An Landauer

[117] Sei froh! Du hast das gute Los erkoren,

Denn tief und treu ward eine Seele dir;

Der Freunde Freund zu sein, bist du geboren,

Dies zeugen dir am Feste wir.


Und selig, wer im eignen Hause Frieden,

Wie du, und Lieb und Fülle sieht und Ruh;

Manch Leben ist, wie Licht und Nacht, verschieden,

In goldner Mitte wohnest du.


Dir glänzt die Sonn in wohlgebauter Halle,

Am Berge reift die Sonne dir den Wein,

Und immer glücklich führt die Güter alle

Der kluge Gott dir aus und ein.


Und Kind gedeiht, und Mutter um den Gatten,

Und wie den Wald die goldne Wolke krönt,

So seid auch ihr um ihn, geliebte Schatten!

Ihr Seligen, an ihn gewöhnt!


O seid mit ihm! denn Wolk und Winde ziehen

Unruhig öfters über Land und Haus,

Doch ruht das Herz bei allen Lebensmühen

Im heilgen Angedenken aus.


Und sieh! aus Freude sagen wir von Sorgen;

Wie dunkler Wein, erfreut auch ernster Sang;

Das Fest verhallt, und jedes gehet morgen

Auf schmaler Erde seinen Gang.

Quelle:
Friedrich Hölderlin: Sämtliche Werke. 6 Bände, Band 2, Stuttgart 1953, S. 117-118.
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