Geheimstes

[41] »Wir sind emsig, nachzuspüren,

Wir, die Anekdotenjäger,

Wer dein Liebchen sei und ob du

Nicht auch habest viele Schwäger.


Denn daß du verliebt bist, sehn wir,

Mögen dir es gerne gönnen;

Doch daß Liebchen so dich liebe,

Werden wir nicht glauben können.«


Ungehindert, liebe Herren,

Sucht sie auf! nur hört das eine:

Ihr erschrecket, wenn sie dasteht!

Ist sie fort, ihr kost dem Scheine.


Wißt ihr, wie Schehâb-eddin

Sich auf Arafat entmantelt,

Niemand haltet ihr für törig,

Der in seinem Sinne handelt.


Wenn vor deines Kaisers Throne

Oder vor der Vielgeliebten

Je dein Name wird gesprochen,

Sei es dir zu höchstem Lohne.


Darum war's der höchste Jammer,

Als einst Medschnun sterbend wollte,

Daß vor Leila seinen Namen

Man forthin nicht nennen sollte.[42]

Quelle:
Johann Wolfgang von Goethe: Berliner Ausgabe. Poetische Werke [Band 1–16], Band 3, Berlin 1960 ff, S. 41-43.
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