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[127] Alcantor allein.
ALCANTOR. Das hab ich mir wohl gedacht, daß mein Sohn Henrietten nicht so leichter Dingen verlassen werde, ohne sie zu sprechen, oder ihr vorhero noch einen Liebesbrief zuzustellen. / Was werd ich wohl wieder zu lesen bekommen. Erbricht den Brief, und list. »Englische Henriette! da ich morgen, wie sie wissen, zum Regimente reisen muß, und mir dadurch alle Gelegenheit benommen wär, sie vielleicht Lebenslang jemals mehr zu sehen, so befiehlt mir meine wahre Zärtlichkeit, sie heute Nacht zu entführen, sorgen sie für Nichts, alle Anstalten hiezu sind unvergleichlich und unfehlbar getroffen. Die lächerliche Furcht ihres Herrn Papa wird zu unsrer Flucht das meiste beytragen; es fehlt zur ganzen Sache nichts, als ihre Einwilligung, an welcher ich keinesweges zweifle, wo sie mich ja so heftig lieben, als sie mich öfters versichert haben. Fassen sie geschwinden Entschluß, und lassen sie mich eilends eine Antwort wissen, bringen sie alles in Ordnung, was zu einer solchen Unternehmung nöthig ist, und vertrauen sie sich dießfals an Niemanden, als an ihre Lisette, die sie als die Liebste meines[127] Dieners mit sich nehmen können. Sobald es anfängt Nacht zu werden, werd ich heimlicher Weise mit dem Hanswurst in ihrem Hause eintreffen; indessen verharre in sehnlichster Erwartung ihres Entschlusses, angebettete Henriette! dero ewiger getreuer Valere. Hauptmann unter dem Generalischen Regimente.« Nu das lautet gut, mein Herr Sohn und sein Diener wollen lebendige Bagage mit sich auf die Reise nehmen / was für ein höllischer Einfall! nun ist es höchste Zeit, diesem Unternehmen Einhalt zu thun, aber ich will es gewiß zu verhindern wissen, denn kämm es zu Stande, so wär mein Sohn einmal, ich aber zehnmal sträflich zu nennen. Ja meinem Hause könnte durch diese Entführung die untilgbariste Schande, und meinem Gewissen ein unvergebliches Laster zugeführet werden Geht ab in sein Haus.