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[274] Wie eine Badefahrt durch eine Rechnung fährt
Solche Entschlüsse faßte er hinter einem Schoppen. Als er dann auf seinem Braunen heimritt, ging ihm der ganze Hof im Kopf herum und ob der wohl sein würde, oder ob Johannes das Wirtshaus verlassen und ihn beziehen würde.
Das Letztere glaubte er nicht; er hielt Johannes und Trinette zu sehr an das Weltgetümmel gewohnt, als daß sie auf der einsamen Glunggen sich gefallen sollten. Wenn er den Hof bekäme, dachte er, so würde er sicher nicht viel darauf schuldig.
Johannes hätte bereits viele Tausende, und so viel er merken mochte, hatte Joggeli noch weit über siebentausend Pfund Gülte. Nun begann er zu rechnen, was er aus dem Hof ziehen könnte. Er überschlug die Hauskosten, dann den Abtrag aus Feld, Wald und Stall, rechnete die Fehljahre ein, rechnete alles mäßig, und er glaubte, wenn er weder Zins noch Schleiß auszurichten hätte, so wollte er wohl eher vier- als nur dreitausend Pfund jährlich vorsparen. Er rechnete: wenn ihm Gott das Leben schenken würde nur fünfundzwanzig Jahre[274] lang, so wollte er so viel Geld am Zins haben, als der Hof gelten würde. Dann sollte einer kommen und ihm die reiche Frau vorhalten und das Geld komme von ihr! Dem wolle er dann sagen, es sei keine Kunst, viel zu erben, aber hunderttausend Pfund zu erwerben sei eine Kunst, und ds Elisi hätte manchen Reichen nehmen können und in fünfundzwanzig Jahren hätten Beide nichts mehr zu beißen und zu brechen gehabt, geschweige dann noch einmal so viel, als sie geerbt.
Unter solchen Gedanken kam der Weg dem Uli unendlich kurzweilig vor, und der Braune rächelete am Stalle, ehe Uli daran dachte, daß er schon daheim sei. Es ging nicht lange, so hatte ihn ds Elisi gefunden und forschte nach dem Kram. Uli packte aus, Feigen und Mandeln und Kastanien, aber sagte zugleich: Er möchte doch bald wissen, woran er sei; so könne das nicht länger gehen, die Leute lachten ihn allenthalben aus. Entweder wollten sie Hochzeit haben, oder er wolle fort. Ds Elisi sagte, das sei an ihm, zu sagen, wann es Hochzeit haben wolle. Sobald sie es einmal recht taub machten, so müßte es am nächsten Sonntag sein, und wenn der Bruder noch einmal komme und das Geringste sage, so laufe es auf der Stelle zum Pfarrer und der müsse auf der Stelle Predig anstellen und es verkünden. Jetzt aber könnte es unmöglich daran sinnen. Die Mutter hätte ihm versprochen, mit ihm in den Gurnigel zu gehen für acht oder vierzehn Tage. Da müßte nun die Näherin noch kommen, der Schneider, der Schuhmacher, es hätte an so viel zu sinnen, daß es ganz sturm sei, müßte zudem noch hieaus, daaus, Sachen einzukaufen, daß es gar nicht wüßte, wo man Zeit zum Hochzeit nehmen wollte. Wenn der Gurnigel verrumpelt hätte, dann wollte es sehen, wie es ihm im Kopf sei. So komme es auch zweimal zu neuen Kleidern; es nähmte es doch wunder, ob dann die Hex zu Frevligen ihre Nase nicht müßte hintern halten. Uli mochte sagen, was er wollte, ds Elisi aß Feigen und[275] dachte an den Gurnigel. Ganze Tage packte es aus und ein, machte die Koffern fertig und packte wieder aus. Es dachte nicht nur, was es wohl für Aufsehen machen werde, sondern es erzählte allen, die einen Augenblick bei ihm stillestehen konnten, wie gewiß droben Keins sein werde, das solche Kleider habe, und was wohl die Herren dazu sagen werden, es sollen gar schöne und reiche hinaufkommen. Es frug alle Leute, wie manchmal des Tages man sich anders anziehe und wie manche Bkleidig es mit sich nehmen solle? Ob wohl fünfe genug seien, oder ob man sechs haben müßte; ob man die Mänteli droben auch könnte waschen und glätten lassen und ob man wohl gutes Ammermehl hätte, von körnigem Mehl, oder ob es mit hinaufnehmen solle? Mit so Tüfelsdreck von Erdöpfeln wolle es sich seine Mänteli nicht verderben lassen. Was man wohl meine: ob es Mode sei, die heiteren Bkleidigen am Morgen anzuziehen oder am Abend? Wo man wohl das beste Schmöckwasser zu kaufen bekomme, zu Bern oder zu Burgdorf, oder ob es dasselbe sollte von Neuenburg kommen lassen? Man hätte ihm gesagt, dort schmöcke man weitaus am besten weit und breit. So hatte ds Elisi fast Tag und Nacht zu tun, und die Mutter sagte manchmal: Sie wollte, sie hätte nichts davon gesagt oder sie wären schon dort, das Meitschi werde ihr noch zum Narren; sie hätte ihr Lebtag noch nie so tun sehn.
Als die Mutter endlich auch ans Einpacken denken wollte war kein Platz für sie. Ds Elisi hatte schon zwei Koffern gefüllt, und eine Menge Sachen sollten noch mit, aber man wußte nicht wie. Die Mutter meinte freilich: Elisi könnte füglich dies und jenes daheim lassen, sechs Tschöpli brauche es doch nicht, und an zwei Kitteln wäre es wohl auch genug Aber allemal, wenn die Mutter so etwas sagte, so weinte das Meitschi, und statt etwas wegzutun, riß es Neues hervor, noch mehr Kittel, noch mehr Tschöpleni, und Gloschleni ohne[276] Zahl. Joggeli hatte eine Art Galgenfreude daran und riet ihnen, sie sollten eine Zügelkiste von Bern kommen lassen; man hätte dort welche, wie ein kleines Ofenhaus, da könne man am kommodsten einpacken, nicht nur Kittel und Gloschleni, sondern die Sachen mitsamt den Schäften und Trögen, da werde doch am wenigsten verrumpfet. Dem Elisi gefiel das gar wohl, und Uli sollte auf der Stelle fort, eine solche Kiste zu holen. Aber die Mutter, wie auch ds Elisi weinte und tat, wollte das durchaus nicht zugeben. Sie wolle nicht in die Brattig, sagte sie, und was würden die Leute sagen, wenn sie mit einer solchen Kiste dort ankämen, man könnte sie viel, leicht nur nirgends hintun. Es sei schon viel gemacht, daß sie mit einem solchen Narr in den Gurnigel gehe, sie brauche nicht noch eine solche Kiste. Sie ginge gar nicht, wenn es ihr nicht der Doktor befohlen hätte und sie fürchten müßte, das Meitschi hintersinnete sich. Er sei immer der Wüstest, sagte sie zu ihrem Mann; statt etwa einen guten Rat zu geben oder dem Meitschi abzubrechen, treibe er nur das Gespött mit ihnen. Sie wisse wohl, am liebsten wäre es ihm, wenn sie gar nicht gingen, und es hätte ihn von jeher jeder Kreuzer gereut, den er für sie hätte ausgeben müssen, und doch sei sie auch nicht mit leeren Händen gekommen. Dann sagte Joggeli, sie hätte das Meitschi so gemacht, ihm zu allem z'best geredet; sie könne es jetzt haben, wie es sei, er wisse nichts zu machen. Sie wolle doch nicht alle Schuld tragen, sagte sie. Wer ihm immer die schönsten Sachen gekramet hätte und wer es ins Weltschland getan, woher es so wunderligs heimgekommen? Einmal nicht sie. Aber sie wisse es wohl: es sollten immer alle Leute schuld sein, nur er nie, und doch rede er immer zur letzen Zeit und schweige immer zur letzen Zeit, nur um Andern schuld geben zu können. Während sie zusammen branzten, branzte Elisi mit Uli, dem die Gurnigelfahrt nicht recht gefallen wollte und der jetzt Elisi noch dazu verhelfen sollte,[277] seine ganze Garderobe mitzunehmen. Wenn er nur ein Wörtlein einreden wollte, dies oder jenes sei doch nicht nötig mitzunehmen, so fuhr ein Wetter über ihn aus, das fürchterlich war. Da könne es 's schon sehen, weinte Elisi, was es von ihm zu erwarten hätte, er sei schon jetzt der Wüstest von allen gegen ihns usw. Er wußte sich endlich nicht anders zu helfen, als daß er unvermerkt ein tüchtiges Kistchen zwegmachte, es durch Elisi füllen ließ und unter dessen Adresse durch den Boten voranschickte. Auf das hin versprach ihm Elisi, im Gurnigel wolle es mit der Mutter reden und plären, bis sie Ja sage, und es solle nicht Martistag werden, so müßten sie verkündet sein.
