32.
Auff Herr Herings Hochzeit. An die Brautt

[82] Ob zwar die schöne zeit/ der Erden newes leben/

Den Menschen newe lust/ den Bäumen newe zier.

Vnd Früchte wider schenckt/ doch trawrt jhr für vnd für/

Vnd wolt Euch Jungfraw Brautt zu keiner Lust erheben!

Wie daß man euch doch siht in stetten schmertzen schweben:

Wo rührt dis Vbel her? Mich dünckt/ ich mercke schier/

Den vrsprung aller pein; dir/ dir Cupido dir/

Schreibt man die plage zu! Doch kan ich rettung geben/

So sprach Er; vnd warff Pfeil vnd Fackel auß der hand[82]

Vnd wagt sich auff die See der Mutter Vaterland

Als da er (was jhr wündscht/) den Hering hat gefangen.

O mehr denn frembder fall/ Sol diß ein mittel seyn/

Was Seuch vnd Feber bringt! Ja schrie Er/ diß allein

Ist was die Krancke sucht vnd was sie sol empfangen.

Quelle:
Andreas Gryphius: Gesamtausgabe der deutschsprachigen Werke. Band 1, Tübingen 1963, S. 82-83.
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