgeboren allein geben können.

Mit den aufrichtigsten Wünschen mich bestens empfehlend.

gehorsamst

Jena den 10. May 1818.

Goethe.


[Beilage.]

Zu dem zwanzigsten Band meiner Werke, aus den Propyläen und zwar in folgender Ordnung abzudrucken.

I. Band 2. Stück Diderots Versuch über die Malerey. Seite 1-44

II. Band 1. Stück Fortsetzung und Schluß. S. 4-47.

I. Band 1. Stück Wahrheit und Wahrscheinlichkeit der Kunstwerke. S. 55-65.

II. Band 2. Stück Der Sammler und die Seinigen. S. 26-122.

Die Seitenzahl beträgt also

44

43

10

96

193=12 Bogen, 1. Seite

Jena d. 10. May 1818.[170]


29/8075.


An Christian Gottlob Voigt

Ew. Excellenz

in Dornburg zu begegnen habe ich nun die nächste Hoffnung. Die Damen gehen, wie bekannt, Donnerstags hinaus, mögen Dieselben über die nächsten Tage disponiren. Wäre es später gefällig, so kann ich bey der Nähe meines Aufenthaltes auch wohl einen Besuch daselbst wiederholen.

Ihro Hoheit schienen von dem geistlichen Frühstück nich übel zufrieden, ich hielt mich an's leibliche, das bey dieser Gelegenheit bereitet war.

Die fürstlichen Kinder sind froh und genießen der freien Welt. Ich hatte ihnen in den sogenannten Teufels-Löchern einen kleinen Scherz bereitet, der wohl ablief und Vergnügen machte. In diesen Jahren bedarf es einen geringen Anlaß, um überrascht zu werden und zufrieden zu seyn. Meine Wohnung auf der Tanne wird mir dreyfach lieb, da sie mir nun als unentbehrlich erscheint. Ich komme dadurch aus aller Berührung mit den Menschen, die, wie sich allgemein und öffentlich beweist, sich ihrer Denkart dergestalt hingegeben haben, daß einer, der sie nicht leidenschaftlich mit ihnen theilt, nicht zehen Worte sprechen kann ohne sich zu befeinden.

Das ganze isolirte Bibliotheks-Geschäft ist deshalb sehr erfreulich und geht seinen raschen Gang fort, wovon[171] in einiger Zeit Relation abstatte, welches am besten geschehen kann, wenn ich bey Rath Vulpius Rückkehr die sämmtlich eingeführten Diarien mittheile. Dadurch wird die leichteste Übersicht möglich und die leichte Mühe, die man sich jeden Tag giebt, überhebt uns der großen Beschwerlichkeit das Vergangene im Ganzen wieder aufzunehmen, wenn das Einzelne längst schon verwischt ist.

Diese Tagebücher vertreten die Stelle der Acten, welche in einem solchen Geschäft nicht können geführt werden.

Wir beeilen uns, daß Serenissimus bey Ihrer Zurückkunft schon etwas Entschiedenes mit Augen sehen.

Die zugestandene 1200 Thaler sollen bedeutende Wirkung hervorbringen.

Zu daurender Neigung mich wiederholt empfehlend

Jena d. 13. May 1818.

Goethe.


29/8076.


An den Großherzog Carl August

[Concept.]

[Jena, 15. May 1818?]

1) Vor allen Dingen vermelde daß die Münchner Freunde höchst geehrt und vergnügt sich über die Medaille ausgesprochen haben, sie scheinen ihre erste Sendung dagegen gar nicht in Anschlag zu bringen, sondern bekennen sich vielmehr als Schuldner.

[172] 2) Sodann ist denn auch, zu großem und würdigem Entzücken des Bergraths, der nordische Transport, in zwey Kisten, frank bis in Schloßhof, angekommen, und ist das Geschenk eines Kronprinzen wohl würdig. Etwa Exemplare alle von der größten Schönheit und Bedeutung. Island, die Weltküste von Grönland, Lappland, Färöerinseln, Schweden und herab bis zur Insel Bornholm, alles wovon man theils gehört, theils kleine Stücke besessen. Sie werden, nach Ländern, sodann in sich systematisch geordnet, erfreulich und belehrend seyn.

3) Die Wiener Sendung ist höchst bedeutend. Der Strauß auffallend und erstaunenswürdig, Reiher und Kormoran sehr löblich, sowie auch die kleinen Schafschädel mit unendlich gedrehten Hörnern.

4) Ein ganz eigenes Geschenk hat Herzog von Egerton, reicher Engländer, der lange in Paris wohnt, der Jenaischen Bibliothek verehrt. Er läßt seit 1796 seine gelehrten Werke, und auch solche worin er Familiennachrichten mittheilt, kostbar in Paris drucken, sie kommen nicht in Buchhandel, sondern er verschenkt sie nur. Eine vollständige Sammlung hat er der Jenaischen Bibliothek gewidmet, eine andere woran nur ein griechisches Werk fehlt, soll der Vorsteher dieser Anstalt sich zueignen, und ein drittes liegt bey zu dessen weiterer Disposition. Dieses ist sogleich nach Weimar abgegangen. Wir wollen diese Schenkung als ein gutes Omen für das Geschäft betrachten.

[173] 5) Auch geht es rasch genug vorwärts. Während der Pfingstfeiertage kommt das bisher völlig fehlende Ausleihebuch, sowie das Vermehrungsbuch zu Stande, der Rath Vulpius ist hier und hält sich brav. Es hat sich noch ein junger thätiger Mitarbeiter gefunden.

Vor Ende May sind die Handwerksleute aus dem Hause, Anfangs Juny beginnt die Translocation, in den Sommermonaten kann viel gethan werden, für die Winterarbeit bestimmt man die Catalogen.

6) Berappung des Hauses, Versenkung des Hofes, äußere vollkommene Reinlichkeit ist vor Anfangs August versprochen und eh' das Jahr umgelaufen kann die Sache so gestellt seyn, daß sie durch bösen Willen und Trägheit nicht leicht wieder rückgängig zu machen ist.

7) Da die Anwesenheit der lieben fürstlichen Kinder zu allerley Unterhaltungen auffordert, so habe einen Versuch gemacht denen sogenannten Teufelslöchern eine gewisse Zu- und Ausgänglichkeit, letztere nach der Höhe zu verschaffen, wo man einer sehr angenehmen Aussicht genießt. Statt der vielen wundersamen Geschöpfe, die das Mährchen dämonisch dort walten läßt, hatten wir freylich nur ausgestopfte Thierchen und Vögel, sie thaten aber doch auf die kleinen Gemüther gute Wirkung, besonders da zuletzt, anstatt des großen unterirdischen, magischen Teiches, sich wenigstens in einer Gelte kleine lebendige Fische merken ließen. Die Witterung begünstigte den Scherz, und wenn man von Zeit[174] zu Zeit dieser extemporirten Anlage nachhilft, so kann eine Erfreulichkeit mehr in der ohnehin so sehr begünstigten Gegend gar wohl entstehen.

8) Unsere jungen Herrschaften kamen bey bedenklicher Witterung gestern allhier an, warteten ein allgemein ausgebreitetes Gewitter ab, und fuhren um 5 Uhr bey heiterem Wetter nach Dornburg. Der dem munteren Kleinen bisher ertheilte Unterricht ward im Einzelnen beachtet und schien Beyfall zu gewinnen. Wobey es eine große Freude ist die theuern Zöglinge gesund und munter zu sehen.


29/8077.


An den Grafen Sergej Semenowitschvon Uwarow

Ew. Excellenz

als Vorsitzenden der Petersburger Akademie zu verehren macht mir die größte Freude, denn wenn in Wissenschaften viel gethan ist, so kommen doch Retardationen, ja Rückfälle gelegentlich vor, und sollte man da nicht wünschen den geistreichsten Männern die Aussicht hierüber anvertraut zu sehen besonders in einem so weiten Kreis, als der jetzt Ihrer Sorgfalt übergebene!

Nehmen Sie meine dankbare Erwähnung in beykommendem Hefte freundlich auf! Die hohe Freiheit eines angebornen und durchgeübten Talents wird wohl billig den guten Deutschen vorgeführt, welche wähnen[175] in der Beschränkung liege die Kraft. Welches im strengsten Sinne wohl wahr seyn mag, aber die rollende Zeit will andere Umsichten.

Nun aber lassen Sie sich Wunsch und Bitte nicht verdrießen! Ich habe von einem Grafen Tolstoi ein medaillenartig, wenig erhobenes Kunstwerk in Gipsabguß gesehen, das mich in Verwunderung setzte. Könnten Sie mir von den Arbeiten dieses verdienten Mannes etwas zusenden, auch von seinem Leben und Künstlerbeginnen einige Nachricht vermelden lassen, so würden Sie mich sehr verbinden. Denn wir Scheidenden müssen täglich mit größerer Liebe und Neigung auf dasjenige hinblicken, was wir zunächst thätiges zurücklassen.

Ich lege noch einiges bey, woran Sie Theilnahme haben und erregen. Gar wunderlich wird es Ew. Excellenz auffallen, wenn Sie die Aushänge-Bogen eines Divans finden, der soeben gedruckt wird. In schrecklichen und unerträglichen Zeiten, denen ich persönlich nicht entfliehen konnte, floh ich in jene Gegenden, wo mein Schatz und auch mein Herz ist. Nur kosten und nippen konnt ich an Kewsers Quell, wobey denn doch eine wünschenswerthe Verjungung erreicht ward.

Möge das Ganze Ihnen dereinst gefällig seyn und mir das Zeugniß erwerben, daß ich in ein Reich, wo Sie völlig zu Hause sind, nicht ganz ohne Geschick und Glück hineinstreifte.

[176] Mögen Sie mir auch nur eine Wink zukommen lassen von dem, was Sie thun und vorhaben, so werden Sie mich erfreuen und beleben. Den reinsten Antheil trauen Sie mir zu, so wie ich die von Ihrer Seite mir gegönnte Neigung verehrend mich aufrichtigst unterzeichne

gehorsamst

Weimar [Jena], d. 18. May 1818.

J. W. v. Goethe.


29/8078.


An Friedrich Maximilian Klinger

[Concept.]

[Jena 19. Mai 1818?]

Dießmal will ich, mein Werthester, nicht verstummend eine Sendung abschließen. Nehmen Sie Beyliegendes freundlich auf und theilen mit Freunden was jeden anmuthet. Im wunderbarsten Wechsel der Dinge bin ich ohngefähr auf derselben Erdscholle, wo Sie mich kannten, ja selbst in dem Garten an der Ilm wandle ich mit Kindern und nun einem Enkel. Viele Zeit verarbeite ich in Jena, jetzt mit Vereinigung und Ordnen der Bibliotheken beschäftigt. Man verzeiht nicht leichter den Menschen ihre Verrücktheit, als wenn man sich mit dem abgiebt, was öfter schon eben so närrisch war.

Allerley lasse ich drucken, aus alten und neuen Papieren Veranlassung nehmend. Der vierte Band meines frühern Lebens, wozu Sie mir über Sich selbst[177] höchstfreundliche Aufklärung gaben, geht mir jetzt im Sinne hin und wieder. Nur ist es Sünde, daß Ihre schönen, aufrichtigen und unvergleichlichen Worte sollen zerstückt werden. Ich nutze was jener Zeit gehört, aber Ihre Darstellung muß unangetastet aufbewahrt bleiben.


29/8079.


An Christian Gottlob Voigt

So sehr ich gewünscht hätte Ew. Excellenz und werthe Familie endlich in Jena einmal zu begrüßen, besonders da auch bey Regenwetter in den freundlichen Sälen der Museen gar manches Herrliche und Erfreuliche vorgezeigt werden kann, so will ich doch nicht läugnen, daß ich, bey Unsicherheit der Atmosphäre, bey schlimmem Weg in dem höchst zerrissenen Mühlthal, selbst nicht rathen könnte eine zweifelhafte Reise zu unternehmen.

Rath Vulpius wird das Tagebuch seiner hiesigen Beschäftigungen gehorsamst vorlegen und mündlich deshalb umständlichen Rapport thun. Aus beiden zusammen werden Ew. Excellenz geneigt ersehen, daß alles frisch vorwärts geht, daß für die Zeit eines halben Jahres schon manches gethan ist und bey einer solchen Vorbereitung bis Michael gar viel geschehen kann. Haben wir nur den Juni überstanden und gut angewendet, so können wir hoffen, daß das Geschäft nicht wieder zurückgeht.

[178] Meine Glaube bestärkt sich, die sämmtlichen Angestellten nehmen wahrhaften Antheil und die Professor-Weise, deren Maxime blos ist zu hindern und zu lähmen, kann uns nichts mehr anhaben.

Gar vielen scheint es ein Dorn im Auge, daß ein Todter mit so wenigem wieder aufgeweckt wird.

Den Bericht über die Statuten werde nächstens übersenden; wir können uns sehr kurz fassen, indem wir uns auf die weitläufige Darstellung des letzten Hauptberichtes berufen. Ich habe dort, die akademischen Anmaßungen voraussehend, alles derb und umständlich ausgesprochen, wir können jetzt desto kürzer und höflicher verfahren.

Über gewisse Dinge, welche die Ober-Aufsicht nicht berühren, erlauben Ew. Excellenz mir einige vertrauliche Bemerkungen:

In dem Statuten-Entwurf der philosophischen Facultät stehen die allerkomischsten Dinge. Eben dieselben Menschen, die eine unbegrenzte Preßfreiheit mit Wuthverlangen, wollen die Lehrfreiheit ihrer Collegen auf das unerlaubteste begrenzen und so erscheint überall nichts als Selbstsucht und heftige Wahrung des eigenen Vortheils.

Die Mittagsstunde ruft mich nach Dornburg, man sagt nicht viel Gutes vom Wege, der freilich nur ein übereilter Sommer-Weg ist. Weil dorther die Rückkunft nicht bestimmt werden kann, so schließe dieses Blatt mit den besten Wünschen und Grüßen, damit[179] es noch mit den heutigen Boten zu Ew. Excellenz gelange.

und so fort und für ewig

Jena den 19. May 1818.

G.


29/8080.


An Carl Ludwig von Knebel

[Jena, 19. Mai 1818?]

Gieb mir, mein bester, doch einige Nachricht wie es in Dornburg aussieht. Es ging ein Gerücht der Großherzog sey in Ems unwohl. Was vernahmst du davon? Heute eilf Uhr gedencke ich hinab zu fahren. Was macht der kleine? Weller käme vielleicht um 10 Uhr.

G.


29/8081.


An Sulpiz Boisserée

Nur mit wenigen Worten, aber gleich will ich für Ihren liebwerthen Brief meine Danksagung abstatten.

Mich freut es höchlich, daß Sie größtentheils mit meinen Äußerungen zufrieden sind, denn auch bey denselben Prämissen zeigt es schon von einem hohen Grad Zusammenlebens, Mitempfindens und Denkens, wenn wir im Urtheil öfters übereinstimmen. Mehr sage ich nicht! Dieses Blatt möchte stocken, und füge, damit der Brief nicht gar zu gewichtlos[180] sey, uralte Wundersprüche über Menschen-Schicksale hinzu.

Empfehlen Sie mich Herrn Thibaut schönstens. Wahrscheinlich besitzt er die Duette von Durante, sonst kann ich sie communiciren. Ich wünsche ihm und Ihnen Glück zu einem so wohl angelegten und durchgeführten Unternehmen.

Gruß den Dreyen!

wie immer

Jena den 21. May 1818.

G.


Urworte, orphisch.


Daimôn

Wie an dem Tag der Dich der Welt verliehen

Die Sonne stand zum Gruße der Planeten,

Bist alsobald und fort und fort gediehen

Nach dem Gesetz wonach Du angetreten.

So mußt Du seyn, Dir kannst Du nicht entfliehen,

Das ändern nicht Sibyllen, nicht Propheten;

Und keine Zeit und keine Macht zerstückelt

Geprägte Form die lebend sich entwickelt.


Tychê

Die strenge Grenze doch umgeht gefällig

Ein Wandelndes, das mit und um uns wandelt;

Nicht einsam bleibst Du; bildest Dich gesellig,

Und handelst wohl so wie ein andrer handelt.

Im Leben ist's bald hin- bald wiederfällig,

Es ist ein Tand und wird so durchgetandelt.

Schon hat sich still der Jahre Kreis geründet,

Die Lampe harrt der Flamme, die entzündet.


[181] Erôs

Die bleibt nicht aus! – Er stürzt vom Himmel nieder

Wohin er sich aus alter Oede schwang,

Er schwebt heran auf luftigem Gefieder

Um Stirn und Brust den Frühlingstag entlang,

Scheint jetzt zu fliehn, vom Fliehen kehrt er wieder,

Da wird ein Wohl im Weh, so süß und bang.

Gar manches Herz verschwebt im Allgemeinen,

Doch widmet sich das Edelste dem Einen.


Anankê

Da ist's denn wieder wie die Sterne wollten:

Bedingung und Gesetz und aller Wille

Ist nur ein Wollen weil wir eben sollten

Und vor dem Willen schweigt die Willkür stille;

Das Liebste wird vom Herzen weggescholten

Dem harten Muß bequemt sich Will und Grille.

So sind wir scheinfrei denn, nach manchen Jahren,

Nur enger dran als wir am Anfang waren.


Elpis

Doch solcher Grenze, solcher ehrnen Mauer

Höchst widerwärtige Pforte wird entriegelt,

Sie stehe nur mit alter Felsendauer!

Ein Wesen regt sich leicht und ungezügelt.

Aus Wolkendecke, Nebel, Regenschauer

Erhebt sie uns, mit ihr durch sie beflügelt,

Ihr kennt sie wohl, sie schwärmt nach allen Zonen;

Ein Flügelschlag! und hinter und Aeonen.


Jena 21. May 1818.[182]


29/8082.


An Christian Gottlob Voigt

[Concept.]

Ew. Excellenz

erhalten hiebey den schuldigen Bericht wegen der akademischen Statute. Ich habe ihn einigemal umgeschrieben, weil es schwer war deutlich zu werden, nichts Unfreundliches zu sagen, und sich so kurz als möglich zu fassen. Ob ich zuletzt nicht vielleicht die Klarheit aufgeopfert habe, werden Sie selbst am besten beurtheilen.

Ich habe sogleich, schnellerer Förderung wegen, die Abschrift besorgt. Sollten Ew. Excellenz etwas zu erinnern finden, so ist die Mühe eines zweyten Mundums nicht groß. Ich enthalte mich aller Anmerkungen über die Nützlichkeit solcher Statutenhefte, da doch alles auf die Befolgung ankommt die sich niemand hier will gefallen lassen. Videatur die sehr schöne Bibliotheks-Ordnung von 1811 deren Haupt-Puncte sämmtlich übertreten werden, und es wird noch manchen Verdruß geben, bis man die einzelnen Herrn befolgen macht, was die Herrn sämmtlich beschlossen haben.

Erfreulicher war der mitgetheilte Brief. Wie sehr gönne ich dem rüstigen fleißigen Mann die Unterstützung, die ihm so liebevoll angedeiht, und die er zu belehrendem Genuß so treulich anwendet.

Ich bin sehr verlangend, was er mir über das Philostratische Werk sagen wird, das ich jetzt nach[183] meiner künstlerischen Weise behandle oder vielmehr dessen frühere Behandlung ich gegenwärtig wieder aufnehme und redigire.

Ganz gewiß wird eine kritische Bearbeitung des Textes manche Stelle aufklären und auch für den Künstler beleben.

Eben so erfreulich ist es mir wenn ich durch Ew. Excellenz und auch durch Ober-Baudirector Coudray vernehme, daß Hessens Bildung gelingt, daß er Glück und Gunst hat und beides verdient.

Eine Person auch nur dem Architekten ähnlich gebildet zu sehen habe längst gewünscht, da man mit Betrübniß gewahr wird wie seit dem ungeheuren Aufwand von Kunst und Geld, wodurch das fürstliche Schloß, wie es möglich ist, wurde, das Baukünstliche bey uns unter das gemeinste Handwerk hinunter gefunken ist, es verhält sich mit diesen Dingen wie mit den organischen Wesen, der Mensch wächst langsam aber verfault geschwind. Möge Coudray diesen Lazarus aus dem Grabe rufen ehe er noch mehr.

Auf das angekündigte Werk mit Gänse-Füßen, die Stimme des Zeit-Geistes an das deutsche Volk, bin ich sehr neugierig und enthalte mich aller voreiligen Bemerkung, aber soviel sieht man doch, daß es noch alt und wohldenkende Menschen giebt, die gelegentlich auch nicht schweigen werden.

[Jena] d. 25. May 1818.[184]


29/8083.


An Christian Gottfried Daniel Neesvon Esenbeck

[Concept.]

[Jena, 25. May 1818.]

Ew. Wohlgeboren

reichhaltige Sendung, die ich Ihrem Fleiß, Ihrer Aufmerksamkeit ja der freundlichsten Aufopferung verdanke, gedachte ich mit einem nicht ganz gehaltlosen Briefe zu erwidern, auch hatte ich schon weit hinein dictirt, als ich bemerkte, daß meine gegenwärtige Lage mir nicht erlaubt, mich an diesen Gegenständen genug zu sammeln, um etwas einigermaßen Zulängliches an denjenigen zu senden, der ganz im Besitze solcher Kenntnisse sich befindet. Nehmen Sie daher meinen verbindlichsten kurzgefaßten Dank, mit der Bitte, auf Ihrer neuen Laufbahn, die ich doppelt und dreyfach segne, auch meiner zu gedenken. Wie ich denn dagegen was Sie thun und leisten, nicht aus den Augen lasse.

So eben druckt man am zweyten Stücke meiner Morphologie, da ich denn täglich aufgefordert werde mich Ihrer zu erinnern, und mir ganz oft ein Stündchen Unterhaltung wünschte. Nehmen Sie beyliegenden Text zu gefälliger Betrachtung auf und laßen mich bey Recapitulation dieser uralten concentrirten Darstellung menschlichen Geschickes, geistig in Ihrer Nähe walten.

Jena, den 21. May 1818.[185]


29/8084.


An Christian Friedrich Tieck

[Concept.]

[Jena, Ende Mai 1818?]

Wenn ich das Datum Ihres werthen Briefes vom [26. Februar], welcher in weniger als vier Wochen mir zugekommen, bedenke, so finde ich freylich höchst unrecht daß man sich nicht öfters ein Merckmal giebt, man sey auf diesem Weltkörper körperlich noch beysammen.

Sie haben, werthester Herr Tieck, so viel Zeugnisse Ihres kostbaren Talents bey uns aufgestellt, daß wir weder treppauf- noch treppabwärts gehen könnten, ohne Ihrer zu gedenken, und wenn wir, in jener nicht lange vergangenen Zeit, manchmal nicht ganz überein stimmten, so findet sich nun, es waren ganz kleine Differenzen gegen die Widerstreite, welche sich in den letzten Kunstjahren hervorthaten.

Wenn dasjenige, was die Weimarischen Kunstfreunde zuletzt aussprachen, Ihnen Freude gemacht hat, so beweist dieß, daß wir alle zusammen immer im alten Sinne verharren, in welchem wir sonst so thätig wirkten. Daß Sie es von Ihrer Seite nicht fehlen lassen, daran habe ich nie gezweifelt.

Freylich kommt es hauptsächlich darauf an wie der Künstler beschäftigt wird. Äußere Nöthigung gereicht ihm zum Vortheil wie zum Nachtheil.

[186] Nun erlauben Sie mir aber einen kleinen Auftrag, den ich an Sie ergehen lasse und den Sie zu erfüllen geneigt seyn werden, wenn er Ihnen auch einige Mühe macht.

Sie kennen sehr wohl den sogenannten Florentinischen Ruinen-Marmor, ich besitze ihn selbst in größeren und kleineren Stücken zu Dutzenden, er wird in Florenz verarbeitet und kann nicht rar seyn. Niemals habe ich aber erfahren können wo er eigentlich bricht, noch weniger aber ist mir jemals ein rohes Stück, mit frischem unpolirtem Bruch zu Handen gekommen. Sie werden mich deshalb sehr verbinden wenn Sie mir den eigentlichen Punct [angeben] wo er bricht, und was für Marmor-Arten, wie sie uns durch Trivialnamen der Steinschneider schon bekannt sind, in seiner Nähe brechen.

Am meisten würden Sie mich verpflichten, wenn Sie mir einige derbe, faustgroße Stücke mit frischem Bruch, von Bearbeitern und Schleifern ganz unangetastet, gelegentlich anschaffen und senden möchten, da Sie ohnehin nach Deutschland schwerere Dinge zu schicken Gelegenheit haben. In München finden sich Freunde, die dergleichen Packete gerne zu mir gelangen lassen.[187]


29/8085.


An August von Goethe

Eigentlich, mein lieber Sohn, wäre gerade heute Ottiliens Gegenwart sehr wünschenswerth gewesen, denn die Übel haben sich zusammen genommen um zu fliehen, aber leider durch die Augen, da man denn indessen gar nichts sieht.

Ob in einigen Tagen die Thötigkeit wiederkehren könnte muß sich zeigen, es bedarf Geduld, Tropfen, und Kräuter-Kißchen. Für den Augenblick bin ich sehr matt und kann im Kopf nichts zusammen bringen.

Herkules, mit welchem sich die gewaltigen Drucker-Pressen schon längst beschäftigen sollten, spukt nur leider wie ein elysischer Schatten hinter verbundenen Augen.

Im Reiche der Wirklichkeit kommen mir gute Bissen aus Madame Frommanns Küche sehr schmackhaft entgegen. Könntet ihr mir ein Töpfchen leichte Citronen-Gelée senden, so würdet ihr mich sehr erquicken, vielleicht erhieltet ihr auch aus der Conditorei etwas Himbeeressig, Eingemachtes und Quittenbrod.

Meine Mutter sagte immer, niemand dürfe außerhalb Frankfurt wohnen, in der Stadt könne man doch einem Kranken ungesäumt alles reichen, wozu er Lust habe.

Frau v. Schiller ist angekommen. Gestern meldete sich Herr Barclay de Tolly bey mir. Wer ihn von[188] euch zuerst sieht entschuldige mich, es war nicht möglich ihn anzunehmen.

Es ist halb 5 Uhr und der Kutscher noch nicht zurück, die Boten erwarte ich auch später und wüßte daher weiter nichts zu sagen, als daß die andere Hälfte des Ehecontracts sich bey mir noch nicht gefunden hat, worüber Ottilie sehr lachen wird. Sie war überhaupt allerliebst und gerade heute vermisse ich sie gar sehr.

Nun lebet wohl, auf ein baldiges Wiedersehen; ich will indessen ruhen und schlafen und mich erhohlen; die Nächte sind gar viel besser und da wird sich's in einigen Tagen schon ergeben. Lebet wohl und grüßt Alles.

Jena den 2. Juni 1818.


29/8086.


An Gaëtano Cattaneo

[Concept.]

[Jena, 5. Juni 1818.]

Mit sehr viel Vergnügen befolge ich die Befehle meines gnädigsten Herren des Großherzogs, wodurch ich den Auftrag erhalte Ihnen auf das letzte reichhaltige Schreiben vom 24. April eine vorläufige Antwort danckbar zu ertheilen und zu vermelden, daß Höchst Dieselben mit dem Inhalte und allem was angekündigt wird höchst zufrieden und davon erfreut sind; gegenwärtig aber bey dem Aufenthalte im Bad[189] Ems sich außer Stand befinden sogleich ausführlich zu antworten.

Kommen Ihro Hoheit nächstens zurück so wird es unverzüglich geschehen. Wir alle wünschen unsern verehrtesten Herren, an Geist und Leib erquickt, bald wieder zu begrüßen.

Was mich betrifft so vermelde, daß die angezeigten Kisten noch nicht bey uns angekommen sind, deswegen ich auch auf Ihren werthen höchst interessanten, belehrenden Brief noch nichts erwidert.

Ich freue mich gar sehr auf diese Sendung und bin Ihnen für alle Sorgfalt und vielfache Bemühung höchlich dankbar. Auch versichere voraus, daß ich alles was Sie geneigt für mich gethan vollkommen billige, danckbarlichst anerkenne und mir die Freiheit erbitte auch künftig Ihre Theilnahme zu meinen Sammlungen und Studien aufrufen zu dürfen. Mich zu geneigtestem Andenken angelegentlichst empfehlend.

Jena den 2. Juni 1818.


29/8087.


An Christian Gottlob Voigt

Acht Tage sind mir freylich wieder durch höchst unerfreuliche Übel verloren gegangen und ich hätte solche noch übler empfunden, wäre nicht durch treuen Fleiß der Angestellten das Bibliotheks-Geschäft unausgesetzt fortgeschritten.

[190] Den Bibliothekar denke auf nächsten Sontag schon herüber zu citiren und mit Ende der Woche muß schon der Anfang gemacht seyn.

Was Ew. Excellenz wegen der Zukunft bemerken bedenke fleißig und hoffte solches schon vergangene Woche meine Kinder begleitend vorzutragen. Es geschieht nächstens. Die Einrichtung geht ganz natürlich aus der Sache selbst hervor.

Darf ich bitten beyliegenden Brief an Cattaneo nach Mailand besorgen zu lassen. Das andere Couvertirte möge Serenissimo gleich nach Ihro Ankunft zu Handen kommen.

Rückkehrendes Heft ist fürwahr von Bedeutung. Sachkenntniß und Überblick stehen im Gleichgewicht. Bezüglich auf Verfassung, scheint der Autor auf dem Punct zu stehen, wo die Franzosen 1789 den 17. Juni. Wir müssen abwarten wie der Deutsche jenem raschen Volk in seinen Epochen nachhinken wird. Aber sagen muß man, daß es das seltsamste Schauspiel von der Welt sey, das zu Hause nochmals auf dem Papiere zu erleben, was man dort im gewaltsamsten Drange aufeinander folgen sah.

Der Brief von dem jungen Osann hat mir viel Freude gemacht, er ist gerade in den Jahren alle diese Vortheile rasch benutzen zu können.

Übrigens will ich nicht läugnen daß ich schon längst überzeugt war, man habe nicht gar zu große Ursache die ausgegrabenen Rollen aufwickeln zu lassen,[191] da die Bibliotheken selbst noch recht viele, wenn auch neuere, Manuscripte besitzen.

Den seltsam betitelten Tubus habe ich mit Verwunderung, ja mit Bewunderung gesehen, ich möchte über das Wie nicht gar zu bald aufgeklärt werden. Berechnung und Bewegung in so mancherley Bezügen bringen etwas hervor, das ganz nahezu den Schein einer organischen Production hat. Haben Sie indeß die Güte mir mitzutheilen, was Sie weiter davon vernehmen.

Manches andere verspare zu nächster Sendung da ich heute leider noch mit sehr trüben Sinnen operire.

Mich angelegentlichst empfehlend, bestätigtes Wohlseyn wünschend

gehorsamst

Jena den 5. Juni 1818.

J. W. v. Goethe.


29/8088.


An Johann Friedrich Heinrich Schlosser

Sie verzeihen, mein Werthester, wenn ich Ihnen um eines Scherzes willen heute beschwerlich bin, er ist aber gar zu artig als daß ich mich dessen enthalten könnte.

In Frankfurt verkauft man ein optisches Instrument von Ansicht wie eine kurze Tubus-Röhre, indem man durchsieht erblickt man farbige, regelmäßige Bilder, die sich bey der geringsten Bewegung mit der[192] größten Regelmäßigkeit verändern; es ist eine Londoner Erfindung, den Namen wüßt ich nicht recht anzugeben, in einem Briefe dechiffrire ich Kalleidoscop. Zwey derselben wünsche zu besitzen. Der Kaufmann wird sie sorgfältig einpacken. Senden Sie mir solche gefälligst durch die fahrende Post, und schreiben den Betrag auf Rechnung.

Die Addresse geht nach Weimar wie gewöhnlich.

Die Meinigen, denen es recht wohl geht, empfehlen sich mit mir Ihnen und den theuren Ihrigen zum schönsten.

anhänglichst

Jena den 8. Juni 1818.

Goethe.


29/8089.


An Friedrich Wilhelm Heinrich von Trebra

[Concept.]

[Jena, 8. Juni 1818]

Die Sendung bedeutender Mineralien, so wie der Nachtrag ist mir wohl geworden und ich habe daran deine Liebe und Freundschaft abermals deutlich erkannt. Der gute v. Odeleben ist mit schöner Beute zurückgekehrt, nun aber scheint ihm zum Handelsmann nicht der vollkommne Sinn von Gott gegönnt zu seyn, wozu besonders Ordnung und Accuratesse gehören. Und nun gar noch eine Krankheit! Hättest du nicht seine Bleistift-Note gefälligst ausgeführt und den Nachtrag besorgt; so wüßte man nicht woran man wäre. Nun aber ist alles gut, erfreulich und unterrichtend.[193] Die Summe die ich zum Anbiß bestimmte ist eine Kleinigkeit und um desto mehr habe ich deine freundliche Vorsorge zu verehren.