Nun hatten Mutter und Tochter in zwei großen Koffern Platz für ihre Sachen, da die Mutter mit viel Wenigerm zufrieden war. Nur etwas warme Rustig, sagte sie, wolle sie mitnehmen; man hätte ihr schon manchmal gesagt, es schneie dort zuweilen wie mitts im Winter. Ds Elisi war nicht zu bewegen, wollene Strümpfe mitzunehmen. Wenn es an einem Orte lustig gegangen sei, so hätte es noch nie gefroren, sagte es. Viel Kaffeepulver nahm die Mutter mit, wie die Junge sie auch auslachte und meinte, sie wolle im Gurnigel bessere Sachen haben als Kaffee. Ein gutes Kaffeeli, sagte die Mutter, sei immer die Hauptsache, und so an einem Ort verbrenne man ihn immer (ganz besonders die Basler), man bekomme nie guten. Schmarotzen oder entlehnen schicke sich ihr auch nicht, und man sei manchmal froh, wenn man für eine gute Bekannte ein gutes Tröpfli hätte. Statt so viel Kleider wollte sie lieber eine frischmelchige Kuh mitnehmen, von wegen der Nidle. Sie hätte manchmal gehört, dort sei die Nidle noch schöner himmelblau als Elisis Tschöpli. Als das Kistchen fort war, ward Uli fast vergessen, und es gmühte ihn sehr, wie Elisi fast nicht Zeit hatte, »Adie, leb wohl!« zu sagen, als er das Roß hielt, mit dem Joggeli sie auf Bern fuhren wollte.[278]
Als sie fort waren, trat eine rechte Windstille ein, es wohlete dabei ordentlich den Zurückgebliebenen. Uli konnte mit Vreneli reden, ohne daß er immer ringsumblicken mußte, ob nicht Elisi hinter irgend einem Baum ihnen abgugge. Und obgleich Vreneli ziemlich trocken mit ihm war, so floh es doch nicht und brach die Rede nicht so kurz ab. Bloß als einmal Uli es fragte, warum es so leid aussehe, es dünke ihn, es hätte seit einiger Zeit viel gemagert, kehrte es sich um und gab ihm keine Antwort. Übrigens war es eine Freude, zu sehen, wie es die Haushaltung machte. Das Ding schien fast von selbst zu gehen wie ein Zeit. Es schien Uli, als könne er die Jungfrauen nie mehr draußen brauchen als jetzt, und doch ging alles im Gleichen fort daheim. Vreneli rührte sich aber, wie wenn es auf Rädlene ginge; die Hände bewegten sich flink, wenn schon der Mund ging, und wenn auch Mund und Hände im Gang waren, so konnte es noch an einem dritten Orte sehen, was dort ging. Es sah an den Augen ringsum und nicht nur zmittendrin gerade hinaus. Dabei meinte es nicht, um eine rechte Hausmutter zu scheinen, müsse es so recht strub und wüst daherkommen, um dann sagen zu können, wenn man in allem sein müsse, so könne man nicht gsunntiget sein. Vreneli war von den Leuten, die, sie mögen anrühren, was sie wollen, immer ein sauber und nett Aussehen haben, während es hingegen Leute gibt, die, sie mögen anwenden, wie sie wollen, es nie dahin bringen, daß zwischen ihnen und einem Ofenwisch ein merklicher Unterschied ist. Mit Fragen und Werweisen wurde keine Zeit verloren. Es schien, als ob dem Mädchen, sobald es aufstehe, das ganze Tagewerk klar und geordnet, wie eins nach dem andern komme, vor Augen stehe, so daß es nie vergebene Gänge gab, man nie von ihm hörte: Ih ha nit gsinnet, ih han denkt, ih ha nit gmeint. Als Uli draußen und Vreneli drinnen nach ihrem Sinn unumschränkt herrschten, die Arbeiten ineinanderreiseten,[279] einander in die Hände arbeiteten, ging alles so wie gpfiffen, daß Joggeli brummte, es werde ihm ganz wunderlich dabei und es ginge ihm alles ringsum. Er sei froh, wenn seine Alte wieder komme, er frage dem nichts nach, wenn alles so ginge wie ghexet. So könne man sich nie ordentlich besinnen, was und wie man es machen wolle. Das mahne ihn daran, wie wenn man ohne Schleiftrog im Galopp den Stalden ab sprengen wolle oder wie wenn Zwei in den neumodischen Tänzen, denen man Länguus sage, davonfuhren, wie wenn sie Fecken hätten und in die Hölle fahren wollten zsämefüeßlige.
Indessen war die Alte im Gurnigel, wo es dem Elisi ganz besonders wohl gefiel, wenn es ihm schon fast die Füße abfrieren wollte bei dem kalten Sommer und seinen hoffärtigen Schuhen und Strümpfen. Peinvoll war ihm die Reise gewesen. Es hatte sich himmelblau angezogen in Bern, in Riggisberg kam es ihm in Sinn, es wolle sich schwarz anziehen, schwarz scheine viel vornehmer. Die vornehmen Frauen kämen ja auch oft in schwarzseidenen Kleidern. Der Kutscher wollte aber die Koffer nicht abpacken und fluchte es gar jämmerlich an: Das hätte ihm noch kein vernünftiger Mensch zugemutet, daß er in Riggisberg abpacke, und doch hätte er vornehmere Leute geführt, als er heute habe. Kurz er tat es nicht, und ds Elisi plärete bis hinauf, wo auf einmal die Kutsche hielt und es aussteigen sollte, um den steilen Weg hinauf zu Fuß zu gehen. Elisi wollte nicht, wollte auch die Mutter aufweisen: Sie hätten bezahlt, um zu fahren, und nicht um zu laufen, und das sei ein grober Stadtlümmel und dem täte es wohl, sie hinaufzufahren. Aber die Mutter war eine zu verständige Bäurin, als daß sie vom Elisi sich meistern ließ. Ihr Leben lang sei sie nie einen solchen Berg hinaufgefahren, und die Rosse vermöchten sich dessen nichts, daß der Kutscher ein Lümmel sei. Sie stieg aus, drückte aber dem Kutscher ein[280] Trinkgeld in die Hand, daß er ihr Meitschi fahren lasse, es sei ihm übel, und wandelte nun im Schweiße ihres Angesichtes und mit schwerem Atem den Berg auf, oft stillestehend und schwer aufseufzend.
