[Komm, Liebchen, komm! umwinde mir die Mütze!]

[91] Komm, Liebchen, komm! umwinde mir die Mütze!

Aus deiner Hand nur ist der Tulbend schön.

Hat Abbas doch, auf Irans höchstem Sitze,

Sein Haupt nicht zierlicher umwinden sehn!


Ein Tulbend war das Band, das Alexandern

In Schleifen schön vom Haupte fiel

Und allen Folgeherrschern, jenen andern,

Als Königszierde wohlgefiel.


Ein Tulbend ist's, der unsern Kaiser schmücket,

Sie nennen's Krone. Name geht wohl hin!

Juwel und Perle! sei das Aug entzücket!

Der schönste Schmuck ist stets der Musselin.


Und diesen hier, ganz rein und silberstreifig,

Umwinde, Liebchen, um die Stirn umher.

Was ist denn Hoheit? Mir ist sie geläufig!

Du schaust mich an, ich bin so groß als er.

Quelle:
Johann Wolfgang von Goethe: Berliner Ausgabe. Poetische Werke [Band 1–16], Band 3, Berlin 1960 ff, S. 91.
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