Peruquenmacher.

[284] Peruquenmacher betriegen 1) Wenn sie die Peruquen mit gespalteten Roß-Haaren verfälschen / und also keine tüchtige Friesur machen. 2) Wenn sie unter die blonde Haare Ziegen-Haare / Englische Wolle / und dergleichen meliren / und die daraus verfertigte Peruquen bey den Unerfahrnen gleichwohl für solche ausgeben, welche aus pur blonden Haaren bestünden. 3) Wenn sie rothes und anderer Coleur seyendes Haar bleichen / und es vor veritables weisses Haar ausgeben und verkauffen / da doch dergleichen gebleichte Haare im Wetter wieder gantz röthlich werden / auch die Friesur, wie das natürliche weisse Haar / nicht halten. 4) Wenn sie die Haare nicht genug backen / und die Friesur nicht starck genug machen / damit solche desto eher wiederum aufgehen sollen. 5) Wenn sie halb von Natur krauses / halb aber friesirtes Haar nehmen / und hernach die daraus verfertigte Peruquen vor naturell ausgeben. 6) Wenn sie die von andern gemachte Peruquen / welche man ihnen zu accommodiren giebt / allzusehr durchkämmen / daß die Friesur bald heraus gehet / und sie sodann neue Arbeit bekommen / andere aber / die solche Peruquen verfertiget / in einen bösen Ruff wegen untüchtiger Arbeit bringen mögen. 7) Wenn sie aus den langen guten und blonden Peruquen die lange Haare /so hinten her / wo es nicht so leicht zu mercken / heraus schneiden. 8) Wenn sie die Peruquen / so sie verkauffen wollen / dergestalt mit Buder überstreuen /daß man die falschen Haare[284] nicht eher erkennen kan /biß vorher der Buder sich heraus getragen hat. 9) Wenn sie unter den Haar-Buder calcinirte Eyerschalen / Kalch / Gips / Kreide / Frauen-Enß / Ammel-Meel und dergleichen mischen / welche Species ingesammt den Haaren so wol als auch dem Haupte schädlich seyn. 10) Wenn sie zu Accommodirung der Peruquen / welche sie sich theuer bezahlen lassen /wohlriechenden Buder zu nehmen versprechen / hernach aber den Haar-Vuder nur durch einen in etwas guten Rauch gleichsam anhauchen / daß es einen lieblichen Geruch / der aber auch bald wieder vergehet /gebe. 11) Wenn sie beym Anfang ihrer Arbeit die Peruquen wohlfeil geben / auch wohl umsonst accommodiren / damit sie nur Kunden bekommen / hernach aber den Werth immer höher steigern. 12) Wenn sie die Haare an ihren Peruquen vor natürlich schwartze ausgeben / da solche doch nur gefärbet sind / und weder die Farbe / noch die Friesur so lang / als die natürliche behalten. 13) Wenn sie die arme Leute /welche ihnen ihre Haare vekauffen / beschwatzen und ihren Haaren allerhand Mängel andichten / nur damit sie solche um ein Spott-Geld bekommen mögen. 14) Wenn sie Leuten nur ein Theil von ihren übrigen Haaren auf dem Haupte abkauffen / hernach aber so bescheren / daß sie gar wenige Haare auf ihren Köpffen sitzen lassen. 15) Wenn sie alte umgesetzte Peruquen vor neue ausgeben / und sich auch davor bezahlen lassen. 16) Wenn sie ihre Waare übertheuren /und eine Peruque / die nicht 3. Gülden werth ist / für 5. 6. und mehr Thlr. verkauffen. 17) Wenn sie / als verdorbene Peruquiers[285] sich an Leute / welche eine Peruque kauffen wollen / addressiren / und unter dem Vorwand / sie wolten sie zu einem rechtschaffenen Peruquenmacher führen / und eine gute Waare einkauffen helffen / wären selbst der Profession, und verstünden / was dabey zu thun sey / solche zu denenjenigen führen / mit welchen sie in guten Verständniß stehen / folglich die Käuffer beym Peruquen-Kauff übertölpeln helffen. 18) Wenn sie / da denen Käuffern eine vorgezeigte Peruque nicht anständig ist / und dieser gern eine andere haben möchte / vorgeben / sie hätten dermahlen keine / wie sie der Herr verlangte /fertig / aber an schönen Haaren fehle es ihnen nicht /wenn man sich acht Tage gedulten wolte / so solte man nach allen seinem Verlangen contentirt werden /hernach aber dennoch die vorige nur ein wenig anders accommodirte Peruque wieder hervor langen / und ihnen noch einmahl so theuer / als zuvor / anhängen. Conf. Anonym. entdeckter Betrug aller Menschen im Handel und Wandel / 3te Eröffnung Cap. 7. p. 260. 19) Wenn sie denen / welche die Haare zu Verfertigung einer Peruquen / oder zu einer Haar-Tour vor das Frauenzimmer selbsten ihnen geben / solche entweder austauschen / oder davon etwas zurück behalten / und gleichwol bejahen / sie hätten die Haare alle zu der angedungenen Arbeit verbrauchet. 20) Wann sie alte Netze auswaschen / und solche vor neue in die Peruque setzen. 21) Wenn sie jemand vornehmes /und der etwan viele Söhne hat / zu Gevatter bitten /um dieses sonderbaren Vertrauens wegen / den Gevatter von seinem vorigen Peruquier abzuziehen.


[286] Mittel: Daß in einer der Peruquenmacher-Zunfft zu ertheilenden Innung auf dergleichen Betrügereyen eine besondere Straffe gesetzet / und darüber durch die vorgesetzte Obrigkeit wohl gehalten werde.

Quelle:
Hoenn, Georg Paul: Betrugs-Lexikon, worinnen die meisten Betrügereyen in allen Staenden nebst denen darwieder guten Theils dienenden Mitteln entdecket von ,-, Dritte Edition, Coburg 1724 [Nachdruck Leipzig 1981], S. 284-287.
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