Im Gurnigel war große Freude, als ds Elisi so schön himmelblau zum Vorschein kam. Die Frauen lächelten auf den Stockzähnen und mochten fast nicht warten, bis die Ankömmlinge im Hause waren, um laut zu lachen. Sie mußten aber lange warten, denn da gab es viel auf- und abzupacken. Spazierende Herren lachten ungeniert, und einige mit Schnäuzen traten ganz nahe hinzu, stützten sich mit beiden Händen, wenn nicht die eine den Schnauz drehte, auf ihre Stöcke, hielten sich schön gerade, ließen ihre Äugelein zu Zeiten martialisch zwitzern, beugten ihre steifen Oberleiber einander seitwärts zu und machten unter schallendem Gelächter ihre deutschen, weltschen und holländischen Bemerkungen.
Der Raum dieses Büchleins, das schon viel größer geworden ist, als es es im Sinne hatte, erlaubt es nicht, diese merkwürdige Badefahrt des Näheren zu beschreiben; nur das Notwendigste ist erlaubt aufzuzeichnen. Ds Elisi machte Aufsehen im Gurnigel und war recht glücklich, ja wie im Himmel. Nur zwei Dinge waren ihm nicht recht. Es konnte gar nicht leiden, daß sie am Bürgertisch aßen. Wenn nur eine Schneiderin dagewesen wäre, es hätte sich auf der Stelle städtisch kleiden lassen, hätte die Mutter im Stich gelassen und wäre an den Herrentisch gezogen. Es sagte der Mutter manchmal, es hätte gar keinen Appetit unter den groben Leuten, wo eim niemer serviere, ein jeder nur für sich selbst sehe und esse, wie wenn die Andern nichts bekommen sollten. Zweitens klagte es schwer, daß man des Morgens so früh aufstehen mußte, um das Wasser zu trinken. Die ersten Tage blieb es im Bette. Als die Herren es aber fragten, warum es nicht komme, es sei am Morgen so schön, zum Schwarzbrünnli zu gehen usw., da[281] wollte es diese Zeit versäumen und zwang sich, aufzustehen. Aber es ging genug zu, und die Mutter schwitzte oft mehr als den ersten Tag den Berg auf, bis sie ds Elisi aus dem Bett, auf den Beinen und aus der Stube hatte.
Die ganze männliche Welt gab sich mehr oder weniger mit dem Elisi ab, dessen Bekanntschaft man den ersten Tag beim Tanz gemacht hatte; tanzen war nämlich das, was Elisi wahrscheinlich am besten konnte. So tanzte man nicht ungerne mit ihm und trieb dabei seinen Spaß mit ihm. Zuerst meinten die Herren, es sei eine der sentimentalen Närrinnen, die sich mit Bücherlesen abgeben. Sie fragten nach seiner Lektüre, ob es den Clauren kenne und den Kotzebue und den Cramer, nach dem Lafontaine und dem la Motte Fouqué und Andern, nach Eberhards Pastetik und Stapfers Seufzern der Liebe. Aber sie sahen bald, daß sie auf dem Holzweg seien. Ds Elisi las das ganze Jahr aus nichts; seit es in der Schule das Fragenbuch, im Weltschland die Grammaire aus der Hand gelegt, hatte es vielleicht kein Buch mehr in die Hand genommen, kaum mehr den Kalender, ja es wäre zweifelhaft gewesen, ob es eine Zeile ohne Fehler hätte lesen können. Ds Elisi beschäftigte sich nur mit seinen Kleidern, seiner Person, seinem Essen, seinem Heiraten, sonst mit nichts. In die gelehrten Gespräche trat es also nicht ein und gab sich nicht einmal den Schein, als ob es einen von den genannten Herren kenne, es war von dieser Krankheit unangesteckt. Die Herren waren einen Augenblick in Verlegenheit, als sie mit diesem ausgetretenen Thema nicht Glück machten. Sie schwadronierten hin und her, bis sie endlich merkten, wie wohl das Rühmen bei Elisi angehe. Das trieben sie nun anfangs auf die unverschämteste Weise, daß ihnen die Augen übergingen, Elisi in Wonne schwamm, die nicht dumme Mutter aber manchmal sagte: »Aber Meitschi, wie magst du dich doch mit diesen abgeben? Sie halten dich nur zum Narren,[282] glaub es mir doch, ich weiß auch noch, was Trumpf ist. Wenn mir einmal einer solche Sachen gesagt hätte, wie sie dir sagen, ich hätte ihm einen Klapf gegeben, daß er nicht mehr gewußt, ob er den Kopf noch hätte oder nicht.«
Das Ding nahm aber eine etwas andere Farbe an, als man vernahm, das schwefelgelbe Ding sei Erbin von wenigstens hunderttausend Pfund; man betrachtete es nun mit andern Augen und kriegte eine Art Respekt vor ihm. Hunderttausend Pfund, pardieu, sind keine Kleinigkeit! Wenn die Herren beisammen waren, so war der gleiche Spott da, und jeden Abend ging ein neu Geschichtlein von Elisi herum. Dem hatte es erzählt, wieviel Mänteli es habe und wieviel Gloschli, ein Anderer wußte, woher sie ihr Schmöckwasser hätte kommen lassen, ein Dritter brachte eine Krankheitsgeschichte zum Vorschein, ein Vierter war darübergekommen, das ds Elisi nicht wußte, in welchem Lande es wohne. Wenn aber die Herren alleine waren, jeder für sich, so dachte Mancher an die hunderttausend Pfund, stellte sich vor den Spiegel, drehte den Schnauz, warf sich forsche Blicke zu und dachte: ein schöner Kerl sei er noch, aber es sei Zeit, daß er an Schermen komme, machte sich dann Pläne zu einem Feldzug auf die hunderttausend Pfund. Hier im Gurnigel waren ihm zu viel Leute, bloßgeben mochte er sich nicht, später dann wollte er das Ding näher besehen. Hier wollte er sich unterdessen gut Spiel machen, Anknüpfungspunkte suchen usw. Wenn sie zu Elisi kamen, so suchte nun Keiner es absichtlich lächerlich zu machen, sondern seine eigene Person ins rechte Licht zu stellen, sich angenehm zu machen, redete vom Glück der Bekanntschaft, vom Glück, sie fortzusetzen; wo man die Ehre hätte, es anzutreffen; ob es wohl erlaubt wäre, ihm einmal einen Besuch zu machen; was Vater und Mutter wohl sagen würden, wenn man einmal käme und sie um eine Suppe bitten würde usw. Das Elisi schwamm im Glück.[283]
Hie und da einer wagte sich auch an die Mutter mit seinen Redensarten, erhielt aber gewöhnlich höchstens ein zweisilbig Wort zur Antwort. »Die Alte ist une bête,« sagte er dann, »so was man sagt ein Baurentolgg.« Die Mutter aber sagte: »Wie magst du doch auch Solchen ablosen? Das sind mir doch die dümmsten Menschen, die ich erlebt habe. Solange ich da bin, wissen die mich nichts anderes zu fragen als: ob ich nicht meine, daß es bald schön Wetter gebe, und ob wir schon verheuet hätten. Unser Bub wäre witziger, er wüßte doch noch von etwas anderem zu schwatzen als vom Wetter und vom Heu. Solche Herren meinen doch, man sei so dumm auf dem Lande, daß man von nichts zu reden wisse als vom Wetter und vom Heu, die Löhle!«
Während diese Herren in aller Ruhe ihre Pläne machten, in aller angewohnter Steifheit jeder sich den Weg zu öffnen suchte für die Zukunft, in aller angebornen Selbstgefälligkeit sich dachten, das werde sich schon machen, ohne zu pressieren, verstund es ein Anderer anders.
