[270] 1.
Greiff-betrachter Wunder-Raht!
wer kan ihn recht ausdenken:
O Gott-allein nur- eigne That!
den ärgsten Feinden schenken /
sein einig Herz-geliebtes Kind:
zu tilgen aller Menschen Sünd;
auch zu erleiden Hohn und Spott /
ja gar den tod;
uns zu erlösen aus der Noht.
2.
Der alle Welt mit seinem Wort
erschaffen und regieret /
der Heiligkeit und Tugend Hort /
gefänglich wird geführet /
ja der der Erden Heil gesucht /
wird von-und auf ihr selbst verflucht /
der allerheiligst Gottes Sohn /
den Himmels Thron
verließ / und litte Schmach und Hohn.
[271]
3.
Den aller Engel Heer umgab' /
auch Cherubin anbeten /
der so mit seiner Allmacht Stab
kond' Israel erretten /
der alles kan / was er nur will:
steht wie ein Lämblein stät und still /
als ihm die böse Rott bekriegt
und falsch an ligt.
Erbschweigend' und besieget siegt.
4.
Der alle König' eingesetzt /
ja der mit Himmels Kronen
von seinem Vatter wird ergetzt /
der Herrscher über Thronen /
wird von den Motten hie verlacht
und von den Thoren ganz veracht.
Der Warheit Mund man glaubet nicht.
Das Urtheil spricht:
die Heiligkeit werd' hingericht!
5.
Die Hand / so auch den Himmel hat
umspannet und getragen /
wird von der Rott (O Frefel That!)
mit Nägeln angeschlagen.[272]
Die Füsse / so die Tugend-Bahn
nur giengen / man auch nagelt an /
diß nicht genug; sein Haupt man stach /
O Schmerz! ach! ach!
mit Dornen / daß das Blut herbrach.
6.
Es hänget an dem Creutzes-Stamm
ganz blutig / voller Striemen /
das unbefleckte Gottes-Lamm:
ach last uns das hoch rühmen!
sein Tod / uns ewiglich belebt.
Sein neigend Haupt / uns all' erhebt.
Des Herzens Blut-Brunn öffnet sich /
im Seiten Stich.
O Herr! wer dankt dir würdiglich?
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Geistliche Sonnette, Lieder und Gedichte
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