Zweyter Auftritt

[128] Hanswurst und Alcantor beyseite.


HANSWURST einen Brief in der Hand haltend, vor sich. Das ist mir und meinem Herrn ganz unbegreiflich, warum der Friseur mit keiner Antwort auf den Brief zurückkömmt; in einer Stund hat er sie versprochen zu bringen, und nun sind schon mehr als drey vorüber, ohne daß wir etwas wissen. / Gesetzt! er hätt dem Fräulein auch den Brief nicht geben können, oder sie hätt noch nicht Zeit gehabt, zu antworten, sollt es der Kerl nicht wenigstens indessen meinem Herrn berichtet haben? / ich weiß nicht, was ich denken soll? / mein Herr hat den Friseur in Verdacht, / aber ich kann mir fast nicht vorstellen, daß er die Kühnheit haben sollte, meinen Herrn zu betrügen / eine jede Minute ist kostbar, darum hat mein Herr nicht länger gewartet, sondern den nämlichen Brief nochmal abgeschrieben, und itzt soll ich sehen, ihn der Henriette zuzubringen / wie dieß angehen wird, weiß ich würklich noch nicht. / Der Hausmeister ist nicht auf unserer Seite, und will ich zu dem Fräulein, so muß ich durch den Hausmeister durchgehen, anders ist es nicht möglich. Sieht in die Scen. Aber! o ihr vergötterten Götter! / dort kömmt Lisette auf mich zu! / wenn ich mich nicht irre / aber nein! ich irre mich nicht, sie ists / ich kenne sie aus ihrem verliebten Gange / o! dieß ist eine erwünschte Gelegenheit, meinen Brief zu versorgen.


Quelle:
Dichtung aus Österreich. Anthologie in drei Bänden und einem Ergänzungsband, Band 1, Wien und München 1966, S. 128.
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