Es war ein Baumwollenhändler im Gurnigel, und zwar ein grusam vornehmer. Er hatte zwar keinen Schnauz, aber er war mit Gold überhängt, und sein Uhrenbhänk läutete fast wie ein Roßgschäll, konnte tanzen wie dr Tüfel und schwatzen wie eine Elster. Der wußte mit Mutter und Tochter zu schwatzen, daß es ihnen wohlgefiel. Der Mutter wußte er von allen Arten von Baumwollenzeug und Garn zu reden, was gut und nicht gut sei, daß sie den Mund offen vergaß. »Wenn man immer einen Solchen bei sich haben könnte, wenn man etwas kaufen wollte, das wäre kummlich«, sagte sie. Dann sprach er wie nebenbei von seinen Geschäften, wie ein großes Lager er habe, um wieviel Tausende er hier eingekauft, um wieviel Tausende dort, daß der guten Mutter ganz der Verstand stillestund. Wenn der nicht grusam reich sei oder einen Geldscheißer habe, so begreife sie nicht, woher er das Geld[284] nehme, so viel zu kaufen, sagte sie. Sie seien auch reich, aber so viel Geld brächten sie doch nicht so bald zusammen, und zu entlehnen schäme man sich, wenn man es schon bekäme. Mit Elisi schwatzte er von seinen Kleidern und lobte ihm den Stoff und die Farbe, wußte aber, wo man beides noch besser kriege, erbot sich, ihm zu verschreiben, was es wolle. Er garantiere ihm, sagte er, von solcher Qualität, wie er sie zu bekommen wisse, hätte keine Ratsherrenfrau in Bern, und wenn ihm eine schon hundert Louisdor bieten würde, wenn er ihr auch verschaffen wolle, er lachete sie nur aus, was frag er hundert Louisdor nach! Die Jungfer Elise müsse die Einzige sein im Kanton, die solches Zeug trage. Die größte Freude hätte er über die Augen, welche die Töchter in Bern machen werden, wenn sie solches Zeug sehen würden und es nicht bekommen könnten. Dann wußte er mit Elisi vom Weltschland zu schwatzen, kannte alle Orte, wo es gewesen war, auf das Genauste, wußte von dessen Bekannten zu reden, wie wenn er sie erst heute verlassen, so daß ds Elisi sich nicht genug verwundern konnte, daß es ihn dort nie gesehen, nie angetroffen. Es war ihm bei dem Baumwollenhändler weitaus am heimeligsten, er besaß sein vollkommenes Vertrauen, aber die Schnäuze gefielen ihm doch fast noch besser. Sövli schön Herre, sagte es, hätte es syr Lebtig no nie gseh, die gingen so graduf, dr Tüfel chönnt se nit chrümme; es glaub, mi chönnt se am ene Bey graduse ha, es miech kene kes Gleich.
Der Baumwollenhändler war nicht dumm, er merkte das und wußte wohl, daß wenn eine Spekulation einem vor die Füße fällt, man nicht Wochen lang sich besinnen darf, ob man sie aufheben will oder nicht. Als es endlich wieder recht schön Wetter war, lud er Mutter und Tochter ein zu einer Partie nach Blumenstein. Elisi war das gleich recht, die Mutter machte Umstände. Sie ginge nicht ungern einmal nach Blumenstein, sagte sie, aber das gebe große Kosten, nur schon[285] das Fuhrwerk sei unverschämt teuer. Wenn sie eins von ihren sechs Rossen herpfeifen könnte, so wollte sie nicht Nein sagen. Das solle ihr keinen Kummer machen, sagte der Einlader, das sei eine Kleinigkeit, nicht der Rede wert. Es würde ein Affront für ihn sein, wenn sie nur noch ein Wort davon reden würde. Die Freude für ihn sei unendlich größer als die Kosten. Aber sie müsse doch noch einmal davon anfangen, sagte die Mutter, er möge sagen, was er wolle. Sie wolle schon mit ihm fahren, die Kosten werden zwar nicht alles zwingen, allein ihren Teil wolle sie tragen. Wo sie ein junges Meitschi gewesen, da hätte sie Mancher zu Gast gehalten, sie wolle es nicht leugnen, aber jetzt sei sie zu alt dazu, jetzt tue sie es nicht mehr. Mein Baumwollenherr war nicht verlegen. Er lachte: Das werde sich schon machen, sie solle nur kommen. Er wolle für ein Fuhrwerk sorgen, sie sollten nur machen, daß sie um acht Uhr zweg seien. Wenn sie nur zur Tafel dort seien! Die dürften sie nicht versäumen, dort wisse man auch, was Kochen sei. Hier meine man, wenn man etwas in einen Hafen werfe, Wasser darauf schütte, Feuer darunter mache und das zusammen machen lasse, bis die Eßglocke gehe, so sei das gchochet und die Gäste müßten wohl daran leben und doch sei es manchmal ein Fressen, das einem Magenweh machen müsse.
Es war ein recht schöner Sonntag da oben im Lande. Die sonst etwas dunkle Gegend wurde durch die Sonne fröhlich, und ihre Einförmigkeit wurde ihr benommen durch die vielen Fuhrwerke, die vielen Wandelnden, die dem Gurnigel zueilten oder sonst wohin. In leichtem, schönem Fuhrwerk mit schnellem Rosse eilten sie windschnell durch das Tal nieder, funkelnd in köstlichstem Putze. Der Mutter schönster Putz war das strahlende Hemd auf der breiten Brust. Die Tochter dagegen haue andere Dinge aufzuweisen: Gold, Silber, Seide, doch diesmal nicht schwefelgelbe, sondern[286] schwarze, aber keine breite Brust; dafür aber war ihr Mänteli brodiert und bögelte sich einer Brieftasche ähnlich in die Höhe bis fast zum Kinn. Der Herr vorauf strahlte vor Vergnügen, glänzte in neuen Tüchern mit gelben Handschuhen und schwarzen Stiefelchen, hatte Kasimir an den Hosen, ein seidenes Schnupftuch im Sack und fuhr wie einer, der nie ein eigenes Roß in den Händen gehabt. Die Mutter hatte immer die Hand auf dem Schlage, als ob sie sich halten wolle, und machte allemal, wenn sie an einem Fuhrwerk vorbeifuhren, das ängstlichste Gesicht. So sei sie nie gefahren und doch hätten sie gute Rosse im Stall, sagte die Mutter, aber sie möchte es einem Roß nicht zuleid tun. Wenn eim ein Rad abginge, so führe man ja desus, es wüßte kein Mensch wie weit. Und bsonderbar rainab sprenge er, es hätte kei Gattig, sie möchte ihm kein Roß anvertrauen. Ein Roß sei freilich kein Mensch, aber eben deswegen, weil es ein Unvernünftiges sei, so hätten die Menschen den Verstand, daß sie ihm nicht mehr anmuten sollten, als es wohl erleiden möge. Es lachte der Baumwollenhändler gar sehr über die altväterische Sorglichkeit der Mutter für ein Roß, und er wußte eine Menge Heldentaten zu erzählen, die er auf Kosten von Pferden verübt, wie geschwind er hier und dort gefahren und wie er so ein Roß zu morischinieren wisse wie Keiner. Viel von seines Vaters Rossen wußte er auch zu erzählen, von Engeländern und Mecklenburgern. Er dachte, die wüßten nicht, daß sein Vater Baumwollenzeug in einer Drucke im Lande herumgetragen.
