Vierter Auftritt


[62] Orest gewaffnet. Die Vorigen.


OREST nach der Szene gekehrt.

Verdoppelt eure Kräfte! Haltet sie

Zurück! Nur wenig Augenblicke! Weicht

Der Menge nicht, und deckt den Weg zum Schiffe

Mir und der Schwester!


Zu Iphigenien, ohne den König zu sehen.


Komm, wir sind verraten.

Geringer Raum bleibt uns zur Flucht. Geschwind!


Er erblickt den König.


THOAS nach dem Schwerte greifend.

In meiner Gegenwart führt ungestraft

Kein Mann das nackte Schwert.

IPHIGENIE.

Entheiliget

Der Göttin Wohnung nicht durch Wut und Mord.

Gebietet eurem Volke Stillstand, höret

Die Priesterin, die Schwester!

OREST.

Sage mir!

Wer ist es, der uns droht?

IPHIGENIE.

Verehr' in ihm

Den König, der mein zweiter Vater ward!

Verzeih mir, Bruder! doch mein kindlich Herz

Hat unser ganz Geschick in seine Hand[62]

Gelegt. Gestanden hab' ich euern Anschlag

Und meine Seele vom Verrat gerettet.

OREST.

Will er die Rückkehr friedlich uns gewähren?

IPHIGENIE.

Dein blinkend Schwert verbietet mir die Antwort.

OREST der das Schwert einsteckt.

So sprich! Du siehst, ich horche deinen Worten.


Quelle:
Goethes Werke. Hamburger Ausgabe in 14 Bänden. Band 5, Hamburg 1948 ff, S. 62-63.
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