In Erwiderung sende dir eine Assignation auf 50 rh.; was, meine Schuld abgezogen, übrig bleibt bitte nach deiner Überzeugung zu verwenden, besonders wünschte nach deinem Geschmack (um mich deiner eignen Worte zu bedienen) eine wunderschöne Stufe von Cölestin, ganz weiß in herrlichen Crystallen. Was alsdann für einen ausgezeichneten Nephriten übrig bliebe, würdest du auf einen solchen gefälligst verwenden.

Alsdann wollte ich dich ersuchen, da doch bey solchem Packen, Versenden und Auspacken immer irgend ein Bruch-Stück abfällt, daß du mir einige Crystalle von obengenanntem Cölestin schicktest, die ich dem Chemiker übergeben könnte, damit mir dieses dem Namen nach etwas problematische Mineral, welches seiner Schönheit wegen alle Aufmerksamkeit verdiente, auch dem Gehalt nach auf's genauste bekannt werde.

Die aus den Untersuchungen entspringende Zahlen und Zauberformeln sollen dir alsdann ungesäumt mitgetheilt werden.

Den Avis-Brief an Frege lege bey, welcher mit der Assignation zugleich abgehen kann.

Noch Tausendfaches hätte zu sagen, aber nur noch eben so vielfachen Dank und Gruß.

Jena den 21. Mai 1818.


[194] Und da sieh nur das Vorstehende, theuerster Freund, du wirst mich bedauern. Das liegt nun schon so löblich vierzehn Tage, nur daß die Beylagen fehlten, ich aber ziehe mir indessen, schuldig oder unschuldig, eine grimmige Verkältung zu, die Ärzte, im Streit, ob daraus ein Rheuma oder Katarrh entstanden ist, lassen beide Teufel sich in meinen Gliedern balgen und ich befinde mich noch sehr schlecht davon.

Auf Anlangen deines lieben Mahnbriefes ist das erste Vernünftige, was ich thue, dir nochmals zu danken. Und füge nur noch lakonisch hinzu, um schöne Exemplare, leidlichen Preis, gutes Packen darf ich dich ja nicht einmal bitten.

Um eine recht gute Gypsplatte von Monte Donato wollte ich dich auch noch ersuchen, nicht größer als die letzte, aber so klar als möglich und ohne inneres Farbenspiel, ich bedarf derselben zu entscheidenden optischen Versuchen.

Und hiemit lebe bestens wohl. Meine jungen Leute, denen ich dein Andenken rühmte, grüßen zum freundlichsten. Sie würden zusammen passen, wenn sie sich auch nicht liebten, und das kleine dritte Wesen thut seinen herkömmlichen Effect.

Gott erhalte dich, sende bald, aber nach Weimar. Ich hoffe mich soll nichts hindern dir sogleich zu melden und zu danken.

Jena den 6. Juni 1818.[195]


29/8090.


An Christian Gottlob Frege und Comp.

[Concept.]

[Jena, 8. Juni 1818.]

Ew. Wohlgeboren verfehle nicht zu vermelden, daß ich zu Gunsten des Herrn Ober-Berghauptmann v. Trebra in Freiberg eine Assignation auf 50 Thaler Sächsisch ausgestellt habe, welche gefälligst zu honoriren und Herrn v. Cotta in Stuttgart auf Rechnung zu zeichnen bitte.

Mich zu geneigtem Andenken empfehlend

hochachtungsvoll.

Jena den 7. Juni 1818.


[Beilage.]

Die Herren Frege und Compagnie in Leipzig belieben an Herrn Ober-Berghauptmann v. Trebra in Freiberg oder Ordre gegen diese meine Assignation für Rechnung Herrn von Cotta in Stuttgart die Summe von 50 rh. Sächs. gefälligst auszahlen zu lassen. Jena den 7. Jun. 1818.


29/8091.


An Christoph Ludwig Friedrich Schultz

Schon längst hätte ich gewünscht Ihre liebe Handschrift einmal wieder zu sehen, jetzt betrübt sie mich durch die Nachricht von einem so langen und schweren Übel. Was soll ich aber sagen, da wir nur zum[196] Wechsel-Leiden auf diese liebe Erde berufen zu seyn scheinen! Auch ich erdulde jetzt, zwar kürzere, aber doch alles mein Unternehmen für eine Zeit lähmende Wehetage. Es ist das katarrhalische Zeug was uns das Klima immer in den Weg wirft! Das mag denn seyn, wir müssen darüber hinaus zu kommen suchen.

Die Zeithefte, die Sie kennen, habe ich sämmtlich gefördert; manche Bogen sind gedruckt, auch der Divan ruckt vor, dem ich, wenn er erscheint, Ihre frühere Gunst wünsche. Das Bibliotheks-Geschäft geht seinen raschen Gang und da jüngere, einsichtige Männer mit eingreifen, habe ich deshalb keine Sorge.

Den 20. Juni kommt unser Fürst. Die Niederkunft der Erbgroßherzogin wird zu gleicher Zeit erwartet. Bis in die erste Hälfte des Juli hinein bin ich gefesselt; dann aber muß ich nach Carlsbad, was ich trotz meines behaupteten Unglaubens endlich für höchst nothwendig halte. Nach dem letzten katarrhalischen Anfall kehre ich leider meine ganze Thätigkeit nur wie mit Besen zusammen.

Meyer bedient sich gegenwärtig, auf dringenden Rath, des Badener Wassers bey Zürich, ich weiß kaum, ob ich ihn hier erwarten werde, und so hat denn freylich der Hoffnungs-Blick auf das Berliner Freundes-Bild ein ziemlich blasses Ansehn. Lassen Sie uns den August erwarten und sehen was uns bestimmt ist.

[197] Sollte es uns aber besser gehen als dem heiligen Apostel? welcher sagt: als ich jung war ging ich wohin ich wollte, jetzt da ich alt bin nöthigt man meine Wege.

Von meinen jungen Leuten dagegen kann ich nur Erfreuliches melden, sie paßten zusammen und wenn sie sich auch nicht liebten. Das dritte Wesen übt seine vermittelnden Kräfte, sie genießen ihre guten Zustände in Weimar, und wünschen nichts mehr, als daß ich sie mir ihnen theilen möchte. Eben besuchen sie mich und grüßen zum schönsten.

Herrn Minister v. Altenstein empfehlen Sie mich zum dringendsten. Von jeher habe ich dessen Einsichten und Antheil, wovon mir so viel zu Gute kam, höchlich verehrt, und es schmerzt mich solchen Winken gegenwärtig nicht folgen zu können. Lassen Sie uns abwarten, was das Spätjahr bringen kann.

Von mannichfacher Thätigkeit in Berlin vernehme ich gar Vieles. Hier sind wichtige Zwecke, bedeutende Mittel und productive Kraft genug um hiernach Plane zu entwerfen, und die Ausführung zu leiten. Möge alles zum besten und erfreulichsten gedeihen.

Da man in der letzten Zeit mit niemand mehr reden mag, so lasse ich einstweilen drucken; wer's liest, nehme es auf, lehne es ab, darüber bleibe ich ganz ruhig. Wenn ich nichts zu sagen hätte, als was den Leuten gefiele, so schwiege ich gewiß ganz[198] und gar stille. Wenn meine Freunde mich nur immer wieder erkennen!

Die Lehre von den entoptischen Farben denke ich im nächsten Hefte abermals um eine Stufe heraufzuheben. Ich habe gar hübsche Analogien gefunden, wodurch sich diese Erscheinung, die erst ganz isolirt dastand, daß man neue Hypothesen ausklügeln mußte, sich immer gelenker und bequemer an das Bekannte schließt. Daß Sie Ihre Arbeiten in diesem Fache nicht fortsetzen konnten, thut mir sehr leid; denn wenn Sie solche nicht bis zu einem Grad zum Abschluß führen, so laufen wir Gefahr daß sie sich in's allgemeine verlieren und ohne Dank aufgespeist werden. Je länger man sich in diesem wissenschaftlichen Wesen und Treiben umsieht, je weniger darf man hoffen, daß irgend etwas zusammentreffendes, zusammenbrennendes sich sobald zeigen werde. Jedermann urtheilt nach andern Prämissen, oder urtheilt anders nach ebendenselben.

und so fort und für ewig.

Jena den 8. Juni 1818.

Goethe.


29/8092.


An Georg Gottlieb Güldenapfel

Ew. Wohlgeboren

ersuche um nochmalige Gefälligkeit, mir eine der Reisebeschreibungen in die nordamerikanischen Staaten auf[199] kurze Zeit zu überlassen, wobey es hauptsächlich auf eine Karte dieses merkwürdigen Erdstrichs angesehen ist. Das ernste Studium des mir geneigtest mitgetheilten Werkes macht mir seht viel Vergnügen, indem es über jene Zustände die wichtigsten Aufschlüsse giebt. Dankbar mich zu geneigtem Andenken empfehlend.

Ergebenst

Jena, den 15. Juni 1818.

Goethe.


29/8093.


An Friedrich Theodor von Müller

Ew. Hochwohlgeboren

Gefälligkeit nach langer Pause wieder einmal anzusprechen und Dieselben zugleich schönstens zu begrüßen, nehme mir die Freiheit.

Es wird erinnerlich seyn, daß ich meinen Aufsatz des Herrn Prof. Güldenapfels wegen der Buchdrucker, welche die schuldigen Exemplare abzugeben theils versäumt, theils verweigert, vor einiger Zeit übersendete, da Dieselben mir Hoffnung machten, daß bey einer allgemeinen Verfügung auch dieses Puncts gedacht werden sollte.

Weil ich aber gar wohl weiß, daß dergleichen in's Ganze greifenden Einrichtungen manches Hinderliche im Wege steht, von mehr als einer Seite aber veranlaßt bin in diesem Falle einige Vorschritte zu thun; wollte ich um die doppelte Gefälligkeit bitten, einmal[200] mir jenen Aufsatz zurückzusenden, sodann mir aber geneigtest anzuzeigen, auf welchem Wege ich etwa, bis das Allgemeinere bestimmt wird zu diesem besondern Zweck gelangen könnte. Denn Güldenapfels Vorschlag ist zu weitläufig, und da man von Seiten der Bibliotheks-Direction keine Zwangsmittel in Händen hat, so würde man, bey jetzt allgemein gewordener Renitenz, sich, wenn man Ernst brauchen wollte, nicht sonderlich im Vortheil sehen.

Der ich in Erwartung geneigter Antwort mich zum allerbesten empfehle.

gehorsamst

Jena, den 18. Juni 1818.

Goethe.


29/8094.


An Christian Gottlob Voigt

Ew. Excellenz

erhalten endlich wieder einmal einige schriftliche Worte, die ich Ihnen hundert ja tausendfältig diese Zeit her zugewendet. Der fatalste katarrhalische Zustand hat mich vierzehn Tage für die nächste Nähe unbrauchbar gemacht; an eine Wirkung in die Ferne war gar nicht zu denken. Das Bibliotheksgeschäft ging indessen glücklich fort, weil der einmal eingeleitete Gang nur verfolgt werden durfte. In kurzem wird das Fach der Naturgeschichte aufgestellt seyn, als ein Versuch ob die übrigen auf gleiche Weise behandelt werden[201] können. Rath Vulpius berichtete wohl daß die Localität, ob zwar einfach eingerichtet, doch das Geschäft und den künftigen Gebrauch der Bibliothek höchlich begünstigte. Bey allem was ich vornehme frage ich Ew. Excellenz immer im Geiste, und glaube, nach so vielen Jahren glücklichen Mitlebens, immer geneigten Rath und günstige Zustimmung zu finden.

Auch das Museumsgeschäft soll hoffe ich bald in Rechnungsklarheit kommen. Der gute Kühn hat, als Hypochondrist, so vielerley übereinander schichten lassen daß es schwer wird alles rein zu entwickeln. Doch muß es sich machen. Er hat das Manual und die Belege mit nach Heusdorf genommen und die Art wie Rent-Amtmann Müller die Sache angreift verspricht schon ein ganz klares Johannis Quartal und so die folgenden. Die Geschäfte in sich gehen durchaus einen löblichen Gang; sind sie auch bis in's Einzelne der Ausgaben schnell übersehbar, so bleibt nichts zu wünschen übrig.

Gar sehr freut mich daß Osann und Heß fortfahren ihre Zeit gut anzuwenden und Ew. Excellenz Beyfall zu verdienen. Nichts kann wünschenswerther seyn als junge Leute zu sehen die sich einem bedeutenden Fach mit Ernst und Anhaltsamkeit widmen.

Die englisch literarischen Notizen folgen mit dem besten Dank. Dort wird im größten Maasstab die ächte Staatsmaxime durchgesetzt: daß die Regierung[202] dasjenige anschaffen, zusammenhalten und verewigen muß was der Einzelne mit vielem Fleiß gesammelt hat.

Der Besuch unseres alten Freundes Seebeck war diese Tage höchst erfreulich und belehrend, nur über eins habe ich mich zu beschweren: er offenbarte das Geheimniß des wundersamen Guck-Rohres. – Der Mensch ist wohl ein seltsames Wesen! Seitdem ich weiß wie es zugeht, interessirt mich's nicht mehr. Der liebe Gott könnte uns recht in Verlegenheit setzen, wenn er uns die Geheimnisse der Natur sämmtlich offenbarte, wir wüßten für Untheilnahme und langer Weile nicht was wir anfangen sollten.

Einige Dutzend gegossne und geprägte Medaillen aus Erz sind mir von Mayland gekommen. Trefliche Männer! Einige von den besten Künstlern.

Noch eine wundersame Ausfüllung der unendlich langen Tage ist mir zufällig geworden. Ich befinde mich in einer Fülle von Schriften und Wercken den Zustand der vereinigten Staaten von Nordamerika entwickelnd. Es ist der Mühe werth in solch eine wachsende Welt hinein zu sehen.

Verzeihung dem Einsiedler! der Sie auf seiner Zinne nur einmal der schönen Aussicht theilhaftig machen möchte!

Jena d. 19. Jun. 1818.[203]


29/8095.


An Johann Wolfgang Döbereiner

Mögen Ew. Wohlgeboren gefälligst mir die Operation anzeigen, wodurch der so fein getrübte Liquor entstanden, welcher künftighin keinem Physiker fehlen sollte, um die wichtige Erscheinung des Violetten bey dem ersten Grad der Trübe darstellen zu können. Ich bin so eben im Begriff, im zweyten Hefte meiner naturwissenschaftlichen Zeitschrift dieses Versuchs und Ihres fortdauernden Theilnahme dankbar zu gedenken.

Ergebenst

Jena den 20. Juny 1818.

Goethe.


29/8096.


An Ottilie von Goethe

Dein ausführliches Schreiben, meine liebe Tochter, hat mir sehr viel Vergnügen gemacht und ich erwidere dir sogleich einiges in Hoffnung euch bald wieder zu sehen. Wenn du das Schwesterchen einige Zeit bey dir beherbergen willst, so wird es mir sehr erfreulich seyn, besonders wenn es in die Zeit fällt, wo ich auch zu Hause bin; da wir uns denn, wie ich hoffe, recht gut vertragen werden. Daß die Sibyllen in der östlichen Luft sich wohl befanden freut mich sehr, so wie es ganz natürlich schien, da sie sich ihres Ursprungs dorther wieder erinnern mußten. Die[204] Wirkung dieser Gedichte empfindest du ganz richtig, ihre Bestimmung ist, und von der bedingenden Gegenwart abzulösen und uns für den Augenblick dem Gefühl nach in eine gränzenlose Freiheit zu versetzen. Dieß ist zu einer jeden Zeit wohlthätig, besonders zu der unseren. Ebenso darf ich dir die fünf Stanzen fernerhin empfehlen. Wie jene Gedichte das Gefühl, die Einbildungskraft erweitern, so eröffnen diese dem Nachdenken einen unendlichen Raum, und lassen alles, was wir nur erfahren haben, wie in tausendfältigen Spiegeln wieder erblicken.

Vor allen Dingen aber möchte ich euch wohl in Weimar wiedersehen, ich richte mich ein, daß es nach Verlauf einer Woche möglich wird; freylich habe ich zu thun, bis das Versäumte der unglücklichen vierzehn Tage wieder eingeholt wird. Mit einiger Anhaltsamkeit wird sich es auch wohl geben.

Mittlerweise ist ja wohl auch der Kleine von seiner erkünstelten Krankheit genesen.

Wenn mich die liebe Mutter Donnerstag besuchen wollte, so richtete ich mich darauf ein, je eher ich es weiß desto besser ist es, sonst ist es auch Mittwoch Abends Zeit durch die Boten.

Der Eurige

Jena den 21. Juny 1818.

G.[205]


29/8097.


An Johann Gottfried Schadow

Ew. Wohlgeboren

begrüße zum schönsten durch einen alten geprüften Freund, den Herrn Doctor Seebeck, welchem Sie gewiß gern einige Blicke in die Thätigkeit Ihrer Werkstätten vergönnen mögen.

Darf ich zu gleicher Zeit Sie ersuchen, mir gefällig anzuzeigen, auf welchen Punct der Ausführung die Statue unseres Helden gelangt ist, so wird in dem vierten Stück meiner Zeitschrift davon gebührend Erwähnung geschehen.

Wie sehr wünschte mich persönlich von dem allen überzeugen zu können, leider trübt sich die Aussicht, die ich hatte, Sie diesen Sommer zu besuchen. Eine Reise nach Carlsbad ist unerläßlich. Was der Herbst geben kann müssen wir erwarten. Bleiben Sie, wie dem auch sey, meines aufrichtigen ununterbrochenen Antheils gewiß

ergebenst

Jena den 21. Juny 1818.

Goethe.


29/8098.


An Christian Gottlob Voigt

Ew. Excellenz

erhalten hiebey einige Geschäftssachen, da ich denn zu einem jeden Falle einiges notirt habe, welches zu beherzigen bitte.[206]

1) die neuen Museums-Rechnung und den Rentamtmann Müller betreffend.

2) bezüglich auf akademische Bibliothek.

3) Kaufmanns Vorschuß.

Noch gar manches halte zurück, weil ich mich nächstens mündlich auszusprechen hoffe.

Was verlautet Näheres von Serenissimi Ankunft und mögen Ew. Excellenz mir von dem Vernommenen geneigteste Kenntniß geben.

Übrigens da ich mich von hier loszumachen suche empfind ich wieder mit wieviel Verhältnissen uns ein halbes Jahr verschlingen kann, und wie, bey möglichster Thätigkeit, doch manches zurückbleibt. Die verlohrnen 14 Tage haben mich sehr verkürzt, doch seh ich alles Nothwendige ist nachzuholen, ehe ich, und ich hoffe bald, das Glück habe persönlich wieder aufzuwarten.

Tausendfach verbunden

Jena den 22. Jun. 1818.

J. W. v. Goethe.


29/8099.


An den Großherzog Carl August

[Concept.]

[Jena, 27. Juni 1818.]


Unterthänigstes Promemoria.


Was die Bibliotheksangelegenheit betrifft dürften wir wenn es nicht ruhmredig klänge versichern daß[207] die Strategie im Äußern und Innern bisher gut gelungen und eins dem andern glücklich gefolgt sey, eins in's andere gut eingegriffen habe. Noch acht bis vierzehn Tage und wir können einen reinlichen Zustand produciren. Alle vorgeschlagene und gnädigst approbirte Vorarbeiten sind meistens vollbracht, sogar einiges in der Ausführung mit geringerem Aufwand von Zeit und Kräften hergestellt.

Nun sind wir an der Taktik und daß diese denn auch zum Gewinn führe wird neue Aufmerksamkeit gefordert. Das Fach der Naturgeschichte ist aus der Schloßbibliothek in die neuen Räume der akademischen gebracht, alles was dieser Art in der akademischen zerstreut umherstand ist gesondert und in eben demselben Raume aufgestellt. Nun geht die Verbindung vor sich, und der nunmehr vereinigte Vorrath wird nach einem mit Hofrath Voigt verabredeten Schema geordnet. Nun müssen, bey dieser ganz neuen Aufstellung, alle Bücher frisch gezeichnet, und die Einleitung der künftigen Catalogen, wonach jedes Buch an seiner jetzigen Stelle zu finden ist, muß getroffen werden, um Aufmerksamkeit, ruhige Behandlung und Genauigkeit erfordert wird. Um die Arbeit zu erheitern, haben wir als Probe das angenehme und in sich selbst naturgemäß leicht anzuordnende Fach der Naturgeschichte gewählt. Hier soll nun, ohne daß irgend etwas anders angerührt wird, ein Muster aufgestellt werden wie alle übrigen Fächer zu behandeln seyen.

[208] Der große Vortheil den wir auf diesem Wege erreichen ist daß wir die übrige Bibliothek nicht zu schließen brauchen und immer noch Bücher jedes andern Fachs wöchentlich, wie bisher, zweymal ausgegeben und eingenommen werden können.

Bey dem mineralogischen Museum sind die über Moskau von Ungarn aus instradirte Mineralien, wahrscheinlich durch die Vernunft eines Zwischen-Spediteurs, doch noch bey Zeiten angekommen.

Hiebey kann ich nicht genug die Thätigkeit sämmtlicher Angeordneter rühmen, welche, jeder in seiner Art, unablässig theils gearbeitet, theils die Arbeiter angetrieben und beaufsichtiget, es wird daher auf eine billige Remuneration derselben zu denken seyn.

Freylich ist am meisten zu wünschen daß das bisher Geschehene in höchsten und hohen Augenschein möchte genommen werden, in etwa vierzehn Tagen wird das Ganze zwar noch nicht fertig, das meiste aber doch zu produciren seyn.


29/8100.


An Gaëtano Cattaneo

[Concept.]

Die glückliche Ankunft der für Weimar bestimmten Sendung von Büchern und Medaillen verfehle nicht sogleich zu vermelden. Jene enthalten für den Kunstfreund wahrhafte Schätze und diese haben mir ein[209] großes Vergnügen gewährt, so daß ich für Ihre geneigte Bemühung und für die Sorgfalt, womit Sie die Aufträge ausrichten wollen, den verbindlichsten Dank abstatte.

Da nun aus dieser ersten Sendung hervorgeht, daß noch manche wünschenswerthe Gepräge in jenen Sammlungen vorhanden seyn mögen, so ersuche Dieselben mir noch hundert dergleichen Medaillen nach eigner Überzeugung gefällig auszusuchen, wobey ich jedoch die Bitte hinzufüge, daß Sie sich möchten auf das 15. und 16. Jahrhundert beschränken und nur solche wählen, welche wahrhaften Kunstwerth haben und wohl erhalten sind.

Ich beeile mich Gegenwärtiges abzusenden und füge nur noch meinen verbindlichsten dank hinzu für die schönen neuesten in Mailand geprägten Medaillen, wodurch mir die dortigen verdienten Künstler näher bekannt geworden.

Vorzüglich hat mich das Bildniß der Höchstseligen Kaiserin gerührt, indem es mich an die glücklichen Tage erinnerte, wo mir das günstigste Schicksal zu Theil wurde, dieser unvergleichlichen Dame in engerem Kreise aufzuwarten. Ist mir doch als wenn der Künstler, indem er sie als eine schwebende Gottheit vorstellt, ihr Hinscheiden geahndet und so Willkommen und Abschied zugleich vorgestellt hätte.

Zum Schlusse sey mir noch eine Bemerkung erlaubt, daß nämlich die Bücherkisten in einem sehr[210] zerbrochenen Zustand angelangt, obgleich dadurch dem Inhalt nicht geschadet worden.

Eben so ist auch das Kistchen mit den Medaillen in Stücken zerbrochen angekommen, da es aber zwischen die Bücher eingeklemmt war, auch die Medaillen sorgfältig gepackt waren, so haben sie keinen Schaden gelitten. Ich bemerke dieses mit der Bitte bey der nächsten erbetenen Sendung einen starken wohlverwahrten Kasten nehmen zu lassen. Denn freylich mögen solche Waaren besonders bey'm Übergang der Gebirge viel zu leiden haben.

Die für unsern Fürsten bestimmten zwey silbernen Medaillen werden, so wie die übrigen Zeugnisse Ihres gefälligen Urtheils bey seiner nächsten Ankunft freundlichst empfangen.

Herrn Brocchi danken Sie auf das verbindlichste für die übersendeten Werke. Die mannichfaltigste Belehrung, die mir schon bey früherer Kenntniß derselben geworden, verpflichtet mich zu besonderer Anerkennung. Möchte ich doch demselben, so wie auch Ihnen, verehrter Mann, für so viele Theilnahme und Bemühung etwas Freundliches erzeigen können. Der ich mich zu geneigtestem Andenken bestens empfehle und nur noch schließlich melde, daß eine französische Übersetzung meines Aufsatzes über das Abendmahl von Leonard bald erfolgen werde.

Ich schließe nur ungern, denn manches steht noch zu sagen zurück, und so muß ich noch aussprechen[211] und wiederholen, wie sehr die Medaille zum ehrenvollen Andenken unsers Fürsten alle seine anhänglichen Diener und Verehrer in Freude gesetzt hat, indem dadurch auch ihre Wünsche und das, was sie auszusprechen so gern Gelegenheit nehmen, von fremden Landen herausgesprochen worden.

[Jena] Ende [27.] Juni 1818.


29/8101.


An Joseph Cogswell

[Concept.]

[Jena, 27. Juni 1818.]

La lettre dont vous venez de m'honorer, Monsieur, n'auroit jamais pu arriver plus á propos; car consacrant quelques semaines de loisir á étendre et á perfectionner l'idée générale que j'avois con(ue de la situation tant passée que présente des États-unis de l'Amérique, je m'entoure de tous les ouvrages anciens, ainsi que des descriptions de voyage les plus récentes.

La contemplation de cet état immense, composé de tant de diverses régions, a fait naître en moi le désir bien naturel d'en connoître les rapports géologiques qui, en désignant la forme de la surface de la terre, déterminent souvent la division des provinces diverses et nous mettent á même de juger jusqu'á un certain point, de leurs produits. Surtout quand nous savons y joindre les propriétés du climat.

[212] Sous les ouvrages que j'avois consultés jusqu'á ce moment ne m'ayant procuré qu'une lumiére trés-incertaine je m'étois vu, dés le premier pas, arrêté dans mon travail, qui ne devoit pas être superficiel; ainsi faite dans un tel instant sur moi l'ouvrage que vous m'avez envoyé, je me suis hâté de la parcourir, et je m'empresse de vous en temoigner ma vive gratitude.

Ayant á faire une réponse rélativement á l'envoi de Ms. Cattaneo, et désirant d'y joindre la présente, je ne puis m'étendre autant que je le voudrois, ni peindre l'admiration, que me causent la richesse de l'ouvrage et son excellente méthode. Je me bornerai á vous observer que la société minéralogique de Jéna recevra avec reconnoissance tout envoi qui nous éclairera sur les rapports géognostique des États-unis. Nous désirons ardemment les documents des observations, indiquées á la fin de l'ouvrage, depuis page 637 jusqu'á page 641, qui nous donneroient une idée claire et parfaite de la carte géographique illuminée; et nous recevrons de même avec gratitude tout ce qui peut jeter quelque jour sur les importantes localités des États-unis, dont l'ouvrage fait mention. Si vous voulez bien nous faire cet envoi, ayez la bonté de l'adresser á la direction de la société minéralogique de Jéna, á remettre au château du prince, et comme la voie[213] de Hambourg paroît la plus sûre, on pourroit le confier aux soins de Monsieur Justus Perthes, libraire trés renommé de cette ville commerçante.

Désirant faire hommage á la bibliothéque publique de Boston de ceux de mes ouvrages qui pourroient avoir quelque intérêt pour les habitants d'outremer, ainsi que de ceux de quelques autres personnes, oser ois-je vous prier á mon tour de me marquer occasionnellement oú je devrois adresser un tel envoi. Puissent ces circonstances me fournir l'avantage de connoître de plus en plus ce pays étonnant, qui fixe sur lui les regards de l'univers, par l'état légal de paix, lequel favorise un accroissement, dont on ne sauroit préjuger les limites. Honorez-moi de votre souvenir, et tant que nous séjournerons ensemble sur ce globe, donnez-moi de tems á autre de vos nouvelles et de celles de vos compatriotes.

Abgesendet Ende Juni 1818.


29/8102.


An Johann Friedrich Heinrich Schlosser

Die Nachricht von der Vermählung Ihres Herrn Bruders macht mir große Freude, sie beweist mir, daß er in seinem neuen Zustande befestiget sey. Möge ihm alles das Gute werden, das er verdient. Bey meinem Aufenthalt in Frankfurt erinnere ich mich das Frauenzimmer[214] gesehen zu haben. Ich überzeugte mich schon damals, auch nur dem allgemeinen Blicke nach, daß diese beyden Personen ein glückliches Paar machen könnten.

Die beyden Schaurohre sind glücklich angelangt, da ich denn für geneigte Anschaffung und sorgfältiges Packen doppelt Dank zu sagen habe. Sie zeigen die Gestalten ausgesucht schön. Man macht diese Rohre auch schon bey uns, aber es fehlt ihnen freylich die sorgfältige Wahl der einzelnen Gegenstände, worauf so vieles ankommt. Mögen Sie die Gefälligkeit haben das Geld, was für mich bey Ihnen vorräthig liegt, in Kopfstücken wohlgepackt auf der fahrenden Post unter meiner Addresse nach Weimar zu senden, so bedarf es keines weiteren Umweges.

Ich wiederhole meinen tausendfältigen Dank für alle Sorgfalt, die Sie meinen Geschäften gewidmet, und bitte wegen des Ochsischen Hauses und was davon abhängt auch fernerhin um Dero geneigte Theilnahme. Empfehlen Sie mich und die Meinigen unter lebhaften Glückwünschungen in Ihrem theuren Familienkreise.

Bis jetzt hatte noch einige Hoffnung dieß alles persönlich auszurichten, die Ärzte aber beordern mich nach Carlsbad, denen ich denn wohl gehorchen muß.

Alles erspriesliche wünschend

treu verbunden

Jena d. 27. Jun. 1818.

Goethe.[215]


29/8103.


An Johann Friedrich Cotta

Ew. Hochwohlgeboren

verfehle nicht in Gefolg Ihres letzten werthen Schreibens vom 4. Juny einen kleinen Beytrag zum Damenkalender zu übersenden. Möge derselbe gut aufgenommen werden.

Auch ist das Promemoria des Professor Lavés beygelegt. Dieses Werk ist, wie er selbst gesteht und wie es auch ganz natürlich ist, aus dem Gesichtspunkte der französischen Nation geschrieben, und ruht auf dem Urtheile ihrer vorzüglichsten Kritiker. Sollten Sie nicht abgeneigt seyn mit dem Manne sich einzulassen, so könnte er einige Hefte senden, woraus die Behandlung der alten, mittlern und neueren Zeit sich beurtheilen ließe. Von Herrn Frege erhebe 442 rh. 15 Groschen, da jene Zahlung an Felix meiner Aufzeichnung und Bewußtseyn nach ihre Richtigkeit hat.

Möchten Dieselben mir abermals einen Credit auf's künftige bey gedachtem Hause eröffnen, so würde es dankbar erkennen und auf meiner Sommerreise, die mich dießmal in das bergumschlossene Böhmen führt, davon genießen können.

Mein eifriger Wunsch ist, daß Ihnen Alles zu Glück schlage, und Ihnen die mancherley bisherigen patriotischen Duldungen reichlich mögen vergolten werden.

gehorsamst

Jena den 27. Juny 1818.

J. W. v. Goethe.[216]


29/8104.


An Christian Gottlob Frege und Comp.

[Concept.]

[Jena, 27. Juni 1818.]

Ew. Wohlgeboren

haben die Gefälligkeit gehabt eine Assignation von 50 rh. Sächs. zu Gunsten Herrn Ober-Hauptmann Trebra's zu honoriren, da ich denn gegenwärtig vermelde, daß ich an Herrn Auctionator Weigel unter dem heutigen Datum eine gleichmäßige ausgestellt habe.

Nun kommen mir, wie Herr v. Cotta wird gemeldet haben, bey'm Rechnungsabschluß von demselben 442 rh. 15 Groschen zu Gute, und ich würde daher Ew. Wohlgeb. Ersuchen, mir nach Abzug jener 100 Thaler das Übrige und zwar dergestalt gefällig auf der Post nach Weimar zu übersenden, daß für 100 rh. Sächs. österreichische Einlösungs-Scheine, oder wie sonst das dortige Papiergeld gegenwärtig genannt wird, dabey wären, das übrige aber in Kopfstücken.

Der ich mich zu geneigtem Andenken bestens empfehle.

Jena, den 25. Juni 1818.


29/8105.


An Johann August Gottlieb Weigel

[Concept.]

Die für mich abermals gefällig erstandenen Kupfer sind glücklich angekommen, und ich muß für den[217] wohl überlegten Einkauf, eben wie für sorgfältige Packung den besten Dank sagen.

