Hoch- und Wol-Gebohrner Reichs-Grafe /Genädiger Herr.

[199] MARIAMNE, derer Unschuld weder bey dem Eh-Manne / noch den heiligsten Richtern konte Gerechtigkeit finden / suchet numehro selbte bey Euer Hoch-Gräflichen Excellentz. Wol wissend / daß diese Göttin fürnemlich bey Göttlichen Gemütern anzutreffen sey. Welches auch der Unüberwindlichste LEOPOLD (dessen Majestät GOTTES-Furcht und Gerechtigkeit /Witz und Stärcke mit Diamantenen Lorbern krönen /) aller-genädigst verspüret / und deßwegen seinen getreuesten LEOPOLD der blöden Sterbligkeit also vorgesetzet / daß niemand Scheu tragen dürffe / Schatten unter seinen Holdseeligen Gnaden-Flügeln zu suchen. Derowegen erkühnet sich auch meine Mariamne in Euer Hoch-Gräflichen Excellentz Zimmern (wo Pallas und Themis jhren Thron auffgerichtet /) zu erscheinen. Sie erscheinet; Aber in einem Teutschen Kleide /das ist: Jn ungefärbter Demuth. Hoffende / daß / wie vor weniger Zeit Erlauchteste Augen / und unter denen auch Eu. Hoch-Gräflichen Excellentz Hertzliebste Gemahlin sie auff dem Schau-Platze zu unterschiedenen malen genädig angesehen / also auch anjetzo Euer Hoch-Gräfliche Excellentz selbte auff diesem Papiere mit den Strahlen dero Genade beseeligen werden. Sintemal Götter mehr den guten Willen als das Vermögen anschauen. Wird nun diese Unschuldigste Princessin den Hafen jhrer demüthigen Hoffnung erreichen / so wird sie sich keiner Verläumbdung / noch Mord-Beiles ferner zu befürchten / ich aber mich ewig zu rühmen haben


Euer Hoch-Gräflichen Excellentz


gehorsamsten Hallmann.[200]

Quelle:
Johann Christian Hallmann: Sämtliche Werke. Band 1, Berlin und New York 1975, S. 199-201.
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