Im Fluge waren sie im bekannten Blumenstein, wo auf der Laube die zahlreichen Gäste den Besuchern entgegensahen und sie musterten.
Es geht nun splendid zu in Blumenstein. Der Baumwollenhändler spielt den Herren vortrefflich, regiert und befiehlt, daß die Mutter ganz erstaunt sagt: Dem sehe man es an, daß er nicht zNütigen daheim sei; der könne beim Sacker regieren[287] wie ein General, einmal sie dürfte nicht. Die Kellner kämen ja daher, daß ihrereins sich schämen müßte und froh sei, wenn sie eim ruhig ließen. Bei Tische läßt man es sich wohl sein. Kein Wein ist dem Herrn gut genug, er schimpft über jeden, auch der Neuenburger ist nicht recht, obgleich ds Elisi sagt, er sei viel besser als der des Bruders zu Frevligen, und der sei doch auch gut gewesen. Er weiß ganz vortrefflich zu nötigen, und seine Begleiterinnen trinken ein Glas mehr als üblich, ohne daß sie es merken.
Nach Tische geht das Tanzen an, und Elisi fliegt dahin wie im Himmel. Nun will der Baumwollenhändler auch hinein. Er beginnt sich zärtlich zu machen, er drückt die Hände, ds Elisi drückt wieder. Er macht seine Augen liebetrunken, ds Elisis werden zärtlich; er drückt Elisi an sich, Elisi hilft nach. O wenn er doch sein Lebtag nicht weiter von ihm wäre, sagt er. Ds Elisis sieht ihn an, was noch nachkomme? Er wollte, er hätte es nie gesehen, sagt er. »Ihr seid ein Wüster,« sagt ds Elisi und gibt ihm einen Mupf mit dem Ellbogen. »Ach Gott, was fange ich an, wenn ich fort muß? Ich schieße mir eine Pistole vor den Kopf!« »Herr Yses,« sagt ds Elisi, »das wollte ich nicht tun, etwas Dumms so!« »Wohl, das tue ich,« sagte er, »auf parole d'honneur.« »So laßt mich gehen,« sagt ds Elisi, »ich will nicht dabei und dann noch etwa schuld sein.« »Ach,« flötete der Baumwollenhändler, »wenn ich hoffen dürfte,« und drückte wieder; ds Elisi sah ihn wieder an und drückte auch. »Ach, wenn ich hoffen dürfte,« sagte er und drückte. Da drückte ds Elisi nicht, sondern sagte: »Ach, das isch es Gstürm, ih cha mih nüt druf vrstah!« »Ach,« sagte er, »wenn Ihr Herz redete, Sie würden mich verstehen!« »Öppis Dumms eso han ih üser Lebelang nie ghört. Mi redt mit dem Mul u nit mit dem Herz. We die o no rede wette, wer wett zletscht lose?« »Ach,« seufzt er, »Elise, Sie zerreißen grausam mein Herz!« »Öppis Dumms eso,«[288] sagt ds Elisi. »Nun mag es kosten, was es will, und sollte es das Leben sein,« rief der Baumwollenhändler pathetisch aus, daß die Tanzenden alle auf ihn sahen, »es muß heraus, Sie müssen mich verstehen: Elise, ich liebe Sie, ohne Sie gehe ich dem Teufel zu; wollen Sie mein sein, mich glücklich machen mit Ihrer Hand,« »Hürate?« fragte ds Elisi, wieder zärtlich blickend, »ach ganget mr, Dir weyt mih nume für e Narr ha!« »Ach Gott, nein, es ist mein blutiger Ernst!« rief der Baumwollenhändler. »Ohne Sie lebe ich nicht mehr bis zur Zurzacher Meß!« »Dr syt e Wüeste, grad eso z'cho,« sagte Elisi zärtlich, »und eim so angst z'mache; chönnet dr Eui Sach nit o manierlich säge u daß mes o bigryft?« Das tat nun auch der Baumwollenhändler, und Elisi sagte ihm zu, mit etwas innerlichem Zögern freilich, wenn es an die mit den Schnäuzen dachte, die kein Gleich machen würden, wenn man sie bei einem Bein geradeaus hielte. Indessen dachte es: Hätten sie die Gosche aufgetan und zur rechten Zeit geredet, es geschehe ihnen jetzt gar recht. Es wolle nicht ein Narr sein und jetzt noch länger warten und zuletzt zwischen Stühle und Bänke kommen. Uli blieb weit aus seinem Sinn. Nun war auch der Baumwollenhändler im Himmel, tanzte, wie wenn er über das Stockhorn aus wollte, ließ Champagner kommen und ließ es flott gehen, daß es der Mutter, die sich auch herbeigefunden, angst und bange wurde. Sie begehrte fort und fragte diesen, jenen, was sie schuldig seien, sie wollten fort; und dabei überschlug sie immer, ob sie wohl Geld genug bei sich hätte, das gebe einen Gunten, von dem wollte sie Joggeli nichts sagen. Aber die gute Frau fragte eine lange Stunde umsonst. Immer hieß es: »Plötzlich, plötzlich!« Aber niemand stund ihr weiter Rede. Der helle Schweiß stund ihr endlich aus lauter Angst vor der Stirne. Ds Elisi und der Händler taten auch so dumm miteinander, daß sie sich schämte und sich vornahm: diesmal wolle sie dem Meitschi[289] doch die Sache sagen, es möge dann plären oder nicht, das sei ihr gleich. Was werden doch die Leute sagen, dachte sie, und meinen, was ich für eine Mutter sei, daß mein Meitschi angesichts meiner Augen sich so aufführt!