Durch Ihre Bemühungen erhält meine auf Kunstgeschichte hauptsächlich gerichtete Sammlung nach und nach eine erfreuliche Vollständigkeit; indem ich von den bedeutendsten Meistern, wenn es auch nur einzelne Stücke sind, dadurch erhalte.

Fahren Sie fort auch in der Folge meiner Liebhaberey zu gedenken. Die beyliegende Assignation auf 50 rh. läßt einen kleinen Cassevorrath, welcher die nächsten Bände der griechischen Autoren zu berichtigen gewidmet sey. Auch wünsche abermals den Catalog von der nächst vergangenen Auction mit beygeschriebnen Preisen.

Haben Sie die Gefälligkeit alles, was Sie an mich senden, nach Weimar zu addressiren.

Jena den 28. Juni 1818.


29/8106.


An Carl Friedrich Zelter

Höchst erfreut hat mich deine Sendung vom 21. Juny, sie kam gerade zur rechter Zeit, als ich mich, nach einem zerstückelten Zustand von vierzehn Tagen, endlich wieder zusammen gefunden hatte; eigentlich war es nur Verkältung, bey dem heißen Wetter und scharfen Nordostwinde kaum abzuwenden. Nun geht es wieder gut, und ich treibe mein Wesen wieder fort, weiß aber nicht was zunächst aus mir werden wird.

[218] Uns ist ein Prinz geboren, dessen Taufe wir nun abzuwarten haben. Dann wollen mich die Ärzte in's Carlsbad, wozu ich keine Lust empfinde: denn mein gegenwärtiger Zustand, in welchem ich nach manchen Seiten hin thätig seyn kann, ist mir sehr erwünscht und meine heitere Wohnung möcht ich nicht gern verlassen. Da wiege ich mich denn in Unentschlossenheit, erwartend wo ich denn zuletzt durch eine überwiegende Nöthigung hingetrieben werde.

Deine Motette hat mich erfreut und betrübt; erfreut, insofern ich sie mit den Augen aufnehmen und einigermaßen genießen konnte, betrübt, weil ich die Hoffnung aufgeben muß sie zu hören. Denn ich habe nicht einmal Knebeln den Spaß machen können das Geburtstagslied vortragen zu lassen. Es sind unter den jungen Leuten hier recht hübsche Stimmen und Chorweise machen sie ihre Sachen auch gut. Was aber nicht nach Lützows wilder Jagd klingt, dafür hat kein Mensch keinen Sinn. Auch ist es, wie die Sachen stehen, nicht einmal räthlich sich näher an sie zu schließen. Drüber in Weimar ist es eben so schlimm. Molke singt nichts als seine eignen Lieder, so daß die Gesellschaft, zu deren Vergnügen man ihn einlädt, zuletzt davon laufen möchte.

Mir bleibt also nichts übrig, als mich für einen Somnambüle zu geben, der durch verwechselte Sinne zu seinen Vorstellungen gelangt.

Wäre es dir nicht unangenehm, so sendete ich eine[219] Abschrift von dieser Partitur an Thibaut nach Heidelberg, er ist, obgleich Juriste, von Hause aus eine weiche musikalische Natur, und hat, wie ich höre, auf solide Weise um sich her einen Kreis versammelt wo sie ältere Compositionen mit Liebe, Leben und Sorgfalt aufführen. Es ist ein Abglanz von euch heraufgeregt; ich weiß zwar nicht wie rein er leuchtet, aber verständige Menschen waren damit sehr zufrieden.

Von meinem Divan sind zehen Bogen gedruckt, von Kunst und Alterthum neune, von Morphologie vier. Wo nicht alles doch ein Theil muß dir Michaelis zu Handen kommen. Keine Gesellschaft giebts mehr, wenigstens nicht für mich, und da unterhalte ich mich dictando in der Gegenwart, hoffend es werde künftig in die Ferne wirken.

Überhaupt kommt es einem so wunderbar vor wenn man das Treiben der Menschen (ich will zum Beyspiel nur von der bildenden Kunst reden die mir am nächsten liegt) mit Ernst und Wohlwollen betrachtet. Die schönsten Talente fragen bey mir dringend an was sie thun sollen? und wenn ich's ihnen redlich mittheile, und sie, überzeugt, die ersten Schritte thun; so lassen sie sich vom absurdesten Wochentage gleich wieder in die gemeinste Pfuscherey hineinschleppen, und sind so wohlgemuth dabey, als wenn es gar nicht anders seyn könnte. Ich indessen bleibe auf meinen alten Reden und sie thun als wenn ich gar nichts gesagt hätte. Wenn ich nicht irre so habt ihr Meister[220] der Tonkunst dadurch einen grüßeren Vortheil, daß ihr gleich anfangs eure Schüler nöthigen könnt das anerkannte Gesetzliche anzunehmen. Wie willkürlich damit in der Folge freylich ein Individuum nach dem andern verfährt, will ich auch nicht untersuchen. Und so lege ich denn dieser Sendung einige Vor-Fragmente bey, wobey du wenigstens den Vortheil hast daß du Herrn Sickler nicht zu berufen brauchst um sie aufzurollen. Dieses alles schreibe ich dir unter einem bedeutenden Gewitter, welches, von Abend herüber, gerade auf meine Fenster strebt. Erst durch Stauberregung, dann durch allgemeinen Regenguß, der den ganzen Himmel einnimmt, mehr als durch Blitz und Donner merkwürdig. Dieß zu beobachten ist meine Zinne herrlich gelegen, ich weiß nicht wie ich diesen Überblick aufgeben will. Noch vieles wäre zu sagen, aber das Papier kanns nicht ertragen.

und so fort und für ewig

Jena d. 28. Jun. 1818.

G.


Morgenblatt 240. 1818.

Ein strenger Mann, von Stirne kraus,

Herr Doctor Müllner heißt er,

Wirft alles gleich zum Fenster hinaus,

Sogar den Wilhelm Meister.

Er ganz allein versteht es recht,

Daran ist gar kein Zweifel:

Denn geht es seinen Helden schlecht,

Ergiebt er sie dem Teufel.[221]


29/8107.


An Alexander Vattemare

Herrn Alexander wüßte nicht entschiedener meinen Beifall auszusprechen als durch die Erklärung: daß ich allen denen ihm schon ertheilten Zeugnissen mit Vergnügen beistimme.

Zu empfehlen weiß er sich selber.

Jena 30. Juni 1818.

J. W. v. Goethe.


29/8108.


An Auguste Pallard?

Darf ich anfragen, ob ich Morgen Mittwoch nochmals zu Tafel aufwarten darf, da ich Donnerstag von hier für diesmal scheiden muß.

gehorsamst

[Jena] d. 30. Jun. 1818.

Goethe.


29/8109.


An Christian Gottlob Voigt

[Concept.]

[Jena, Ende Juni 1818?]

Das zwar schon bekannte für uns so glückliche Ereigniß durch Ew. Excellenz freundlichstes Schreiben bekräftiget zu sehen, erfreut mich doppelt und dreyfach.

Was haben wir nicht zusammen für mannichfaltiges Gute und Glückliche erlebt! Leider daß zwischen das Beste und Erfreulichste der absurde Weltlauf sich immer hineindrängt.

[222] In wenigen Tagen hoffe ich persönlich aufzuwarten und sende hier einen Revisions-Bogen zugleich mit dem Manuscript vom Hammerischen Briefe über die Heilsberger Inschrift. Die Hindernisse waren mannichfach und ich denke man wird uns die Retardation verzeihen, da man denn doch seit ungefähr tausend Jahren nicht wußte was das eigentlich heißen sollte.

Gar manches auf Kunst und Alterthum Bezügliche ist bey mir erregt worden und zugleich die Erinnerung einer kleinen antiken Münze, auf welcher der kleine Herkules mit den Schlangen sich herumbalgt. Ich glaube sie in Schwefel-Abguß zu besitzen, kann sie aber nirgends finden, Ew. Excellenz geben mir gewiß einige Nachweisung?

Aus den 15. und 16. Jahrhundert habe sehr schöne, meist gegossene Medaillen von Mailand erhalten. Höchst erfreulich ist es durch dieselben aufgefordert zu werden, daß man nachfrage, wer denn ein solcher Mann, und wo er zu Hause gewesen. Da kommt man denn auf ganz eigene Entdeckungen.


29/8110.


An Christian Ernst Friedrich Weller

Ich wünsche die sämmtlichen Tagebücher der bey der akademischen Bibliothek angestellten Personen.

Jena den 1. July 1818.

G.[223]


29/8111.


An Johann Heinrich Meyer

Indem ich Ihnen, mein Werthester, einstweilen vier Monate Tabellen der dritten Classe übersende spreche den Wunsch aus Sie heute Mittag zu Tisch zu sehen, da denn auch mancherley gute Kupfer aufgetischt werden sollen.

Weimar den 5. July 1818.

G.


29/8112.


An Christian Gottlob Frege und Comp.

[Concept.]

Ew. Wohlgeb.

letzte Sendung vom 1. July d. J. wodurch wir 342 rh. 16 Groschen Sächsisch theils baar in Kopfstücken theils in Einlösungsscheinen übermacht worden, ist wohl bey mir angelangt, welches hiedurch anzuzeigen nicht ermangele.

Wie ich denn über gedachte Summe hiermit quittire, das Geschäft als abgeschlossen anerkenne und mit verbindlichem Dank mir die Erlaubniß erbitte auch künftighin an Ihre Gefälligkeit Ansprüche machen zu dürfen.

Mich zu geneigtem Andenken angelegentlichst empfehlend.

Weimar den 6. July 1818.[224]


29/8113.


An Johann Friedrich Heinrich Schlosser

[Concept.]

Die 900 Gulden sind mir glücklich eingehändigt worden, wofür ich den schönsten Dank sage, darüber quittire, nicht weniger die Quittung über die ganze Berechnung unterschrieben beylege.

Es thut mir sehr leid daß, eben in dem Augenblick, da ich hoffe Sie, mein Theuerster, von weiterer Bemühung wegen meiner Angelegenheiten befreit zu sehen, neue Hindernisse eintreten, wodurch Sie abermals behelligt sind. Darin bin ich völlig Ihrer Meinung daß man deshalb an den Bundestag nicht klagbar werden solle, und erwarte gern welches Auskunftsmittel Sie gefällig ausdenken.

Erhalten Sie mir ein freundliches Andenken und empfehlen mich den werthen Ihrigen.

Weimar den 7. July 1818.


29/8114.


An Johann Wolfgang Döbereiner

Ew. Wohlgeboren

erhalten hiebey ein Stück weißen Cölestin aus Sicilien zu gefälliger Untersuchung. Die Crystallisation desselben, wie sie auf dem Derben aufsitzt, ist außerordentlich schön, welches ich gelegentlich vorzuzeigen hoffe.

[225] Mit dem Wunsch gute Nachricht von Ihrer Gesundheit zu erhalten

ergebenst

Weimar den 7. July 1818.

Goethe.


29/8115.


An Carl Ludwig von Knebel

Weimar den 8. July 1818.

Nach verklungenen Festen kann man sich denn einmal auch wieder nach Feld und Garten umsehen und da besuch ich dich denn vor allen Dingen und trage meine Schuld ab, mit Beyfüge einer patriotischen Zugabe.

Von mir kann ich nur sagen, daß meine Zeit hingeht mit Ordnen, Zurechtelegen und Abschließen, weil die Zeit Ernst macht und der July nach seiner Hälfte eilt.

Leider fehlt es nicht an Wiederabknüpfen, denn das Leben hört nicht auf zu enjambiren. Übrigens geht mir's wohl, den Meinigen auch und so hoff ich dich in einiger Zeit auf der Durchreise gleichfalls wohl und vergnügt zu begrüßen. Mit den herzlichsten Wünschen.

G.[226]


29/8116.


An Carl Franz Anton von Schreibers

[Concept.]

[8. Juli 1818.]

Ew. Hochwohlgeboren

verfehle nicht anzuzeigen, daß Ihre Königliche Hoheit der Großherzog in diesen Tagen glücklich angekommen und nach dem frohen Ereigniß der Geburt eines Fürstlichen Enkels bald sich in Jena umgesehen und die von Ew. Hochwohlgeboren gesendeten Naturerzeugnisse mit Vergnügen beschaut, auch mir verbindlichen Dank deshalb und die freundlichsten Empfehlungen aufgetragen.

Ich ergreife diese Gelegenheit, um von meiner Seite für die wohlbehalten angekommenen höchst interessanten Granitmuster auf das angelegentlichste zu danken. Ich werde dadurch über einen bedeutenden geologischen Punct klar, über den ich mich bisher immer im Dunkeln befand.

Dürft ich zu denen neuerlich erbetenen osteologischen Präparaten auch noch ein Wolfsskelett gelegentlich erbitten, so würde unsere Sammlung auch von dieser Seite den erwünschten Zuwachs gewinnen.


29/8117.


An Carl Ernst Schubarth

Ihre beiden Briefe, mein Werthester, habe wohl erhalten und in der Zwischenzeit Ihr Heft gelesen,[227] da ich denn Ursache finde, mich für den Antheil, den Sie mir und meinen Arbeiten gegönnt, dankbar zu erzeigen. Dieses wüßte ich vorerst nicht besser zu thun als daß ich Ihre Frage mit Wenigem beantworte und Sie ersuche, auf dem Wege, den Sie einschlagen, standhaft zu verharren.

Es ist ganz einerley, in welchem Kreise wir unsere Kultur beginnen, es ist ganz gleichgültig, von wo aus wir unsere Bildung in's fernere Leben richten, wenn es nur ein Kreis, wenn es nur ein Wo ist. Verharren Sie bey'm Studium meines Nachlasses: dieß rathe ich, nicht weil er von mir ist, sondern weil Sie darin einen Complex besitzen von Gefühlen, Gedanken, Erfahrungen und Resultaten, die auf einander hinweisen, wie Sie schon selbst so freundlich und einsichtig dargestellt haben. Genügt Ihnen in der Folge diese abgeschlossene Region nicht mehr, so werden Sie von selbst sich daraus entfernen; führt Ihnen das Leben eine neue Wahlverwandtschaft zu, so werden Sie sich von Ihrem ersten Lehrer abgezogen fühlen und doch immer dasjenige schätzen, was Sie durch ihn gewonnen haben. Eine productive Bildung, die aus der Einheit kommt, ziemt dem Jüngling, und selbst in höheren Jahren, wo wir unsere Fortbildung mehr historisch, mehr aus der Breite nehmen, müssen wir diese Breite wieder zur Enge, wieder zur Einheit heranziehen.

Freilich weiß ich wohl, daß Sie mit der Welt in[228] Widerspruch stehen, die auf dem großen Jahrmarkt des Tages Zeit und Kräfte verzettelt; deswegen thäte man wohl, zu schweigen und für sich fortzuhandeln, wenn Mittheilung zum Leben und Wachsen nicht so höchst nöthig wäre.

Mehr sage ich nicht und schließe mit dem aufrichtigen Wunsch für Ihr Wohl und mit dem Verlangen von Zeit zu Zeit etwas von Ihnen zu hören.

Weimar, den 8. Juli 1818.

Goethe.


29/8118.


An Christian Ernst Friedrich Weller

Mir ist es sehr erfreulich daß man sich auf der akademischen Bibliothek durch Zufälligkeiten nicht hat irre machen lassen. Möge es immer so seyn und wir gelangen zu unserm rühmlichen Zweck.

Das wunderliche Fest ist merkwürdig genug, bemerken Sie ja dergleichen Dinge im Einzelnen, denn sie bezeichnen den Geist des Augenblicks. Könnten Sie mir von Herrn von Holzschuher, den ich bestens zu grüßen bitte, oder vom Herrn Prof. Danz die Carlsbader Badeliste, die sie wahrscheinlich mitgebracht haben, auf einige Tage verschaffen, so geschäh' mir ein besonderer Gefalle.

Fahren Sie fort die Handwerker zu treiben die sich durch Tod und Leben gar gern retardiren lassen. Notiren Sie alles was zu bedenken und zu besorgen wäre ehe ich nach Carlsbad gehe.

[229] Könnte ich auch nur die ersten Bogen der französischen Übersetzung des Abendmahls nächstens erhalten so wär' es mir sehr angenehm, denn auch dieses kleine Geschäft müssen wir in 8-14 Tagen beendigt sehen. Mit den besten Wünschen

Weimar den 8. July 1818.

G.


29/8119.


An Johann Heinrich Meyer

Wegen des Verschlages, den Sie auf Ihren Boden wünschen, hab' ich meinen Sohn gesprochen, welcher den kürzesten Weg: daß Sie Herrn Baurath Steiner ersuchen daß er dieses Bedürfniß in die Bauregistrande einzeichne, da es denn an die Oberbaubehörde gelangt, welche deshalb das Nöthige anordnen wird.

Weimar den 9. July 1818.

G.


29/8120.


An Johann Heinrich Meyer

Möchten Sie wohl heute, nach vier, wenn Ihre Stunden geendigt sind, auf die Bibliotheck kommen um dort wegen Catalogirung der Kunstsachen zu sprechen.

Beiliegendes insinuirten Sie Steinerten.

Das andre besprächen wir.

W. d. 11. Jul. 1818.

G.[230]


29/8121.


An den Großherzog Carl August

Ew. Königlichen Hoheit

gnädigster Anmahnung und Befehl gemäß hat sich Unterzeichneter gestern sogleich mit Hofrath Meyer auf die Kunstkammer verfügt, wo man sich, wie die Beylage ausweist, eine allgemeine Übersicht zu verschaffen suchte. Nach diesen Rubriken, welche sich in der Folge noch vermehren und rectificiren werden, wird nun das Ganze aufgestellt und geordnet, catalogirt und, wenn alles vollkommen berichtigt ist, numerirt und ein eigentliches Inventarium gefertigt.

Damit nun alles dieses noch vor Winters in Ordnung kommt, so ist die Einrichtung getroffen worden, daß das sämmtliche Bibliotheks-Personal die Vor- und Nachmittagsstunden, (nur Mittwoch und Sonnabend früh ausgenommen,) oben arbeite. Hofrath Meyer wird täglich einige Stunden sich daselbst aufhalten und alles was geschieht kunstgemäß leiten. Hiebey wird hauptsächlich Rücksicht genommen daß alle Gegenstände theils zur Evidenz kommen, theils so aufbewahrt sind, daß man sie leicht finden kann, damit dem verlangten oder befohlenen Vorzeigen derselben keine weitere Hinderniß im Wege stehe und diese so ansehnliche Sammlung zu Nutzen und Vergnügen jederzeit geschaut werden könne.

[231] Entspricht nun Vorgesagtes Ew. Königlichen Hoheit gnädigsten Intentionen, so wird eine ausdrückliche Billigung und erneuter Befehl dem Geschäft erst sein wahres Leben und eine baldige Förderniß verleihen.

unterthänigst

Weimar den 12. July 1818.

J. W. v. Goethe.


29/8122.


An Johann Friedrich Gille

[Concept.]

Ew. Wohlgeboren

beachten gefällig beykommende Papiere und gönnen mir in diesen Tagen das Vergnügen einer mündlichen Unterhaltung.

Man denkt an die Großherzogliche Landes-Direction von Seiten der Ober-Aufsicht p., welcher jetzt das akademische Bibliotheksgeschäft aufgetragen ist, diese Angelegenheit durch ein freundliches Communicat zu bringen, wobey es jedoch, wegen mancherley Verhältnissen, förderlich seyn möchte, wenn die Sache vorher besprochen würde. Wie denn auch noch mehrere Stellen aus den ältern Acten beyzubringen sind.

Der ich mich mit vorzüglicher Hochachtung zu unterzeichnen die Ehre habe.

Weimar den 13. July 1818.[232]


29/8123.


An Gotthard Ludwig Kosegarten

Das so unterhaltende als belehrende Verhältniß zu Ihrem Herrn Sohn macht mir die Wohnung in Jena besonders werth und angenehm, und ist mir doppelt erfreulich da es mich an frühere Zeiten erinnert, wo ich den Einfluß von Ew. Hochwürden Arbeiten gar mannichfaltig empfand; deshalb mich auch die Distichen sehr gefällig überraschten und erfreuten.

Überdieß begünstigte der wiederkehrende Reisende meine Liebhaberey zu Naturproducten, indem er mir längst gewünschte Denkmale der Vorzeit von der Insel Rügen mit eigner Beschwerlichkeit mitbrachte.

Zu gleicher Zeit erhielt ich frühere Abbildungen jener Gegenden von der Hand eines wehrten abgeschiedenen Freundes doppelt und ich entschloß mich sogleich, sie Ihren guten Hausgeistern zu widmen.

Nehmen Sie diese Sendung freundlich auf und gedenken dabey mit den werthen Ihrigen eines aufrichtig Theilnehmenden.

ergebenst

Weimar den 14. July 1818.

J. W. v. Goethe.


29/8124.


An den Großherzog Carl August

Königliche Hoheit!

Das auf beykommende Blättern eingeleitete Geschäft gehört wohl vor die LandesDirecktion; wollten[233] aber Höchstdieselben mir befehlen solches vorzubereiten; so sollten bis zu meiner Rückkunft alle aufgestellten Punckte erörtert und die Ausführung alsdann nach Ihro Anordnung geschehen können. Hiezu ist der Winter günstig und Ostern 1819 könnte alles vollbracht seyn.

unterthänigst

W. d. 14. Jul. 1818.

J. W. v. Goethe.


[Beilage.]

Es ist ein alter Wunsch, daß sowohl der äußere als innere Thurm des Löberthors abgetragen und der Graben ausgefüllt werden möge; wodurch außerhalb ein schöner Platz gewonnen, nach innen aber eine freiere Communication mit der Stadt eröffnet würde. Dadurch wären gar manche Vortheile erreicht, ja man kann sich von der Nothwendigkeit dieser Einrichtung an jedem Markttage überzeugen. Dort halten die Wagen der Holzverkäufer, sowohl des Brennholzes als der Bretter und Pfähle, welche sich einander Platz und Weg versperren. Kommt aber nun noch, wie in letztem Jahre, ein lebhafter Fruchtmarkt hinzu, so ist keine Polizey im Stande Verwirrung und daraus entstehendes Unheil zu verhindern.

Betrachtet man nun gar die enge Passage, die auf dem Riß mit einem Stern bezeichnet ist, welche durch das Nutzholz eines dort wohnhaften Wagners noch mehr verengt wird, so sieht man wie bald bey[234] irgend einem Unglücksfalle selbige versperrt und der Weg aus der Stadt und aus der Vorstadt nach den Teichen gehindert werden könne.

Allem diesem wird abgeholfen, wenn das äußere Thor abgetragen, ein kürzerer Canal geführt und der Graben ausgefüllt wird. Will man alsdann auch an den innern Thurm gehen, so ist Herr Hofrath Succow, dessen Haus ein Eckhaus würde, gar wohl zufrieden den dadurch nöthig werdenden Bau zu übernehmen.

Maurer-Meister Timmler versichert: das Ganze müsse ohne Kosten geleistet werden können, indem die gewonnene Materialien den Arbeitslohn übertrügen. Dieser Gegenstand ist also wohl von der Art, daß er vorerst eine genauere Erörterung verdiente, deren sich die Behörden mit weniger Bemühung allenfalls unterziehen könnten.

Eine neue Anregung hiezu gibt die gnädigst befohlene Berappung des Bibliotheks- und Carcer-Gebäu des, welche, wie die roth punctirte Linie andeutet, mit dem Succowschen Hause ohngefähr gleiche Richtung haben. Würde nun das Löberthor abgetragen und dort alles in reinlichen Stand gesetzt, so hätte man die ganze Reihe von dem Thurm der Anatomie bis an das Succowsche Haus in einem Zustande, wie es einer Residenz- und Universitäts-Stadt allenfalls geziemt und es gäbe vielleicht Anlaß, daß die übrigen Außenseiten nach und nach[235] diesem aufgestellten Muster wünschenswerth ähnlich würden.

unterthänigst

Weimar den 13. July 1818.

Goethe.


29/8125.


An Johann Gottfried Schadow

Ew. Wohlgeboren

letztes Schreiben hat mich höchlich erfreut: denn nach den Zeitungsberichten mußte ich glauben der Hauptguß verunglückt. Das mindere Übel, obgleich groß genug, hat mich daher getröstet. Möge das wichtige und bisher so kunstreich-glückliche Unternehmen auch am Schlusse gelingen, Ihnen zur verdienten Ehre!

Wegen der Inschriften kann ich nur Folgendes sagen: ich habe sie, so gut sie gelingen wollten, Herrn Cammerherrn von Preen vor geraumer Zeit zugesendet; ich erhielt darauf eine umständliche Kritik derselben, woraus hervorging daß man damit keineswegs zufrieden sey. Man schickte mir zugleich eine andere, die mir nicht gefallen konnte, weil der Verfasser von Grundsätzen ausging, die nicht die meinigen seyn können. Ich antwortete freundlich: daß ich es nicht besser zu machen wüßte und daher die Bestimmung der Inschrift denen Herrn Anordnern völlig überlassen müßte.

Es sollte mir Leid thun wenn Ew. Wohlgeboren durch diesen Incidentpunct aufgehalten werden sollten,[236] denn schwerlich können die Herrn sich über diesen Punct vereinigen. Dergleichen muß auf Verantwortung gethan, Lob und Tadel aber der Zukunft überlassen werden.

Ich gehe so eben nach Carlsbad und ersuche Dieselben mir unmittelbar dorthin von dem Gelingen Ihres Hauptgusses gefällige Nachricht zu geben.

Der ich das Beste wünsche, für die gute Aufnahme des Dr. Seebeck schönstens danke und mich zu geneigtem Andenken angelegentlichst empfehle

ergebenst

Weimar den 14 Juli 1818.

Goethe.


29/8126.


An Christian Ernst Friedrich Weller

Weimar, den 15. July 1818.

Sie haben mir durch Ihre Sendung viel Freude gemacht. Die Sorgfalt, mit der Sie und Herr Professor Lavés zu Werke gegangen, ist musterhaft, so wie die letzte Abschrift. Für alles dieses bekenne ich mich als Schuldner. Daß Sie die Sendung nach Mailand mir fix und fertig in die Hand geliefert, dafür weiß ich Ihnen besondren Dank. Sie kam zur glücklichen Zeit; denn so eben ist Herr Mylius, dort ansässig und ein genauer Freund von Cattaneo, hier angekommen, der die Spedition sogleich übernimmt. Hierbey folgt der Brief, dessen Übersetzung ich mir gleichfalls[237] erbitte. Ich lege ein Couvert bey, damit auch die Aufschrift gleich gefertigt werden könne.

Nachstehendes Buch wünschte ich, bey Mauke bestellt, sobald als möglich zu erhalten; ich setze voraus, daß mir der Rabatt gleichfalls zu Theil wird: Geschichte der schönen Redekünste Persiens, von Joseph von Hammer. Wien 1818 in Quart. – Sonntags erscheine ich in Jena, um dort einige Tage zu verweilen. Mit Vergnügen werde ich die Fortschritte der äußern und innern Bibliothek betrachten.


29/8127.


An die Großherzogin Maria Paulowna

Durchlauchtigste Fürstinn,

gnädigste Frau;

Ew. Kayserl. Hoheit morgen aufzuwarten sollte das längst erwünschte Glück haben; so eben jedoch werde beordert die Mayländischen Gäste nach Jena zu begleiten und die dortigen Merckwürdigkeiten vorzuzeigen. Vergebung also und gnädigste Erlaubniss auf folgende Tage und Stunden!

Die anvertrauten Papiere vorläufig danckbar zurück.

Verehrend, angeeignet

Ew. Kayserl. Hoheit

unterthänigster

Weimar d. 15. Juli 1818.

J. W. v. Goethe.[238]


29/8128.


An Sulpiz Boisserée

Ehe ich nach Carlsbad gehe muß ich Ihnen für Ihren letzten Brief vom 29. Juny den schönsten Dank sagen.

Zuvörderst also vermelde ich, daß das mir verehrte Stammbüchlein jetzt erst in völlige Ordnung gekommen. Ein geschickter Buchbinder hatte solches zwar schon längst nach alter Weise geschmackvoll gebunden, die letzte Seite jedoch blieb auf dem vorigen Deckel kleben; diese ist nun auch abgelöst und gar zierlich angelegt. Das Denkmal Ihrer freundschaftlichen Gesinnungen möge also noch ein paar hundert Jahre unverrückt bestehen.

Herrn Hofrath Creuzer danke zum schönsten für Büchlein und Nachricht. Sagen Sie ihm: er möge ja verzeihen, wenn ich in meinen schriftlichen oder gedruckten Äußerungen den Kreis des Dichters und Künstlers überhaupt auf's engste begränze. Dieß geschieht zum Vortheil der Produktivität, die sich gar leicht in's Nichtige verliert wenn sie nicht streng zusammengehalten wird. Dagegen hat der Liebhaber, Kenner, Ausleger völlig freie Hand die Symbole zu entdecken, die der Künstler bewußt oder bewußtlos in seine Werke niedergelegt hat. Mögen Sie gleicherweise den Dragoman gegen die übrigen Freunde machen! mich bey Herrn Leonhard entschuldigen daß ich ihm[239] so lange nicht geschrieben und für manches nicht gedankt. Es soll mich unendlich freuen wenn er in Heidelberg, wie ich nicht zweifle, einen ihm völlig gemäßen Wirkungskreis findet.

Herrn Voß danken Sie für die Ankündigung. Ich wünsche daß mir das Werk in diesen Tagen zu Handen komme, damit ich mich auf der Reise und im Bade recht heiter daran erfreue.

So grüßen Sie auch sämmtliche Freunde und Genossen zum allerschönsten und Sich Selbstthun Sie so gütlich als Sie können. Das Emser Bad hat neuerlich Wunder gethan und ich hätte selbst Vertrauen darauf.

Daß meine Orphika bey Ihnen gut aufgehoben seyen wußte ich voraus. Wenn man das diffuse Alterthum wieder quintessenziirt, so gibt es alsobald einen herzerquickenden Becher, und wenn man die abgestorbenen Redensarten aus eigener Erfahrungs-Lebendigkeit wieder anfrischt, so geht es wie mit jenem getrockneten Fisch, den die jungen Leute in den Quell der Verjüngung tauchten und als er aufquoll, zappelte und davon schwamm, sich höchlich erfreuten das wahre Wasser gefunden zu haben.

Bey diesem orientalischen Gleichniß muß ich gedenken, daß der Divan bis auf den zwölften Bogen abgedruckt ist. Ob ich genöthigt sey bey Durchsicht und Revision dieser Gedichte bey Ihnen und in erfreulicher Umgebung zu verweilen, werden Sie selbst ermessen.[240] Viel Neues finden Sie nicht darin, ich hoffe jedoch manches was sich in der guten Gesellschaft zeigen kann. Wie geschwind das Leben wegrauscht sieht man erst wenn man genöthigt ist solche Productionen nach einigen Jahren mit Aufmerksamkeit wieder zu beachten.

Möge in Ihrer Nähe den unvergeßlichen Freundinnen Freude aus der Gegenwart und in der Erinnerung geworden seyn. Brachte denn der unglückliche Vater erst die Nachricht des traurigen Geschicks mit? Betrachte ich diesen Fall und den Wahnsinn des guten Schelvers, so sehe ich freylich die Welt von der Nacht- und Nebelseite, die ich leider auch längst kenne.

Und somit allen guten Geistern befohlen!

W. d. 16. Jul. 1818.

G.


29/8129.


An Johann Heinrich Meyer

Mögen Sie, mein Werthester, beykommendes Heftchen lesen und sodann die angeschlossene Handschrift, um zu beurtheilen, inwiefern letztere in Gefolg des Vorhergehenden schicklich und nützlich seyn könne.

Bis auf Morgen das beste Lebewohl!

Weimar den 16. July 1818.

G.[241]


29/8130.


An Albert Batzovsky

[Concept.]

[17. Juli 1818.]

Ew. Wohlgeboren

der Mineralogischen Societät gewidmete Sendung hat so große Vorzüge und genoß des Beyfalls unseres gnädigsten Herrn des Großherzogs K. H. in einem solchen Grade, daß ich nicht anstehen kann Denenselben das wohlgerathene Bildniß dieses vortrefflichen Fürsten zu übersenden, in der Hoffnung daß es Ihnen angenehm sey und Sie Sich dabey unserer dankbaren Gesinnungen manchmal erinnern werden.

Weimar den 12. July 1818.


29/8131.


