[An vollen Büschelzweigen]

[101] An vollen Büschelzweigen,

Geliebte, sieh nur hin!

Laß dir die Früchte zeigen,

Umschalet stachlig grün.


Sie hängen längst geballet,

Still, unbekannt mit sich,

Ein Ast, der schaukelnd wallet,

Wiegt sie geduldiglich.


Doch immer reift von innen

Und schwillt der braune Kern,

Er möchte Luft gewinnen

Und säh die Sonne gern.


Die Schale platzt, und nieder

Macht er sich freudig los;

So fallen meine Lieder

Gehäuft in deinen Schoß.

Quelle:
Johann Wolfgang von Goethe: Berliner Ausgabe. Poetische Werke [Band 1–16], Band 3, Berlin 1960 ff, S. 101-102.
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