Taciturnitas.

Es ist unter der Rosen geredt.

[216] Ich bin ein Ros' von vielen Blaten /

Viel klapperns das bringet Schaden /[216]

Wer viel wil schnattern und schelten /

Der bleib zu Hauß und komme selten.


Etliche haben eine Rose über den Tisch hengen lassen / und wenn die Gäste haben wollen heim gehen /zu ihnen gesagt / daß sie unter der Rosen beysammen gesessen / zu einer erinnerung / daß keiner dem andern etwas solte vor übel halten / oder die beschehene Reden bößlich deuten: multum in amore fides, multum confiantia prodest. Strig.

Die Heyden haben von der Verschwiegenheit selbst viel gehalten / ein Weib das schweigen kan / ist eine Edle Gab Gottes / sagt Sirach. Die Spartaner / füreten den Gebrauch / wenn sie eine Gasterey hielten / und der Gast in die Stub kam / weiseten sie ihm die Thür /nicht wie die Deutschen bißweiln thun / sondern sagten: hâc non egrediatur sermo. Strig.


Qvicqvid agas secreta tuæ ne pande marita,

Unde tibi nasci possint discrimina vitæ.


Barbatie der vornehme Kriegs-Oberste / vertrauete seinem Weib / durch überschicktes Schreiben / wie ihn das Kriegs-Volck so lieb hätt / daß auch wenn Constantinus stürbe / er könte zum Keyserthumb kommen / darüber freuete sich sein Weib / daß sie könte eine Keyserin werden / wusch es auß unter ihren guten Gespielen / und als es vor dem Keyser kam / musten sie alle beyde die Köpff verwegen hergeben / denn der Keyser einen Argwohn schöpffte. Fifo res periit, diffiso salvare man sit. Ammianus Marcellinus.


[217] Nobile vincendi genus est patientia: vincit

Qvi patitur. Si vis vincere disce pati.


Da die Evangelischen Prediger Interims Zeit / aus Augspurg vertrieben wurden / schickte Johann. Friedrich der Churfürst sie / nach deren Prediger einem fragte ihn / wie es ihm ging. Er sagt / Gnädigster Herr / der Keyser hat uns das gantze Römische Reich verboten / da giengen dem Churfürsten die Augen über /wendete sich zu einem Fenster / und sagte bald darauff / hat er euch auch den Himmel verboten; Nein sagte der Prediger / Er sagte der Churfürst / so hatt es keine Noth / seyd getrost / Gott wird wol ein Land finden / daß ihr sein Wort könt Predigen. Sleidanus.


Qvid omnium difficilimum? Resp. Se ipsum nosse.

Qvid omnium facilimum? Resp. alios reprehendere.


Keyser Constantinus / ließ im Anfang seiner Regierung außruffen / welche Christen weren / solten sich innen 3. tagen von seinem Keyserlichen Hof packen /welche es aber mit Arrio halten thäten / solten bleiben etliche blieben beständig / zogen ab etliche / als Mamelucken / billigten aus Hofgunst Arii Lehr; Der Keyser aber / ließ in wenig tagen / die außgewichene wieder fordern / und enturlaubete die Mamelucken /sprach; wie könt ihr mir treulich dienen / weiln ihr euren Gott untreu seyd. Strig. pagina. 794.

Der Hertzog zu Venedig liebte also sehr die Gerechtigkeit /[218] daß er sich auch über seinen Sohn nicht wolt erbitten lassen / in dem er eines Burgers Weib geschändet hätte / sondern er ließ ihn ins Gefängnüß werffen / und darinnen sterben Tr. Geschichten.


Wo der Fürst ist ein blindes Kind /

Hat Räth die weits Gewissen sind /

Da steth das Recht auff Gunst und Gab /

Vnd nimbt an Ehr und Gütern ab.


Quelle:
Hammer, Matthäus: Rosetum Historiarum. Das ist: Historischer Rosengarten [...]. Zwickau 1654, S. 216-219.
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