Endlich nach einer grausamen Stunde hieß es, es sei angespannt, abgeschafft, sie können fort. Jetzt dachte sie: sobald sie einmal im Fuhrwerk sitze, wolle sie ihnen das Kapitel lesen, daß es eine Gattig hätte. Aber kaum hatte sie dem Kellner, der das Türchen zumachte, »Dankeigit, lebit wohl« gesagt, als es davonging in sausendem Galopp und immerzu, immerzu, was sie auch rufen mochte, er solle doch hübschli machen, daß sie endlich sagte, das sei ihr ein Donners Sturm, mit dem fahre sie ihr Lebtag nicht mehr. Wie im Hui waren sie in Riggisberg. Dort ward gehalten trotz allem Protestieren der Mutter, sie hätte nichts nötig, es sei ihr nur, wenn sie da, heim wäre. Auf das Verlangen des Herrn wurden sie in eine aparti Stuben geführt, trotz dem Protestieren der Mutter, die meinte, nicht länger, als man bleiben könne, wäre es ihr wöhler in der Gaststube. Vom besten Wein mußte gebracht werden, wenn schon die Mutter sagte: »Herr Yses, noch immer mehr Kosten!« und: »Wer soll den Wein trinken? Ich mag nicht, und es scheint mir, die Andern hätten auch genug.« Als er gebracht ward, das Stubenmädchen ihn entsiegelt, mit den Händen aufeinander gefragt hatte: »Ihr werdet heute in Blumenstein gewesen sein? Es war gar schön Wetter! Es werden viele Leute dort gewesen sein? Wir haben auch Leute gehabt, daß wir fast nicht zu wehren wußten«, dann mit rascher Wendung nach einigem Räuspern den Abzug genommen hatte, begann der Baumwollenhändler in wohlgesetzter Rede: Sie möchte ihm doch ja seine Aufführung nicht übel nehmen, die Freude hätte ihn übernommen. Er sei reich, habe ein gut Geschäft, es hätte ihm nur eine Frau gefehlt, für glücklich zu sein. Viele hätte er haben können, aber[290] Keine sei ihm recht gewesen. Er habe nicht aufs Geld gesehen und nicht auf die Schönheit, er habe eine nach seinem Herzen gesucht, mit der er glücklich sein könne. Erst in ihrer Jungfer Tochter, der Jungfer Elise, habe er gefunden, was sein Herz verlangt. Vom ersten Augenblick an, wo er sie gesehen, sei es ihm wie angetan gewesen: »Die oder Keine!« habe er bei sich selbst gesagt. Je länger je mehr habe er gefühlt, daß er ohne sie nicht mehr leben könne, und es endlich gewagt, sie auf die heutige Partie einzuladen. Im Gurnigel, unter den vielen Leuten, hätte er es nicht wagen dürfen, seine Erklärung zu machen. Er hätte schier nicht dürfen, hätte sein Herz in beide Hände nehmen müssen und doch erst nach dem Essen und beim Tanzen die Jungfer Elise fragen dürfen: ob sie ihn nicht verschmähe, ob er glücklich oder unglücklich sein solle in Zeit und Ewigkeit? »Und meine liebe, teure Elise hat mich beglückt, hat meine Hand, mein Herz nicht verschmäht. Oh, da habe ich gefühlt, was es heißt, der Himmel tue sich einem auf! Aber ich bin nicht ruhig gewesen, es hat mich geplagt, bis ich auch der guten Mutter meiner teuren Elise meine Absichten eröffnet, bis meine und meiner teuren Elise Bitten zu ihrem Herzen gedrungen, daß sie mich als Sohn annehmen und mit dem Besitz der unvergleichlichen Elise selig machen wolle schon hier auf Erden.«
Der guten Mutter liefen die Tränen die Backen ab während dieser schönen Rede. Sie dachte bei sich, ein solches gutes Herz habe sie noch bei keinem Menschen gesehen. Aber wunderlich müßte doch so ein Herr sein. Sie müsse sagen, wenn ds Elisi schon ihr Meitschi sei, zur Frau wäre es ihr zu wüst und zu hässig; aber in der Stadt sei alles gerade das Gegenteil als auf dem Lande. Da fräßen sie ja auch Schnecken und verachteten Küchleni. Als er endlich geendet hatte und ihre beiden Hände gefaßt hielt (knien tat er nicht von wegen dem Kasimir an den Hosen), war sie in großer Verlegenheit,[291] was sie antworten sollte. He ja, sagte sie endlich, das sei wohl gut und schön, aber er müßte den Vater fragen, der hätte zu befehlen, und was der sagen werde, wisse sie nicht, er sei allbets einist ein wenig wunderlich. Es komme darauf an, in was für einem Laun er sei und wie man es ihm breichen könne. Oh, sagte der Baumwollene, das mache ihm gar keinen Kummer, wenn es ihr recht sei, sie ein gutes Wort für ihn einlegen wolle. Sie solle nur Ja sagen, so sei ihm schon geholfen. »Aber Elise, kommt und helft mir die gute Mutter bitten,« sagte er zu seiner holden Braut, die unterdessen gar emsig Mandeln gegessen und Haselnüsse aufgemacht hatte. Die gute Mutter war nicht unbarmherzig. Sie dachte an Uli und wie auf diese Weise der Lärm ihr erspart würde, daß die Tochter den Knecht heirate. Der reiche Tochtermann mit seinem guten Mundstück gefiel ihr wohl, indessen sagte sie bloß: He, darwider wollte sie nicht sein, wenn ds Elisi nichts darwider habe und kein Anderer mehr ihm im Kopf sei. Aber versprechen könne sie nichts, das müsse der Mann machen, und dann müsse man doch noch etwas genauer wissen woher er sei und was er wohl für Mittel hätte. Sie zweifle nicht daran, daß alles so sei, wie er sage, aber es habe sich schon Mancher für reich ausgegeben und nachher sei man darübergekommen, daß alles lauter Lügenwerk gewesen. Und bsunderbar an solchen Orten, wie der Gurnigel auch eins sei, gebe es gar allerlei Leute, da müsse man wohl luegen, wem man traue. Sie denke immer an das Sprichwort: es gebe gar viel Beeren, allein es seien nicht alle Kirschen. Da war der Baumwollhändler ganz vergnügt und sagte: Oh, wenn es nur das sei, so sei er glücklich und die Jungfer Elise sein. Er wolle sich ausweisen, daß es eine Art hätte. Sie sollte nur keinen Kummer haben, er mache ein Haus, wie es wenige gebe. Er hätte unter den reichsten Fabriktöchtern im Aargau auslesen können und auch im St. Gallerlande. Man hätte ihm manchmal[292] unter den Fuß gegeben, man möchte gerne ein Geschäft der Art mit ihm machen. Aber er hätte sie nicht verstehen wollen. Die Töchter dort seien ihm alle zu bauelig gewesen. Er handle zwar mit Baumwolle, aber das müsse er sagen, die Töchter habe er lieber sydig als bauelig. Die Alte lachte gar herzlich, nahm einen guten Schluck und vergaß fast das Pressieren zum Heimfahren. Es ging nun langsamer das Tal auf, und der Herr schwatzte ganz traulich mit seinen Damen und er, zählte ihnen von seinen Herrlichkeiten, seinen Einrichtungen, Geschäften, Plänen, daß es der Mutter ganz wunderlich im Kopfe ward und es ihr manchmal schien, die Tannen höben die Füße und tanzten Länguus um sie herum. Wenn es nicht so wäre, dachte sie, so würde er es nicht sagen, und alles Mißtrauen schwand. Sie konnte sich nicht sattsam an den Betrachtungen erlaben, wie das doch eine glückliche Badefahrt sei und wie das sich auch hätte treffen müssen, daß ds Elisi so einen hier gefunden, der so reich sei und gerade so gnatürt, daß er ds Elisi absolut haben wolle. In hundert Jahren, meinte sie, hätte das vielleicht sich nie so breicht. Das Zeichen im Kalender wolle sie sich aber merken, in dem sie die Badefahrt angetreten; das müsse ihr ein vornehmes sein es nehme sie doch wunder, was für eines. Während die Alte ihre Betrachtungen machte, schätzelete der Herr mit der Jungen, wie es dieser auch recht war. Die Zeit verrann auf dem langen Weg, sie wußten nicht wie.
