Abschied

[270] Wenn ich sterbe mit Schmach, wenn an den Frechen nicht

Meine Seele sich rächt, wenn ich hinunter bin,

Von des Genius Feinden

Überwunden, ins feige Grab,


Dann vergiß mich, o dann rette vom Untergang

Meinen Namen auch du, gütiges Herz! nicht mehr,

Dann erröte, die du mir

Hold gewesen, doch eher nicht!


Aber weiß ich es nicht? Wehe! du liebender

Schutzgeist! ferne von dir spielen zerreißend bald

Auf den Saiten des Herzens

Alle Geister des Todes mir.


O so bleiche dich denn, Locke der mutigen

Jugend! heute noch, du, lieber als morgen mir,


... hier, wo am einsamen

Scheidewege der Schmerz mich,

Mich der Tötende niederwirft.

Quelle:
Friedrich Hölderlin: Sämtliche Werke. 6 Bände, Band 1, Stuttgart 1946, S. 270-271.
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