April

[506] Augen, sagt mir, sagt, was sagt ihr?

Denn ihr sagt was gar zu Schönes,

Gar des lieblichsten Getönes;

Und in gleichem Sinne fragt ihr.


Doch ich glaub euch zu erfassen:

Hinter dieser Augen Klarheit

Ruht ein Herz in Lieb und Wahrheit

Jetzt sich selber überlassen,


Dem es wohl behagen müßte,

Unter so viel stumpfen, blinden

Endlich einen Blick zu finden,

Der es auch zu schätzen wüßte.


Und indem ich diese Chiffern

Mich versenke zu studieren,

Laßt euch ebenfalls verführen,

Meine Blicke zu entziffern!
[506]

Quelle:
Johann Wolfgang von Goethe: Berliner Ausgabe. Poetische Werke [Band 1–16], Band 1, Berlin 1960 ff, S. 506-507.
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