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In unsern weichen, seid'nen Zeiten
Was soll der Mann in starrem Erz?
Vielleicht, daß sein Vorüberschreiten
Noch heute rührt manch deutsches Herz!
Seht ihn am Schaft des nun zerfetzten
Germanenbanners mannlich stehn!
Wir sahn's als Silberhaar des letzten
Der deutschen Kaiser jüngst verwehn.
Sein Weckruf dröhnt, der ihm die Bahnen,
Ein eherner Johannes, weiht;
Wer wecken wollte, mußt' es ahnen,
Daß zu erstehn es hohe Zeit!
Taugt Winterabende zu kürzen,
Der Jäger Theuerdank auch nicht,
Kann er uns doch die Lehren würzen,
Wie sich's mit wilden Bestien ficht;
[163]
Die Ungethüme sind die alten,
Noch heut' nicht lassend von der Art,
Nur Spiele der Natur entfalten
Sich neu in Schnauzen, Tatzen, Bart.
Mein Jugendlied hat nicht gepriesen
Den Helden, weil's ein Ritter war,
Nur darum war's entflammt für diesen,
Weil er der Letzte jener Schaar.
So rührt gewaltiger im Herzen,
Als weicher, üpp'ger, reicher Mai,
Vorfrühling mich im stürm'schen Märzen,
Wenns Kampfzeit noch, waghaft und frei!
Wenn Halme, die zum Lichte treiben,
Als Speere starren kampfbereit,
Die Blumen Rottenfähnlein bleiben,
Und noch nicht Sybaritenkleid;
Wenn Pfeile noch die Sonnenblicke,
Singvogel als Prophete wirbt
Und, Märtyrer der Frostestücke,
Für schönen Frühlingsglauben stirbt;
Der Strom noch nicht als Müßiggänger
Durch Berg und Wald behaglich streicht,
Nein, mit den Spolien seiner Dränger,
Dem Scholleneis, beladen keucht;
Ach, daß ein Herz von Frühlingswonne
Stets träumt, wenn ihrer es entbehrt!
Getrost! Säumt auch die Weltensonne,
Glüht traulich doch manch Nachbarherd.
[164]
Sei auch von einst'gen Lenzesreichen
Uns noch kein schön'res Pfand zu schaun,
Scheint's doch kein übles Frühlingszeichen,
Daß schon die alten Kater miaun!
Herbstschauer hält mich jetzt beklommen,
Ein dürres Blatt spielt mir vorbei;
Dieß welke Blatt auch soll mir frommen,
Als ob mein Jugendlied es sei.
Nimm es, o Windeshauch, du freier,
Entführ's aus liebem Schwabenland
Weithin zum schönen Lande Steyer,
Dem Freunde dort ein Liebespfand!
Vielleicht bald bring' ich andre Gabe:
Doch wenn ich nichts mehr geben kann,
Fürwahr, daß man mein Grab mir grabe,
Die beste, höchste Zeit ist's dann.
Stuttgart, im Spätherbst 1837.
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Der letzte Ritter
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