Stück- und Glocken-Giesser.

[405] Stück- und Glocken-Giesser betriegen 1) Wenn sie bey Umgiessung alter Glocken, welche insgemein vom besten Metall seyn, das gute Metall daran gegen schlimmers austauschen, oder jenes mit diesem verfälschen. 2) Wenn sie mehr Zusatz anrechnen, als zu Umgiessung einer Glocke gekommen, und da hernach das Gewicht nicht eintrifft, vorwenden / es sey beym Umschmeltzen so und so viel abgangen. 3) Wenn sie bey wiederhohlter Umgiessung einer Glocke tüchtige Arbeit zu machen /[405] münd- und schrifftlich versprochen, und doch hernach ihr Wort nicht halten. 4) Wenn sie zu Verfertigung neuer Glocken geringhältigere Metall nehmen, als mit Ihnen vorher accordiret worden. 5) Wenn sie das Metall im Schmeltz-Kessel nicht recht läutern und flüßig machen / sondern nur den Schlacken bey Oeffnung des Zapffens durchlauffen lassen / damit sich desto mehr Unrath mit anhänge, folglich die Glocke desto schwerer wiegen möge. 6) Wenn sie bey Probirung einer Glocke deren übeln Klang und Resonantz bald dieser bald jener Ursache zuschreiben / nur damit sie die Leute / die solche machen lassen, zu Bezahlung derselben bereden mögen. 7) Wann sie den alten Meßing von denen Personen, welche des Werthes unkundig, in allzugeringen Preiß annehmen / und vorgeben / sie könnten dergleichen genug um dieses Geld bekommen. 8) Wann sie diejenigen meßinge Stücke, als Leuchter, Becken u.d.g. welche sie nach dem Gewichte verkauffen solten /denen Unverständigen nach dem Gesicht übertheuer anhängen. 9) Wenn sie eisenschüßiges und schwartzes Kupffer, wie auch / an statt des englischen oder andern Berg-Zinns, so jederzeit pur seyn soll, Prob-Zinn, welches von Zinn-Giesern schon mit Bley versetzt ist / nehmen, und damit Glocken- und Stück-Metall legiren / mithin verursachen / daß hernach das Metall wegen des darinn befindlichen Bleyes keine gute Resonance giebt / mürbe wird / und auch der Zersprengung vielmehr unterworffen ist, folglich auch die Constabler / so solches an Stücken speisen, alle Schüsse in Leib und Lebens Gefahr setzen. 10)[406] Wenn sie vor Giessung einer Glocken heimlich Bley in einem verborgenen Winckel des Ofens einsetzen /nachgehends in Gegenwart derer etwa darbey seyenden Commissarien das gute Metall nachsetzen / und letzlich bey Aufstossung des Zapffens, nachdem das verborgene Bley zerschmoltzen, und mit dem Metall meliret / in den verborgenen Winckeln wieder so viel Metall, als sie Bley zugesetzt haben, unvermerckter Weise zurück behalten. 11) Wenn sie bey Probirung derer Stücke die commandirende Officirs beschencken / daß diese verdorbenes Pulver zur Probe nehmen, und ihr, derer Stück-Giesser, schlechtes Metall verdeckt bleibe / sie aber selbsten / weil sie jederzeit 3. Prob-Schüsse thun müssen / keiner Gefahr unterworffen seyn mögen. 12) Wenn sie bey Bier-Hähnen, Mörseln, Rollen, welche die Fuhrleute denen Pferden anhängen / und dergleichen, das Messing mit Bley versetzen, oder auch zu Bügel- oder Glät-Eisen schlecht Meßing nehmen, und solche allzu dünn arbeiten / daß, da hernach der glühende heisse Stahl darein kommt / es gar leicht durchstossen werden kan.


Mittel: 1) Diejenige welche Glocken andingen / und das Metall darzu schaffen sollen / davon eine von dem Glocken-Giesser bezeichnete Probe zurück behalten /welche nöthigen Falls mit der neuen Glocke bey der Collationirung übereintreffen muß. Hiernechst haben sie schrifftlich mit ihme auf Verschaffung einer wohl und hellklingenden Glocke und deren Gewährung wenigstens auf Jahr und Tag / zu contrahiren / und sich hierüber hinlängliche Bürgschafft leisten zu lassen. 2) Wären die Glocken-Giesser mit einer Innung / worinnen obigen Betrügereyen vor gebeuget / zu versehen und ihnen eine nach[407] den jedesmahligen Meßing oder Metall-Preiß regulirte Taxa / wie hoch sie das Stück- und Glocken-Giesser von dieser oder jener Arbeit verkauffen dürffen / zu setzen.

Quelle:
Hoenn, Georg Paul: Betrugs-Lexikon, worinnen die meisten Betrügereyen in allen Staenden nebst denen darwieder guten Theils dienenden Mitteln entdecket von ,-, Dritte Edition, Coburg 1724 [Nachdruck Leipzig 1981], S. 405-408.
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