An Gaëtano Cattaneo

Monsieur

Me voyant enfin á même de vous envoyer la traduction de mon petit traité sur la céne de Leonard et de Bossi, je ne me permettrai d'ajouter que trés-peu de chose, en ce que le point capital, dont tout dépend, a été effleuré dans le cours de l'ouvrage. Il s'agit donc de savoir si les connoisseurs de Milan et vous surtout, Monsieur, approuvez ce que j'ai dit et avancé, puisque vous avez encore en original sous les yeux les objets dont je traite d'aprés des copies,[242] et que vous avez été témoin oculaire de la conduite qu'on a observée, pendant que je n'en suis instruit que par l'histoire. Ce qui me fait espérer cependant qu'en général je n'ai pas beaucoup dévié de la vraie route c'est que j'ai commencé par suivre l'ouvrage de Bossi, et que lá oú j'ai cru devoir m'en suis tenu á vos observations qui accompagnoient les dessins.

Si vous vouliez bien m'honorer encore de vos judicieuses remarques, il en résulteroit pour moi une instruction inappréciable.

Je m'en remets également á votre jugement pour savoir si cette traduction pourroit être livrée á l'impres sion.

La visite de monsieur Mylius et de son excellente épouse nous a causé une trés-agréable surprise, et je n'ai pas besoin de vous dire que vous avez été l'objet de nos entretiens les plus doux et les plus animés.

J'ai l'honneur d'être,

Monsieur,

avec la plus parfaite estime et la

plus haute considération,

votre dévoué serviteur

Weimar le 17. Juillet 1818.

de Goethe.[243]


29/8132.


An Christian Gottlob Voigt

Der Incidentpunct daß man mit den eingereichten Statuten überhaupt nicht zufrieden zu seyn scheint und die Höchsten Höfe deshalb neue Bearbeitung befohlen haben, überhebt uns einer baldigen Berichtserstattung. Ich übergebe daher dasjenige was die philosophische Facultät eingereicht, mit Bitte, wenn die Sache in meiner Abwesenheit ernstlich zur Sprache käme, nicht inseriren zu lassen was unsern Museen und der oberaufsichtlichen Behandlung des akademischen Bibliotheksgeschäftes zuwider wäre.

Weimar den 17 Juli [1818.]

Goethe.


29/8133.


An den Großherzog Carl August

Ew. Königliche Hoheit

geruhen auf beykommende Actenstücke einen gnädigen Blick zu werfen.

1) Die Anordnung und Catalogirung des Kunstkabinetts betreffend; woraus ersichtlich, was in diesen Tagen geschehn. Zugleich auch, daß das Hauptgeschäft mit Ende des Monats vollbracht seyn kann. Eine Bearbeitung in's Einzelne durch Bemerkung und Hinweisung auf Schriften und sonst findet nach und nach statt; vorerst wird das Kabinett in solchen Stand gesetzt, daß es jeden Augenblick in allen[244] seinen Theilen vorgezeigt werden kann, weshalb auch eine bestimmte Anordnung ergehen wird.

2) Den Transport der Schloßbibliothek betreffend; woraus ersichtlich, welche Masse von Büchern schon in die akademische Bibliothek gebracht worden. Diese nun methodisch aufzustellen, braucht das jenaische Personal vielleicht Zeit bis Michael. Alle die Bücher der genannten Fächer werden herauf in den neuen Saal gebracht und mit den hier verzeichneten verbunden. Sodann wird sich ergeben, was den Winter über vorzunehmen und zu leisten sey.

3) Tagebuch des Dr. Weller. Daraus ist der tägliche Gang des Geschäfts seit dem April zu ersehen und dient zum Zeugniß der Anstelligkeit genannten jungen Mannes. Bibliothekar Güldenapfel und Bibliotheksschreiber Baum führen auch dergleichen, und nur durch diese Anstalt wird es möglich, ein so complicirtes Geschäft, worüber eigentlich keine Acten zu führen sind, auch in der Entfernung zu übersehn.

4) Die Abtragung des Löberthors betreffend; fol. 6 derselben findet sich ein Versuch, die alte Inschrift an dem äußern Thurm abzuschreiben und zu entziffern. Man wird bey Abtragung diesen Stein zu erhalten suchen.

Gnädige Erlaubniß morgen früh bey Zeiten aufwarten zu dürfen erbittend

unterthänigst

Weimar den 18. July 1818.

Goethe.[245]


29/8134.


An Christian Gottlob Voigt

Ew. Excellenz

genehmigen nochmals meinen herzlichsten Abschied, mit dem treusten Wunsche für Ihr und der theuern Ihrigen Wohl, und empfangen zugleich

1) das Communicat an die Landes-Direction mit Beylagen, welches zu befördern bitte.

2) Die Statuten der philosophischen Facultät, mit Bemerkung.

In Jena werde alles dergestalt einrichten, daß bis zu meiner Rückkunft die Geschäfte im Gange bleiben. Sollte etwas Unerwartetes vorfallen, so sey den Zurückgebliebenen erlaubt an Ew. Excellenz zu recuriren.

Mich aber- und abermals empfehlend

Weimar den 18. July 1818.

Goethe.


29/8135.


An Christian Gottlob Voigt

[19. Juli 1818?]

Ew. Excellenz

ersehen aus Beyliegendem gefällig das Verhältniß wie es um das Exemplar der Jenaischen A. L. Z. steht, welches noch an die dortige Universitätsbibliothek abzugeben ist. Wir können nunmehr mit gutem Gewissen das Anerbieten des Herrn Geh. Hofrath Eichstädt[246] annehmen, welches er in einem Briefe an Dieselben gethan. Der fehlende Jahrgang läßt sich ja wohl bey Gelegenheit aus einer Auction oder sonst completiren. . . .


29/8136.


An Antonia Brentano

Da mein Lebenswandel, verehrte Freundin, durch Zufälligkeiten schon so oft bestimmt worden, so hatte ich immer noch eine Art von Hoffnung Sie diesen Sommer zu sehen, die nun verschwindet, da meine Pässe wirklich für Carlsbad ausgefertigt sind.

Auch nicht ohne Veranlassung schreibe ich dießmal; denn vor allem muß ich melden, daß wir nicht so unklug mit dem köstlichen Wein verfahren als mein Dankbrief wohl sollte vermuthen lassen. Der Speisemeister von Cana würde uns höchlich getadelt haben, wenn wir so verschwenderisch damit umgegangen wären. Im Gegentheil ist das Fäßel erst dieser Tage angezapft und ein paar Flaschen mit Kennern auf Ihre Gesundheit ausgetrunken worden.

Ferner muß ich vermelden, daß Sie im ganz eigentlichen Sinne eine entschiedene Eroberung gemacht haben und zwar an unserem Fürsten, welcher mit Lebhaftigkeit Ihrer und Ihrer Kunstbesitzungen wiederholt gedenkt, worin ich denn, wie Sie überzeugt sind, sehr gern einstimme und so manche gute Stunde mit diesem trefflichen Herrn verlebe.

[247] Hieraus entspringt nun wiederum ein Auftrag, zu dem ich noch vor meiner Abreise veranlaßt werde. Sie haben nämlich Ihro Hoheit aufmerksam gemacht auf den Nachlaß eines Handelsmannes, dessen Namen mir gerade nicht einfällt, ob ich den Mann gleich vor einigen Jahren unter seinen Kunstschätzen lebend angetroffen. Nun ist der Fürst nicht abgeneigt, verschiedenes, was er dort gesehen, anzuschaffen, allein weil auch Kupferstiche darunter sind, die man durch einen Mandatarius nicht wohl kaufen kann, indem alles auf Abdruck ankommt, so wollte bey Ihnen anfragen, ob Sie uns nicht irgend einen einsichtigen und zuverlässigen Mann anzeigen könnten, durch den wir das Geschäft einleiten und führen möchten. Denn es entsteht gar mancherley Fragen, welche vorläufig zu beantworten wären.

Ob man einen detaillirten Catalog der Kunstwerke zu erwarten hätte, auf welche Weise sie verkauft werden sollten, ob durch Auction oder sonst aus der Hand?

Ferner um welche Zeit der Verkauf vor sich gehen könnte, und was dergleichen mehr ist. Es ist Ihnen gewiß ein zuverlässiger Mann bekannt dem man einen solchen Auftrag gäbe, und welcher für die Gebühr das Geschäft besorgte. Geben Sie mir einige Nachricht hierüber nach Carlsbad, so trifft mich der Brief daselbst bis Ende August, bringt mir sogleich erwünschte Nachricht von Ihrem Befinden, und beruhigt[248] mich über ein Geschäft das mir einige Sorge macht.

Mit tausend Wünschen und Grüßen!

anhänglichst

Weimar den 20. Juli 1818.

Goethe.


29/8137.


An Johann Heinrich Meyer

Sie erhalten hiebey mein Werthester die Probezeichnung wie man den Titel zur Heilsberger Inschrift wünscht. Mögen Sie selbige nun an Ermern abgeben und mit ihm den Akkord schließen was er dafür verlangt. Er läßt sich immer sehr billig finden. Mit dem Abdruck hat es Zeit bis zu meiner Rückkunft.

Möge Ihnen in der Zeit meiner Abwesenheit alles wohl gelingen, und Ihre Gesundheit sich immer mehr befestigen. Besuchen Sie mannichmal die meinigen.

Jena den 21. July 1818.

G.


29/8138.


An Friedrich Wilhelm Schwabe

[Concept.]

Wer mit der Geschichte neuerer Mahlerkunst nur einigermaßen bekannt ist, hat von dem Abendmahl gehört, welches Leonardo da Vinci in dem Dominicaner-[249] Kloster zu Mailand zu Anfang des 16. Jahrhunderts gemahlt. Dieses Meisterwerk hatte das Unglück an einem feuchten Platze angebracht zu seyn, verdarb deshalb nach und nach und ward durch ungeschickte Restauration völlig überdeckt und verdorben. Der Werth dieses Bildes kam abermals zur Sprache, als der Vice-König von Italien im Jahre 1807 die Nachbildung desselben in Mosaik anordnete. Weil nun hiezu das Original nicht mehr Gelegenheit bot, sah man sich nach Copien um, deren älteste in einem Kloster zu Castellazzo sich befand, eine spätere hingegen auf der Ambrosianischen Bibliothek.

Ritter Bossi, ein vorzüglicher Künstler, ward beauftragt hienach Carton und Copie zu verfertigen. Beides ward ausgeführt und das Bild in Mosaik gesetzt, welches denn nun auch fertig geworden und nunmehr nach Wien transportirt wird.

Zu jener Arbeit, das verlorene Bild wiederherzustellen, mußte Ritter Bossi jene Copien genau studiren; er zeichnete die Köpfe von beiden, die Hände von der letzten durch, wonach er dann seine schwierige Arbeit einrichtete. Als Ihre Königl. Hoheit der Großherzog von S. Weimar im Jahre 1816 sich eine Zeit lang in Mailand aufhielte, wurden gedachte Durchzeichnungen Höchstdenenselben bekannt. Sie waren nach dem Tode Ritter Bossi's verkäuflich und als wichtige Documente der Mahlerkunst befinden sie sich gegenwärtig in Weimar.

[250] Hievon nahmen die Mailändischen Verehrer Ihro Königl. Hoheit die Veranlassung eine Medaille prägen zu lassen, die auf der einen Seite das fürstliche Bildniß, auf der andern die Bildnisse Leonard da Vinci's und Ritter Bossi's mir schicklichen Umschriften darstellt. Diese ist es, welche man hiedurch den Liebhabern der Kunst und den Verehrern des Fürsten darbietet. Wer sich übrigens von dem Bilde selbst und dessen Scicksalen, auch von den Copien, ihrem Werth und der Bedeutsamkeit der Durchzeichnung näher unterrichten möchte wird in

Goethes K. u. A. 1. Bandes 3. Heft

genugsame Nachricht finden.

Jena den 21. July 1818.


29/8139.


An Carl Friedrich von Reinhard

Oft genug, verehrter Freund, habe ich in der schweigsamen Zeit Ihrer gedacht und mich nach Ihnen erkundigt, jetzt aber finde ich mich doppelt und dreyfach aufgeregt, ein ausgesprochenes Wort an Sie gelangen zu lassen. Der Großherzog, mein gnödigster herr, bringt mir Gruß und Nachricht, Frau v. Wolzogen desgleichen. Nicht ganz erwünschte, denn daß Ihre Lage etwas Peinliches haben müsse, kann ich mir denken; möge Ihr geprüfter Charakter Ihnen in Ihrer Lebensepoche auch beystehen.

[251] So eben bin ich bereit nach Carlsbad zu gehen, wo ich an so vielen Stellen der schönen Tage gedenken werde, die wir, zwar in bedenklicher Zeit, doch in freudiger und lebhafter Theilnahme genossen.

Sie erhalten anbey verschiedene Druckschriften, mit denen ich mich seither beschäftiget. Sie finden darin gar manchen Gegenstand, über welchen wir uns früher unterhielten. Möge mein Andenken dadurch recht lebhaft erneuert werden. Kennen Sie solche schon, so bewahren Sie diese Exemplare zu meinem Andenken.

Einiges folgt.

treu anhänglich

Jena den 21. Juli 1818.

Goethe.


29/8140.


An Ottilie von Goethe

Du erhältst hiebey meine liebe Tochter das Gewünschte, doch mit wiederholter Bitte die Hefte nicht aus der Hand zu geben. Lesen und vorlesen lassen bey dir kannst du nach Belieben. Denn die Neugierigen strecken schon ihre Hände nach diesem aus, mit keinem Interesse, nur um sagen zu können wir haben's schon gelesen. Grüße die großen und kleinen Freunde.

Kräuter möge wöchentlich einmal nach Carlsbad über Leipzig schreiben. Auch soll er sogleich zwey Hefte über das Abendmahl zu Mailand an Herrn Hofrath Schwabe zustellen.

[252] August mag besondere Sorgfalt anwenden, Beykommendes baldigst zu spediren, da er aus einer Addresse sehen wird daß ich einen alten Wunsch von ihm endlich erfülle.

Mein großes Zutrauen zu euren musikalischen Kühnheiten könnt ihr daraus ersehen daß hiebey noch eine Partitur erfolgt, leider auch nur Baß und Tenor. Könnt ihr sie mir auch zu Ohren bringen, so sollt ihr doppelt gelobt seyn.

Stadelmann soll auch das lange runde Futteral mitbringen, worinnen sich große Papiere gut transportiren lassen.

Und so Ade,

Dem Miselé,

Dem schweigsamen Mann

Der Frau die reden kann pp

Jena den 21. July 1818.

G.


29/8141.


An Carl Gottfried Kelle

[Concept.]

[Jena, 22. Juli 1818.]

Ew. Wohlgeboren

gefälliges Schreiben und interessante Sendung ist mir zu rechter Zeit geworden, unmöglich war es mir aber, im Drange der Geschäfte vor meiner Abreise nach Carlsbad, ein bedeutendes Wort zu erwidern, lassen Sie sich also diese nackte Anzeige gefallen und senden[253] das Übrige, von dem Sie melden, unter meiner Addresse nach Weimar, daß ich bey meiner Rückkehr solches vorfinde und Ihr Zutrauen wie es Zeit und Umstände zulassen dankbar erwidere.

Den Inhalt Ihres mitgetheilten Aufsatzes konnte ich im Augenblicke nicht gründlich würdigen. Der Erinnerung nach jedoch kann ich nicht anders als der Ansicht und Auslegung Beyfall geben. Mit den besten Wünschen.


29/8142.


An Ottilie von Goethe

Sonnabend den 25. trafen wir Hauptmann von Seebach in Franzensbrunn, welcher uns, wie mehrere andere, wegen des Unterkommens in Carlsbad angst machen wollte; wir fuhren aber getrost dahin, vor die drey Mohren, da wir denn gleich für die Nacht in einem stattlichen Quartier, das für Capo d'Istria bestellt war, den erfreulichsten Raum fanden. Des andern Morgens wurde mein altes Quartier im dritten Stock leer, das wir sogleich bezogen und uns bis jetzt gar wohl und vergnüglich darin befinden.

Der Neubrunnen sagt uns beyden zu, den Sprudel jedoch müssen wir vermeiden. Alle Mitgäste sind freundlich und behülflich, die Österreicher ganz besonders. Fürst Metternich hat den Abdruck des v. Hammerschen Briefs sehr gnädig aufgenommen, auch mir sogleich ausgezeichnete Gunst bewiesen.

[254] Madame Catalani ist angelangt, ingleichen Fürst Blücher, auch viele alte Freunde und Bekannte, deren jeder etwas Interessantes mit sich führt. Und so muß ich auch die besondere Aufmerksamkeit der Fürstin Reuß-Köstritz rühmen, die mich gleich den ersten Tag zum Thee auf den Hammer lud, und mich auf der Troschke hinaus fuhr.

Wer Lust hätte zu Festgelagen, könnte sie in diesen Tagen befriedigen: der Könige von Preußen und Sachsen Geburts- und Namenstäge werden gefeyert. Am Ende gehen diese Erfreulichkeiten doch wohl wieder auf einigen Verdruß hinaus.

Eine russische Dame, glaube Wranitzky, hat sich höchst theilnehmend nach unserer Erbgroßherzogin erkundigt. Frau Gräfin Henckel bringt ja wohl höchsten Orts deshalb ein freundliches Wort an.

Da der Tag sehr lang ist so habe ich an meinen mitgenommenen Arbeiten die beste Unterhaltung; nicht weniger sind die Steinkisten auf dem Boden schon ausgeleert, und ihr Inhalt wird sorgfältig geordnet. Ich bringe die hundert Stücke der Sammlung zusammen, treffliche Exemplare und desto interessanter als des guten alten Müllers Confusion durch seinen seligen Hintritt ganz unauflöslich geworden ist. Um in dem engen Hause Platz zu gewinnen, bleibt den Erben fast nichts übrig als den ganzen Plunder auf die Chaussee zu schaffen.

Bey allem diesem Guten muß man die Theurung[255] ertragen lernen. Sie haben die alten Zahlen der Preise beybehalten, und der Gulden steht beynahe 8 gute Groschen. Dagegen wird aber auch nichts gekauft, weil jeder sein Geld zur täglichen Ausgabe braucht, indessen folgt hier etwas Chokolade, Stecknadeln und dergleichen. Aufträge der Art, welche Stadelmann erhalten, kommen mit Deny etwa in vierzehn Tagen.

So viel für diesmal!

Carlsbad d. 1. Aug. 1818.

G.


29/8143.


An Carl Franz Anton von Schreibers

Ew. Hochwohlgeb.

in der Zeit meines Carlsbader Aufenthaltes zu schreiben galt mir für eine angenehme Pflicht; daß aber solches gleich Anfangs geschieht dazu werde von meinem gnädigsten Herren veranlaßt.

Es hat nämlich demselben Herr von Boos, kayserl. Rath und Garteninspecktor zu Schönbrunn, versprochen Pflanzen der Justicia cristata zu senden, welches aber noch nicht geschehen. Da jedoch Ihro Königl. Hoheit eher alle andre Schuld als eine botanische erlassen; so bin ich aufgefordert Ew. Hochwohlgeb. zu ersuchen gedachte Pflanze in Erinnerung zu bringen und die Übersendung derselben zu bewircken.

Zugleich habe fördersamst zu melden daß mir das Glück geworden Ihro des Herren Fürsten von [256] Metternich Durchl. hier schuldigst aufzuwarten um mich von einer fortdauernden gnädigsten Geneigtheit zu überzeugen.

Nicht weniger gereicht mir zum größten Vergnügen daß Höchstdieselben den Abdruck des v. Hammerischen Schreibens mit Wohlgefallen aufnahmen; wovon ich denn auch ein Exemplar hier beylege, mit Bitte solches dem geistreichen Herrn Verfasser mit meinen besten Empfehlungen zuzustellen. Das Titelkupfer welches die Inschrift enthält ist noch in der Arbeit.

Da es die Absicht nicht seyn konnte dieses Kleinod in den Buchhandel zu geben, so ist solches Freunden der Literatur als eine angenehme Gabe bestimmt, und ich werde nicht verfehlen, sobald das Ganze beisammen ist, Ew. Hochwohlgeb. eine Anzahl Exemplare zu geneigter Vertheilung zuzusenden. Wir haben uns, wie Sie sehen, bemüht eine Art von Facsimile des merkwürdigen Schreibens hervorzubringen, und jedermann, der es bisher gesehen, hat darüber seinen Wohlgefallen bewiesen, und die glückliche Auflösung bewundert.

Mehres zu sagen verbietet die abstumpfende Brunnenkur!

gehorsamst

Carlsbad d. 3. August 1818.

Goethe.[257]


29/8144.


An Josephine O'Donell

Die Freude meine verehrte, geliebte Freundinn so unvermuthet wieder zu sehen, war so gros daß mir der Ausdruck fehlte, und ich mich gar wunderlich dabey mag benommen haben. Als ich Sie verlies ergriff mich der Gedancke einige Tage zu bleiben, der aber leider den nächsten Bedingungen meiner Reise weichen mußte. Wie sehr hätte ich gewünscht jene schmerzlichen Erinnerungen, die wir so werth und heilig halten, mit Ihnen zu erneuern und der Erfüllung des Wunsches näher zu treten das unschätzbare Andencken das in unsern Herzen ewig lebt, auch schriftlich zu bewahren. Können Sie, bey Ihrer Rückkehr, von dem Lebensgange der Verehrtesten nähere Kenntniß geben; so würde die Erinnerung der herrlichen Gegenwart, die uns bis jetzt eigentlich nur betrübt, wieder mit einiger Freude lebendig, indem eine fromme Huldigung uns selbst zum Trost gereichte.

Ihrer Frau Schwägerinn und Herren Schwager bitte ich mich wiederholt zu empfehlen und meine nächtliche Zudringlichkeit zu entschuldigen, deren Anlas wohl Verzeihung bewircken mag.

Gegenwärtiges wäre früher abgegangen, hätte ich nicht die Ankunft der versprochenen Tasse zu melden gewünscht, die mir noch nicht zugekommen ist. Jenes Büchelchen das ich Ihrer Güte verdancke hat mich an[258] Rhein, Mayn und Neckar begleitet, um die Handschrift gar manches wohlwollenden Freundes aufzunehmen. Und so habe ich Ihr köstliches Andencken auch in jenen Gegenden nicht von der Seite gelaßen.

Und so fort und für ewig

CB. D. 4. Aug. 1818.

G.


29/8145.


An August von Goethe

Carlsbad den 8. August 1818.

In gegenwärtiger Kasten befinden sich:

1) Steine, welche bey Seite gelegt werden.

2) Steck- und Haarnadeln, nach den Adressen abzugeben.

3) Trüffeln für die Winterküche aufzubewahren.

4) Getrocknete Früchte zum verschmausen.

Weiter sage ich nichts als daß wir uns, bey dem herrlichsten Wetter, sehr wohl befinden. Die große Hitze wird durch frische Lüfte gedämpft, die fast den ganzen Tag überwehen, auch kommt die Sonne spät in das Thal und geht früh wieder hinaus. Schattige Spaziergänge sind immer aufzusuchen, die Gesellschaft ist bedeutend, angenehm und verbindlich; darüber geht aber auch der Tag hin und gethan wird gar nichts!

Dieser Sendung folgt bald eine andere die Carlsbader Steinsammlung enthaltend, und nun ein schönstes Lebewohl.

G.[259]


29/8146.


An Carl Friedrich Zelter

Dein Brief vom 9. July ist mir erst spät in Carlsbad geworden. Heute sage nur soviel daß ich etwa in 4 Wochen von Carlsbad weggehe und nachher in Weimar oder Jena zu finden bin.

Sollte dieser Brief dich noch ereilen, so empfange sogleich die Nachricht, daß es mir wohl geht. In diesen Worten ist gar viel begriffen. Wünsche Gleiches und damit Adieu.

Carlsbad, den 8. August 1818.

G.


29/8147.


An Arthur Schopenhauer

Endlich einmal wieder von Ihnen zu hören war mir sehr angenehm: Sie gehen rasch Ihren Weg mit Freudigkeit, wozu ich Ihnen Glück wünsche. Das angekündigte Werk lese gewiß mit allem Antheil. Geben wir uns doch viele Mühe zu erfahren, wie unsre Ahnherrn gedacht, sollten wir unsern werthen Zeitgenossen nicht gleiche Aufmerksamkeit widmen. Daß der Artikel Farbe in dem neuen Lexikon erscheint, ist recht löblich; manches wäre dabey zu erinnern, doch alles muß einen Anfang haben. Wenn wir nur erst die Controvers los wären, die immer, auf oder ab, dem reinen natürlichen Vortrag schadet. Möge[260] die italiänische Reise glücklich seyn! An Vergnügen und Nutzen wird es nicht fehlen. Vielleicht machen Sie von einliegender Carte Gebrauch. Wohlwollende Landsleute bitte zu grüßen.

Das Beste wünschend

Carlsbad d. 9. Aug. 1818.

Goethe.


29/8148.


An August von Goethe

Der Garten-Inspector Skell bereitet sich zur Reise, und so will ich denn eine kleine Sendung zurecht legen. Anbey folgt ein Glas für Ottilien, an bessere Gaben läßt sich nicht denken. Das Silber fällt immerfort im Preise und alle Lebensbedürfnisse bleiben im alten Tax, da muß man sich denn zusammenhalten, damit die Casse ausreicht. Auch beklagen sich die Kaufleute gar sehr daß sie keine Abnehmer finden. Alles ist ohnehin viel theurer als sonst und von Tag zu Tage durch den Curs noch theurer. Die Billigkeit und Rechtlichkeit die sonst in den Carlsbadern war ist gänzlich verschwunden, sie üben das Strandrecht gegen jeden aus, den die Krankheit an ihr Ufer verschlägt.

Dagegen ist das Wetter noch immer ganz erfreulich, nach einigen Gewittern des Morgens kalt genug, im ganzen aber trocken und öfters heiter.

Die Oestreichischen Herrn und Damen bleiben freundlich und theilnehmend. Ihre trefflichen Mittagsmahle[261] kommen mir, auf die gewöhnliche Kost der Speisehäuser, sehr zu statten. Der Hofmedicus ist munter und ich hoffe auch ihm soll die Cur recht wohl thun, mir bekommt sie sehr gut, nur daß ich dießmal nichts arbeiten kann. Meine Papiere bringe ich wieder zurück wie ich sie mitgenommen habe. Zu Michaelis wird nur das Stück Kunst und Alterthum ausgegeben, das übrige mag zur Winterunterhaltung dienen.

Ein angenehmes Geschenk habe ich erhalten, eine kleine Statue von Erz, deren Schattenriß beyliegt. Freund Meyer mit meinen schönsten Grüßen vorzulegen.

Sonst giebt es hier in einer Prager Kunsthandlung noch sehr schöne Sachen, an Kunstwerken und Curiosen; Preise jedoch die mich gleich aus dem Laden hinaus gejagt haben, alles nach Dukaten. Unsere Sammlung würde hiernach ganz unschätzbar seyn.

Am 8. August sendete ich, mit der fahrenden Post über Hof, ein Kistchen mit getrockneten Früchten, Trüffeln und Gesteinen. Wahrscheinlich ist es in euren Händen wenn ihr Gegenwärtiges empfangt. Schreibt mir ja gleich über Leipzig so erhalte ich den Brief am achten Tage.

Wegen meiner Abreise bleibt es bey'm Alten. Richtet es so ein daß ich Sonntag den 13. September früh hier abreisen kann, wobey ich wegen des Wagens Folgendes zu bemerken habe.

[262] Die Fenster an der Vorderseite sind ganz unbrauchbar und können nicht gemacht werden, sorge dafür daß man sie heraus nimmt und ein Leder anschafft, womit man die Vorderseite zumachen kann, weil sonst vor Regen und Wind gar kein Schutz ist.


Und so will ich hinzusetzen daß ich mich gestern doch verführen lies einige versteinte Fische vom Monte Bolca für deine Sammlung anzuschaffen. Sie sind aber gar zu reizend und auch im Zootomischen Sinne höchst merckwürdig.

Und so nehmt denn die besten Grüße und Wünsche! Otilie und Misele sind hoff ich wohl. Ich muß diese Tage sowohl körperlich als auch geistig loben. Es ist mir manches unerwartete Gute, zu rechter Stunde wiederfahren. Adieu!

C B. d. 15. Aug. 1818.

Goethe.

An die Freundinnen viele Grüsse.


Anbey noch den dringenden Wunsch daß für einen Schreiber gesorgt werde. Diese sechs Wochen bringen mich sehr zurück so daß ich nothwendig bey meiner Rückkehr zur größten Schreibethätigkeit gelangen muß.[263]


29/8149.


An den Großherzog Carl August

Ew. Königl. Hoheit

auch wieder einmal schriftlich aufzuwarten bedarf es, bey hiesiger Cur- und Lebensweise wircklich einer Anregung. Will man schreiben, so muß man aussetzen; und dann bemercke ich daß mir das Wasser mehr als sonst zu Kopfe steigt und auf die Augen wirckt; doch will ich nicht läugnen daß es mir für den Augenblick sehr wohl bekommt, möge es gleiche Folgen haben!

Skeel, der gegenwärtiges überbringt, hat mir erzählt wie gut meine botanischen Landsleute sich betragen haben und ich freue mich gar sehr auf die angelangten Gewächse.

Die mir gnädigst aufgetragnen Begrüßungen wurden alle ehrerbietigst und freundlichst aufgenommen und erwiedert. Fürst Metternich empfing die Probebogen des von Hammerischen Briefs mit Geneigtheit und Beyfall. Ein Exemplar ist nach Wien abgegangen und die Justicia cristata dringend erinnert worden. Das Titelkupfer zur Heilsberger Inschrift wird zierlich und sorgfältig gestochen und so näherte sich diese kleine Unternehmung auch einem erfreulichen Aus gang. Zu ähnlichen Zeugnissen unserer literarischen Thätigkeit werde bey meiner Rückkunft Vorschläge zu thun mir die Freyheit nehmen.

[264] Die Fürstl. Schwarzenbergische Familie hat mich mit besonderer Gunst in ihrem Zirckel ausgezeichnet. Graf Bouqoy empfiel sich zu Gnaden, er ist noch immer gleich aufmercksam auf alles Wissenschaftliche und gleich thätig im Technischen. Capo d'Istria ist mein Hausgenosse, gestern machte ich seine Bekanntschaft.

Vor allem aber hätte erwähnen sollen daß Fr. Gräfinn Odonel in Franzenbrunn, bey meiner Durchfahrt getroffen, und von hier aus einigemal Briefe gewechselt. Sie bleibt Ew. Hoheit immer in Gedancken anhänglich und der große Verlust hat in ihrem Gemüth den Werth älterer Freunde nur erhöht. Am 19ten hoffe sie hier zu sehen.

Die Absichten Ew. Königl. Hoheit auf den Hochwieserischen Nachlaß schienen mir nicht besser zu fördern als daß ich Frau v. Brentano um Rath fragte. Was sie vorgeschlagen und eingeleitet erhellt aus beyliegendem Schreiben. Wenn Friedr. Schlosser, der Vormund, das Nähere meldet lege solches alsbald vor und erbitte weitere Befehle.

Nun aber will ich ganz harmonisch abschließen indem ich vermelde daß Mad. Catalani sich hier aufhält und sich schon mehrmals öffentlich und abgeschlossen hören lies. Sagen läßt sich nichts über dies seltene Natur- und Kunstproduckt. Hier stehe ein Impromtü das ihr Gesang einem enthusiastischen Verehrer ablockte:


[265] Im Zimmer, wie im hohen Saal

Hört man sich nimmer satt:

Denn man begreift zum erstenmal

Warum man Ohren hat.


Möge die Harmonie des Lebens Ew. Königl. Hoheit immer umschweben!

unterthänigst

B. d. 15. Aug. 1818.

Goethe.


29/8150.


An Friedrich Theodor Kräuter

[Concept.]

[Carlsbad, 15. August 1818?]

Für die wiederholten mir gegebenen Nachrichten von Weimarischen Vorfallheiten danke zum schönsten, weil ich sonst von demjenigen was dort geschieht ganz entfremdet würde.

Der Titel zur Heilsberger Inschrift gefällt mir jetzt sehr, ich habe deshalb meine Approbation darunter geschrieben damit solche Ermern eingehändigt werde.

So ist mir auch sehr angenehm daß unsere Kunstschätze einsichtigen fremden Liebhabern vorgezeigt werden können. Führen Sie das Vermehrungsbuch des Museums sorgfältig. Sobald ich wieder komme wollen wir daran denken auf welche Weise man eine denkbare Erinnerung denjenigen Personen widmet denen wir den gegenwärtigen Besitz schuldig sind und die fernerhin[266] etwas beytragen. Man erfüllt dadurch eine Pflicht und mancher wird angeregt irgend etwas Schätzenswerthes das er einzeln besitzt einem schon gebildeten Ganzen einzuverleiben.

Ihren letzten Brief vom 8. August erhalte ich den 14., da ich nun den 13. September von hier abzugehen gedenke; so sehen Sie hieraus daß Sie mir noch einigemal schreiben können, worum ich Sie hierdurch ersucht haben will.


29/8151.


An Carl Ernst Adolf von Hoff

[Concept.]

Ew. Hochwohlgeboren

höchsterfreuliches Schreiben erhielt in dem Augenblick als ich meine Reise nach Carlsbad anzutreten im Begriff war, und es trug nicht wenig dazu bey daß ich die eingeleiteten Geschäfte mit guter Hoffnung und Zuversicht hinter mir lassen konnte. Wenn ich jedoch bisher meinen schuldigen Dank verspätet, so darf ich wohl die höchst angreifende Brunnencur als Entschuldigung vorschützen, welche den Act des Schreibens verbietet, ja ohnmöglich macht; sodann ist eine zahlreiche Gesellschaft, welche sich aller freyen Augenblicke bemächtigt, gleichermaßen anzuführen.

Da ich nunmehr aber in der Hälfte meiner Laufbahn einige Tage pausiere und meine Briefschulden überschlage, so verfehle nicht zu allervörderst auch[267] Denenselben auf das lebhafteste zu danken daß Sie mir die günstige Nachricht mittheilen und mich dadurch außer aller Sorge setzen wollen. Darf ich bitten bey Gelegenheit Ihro des Herzogs unseres gnädigsten Herrn Durchlaucht mit unterthänigster Empfehlung für die gewährte fürstliche Gabe die tief empfundene Dankbarkeit auszusprechen, wozu ich mich aufrichtigst bekenne und die unsere Nachkommen, wenn sie den Werth und den Nutzen der begünstigten Anstalt gewahr werden, auch für ewige Zeiten empfinden müssen. Mein unterthänigster nach Michael einzureichender Bericht wird eine Wiederholung dieser treuen Gesinnungen enthalten, sowie eine umständliche Darstellung des bisher Geschehenen.

Doch kann ich mich wegen dieses letzteren in der Zwischenzeit schon gänzlich beruhigen, indem ich hoffen darf daß Ew. Hochwohlgeboren den jenaischen Bibliotheks- und übrigen Anstalten, bey Ihrer Anwesenheit, geneigte Aufmerksamkeit und einigen Beyfall gegönnt und deshalb vorläufige günstige Relation abzustatten beliebt haben. Wenn es mir leid that denen beyden Herrn Commissarien nicht selbst die neuen Einrichtungen vorweisen und die Ursachen warum dieses oder jenes geschehen persönlich vortragen zu können, so bedenke ich dagegen daß man einsichtigen, billig denkenden Männern ohne Sorge die Beurtheilung einer Anstalt überlassen kann, die mit beschränkten Mitteln zu ihrem eigentlichsten Zwecke hingeführt[268] werden soll; da denn freylich manches, besonders was äußere Form und Eleganz betrifft, zurück stehen mußte. Indessen kann ich hoffen daß wenn alles nach den einmal gefaßten Vorsätzen durchgeführt seyn wird, das Neue und Erneute mit dem Alten äuserlich in einiger Harmonie bleiben, innerlich aber ansehnlich verbessert erscheinen werde.

Auch für die Folge geneigten Antheil, günstige Aufmerksamkeit und Mitwirkung erbittend.

Carlsbad den 18. August 1818.


29/8152.


An Christian Ernst Friedrich Weller

Carlsbad, den 18. August 1818.

Den schönstens Dank für Ihre Sendung und beygefügte Nachricht. Die Übersetzung kam eben zu rechter Zeit, daß ich sie dem Griechengönner Capo d'Istrias überreichen konnte. Sagen Sie das Herrn Papadopulos mit den besten Grüßen. Mir geht es sehr wohl; der Brunnen wirkt wie vor Alters, und ich hoffe, mir einen leidlichen Winter zu unseren Arbeiten vorzubereiten. Daß diese in meiner Abwesenheit ununterbrochen fortgehen würden, erwartete ich von dem guten Willen, den Kenntnissen, der Thätigkeit und Anstelligkeit aller Handelnden. – Bernhards Geburtstag hätte ich wohl persönlich mitzufeyern gewünscht, und es freut mich, daß mein Beytrag gut aufgenommen[269] worden. Wegen Schlegel soll Freund Knebel keine Sorge tragen. Es war hier am Orte nichts von ihm zu sehen; gedacht ward seiner auch nicht, und aus einigen Andeutungen vermuthe ich gerade das Gegentheil von dem, was man uns möchte glauben machen.

Übrigens bin ich in eine sehr diplomatische Zeit gekommen und dadurch in Verhältnisse zu bedeuten den Personen, wovon mündlich mehr. Das Wetter, obgleich abwechselnd, begünstigt Cur und Spazieren. Die alte Gebirgsluft tritt auch wieder hervor; manches Gestein wird angeschlagen. Den 13. September gehe ich von hier ab. Mögen Sie mir noch einmal schreiben, so sey's Ende August.


29/8153.


An August von Goethe

H.

Geh. JR. Martin geht Morgen von hier ab und bringt Euch diesen Grus. Vom Trincken und Baden bin ich noch immer gar wohl zufrieden. Die Gesellschaft vermindert sich, doch giebts immer wieder neue Bekannte und Theilnehmende, so daß man fort und fort im Schweben erhalten wird.

So geht ein Tag nach dem andern hin. Vier Wochen sind vorüber und die übrigen drey werden eilig folgen. Abermals ist ein köstliches Erzbild bey mir eingekehrt, das unter die ersten die wir besitzen zu rechnen seyn wird. Und so wird mancherley gewonnen,[270] nur die Arbeit stockt worüber man sich trösten muß.

Heute geht abermals ein Kistchen durch die fahrende Post ab. Es bleibt stehen bis ich zurückkomme. Carlsbader Gebirgsarten enthält es.

Gar manchen schönen wissenschaftlichen Gewinn habe ich auch zu rühmen. In so einer großen Masse von Menschen finden sich immer bedeutende deren Studien und Neigungen sich auf uns beziehen.

Und so lebet wohl und gedenckt mein. Mr. Misele hoffe ich ewachsen zu finden.

C. B. d. 19. Aug. 1818.

Goethe.


29/8154.


An August von Goethe

Eure ausführlichen Briefe und reichliche Sendung verdienen beschleunigsten Danck und Antwort. Also entschließe mich vorerst zu sagen daß es mir wohlgeht, daß ich die letzten Tage zur Cur wohlbenutzen und sonst wohl gebrauchen werde.

Am 26ten, dem ersten völlig schönen Tag, waren wir in Schlackenwalde. Das Zinnwesen von oben überschauend, alter Zeiten gedenckend und mich in den Gegenstand einrichtend. Der Bergmeister, von früheren Verhältnissen her mir verpflichtet, hatte schöne Sachen zurückgelegt, die er mir anbot. Zu Completirung unsrer Zinnfolgen konnte nichts erwünschter seyn.

[271] Mit Gr. Capodistrias wohne in einem Hause und gutem Bezug. Ohngefähr wie vormals mit dem König von Holland. Man begegnet sich, man kennt sich, man hat nichts zu theilen, destomehr mitzutheilen.

Die Professoren Weiß aus Berlin, Schweigger von München geben höchst unterrichtende Gespräche zum Besten. Ein junger langbeiniger Bergläufer macht mich endlich mit böhmischer Geologie bekannt.

Für das Bibliothecks Museum habe köstliche uralte und alte Elfenbeinschnitzereyen gekauft. Für mich einige Bronzen. Die Wohlfeile des Silbers und Theure der Waaren lehrt Maas halten, sonst war noch manches Verführerische zugegen.

Mit der Fürstl. Schwarzenbergischen Familie und Grafen Bouqoy ist für mich der gesellig belebte Kreis fortgezogen. Wie wohl es mir darin ergangen sollt Ihr mündlich vernehmen.

Nun geht es aber erst wieder an ein Steineklopfen. Einige Kasten werden bey Euch ankommen. Mehrere Centner bleiben hier. Auf dem Boden der drey Mohren ist abermals eine Vorrathskammer angelegt. Soviel und so wenig also von mir. An Euch gedenckend bedaure zuförderst Ottiliens Leiden und Entbehrungen. Ich hatte sie mir bey diesen Festlichkeiten recht staatlich im Schleppkleide gedacht. Miseln begrüß ich, auch den Juncker und Rath bey Hof und Cammer. Ottiliens ausführliches Schreiben hat in mir den Wunsch erregt bald wieder bey euch zu seyn, auch gedencke[272] mich diesen Winter nach Euern Wünschen einzurichten, um ihn bequemer, geselliger und hoffentlich besser als den vorigen zuzubringen. Arbeit giebt es genug, ich sehne mich recht wieder in Gang zu kommen.

Der Fr. Grosherzoginn empfiel mich zum allerbesten. Grosmama und Mama gleichfalls. Line soll schönstens gegrüßt seyn. Hier gab es manche Gelegenheit zur Untreue, jedoch ist ihr nichts entwendet worden.

Zum heutigen Tage gedenck ich Eurer fleißig. Einige schöne Geschencke sind mir geworden. Ein Apparat zu den Entopischen Farbenerscheinungen höchst nett und bequem. Sehr willkommen weil mich eben diese Betrachtung beschäftigt.

Carlsb. d. 28. Aug. 1818.

G.


Nun zur Erfüllung noch einiges! Kräuter vorerst soll wegen seiner Fest-Beschreibung höchlich gelobt werden. Er qualificirt sich zu einem Correspondenten des Morgenblats.

An dem Aufzug orientalischer Liebenden haltet fest. Bey der Rollenaustheilung habe einiges zu erinnern, welches um so leichter ausgeglichen werden kann, als noch zwey Paar hinzukommen. Ausgelegt muß die fremde Erscheinung gleichfalls werden, dafür will ich schon sorgen.

H. Graf Egloffstein hat mich zum Geburtstage freundlichst begrüßt, wobey der lieben Seinigen aufs beste gedacht worden.

[273] Empfehlt mich der Fr. Oberhofmeisterinn, den allerliebsten Prinzessen, Mad. Batsch und den Schweizerinnen.

Aus beyliegendem Gekratze wird Freund Meyer schon den Werth des neuen Hausgötzen herausfinden. Es ist dieselbe Größe. Neugierig bin ich wo im Alterthum sich etwas ähnliches findet. Man hielt es für eine Sybille, vielleicht Vestale? Nun lebt wohl und gedenckt mein. Inliegendes baldigst zu Post.

B. d. 29. Aug. 1818.

G.


29/8155.


An Wilhelm Dorow

Carlsbad, 29. August 1818.

Ew. Wohlgeboren

bedeutendes Unternehmen nicht aufzuhalten, sende ich die mitgetheilten Papiere, die mir in Carlsbad zugekommen, baldigst zurück, wobey es mir sehr leid thut, daß ich nicht Ihren Wünschen gemäß einige Theilnahme zusagen kann.

Hätten mich meine Sommerreisen nach Wiesbaden geführt, so würde die Oertlichkeit, so wie die Gegenwart der aufgefundenen Schätze, auch Ew. Wohlgeboren Kenntniß und Einsicht mich wahrscheinlich nach Ihrem Verlangen bestimmt haben, aus der Entfernung jedoch eine passende Einleitung zu bewirken, findet so manche Hindernisse, die zu überwinden wir nicht Kraft fühlen.

[274] Von Studien dieser Art bin ich für den Augenblick weit entfernt, so daß es mir auch bey völliger Muße schwer werden müßte, mich darein zu versetzen. Nun aber sehe ich diesen Winter auch nicht einmal Raum vor mir, wo dieß möglich werden wollte, indem ich mit entgegengesetzten Dingen mich nothwendig beschäftigen muß.

Verzeihen Sie daher, wenn ich ablehne, was ich zu einer andern Zeit begierig ergreifen würde, und erlauben mir Ihres Unternehmens bey Gelegenheit freundlichst zu gedenken.

Von Hamannschen Schriften besitze ich manches, wovon ich ein Verzeichniß übersende, sobald ich nach Hause komme. Mit den besten Wünschen

J. W. v. Goethe.


29/8156.


An Wenzel Joseph Tomascheck

Ew. Wohlgeboren

verzeihen, wenn ich nicht früher die Ankunft Ihrer gefälligen Sendung vermeldet und die hinzugefügte geneigte Anfrage nicht sogleich beantwortet habe. Entschuldigen dürften mich die geistabstumpfenden Curtage und die Anforderungen einer bedeutenden Gesellschaft, der man sich so willig hingiebt.

Ihre Theilnahme an meinen Liedern werde ich erst recht zu schätzen wissen, wenn ich, nach Hause zurückkehrend,[275] wiederholt vorgetragen höre, wie Sie Blumen und Blüthen meiner früheren Zeit neu belebt und aufgefrischt.

Wollen Sie bei'm folgenden Hefte über den meinen Liedern schon gewidmeten Antheil noch eine besonders ausgesprochene Widmung hinzufügen, so werde ich mich doppelt geehrt und eine vielfache Belohnung finden des fortwährenden Eifers, meine Lieder dem Lebens- und Kunstreise des Musikers anzunähern.

Mit den aufrichtigsten Wünschen

ergebenst

Carlsbad, am 1. September 1818.

J. W. v. Goethe.


29/8157.


An August und Ottilie von Goethe

[Concept.]

Gegenwärtiger, wahrscheinlich letzter Brief bringt nicht so gute Nachrichten als die vorigen. Meinen Geburtstag feyerten wir, zwar im Stillen, doch muthig und frohen Sinnes. Kurz darauf zog ich mir, durch Erkältung, ein Übel zu schlimmer als jenes wovon mich die Schröpfköpfe befreyten.

Hier war die Gegenwart des heldenmüthigen Arztes höchst erwünscht und tröstlich: er rief sogleich eine Schaar Blutegel zu Hülfe, welche sich trefflich erwiesen und, in Gesellschaft anderer Heilmittel, die Natur bald wieder auf sich selbst zurück brachten, so daß ich mich jetzt auf bestem Weg befinde und Sonntags,[276] den 13. gar wohl von hier abgehen kann. Sollte ich einen Tag länger ausbleiben, so seyd deswegen nicht in Sorge. Ich schreibe Gegnwärtiges weil ihr durch Madam Weiß, welche diesen Brief mitnimmt, vielleicht von meiner Krankheit, nicht aber von meiner Genesung erfahren würdet: denn ich verweile bis jetzt noch im Zimmer und lehne Besuche ab weil die Gesichtgeschwulst der rechten Seite noch nicht ganz zurückgetreten ist.

Sodann wünsche ich auch daß Freunde und Gönner dieß erfahren, weil es immer eine unangenehme Empfindung macht wenn derjenige, den man als Genesenen zu empfangen denkt, sich als Genesenden ankündigt und um Schonung bittet.

Doppelt und dreyfach freue ich mich diesmal bey euch auszuruhen, da das bewegte Leben, bey der ohnehin angreifenden Cur, sich denn zuletzt in diese Crise aufgelöst hat.

Möge ich hierdurch meinen Tribut für den Winter abgetragen haben und wir desto vergnügter und ungestörter beysammen wohnen. Dein Brief vom 28. war heute früh Zeuge meines leidlichen Befindens, auch war mir Kräuters Brief und Gabe sehr angenehm.

Ferner ist es mir lieb daß mit Thon die Einleitung getroffen ist, da ich ihn kenne und leiden kann.

Ich habe viel nachzuholen und werde mich Anfangs sehr in Acht nehmen müssen. Dieß alles hoffen wir[277] mit Geduld und gemäßigter Thätigkeit zu überwinden, möge ich euch wohl und munter antreffen!

Empfehlt mich wie es sich schicken will den höchsten Herrschaften. Bey Frau v. Hopfgarten, Freunden und Freundinnen die besten Grüße.

Ist denn das Schwesterchen noch nicht angekommen? Es wäre sehr artig wenn ich euch alle zusammen träfe und eine solche Familienscene uns einmahl ungetrübt gelänge.

C. B. d. 4. Sept. 1818.


29/8158.


An Carl Ludwig von Knebel

Dir sey, mein verehrter Freund, hiedurch vermeldet, daß ich nach meinem Geburtstag, den ich noch ganz froh und munter beging, eine bösen katarrhalischen Sturz auszustehen hatte, von dem ich mich aber durch Hülfe unseres Rehbein schnell genug erhole, so daß ich Sonntag den 13. Von hier abzugehen gedenke. Ich schreibe dieß, damit deine Freundschaft durch Gerüchte nicht in Sorge gesetzt werde.

Übrigens scheint diese Anmahnung an mich ergangen zu seyn, damit man sich nicht allzuglücklich fühle und dünke; denn die ersten fünf Wochen ist mir alles über Wunsch gegangen und gelungen, wovon viel zu sprechen seyn wird. Grüße die lieben Hausgenossen und alle Freunde; verzeih mir auch, wenn[278] ich allenfalls durch Jena durchgehe, ohne bey dir einzukehren.

Treffliche Menschen habe ich kennen gelernt, manches Wichtige zur Erfahrung gesammelt, auch schöne Kunstwerke erworben um wohlfeilen Preis, wenn ich ineinander rechne, was mir geschenkt ward und was ich bezahlen mußte. Und so will ich aufhören, damit ich nicht in weitläufige Relationen gerathe und mir vorwegnehme, was ich zu erzählen hoffe. Leider kann Eins der ersten Ereignisse gar nicht zur Sprache kommen. Von Madame Catalani darf unser Einer nur sagen: ich habe sie gehört, und da ist man auch schon fertig. Gelte das Inpromptu als ein Stoßseufzer, da uns Worte ermangeln:


Im Zimmer wie im hohen Saal

Hört man sich nimmer satt,

Denn Du erfährst zum erstenmal,

Warum man Ohren hat.


Carlsbad am 4. im Sept. 1818.

G.


29/8159.


An Anton Beschorner

[Concept.]

Unter die unangenehmen Folgen, die meine plötzliche Krankheit nach sich gezogen, rechne besonders die Verhinderung Ew. Wohlgeboren in Carlsbad sprechen zu können. Wie gerne hätte ich Ihnen mündlich ausgedrückt wie sehr es mich freute, nach so manchen[279] Jahren mein Andenken bey Ihnen so lebendig und Ihre Theilnahme so thätig zu finden! Jener frühere Besuch, in so werther, nun abgeschiedener Gesellschaft, ist mir unvergeßlich geblieben und wie sehr danke ich Ihnen daß Sie seit jener Zeit meiner gedacht und mich dergestalt bedacht daß mir auch von dem dießmaligen Zug eine höchst angenehme und belehrende Erinnerung bleiben muß.

Noch angenehmer würde es mir seyn wenn ich, auch gegen andere, des freundlich Mittheilenden immerfort erwähnen dürfte; doppelt werde ich daher dessen Aufmerksamkeit im Stillen feyern.

Möge nächstes Jahr mich wieder in diese Gegend führen, da ich denn zu allererst Ew. Wohlgeboren gesund und vergnügt, im Familienkreise wieder anzutreffen hoffe. Sollte ich aus unseren Gegenden etwas Freundliches erwidern können, so würde es mir viel Freude machen. Wie ich denn sogleich noch einige Stücke Cölestin der Post anvertrauen werde, die aber, wegen ihrer stänglichen Bildung, nicht ohne Gefahr zu versenden sind.

Mich nochmals fortwährendem geneigten Andenken empfehlend.

C. B. d. 7. Sept. 1818.[280]


29/8160.


An Clemens Wenzel Nepomuk Lotharvon Metternich

Durchlauchtigster Fürst,

gnädiger Herr.

Die von Ew. Durchlaucht gnädigst mitgetheilten Hefte haben mich zu ruhigen Stunden höchstwillkommen beschäftigt und zu gar vielfachen Betrachtungen Anlaß geben. Bis man aber sich nur einigermaßen deutlich macht wohin so mancher bedeutende Mann, jeder von seinem besonderen Standpunkte aus, hinzielt, bis man allenfalls gewahr wird wo, bey einer solchen Leitung, das allgemeine Ziel gesteckt sey, da vergeht schon einige Zeit, Aufmercksamkeit und Vergleichung wird gefordert. Glaubt man sich denn zuletzt im Ganzen aufgeklärt; so tritt die neue Schwierigkeit hervor dasjenige durch Worte zu verdeutlichen womit der Gedanke sich allenfalls begnügt.

Stünde ich nun auch auf diesem Punckte, so würde das unerwartete Übel das mich befallen hat jede freye Behandlung untersagen; indem ich leider mich nur insofern zu erholen strebe daß ich ungehindert meine Heimath erreichen möge.

Herrn von Genz, der mir die schönen Rosenquarze, ein gnädiges Andencken, überbrachte, habe ich meine Bewunderung jenes trefflichen Aufsatzes ausgesprochen, wie ich sie fühle. Möge die Folge, zu einer wircksamen Stunde, uns gleichfalls bescheert seyn!

[281] Erlauben Höchstdieselben daß ich in einiger Zeit mich über die Jahrbücher der Literatur, von denen vielleicht noch das dritte Heft mir indessen zur Hand kommt, dergestalt erkläre, daß daraus erhelle wie ich diese Angelegenheit nicht aus den Sinne gelassen und wie ich nichts mehr wünsche als das Höchste unschätzbare Vertrauen durch eine danckbare Thätigkeit anzuerkennen und zu erwiedern.

Ew. Durchl.

unterthäniger

Carlsbad am 12. Sept. 1818.

J. W. v. Goethe.[282]


29/8160a.


An Georg Franz August von Longueval,Grafen von Buquoy

Hiebey gedencke oft und viel des treuverbundenen, Freundes und Bruders. Geschrieben im Augenblicke des Scheidens, Hoffnung freudiger Wiederkehr. Alle Sendungen wünschend.

Carlsb. d. 13 Sept. 1818.

Goethe.[43]


29/8161.


An Albert Cajetan Graf von Edling

[Concept.]

Ew. Excellenz

verfehle nicht die vom Herrn Grafen Capo d'Istria mir wiederholt aufgetragenen Begrüßungen sogleich schriftlich abzustatten. Noch in den letzten Augenblicken versicherte mir dieser treffliche Mann, mit welchem mehrere Wochen unter einem Dache zu wohnen ich das Glück hatte, daß es zu seiner Beruhigung dienen würde, wenn er in Frankfurt a/M., wo er den 20. dieses anzukommen gedenkt, Nachricht von Ew. Excellenz und den verehrten Ihrigen erhalten könnte. Bald hoffe mündlich das Weitere und die Verehrung auszusprechen, womit ich mich gegenwärtig unterzeichne.

den 18. September 1818.[282]


29/8162.


An Christian Ernst Friedrich Weller

Sie empfangen hiebey, mein werthester Herr Doctor:

1) Die übersendeten Quittungen autorisirt zurück;

2) Jord. Brunus von Nola, der akademischen Bibliothek gehörig, wogegen mein mehrjähriger Zettel einzulösen wäre.

3) Eine vorläufige Resolution wegen des medicinischen Auditoriums.

4) Rath Vulpius wäre zu begrüßen; auf seine sämmtlichen Anfragen könnte Mittwoch Antwort und Entscheidung erfolgen.

W. d. 19. Sept. 1818.

Goethe.


[Beilage.]

Das medicinische Auditorium betreffend, wäre gegenwärtig nur vorläufige Berathung zu halten, jedoch bis auf weitere Resolution nichts zu rühren.

1) Der Saal wird von Meister Werner ausgemessen.

2) Ein Anschlag gefertigt, wie hoch das Dielen könnte zu stehen kommen.

3) Ausmessung und nähere Bestimmung, inwiefern die Repositorien der Schloßbibliothek dem medicinischen Auditorium angepaßt werden könnten.

4) Was Meister Werner verlangt, diese Veränderung[283] vorzunehmen und zwar für das Abbrechen, Anschaffen und Aufstellen, alles zusammen.

5) Machte Meister Timmler den Anschlag, was die Thür durchzubrechen, das Gewände aufzustellen u.s.w. kosten würde.

6) Ferner Tischler und Schlosserarbeit wegen der Thüre selbst.

7) Was es koste den Saal gelb wie die unteren Zimmer anzustreichen.

8) Wegen der Portraite wird die Überlegung gepflogen werden.

Ist Vorstehendes alles berichtigt und verzeichnet, auch die Summe ausgeworfen, so wird alles an mich herüber zu weiterer Entschließung gesendet.

Weimar den 19. September 1818.

Goethe.


Zugleich wäre ein Anschlag zu machen, wie lange es dauern würde, wenn man die sämmtlichen Bücher der Schloßbibliothek noch vor Winters in das akademische Gebäude schaffen wollte, vorausgesetzt, daß sie Platz finden, um einstweilen alles unterzubringen. Hierüber würde mit Rath Vulpius und Prof. Güldenapfel zu sprechen seyn. Könnte ich über alles Mittwoch Aufklärung haben, so würde die Entschließung sogleich gefaßt werden können.

G.[284]


29/8163.


An Christian Ernst Friedrich Weller

Hätten Sie mir, mein lieber Docktor, vor meiner Abreise Ihre Verlegenheit entdeckt; so hätte ich über die Mittel dencken können Sie daraus zu befreyen. Da wir jedoch, wenn ich Ihren Brief recht verstehe, nunmehr bis d. 18. Octbr. Zeit haben; so will ich die Sache ernstlich bedencken und das Weitere darüber mit Ihnen besprechen. Mein nächster Bericht soll auch zu Ihren Gunsten verfaßt seyn. Bis dahin guten Muth!

W. d. 19. Sept. 1818.

G.


29/8164.


An Carl Friedrich Ernst Frommann

Ew. Wohlgeboren

mit den theuren Ihrigen hätte bey meiner Durchreise sehr gern zu begrüßen gewünscht, doch ich behalte mir's vor bey einem längern Aufenthalte, und frage gegenwärtig nur an: wie es bequem und gefällig wäre unsere vorseyenden Arbeiten nach und nach zu fördern.

Vor allen Dingen würde das Manuscript zu den letzten drey Bogen von Kunst und Alterthum übersenden. Das dazugehörige Kupfer ist fertig und wird durch Müller abgedruckt. Zur Decke wollen wir die Platte von nun an nicht weiter benutzen, Sie haben vielmehr die Gefälligkeit für einen gedruckten Umschlag zu sorgen.

[285] Der Titel zur Heilsberger Inschrift ist auch fertig und gut gerathen; ich lege einen Probedruck bey. Haben Sie die Gefälligkeit mir so viel von dem Papier herüberzusenden, worauf der von Hammer'sche Brief gedruckt ist, als nöthig ist um für die sämmtlichen Exemplare den Titel zu erhalten.

Vom Divan erbitte mir die Aushängebogen 13 und 14; das noch nöthige Manuscript zum 15. Erfolgt nächstens. Mit den Noten und Zusätzen fangen wir einen neuen Bogen an.

Was nur Morphologie gehört und sonst, erfolgen die Sendungen wie eine gewisse Masse Manuscript beysammen ist, damit Sie Ihre Einrichtung darnach machen können; und so wird sich denn nach und nach das seit acht Wochen Versäumte nachholen lassen.

Möge ich bey meinem nächsten Aufenthalt in Jena Sie und die theuren Ihrigen wohl und vergnügt antreffen. Zu erzählen giebt es manches, auch bin ich so glücklich gewesen von Kunst und Alterthümern und Naturproducten mehreres Bedeutende zu gewinnen, zu dessen Genuß ich Sie wohl allerseits einmal hierher einladen möchte.

Hat der liebe Sohn seine Stelle in Hamburg angetreten und was hat sich sonst in Ihrem Kreise Freundliches ereignet? worüber mir einige Nachricht erbitte.

ergebenst

Weimar den 19. September 1818.

Goethe.[286]


Das beykommende Schächtelchen enthält einen Beweis, daß sogar die Carlsbader Stahlfabrikanten den vaterländischen Poeten in die Hände arbeiten, mögen die Frauenzimmer sich dabey des Abwesenden erinnert.


29/8165.


An Carl Ludwig von Knebel

So nahe bey dir, verehrter Freund, vorbey zu fahren, habe ich kaum über mich vermocht; meine Rückkehr jedoch war dießmal so verklausulirt, daß ich vorwärts mußte, ohne mich lange zu besinnen. Weller gab mir Zeugniß von eurem Wohlbefinden und ein Blick in die Bibliothek, wo alles so gar löblich und ordentlich zu sehen war, machte mir mein kurzes Stillhalten höchst erfreulich.

Hier hab' ich alles wohl und munter gefunden und wünsche nur kurze Zeit im Stillen zu leben, weil denn doch der letzte Sturz, zu Anfang Septembers, mich zur Aufmerksamkeit anregt, obgleich der Arzt, dem ich in diesem Falle gern glaube, versichert, es sey zum Heil gewesen.

Dem lieben Bernhard, den ich nun schon als einen großen Menschen behandele, sende ich Schreibevorschriften, wie in Prag Jedermann schreibt. Wenn er sie nur vor Augen hat, so wird sich's schon eindrücken, wie er einmal die Feder führen soll.

[287] Und hiermit düe dießmal mich Allen zum schönsten empfehlend.

Weimar den 19. September 1818.

G.


29/8166.


An Carl Friedrich Ernst Frommann

[Concept.]

Ew. Wohlgeboren

sende sogleich die Gedichte welche noch in das Buch des Paradieses kommen sollen. Da der Vortitel hiezu schon auf dem 14. Bogen steht, so folgten die Gedichte auf dem 15. wie nachsteht:

Berechtigte Männer.

Auserwählte Frauen.

Begünstigte Thiere.

Siebenschläfer.

Abschied.

Die drey ersten folgen hierbey, die zwey letzteren sind schon in Ihren Händen.

Füllen diese zusammen den letzten Bogen, so wäre es gut, sollte noch etwas fehlen so möchte auch Rath zu schaffen seyn; weshalb mir geneigte Nachricht erbitte.

Mit den freundlichsten Grüßen und treulichsten Wünschen schließend.

Weimar den 20. September 1818.[288]


29/8167.


An den Großherzog Carl August

Ew. Königl. Hoheit

geruhen aus beykommendem Hüttnerischen Briefe zu ersehen: wie Höchst Ihro anfängliche Intention, Zeichnungen in natürlicher Größe von den Elginischen Marmoren zu erhalten, durch eine sonderbare Wendung noch realisirt wird.

Den Hüttnerischen ausführlichen Vortrag wiederhole nicht, sondern vermelde nur soviel, daß ich mit Hofrath Jagemann gesprochen, welcher den Antrag sehr acceptabel findet und sich freut die beiden leeren Wände seiner Werkstatt so würdig verziert zu sehen. Geschieht es mit Ew. Hoheit gnädigster Zustimmung so würde bald ein Brief an Hüttner abzulassen seyn, damit noch vor Winters der Transport geschehen könnte.

unterthänigst

Weimar den 20. September 1818.

Goethe.


29/8168.


An Christian Gottlob Voigt

Ew. Excellenz

auf das allerfreundlichste zu begrüßen ergreife die Gelegenheit da ich um Unterschrift bitte einer Verordnung an Kühn, dessen Krankheit man doppelt bedauern muß, weil er dadurch sehr unglücklich wird und unser Geschäft bisher nicht so weit geführt werden[289] konnte, daß man das vergangene Jahr übersehen könnte. Doch ist der größte Vortheil daß Rentamtmann Müller mit einem ganz neuen Anschnitt anfängt und dadurch das Laufende sich in vollkommener Ordnung befindet.

Nächstens hoffe meine persönliche Aufwartung zu machen, bis jetzt wollte es mir noch nicht ganz gelingen mich wieder in's Gleichgewicht zu stellen.

Treulichst verpflichtet

Weimar den 20. September 1818.

Goethe.


29/8169.


An Johann Christian Hüttner

[Concept.]

In Gemäßheit beyliegenden Original-Briefes des Herrn Haydon und der beygefügten Vorschläge Herrn Hüttners wird genehmigt: daß die Fates in Lebensgröße gezeichnet für 10 Guineen, ferner die lebensgroße Zeichnung des Theseus für 15 Guineen angenommen werden. Man bittet die größte Vorsicht bey'm Einpacken anzuwenden, auch, wenn es noch vor Winters möglich ist, die Sendung nach Deutschland zu befördern.

Glücklicherweise findet man sich in dem Fall den Absichten der vorzüglichen englischen Künstler zu entsprechen, indem die Zeichnungen gleich nach ihrer Ankunft an einem sehr günstigen Platze aufgestellt werden können.

Weimar den 21. September 1818.[290]


29/8170.


An August Claus von Preen

Ew. Hochwohlgebornen

geneigtes Schreiben erhalte bey meiner Rückkunft aus Carlsbad, wo ich, wie nicht zu läugnen ist, in der ersten Hälfte des Augusts, gewisse peinliche Stunden verlebte, weil die Nachricht von dem vollendeten Gusse länger als zu vermuthen war außen bliebe. Ich wohnte unserm verehrtesten Fürsten gegenüber und fürchtete, in hypochondrischer Stimmung, daß ich eine Hiobspost würde zu hinterbringen haben. Endlich erfreute mich Herr Obrist von Nostitz, dessen freundliche Aufmerksamkeit ich überhaupt nicht genug rühmen kann, mit einem Berliner Zeitungsblatt, und kurz darauf erschien ein Brief des Herrn Director Schadow. Hierdurch war ich nun gänzlich beruhigt und befreyt, und ergriff die Gelegenheit unserm Helden-Greise dieses Ereigniß als ein glückliches Omen bey'm Abschiede auszulegen.

