Siebzehnter Auftritt.

[43] Florindo, nachher Truffaldino.


FLORINDO. Wunderbare Dinge sind mir an diesem Tage begegnet. Klagen, Verzweiflung und zuletzt Vergnügen und Freude. Vom Weinen zum Lachen ist ein angenehmer Schritt, mit dem aller Kummer vergessen wird. Er setzt sich, stützt den Kopf auf den Tisch und denkt nach.

TRUFFALDINO tritt leise herein. Mit dem weiblichen Herrn bin ich gut fertig geworden. Ich hab' alle Schuld auf Pasqual geschoben. Laut. Das ist doch eine schlechte Aufführung! Der Herr bedarf seiner, der Herr geht aus, und er läßt sich nicht sehen!

FLORINDO. Von wem sprichst du?

TRUFFALDINO. Von Pasqual. Ich hab' ihn lieb, er ist mein guter Freund, aber er ist ein dummer Kerl! Ich bin doch ein Bedienter, der so viel wert ist als zwei andere.

FLORINDO. Das wird sich zeigen. Erkläre mir nun, warum du mir die saubere Geschichte von dem Todesfalle vorgelogen hast?

TRUFFALDINO. Pasqual erzählte mir, daß sein weiblicher Herr im größten Inkognito bleiben wolle. Er gab mir die Dose, um sie ausbessern zu lassen. Aus Versehen gab ich sie Ihnen, und um Pasqual nicht Verdruß zuzuziehen, wenn sein Geheimnis bekannt würde, erzählte ich Ihnen die Geschichte. Ich konnte ja nicht wissen, daß Sie so viel Anteil an meiner Erzählung nehmen würden.

FLORINDO. Derjenige also, der dir auftrug, Briefe von der Post zu bringen, war der Bediente von Mademoiselle Beatrice?

TRUFFALDINO. Ganz recht, Pasqual.[43]

FLORINDO. Aber warum hast du mir ein Geheimnis aus der Sache gemacht, da ich dir doch so ernstlich befahl, die Wahrheit zu sagen?

TRUFFALDINO. Aus Liebe zu Pasqual.

FLORINDO. Pasqual und du, ihr seid beide ein paar Schurken.

TRUFFALDINO für sich. Ich werd's wohl allein sein.

FLORINDO. Und ich würde sehr wohl tun, wenn ich den Pasqual und dich derb durchprügelte.

TRUFFALDINO für sich. Dann bekomm' ich sie für Pasqual mit. Laut. Ich will lieber die Schläge allein nehmen, nur verraten Sie meinen armen Pasqual nicht gegen seine Herrschaft; machen Sie meinen armen Freund nicht unglücklich.

FLORINDO für sich. Der Kerl hat doch ein gutes Herz. Laut. Nun, es sei euch vergeben.

TRUFFALDINO. Danke recht schön. Nun hab' ich Sie noch um etwas zu bitten.

FLORINDO. O ja, zur Belohnung deiner guten Aufführung.

TRUFFALDINO. Sie wissen ja, daß Pasqual an allem schuld ist.

FLORINDO. Nun, worin besteht die Bitte?

TRUFFALDINO. Ich armer Teufel bin auch verliebt.

FLORINDO. Du bist verliebt?

TRUFFALDINO. Ja, und meine Geliebte ist das Mädchen in des Herrn Pandolfos Hause.

FLORINDO. Was kann ich dabei tun?

TRUFFALDINO. Da ich Ihr Bedienter bin, so könnten Sie mit dem Herrn Pandolfo sprechen.

FLORINDO. Will dich denn das Mädchen?

TRUFFALDINO. Mit Kußhand.

FLORINDO. Gut, ich will es tun. Aber wie willst du eine Frau ernähren?

TRUFFALDINO. Ich werde mich dem Pasqual rekommandieren.

FLORINDO. Und ich rekommandiere dir Menschenverstand.

TRUFFALDINO für sich. Nun, wenn ich den jetzt nicht gezeigt habe, so wird es nimmermehr geschehen. Er tritt zurück, und spricht nachher mit Blandina.


Quelle:
Goldoni, Carlo: Der Diener zweier Herren. Halle a. d. S. [o. J.], S. 43-44.
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Der Diener zweier Herren
Der Diener zweier Herren
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Der Diener zweier Herren / Mirandolina
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Diener zweier Herren. Nach der Komödie von Carlo Goldoni