November.

[52] Heiliges Schicksaal du hast mir mein Haus gebaut und ausstaffirt über mein Bitten, ich war vergnügt in meiner Armuth unter meinem halbfaulen Dache ich bat dich mirs zu lassen, aber du hast mir Dach und Beschräncktheit vom Haupte gezogen wie eine Nachtmüzze. Laß mich nun auch frisch und zusammengenommen[52] der Reinheit geniessen. Amen Ja und Amen winckt der erste Sonnenblick d. 14. Nov.

Acht in der Haushaltung keinen Riß zu eng, eine Maus geht durch.

1.) Peter über das Stelzen L. durch die Stadt gefilzt. kam der Dubois Brief an ihn. kamen die Trauben und die Rembr. von Mercken.

8. H. Luise hereingezogen.

9. bey [*Frau v. Stein] gessen ernstl. Gespräch über die Verhältniss. [*Herzog Carl August] St. u W. erste Cour u Conzert bey Hofe. Schöne Mondnacht.

10. Die Wirthschafft überlegt, nach Ettersb. war H. Louise Waldner Seckendorf da. Gegen 4 kam [*Herzog Carl August] von der Jagd. Abends herein im Garten geblieben. Phil und Crist. nach OberW zur Hochzeit.

11. Conseil über die Landtagsreste. Zu [*Frau v. Stein] guten Mittag Abends zu Hause. [*Herzog Carl August] war auf der Kirchweihe zu Troistedt.

12. Eichen gepflanzt ward [*Frau v. Stein] Wohnung fertig. Lief ab und zu. zu Hause gessen. Graf Reuss. nach Sonnen Untergang gebadet. zu [*Frau v. Stein]. Sie ging an Hof. zu Kestn. zurück. Herrl. Mondnacht auf den schönsten Tag.

13 Reine Ruh. in der [*Frau v. Stein] neuer Wohnung gekramt. Abends [*Herzog Carl August] Pr. Knebel zum Essen gegen 10 weg ich ging noch bis 12 auf den neuen Plaz im Welschen Garten. Höchst schöner Mond und kalte Reifnacht.[53]

14 Conseil. mit [*Frau v. Stein] gessen. war [*Frau v. Stein] im neuen Quartier eingezogen. bis Abends da. Nachts bis 12 spazieren. Trübe Nacht, mir wars hold in der Seele.

15 [*Herzog Carl August] in Eichenb. iagen. Ich früh gekramt immer Wirtsch. Einrichtung bey [*Frau v. Stein]. kam Waldner, Stadthalter, abends allein gelesen Oronaro.

16. zum Stadth. Nach Tiefurt geritten. Uber die neuen Pflanzungen geschw. Uber des Menschen wirthschafften in einer Gegend. Zum Herzog. Bey [*Frau v. Stein] gessen. mit ihr und den Kindern in Garten. Abends bey Hof. zu [*Frau v. Stein] Stiller heitrer Tag. Der Himmel trüb.

In's Herrschafftshaus gezogen weil ich mit dem wiederanstreichen die Plackerey im Garten hatte. Projeckte zur heimlichen Reise.

d. 27. ging der Herzog früh nach Marcksuhl ab. mit Prinzen, Knebel Wedel. Es brante in Fidelhausen, ich ritt hin. kam vor Tisch zurück.

d. 28 besorgt ich noch allerley.

d. 29 Früh gegen sieben ab übern Ettersberg in scharfen Schlossen. 20 Min. auf 1 in Weissensee. stürmisch gebrochen Wetter, reine Ruh in der Seele, Sonnenblicke mit unter Abends nach 4 in Greusen. Musste schon halt machen es brach die Nacht ein. NB. wie der Fuhrmann erzählt von seinem Seelsorger wie der ein Maas zu drey Schmieden schickt dies nicht beschlagen wollen weils zu gros ist. Aber[54] er wills so haben – Wenn wird der zehende aufhören und ein Epha – ich weis wohl wos steht.

d. 30 Sonnt. früh nach sechsen von Greusen mit einem Boten ab. War scharf gefroren und die Sonne ging mit herrlichsten Farben auf. Ich sah den Ettersberg, den Inselsberg, die Berge des Thüringer Waldes hinter mir. Dann in Wald und im heraustreten, Sondershausen das sehr angenehm liegt. Die Spizze des Brockens einen Augenblick, hinter Sondershausen weg auf Sundhausen. Schöne Aussicht die goldne Aue vom Kyffhäuser bis Northhausen herauf. Mit einigen Invaliden die ihre Pension in Ilefeld hohlten. Fütterte in Sundhausen. Dann bey Northausen weg. es hatte schon gegen Mittag zu regnen angefangen. Die Nacht kam leise und traurig. Auf Sachswerben, wo ich einen Boten mit einer Laterne nehmen musste, um durch die tiefe Finsterniss hierher (Ilefeld) zu kommen. Fand keine Stube leer. Sizze im Kammergen neben der Wirthsstube. War den ganzen Tag in gleicher Reinheit.


Quelle:
Goethes Werke. Weimarer Ausgabe, III. Abteilung, Bd. 1, S. 52-55.
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