Möge der Vollendung und baldigen Aufstellung dieses ersten Denkmals, zu unser aller Freude, besonders auch zur Belohnung Ew. Hochwohlgeb. nichts weiter entgegen stehen.

Die Abänderung mit der Inschrift laß ich mir sehr gern gefallen. Ich habe so oft die Erfahrung gemacht daß man, bey dem besten Willen und der größten Aufmerksamkeit, nicht immer den rechten[291] Punct trifft, welchen andere mit frischen Augen gar bald gewahr werden.

Auf eine Reise nach Berlin muß ich dieses Jahr ungern Verzicht thun, die zwey Monate in Carlsbad haben mich schon gar sehr aus der Richte gebracht. Von Zeit zu Zeit den Fortgang des Geschäftes zu vernehmen wird mir höchst erfreulich seyn, der ich die Ehre habe mich hochachtungsvoll zu unterzeichnen.

gehorsamst

Weimar den 21. September 1818.

J. W. v. Goethe.


29/8171.


An Johann Gottfried Ludwig Kosegarten

Weimar den 23. September 1818.

Sogleich nach meiner Ankunft verfehle nicht Ew. Wohlgeb. auf's beste zu begrüßen und zu vermelden, daß ich einen sehr freundlichen Brief von Ihrem Herrn Vater erhalten habe; machen Sie ihm dagegen meine schönste Empfehlung. Er sagt mir einiges von seinen poetischen Arbeiten zu, möge er es gelegentlich übersenden.

Zugleich nehme ich mir die Freiheit Sie zu ersuchen, beygehendes Gedicht gefällig anzusehen. Ich habe es in irgend einer Reisebeschreibung prosaisch gefunden und in diese freie Art von Rhythmen umgesetzt; nun weiß ich aber nicht, wo es steht, noch weniger aus welchem Zeitalter sich das Original herschreibt,[292] woran mir doch gegenwärtig viel gelegen wäre. Gewiß können Sie mir darüber Auskunft geben. Sodann würde ich, wenn Sie erlauben, nächstens noch einige Nachfragen und Ansinnen folgen lassen.

Der ich mich bestens empfehle und nichts mehr wünsche, als bald in Jena Ihres belehrenden Umgangs zu genießen.


29/8172.


An Carl Friedrich Ernst Frommann

[Concept.]

Auf die geneigt mir gegebene Nachricht sende sogleich ein Gedicht welches gerade drey Seiten füllen wird, und zwar folgen die Gedichte des letzten Bogens nunmehr dergestalt auf einander:

Berechtigte Männer.

Auserwählte Frauen.

Begünstigte Thiere.

Höheres und Höchstes.

Siebenschläfer.

Abschied.

Hievon mir eine Revision erbittend.

Ingleichen lege Manuscript zu Kunst und Alterthum bey; der Verfolg kommt ungesäumt nach.

Das Papier ist glücklich angekommen, der Abdruck des Titelblattes wird besorgt. Das werthe Hegelische Ehepaar habe das Vergnügen gehabt einen Augenblick[293] zu sprechen; wie sehr hätte ich eine längere Unterhaltung gewünscht.

Der ich mich bestens empfehle und Ew. Wohlgeb. bey Ihrer Rückkunft von Leipzig gesund und wohl im Kreise der lieben Ihrigen zu begrüßen hoffe.

W. den 24. September 18.


29/8173.


An Christian Ernst Friedrich Weller

Sie erhalten hiebey mein werthester Herr Dr.

1) Die Quittungen autorisirt zurück.

2) Eine Verordnung an Bibliothekar Güldenapfel, nach welcher das Translocationsgeschäft mit Anfang October geschlossen wird. Alsdann wird man verabreden, wie es den Winter über gehalten werden soll. Suchen Sie Timmlers Anschlag zu beeilen, weil ich meinen Bericht baldigst erstatten möchte.

3) Eine Erläuterung der Schröterischen Angelegenheit.

Unter vielen Empfehlungen das Beste wünschend

Weimar den 24. September 1818.

G.


4) Ein Blatt Herrn Dr. Werneburg mit meinen besten Grüßen einzuhändigen.[294]


[Beilage.]

Wegen Schröters dient Folgendes zur Erläuterung:

Schröter erhält vierteljährig 50 rh. Besoldung, ohngekürzt. Ferner 30 rh. vierteljährig für Auslagen, Präparate u. d. g. Über diese legt er beym Jahresschlusse Rechnung ab, welche der unserigen appendicirt wird; wodurch denn abermals eine Simplification unserer Museumsrechnung bezweckt wird.

Weimar den 24. September 1818.

G.


29/8174.


An Sulpiz Boisserée

Ihren liebwerthen Brief aus Ems empfing ich in Carlsbad, wo aber Brunnencur, Geselligkeit und hunderterley Zerstreuungen das Antworten ganz unmöglich machten. Nun will es hier in Weimar abermals stocken. Da ich aber durch Herrn Hegel vernehme daß Sie glücklich zurückgekommen sind, so begrüße Sie schönstens mit einigen Worten, denen ich Meyers gar löblichen Aufsatz hinzufüge. Bald hoffe das vierte Heft von Kunst und Alterthum nachsenden zu können, dem ich guten Empfang wünsche.

Der Divan ist abgedruckt wird aber noch zurückgehalten, weil Erläuterungen und Aufklärungen anzufügen sind. Denn ich hatte an meinen bisherigen[295] Hörern und Lesern, (alles höchst gebildete Personen,) gar sehr zu bemerken, daß der Orient ihnen völlig unbekannt sey; weshalb ich denn, den augenblicklichen Genuß zu befördern, die nöthigen Vorkehrungen treffe. Sie können denken wie oft mir unter diesen Arbeiten der Heidelberger Platz und Schloß unter die Augen tritt.

Weimar den 26. September 1818.


29/8175.


An Carl Friedrich von Reinhard

Gleich nach meiner Rückkunft vermelde, verehrtester Freund, daß ich Ihren theilnehmenden Brief in Carlsbad zu guter Zeit erhalten und, nach dessen Andeuten, weitere Nachricht abzuwarten gedencke. Für die übernommene Bemühung und Vorsorge sage meinen allerschönsten Danck.

Nach Carlsbad kam ich diesmal in der allerlebhaftesten Zeit, wo mir gar manches Gute geworden und meine Gesundheit glücklicherweise der Geselligkeit keinen Eintrag that. Mit Grafen Capo d'Istria wohnte in Einem Hause und kam dadurch diesem bedeutenden Manne näher als sonst wohl der Fall gewesen wäre. Daß ich mich dem Fürsten Blücher mehrmals vorstellen, in der Fürstl. Schwarzenbergischen Familie einiges Vertrauens mich erfreuen konnte, Mad. Catalani mehrmals hörte und sonst an mancherley[296] Gutem theilzunehmen aufgefordert war mußte höchst erfreulich seyn.

Vorstehendes hatte nach dem Abscheiden der höchsten Herrschafften so eben geschrieben als mir ein Päcktchen überraschend zugesendet wird das goldene Kreuz der Ehrenlegion enthaltend. Wie sehr ich Ihnen für die Wendung verpflichtet bin, welche Sie diesem Geschäft zu geben wußten werden Sie selbst ermessen.

Nun aber lege folgende Documente in Copien bey:

1) Ordre royal de la Legion d'honneur.

2) Lettre de Notification et d'envoi.

3) Lettre á Mr. Treitlinger.

Sodann

4) Conzepte der Antwort auf No. 1 und 2.

Ihre große Geneigtheit wird mich fernerhin unterrichten und leiten, deshalb folgende Fragen ergehen:

ad 1 und 2. Was für Titulatur und Courtoisie bedient man sich in einem Schreiben an den Ordens-Canzlar Herzog von Tarent.

ad 3.)

Ist ein Schreiben an Herzog von Richelieu nöthig? Und welche Titulatur und Courtoisie würde dabey gebraucht?

ad 4.)

Ist beykommendes Conzept eines Dancksagungs Schreibens, so wie der Beylage, von der Art daß eine französche Übersetzung gut aufgenommen zu werden hoffen könnte.

[297] NB ein gleichfalls eingesendeter Empfangschein geht sogleich ausgefüllt zurück.

Mehr sage nichts bey eilender Post, als wiederholten, aufrichtigen Danck. Und füge nur einige Bogen hinzu. Mögen sie eine heitre Unterhaltung gewähren und mein Andencken beleben! Das Ganze folgt in einigen Wochen.

treu geeignet

Weimar d. 28. S. 1818.

Goethe.


29/8176.


An den Großherzog Carl August

Ew. Königl. Hoheit

geruhen, in Gefolg beyliegender Decoration, und der angefügten Schriften Sich unterthänigst vortragen zu lassen wie es Ihro Majestät dem Könige von Franckreich gefallen, bey dem letzten Ordens-Feste, unterzeichneten zum Officier der Ehrenlegion zuzulassen.

Weil ich jedoch einer solchen Auszeichnung mich alsdann nur erfreuen kann, wenn Höchstdieselben Ihro Fürstliche Genehmigung dazu ertheilen; so habe deshalb mein schuldiges Gesuch hiermit vorlegen sollen.

Mit lebenswieriger Verehrung und Anhänglichkeit

unterthänigst

Weimar d. 29. Sept. 1818.

J. W. v. Goethe.[298]


29/8177.


An Carl Friedrich Moritz PaulGraf von Brühl

Sie, mein theuerster Herr und Freund, möchte ich nicht ohne schnelle Antwort lassen; verzeihen Sie deswegen meinen eiligen Worten.

Als Herr Musikdirector Seidel mir schrieb, er habe Lila in Musik gesetzt, so wünschte ich er hätte mir das früher eröffnet, damit ich noch etwas hätte daran thun können, um das Stück dem eigentlichen Singspiel zu nähern. So wäre es aber etwas ganz anderes geworden und da es nun so hingehen soll mache ich folgende Bemerkung:

Das Sujet ist eigentlich eine psychische Cur, wo man den Wahnsinn eintreten läßt um den Wahnsinn zu heilen. Haben Sie also ja die Güte daß der erste Aufzug sehr gut prosaisch, familienhaft, nicht zu schnell, expositionsmäßig vorgetragen werde.

Im zweyten Act heben Sie es gleich in eine fremde Region; daß Lila, der Magus und Almaide als Sprechende und Singende ihre Pflicht leisten dafür ist gewiß gesorgt.

Dem Friedrich, der im dritten Aufzug wieder ganz prosaisch hereintritt, geben Sie von Anfang eine uniforme de goût, daß er in das phantastische Zauberwesen nicht allzufremd eintreten möge; eben so geben Sie den übrigen keine ganz prosaische Uniformen damit die Cur dem Zuschauer nicht allzu bisarr erscheine.

[299] Was die Kleidungen betrifft, sagt das Stück selbst: daß man zu diesen psychischen Curzwecken schon vorhandene Masken- und Ballkleider anwende und darin lag auch der Spaß unserer ersten Aufführung auf dem dilettantischsten aller Liebhaber-Theater. Da Sie es nun aber in die höchste Region führen; so bleibt Ihnen auch auf diesem Standpunct ganz dieselbe Behandlung.

Der Oger wird wie eine Art von wilder Mann krausbärtig, so nackt, als er sich schicken will mit schwarzem Bärenpelze einigermaßen bekleidet und mit der gehörigen Keule vorgestellt, wo möglich, breit und derb. Der Magus dagegen lang gekleidet, verhüllt, langbärtig. Der Dämon, welcher blos Tänzer ist, mit seiner Umgebung leicht, sylphenhaft doch prächtig.

Almaide einfach und edel doch reich. Die Feen hiezu passend. Die Gefangenen können, wenn man will, verschiedene Nationalkleidungen tragen, aber alle mit einer Schärpe von schwarzem Pelze als Diener des Ogers.

Wenn bey uns alles von allen geleistet, gesprochen, getanzt und gesungen wurde; so beruht eigentlich darauf der Spaß der psychischen Cur, der durch eine höhere Vorstellung wie Sie solche geben müssen, gewissermaßen zerstört wird. Können Sie also sorgen daß das Aneinandertreten der Poesie und Prosa, des Alltäglichen und Phantastischen nicht schreyend wird, sondern sich mit einander verbindet und zuletzt eine fröhliche Anerkennung[300] des Gewöhnlichen bey den Zuschauern nicht die Exaltation aufhebt, so ist es möglich daß das Stück Gunst erhalten und behalten kann.

Ihr Brief mein Werthester vom 25. September ist mir erst am 1. October geworden, deshalb schicke ich nach Seifersdorf und Berlin Duplicate der Antwort. Möge Ihnen nach einem ausgestandenen ungeheueren Unheil, das mich redlich und innig geschmerzt hat, alles Gute gelingen im Großen und Kleinen.

Mit diesem Theatersegen will ich zum freundlichsten abgeschlossen haben.

treugesinnt

Weimar den 1. October 1818.

Goethe.


29/8178.


An Theobald Renner

Ew. Wohlgeboren

interessirt gewiß das Kupfer in dem beyliegenden englischen Kunstheft und die Vergleichung der beiden Pferdeköpfe. Um selbst urtheilen zu können bleibt uns wohl nichts übrig als Abgüsse von beiden anzuschaffen. Indessen erregt der kurze Aufsatz von Haydon und das, was er von Mr. Charles Bell's Anatomy of Expression sagt, besondere Aufmerksamkeit. Kennen Sie das Werk? und sollte man es nicht kommen lassen?

Mit dem Wenigen mich zu geneigtem Andenken empfehlend

ergebenst

Weimar, den 2. October 1818.

Goethe.[301]


29/8179.


An Johann Salomo Christoph Schweigger

[Concept.]

Ew. Wohlgeboren

auf's freundlichste zu begrüßen finde eine schöne Gelegenheit. Herr Osann, ein junger Mann von gutem Hause, gebildet, wie Sie selbst gleich finden werden, kommt um seine chemischen und physischen Studien fortzusetzen nach Erlangen. Wie könnt ich ihn besser empfehlen als wenn ich Ew. Wohlgeboren ersuche, ihn freundlich aufzunehmen und ihm zu seinen Zwecken behülflich zu seyn.

Für das mitgetheilte optische Instrument wiederhole meinen besten Dank, um so mehr als mir gerade jetzt der Gebrauch desselben bedeutende Vortheile bringt. Ich hoffe daß Sie den übrigen mir anvertrauten Apparat und die dazu gehörigen Einzelheiten in Carlsbad bey den drey Mohren gefunden und gefällig übernommen haben.

Wie gern ich mich jener angenehmen und lehrreichen Stunden erinnere, davon haben Sie gewiß die volle Überzeugung. Möchten Sie mir einige Nachricht geben wie Ihre Reise nach Töplitz geglückt, so würden Sie mich sehr verbinden.

Erlauben Sie jedoch daß ich Wunsch und Bitte hinzufüge.

Sie kennen so genau die Schleifanstalt des Bayreuther Marmors; nun kommen unter den dortigen[302] Platten solche vor die, in schwarzem Grund, weiße kalkspäthige Ammoniten enthalten. Bey diesen tritt, obwohl selten, der Fall ein, daß eine Kluft durchgeht welche die Ammoniten verschiebt.


(wird Platz gelassen zu einem Quadrat von drei Zollen)


Wär es möglich mir eine größere oder kleinere Platte dieser Art zu verschaffen, so geschähe mir ein ganz besonderer Gefalle.

Kann ich für so manches Angenehme was Sie mir erwiesen und erweisen auf irgend eine Art zu Diensten seyn, so wird es mich auf's höchste freuen.

Unter den aufrichtigsten Wünschen und der Bitte mich Herrn Nees von Esenbeck zum allerschönsten zu empfehlen.

Weimar den 2. October 1818.


29/8180.


An Christian Gottlob Voigt

Auf beyliegendes, unmittelbar, mit einem Wincke zur Beschleunigung, mir zugekommenes Schreiben, habe mich eiligst erklärt. Es sollte mir sehr angenehm seyn wenn diese Angelegenheit noch vor dem zu erstattenden Hauptbericht in's gleiche käme. Lämger bestehen kann das Verhältniß nicht. Wie es aufzulösen habe nicht aussinnen können. Mögen Ew. Exzell. diesem Räthsel das günstige Wort finden.

gehorsamst

W. d. 4 Octb. 1818.

Goethe.[303]


29/8181.


An den Großherzog Carl August

[Concept.]

Die mir gnädigst mitgetheilten akademischen Acten, deren Kenntniß mir schon früher gegönnt gewesen, habe fleißig durchgesehn und darf wohl sagen, daß das Geschäft zu endlichem Abschluß genugsam vorbereitet zu halten sey. Die revidirten Statuten, die Berichte der beiden Commissarien, die Vota des Herrn Staatsministers von Voigt, die vom Legationsrath Conta aufgestellte methodische Übersicht lassen über das Ganze keinen Zweifel mehr, so daß alle und jede Puncte durch eine endliche Entscheidung gar bald erledigt können.

Hiebey wollte ich jedoch die in früheren, bey den Acten befindlichen Aufsätzen gethane Bitte wiederholen daß alle auf die akademische Bibliothek bezüglichen Puncte vorerst beseitigt und bis zu einem erneuten Bibliotheks-Statut aufgehoben werden möchten.

Und zwar dürfte namentlich des §. 13 des Hauptstatuts siebente Abtheilung:

»Das Recht zu erlangen, daß die von der Facultät zum Ankauf für die Universitäts-Bibliothek vorgeschlagenen Bücher, nach Verhältniß des Antheils den die Facultät an der Bibliothekscasse hat, wirklich angeschafft werden« wegfallen, weil diese ältere Einrichtung schon seit dem Jahr 1810 nicht mehr beobachtet[304] worden, und ehe dieselbe wieder neueingeführt werden kann, manches vorher zu bedenken und zu besprechen seyn möchte.

Ferner würden solche Specialeinrichtungen, wie in §. 5 und zwar in der Anmerkung zur dritten Abtheilung ausgesprochen sind, ausgelassen, wenn es heißt: »Anmerkung. In jedes angeschaffte theologische Buch wird der Preis und die Art der Gewinnung des Buchs eingeschrieben; und eben dieses ist auch im Bibliotheks-Catalog zu bemerken.« Da einem solchen Bedürfniß durch das neueingeführte Vermehrungsbuch zum Theil schon abgeholfen, die Anordnung aber, wie sie hier ausgesprochen ist, nicht wohl stattfinden kann.

Eben dieses gilt von dem folgenden vierten Paragraph, welcher heißt: 4) »Auch hat der theologische Decan die Verpflichtung die halbjährige Visitation der Bibliothek bey dem Consilio arctiori in Anregung zu bringen, und die dabey bemerkten Mängel der Facultät anzuzeigen.« Denn solange die interimistische Einrichtung dauert, und Großherzogliche Aufsicht beschäftigt ist die Schloßbibliothek der akademischen einzuverleiben und das Ganze methodisch aufzustellen, kann eine Visitation von Seiten der Akademie nicht stattfinden. Doch arbeitet man künftigen höchst wünschenswerthen Visitationen auf alle Weise vor, besonders durch das Vermehrungsbuch worin alle neuangeschafften Bücher aufgezeichnet werden. Ferner durch eine übersehbare Ordnung des Aufstellens, nicht[305] weniger indem man durchgreifende Catalogen beabsichtigt.

Wenn man also unterthänigst bittet vorgemeldete Stellen aus den Statuten wegzulassen, so fügt man noch einen Wunsch hinzu: daß die redigirten und in's Reine gebrachten Statuten Großherzogl. Ober Aufsicht nochmals communicirt werden möchten, weil man bey der gegenwärtigen Lage der Acten doch einiges könnte übersehen haben.

Zum Schlusse jedoch will man bemerken, daß das von der Akademie selbst verfaßte und dem Bibliothekar übergebene Bibliotheks-Statut alles erschöpft, was die innere Verwaltung dieser Anstalt erfordert. Wobey Großherzogl. Ober-Aufsicht nicht angelegener ist als diese wohl überdachte Anordnung aufrecht zu erhalten und in Ausübung zu bringen, welches jedoch wegen unseliger Renitenz einzelner Personen bis jetzt nicht völlig zu erreichen gewesen.

Weimar den 5. October 1818.


29/1828.


An N.N.

Mit viel Vergnügen warte morgen auf. Herrn Dr. Noehden zu treffen wird mir sehr angenehm seyn.

Die besten Empfehlungen allerseits.

d. 6. October 1818.

G.[306]


29/8183.


An Christian Ernst Friedrich Weller

Da der Termin herannaht, an welchem Ihre Schuldverschreibung verfallen ist, und ich schwerlich bis dahin nach Jena komme; so will ich nur soviel sagen: Daß ich jene Einhundert Thaler mit Interessen auf ein Jahr garantiren und Sie im Laufe desselben in Stand setzen kann diese Schuld abzutragen. Richten Sie die Angelegenheit hiernach ein und melden mir den Verlauf. Mit den besten Wünschen.

W. d. 7. Octbr 1818.

G.


29/8184.


An Christian Gottlob Voigt

Ew. Exzell.

Wunsch und Winck, wie ich hoffe, gemäß thue folgenden Vorschlag.

1) Geh. Hofr. Eichstedt entläßt Prof. Güldenapfel zu Weynachten in Frieden, welcher Besoldung und Deputat behielte.

2) Benamst G. H. R. Eichst. Ein Subjeckt das er an dessen Stelle setzen will. Diesem können wir 8 Scheffel Korn 8 Sch. Gerste aus der Museums Casse versprechen. Für Anschaffung und Verantwortung trage Sorge.

[307] Bey Abfassung des Museums und Bibliothecks Berichtes beseitige diese Sache indem ich ihrer nur im Vorbeygehn als abgethan gedencke, und höchste Billigung des Geschehnen erbittend.

Doch wünschte vorerst daß mein Vorschlag Güldenapfeln ein Geheimniß bliebe, damit man sich vor allen Dingen seiner künftigen Thätigkeit bey der Acad. Bibliotheck, nach Befreyung von der Literaturzeitung versichern könne.

Indessen beeile die Aufsätze zu den Berichten, sie Ew. Exzell. vorzulegen.

treu verbunden

W. d. 7. Octbr. 1818.

J. W. v. Goethe.


29/8185.


An Christian Gottlob Voigt

Ew. Excellenz

erhalten hiebey Verschiedenes, welchem ich geneigte Aufnahme erbitte.

1) Den Museumsbericht, dessen Entwurf schon seit Ostern bey mir liegt. Wegen Verspätung der Kühnischen Rechnung blieb er so lang zurück, erst jetzt hab' ich die Summen genau auswerfen können. Genehmigen Ew. Excellenz denselben so kann er alsbald mundirt und eingereicht werden.

2) Das auslangende Votum, auf das Communicat der Landes-Direction bezüglich, lasse in Form eines[308] Communicats abschreiben, und es steht zu hoffen daß diese Angelegenheit sich auch erledigen wird.

3) Zwey in der Rauischen Auction, durch Ew. Excellenz Vorsorge, acquirirte sehr schätzbare alte Drucke.

gehorsamst

Weimar den 10. October 1818.

Goethe.


29/8186.


An den Großherzog Carl August

[Concept.]

Einen von Mayland angekommenen sehr bedeutenden literarischen Bericht lege Ew. Königl. Hoheit vor, mit der einzigen Bemerkung daß er deshalb schwierig zu lesen ist, weil, weder durch Rubriken noch Marginalien, der höchst mannichfaltige Inhalt gesondert, noch ein Überblick erleichtert worden. Wollen daher Höchstdieselben nach genommener Einsicht diese Blätter mir wieder zurücksenden; so kann ich eine gedrängte summarische Darstellung gar leichtfertigen und dieselbe zu gnädiger Benutzung vorlegen.

Zugleich erwähne danckbar der letzten außerordentlich interessanten Fossilien-Sendung.

Weimar den 12. October 1818.[309]


29/8187.


An Carl Wilhelm von Fritsch

Ew. Excellenz

ausgezeichnet schätzbare Gabe wäre uns jederzeit höchst willkommen gewesen, zur gegenwärtigen aber wird sie es doppelt, da wir vor kurzen das Bibliotheks-Museum geordnet, catalogirt und dadurch das Vorhandene sowohl als jedes Zuwachsende erfreulicher genießbarer gemacht. Unser bereitwilliger Hofrath Meyer wird diesen Gemälden sogleich ihren gebührenden Glanz ertheilen, und wir werden uns die Freude erbitten daß Ew. Excellenz sie gelegentlich, ihrem Werthe gemäß zu Ehren des Gebers aufgestellt, freundlichst betrachten möge. Nehmen Sie indessen unsern verbindlichsten Dank und erhalten den wissenschaftlichen sowohl als Kunstanstalten eine geneigte Gesinnung.

gehorsamst

Weimar den 12. October 1818.

J. W. v. Goethe.


29/8188.


An Lorenz Pansner

[Concept.]

[13. October 1818.]

Ew. Wohlgeb.

haben mich mit einem erneuerten Diplom der verehrten Petersburger Gesellschaft für gesammte Mineralogie nicht wenig erfreut und ich verfehle nicht Dieselben zu[310] ersuchen, meinen verpflichteten Dank dafür allerseits abzustatten. Damit derselbe jedoch nicht ganz leer erfunden werde, nehme ich mir die Freyheit, mehrere Exemplare von kleinen auf Geologie bezüglichen Aufsätzen beyzufügen, welche der Aufmerksamkeit der angesehenen Vorsteher und Mitglieder bestens empfehle.

Der gute Joseph Müller ist in einem hohen Alter vor einem Jahr gestorben, und die durch das Heft angezeigte Sammlung nicht mehr zu haben; doch gelang es mir bey dem dießjährigen Aufenthalt in Carlsbad eine vollständige zusammen zu bringen. Kann dieselbe der hochangesehenen Societät zu einigem Nutzen gereichen, so erbiete mich solche zu übersenden, wenn mir der Weg angewiesen würde, auf welchem sie zu spediren wäre, die Kiste würde nicht völlig einen Centner an Gewicht haben.

Der ich mich hiemit zu geneigtem Andenken bestens empfohlen wünsche.

Weimar den 22. September 1818.


29/8189.


An Friedrich Theodor von Müller

Frau Canzlar von Müller, Einladung zum Abendessen Freytag den 16. October 1818.

J. W. v. Goethe.[311]


29/8190.


An Friedrich Wilhelm von Bielke

Ew. Hochwohlgeboren

nehme mir die Freyheit ein Blatt zu überreichen, welches in Gefolg der Befehle Ihro Kaiserl. Hoheit geschrieben worden. Nicht daß dieser Vorschlag gerade befolgt werde, ist die Absicht, sondern daß etwas in der Mitte stehe um beurtheilt zu werden. Eine Bemerkung sey mir wegen der Ausführung erlaubt.

Die Möglichkeit auch diese zu übernehmen lag mehrere Jahre her nur in meinem Verhältniß zum Theater; Regisseur und Untergeordnete behandelten einen Aufzug wie ein neues Stück das nur nicht auf der Bühne gegeben wird. Eine solche Unternehmung lag also völlig in meinem gewöhnlichen Geschäftsgang. Da nun dieses Verhältniß aufgehört hat, auch noch die Jahre hinzukommen die mich hindern persönlich einzugreifen und dadurch, bey Proben und an Festtagen selbst, eintretenden Zufälligkeiten zu begegnen, so wäre hierauf besondere Rücksicht zu nehmen und die nöthige Einrichtung zu treffen. Möchten Ihro Kaiserliche Hoheit sich von meinem besten Willen gnädigst überzeugen.

gehorsamst

Weimar den 18. October 1818.

J. W. v. Goethe.[312]


29/8191.


An Carl Friedrich Anton von Conta?

Ew. Wohlgeb.

haben die Gefälligkeit mir wissen zu lassen ob für uns nach dem in der Beylage ausgesprochnen Wunsche etwas zu hoffen wäre.

ergebenst

W. d. 19. October 1818.

Goethe.


29/8192.


An Friedrich Wilhelm Heinrich von Trebra

[Concept.]

Das allerliebste Büchlein, welches die höchst interessante Lebensepoche meines theuren Freundes darstellt, hat mich bey meiner Ankunft vor einigen Wochen freundlichst empfangen und ist sogleich, mitten im Tumulte hoher Durchreisenden, verschlungen worden. Heute aber erst gelange ich dazu meine Freude darüber auszusprechen und meinen Dank abzustatten. Wie schön und herrlich hast du dich selbst in voller Thätigkeit jüngerer Jahre geschildert und dadurch bewiesen, daß der Trieb mit Leidenschaft und Verstand das Gute zu wirken in dir noch immer lebt und thätig ist. Du erleuchtest mit dieser Fackel zugleich deine eigene Wirksamkeit und eine höchstwichtige Epoche des sächsischen Bergbaues. Wie lebhaft, gegenwärtig, treu und redlich ist alles gedacht und geschrieben,[313] so daß es einem jeden, in jedem Geschäft höchst anregend werden muß.

Alles dieses und noch so manches Gute aus vorigen Zeiten besprach ich noch gestern Abend mit unserm Fürsten in munterer Gesellschaft, wodurch denn alles was sich auf den werthen Freund bezog vollkommen lebendig ward, und ich nun am frühen Morgen angeregt bin gegenwärtiges zu vermelden und, damit dieses Blatt sogleich abgehe, nur noch hinzufüge die besten Segenswünsche in der Hoffnung eines baldigen Wiederbegegnens. Diesen Sommer, als ich Gemahlin und Tochter antraf, dachte ich immer, es könne nicht fehlen der Freund werde sie abzuholen erscheinen, da denn Musterstücke der sämmtlichen Gebirgsarten auf dem Tische ausgebreitet, sowie in der Natur im Großen feststehend auf den Empfang sich in voraus etwas zu Gute thaten.

Und hiemit allen frommen Geistern und Seelen befohlen.

Weimar den 20. October 1818.


29/8193.


An Johann Baptist Grafen Paar

[Concept.]

[21. October 1818?]

Hierbey mein verehrter Freund erhältst du das versprochene Instrument zur Vermehrung deiner schon so weit gediehenen Sammlung. Da ich mich bey der[314] Wahl desselben ganz auf fremden Geschmack verlassen mußte, so wünsche daß derselbe nicht möge fehl getroffen haben, daß du in nachdenklichen rauchumwölkten Stunden dich dabey meiner freundlichst erinnern mögest.

Da ich bey unsern leider nur allzu kurzen Verhandlungen bemerken konnte, daß du manchen Aufschluß über meine oft diplomatischen Dichtungen verlangtest womit ich nicht allsogleich zu Handen war, so sende einige schriftliche Äußerungen des jungen Mannes, der auf eine eigensinige Weise sich mit meinen Productionen beschäftigt und dessen Bemerkungen wenn sie auch nicht immer buchstäblich zu nehmen sind, doch immer als aufklärend und aufregend schätzbar bleiben.

Diesem mitgetheilten jedoch füge ich eine Bitte hinzu, die ich dir ernstlich an's Herz lege. Sonst führte ich manches Büchlein mit mir worinnen ich Gönner und Freunde Ihre Namen zu schreiben bat, dießmal versäumt ich es auf meiner Reise und bitte dich nun freundlichst das Verfehlte nachzuholen. Verschaffst du mir die Hand und Namensunterschrift des verehrten Greises, mit welchem ich so glückliche Stunden verlebte und wo mir so manches unverdiente unschätzbare Glück geworden, so werde ich dir auf's neue höchlich verpflichtet seyn; und hiemit den schönsten Dank zu dem ich stündlich aufgefordert werde, indem die bedenkliche Sibylle mir immer vor Augen steht[315] und mich mit ihrer edlen Gestalt an die Stunde des Abschieds mahnt wo ich sie zuerst erblickte.


29/8194.


An Bury und Comp.

[Concept.]

Dieselben erhalten das für mich früher gearbeitete Ordenskettchen hiedurch zurück, indem ich, nach beyliegender Skizze, dasselbe zu vier Ordenszeichen eingerichtet wünsche. Hiebey bemerke daß man dem St. Annenorden wohl auch eine Krone geben sollte.

Weiter setze nichts hinzu weil Sie die Einrichtung eines solchen Schmucks am besten selbst verstehen, nur ersuche um baldige Förderniß und Rücksendung.

Weimar den 22. October 1818.


29/8195.


An Sophie Caroline von Hopffgarten

[Concept.]

Ew. Königl. Hoheit

erhalten hiebey unter den treulichsten Begrüßungen zur glücklichen Wiederkehr

[316] 1) das Manuscript der Sappho.

Es kann dieses Stück noch zu mancher angenehmen Unterhaltung Gelegenheit geben: denn es urtheilt sich am heitersten wenn man bey dem was man billigt noch etwas zu erinnern hat.

2) die sehr in's enge gebrachte Relation des Herrn Cattaneo.

