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[57] Leo. Die richter. Michael.
1. RICHTER.
Nachdem der große rath des Michaels verbrechen
Bedachtsam überlegt,
MICHAEL.
Nun gott, du wirst es rächen!
Vergönt mir noch ein wort!
1. RICHTER.
Du bist genung gehört.
MICHAEL.
Ach himmel!
1. RICHTER.
wird erkennt: weil er sich offt empört,
Trotz mit verdacht gesteifft, der cron sich widersetzet,
Den fürsten hart geschmäht, die majestät verletzet,[57]
Des käysers tod gesucht, dass er mit fuß und hand
Gefässelt an den pfahl, verbrenn auf offnem sand;
Doch hat der fürst, um ihn der schmach zu überheben,
Dass auf der burg die straff erfolge, nachgegeben.
MICHAEL.
Ach! hab ich mich geförcht vor diesem strengen tod!
4. RICHTER.
Nicht strenger als die schuld!
MICHAEL.
O unverdiente noth!
Ach angewändter dienst! Ach gar zu eitel hoffen!
7. RICHTER.
Die rach hat unverhofft den rechten zweg getroffen.
Eilt! führt das urtheil aus! Stracks diener greifft ihn an!
MICHAEL.
Hilff himmel! Bin ich der, der so vergehen kan?
Wo ist mein hoher ruhm? Ist alle gunst verschwunden?
Kennt mich der fürst nicht mehr? Wird nun kein freund gefunden,
Der vor mich reden darff? Kommt feinde, kommt und schaut!
Wie dieser armen macht, vor welcher euch gegraut,
Wie der, der euer reich mit schrecken hat beweget,
Der furcht in eure fest und seelen hat erreget,
So jämmerlich verfall! Ihr grausen geister rufft,
Rufft fröhlich über mir! Zubrecht die feste grufft,
In die euch sterben schleust! Kommt längst-erblasste helden,
Die diese faust entseelt! Helfft durch gantz Persen melden:
Dass allzuhartes recht, dass hass und toller neid
Den holtzstoß auffgesetzt, auf dem die tapfferkeit
Und tugend, und was wir den grund der throne nennen,
Ein unverzagtes hertz wird mit mir itzt verbrennen!
1. RICHTER.
Nun fort![58]
MICHAEL.
Ach noch ein wort!
2. RICHTER.
Umsonst!
MICHAEL.
Ein wort, mein fürst!
Ein wort!
LEO.
Sag an!
MICHAEL.
Dein knecht, den du vertilgen wirst,
Vorhin dein rechter arm, vorhin der feinde zittern,
Eh ihn des himmels zorn mit schweren ungewittern
So grausam überfiel, sinckt vor dir auf die knie
Und wünscht, nicht dass man ihn dem untergang entzieh;
(Doch ach! wo denck ich hin!) er wünscht, nicht dass man mindre
Der langen marter grimm, dass man die schmertzen lindre;
Er wünscht vor so viel dienst nur eine kurtze zeit.
Man gönn, indem mein grab, die flamme wird bereit,
Dass ich zu guter letzt an meine kinder schreibe
Und lehre, durch papier, wo ich ihr vater bleibe;
Wofern dein hoher zorn nicht wil, dass es gescheh,
Dass ich die süße schaar vor meinem ende seh.
2. RICHTER.
Diß laufft auf auffschub aus und auffschub auf entfliehen.
3. RICHTER.
So ist, er sucht durch frist der pein sich zu entziehen.
MICHAEL.
Zu eng ist ort und zeit zu einer solchen that.
3. RICHTER.
In einem augenblick schafft offt die bosheit rath.
MICHAEL.[59]
Der, den die boßheit schreckt, muss stets in argwohn zagen.
4. RICHTER.
Wer schon verzweiffelt ist, wagt, was er nur kan wagen.
MICHAEL.
Wo liebe die natur in eurem blut erweckt,
Wo wahre vater-treu ie fürst dein hertz entsteckt,
Wofern du glücklich denckst den schönen tag zu schauen,
An welchem du die cron wirst deinem sohne trauen,
So weigre, dem der stirbt, die jüngste bitte nicht!
LEO.
Uns ist nicht unbekandt, was dein gemüthe dicht!
Die straffe wird geschwächt durch aufschub. Weil die rache
Als schlummernd sich verweilt, sucht eine böse sache
Hier vorbitt, anhang dort, und steckt mehr hertzen an,
Als man mit linder güt und schärffe heilen kan.
Dennoch, damit kein mund mit warheit sagen könne,
Als ob man dir aus hass so kurtze frist missgönne,
Werd er auf eine stund in feste kerker bracht!
Gebt unterdessen starck auf thor und schlösser acht!
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Leo Armenius
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