Als sie bald heim waren, sagte ds Elisi: Es hülfe aber droben von dem allem, was heute vorgegangen, nichts sagen; es begehrte nicht, daß die Herren es wüßten, es müßte sonst gar viel ausstehen von ihnen. Möglicherweise dachte ds Elisi, wenns dem einen oder andern auch noch einfiele, mit ihm nach Blumenstein zu fahren, so könnte es immer noch machen, was es wolle. Dem Baumwollenhändler war der Vorschlag auch ganz recht, aber aus andern Gründen. Im Gurnigel[293] könnte manches bekannt sein, was ihm nicht lieb war, und der Neid es leicht vor die unrechten Ohren bringen. Die Mutter meinte, das verstehe sich. Das würde ein schöner Lärm daheim absetzen, wenn Joggeli vernähmte, seine Tochter sei Hochzeiterin im Gurnigel, und er wüßte nichts davon. Und so etwas trag der Luft in einem Tag, man wisse es nicht wie weit, bsunderbar wenn es Leute seien, auf die man öppe luege und die nicht zum Pöbel gehörten.
Die Mutter hatte nichts darwider, daß der Baumwollenhändler seine Elise zur guten Nacht noch herzlich küßte und tat, als könne er fast nicht von ihr lassen. Endlich sagte die Mutter, es dünke sie, es sei genug, es sei morgen auch noch ein Tag; es sei hohe Zeit, wenn man etwas schlafen wolle. Aber trotzdem, daß die gute Mutter endlich im Bette war, konnte sie doch nicht schlafen. Vor allem zog sie den Atem tief herauf, wie wenn es ihr geleichtet hätte auf der Brust, ds Elisi darab gefallen wäre. Dann dachte sie, was Joggeli wohl sagen werde, Diesmal werde es ihm doch wohl recht sein, was sie gemacht, da jetzt ds Elisi dem Knecht entronnen sei. Sie konnte aber auch nicht umhin, an Uli zu denken, was der sagen und machen werde? Es ist ihm nicht übel gegangen, dachte sie zuletzt, er wird wohl noch etwas finden, das sich besser für ihn schickt als ds Elisi. Dann dachte sie an den Trossel, ließ alle Bettstücke, alle Ziechen, alle Leintücher, die zu diesem Zwecke gemacht bereit lagen, die Musterung passieren, zählte alle Stücke Tuch, die sie noch ganz hatte, auf und sann und sann, ob sie alle hinreichten, den Trossel so zu vervollständigen, daß er für eine reiche Herrenfrau passe. Und endlich gingen ihr noch alle Strangen Garn, gebauchetes und ungebauchetes, die vorrätig waren, an den Augen vorüber, sonderten sich zu dieser und jener Bestimmung, wanderten zu diesem, jenem Weber, je nachdem es Tischzeug oder Bettzeug oder Hemlituch oder Naselümpen[294] geben sollte. Endlich ob dem Rechnen mit den Webern kam der gute Schlaf und ließ die gute Mutter nicht aus den Armen, bis die Sonne hoch am Himmel stund.
In wenig Tagen lief der Aufenthalt im Gurnigel zu Ende. Der Baumwollenhändler leuchtete wie ein Siegesheld, bei der Mutter wechselten Sorgen mit mütterlicher Freude. Elisi aber war während der ganzen übrigen Zeit in beständigem Werweisen begriffen, ob es es mit diesem oder jenem Schnauz nicht noch besser gemacht und ob es nicht hätte warten sollen, bis sie fort wären, bis Keiner etwas gesagt, um das Jawort zu geben. Indessen tröstete es sich damit daß im gegebenen Fall noch nichts Schriftliches vorhanden sei, so daß es noch immer machen könne, was es wolle. Diese Bedenken ließen es nicht zum reinen Genusse seines Glückes kommen. Am Tage vor ihrer Abreise ward Elisi nicht müde, allen Leuten zu sagen, morgen früh um sechse reisten sie ab, und dann ging es spazieren nach jedem einsamen Winkel hin. Dann schwebte der Baumwollenhändler hinter ihm drein wie eine Bremse hinter einem Pferde und wollte zärtlich tun im Verborgenen. Aber Elisi fand, der Bysluft gehe kalt, und steuerte wieder der Laube zu. Kaum dort, strich es sich zu einer andern Türe aus wiederum spazieren. Horch, was säuselt hinter ihm drein: ists ein Schnauz, in dem der Wind weht? Ach nein, es ist der Baumwollenhändler, der Staub ab dem Ermel bläst und dem Elisi nachschießt wie eine hungrige Fliege einem Suppenteller. Da klagt Elisi über den Wetterluft, der ihm gehe durch Mark und Bein, und segelt wiederum der Laube zu. Endlich am Abend, als niemand mit ihm spazieren gehen wollte, als man nur so in allgemeinen Redensarten, die es kaum verstund, sein Weggehen bedauerte, dachte es, Einer sei besser als Keiner, und es kam zu einem zärtlichen Abschied und näherer Abrede in ihrer Kammer oder Stube, man kann beid Weg sagen.[295]
Endlich hatten sie den Gurnigel im Rücken und die Mutter meinte: Sie wollte, ihr Herz wäre so leicht wie ihr Geldseckel! »Joggeli wird luegen, wenn er sieht, wie er die Auszehrig hat. Doch das macht mir wenig, wenn ihm nur das Andere recht ist. Und was wird Uli sagen? Es macht mir ein rechter Kummer, heimzugehen.« »Mir nicht«, sagte ds Elisi. »Was wird der Vater sagen? Er wird brummen und räsonieren und wird mich machen lassen. Und was frage ich Uli nach? Er ist nume dr Knecht (die Mutter wußte aber nicht, was Elisi und Uli alles verhandelt hatten und wie sie eigentlich zusammen stunden, sondern bloß, daß sie einander süße Augen machten). Er ist e Göhl gsi, daß er gmeint het, er überchömi e Buretochter, we si öppis Bessers wüßti.« Aber Elisis Herz wurde doch schwer. Es kam die Eifersucht und spiegelte ihm nun vor Augen, was sein Baumwollenhändler alles treiben werde, wenn es fort sei. Alle Mägde, alle weiblichen Gäste gingen vor seinen Augen vorüber, und der Gwunder und der Kyb töteten es fast, was er wohl mit allen diesen anfangen und was er ihnen sagen werde. Wenn die Mutter nicht Meister gewesen wäre, es wäre umgekehrt und hätte in irgend einer Verkleidung den Verlobten beargauget.