Ich läugne nicht, daß es mir schwer geworden ist mich durch dieses Perioden-Labyrinth durchzuschlingen.

3) Das erste Exemplar von der Heilsberger Inschrift; sobald sie beysammen sind so besorge die Sendung an Herrn von Schreibers und wo sonst hin Ew. Hoheit Exemplare befehlen.

Weimar den 23. October 1818.


29/8197.


An Christian Gottlob Voigt

Ew. Excellenz

erhalten hiebey einige Expeditionen die sich nach Jena nöthig machen; die Berichte wodurch sie veranlaßt worden liegen bey. Sollte noch etwas zu erläutern seyn, so würde es Dr. Weller, der eben gegenwärtig ist, mit Vergnügen thun wenn ihm erlaubt würde heute Abend aufzuwarten.

In diesen Tagen hoffe ich selbst die Vergünstigung wieder anfragen zu dürfen.

gehorsamst

Weimar den 25. October 1818.

Goethe.[317]


29/8198.


An Christian Ernst Friedrich Weller

Aufträge.

1) Die Tagebücher von Güldenapfel, Baum und mir in acht Tagen an Großh. S. Ober-Aufsicht einzuschicken.

2) Soll Mechan. Otteny noch in nächster Woche den Windfang für sechs Thaler auf die rauchbringende Esse setzen.

3) Kann sogleich mit nächster Woche die systematische Aufstellung der Glottic im neuen Expeditions-Zimmer vor sich gehen, die in der akademischen Bibl. sich befindenden Bücher der Glottic mit ordnungsgemäß beygefügt, die Zettel berichtiget, die Bücher signirt, numerirt und dann der Catalogus gefertiget werden, und zwar für sich bestehend, weshalb auch Papier gesendet wird.

4) Das Einheizen, Kehren der Expeditons-Zimmer und Bibliothek-Säle so wie noch einige andern dahin gehörenden Arbeiten werden vor der Hand von dem Diener Christian Römhild besorgt, wofür selbigem von Zeit zu Zeit eine Remuneration aus der akademischen Bibl.-Casse gereicht werden soll.

5) Die Angelegenheit mit Timmler wäre dergestalt in Ordnung zu bringen, daß man auseinandersetzte was er accordgemäß geleistet und[318] dann Punct für Punct aufzuschreiben was außer Accord ist gethan worden. Sodann zu ermessen wie lange Zeit und mit wie viel Leuten er gearbeitet und wenn dieß geschehen in ihn zu dringen, daß er Punct für Punct seine Forderungen angiebt.

6) Gleichermaßen ist Rentamtmann Lange anzuhalten daß er die in seinem letzten Quartal-Extracte angegebene specificire, damit man sehe was auf jedem Posten verwandt worden. Hiebey wäre ihm, daß das Geschäft gefördert wäre, möglichst zu helfen.

7) Für Anschaffung des Holzes zu sorgen.

8) Wünsche zu erfahren wie weit die Thüre am medizinischen Auditorium vom Fenster entfernt ist.

9) Wäre in dem Manual des Rentamtmann Lange nachzusehen und auszuziehen, wie viel der Transport aus der Schloßbibliothek in die akademische bisher gekostet?

Weimar den 25. October 1818.

J. W. v. Goethe.


29/8199.


An Johann Georg Lenz

Ew. Wohlgeboren

danke vielmalen für die Mittheilung so guter Nachrichten. Die Papiere sende nächstens zurück und werde nicht verfehlen für die einsendenden Freunde[319] Portrait-Medaillen auszuwirken. Auch wünsche ich, daß Sie mir in einem Briefe die Verdienste des Herrn Grafen Bedemar vom Anfange an auseinandersetzten, weil ich auch demselben etwas Freundliches erzeigen möchte.

Der ich recht wohl zu leben und fortdauerndes Sammlungs-Glück anwünsche.

ergebenst

Weimar den 26. October 1818.

Goethe.


29/8200.


An Johann Georg Lenz

Ew. Wohlgeboren

abermals angenehme Nachricht hat mich höchlich erfreut und es wäre recht gut wenn Sie die schönen Herbsttage Sich eine kleine Bewegung machten um die angebotenen Geschenke persönlich zu acceptiren und Sich sonst umzusehen. Die Reisekosten wird unsere Museumskasse gerne tragen.

Das Beste wünschend.

ergebenst

Weimar den 26. October 1818.

Goethe.


29/8201.


An Christian Gottlob Voigt

Ew. Excellenz

haben mich durch den Beyfall, den Sie den byzantinischen Alterthümern gegönnt, gar höchlich erfreut. Ein neueres[320] auch interessantes liegt bey. Die neuste Ordnung unseres Museums reizte mich diesen Zuwachs in Carlsbad anzuschaffen. Ferner sind mir auch hier einige runde Elfenbeinbilder von Bedeutung angeboten, um die ich mit gehoffter Beystimmung feilsche. Da Jedermann gegenwärtig nach der Kunst des Mittelalters fragt, so ist es wohlgethan eine geschichtliche Reihenfolge von solchen Monumenten bey Gelegenheit zu sammeln.

Dr. Weller, der sich durch Ew. Excellenz gnädige Aufnahme sehr geehrt fand, ist, neben den unterzeichneten Verordnungen, noch mit schriftlichen und mündlichen Aufträgen gestern abgegangen, dergestalt daß vor Weihnachten noch manches sowohl am Local als am Geschäft selbst geschehen kann.

Ein Bedürfniß unserer Zeichenschule und wie demselben, auf Verabredung mit Hofrath Meyer, abzuhelfen ist, zeigt sich aus der Beylage welche zu unterzeichnen bitte.

Baldige persönliche Aufwartung mir vorbehaltend

gehorsamst

Weimar den 27. October 1818.

Goethe.


Was Lenz für Schätze erhalten zeigen die gleichfalls beygefügten Papiere.

Noch bemercke daß, da Güldenapfeln sein Pensum für den Winter vorgeschrieben ist, der beschlossene Abgang von der Literaturzeitung ihm wohl nunmehr[321] anzukündigen und ihm die Verpflichtung seine Zeit dem Bibl. Geschäft zu widmen, aufzuerlegen wäre.

G.

Vor allem aber den schönsten Danck für die gütigste Belobung und reichliche Zugabe.


29/8202.


An Carl Gustav Carus

Das mir neuerlich zugesendete Heft habe mit besonderm Vergnügen gelesen und mich der Ansichten erfreut die sich Ihnen auf dem eingeschlagenen Wege des Naturstudiums eröffnen mußten. Ich werde dieses neuen Zeugnisses Ihrer Thätigkeit in meinem nächsten Hefte nach Verdienst gedenken und empfehle mich zu fernerem wohlwollenden Andenken und Theilnahme.

ergebenst

Weimar den 28. October 1818.

Goethe.


29/8203.


An Johann Christian August Grohmann

[Concept.]

[28. October 1818.]

Ew. Wohlgeboren

danke mit wenigen Worten für das Übersendete. Sie ermessen selbst wie angenehm es mir seyn mußte aus jener großen und bedeutenden Stadt endlich Antheil und Zustimmung zu erfahren, woher mir sonst nur Widerwille und Vereinigung entgegen kam. In meinem[322] nächsten Hefte gedenke mit Freuden Ihrer Arbeit, da mir nichts Tröstlicheres begegnen können als mich Denkart und Überzeugung nach in jungen Männern wieder aufleben zu sehen.

Mit den besten Wünschen mich zu fortdauerndem geneigtem Andenken empfehlend.

Weimar den 24. October 1818.


29/8204.


An Christian Gottlob Voigt

Ew. Excell.

erhalten meinen verpflichteten Danck für die Vermittlung des unangenehmen Geschäftes. Wie lebhaft und aufrichtig er sey geht daraus hervor wenn ich bekenne daß das Academische Bibliothecksgeschäft mir, ohngeachtet seines guten Fortgangs dennoch lastet und nun ein großer Theil Sorge weggehoben ist, da man von Güldenapfel anhaltende Bemühung fordern kann. Gleiche Theilnahme fortdauernd mir erbittend

treulichst

W. d. 29. Octbr. 1818.

Goethe.


29/8205.


An Johann Georg Lenz

Ew. Wohlgeboren

ersuche mir Wulfens Abhandlung vom kärnthischen Bleyspathe herüberzusenden, damit man einen anschaulichen Begriff geben könne von der wichtigen Vermehrung des Kabinettes.

[323] Ich hoffe Portrait-Medaillen auszuwirken

1) für Herrn Leopold Marx, Hüttenverwalter,

2) für denjenigen der zu diesem Geschenke mit beygetragen, den er in seinem Briefe an Sie genannt,

3) für jenen Freund in Ungarn, dessen Sendung Serenissimus persönlich bewundert, weshalb mir die beiden letzteren Namen ausbitte.

Vielleicht läßt sich für den Empfänger auch etwas auswirken.

Das Beste wünschend.

ergebenst

Weimar den 30. October 1818.

Goethe.


29/8206.


An Sulpiz Boisserée

So eben scheidet unser trefflicher Zelter, und ich säume nicht Sie sogleich wieder einmal zu begrüßen. Nur wenige Tage sind alten geprüften Freunden hinreichend, um sich vollkommen wieder zu erkennen und sich auch einmal über den Bestand der menschlichen Dinge zu freuen. Mag doch die Gestalt der Welt vergehen, wenn befreundete Gesinnung sich gleich bleibt; wenn man zu beiden Seiten fortfährt das Gleiche zu lieben und das Gleiche zu hassen; demselben Weg zu folgen, den entgegengesetzten zu meiden. So ging mir's dießmal mit einem alten echten Freunde, möge es mir[324] doch auch wenigstens im nächsten Jahre mit lieben Jüngeren eben so wohl werden.

Das empfohlene Büchlein hat er mir übergeben und ich werde gleich daran gehen, sobald ich wieder zur griechischen Kunstregion zurückkehre, wovon mich gegenwärtig eine doppelte Ferne scheidet.

Einmal die Hof- und Feenwelt, die sich ganz eigens, bey Annäherung hochzufeyrender Gäste in Bewegung setzt; zweitens, die östlichen Räume in denen ich, wie die Beylage besagt, sorgfältig zu pilgern mich wieder entschließen mußte. Schnell genug wird auf diese Weise der Winter vorübergehen. Denn an Zufälligkeiten fehlt es niemals, wodurch alle Zwischenräume von Zeit und alle Reste von Kräften aufgezehrt werden.

Möchten Sie mich zu Weihnachten mit der Nachricht von vollkommen günstiger Erfüllung Ihrer Wünsche und Plane glücklich machen!

Noch muß ich vermelden daß ich in der Zwischenzeit gar manches Schöne theils mir, theils unseren Museen zu eigen gemacht. Von zwey kleinen Statuen sende die Schattenrisse. Die stehende Figur ist von Bronze, unschätzbar an Würde und Großheit; die sitzende von Elfenbein, vielleicht schon aus dem dreyzehnten Jahrhundert zu schätzen. Erstere werden Sie mir gönnen. Letztere wünscht ich Ihnen, läge mir nicht unser Museum so nahe am Herzen, welches nach und nach eine wohl zusammenhängende Reihe[325] solcher Kunstwerke enthält. Von der ältesten byzantinischen Flacharbeit habe drey kostbare Tafeln angeschafft. Sie enthalten in Miniaturschnitt unzählige Heilige reihenweis geordnet.

Nun ereignet sich aber der sonderbare Fall, daß wir keinen geschickten Silhouetteur mehr hier haben, deswegen die gestern Abend unternommenen Schattenrisse nicht communicabel sind, das Blatt jedoch soll nicht liegen bleiben, vielleicht gelingt es ein andermal besser. Den gedruckten Bogen bitte zu secretiren.

Tausend Grüße an die Haus- und Gallerie-Genossen.

Weimar den 31. October 1818.

G.


29/8207.


An Ottilie von Goethe

Da man veranlaßt worden den Zug von Oberon, Titania, Feen und Elfen durch Kinder vorzustellen, so werden Sie, meine liebe Tochter, es den Frauenzimmern die hierbey interessirt sind, anzeigen und zugleich die Versicherung geben, daß man Sorge getragen habe, ihnen dagegen andere angenehme Rollen zuzutheilen, mit dem Wunsch baldiger Besorgung.

Weimar den 31. October 1818.

Goethe.


31/1.


An Friedrich Theodor von Müller

Ew. Hochwohlgeboren

sende das Mitgetheilte dankbar zurück. Eines Verdachtes kann man sich bei dieser Gelegenheit nicht enthalten, möge ihn der Gegentheil nicht zur Sprache bringen, sonst giebt es schlimmere Händel als je. Mündlich das Übrige.

Mit den besten Wünschen

Weimar den 2. November

gehorsamst

1818.

Goethe.[1]


31/1a.


An Johann Friedrich Fuchs

Ew. Wohlgeboren

ersehen aus beiliegender Abschrift was, nach dem Antrage der medicinischen Fakultät, an Professor und[43] Bibliothekar Herrn Dr. Güldenapfel verordnet worden, um mit demselben weitere Verabredung treffen zu können. Was schon systematisch aufgestellte medicinische Fach wird durch diese Acquisition sich gar sehr der Vollständigkeit nähern.

Mit den besten Wünschen

ergebenst

J. W. v. Goethe.

Weimar den 2. November 1818.[44]


31/2.


An Johann Georg Lenz

Indem ich Ew. Wohlgeboren einige Briefschaften zurücksende, erfolgt sogleich die authorisirte Rechnung. Ich gratulire, daß alles so wohl abgelaufen, die Vilacher Bleyspähte verlange gar sehr zu sehen. Denen Herrn Marx und Spitteler werde Medaillen zusenden, Herr Patzovsky hat schon eine erhalten.

Ich bedaure zugleich die allzulebhafte Umarmung, hat man doch schon längst gesagt, daß ein ungeschickter[1] Freund oft mehr Schaden thut, als der grimmigste Feind. Möge alles zum besten gedeihen.

Weimar den 4. November

Goethe.

1818.


31/3.


An Christian Gottlob Voigt

So eben find ich einen Revisionsbogen von dem vierten Hefte Kunst und Alterthum und mache sogleich ein compediöses Heftchen daraus. Senden es Ew. Excellenz, wie es ist, nach Mayland, so ist der junge Reisende unterrichtet und wird Herrn Antolini, wenn er ihm die paar Blättchen übersetzt, in Verwunderung setzen, auch der Natur der Sache gemäß eine geneigte Aufnahme finden.

Weimar den 5. November 1818.

treulichstGoethe.


31/4.


An Johann Jacob von Willemer

Der Unglaube der bey unserm langen Schweigen, verehrter Freund, in Ihrem Gemüth aufstieg, ist sehr verzeihlich; vernehmen Sie aber, daß mein Sohn, schmerzlich getroffen von Ihrem Verlust, zu antworten nicht getraute, mir vielmehr bey meiner Rückkunft den Brief einhändigte und mir diese traurige Pflicht überließ, die ich nicht eher erfüllen wollte bis ich Etwas vollständig mitschicken könnte, was Ihnen und unserer geliebten Marianne zur Freude gereichen möchte.

[2] Hierbey also ein Fragment, an dem Sie gewiß abnehmen, daß ich, schon seit geraumer Zeit, um die Mühle und um das rothe Männchen her beschäftigt bin. Mögen diese Blätter Ihnen, wenn auch nur für Augenblicke, jene schönen Tage zurückrufen, die mir unvergeßlich bleiben; möge die Freundin, den vorüberfließenden, ewigen Fluß betrachtend, auch der beharrlichen Bächlein gedenken, die schweigsam, ohne Rauschen sich immer um sie herschlängeln. Diese beiden Bogen bitte niemand mitzutheilen, denn es dauert leider noch eine Weile bis ich das Ganze senden kann.

Ferner wäre mein Schweigen zu entschuldigen durch den unendlichen Zudrang der ersten Wochen meines Hierseyns, wo gar manches Versäumte nachzuholen war. Gegenwärtig aber setzte die Erwartung so hoher Fremden alles in Bewegung was nur von neuen Kräften sich entwickelt und von alten übrig ist um mancherley Feste zu verherrlichen.

Die Herzogin von Cumberland erinnerte sich dieser Tage mit Vergnügen jenes Nachtbesuchs, und ich ward sogleich an Ort und Stelle versetzt wo uns allen so wohl war. Möge der Nachklang davon Ihnen tröstlich seyn, wie er mir erquicklich ist! Davon denn das Büchlein selbst, nach dem Vorschmack der wenigen Bogen, ein treuliches Zeugniß ablegen soll.

Das herrliche Geschenk das Sie meiner Schwiegertochter verehrten, kam den 31. October, als an ihrem Geburtstage, erst recht zur Evidenz. Man verehrte[3] ihr ein vielfächeriges Prunkgestelle, worauf sämmtliche Gefäße die den Theetisch zieren Platz nehmen sollten, und hier glänzt nun dieser Weihkessel als das oberste. Möge auch hievon einige Zufriedenheit auf das oberste. Möge auch hievon einige Zufriedenheit auf Sie zurückstrahlen!

Frau Städel soll mir gleichfalls zum allerschönsten gegrüßt seyn, ihrer gedenk ich oft; denn mein munterer Hausgeist ist gleichfalls eine thätige Vereinerin, die nicht unterläßt alles was der Anstalt förderlich seyn könnte aufzuregen und beyzutreiben. Sie würden beyde zusammen sich gewiß wohl vertragen. Das liebe Scharffische uns allen gegrüßte Paar wird von dieser netten Individualität einige Nachricht hinterbracht haben. Erinnerung wieder anregt, hundert Verhältnisse des Zusammenlebens auch in der Ferne.

Herr und Frau von Savigny waren diese Tage hier und nöthigten mich in die Rhein-, Mayn- und Neckargegenden; überhaupt vergeht keine Woche daß nicht Fremde von dort her vorüber gehen, die das Verlangen stets beleben, auch wieder einmal persönlich, an Ort und Stelle den Freunden tröstlich seyn zu können.

Der beygelegte Brief ist an seine bedenkliche Addresse sogleich abgegeben worden. In diesen Tagen hatte ich die Freude, meinen alten trefflichen Freund Zelter bey mir zu sehen. Da denn seine Compositionen, die Ihnen nicht unbekannt sind, viel Unterhaltung gaben;[4] zugleich aber den Wunsch erregten den Vortrag derselben durch gewisse liebenswürdige Stimmen zu vernehmen. Und hiemit sey geschlossen. Wenn Freunde und Freundinnen mir von Zeit zu Zeit ein Wort sagen so wird es mir eine erfreuliche Winterlust seyn, auch manchmal ein Lebenszeichen von hier ausmerken zu lassen.

und so fort und für ewig

Weimar den 4. November

Goethe.

1818.


31/5.


An Christian Gottlob Voigt

Vielleicht berichtigen Ew. Excellenz diesen kleinen Umstand bey gegenwärtiger Gelegenheit eines gnädigst zu erlassenden Rescriptes.

Weimar den 6. November 1818.

G.


31/6.


An Ferdinand Gotthelf Hand

Ew. Wohlgeboren

geben mir über beiliegende wunderliche Inschrift einige gefällige Auskunft. Auch in wie fern die Übersetzung gelten dürfte.

Mündliche Unterhaltung hoffend

ergebenst

Jena, den 9. November 1818.

Goethe.[5]


31/7.


An den Marschall Macdonald,Herzog von Tarent

[14. November 1818.]

Monsieur le Marechal,

Je recois comme un bonheur inattendu et inestimable la faveur que Sa Majesté a daigné m'accorder et qui me pénêtre des sentimens de la plus profonde reconnoissance. Honorable en tout temps la distinction que je viens d'obtenir acquiert un nouveau prix par le moment qui a été choisi pour me la conferer.

En apprenant l'irrésistible enthousiasme avec le quella nation unanime a su vaincre dans ces derniers jours jusqu'au moindre obstacle qui sembloit s'opposer a l'inauguration de la Statue d'un Roi cheri et adoré, celui pour qui datera de cette memorable epoque la permission de se decorer du portrait d'un tel monarque a du s'en trouver doublement honoré.

Et lorsque dans cette même circonstance un peuple innombrable a fait eclater son amour pour le Souverain qui le gouverne aujourdhui, je me sens heureux du devoir qui m'est desormais imposé de m'associer à l'allegresse generale et aux voeux qui dans les jours actuels si pleins d'avenir, appelent sur le Monarque et sur la nation tout ce qui,[6] du dedans et du dehors peut amener la satisfaction, le repos et la prospérité.

En exprimant ainsi la vive gratitude, dont je suis penetré j'ose a peine ajouter que je sens toutes les obligations dont je suis redevable a Votre Excellence, par la meditation de la quelle cette distinction signalee m'a été accordee. J'attends avec respect le brevet qui m'a été annoncé et pour le quel j'envoie ci-jointes les notices desirees, ayant l'honneur de me souscrire

de Votre Excellence

le plus devoué Serviteur

Weimar

JW. de Goethe.

le 1. Nov. 1818.


Jean Wolfgang de Goethe né a Francfort sur le Main le 28 Aout, 1749, au Service de S. A. R. le Grand Duc de Saxe-Weimar depuis 1775; par la faveur continuee de son Souverain Conseiller privé actuel et ministre d'etat; grandcroix de l'ordre du faucon et de l'ordre de Ste Anne de Russie, Commandeur de l'ordre de St Leopold d'Autriche, et maintenant par la grace speciale de Sa Majesté le Roi de France Officier de la Legion d'honneur.[7]


31/8.


An Carl Friedrich Ernst Frommann

Meinen bei schneller Entfernung versäumten Abschiedsgruß an Ew. Wohlgeboren und die werthen Ihrigen bringe hierdurch nach und danke schönstens für alles Gute und Liebe, was Sie mir erwiesen. Möge es möglich werden bald wieder zurückzukehren.

Anbey folgt ein Abdruck des Titelblatts zum Divan, dem ich Beifall wünsche, die übrigen werden nun auch gefördert.

Was die nöthige Sendung nach Wien betrifft, ist mir folgendes beigegangen wodurch das Geschäft abgekürzt werden könnte. Das Manuscript zum Divan ist diesmal noch recht brauchbar; wollten Sie mir sodann ein Exemplar des Divans schicken, so würde die Druckfehler verbessern und in Wien würde man eine völlig reinliche Ausgabe veranstalten.

Da der Umschlag diesmal in der Druckerei besorgt wird, so könnte man die drei leeren Seiten, wie es bei der Morphologie geschehen, zu Notizen verwenden. die ich Ew. Wohlgeboren übersenden werde.

Soeben kommt Ihr werther Brief mit der Heilsberger Inschrift, worüber mir gefällig die Rechnung erbitte, ein Dutzend Abdrücke des Titels sollen also bald erfolgen. Die Alphabete wünschte herüber, um solche auf Großherzoglicher Bibliothek zu verwahren.

Auch lege einen Abdruck des Titelkupfers von:[8] Kunst und Alterthum bey; es wird vorgeheftet. Von demselben sind 1400 Abdrücke Montag den 12. October an Herrn Wesselhöft abgegangen, woselbst sie sich dann wohl vorfinden werden.

Der ich mich bestens empfehle und recht wohl zu leben wünsche.

Weimar den 14. November

ergebenst

1818.

Goethe.


31/9.


An Johann Gottfried Ludwig Kosegarten

[Concept.]

Ew. Wohlgeboren

erhalten hiebey einen Abdruck des Titelkupfers des Divan mit der Bitte gefällig anzuzeigen in wie fern Sie damit zufrieden sind, oder was daran zu verändern seyn möchte.

Zugleich lege ein Blatt bey welches Herrn Bibliothekar Güldenapfel einzuhändigen.

Das Beste wünschend.

Weimar den 14. November 1818.


31/10.


An Friedrich Theodor von Müller

Vor meiner Flucht in die Fichtenwälder empfehle mich Ew. Hochwohlgeboren zum allerschönsten zu geneigtem Andenken und fernerer Theilnahme.

Weimar den 16. November 1818.

G.[9]


31/11.


An Carl Dietrich von Münchow

[Concept.]

Beiliegendes Billet hätte gestern gerne persönlich vorgezeigt, nunmehr übersende es baldigst, wobei mir angenehm ist zu bemerken, daß die durch Vernachlässigung entstandene Differenz nunmehr gehoben sey, nicht weniger aber auch daß man sich überzeugt hält, mein Wort habe bei Ew. Hochwohlgeboren einiges Gewicht.

Der ich mich angelegentlich empfehle und unter den besten Wünschen und Versicherung aufrichtiger Theilnahme, mir das Blättchen zurückerbittend, die Ehre habe mich zu unterzeichnen.

Weimar den 16. November 1818.


31/12.


An Carl Friedrich von Reinhard

Der November, bis zu seiner Hälfte sehr schön, hat mich verleitet, Sie, verehrter Freund, noch immer auf dem Apollinarisberge mentaliter zu besuchen. Nun aber vermuthe ich daß Gegenwärtiges Sie in Frankfurt wieder treffen werde.

Vorerst also will ich mich anklagen, daß meine Expedition nach Paris durch allerley Hindernisse verspätet worden, worunter ich freilich die Apprehension[10] zählen muß, die ich habe, eigenhändig zu schreiben, besonders französisch auch nur abzuschreiben.

Hierbey bekenne zugleich redlichst, daß mein Wunsch war, keinen andern Dolmetscher zu suchen und zu finden als Sie Selbst, mein Bester; ich wagte nicht dieß auszudrücken, Ihre Geneigtheit kommt meinen Wünschen zuvor, nehmen Sie daher meinen aufrichtigsten Dank. Zum Scherz habe ich eine Übersetzung, die ich indessen machen ließ, als Schreibe-Übung abgeschrieben. Es ist wirklich eigen anzusehen, wie ein Sprachmeister, noch dazu ein recht gewandter, sich in einem solchen Falle seltsam benimmt. Ich muß doch einen gar wunderlichen Styl haben, daß nur meine Freunde damit fertig werden können.

Viel behaglicher war mir nun Ihre Worte hinzuschreiben, sie sind nach Paris an Treitlinger gegangen und nun komm ich mit eigentlichem Vortrag, Antrag und Bitte.

Sobald das angekündigte Brevet angekommen ist, gedächt ich ein Schreiben an Herzog von Richelieu abzusenden; wenn Sie diesem Blatte eben die Neigung, Freundschaft und Förderniß gönnen wollten, wie dem ersten, auch die Gefälligkeit hätten solches nach Paris zu senden, so würden Sie mich sehr glücklich machen.

Die Vorschritte der letzten Wochen waren auch mir in diesem Sinne höchst güngstig, daß letzteres Schreiben nicht bloß eine rednerische Variation des ersten zu seyn braucht, sondern wirklich einen Fortschritt andeutet[11] der nicht gering ist. Und so finden wir uns denn wieder, ohne recht zu wissen wie, als bloße Zuschauer doch in die Weltgeschichte mit eingeflochten.

Wie gern und oft erinnere ich mich der Zeit, da Sie meiner Farbenlehre Aufmerksamkeit und Theilnahme gegönnt! Ich bearbeite nun ein neues Capitel, dessen Inhalt vor einigen Jahren durch Herrn Malus angeregt, durch Biot und Arago vermehrt, durch Seebeck und Brewster bereichert worden. Es sind die entoptischen Farben, die unter gewissen Bedingungen innerhalb durchsichtiger Körper entstehen; ein Phänomen, unterschieden von allen schon bekannten und doch mit denselben auf's innigste verwandt. In der Behandlung unserer Mathematik-Physiker erscheint auch dießmal der alte Fehler: was man am freien weiten Himmel suchen sollte, das will man durch kleine Löchlein erzwingen, was einem gesunden Auge der Äther giebt, soll durch Maschinen einem Körpersplitter abgenöthigt werden. Wie ich das Urphänomen glaube gefunden zu haben, ist Ihnen nicht unbekannt, wenn Sie meinem ersten Heft zur Morphologie Aufmerksamkeit gegönnt, nun aber, hoff ich, soll mir eine folgerechte Ableitung aller Einzelnheiten gelingen. Auf alle Fälle wird es das Tüpfchen auf's i der physikalischen Abtheilung meiner Farbenlehre, die weil sie rein und redlich gemeint ist, von der Natur auf ewige Zeiten begünstigt werden muß. Sie haben gefühlt und fühlen, wie Ihre Zustimmung mich belebt und[12] stärkt, denn irgend ein Schiefes und Falsches hätten Sie auch im fremdesten Fache gleich herausgewittert. – Einen Folgebogen des schon Übersendeten lege bey, aber auch einige andere die Ihnen ein seltsames Werklein ankündigen.

und so fort und fort ewig

der Ihre

Weimar den 16. November 1818.

Goethe.


31/13.


An August von Goethe

Mit meinen Tugenden geht es zum schönsten; Ottilie wird daher eine löbliche Entschuldigung nehmen, daß ich Freytag nicht komme. Auch bis auf den Sonntag werde ich nicht fertig, viel aber hoff ich soll gethan seyn. Macht Eure Geschäfte gleichfalls gut und lebt wohl und vergnügt.

Berka den 18. November 1818.

G.


31/14.


An Johann Heinrich Meyer

Da ich eine schöne Gelegenheit finde Ihnen, mein Theuerster, zu schreiben, versäume solche nicht, sondern melde, daß ich ohnerachtet meiner sechstägigen Übel in der Arbeit gut fortgeschritten bin. Mit dem Ganzen bin ich nunmehr einig, seitdem ich den Winter und sein Gefolge herausgeworfen habe, sagen Sie[13] das Herrn Coudray mit dem besten Dank für die Schlitten-Zeichnung, die wir aber nunmehr nicht ausführen. Für die kleine Nixe ist an guter Stelle gesorgt. Meinen Kindern schrieb ich, daß mir viel daran gelegen sei, die Gruppe von Musarion gut ausgestattet zu seyn. Weil sich die Männer nicht recht dabei putzen können, so ist dieses kleine Bild immer lückenhaft geblieben; lassen Sie sich meinen Brief [geben] und besorgen gefälligst die kleinen Requisiten für das Mädchen. Beim Theater ist eine solche Kanne gewiß.

Lassen Sie mich bald hören was etwa noch bei diesem Aufzuge desiderirt wird, da vor Ende dieser Woche schwerlich hineinkomme. Dann möchte ich auch erfahren, wie es mit den Gemählden auf dem Stadthaufe, nicht weniger wie es mit den Charaden aussieht.

Ist der Tag schon gewiß, wann die Kaiserin kommt, und was wäre allenfalls sonst zu melden?

Was Sie mir in dieser Einsamkeit vernehmen lassen, erkenne mit dem schönsten Dank. Daß mir dießmalen die Bearbeitung des Aufzugsgedichtes viel Beschwerde macht, will ich nicht läugnen.

Tausend Lebewohl.

Berka den 22. November 1818.

G.[14]


31/15.


An Johann Georg Lenz

Da die Rede davon ist Ihro Kays. M. v. Rußland ein Diplom von der Min. Soc. zu überreichen; so kann das nicht in der gewöhnl. Form geschehen; sondern es muß ein apartes gesezt und gedruckt werden. Worüber nachzudencken ist. Ich schreibe dieses durch einen Boten, damit Sie recht nicht weiter vorschreiten. Sobald ich mir etwas ausgedacht habe schicke ich es. Wir können darüber, der Zeit nach, gar wohl deliberiren. Leben Sie wohl und sagen mir ein Wort durch rückkehrenden Boten.

Bercka, Montag d. 23. Novbr. 1818

G.


31/16.


An Wilhelm Dorow

Ew. Wohlgeboren wünsche Glück zu der größeren Wahrscheinlichkeit einer Ausgabe Hamman'scher Schriften. Lassen Sie uns jedoch einige Schritte zurücktreten, um zu überschauen, wie ein solches bedeutendes, lange verzögertes Werk würdig ausgeführt werden könne.

Unerläßlich ist hierbei die Bedingung, daß die verschiedenen kleinern und größern Schriften der Jahrzahl nach geordnet werden. Denn da die Hamman'schen Äußerungen alle veranlaßt sind durch merkwürdige Literaturereignisse, so wird eine solche Stellung schon[15] zum Leitfaden in diesem Labyrinthe, und sein Commentator oder Explanator hat die größte Bequemlichkeit, sich umzusehen, was gerade zu der Zeit im Auslande und Inlande Aufsehn erregte und Einfluß ausübte. Das Ganze würde sich gar wohl in 2 Bände groß Octav mittlerer Schrift eintheilen. Lassen Sie uns von dem erstern reden.

