Liebliches

[16] Was doch Buntes dort verbindet

Mir den Himmel mit der Höhe?

Morgennebelung verblindet

Mir des Blickes scharfe Sehe.


Sind es Zelte des Wesires,

Die er lieben Frauen baute?

Sind es Teppiche des Festes,

Weil er sich der Liebsten traute?


Rot und weiß, gemischt, gesprenkelt,

Wüßt ich Schönres nicht zu schauen;

Doch wie, Hafis, kommt dein Schiras

Auf des Nordens trübe Gauen?
[16]

Ja, es sind die bunten Mohne,

Die sich nachbarlich erstrecken

Und, dem Kriegesgott zum Hohne,

Felder streifweis freundlich decken.


Möge stets so der Gescheute

Nutzend Blumenzierde pflegen

Und ein Sonnenschein, wie heute,

Klären sie auf meinen Wegen!

Quelle:
Johann Wolfgang von Goethe: Berliner Ausgabe. Poetische Werke [Band 1–16], Band 3, Berlin 1960 ff, S. 16-17.
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