Sie wisse nicht, sagte die Mutter, wie sie es machen wolle, ob sie es dem Vater gleich sagen oder warten wolle, bis er komme. Sie wollte, es wäre vorbei. Am Kummer der Mutter nahm ds Elisi keinen Teil; es dünkte ihns, es gäbe alles Geld, welches es hätte, wenn es nur wieder im Gurnigel wäre, ja es plärete endlich und sagte: Es stehe es nicht aus, so lang von ihm fort zu sein! Elisi plärete bis zum Bären, wo die Wirtin gar teilnehmend sich bewies mit Hoffmannstropfen und vielen Fragen. Es besserte Elisi nicht, bis die Mutter sagte, sie müsse doch noch etwas in der Stadt herum. Sie sei lange fort gewesen, und wenn sie nicht auch etwas heimkramete, so[296] ginge es übel. Es gruse ihr freilich, sagte sie, sie hätte Geld gebraucht, es sei eine Schande, sie hätte nicht von weitem an so viel gesinnet. Wenn sie etwa mangle, sagte die Wirtin, so solle sie es nur sagen, es stehe ihr zu Diensten, so viel sie wolle; sie wisse wohl, wie das gehen könne. Nein, sagte die Bäurin, sövli bös zweg sei sie doch noch nicht. Sie hätte da noch öppis in einem Säckeli für die Not. Sie hätte freilich gemeint, sie wolle es nicht angreifen. Nun wollte ds Elisi auch mit, es wußte wohl warum. Die Mutter wollte erst nur für die Hauptpersonen etwas kramen. Aber wenn sie für dieses gekramet hatte, so dauerte sie jenes, wenn es nichts bekäme, und hatte sie für dieses etwas, so kam ihr ein Drittes in Sinn, und als sie einmal über die Hälfte aus war, so dünkte es sie, es wäre wüst von ihr, wenn sie nicht für alle etwas hätte. Sie möge die mißvergnügten Gesichter nicht sehen, sagte sie, die seien ihr verflümeret zuwider. Sie mußte das Reservesäckeli zur Hand nehmen, mußte Geld daraus nehmen und zwar viel, denn ds Elisi wollte zuletzt auch noch etwas. Es konnte niemand kramen sehen, wenn es nicht den bessern Teil davon bekam. Aber je mehr die Mutter daraus nahm, desto ringer ging es ihr. Äbe so mähr, dachte sie, e kly meh oder e kly minger, es gang jetz alles i eim zue; es wüß niemer, wie lang es gang, gäb sie wieder vo Hus chömm! Sie hatten fast nicht Platz in ihrem Chaischen, als sie heimfuhren, und mußten so übel sitzen, daß ds Elisi ein über das andere Mal balgete, die Mutter hätte nicht so viel zu kaufen braucht, man könne. Ja gar nicht sein.
Es war ein schöner Abend, als sie heimfuhren. Bei jedem Schritt, den das Roß tat, wohlete es der Mutter. Wenn nur das schießig Züg nicht wäre, sie könnte nicht sagen, wie froh sie wäre, heimzukommen. Solche Betten, wie sie daheim hätten, hätte man doch im Gurnigel nicht, wenn es schon Herrenbetten sein sollten. Wenn sie nicht immer noch den[297] Kittel und das Gloschli auf das Bett getan hätte, sie glaube, sie wäre erfroren und käme nicht lebendig heim.
Sie hatte fast nicht Augen genug, nach allem zu sehen, nach jedem Kabisplätz, jedem Flachsplätz, nach den Kirsch- und Apfelbäumen. Alle Augenblicke sagte sie zu Elisi: »Lueg, die fangen schon an, Flachs zu ziehen; dort sind doch schlechte Bohnen!« Aber Elisi nahm sich nicht die Mühe, aufzusehen, sondern sagte: »Lueg, wie mein himmelblau Tschöpli abgeschossen ist, ich darf es nicht mehr tragen als bloß so daheim herum.« »Es nimmt mich doch wunder,« sagte die Mutter, »ob sie wohl den Kabis beschüttet haben?« Dann mußte der Knecht Antwort geben, und auf das Genaueste wurde er über alles examiniert. Je näher sie nach Hause kam, desto mehr tat sie die Augen auf, zu sehen, wie alles stehe, und alle Augenblicke nahm es sie wunder: ob sie nicht mehr Gras hätten, als dort sei, auch so viel Brand im Korn, auch so schönes Werch. »Lueg, lueg!« sagte sie endlich, »dort sieht man unsern Kirchturm, jetzt sind wir in einer Viertelstunde daheim.« Als sie den ersten bekannten Menschen sah, lachte ihr das Herz im Leibe und sie sagte: »Wenn ich gewußt hätte, daß wir den zuerst antreffen würden, ich hätte ihm auch etwas gekramet. Wenn ich noch einmal so lang fort sollte, was aber, so Gottswill ist, nicht mehr geschehen wird, so kaufe ich etwas, um es dem ersten bekannten Menschen zu geben, der mir beim Heimfahren begegnet.«
Endlich bogen sie ein gegen ihr Gut. Vor Blangen hielt sich die Mutter am Fußsack, und eine Bemerkung nach der andern über jeden Baum und jeden Plätz entrann ihr unwillkürlich, und daß die Spatzen in den Erbsen seien, beschäftigte sie so, daß sie es fast nicht merkte, als sie zum Hause fuhren. Dort kam aus der Küche Vreneli gesprungen, aus dem Futtergang Uli, und am Stecken im Schopf stand Joggeli.[298] Er sah doch seine Mutter gerne wieder kommen, wenn er es schon nicht sagte. Schon lange hatte die Mutter die Hand am Fußsack gehabt, wollte ihn jetzt abheben, allein er steckte sich, Uli mußte ihn emporreißen. »So,« sagte die Mutter, »aber vergiß doch recht nicht, morgen ein Gschüch in die Erbsen zu stellen, die Spatzen machen ihnen sonst viel zu wüst.« Drunten gab sie Vreneli die Hand und sagte freundlich: »Ist alles gut gegangen und hast gut Sorg getragen zu allem?« Dann eilte sie, nachdem sie das Fürtuch glatt gestrichen, dem Joggeli zu, streckte ihm schon von weitem die Hand dar und sagte: »Gottwilche! Wie ist es dir gegangen? Ich bin doch so froh, daß ich wieder daheim bin, so bald bringt mich niemand mehr fort.« Uli hatte Elisi herausgehoben, und das hatte ihm guten Abend gewünscht und gesagt, er solle nicht unerchannt machen beim Auspacken und die Sachen hineinbringen, sie müßten ausgepackt sein von wegen den Rümpfen. Drinnen war das Kaffee schon zweg, und die Mutter konnte nicht genug rühmen, wie das eins sei. Wenn man schon meine, man habe den besten Kaffee, so fehle eim doch die Nidle, und die sei doch die Hauptsache. Es hätte sie manchmal dünkt, sie gäbte die Plättleni alle für ein Tröpfli guten Kaffee. »Gib mir noch ein Kacheli,« sagte sie zu Vreneli, »alle guten Ding sind drei; es dünkt mich ich könne gar nicht aufhören.« Dann rühmte sie auch das Brot und den Käs und erklärte endlich: Es sei doch alles nüt gege daheim. Wenn man schon manchmal auch etwas zu klagen habe, »es ist einem doch endlich immer am wöhlsten daheim.« Sie konnte nicht satt werden, zu erzählen, was sie alles gesehen und wie wohl es ihr jetzt sei.[299]
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Wie Uli der Knecht glücklich wird
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