Er enthielte:

1. Biblisch Betrachtungen eines Christen. 1758.

2. Sokratische Denkwürdigkeiten. 1759.

3. Wolken. Ein Nachspiel sokratischer Denkwürdigkeiten. 1761.

4. Kreuzzüge des Philologen. 1762.

5. Essais à la Mosaïque. 1762.

6. Schriftsteller und Kunstrichter geschildert in Lebensgröße. 1762.

7. Leser und Kunstrichter nach perspectivischem Unebenmaße. 1762.

8. Fünf Hirtenbriefe, das Schuldrama betreffend. 1763.

9. Hamburgische Nachricht; Göttingische Anzeige; Berlinische Beurtheilung der Kreuzzüge des Philologen. 1763.

Diese neun Nummern würden etwa einen Band in groß Octav, mit mäßiger Schrift, von 2 Alphabet liefern.

Sollte noch irgend etwas aus eben der Zeitreihe bekannt sein, so wünscht' es zu erfahren.

[16] Dieser Band schlösse nun eine sehr bedeutende Epoche in sich ein, erklärte sich gewissermaßen selbst und erleichterte dem Ausleger, was er zu sagen hat. Über diese Präliminarien müßte man vor allem Dingen einig werden; auch könnte ich die in Händen habenden Exemplare nicht eher mittheilen, als bis das ganze Unternehmen gesichert und begonnen wäre. Wobei bemerke, daß übrigen aber alle, Nr. 7 ausgenommen, in vollständigen Exemplaren vorhanden sind.

Zu überlegen wäre ferner: ob man nicht die Noten, die der Verfasser oft muthwillig-willkürlich, obgleich nie unzeitig, dem texte beigefügt, nach neuerer Art am Schluß einer jeden Abhandlung nachbringen wollte. Ich rathe hiezu, da man die Citate im Augenblick doch nicht nachschlägt und das übrige Angeführte auch nur meist als scherzhaftes Beiwerk dasteht; für den echten Freund und Liebhaber eine angenehme Nachkost.

So viel für diesmal. Ich hoffe zunächst von Ihnen die größere Sicherheit und Gewißheit dieser ernsthaften Unternehmung zu erfahren. Doch füge, bezüglich auf das Obige, hinzu: daß in Hamanns Heften und Flugblättern eine Pause von 10 Jahren merkwürdig ist; er tritt erst 1772 wieder auf, da vom Ursprung der Sprache öffentliche Rede wird. Dieser Gegenstand, als recht eigentlich in sein Reich gehörig, beschäftigt ihn ganz besonders, und ich besitze ein bedeutendes[17] Manuscript, welches hievon den vollkommensten Beweis giebt. Mehr wird zu sagen sein, wenn wir erst über das Ganze der Ausgabe und über deren ersten Theil klar und im Reinen sind.

Das Beste wünschend

ergebenst

Weimar den 30. November 1818.

Goethe.


N. S. Noch ist zu bemerken, daß eines Aufsatzes gedacht wird:

Fünf Bücher über das Schuldrama und Kinderphysik. Königsberg 1763. 8.

welcher vor allen Dingen beizuschaffen wäre.

Im vierten Hefte: Kunst und Alterthum werden Sie unter andern Ausgrabungen auch der Ihrigen freundlich gedacht finden; Sie werden daraus ersehen, daß wir unserer abwesenden Freunde immer eingedenk bleiben. Mit wenigen, aber redlich günstigen Worten gedenken wir Ihres Bemühens und Besitzes.


31/17.


An Christian Ernst Friedrich Weller

Haben Sie Dank, mein Werthester, für das Übersendete; auf diese Weise bleibe ich im Zusammenhang.

Der Sand zur Ausfüllung des Raumes zwischen den Lagern werde immer angefahren, ist er in den Anschlägen vergessen, so wird sich das Billige finden.

Die Zeddel folgen autorisirt hiebei.

[18] Meinen Gedanken: Fenster an der Stelle des Katheders zu brechen, werden Sie in meinem letzten Schreiben gelesen und mit den Gewerken überlegt haben.

Wegen dieser und anderer Dinge wünschte ich Sie zu sprechen und Sie deshalb Dienstag oder Mittwoch in Weimar zu sehen.

Herrn Bergrath Lenz grüßen Sie zum schönsten und sagen ihm, wenn wir der Kaiserin von Rußland ein Diplom anbieten wollen, so muß es auf besondere Art geschehen. Ich habe mir schon ohngefähr die Form ausgedacht, man sehe sich nun nach einem schönen Pergamentbogen um und lasse ein zierliches Futteral vorläufig dazu fertigen. Die nächste Woche alles hierüber ausführlicher.

Hätten Sie mich nur erinnert daß unsers Knebels Geburtstag in diesen Tagen sei. Ein freundliches Wort an ihn hätte mir die sehr langen Nächte erheitert. Grüßen Sie alle!

Bercka d. 3. Dec. 1818.

G.


31/18.


An August von Goethe

Ew. Liebden

vermelde durch Gegenwärtiges: daß der Epilog sich wirklich ergeben, und, nach Besetzung dieser Hauptfestung, die übrigen widerspenstigen Ortschaften nicht lange halten werden.

[19] Auch die vorläufige Anzeige des Maskenzugs ist entworfen, die Rollen des Prologs ausgeschrieben, und so wünsche ich zu erfahren: ob die schönen Kinder, Freitags früh, sammt oder sonders, abgeredetermaßen noch anlangen werden. Und so rückten wir freilich um vieles vor. An meiner Seite laß ich es nicht fehlen, denn ich fürchte immer, dieser Aufzug überrascht uns noch wie ein Dieb in der Nacht.

Sagt mir etwas von dem Einzug und Eintritt der Kaiserin.

Beiliegendes werde freundlich bald besorgt. Freitag Abend das Weitere.

Berka a. J. den 3. December 1818.

G.


31/19.


An Friedrich Wilhelm von Bielke

[Concept.]

Ew. Hochwohlgeboren erhalten hiebei das von Ihrer Königlichen Hoheit befohlene Programm. Sollte es gnädigst genehmigt werden, so würde für den Druck alsobald Sorge tragen. Es würde Einen Bogen in 8° ausfüllen, wovon etwa 500 Exemplare abzudrücken wären. Hiebei entsteht die Frage: ob man (da die größte Zahl nur leicht mit einem Rücken geheftet wird) nicht eine kleinere anständiger sollte binden lassen, um sie den Allerhöchsten und Höchsten Gästen zu überreichen. Erhalte ich hierüber gnädigste Bestimmung,[20] so verfehle nicht alles pünktlich anzuordnen, eh ich mich wieder nach Berka verfüge, um daselbst die rhythmische Ausarbeitung des hier nur summarisch angegebenen Textes zu rechter Zeit vollbringen zu können.

Ihrer Königlichen Hoheit mich unterthänigst zu empfehlen und mein geneigtest zu gedenken bittend.

Weimar, den 8. December 1818.


Dem Druckherrn könnte man die Erlaubniß geben, beliebige Exemplare nachzuschießen und sie um ein Billiges zu verkaufen, wodurch denn das schaulustige Publikum in den Stand gesetzt würde, sich vorläufig hinreichend unterrichten zu können.


31/20.


An Johann Gottfried Ludwig Kosegarten

[Concept.]

Ew. Wohlgeboren

mit Gegenwärtigem anzugehen werde durch beigeheftetes Siegel veranlaßt. Man wünschte zu erfahren, ob diese blumenartigen Züge wirklich Schrift seyen und was sie bedeuten möchten.

Zugleich frage an: ob Sie bei der neulich übersendeten Schrift des Titelblattes zum Divan etwas zu erinnern finden, indem den Abdruck der Platte nunmehr besorgen möchte.

[21] Alles Glück Ihrem angenehmen häusliche Zustande wünschend.

Weimar den 9. December 1818.


31/21.


An Sophie Caroline von Hopffgarten

[Concept.]

Ew. Gnaden

werden noch gestern die Bücher russischer Costüme zu gnädigster Auswahl erhalten haben. Nehmen Sie noch die Versicherung daß das mein erster freier und fröhlicher Augenblick seyn wird, wenn ich den liebsten Fürstenkindern wieder aufwarte und den Wachsthum unseres theuren Prinzen segne.

Wechselsweise auf dem Land und in der Stadt habe ich in diesen Tagen keine andere Sorge, als wie der Festzug zu höchster Zufriedenheit aufgeführt werden könne.

Weimar den 9. December 1818.


31/22.


An Alexander Palmer

[Concept.]

Die meiner Vorsorge freundlichst anvertraute Muse giebt mir den Wink die sämmtlichen Erzeugnisse welche mir die neun Schwestern bisher gegönnt als dankbare Erwiderung zu überreichen.

Geneigtes Andenken erbittend.

Weimar den 9. December 1818.[22]


31/23.


An Johann Georg Lenz

Hier schicke ich, mein Werthester, das Diplom oder vielmehr Patent, wie ich es für schicklich halte. Lassen Sie es gleich setzen mit sorgfältiger typographischer Schönheit und dann schicken Sie mir eine Revision. Der Bote soll darauf warten und wenn er auch erst morgen früh abginge. Er kommt gleich zu ihnen zurück. Sie senden mir den Abdruck auf Pergament und ich unterschreibe alsdann in meinem und des Vicepräsidenten Namen. Auch Sie und Hofrath Fuchs an der gewöhnlichen Stelle.

Leben Sie recht wohl, es freut mich zu hören daß alles reinlich und ordentlich ist.

Weimar den 13. December 1818.

Goethe.


31/24.


An Johann Georg Lenz

So eben erfahre daß die Kayserinn Maj. Dienstag nach Jena kommt, schicken Sie mir also keine Revision sondern gleich den Abdruck auf Pergament. Der zu rechter Zeit wieder zurückerfolgen soll.

W. d. 13. Decbr 1818..

Goethe.[23]


31/25.


An Johann Georg Lenz

Das Patentartige Diplom ist sehr gut gerathen. Da ich aber leider wegen Kranckheit morgen nicht hinüberkomme; und auch der Pergament-Abdruck nicht wieder zu mir herüber kommen kann; so unterschreiben Sie und Herr Hofr. Fuchs an Ihrer Stelle, wo ich mit Bleystift angedeutet habe und lasse etwa Weller als Sekretarius unterschrieben. Ich will schon sehen wie ich hier meine Unterschrift nachhole. Alles Glück zum schönen Tag.

W. d. 14. Dec. 1818.

Goethe.

Ein schön Futteral folgt auch wenn allenfalls ein neues nicht fertig wäre.


31/26.


An Johann Friedrich Cotta

Ew. Hochwohlgeboren

begrüße nach langer Pause mit einer kleinen Sendung. Beikommender Bogen folgt zu beliebigem Gebrauch im Morgenblatt. Die bei dieser Gelegenheit recitirten Gedichte, wodurch das Einzelne exponirt wird, können erst nach hergestellter vollkommener Ruhe in's Reine gebracht und redigirt werden. Vorläufig jedoch ergeht meine Anfrage: ob ich das daraus entstehende Heft, von etwa 6-8 Bogen, in 8°, unter Ihrer Firma bei Frommann könnte abdrucken lassen, weshalb ich demselben nähere Bestimmung zu ertheilen bitte.

[24] Alles Übrige was durch diese bedeutende Unterbrechung zurückgeblieben, wird nach Neujahr sogleich wieder in seinen alten Gang kommen, und noch vor Ostern, wie ich hoffe, manches geleistet werden können.

Der ich von Ew. Hochwohlgeboren Befinden die besten Nachrichten wünsche und mich zu fortdauerndem geneigten Andenken empfehle.

gehorsamst

Weimar den 15. December 1818.

Goethe.


31/27.


An Johann Heinrich Meyer

[etwa 15. December 1818.]

Gegenwärtigen Zettel zahlen Sie, mein Theuerster, es ist zu einem von Gräfin Julie, obgleich mit meiner Erlaubniß, ungeschickt bestellen und vertheuerten Schleyer als Aurora.

G.


31/28.


An Johann Georg Lenz

Ew. Wohlgeboren

erhalten hiermit die beiden Medaillen, welche Sie gefällig weiter besorgen werden. Nächstens hoffe zu erfahren wie der höchste Besuch abgegangen.

Der ich recht wohl zu leben wünsche.

Weimar den 16. December 1818.

Goethe.[25]


31/29.


An Johann Michael Färber

In Gemäsheit des Vorstehenden erfolgen hiebey Billette zum Maskenball, und zwar für

H. Bergr. Lenz

H. Hofr. Fuchs

H. Bergr. Döbereiner

H. Hofr. Voigt

H. Prof. v. Münchow

H. Prof. Renner.

Gegenwärtiges wünscht man präsentirt zurück.

Weimar d. 17. Dec. 1818.

Goethe.


31/30.


An Friedrich Maximilian Klinger

[Concept.]

Es wäre unverantwortlich, mein verehrter Freund, wenn ich die sich darbietende Gelegenheit nicht benutzen wollte. Frau Gräfin Lieven wird Gegenwärtiges überbringen mit meinen allerbesten Grüßen.

Und so sag ich also vor allem daß Glück gehabt Ihro Majestät mehrmals aufzuwarten und im Zwiegespräch den großen Verstand und die klare Weltübersicht zu bewundern, ob sie sich gleich voraussetzen ließ. Ich genoß mancher bedeutenden Mittheilung, ja, ich darf wohl sagen, des ehrenvollsten Vertrauens.[26] Eine kostbare Porträtdose beschämte mich und so ist denn dieses bedeutende, friedliche Weltereigniß, nicht ohne mich günstig zu berühren, vorübergegangen.

Hiebey aber muß es mich vorzüglich erfreuen daß zwischen uns hiedurch ein Bündniß erneuert wird; denn indem wir uns in der Verehrung dieser herrlichen Dame begegnen, so schließt sich ein schönes, neues Verhältniß an das ältere und verjüngt uns beide. Vielleicht hören wir von nun an etwas mehr von einander. Vorläufig sende das Programm eines Maskenaufzugs den ich zu veranstalten befehligt war. Sobald die rhythmische Ausführung, wie sie zur Exposition der sämmtlichen Gestalten gesprochen worden, gedruckt ist, sende ich einige Exemplare. Aus der Epitome werden Sie schon sehen daß von nichts weniger als von einer weimarischen Poetik und leicht gezeichneten Kunstchronik die Rede war. So befahl es unsere aufmerksame Erbgroßherzogin und so habe ich es ohne Zaudern und Zweifel bearbeitet. Sie werden gewiß, früherer Zeiten sich erinnernd, nächsten und warmen Theil zu nehmen entstehen.

Daß mir, indem so manche Jahre im Gedächtniß wieder aufnahm, gar wunderbare Gedanken entgegen stiegen, läßt sich wohl denken, wobei mir jedoch am bedeutendsten erscheinen mußte, daß ich noch immer in demselben Ilmenthale mich hin- und herbewege, in welchem wir manchen guten Tag zusammen verlebten. Auch Sie haben fest an Ihrer Stelle gehalten[27] und was Sie sich einmal zur Pflicht gemacht treulich durchgeführt. Wie wunderlich müssen uns beiden die neueren Tage vorkommen, wo die meisten nur zur Norm ihrer Pflicht Eigendünkel und Widerspänstigkeit gegen jede Art von Ordnung anerkennen.

Das müssen wir nun geschehen lassen, so lange wir aber wirken, immer noch am Faden der alten Ordnung festhalten, damit wir uns auch noch am Ende gleich bleiben.

Möge Sie dieses Blatt in guter Gesundheit antreffen und ich bald auch durch Sie die erfreuliche Rückkunft Ihro Majestät in St. Petersburg vernehmen.

Das Beste wünschend.

Weimar den 20. December 1818.


31/31.


An Carl Friedrich von Reinhard

Kaum hat sich die große Lebensfluth über uns weggewälzt, so erhalten Sie, verehrtester Freund, einige Worte. Es waren Tage der Bewegung und des Dranges. Festlichkeiten aller Art folgten einander. Hierbey das Programm eines Maskenzugs den ich veranlaßte. Sobald die dabei gesprochenen Verse gedruckt sind, erhalten Sie solche unverzüglich.

Ihro Majestät habe ich mehrmals aufgewartet und im Zwiegespräch den großen Verstand und die klare Weltübersicht bewundert, ob sie sich gleich voraussetzen[28] ließ. Ich genoß mancher bedeutender Mittheilung, ja, ich darf wohl sagen, des ehrenvollsten Vertrauens. Eine kostbare Porträtdose beschämte mich und so ist denn dieses bedeutende, friedliche Weltereigniß, nicht ohne mich günstig zu berühren, vorübergegangen. Herrn von Willamow habe ich einigemal bei mir gesehen und des guten Pougens erwähnt, auch nach jener Büchersendung gefragt, worauf ich zur Antwort erhielt, sie sey wirklich angekommen.

Und so hätte ich denn dieses kleine Geschäft mit Vergnügen ausgerichtet. Nächstens schreibe und sende ich mehr. Herzlich wünschend daß Ihr Sommeraufenthalt Sie für den Winter gestärkt haben möge. Und so kommt mir dießmal der kürzeste Tag heran, ohne daß ich recht weiß wie. Glück also zu den Feyertagen und zum neuen Jahre.

anhänglichst

Weimar den 20. December 1818.

Goethe.


31/32.


An den Grafen Sergej Semenowitschvon Uwarow

Wie alles Gute, so kam auch Ihre letzte Sendung, verehrter Freund, gerade zur rechten Stunde. Eben bin ich im Begriff zu meinem Divan einen kleinen Aufsatz zu schreiben, und meine deutschen Leser, deren größte Zahl ich als unbekannt mit dem Orient und seinen eigentlichen Verhältnissen voraussetzen muß,[29] einigermaßen auf den Standpunct zu führen, woher gesehen diese Dinge angenehm und erfreulich werden können. Hierzu giebt mir nun Ihre Rede die bedeutendsten Winke, denn was Ihren Zuhörern frommte, wird auch meinen Lesern zu Gute kommen. Sie finden mich deßhalb gewiß nicht ungern auf Ihren Fußtapfen. Nun aber bedürfte es nicht geringer orientalischer Hyperbeln, um wahrhaft auszudrücken, was ich empfand, als ich mich Ihro Majestät der Kaiserin vorgestellt und mit Gnade, Vertrauen und Geschenken überhäuft sahe; in meiner Sprache finde ich dafür keine Worte, lege es Ihnen also, verehrter Freund, an's Herz, daß Sie sich es selbst mögen dolmetschen und wo möglich davon allerhöchsten Ortes gelegentlich etwas verlauten lassen.

Und so kann ich auch nichts weiter hinzufügen, als das freundlichste Lebewohl und den Namen Willamow, dessen Deutung Sie gleichfalls am besten zu finden wissen.

Anhänglichst

Weimar, den 21. December 1818.

Goethe.


31/33.


An Abraham Jakob Penzel

[Concept.]

[22. December 1818.]

Auf das an mich gefälligst erlassene Schreiben verfehlen zu erwidern:

[30] Das Interesse für Volkslieder hat sich immer bei mir erhalten, weshalb auch Reisende und gebildete Glieder mancher Nationen mir von Zeit zu Zeit Gesangmuster von älteren und neueren Völkerschaften zusenden, die ich mit Vergnügen zu sammeln und aufzubewahren beschäftigt bin. Deshalb ich auch sehr gern die Nachricht von der Unternehmung Ihres Freundes höre.

Läge das Werk vollkommen fertig und zum Drucke bereit, so würde gern irgend eine Empfehlung desselben übernehmen; gegenwärtig aber scheint mir die Sache noch zu sehr im Weiten als daß irgend ein Verleger sich darauf einlassen könnte, wogegen mir, wenn dieses Unternehmen reifer geworden, eine fernerweite Nachricht angenehm seyn soll.

Was den zweiten Punct betrifft, so muß ich zwar erklären: daß ich eigentlich die Hamannischen Schriften nicht selbst herausgebe; aber bei einer Ausgabe derselben mitwirke und hoffen kann, daß man meiner Überzeugung und gutem Rath Folge leisten werde. In diesem Sinne wird mir eine jede Mittheilung angenehm seyn, wodurch das Unternehmen vollständiger und aufgeklärter werden könnte. Auch Ew. Wohlgeboren Enträthfelung der benannten Schriften ist mir um so erwünschter, als ich grade um diese Zeit den würdigen Mann aus Augen verlor und über die Veranlassung und Absicht seiner letzteren Schriften nicht so wie über die der ersten im Klaren bin.[31]


31/34.


An Theobald Renner

Ew. Wohlgeboren

vermelde mit Vergnügen, daß der Gypsabguß eines venetianischen Pferdekopfs glücklich von Paris angekommen, und wohl etwas mehr Verdienst haben möchte als die englischen Kritiker ihm nach ungerechter Zusammenstellung und Vergleichung lassen wollen.

Möchten Ew. Wohlgeboren deshalb das mitgetheilte Journalstück mir zurücksenden, da es immer zu wichtigen Betrachtungen dieses Werkes viel Genuß und Belehrung gewähren.

Nach dem Neuen Jahre hoffe ich dieses wichtige Stück in Jena aufzustellen und daß alsdann das Gegenbild von der Akropolis uns zur wahren Vergleichung bald Anlaß gebe, dafür ist auch schon gesorgt. – Mit fortwährender Theilnahme

ergebenst

Weimar den 22. December 1818.

Goethe.


31/35.


An die Großherzogin Maria Paulowna

Durchlauchtigste Erbgroßherzogin,

gnädigste Frau.

Vorwürfe muß ich mir machen daß beikommendes Büchlein mir nicht gleich eingefallen; es giebt über[32] Jenaische Einrichtungen und Personen den völligsten Aufschluß; sollte noch etwas ermangeln, stehe zu Befehl. Sende Gegenwärtiges eiligst. Allerhöchsten Ortes immerdar empfohlen zu sein wünschend, mich zu lebenswieriger Treue und Anhänglichkeit bekennend

Ew. Kaiserl. Hoheit

unterthänigster

Weimar d. 22. Dec. 1818.

Goethe.


31/36.


An Charlotte von Schiller

Das einzige Exemplar der Gedichte zum Festzug ist schon seit zwei Tagen in den Händen J. K. H. des Großherzogs, weswegen ich es bis jetzt noch nicht übersenden konnte. Sobald ich es wieder erhalte empfehl ich es einer freundlichen Aufnahme.

Mit den besten Wünschen

Weimar den 22. December 1818.

Goethe.


31/37.


An Carl Friedrich Ernst Frommann

Ew. Wohlgeboren

mußte so lange ohne Nachricht von mir lassen; nunmehr da nach so bewegten und glücklichen Tagen alles in sein gewohntes Gleis zurückgekehrt, frage zuvörderst an, wie es mit unserm Umschlag stehe? Könnte folgende[33] Notiz noch drauf gesetzt werden, so würde es Herrn von Cotta angenehm sein.

Die Darstellung des Eleusinischen Festes, von Herrn Wagner, deren in gegenwärtigem Hefte gedacht ist, hat die Cottaische Buchhandlung in Verlag genommen und wird dieses bedeutende Kupferwerk Ostern 1819 in Handel bringen.

Der ich mich bestens empfehle und nichts mehr wünsche als Sie mit den werthen Ihrigen bald nach dem Neuen Jahre im besten Wohlseyn anzutreffen; dessen eintritt sowie die vorhergehenden Feyertage mögen gesegnet seyn!

ergebenst

Weimar den 22. December 1818.

Goethe.


Nachschrift. Soeben erhalte Ihre freundlichen Worte, die ich dankbar erwidere. Freylich wäre es uns sehr angenehm gewesen, Sie hier zu sehen. Das Fest ist zu aller Zufriedenheit gefeyert worden.

Die Correctur des Divans besorge vor allererst. Die große Zerstreuung hat mich abgehalten auf etwas zu sinnen, das schicklich die leeren Seiten des Umschlags einnehmen könnte. Indessen kann das Vorstehende nach Cotta's Wunsch darauf Platz finden.

Wollten Sie mir nun auch eine Druckprobe der Schrift senden, wie der prosaische Nachtrag zum Divan gedruckt werden, so würde bald Manuscript[34] zu einigen Bogen schicken, damit nur ein Anfang gemacht würde.

Diese Wochen haben mich sehr retardirt und wer weiß was zum Neuen Jahre bevorsteht.

Die Calender sollen dieses Jahr vor mir stehen und mich auf Reisen begleiten; möchten viele Tage darin mit dem Jenaischen Zeichen bemerkt werden.

Die den Aufzug erläuternden Gedichte hoffe nächstens mittheilen zu können.

Ein Exemplar Programm liegt bey.

Mit den aufrichtigen Wünschen

W. d. 23. Dcbr. 1818.

G.


31/38.


An Carl Ernst Schubarth

Ihre Sendung, mein Werthester, erhalte ich in dem Augenblicke, da Ihro Majestät die Kaiserin von Rußland Weimar verläßt. Seit sechs Wochen haben Geschäfte aller Art bei mir gestockt, um vorzubereiten und zu leisten, was wir dieser Allerhöchste Gegenwart schuldig waren. Nun bringt das Beseitigte wieder auf mich ein, und ehe ich meine Gedanken wieder darauf wenden kann, wofür Sie sich gegenwärtig interessieren, möchten einige Monate hingehen. Glücklicherweise habe ich beikommende Bogen zu übersenden, der gewisse Differenzen aufklärt, wenn sie auch nicht beilegt.

[35] Sollten Sie das mir übersendete Manuscript zum Druck nöthig haben, so erfolgt es alsobald auf Anzeige.

Mit den besten Wünschen

Weimar den 23. December 1818.

Goethe.


31/39.


An Sophie Caroline von Hopffgarten

Unsere theure, liebe Prinzess Marie hat ein Programm verlangt. Es folgt hierbey mit Tausend Empfehlungen.

gehorsamst

W. d. 24. Dec. 1818.

Goethe.


31/40.


An Christian Ernst Friedrich Weller

Die Abbrechung des äußeren Löberthors kommt wieder zur Sprache. Reden Sie, werthester Herr Doctor, doch mit Maurermeister Timmler ein vertrauliches vernünftiges Wort. Mir hat er ehemals gesagt: es werde der Betrag der Steine für das Brecherlohn und die übrige Arbeit hinreichen, nun heißt es in den Acten, daß noch überdieß 200-250 Thaler nöthig sein würden. Möge er doch aufrichtig sagen wie er die ganze Arbeit übernehmen will, wenn man sie ihm völlig überläßt und den Termin der Beendigung nach seiner Bequemlichkeit setzt. NB. Es[36] ist immer nur von dem äußeren Thor die Rede und vom äußeren Thurm.

Ich wünsche baldige auslangende Antwort.

Weimar den 25. December 1818.

G.


31/41.


An Carl Ludwig von Knebel

Dr. Weller, der mich in Berka besucht, wird erzählt haben, wie wunderlich mein Leben dort geführt wurde und wie viel ich deiner gedacht. Nur durch eine strenge Richtung aller Gedanken auf einen Punct war es mir möglich die vielfachen Gedichte zu Stande zu bringen, die der Aufzug forderte, wie das Programm ausweist. Meine Kinder besorgten indeß die Kleidung, Meyer und Coudray die Requisiten; ersterer die Zeichnungen zu den Kleidern. Die schönen Sprecherinnen kamen nach Berka zum Vorunterricht, und so fand ich rückkehrend alles im Gange; Didaskalien dauerten fort und so waren wir im Stande, nach sechs Wochen ununterbrochener Arbeit, Freytags den 19. December, ohne mehr als eine Totalprobe am Morgen desselbigen Tages gehabt zu haben, bey Hofe, Abends, den Aufzug aufzuführen, dem einiger Beyfall zu gönnen war, da so großer Aufwand von Zeit, Kräften und Geld doch nur zuletzt, wie ein Feuerwerk, ein vor allemal in der Luft verpuffte. Indessen haben wir alte Ehre Weimars gerettet, ich[37] aber will's Gott! von solchen Eitelkeiten hiedurch für immer Abschied genommen.

Das größte Hinderniß dabey war, daß die Charaden zu gleicher Zeit im Werke waren und die zweyte Donnerstag Abends aufgeführt wurde. Diese Productionen sind auch sehr gut gerathen, so glänzend als möglich, und ein entschiedener Beyfall ward Coudray zum Lohne. Riemers erläuternde Gedichte werden gewiß auch deinen Beyfall erhalten.

Bis die meinigen gedruckt werden, hat es noch einige Zeit. Denn da sie sich gleichfalls auf Gegenstände beziehen, die vor Augen stehen sollten, so sehen sie auf dem Papiere gar zu gut fragmentarisch aus. Über die Art, wie die Lücken auszufüllen seyn möchten, bin ich mir noch nicht einig.

Ihro Majestät der Kaiserin hatte ich einigemal im besondern aufzuwarten das Glück und bin über die zwiefache Gesundheit des Leibes und der Seele dieser hohen Dame erstaunt. Der Einblick in die Ansichten von so hoher Stelle war eine Fortsetzung dessen, was mit in Carlsbad geworden, und dient mir gar vortheilhaft, daß ich manches Zeitereigniß mit mehr Klarheit und Beruhigung ansehen kann. Leider, daß weniges davon mittheilbar ist, nicht weil es im Einzelnen ein Geheimniß wäre, sondern weil den Zusammenhang des Ganzen darzustellen einem geschickten pragmatischen Geschichtsschreiber selbst Mühe machen müßte, besonders da ich ja auch an den Blick[38] von unten hinauf und in der Wasserwage gewöhnt bin. Von dem erhaltenen kostbaren Geschenk wird dein Sohn und Weller gemeldet haben.

Soviel für dießmal; alle andern Arbeiten bringen nach so langer Pause wieder zu, doch hoffe ich dich bey schönem klaren Winterwetter auf deiner Zinne zu besuchen.

Lebe schönstens wohl mit den lieben Deinigen!

Weimar den 26. December 1818.

G.


31/42.


An Johann Georg Lenz

Ihro Königliche Hoheit erwähnten gestern, daß Höchstdieselben, bei ihrer Anwesenheit in Jena, nach denen Achatblättchen gefragt, worauf ein Mannskopf zu sehen sey, solche aber sich nicht sogleich vorgefunden. Ew. Wohlgeboren haben vielleicht schon unter Ihren Schätzen, wo sich dergleichen leicht verbergen kann, nachgesucht, oder werden es, veranlaßt durch Gegenwärtiges, baldigst unternehmen und etwas Kälte nicht scheuen, da Ihro Königliche Hoheit solche in ihre Sammlung von Edelsteinen, Chalcedonen und Achaten beizulegen sich das Vergnügen machen wollen. Haben Sie die Gefälligkeit mir solche baldigst herüber zu senden.

Der ich, ein glückliches neues Jahr anwünschend, nächstens das Vergnügen Ihrer Unterhaltung hoffe

ergebenst

Weimar den 26. December 1818.

J. W. v. Goethe.[39]


31/43.


An den Großherzog Carl August

[Concept.]

[29. ? December 1818.]

Ew. Königlichen Hoheit

wüßte nicht kürzer und anschaulicher die Wünsche Ihrer treuen Angehörigen an dem heutigen Fest darzulegen, als in beykommender botanischer Merkwürdigkeit. Möge alles was Höchstdieselben vornehmen und stiften, wie bisher nach allen Seiten Wurzel schlagen und jedes Blatt vielfach neue Pflanzen hervorbringen. Die Sache selbst ist nicht neu, der gegenwärtige Fall aber deshalb angenehm, weil die Familie und ihr Heranwachsen stufenweise zu betrachten ist. Curtisan der bezeichneten Stelle Platte 1409 läßt die volle Blüthe sehen und giebt nähere Kenntniß. An einem kühlen Standpuncte, wohin kein Frost reicht, gedeiht sie am besten; wenige Befeuchtung von unten ist nöthig. Die Pflanze befindet sich in Belvedere schon erwachsen, im kalten Hause immerfort der Sonne und dem Licht ausgesetzt, würde sie denn doch zur Blüthe gelangen. Das vorliegende Blatt wäre nicht anzurühren um die Vegetation unterbrochen würde...


31/44.


An die Großherzogin Louise

[Concept.]

[29. December 1818.]

Ew. Königlichen Hoheit

Befinden hat mich diese Zeit her gar sehr beunruhigt und ich fühlte mich nie glücklicher, als wenn Hofmedicus[40] Rehbein mir tröstliche Aussichten geben konnte. Möchten Höchstdieselben sich auf alle Weise schonen, um das Gleichgewicht einer uns allen so theuren Gesundheit baldigst wieder herzustellen.

Durch den meiner Dichtungsreihe gnädigst gegönnten Beifall sey ich meinen dringenden Wunsch erfüllt. Bei diesem bedenklichen Unternehmen hatte mein verehrtes Fürstenpaar ich immer vor Augen und lauschte, was sich in Ihro Gegenwart allenfalls möchte aussprechen lassen, wie belohnend ist mir daher ein gnädigstes Zeugniß daß ich nicht fehlgegriffen habe.

Über das dankbarlichst zurückkommende Bild sagt ein beliebendes Blatt das Nähere. Wie hoch man diese Art von Malerey getrieben, giebt diese Tafel einen vollständigen Beweis.[41]

Quelle:
Goethes Werke. Weimarer Ausgabe, IV. Abteilung, Bd. 31, S. 1-42.
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