Einsam

[149] Den Sieg gewann das tapfre Heer gemeinsam,

Den Schlachtenplan entwarf der Feldherr einsam;

Zum Garbenschnitt wetteifert die Gemeine,

Der Sämann ging saatstreuend ganz alleine;

Den Dichtersang, vererbt von Mund zu Munde,

Gebar der Einsamkeit geweihte Stunde;

Der Leiden Quellen fluthen allerwegen,

Der Heilquell rieselt einsam, abgelegen;

Genuß und Leid des Alltags ist gemeinsam,

Der höchste Stolz, der tiefste Schmerz bleibt einsam.

Quelle:
Anastasius Grün: Gesammelte Werke, Band 1–4, Band 2, Berlin 1907, S. 149.
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