Eintheilung deß Trauer-Spieles.

[206] Die Erste Abhandlung.


Der Berg Sion bejammert den Untergang deß Königlichen Aßmonæischen Geschlechtes. Salome und Antipater unterreden sich / wie Mariamne nebst jhrer Mutter und gantzem Hause zu vertilgen sey. Pheroras widerräth dieses / stimmt endlich mit jhnen doch überein. Herodes rühmet gegen Hyrcano und Josepho sein merck-würdiges Gelücke / insonderheit aber der Mariamnen unvergleichliche Schönheit. Salome bringt dem Könige fälschlich bey / samb Mariamne in seinem Abwesen durch allzu grosse Gemeinschafft mit Josepho die Ehe gebrochen / welches der ohne diß argwöhnische König glaubet / und Josephum unverhörter Sachen in Kercker werffen lasset. Jm Reyen wird die Königliche Genade von der Frauen-List /Leichtgläubigkeit / Ehr-Sucht / Mißgunst / Argwohn und Eigen Nutz abscheulichst verwandelt.


Die Andere Abhandlung.


Mariamne erzehlet jhren Kindern und Stats-Jungfern einen Traum / und schließt hierauß wenig Gutes. Herodes wil sie trösten und jhr seine innbrünstige Liebe würcklich bezeigen / sie aber kan es nicht glauben /daß er sie recht liebe / weil er vor seiner Abreise nach Rom Josepho anbefohlen / sie / imfall jhn Antonius tödten würde / auch hinzurichten: Worauff der halb-rasende König im Argwohn bestättiget / Josephum Augen-Blicks zu enthaupten befiehlet. Josephus /seine und der Königin Unschuld beklagend / stirbt getrost. Alexandra überredet Hyrcanum bey so verwirrten Sachen in Arabien zu flihen; Welcher Anschlag aber von dem heimlich zuhörenden[206] Pherora und Antipatro dem Könige verrathen wird. Jm Reyen kämpffet das Leben mit dem Tode umb den Sieges-Krantz / welchen die Freyheit dem Tode auffsetzet.


Die Dritte Abhandlung.


Der verhetzte König läst Alexandram und Hyrcanum für sich fodern / welche von Pherora und Antipatro überwiesen / sterben sollen. Mariamne flehet den König umb beyder Begnadigung Fuß-fällig an. Worauff Alexandra zum Gefängnüß / Hyrcanus aber zum Strick verdammet wird. Salome giebt Herodis Mund-Schencken einen Liebes-Tranck / umb solchen dem Könige einzuliefern / mit Bericht / Mariamne habe jhn vergifftet / und trachte hierdurch nach deß Königs Leben. Der Gottsfürchtige Hyrcanus endet sein Leben mit grosser Bescheidenheit. Die Jüdischen Priester begehen im Reyen Hyrcani Sterbens-Tag.


Die Vierdte Abhandlung.


Der Geist deß Königes David verweiset dem schlummernden Herodes sein Blut-dürstiges Gemüte / und verkündiget jhm die unaußbleibliche Rache GOttes. Der erschrockene Herodes läst Mariamnen holen /welche / in dem sie den Beyschlaf verweigett / und mit jhme wegen jhres unschuldig hingerichteten Bruders und Groß-Vaters eifert / vom wüttenden Könige weggestossen und zu entweichen gezwungen wird. Der Mund-Schencke überreichet dem rasenden Herodes den falschen Liebes-Tranck. Salome / Pheroras und Antipater giessen auff diesen Brand frisches Oel /vorgebende / es könne numehro nicht anders seyn /Mariamne müsse wegen jhrer Unfreindlikeit und vorgenommenen Mord-That die eheliche Pflicht getrennet haben; Ja es würde wol ein mehrers auß jhren Verschnittenen zu erforschen seyn. Sohemus und Philo werden deßwegen scharff befraget und gefoltert / so aber auff der Königin Unschuld leben und sterben: Worauff[207] Herodes die Leichen wegzuschleppen / Mariamnen aber gefänglich einzuziehen befihlet. Alexandra und Mariamne den Untergang jhres Hauses sehende / trösten sich Göttlicher Hülffe und jhres guten Gewissens. Jm Reyen der Wald-Nimfen verfluchet der in Blut verwandelte Bach Kidron Herodis unersättliche Grausamkeit.


Die Fünffte Abhandlung.


Herodes hält mit den fürnehmsten Rabbinen über die Mariamne Blut-Rath / und wird schlüssig sie hinzurichten. Die Königin erscheinet vor Gericht / höret jhr Urtheil an und verantwortet sich mit grosser Vernunfft. Arsanes / die zwey unmündige Printzen / Aristobulus IV. und Alexander III. / das Königliche Frauen-Zimmer / ingleichen die Leib-Wache bemühen sich das Leben dieser unschuldigen Königin durch Vorbitte zu erhalten; Aber umsonst! Worauff Mariamne / nachdem sie sich mit jhren Kindern / auch mit allen beweglich gesegnet / den Schnee-weissen Nacken dem Hencker darbittet / und die tugendhaffte Seele auf! dem Richt-Block großmütig außbläset. Arsanes verfluchet der Salome Büberey / und beseufftzet / in Ansehung deß blassen Hauptes / den unverdienten Tod der allerschönsten Printzessin Mariamne. Der vor Reu und Wehmuth fast sterbende Herodes wird von den Geistern Mariamnes / Aristobuli III. Hyrcani und Josephi durch allerhand Vorstellungen1 künfftigen Unglücks erschrecklich geängstiget[208] und gequälet. Jm Reyen wird das in den Ketten der Herodianischen Tyranney schmachtende Palæstina vom Unglauben / Zwietracht / Hunger und Pest durch Weissagungen seines künfftigen Unterganges hefftig angefochten; Vom Geiste aber deß Königes Salomons getröstet / mit Bericht / daß selbtes zwar nach vielen Trübseelikeiten in der Saracenen Hände gerathen /unter dem Glorwürdigsten Scepter aber deß Oesterreichischen Salomons / nemlich deß unüberwindlichsten LEOPOLDI davon werde befreyet werden.[209]

Fußnoten

1 Die Vorstellungen im Innern Schau-Platze sind folgende: 1. Tyridates der Mariamne Tod erfahrend /stirbt plötzlich. 2. Alexandra wird enthauptet. 3. Die Grausamkeit der Pest wird vorgebildet. 4. Herodis zwey Söhne von der Mariamne / nemlich Aristobulus IV. und Alexander III. werden erwürget. 5. Deß Königes Bruder Pheroras wird durch Gifft entseelet. 6. Herodis Sohn Antipater wird im Gefängnüß erdrosselt. 7. Der sterbende Herodes wil sich erstechen / wird aber verhindert. 8. Seine Seele wird in der Hölle von den bösen Geistern gepeiniget.


Quelle:
Johann Christian Hallmann: Sämtliche Werke. Band 1, Berlin und New York 1975, S. 210.
Lizenz:
Kategorien: